2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung
In der Kinder- und Jugendarbeit findet derzeit verstärkt eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung und Rolle von digitalen Medien und Systemen für die pädagogische Arbeit statt. Korrespondierend mit den schwammigen Begriffen der ‚digitalen Bildung‘ oder der ‚digitalen Gesellschaft‘ wird hierfür oft der Begriff der digitalen Jugendarbeit herangezogen.
Neben der praktischen Umsetzung werden auch die konzeptionelle Ebene sowie die Rahmenbedingungen der digitalen Jugendarbeit verstärkt diskutiert. In der merz 2022/03 wird diese zunehmende Professionalisierung und strukturelle Verankerung der digitalen Kinder- und Jugendarbeit genauer betrachtet und anhand verschiedener Praxisbeispiele veranschaulicht.
aktuell
Swenja Wütscher: Jugend-Internet-Monitor 2022
Die Chat-Plattform Discord ist vor allem bei den Jüngeren Österreicher*innen sehr beliebt – so ein Ergebnis des Jugend-Internet-Monitor 2022. 53 Prozent der 11- bis 14-Jährigen nutzen Discord. Erstmals erhoben wurde die Online-Spieleplattform Roblox, die zunehmend als Soziales Netzwerk genutzt wird; ebenfalls vor allem von 11- bis 14-Jährigen.
Ansonsten hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert: Die beliebtesten Internetplattformen österreichischer Jugendlicher sind weiter WhatsApp (96 %), YouTube (95 %) und Instagram (81 %). Die Video-App TikTok hat Snapchat eingeholt (beide 70 %).
Bei der regelmäßigen Verwendung ist TikTok unter den Videoportalen sogar an der Spitze: 77 Prozent der Jugendlichen, die TikTok nutzen, geben an, dies täglich zu tun – das sind mehr als beim Zweitplatzierten YouTube (64 % tägliche Nutzung).
Große Unterschiede gibt es weiterhin zwischen den Geschlechtern: TikTok wird von 78 Prozent aller befragten Mädchen und 62 Prozent aller Jungs genutzt. Pinterest von 66 Prozent der Mädchen und 19 Prozent der Jungs. Im Gegensatz dazu stehen die aus dem Gaming-Bereich stammenden Plattformen Twitch (Mädchen 11 %; Jungs 49 %) und Discord (Mädchen 30 %; Jungs 61 %). Ausnahme ist die Spieleplattform Roblox (Mädchen 24 %; Jungs 17 %).
Zwar verwenden nahezu alle befragten Jugendlichen WhatsApp, es werden aber zunehmend auch andere Messenger Dienste genutzt wie Signal (+ 13 %), jetzt gleichauf mit Telegram (25 %). Genutzt werden beide Dienste von allen Altersgruppen gleichermaßen.
Für den Jugend-Internet-Monitor 2022 wurde eine repräsentative Online-Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung durchgeführt. Dazu wurden 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren im Dezember 2021 zu ihrer Nutzung Sozialer Netzwerke befragt.
www.saferinternet.at/services/jugend-internet-monitor
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtKati Struckmeyer: Gegenrede funktioniert – unter Umständen
Gegenrede bzw. Counterspeech kann die Häufigkeit von rassistischer Hassrede reduzieren – zumindest unter bestimmten Voraussetzungen. Forscher*innen der Technischen Hochschule Zürich haben dazu eine Studie auf Twitter durchgeführt. Wer Gegenrede nutzt, muss dazu empathisch argumentieren, also zum Beispiel darauf hinweisen, wie sich Menschen fühlen, die rassistisch oder anders diskriminierend angegriffen werden.
Hassrede, die für die betroffenen Personen weitreichende Folgen haben kann, ist nach wie vor ein prägendes Phänomen in Sozialen Medien. Eine Methode, dagegen vorzugehen, ist die sogenannte Gegenrede, deren Ziel es ist, Hass zu entkräften und zu zeigen, dass er nur geringen Rückhalt in der Gesellschaft hat.
Bisher konnte in Studien nur der Zusammenhang zwischen mehr Gegenrede und dem Rückgang von Hassrede hergestellt werden, die Kausalität blieb aber unbewiesen. Diese Forschungslücke wurde nun gefüllt. Dabei stellte sich in drei Versuchen mit unterschiedlichen Arten der Gegenrede die auf Empathie mit den Opfern beruhende als die erfolgreichste heraus. In den vier Wochen nach dem Versuch verfassten Nutzer*innen, die damit konfrontiert wurden, circa 44 Prozent weniger Hass-Tweets als die der Kontrollgruppe. Außerdem löschten sie ihre vorherigen Hass-Tweets circa acht Prozent häufiger.
Für die Studie wurde das Verhalten von 1350 Twitter Nutzer*innen analysiert.
www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2116310118
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtKati Struckmeyer: Stichwort: doomscrolling
Doomscrolling bezeichnet das exzessive Suchen nach und Konsumieren von negativen Nachrichten im Netz. Das englische Wort doom kann mit Verhängnis oder Unglück übersetzt werden, während es beim Scrollen um die Bewegung auf einer Internetseite oder um das Durchgehen eines Feeds in Sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder TikTok geht. Gerade akute Krisen wie der Beginn der Corona-Pandemie 2020, der Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 oder der Krieg in der Ukraine 2022 verunsichern viele Menschen und lassen sie in Sorge oder in einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Das darauffolgende ständige Suchen nach neuen Nachrichten bzw. Aktualisieren von Feeds und Apps hat mehrere Ursachen: Es gibt Rezipient*innen das Gefühl, auf der Mikroebene etwas zu tun, auch wenn sie auf der Makroebene ohnmächtig sind. Dazu kommt das Bedürfnis, ein gewisses Maß der Kontrolle über die Situation zu erreichen, in diesem Fall mit Informationen. Doch mehr Informationen bringen nicht immer mehr Sicherheit. Außerdem spielt das weit verbreitete Phänomen des Negativity Bias eine Rolle, also der Effekt, dass die meisten Menschen sich von negativen Ereignissen und Emotionen stärker beeinflussen lassen als von positiven. Manche Menschen vernachlässigen darüber ihren Alltag bzw. lassen ihn von schlechten Nachrichten dominieren, was der mentalen Gesundheit schaden kann. Deshalb wird von Psycholog*innen empfohlen, sich in Krisensituationen auch Auszeiten von Nachrichten zu nehmen oder sich ganz auszuklinken, wenn man merkt, dass man zu sehr darunter leidet.
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Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Melzer: Blinde Flecken bei der Digitalisierung
Obwohl die Innovationspotenziale der Digitalisierung längst bekannt sind, schreitet die digitale Transformation in vielen Unternehmen nur langsam voran. Um Antworten auf die Frage zu finden, warum das so ist, hat der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 in Zusammenarbeit mit den Fraunhofer-Instituten für Produktionstechnik (IPA) und Automatisierung (IAO) die Studie ‚Blinde Flecken in der Umsetzung von Industrie 4.0 – identifizieren und verstehen‘ ins Leben gerufen.
In der Untersuchung wird deutlich, dass die unzureichenden Digitalisierungsfortschritte in der unternehmerischen Praxis vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen sind: Erstens entscheiden sich viele Unternehmen bewusst gegen die Digitalisierung, da neuartige digitale Lösungen und Geschäftsmodelle nicht rentabel erscheinen (45 Prozent). Hinzu kommen zweitens interne, unternehmensspezifische Faktoren. Die Ergebnisse beweisen, dass gerade ein fehlender Startimpuls für die Digitalisierung (70 Prozent) ein zentrales Hindernis für die Realisierung des Transformationsvorhabens darstellt. Auch eine mangelnde Digitalisierungsaffinität im Management stellt in der Stichprobe für etwa jedes fünfte Unternehmen ein zentrales Problem dar.
Aber auch Herausforderungen der Branchenwelt, die sich dem Einflussbereich der Unternehmen entziehen, können Hemmnisse sein. Den Untersuchungsergebnissen zufolge lassen sich die digitalen Rückstände auch auf unzureichende externe Rahmenbedingungen (85 Prozent) zurückführen, wie etwa Rechtsunsicherheiten, mangelhafte Förderprogramme oder eine ungenügende Breitbandanbindung.
Die gute Nachricht: Die Expert*innen der Studie haben zahlreiche Handlungsempfehlungen für Politik, Verbände und Unternehmen zusammengetragen. Die Vorschläge reichen von der Etablierung einer Digitalisierungskultur in Unternehmen, einer Neuausrichtung der staatlichen Förderlandschaft bis hin zur Weiterentwicklung von Wirtschaftlichkeitsbewertungsverfahren für digitale Lösungen.
Für die Studie wurden Interviews mit insgesamt 60 Vertreter*innen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden sowie Ansprechpersonen produzierender Unternehmen geführt. Methodische Basis der Expertise ist die ‚Grounded Theory‘. Die Arbeit des Forschungsbeirats wird durch acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften koordiniert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
www.ipa.fraunhofer.de/de/Publikationen
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Autor: Lisa Melzer
Beitrag als PDFEinzelansichtAnna-Clara Pentz: Einblicke in die Arbeit der Medienanstalten
Die Medienanstalten leisten in Deutschland nicht nur Aufsichtsarbeit. Die Arbeit der 14 Landesmedienanstalten erstreckt sich von Forschung über Vermittlung von Medienkompetenz, bis hin zu Aufsicht und Dialog mit der Branche. Im Jahr 2021 standen neben Fragen der Umsetzung von Transparenz bei Medienintermediären auch die Themen Desinformation und Hass und Hetze im Netz im Fokus. Außerdem sollte der neue Medienstaatsvertrag einem Praxistest unterzogen werden. Das jetzt erschienene ‚Jahrbuch der Medienanstalten 21‘ zeichnet ein vielseitiges Bild über deren Arbeit bei der Sicherstellung von Meinungs- und Medienvielfalt in Deutschland.
Das Jahrbuch steigt ein mit den Arbeitsschwerpunkten der Medienanstalten: der Regulierung und Aufsicht von privatem Rundfunk und Telemedien. Eine Übersicht zeigt die von den Medienanstalten 2021 zugelassenen Hörfunk- und TV-Angebote und in einer Grafik wird die Struktur der Medienaufsicht skizziert. Außerdem wird auf die Entwicklung der Rechtsgrundlagen in Deutschland und Europa oder auch das Thema Barrierefreiheit und Inklusion eingegangen. Letzteres wird seit 2013 durch regelmäßige Monitorings überprüft, bei denen der Status quo und die Entwicklungen barrierefreier Angebote im privaten Fernsehen erhoben werden. Die Ergebnisse wurden im vergangenen Jahr erstmals auch in leichter Sprache veröffentlicht. Das Jahrbuch stellt auch die Ergebnisse des zweimal jährlich veröffentlichten Medienvielfaltsmonitors, der Mediengewichtungsstudie oder auch des Vielfaltsberichts vor und gibt damit umfassende Einblicke in die Arbeit der Medienanstalten im vergangenen Jahr.
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Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Instagram-Leitfaden für Eltern und Betreuer*innen von Jugendlichen
Privatsphäre verwalten, Stories mit ‚engen Freunden‘ teilen, Schutz vor unerwünschtem Kontakt: In einem neuen Leitfaden finden Eltern und Pädagog*innen Tipps, Erklärungen und Hilfestellungen für eine sichere Nutzung von Instagram.
Die Plattform steht häufig in der Kritik, da sie unrealistische Schönheitsideale fördern oder auch früh den Kontakt mit Cybergrooming oder Pornografie ermöglichen würde. Gleichzeitig ist Instagram seit Jahren sehr beliebt bei Jugendlichen als Inspirationsquelle, aber auch zur Unterhaltung oder als Kommunikationsdienst. Für Erwachsene wiederum ist es oft schwierig, über neue Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben und einen Einblick in die digitalen Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen zu erhalten, ohne deren Privatsphäre zu verletzen. Hier setzt der neue Leitfaden an: Er enthält Anregungen und Gesprächsleitfäden rund um altersgerechte Mediennutzung sowie einfache Erklärungen zu allen wichtigen Einstellungsmöglichkeiten und Sicherheitsfunktionen auf Instagram. Eltern und Betreuer*innen erhalten wertvolle Unterstützung, um Kinder und Jugendliche zur sicheren Nutzung von Instagram anzuleiten.
Der Leitfaden kann auch von Heranwachsenden (mit Unterstützung) selbst genutzt werden. Screenshots unterstützen die genaue Erläuterung einzelner Schritte. Unter anderem wird so erklärt, wie Heranwachsende Kommentare und Direktnachrichten filtern können.
Entwickelt wurde der 55-seitige Leitfaden von Facebook in Zusammenarbeit mit Expert*innen der EU-Initiativen Saferinternet.at und klicksafe sowie dem Projekt Stop Hate Speech.
https://about.instagram.com/de-de/community/parents
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Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtTilmann P. Gangloff: nachgefragt: Ein Jahr nach der Reform des Jugendschutzgesetzes
Vor einem Jahr ist das Jugendschutzgesetz reformiert worden: Was hat sich seitdem bewährt, wo gibt es noch Handlungsbedarf, und wohin führt der Weg? Tilmann P. Gangloff hat bei mehreren Expert*innen nachgefragt.
Mit dem Jugendmedienschutz verhält es sich ähnlich wie mit dem Klimawandel: Die meisten Eltern halten das Thema für wichtig, aber ihre Eigeninitiative ist überschaubar. Seit dem 1. Mai ist das 2021 reformierte Jugendschutzgesetz ein Jahr in Kraft; als hilfreich hat es sich nur bedingt erwiesen. Das Führungspersonal der Einrichtungen sowohl der Selbstkontrolle wie auch der behördlichen Aufsicht sieht noch einigen Handlungsbedarf.
Selbst hartgesottene Eltern wären vermutlich nicht damit einverstanden, dass sich ihre Kinder Pornografie anschauen. Laut dem von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia (FSM) herausgegebenen Jugendmedienschutzindex sorgen sich 73 Prozent der Befragten um die Sicherheit ihrer Kinder beim Surfen im Netz. Als Gefahren gelten unter anderem der Kontakt zu Fremden, verstörende Gewalt- oder Pornografie Inhalte, Cybermobbing und Datendiebstahl. Das ist die gute Nachricht: Die meisten Eltern machen sich offenkundig Gedanken über das Thema. Die schlechte: Sie ziehen keine Konsequenzen daraus. In dieser Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sieht Joachim von Gottberg, Honorarprofessor für das Fach Medienethik/Medienpädagogik an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (Potsdam) und bis Ende 2018 Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF, Berlin), eins der Hauptprobleme beim Jugendmedienschutz. „Fragt man Eltern, wie gefährdend Medienkonsum für Kinder und Jugendliche sei und ob die Anbieter mehr zu deren Schutz tun sollten, sagen sie mehrheitlich: ‚Auf jeden Fall!’ Fragt man nach, ob die Computer in ihrem Haushalt durch eine Jugendschutzsoftware geschützt seien, stellt sich raus: Die Differenz zwischen der Erwartung an die Anbieter, Schutzprogramme zur Verfügung zu stellen, und der eigenen Initiative, diese Programme dann auch zu installieren und zu nutzen, ist sehr, sehr groß.“
Auch deshalb hält es Gottberg für absurd zu glauben, Jugendmedienschutz würde wie in der analogen Zeit funktionieren, als die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) „einen Film ab 18 freigab und die Kinobesitzer zumindest theoretisch kontrollieren konnten, ob die Besucher auch das entsprechende Alter hatten.“ Der Versuch, dieses System aus den Fünfzigerjahren ins Internetzeitalter zu übertragen, habe eine Regelungswut ohne Effekte auf das Nutzungsverhalten zur Folge. Damit könnte Gottberg dennoch leben, wenn der Aufwand allein von den Anbietern finanziert würde, aber eine Vielzahl von Behörden werde durch öffentliche Gelder finanziert, „und dieses Geld wäre für eine systematische Medienpädagogik in der schulischen und außerschulischen Jugendbildung wahrscheinlich besser investiert.“
Ausbau statt Verschlankung
Anstatt die Zahl oder die Größe der involvierten Institutionen zu verschlanken, ist die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) im Zuge der Reform des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zur Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) ausgebaut worden. Die Bonner BPjM hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass indizierte Bücher, Zeitschriften oder Filme nur noch für Erwachsene zugänglich sind, die BzKJ soll die Einhaltung des neuen JuSchG-Rahmens überwachen. Prompt monierten die Länder, dass es zu Kompetenzüberschneidungen mit der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) kommen werde. Rundfunk und Kultur sind Ländersache, die KJM ist eine gemeinsame Einrichtung der Landesmedienanstalten. Die Chefs der beiden Einrichtungen versichern allerdings, es gebe in dieser Hinsicht „keinerlei Kompetenzunklarheiten“. Dass sich BzKJ-Direktor Sebastian Gutknecht und der KJM-Vorsitzende Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, seit fast zwanzig Jahren kennen, dürfte die Kooperation erheblich erleichtern. Gottberg hält es trotzdem für „rechtlich fragwürdig, wenn eine Bundeszentrale, die faktisch durch die Indizierung in die Medienfreiheit eingreifen kann – indizierte Filme dürfen zum Beispiel nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden – nun selbst auch an die Spitze des medienethischen Diskurses gestellt wird.“
In anderer Hinsicht ist das reformierte JuSchG nach Ansicht von Jugendschützer*innen immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Bisher war Jugendmedienschutz in erster Linie auf Wirkungsaspekte ausgerichtet: sozialethisches Verhaltes, Gewaltwirkung, jugendgefährdende Inhalte wie etwa Anreiz zum Alkohol- oder Drogenkonsum. Das neue JuSchG bezieht aber auch folgende Interaktionsrisiken mit ein: Cybermobbing, Cybergrooming, Hatespeech, Challenges und mehr. Hier sollen die Anbieter Vorsorgemaßnahmen ergreifen, im Fachjargon ‚Safety by Design‘. Solche Ansätze, sagt FSF-Geschäftsführerin Claudia Mikat, „haben den großen Charme, auch all’ jene Haushalte zu erreichen, die sich nicht um den Jugendschutz kümmern.“ Sie versteht daher nicht, warum nicht auf eine Vorinstallation gedrängt werde, zumal mit dem anerkannten Programm JusProg bereits eine Lösung existiere. Eumann spricht dagegen im Zusammenhang mit Jugendmedienschutz von einem „Verantwortungs-Viereck“: die Erziehungsberechtigten, die Gesellschaft, die sich über die Gesetzgebung artikuliere, BzKJ und KJM sowie die Anbieter. Es gehöre zwar „zur Wahrheit, dass nicht alle großen Anbieter ihrer Verantwortung gerecht werden“, aber Eltern seien dafür verantwortlich, „welche Möglichkeiten sie ihren Kindern offerieren. Deshalb befürworten wir Altersverifikationssysteme und Parental-Control-Systeme.“ Der KJM-Vorsitzende räumt allerdings ein, dass sich viele Anbieter „einen schlanken Fuß machen, indem sie die Inhalte in der höchsten Alterseinstufung ab 18 einstufen und voraussetzen, dass auf dem heimischen PC ein Jugendschutzprogramm installiert ist. Das ist tatsächlich viel zu selten der Fall.“ Wenn man beispielsweise bei einer populären Suchmaschine den strafrechtlich relevanten Begriff ‚Tierpornografie‘ eingebe, bekomme man verstörende Ergebnisse: „Die Betreiberin verweist zwar auf die Option ‚Safe Search’, aber die ist nicht so leicht auffindbar. Bei anderen Suchmaschinen erzielen sie keine vergleichbaren Ergebnisse, hier funktioniert der Kinder- und Jugendmedienschutz wesentlich besser.“
Ein Inhalt, mehrere Prüfungen
Ein weiterer Kritikpunkt gilt der mehrfachen Prüfung ein und desselben Medieninhalts, der je nach Vertriebsweg unterschiedlichen Gesetzen und damit auch unterschiedlichen Selbstkontrollen unterliegt. Hier gibt es einen ‚missing link‘ in der Gesetzgebung, weil eine konkrete Vereinbarung zwischen einer Selbstkontrolle im Sinne des JMStV und den Obersten Landesjugendbehörden fehlt. Die FSF, klagt Mikat, versuche bereits geraume Zeit, eine klare Aussage zu bekommen, was genau eigentlich zu tun sei, um eine solche Vereinbarung zu treffen. „Dabei geht es ‚nur’ darum, etwas zu erreichen, was heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte und in anderen Ländern längst selbstverständlich ist: dass eine Freigabe für ein und denselben Inhalt sowohl im Fernsehen als auch auf DVD und Streamingportalen gilt. Bis heute können wir Anbietern keine Freigabe für die ganze Kette an Verwertungsmöglichkeiten zusichern.“
Eine ‚schlankere Lösung‘ sähe so aus, dass zum Beispiel eine Serie nur in der FSF geprüft werde. Die Mitglieder der Prüfausschüsse müssen laut JMStV ohnehin neutrale Personen sein, die sich in besonderer Weise mit dem Jugendschutz befassen. „Die OLJB erhalten darüber hinaus Benennungsrechte für Prüfende und wirken im FSF-Kuratorium mit, das die Prüfungen begleitet und die Prüfgrundsätze fortschreibt. Sie sind auch bereits heute in der KJM beteiligt, die die Prüfungen beaufsichtigt. Die FSF dokumentiert die Prüfentscheidungen, macht transparent, wie sie zustande gekommen sind und stellt die Akte inklusive Link zum Inhalt online zur Verfügung; zur Bestätigung oder auch Ablehnung entweder durch die KJM oder die OLJB.“ Ein solches Verfahren könne innerhalb von ein, zwei Tagen abgeschlossen sein; das sei heutzutage auch notwendig.
Die FSK dient immer noch als Vorbild
Der Gesetzgeber, moniert Mikat, habe es angesichts des völlig neuen Angebots der Streamingdienste jedoch leider verpasst, „Althergebrachtes aufzubrechen und etwas Neues auszuprobieren.“ Die Verfahren aus dem Bereich des Kinofilms und der DVD seien nur bedingt auf die Online-Welt übertragbar: „Die Vorlagepflicht von Trägermedien beispielsweise ist angesichts der Entwicklung des Internets ein deutlicher Anachronismus. Nach wie vor müssen in Deutschland auch harmlose Inhalte, wenn sie auf DVD erscheinen, unter Beteiligung eines staatlichen Vertreters oder einer staatlichen Vertreterin geprüft und freigegeben werden, weil sie sonst nur Erwachsenen zugänglich gemacht werden dürfen.“ Die Vorstellung, man könne und müsse jeden Inhalt im Internet vorab begutachten und mit einer Altersfreigabe versehen, passe nicht in die Zeit. FSK-Geschäftsführer Stefan Linz sieht das ähnlich: „Die größte Schwachstelle des Jugendmedienschutzes in Deutschland ist weiterhin eine an Vertriebswegen orientierte divergente Regulierung in einer konvergenten Medienwelt.“ Immerhin werde mittlerweile allgemein anerkannt, „dass die bestehende divergente Regulierung von Offline- und Online-Medienangeboten in Jugendschutzgesetz und Jugendmedienschutz-Staatsvertrag unzeitgemäß sowie verfassungsrechtlich problematisch ist.“ Eine neue Balance müsse jedoch auch „für die gesetzliche Regulierung von medialen Inhalten unabhängig von Vertriebswegen gefunden werden, denn die Konvergenz der Medien ist längst Realität.“
Eine weitere JuSchG-Vorgabe wartet ebenfalls noch auf eine praxisnahe Realisierung: Das Gesetz schreibt vor, dass neben der Alterskennzeichnung mit Hilfe von Symbolen oder Stichworten, sogenannten Deskriptoren, erläutert wird, warum ein Film oder ein Spiel ab 6, 12, 16 oder 18 Jahren freigegeben sind. In Holland existiert das bereits: Beim niederländischen Freigabemodell Kijkwijzer gibt es neben der Altersfreigabe einprägsame Symbole für Gewalt, Angst, Sex, Sprachgebrauch oder Drogenkonsum. Als entsprechende Sinnbilder dienen zum Beispiel eine Faust, eine Spinne oder eine Spritze. Solche Deskriptoren, merkt Linz an, seien gerade bei der Altersfreigabe ab sechs Jahren eine besondere Herausforderung. Grundsätzlich, versichert der FSK-Geschäftsführer, sei es der Filmwirtschaft ein Anliegen, die Freigaben so transparent wie möglich zu machen. Die FSK veröffentliche seit 2010 Kurzbegründungen für alle Kinofilme in Deutschland. Darin würden auch komplexere Wirkzusammenhänge und Kontextfaktoren berücksichtigt.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Tilmann P. Gangloff
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Niels Brüggen/Eike Rösch: Editorial: Digitale Jugendarbeit. Perspektiven zur Professionalisierung
Sei es mit dem Schlagwort Digitalisierung, der Bezeichnung digitaler Wandel oder dem Terminus der Kultur der Digitalität – in der Kinder- und Jugendarbeit findet derzeit verstärkt eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung und Rolle von digitalen Medien und Systemen für die pädagogische Arbeit statt. Diese Auseinandersetzung wurde verstärkt durch die Erfahrungen mit der Nutzung digitaler Medien während der Kontaktbeschränkungen und des Teil-Lockdowns für die Kinder- und Jugendarbeit aufgrund der Corona-Pandemie. Korrespondierend mit den schwammigen Begriffen der ‚digitalen Bildung‘ oder der ‚digitalen Gesellschaft‘ wird hierfür oft der Begriff der digitalen Jugendarbeit herangezogen.
Neben immer wieder neuen guten Beispielen, wie digitale Medien sinnvoll und zeitgemäß als Werkzeug, Aktivität oder Gegenstand in der Kinder- und Jugendarbeit aufgegriffen werden können, ist dabei auch eine Veränderung auf konzeptioneller Ebene zu beobachten, was genau unter dem Begriff digitaler Kinder- und Jugendarbeit als Aufgabenfeld und Schwerpunktsetzung zu verstehen ist. Zudem wird verstärkt diskutiert, welche Rahmenbedingungen digitale Kinder- und Jugendarbeit braucht, um gelingen zu können. Wir sehen darin eine zunehmende Professionalisierung und strukturelle Verankerung der digitalen Kinder- und Jugendarbeit. Diese steht entsprechend im Fokus dieser Ausgabe.
Wir versuchen im ersten Artikel einen Status Quo zu zeichnen, in dem wir in Theorie und Praxis zusammentragen, was hinsichtlich digitaler Jugendarbeit diskutiert und praktiziert wird. Wir stellen zudem Entwicklungselemente heraus, die auf konzeptioneller wie auch struktureller Ebene auf eine Verstetigung digitaler Kinder- und Jugendarbeit hinweisen.
Im Interview mit Dr. Viktoria Flasche geht es um die post-digitale Lebenswelt von Jugendlichen sowie darum, was die Post-Digitalität für die digitale Jugendarbeit bedeutet.
Anu Pöyskö stellt die Frage: Welchen Stellenwert hat ‚das Digitale‘ in den Praxiskonzepten der Jugendarbeit? Anders als ‚einfach‘ nur in allen Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit auch digitale Elemente zu verankern, stellt sie Erfolgskriterien vor, wie eine konzeptionelle Beschäftigung mit allen Akteur*innen der Kinder- und Jugendarbeit ausgestaltet werden kann. Fundiert sind diese Kriterien mit dem entsprechenden Entwicklungsprozess in der Wiener Jugendarbeit.
Linda Längsfeld beschreibt eine praxisnahe Perspektive auf Barrieren, aber auch Erfolgskriterien von medienpädagogischen Weiterbildungen. Die enthaltenen Einblicke und Tipps zur Entwicklung von Weiterbildungen zur digitalen Jugendarbeit sollen besonders auch den Anbieter*innen dabei helfen, die Hemmnisse auf Seiten der Jugendarbeiter*innen durch bedarfsgerechte Gestaltung der Weiterbildungen abzubauen. Die Erfahrungen zieht sie aus dem Projekt Conceptiopa.
Mareike Schemmerling und Nicole Rauch blicken auf strukturelle Rahmenbedingungen, die digitale Jugendarbeit in Bayern unterstützen und zur Weiterentwicklung beitragen. Sie stellen etablierte Strukturen wie das Netzwerk der Medienfachberatung ebenso wie neue Ansätze aus dem Modellvorhaben Digital Streetwork vor. Mit den Erfahrungen der Medien_Weiter_Bildung werden darüber hinaus weiterführende Erfahrungen im Bereich der Qualifizierung vorgestellt.
Franziska Koschei blickt auf ein weiteres Strukturelement digitaler Kinder- und Jugendarbeit, und zwar die Evaluation. Mit dem Ziel, einen besseren Einblick in die Praxis der digitalen Kinder- und Jugendarbeit zu erlangen, sollte Evaluation auch bei digitalen Formaten immer mitgedacht und integriert werden. Hierzu stellt sie Herausforderungen, aber auch konkrete Tools zur Umsetzung einer Evaluation vor.
Wir wünschen eine anregende Lektüre und hoffen, damit Impulse für die strukturelle Weiterentwicklung der ((post-)digitalen) Kinder- und Jugendarbeit geben zu können.
Dr. Niels Brüggen ist Leiter der Abteilung Forschung am JFF – Institut für Medienpädagogik. Seine Schwerpunkte sind Medienpädagogische Evaluationsforschung, Medienaneignungsforschung (insbesondere in Bezug auf digitale Medien), Mediatisierung von Jugendarbeit, Partizipation mit Medien, Ästhetik und medienpädagogische Ansätze.
Dr. Eike Rösch ist beim Verein Radarstation in Zürich tätig. Er begleitet und unterstützt dort Organisation und Fachpersonen bei der Verortung von Digitalität in der Soziokultur. Zudem erforscht er die sozialraumbezogene Entwicklung von Angeboten von Kinder- und Jugendarbeit unter den Bedingungen der Digitalität.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Niels Brüggen, Eike Rösch
Beitrag als PDFEinzelansichtNiels Brüggen/Eike Rösch: ((Post-)digitale) Jugendarbeit ermöglichen. Aktuelle und zukünftige Perspektiven der ‚digitalen‘ Jugendarbeit
In diesem Beitrag werden der Begriff und die Praxis ‚digitaler Jugendarbeit‘ aus verschiedenen Perspektiven in den Blick genommen. So werden konzeptionelle Überlegungen und Entwicklungen mit verschiedenen Ausprägungen aufgezeigt und gebündelt. Gleichzeitig werden sich verstetigende Aspekte der Praxis digitaler Jugendarbeit herausgearbeitet. Das Bild einer ‚digitalen‘ Kinder- und Jugendarbeit, das noch nicht gänzlich klar ist, sich aber immer deutlicher abzeichnet, wird umrissen. Dabei wird auch thematisiert, wo Lücken, Entwicklungslinien, Probleme und Bedarfe liegen.
Literatur
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Bollig, Christiane/Glück, Michael/Küchler, Tom/Reuting, Matthias/Steuer, Dirk (2010). Mobile Jugendarbeit 2.0. Herausforderungen und Möglichkeiten Mobiler Jugendarbeit im virtuellen Raum des Internet. Gelnhausen, Stuttgart, Chemnitz. www.agjb.de/wp-content/uploads/2019/09/mja_2.0_handlungsempfehlungen.pdf [Zugriff: 10.05.2022].
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Brüggen, Niels/Ertelt, Jürgen (2011). Jugendarbeit ohne social media? Zur Mediatisierung pädagogischer Arbeit. In: merz | medien + erziehung, 55 (3), S. 5–9.
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Stalder, Felix (2016). Kultur der Digitalität. Berlin: Suhrkamp.
Tillmann, Angela/Weßel, André (2021). Offene Kinder- und Jugendarbeit in mediatisierten Alltags- und Lebenswelten. In: Deinet, Ulrich/Sturzenhecker, Benedikt/von Schwanenflügel, Larissa/Schwerthelm, Moritz (Hrsg.), Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS, S. 841–854.
Wunder, Maik (Hrsg.) (2021). Digitalisierung und Soziale Arbeit. Transformationen und Herausforderungen: Julius Klinkhardt.
YouthLink Scotland/Camara Education Limited/Centre for Digital Youth Care/JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis/National Youth Council of Ireland/Verke – The National Digital Youth Work Centre/wienXtra MedienZentrum (2019). Europäische Leitlinien für digitale Jugendarbeit. www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/projekte/digitalisierung_jugendarbeit/DAYW_training_material/Europaeische_Leitlinien_fuer_digitale_Jugendarbeit.pdf [Zugriff: 02.05.2022]
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Niels Brüggen, Eike Rösch
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Viktoria Flasche: Post-digitale Lebenswelten Jugendlicher und Jugendarbeit
Wie werden junge Menschen gemeinsam mit Plattformen kreativ? Und welche Ausschlüsse, Unsichtbarkeiten und Ungleichheiten werden dabei (re)produziert? Zu diesen Fragen zur post-digitalen Lebenswelt von Jugendlichen forscht Dr. Viktoria Flasche als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kultur und Ästhetische Bildung an der Universität Erlangen-Nürnberg. Im Interview geht es darum, was Post-Digitalität für die digitale Jugendarbeit bedeutet.
Literatur
Flasche, Viktoria/Carnap, Anna (2021). Zwischen Optimierung und ludischen Gegenstrategien – Ästhetische Praktiken von Jugendlichen an der Social Media Schnittstelle. In: MedienPädagogik, 42, S. 259–280. DOI: 10.21240/mpaed/42/2021.06.22.X.
Jörissen, Benjamin (2013). ‚Medienbildung‘ in 5 Sätzen. Education & Culture. www.joerissen.name/medienbildung/medienbildung-in-5-satzen [Zugriff: 02.05.2022]Leeker, Martina (2019). Open your Body for Big Data. Video. www.vimeo.com/313524873 [Zugriff: 02.05.2022]
Mediale Pfade. www.medialepfade.org [Zugriff: 02.05.2022]
Stiftung Digitale Spielekultur. www.stiftung-digitale-spielekultur.de/themen [Zugriff: 02.05.2022]
Timm, Susanne/Costa, Jana/Kühn, Claudia/Scheunpflug, Annette (Hrsg.) (2020). Kulturelle Bildung. Theoretische Perspektiven, methodologische Herausforderungen und empirische Befunde. Münster/ New York: Waxmann. DOI: 10.25656/01:21039.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Viktoria Flasche
Beitrag als PDFEinzelansichtAnu Pöyskö: Digitale Jugendarbeit, wie wir sie meinen. Konzeptentwicklung ‚vor Ort‘ am Beispiel von Wien
Welchen Stellenwert hat ‚das Digitale‘ in den Praxiskonzepten der Jugendarbeit? Man kann diese Frage als eine Pflichtübung abhaken und eine Prise Digitales über bestehende Konzepte drüberstreuen. Oder man investiert Zeit in ein Konzept, welches ein von allen Akteur*innen getragenes Verständnis für digitale Jugendarbeit begründet und digitale Aktivitäten und Angebote als integrale Bestandteile des Arbeitsauftrags der Jugendarbeit definiert.
Literatur
Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit (bOJA) (2018). #digitale Jugendarbeit - Offene Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft. Wien. www.boja.at/sites/default/files/wissen/2020-04/bOJA_Explizit_2018.pdf [Zugriff: 21.3.2022]
Bundesweites Netzwerk offene Jugendarbeit (bOJA) (2021). bOJA-Leitfaden: Digitale Jugendarbeit. Wien. www.boja.at/sites/default/files/downloads/2021-02/bOJA-Leitfaden_Digitale_Jugendarbeit_final.pdf [Zugriff: 21.3.2022]
Galvácsy, Imola (2018). Unterwegs im Virtuellen – Jugendarbeit jenseits des physischen Raumes. Unveröffentlichte Masterarbeit. Fachhochschule Campus Wien.
Pöyskö, Anu/Pantucek-Eisenbacher, Christina/Anderle, Michaela (2020). Digitale Kinder- und Jugendarbeit in Wien. Eine Bestandsaufnahme. In: soziales_kapital, 24 (2), S. 349-362. https://soziales-kapital.at/index.php/sozialeskapital/article/view/704/1278 [Zugriff: 21.3.2022]
Stadt Wien – Bildung und Jugend (2021a). Wiener Kinder- und Jugendarbeit. Wien. www.wien.gv.at/freizeit/bildungjugend/pdf/kinder-und-jugendarbeit.pdf [Zugriff: 21.3.2022]
Stadt Wien – Bildung und Jugend (2021b). Wiener Leitlinien für digitale Kinder– und Jugendarbeit. Wien. www.digital.wienbibliothek.at/wbrup/download/pdf/3489378?originalFilename=true [Zugriff: 21.3.2022]
Stadt Wien – Bildung und Jugend (2021c). Teamtool zur Reflexion Digitaler Kinder- und Jugendarbeit. Wien. www.wien.gv.at/freizeit/bildungjugend/jugend/pdf/teamtool.pdf [Zugriff: 21.3.2022]
YouthLink Scotland/Centre for Digital Youth Care/Verke – The National Digital Youth Work Centre/wienXtra Medienzentrum/JFF – Institut für Medienpädagogik/National Youth Council of Ireland/Camara Education Limited (2019). European Guidelines for Digital Youth Work. https://www.digitalyouthwork.eu/guidelines/ [Zugriff: 21.3.2022]
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Anu Pöyskö
Beitrag als PDFEinzelansichtLinda Längsfeld: Entwicklung digitaler Jugendarbeit durch Weiterbildung. Herausforderungen und Tipps am Beispielprojekt ‚Conceptopia‘
Im folgenden Beitrag werden eine praxisnahe Perspektive auf Barrieren, aber auch Erfolgskriterien von medienpädagogischen Weiterbildungen beschrieben. Die enthaltenen Einblicke und Tipps zur Entwicklung von Weiterbildungen zur digitalen Jugendarbeit sollen besonders den Anbieter*innen dabei helfen, die Hemmnisse auf Seiten der Jugendarbeiter*innen durch bedarfsgerechte Gestaltung der Weiterbildungen abzubauen. Die Erkenntnisse leiten sich dabei teils aus praktischen Projekterfahrungen und teils aus der eigenen Projektstudie ab.
Literatur
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (Hrsg.) (2021). Studie zur Analyse der Jugendförderung NRW im Rahmen der Digitalisierung. Köln. www.conceptopia.nrw/wp-content/uploads/2021/07/CONCEPTOPIA-Forschungsbericht-Juni-2021.pdf [Zugriff: 20.04.2022]
Siller, Friederike/Tillmann, Angela/Zorn, Isabel (2020). Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz in der Sozialen Arbeit. In: Kutscher, Nadja/Ley, Thomas/Seelmeyer, Udo/ Siller, Friederike/ Tillmann, Angela/ Zorn, Isabel (Hrsg.), Handbuch Digitalisierung und Soziale Arbeit. Weinheim: Beltz, S. 315-333.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Linda Längsfeld
Beitrag als PDFEinzelansichtMareike Schemmerling/Nicole Rauch: vernetzen, qualifizieren, inspirieren, stärken – Rahmenbedingungen für eine gelingende digitale Jugendarbeit
Die professionelle Implementierung digitaler Medien in die Jugendarbeit kann mit entsprechenden Rahmenbedingungen und durch eine starke Kooperatíonskultur gelingend gestal-tet werden. Der Artikel fokussiert Erfahrungen aus der bayerischen Bildungslandschaft. Es werden etablierte Strukturen wie das Netzwerk der Medienfachberatung ebenso beleuchtet wie neue Ansätze aus dem Modellvorhaben Digital Streetwork. Mit den Erfahrungen der Medien_Weiter_Bildung werden darüber hinaus gezielt Akzente im Bereich der Qualifizierung gesetzt.
Literatur
Tausche, Sandrine/Brüggen, Niels (2022). Soziales Lernen in Online- und Blended Learning-Angeboten in der Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte: Eine praxisorientierte Expertise. München.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Mareike Schemmerling, Nicole Rauch
Beitrag als PDFEinzelansichtFranziska Koschei: Evaluation digitaler Jugendarbeit. Chancen, Herausforderungen, Praktische Beispiele
Im Beitrag wird skizziert, welche Potenziale im Evaluieren von Angeboten digitaler Jugendarbeit liegen sowie welche Hürden einer Evaluation entgegenstehen. Ergänzend werden praktische Evaluation-Tools und -Methoden vorgestellt, mit denen den erläuterten Herausforderungen insbesondere in Settings digitaler Jugendarbeit begegnet werden kann¹.
¹Wichtiger Bezugspunkt des Texts ist die britische Studie ‚Social impact evaluations of digital youth work: tensions between vision and reality‘ (Pawluczuk et al. 2018), in der Grenzen von Evaluationsmethoden sowie entsprechende Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden.Literatur
Pawluczuk, Alicja/Smith, Colin/Webster, Gemma/Hall, Hazel (2018). Social impact evaluations of digital youth work: tensions between vision and reality. Paper accepted for presentation at Transmedia Literacy International Conference. Barcelona. www.napier.ac.uk/~/media/worktribe/output-1037738/social-impact-evaluations-of-digital-youth-work.pdf [Zugriff: 22.04.22]Scriven, Michael (1972). Die Methodologie der Evaluation. In: Evaluation. Beschreibung und Bewertung von Unterricht, Curricula und Schulversuchen. Texte. München: Piper, S. 60–91.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Franziska Koschei
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spektrum
Arne Gerke/Claas Wegner: Digitale Revolution im Unterricht?! Eine Studie zur Erhebung der Medienkompetenz angehender Lehrkräfte
Für diesen Beitrag wurde eine quantitative Fragebogenstudie mit Lehramtsstudierenden der Universität Bielefeld durchgeführt. Auf Grundlage des ‚Rahmenmodells der Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt‘ (DCB 2017) wurde der Forschungsfrage nachgegangen, inwiefern Studierende im Studium grundlegende Kompetenzen in Bezug auf den Umgang mit digitalen Medien und den Einsatz dieser Technologien in naturwissenschaftlichen Kontexten erwerben.
Literatur
Breiter, Andreas/Welling, Stefan/Stolpmann, Björn-Eric (2010). Medienkompetenz in der Schule. Integration von Medien in den weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Berlin: VISTAS Verlag GmbH.
BMBF-Internetredaktion (2019). Achtklässlerinnen und Achtklässler auf gleichbleibendem Niveau bei den digitalen Kompetenzen - BMBF. https://www.bmbf.de/de/achtklaesslerinnen-und-achtklaessler-auf-gleichbleibendem-niveau-bei-den-digitalen-10048.html [nicht mehr verfügbar]
DCB (Forschungsgruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern): Schultz-Pernice, Florian/ von Kotzebue, Lena/Franke, Ulrike/Ascherl, Carina/Hirner, Carola/Neuhaus, Birgit J./Ballis, Anja/Hauck-Thum, Uta/Aufleger, Monika/Romeike, Ralf/Frederking, Volker/Krommer, Axel/Haider, Michael/Schworm, Silke/Kuhbandner, Christof/Fischer, Frank (2017). Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt. In: Merz | Medien + Erziehung: Zeitschrift für Medienpädagogik, 61 (4), S. 65–74.
Diethelm, Ira (2020). Digitalisierung geht nicht wieder weg - Lehrkräfte müssen raus aus der Komfortzone. Gesellschaft für Informatik e.V. https://gi.de/themen/beitrag/digitalisierung-geht-nicht-wieder-weg-lehrkraefte-muessen-raus-aus-der-komfortzone [Zugriff: 22.04.2022]
Eickelmann, Birgit (2018). Schulen und Lehrerbildung in der digitalen Welt – Thesen zwischen Hype und Zukunftsfähigkeit. In: Zeitschrift für Bildungsverwaltung, 39 (2), S. 63–72.
Eickelmann, Birgit/Drossel, Kerstin (2020). Lehrer* innenbildung und Digitalisierung –Konzepte und Entwicklungsperspektiven. In: van Ackeren, Isabell/Bremer, Helmut/Kessl, Fabian/Koller, Hans Christoph/Pfaff, Nicolle/Rotter, Caroline/Klein, Dominique/Salaschek, Ulrich (Hrsg.), Bewegungen. Beiträge zum 26. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich, S. 349-362.
Endberg, Manuela/Lorenz, Ramona (2016). Selbsteinschätzung medienbezogener Kompetenzen von Lehrkräften in Deutschland und im Bundesvergleich. In: Bos, Wilfried/ Lorenz, Ramona/Endberg, Manuela/Eickelmann, Birgit/Kammerl, Rudolf/Welling, Stefan (Hrsg.), Schule digital – der Länderindikator 2016. Kompetenzen von Lehrpersonen der Sekundarstufe I im Umgang mit digitalen Medien im Bundesländervergleich. Münster, New York: Waxmann, S. 80-205.
Engels, Barbara (2020). Corona: Stresstest für die Digitalisierung in Deutschland. Institut der deutschen Wirtschaft (IW). https://www.econstor.eu/handle/10419/215503 [Zugriff: 22.04.2022]
Feketitsch, Denise (2013). Eikes Baumschule. Entwicklung und Evaluation einer Online-Bestimmungshilfe für Kinder. Dissertation. Pädagogische Hochschule Karlsruhe.
Gesellschaft für Informatik e.V. (2020). Arbeitspapier – Digitale Bildung nach Corona. https://gi.de/fileadmin/GI/Allgemein/PDF/Arbeitspapier_Digitale_Bildung-Corona-2020-06-22.pdf [Zugriff: 22.04.2022]
Gropengießer, Harald/Harms, Ute/Kattmann, Ulrich (Hrsg.) (2013). Fachdidaktik Biologie. Hallbergmoos: Aulis.
Godau, Marc/Fiedler, Daniel (2018). Erfassung des Professionswissens von Musiklehrkräften. Validierung einer deutschen Übersetzung eines Selbstauskunftsfragebogens zur Erfassung des Musical Technological Pedagogical And Content Knowledge (MTPACK). In: Clausen, Bernd/Dreßler, Susanne (Hrsg.), Soziale Aspekte des Musiklernens. Münster, New York: Waxmann, S. 185-20.
Herzig, Bardo (2007). Medienpädagogik als Element professioneller Lehrerausbildung. In: Sesink, Werner/Kerres, Michael/Moser, Heinz (Hrsg.), Medienpädagogik – Standortbestimmung einer erziehungswissenschaftlichen Disziplin. Jahrbuch Medien-Pädagogik, Band 6. Wiesbaden: Springer VS, S. 283–297. DOI: 10.1007/978-3-531-90544-0_14.
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Schmid, Ulrich/Goertz, Lutz/Radomski, Sabine/Thom, Sabrina/Behrens, Julia (2017). Monitor Digitale Bildung: Die Hochschulen im digitalen Zeitalter. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. DOI: 10.11586/2017014.
Schwanewedel, Julia/Ostermann, Anje/Weigand, Hans-Georg (2017). Medien Sind Gut! Gut für was? In: Ropohl, Mathias/Lindmeier, Anke/Härtig, Hendrik/Kampschulte, Lorenz/Mühling, Andreas/Schwanewedel, Julia (Hrsg.), Medieneinsatz im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Fachübergreifende Perspektiven auf zentrale Fragestellungen. Hamburg: Joachim Herz Stiftung, S. 14-38.
Senkbeil, Martin/Ihme, Jan Marten/Schöber, Christian (2020). Empirische Arbeit: Schulische Medienkompetenzförderung in einer digitalen Welt: Über welche digitalen Kompetenzen verfügen angehende Lehrkräfte? In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, 68 (1), S. 4–22. DOI: 10.2378/peu2020.art12d.
Stumpf, Sarah (2018). Digitale Kompetenzen im Lehramtsstudium: Entwicklung eines Frameworks für angehende Lehrkräfte. In: E-Learning Symposium 2018, S. 69–71. DOI: 10.25932/publishup-42196.
Vogelsang, Christoph/Finger, Alexander/Laumann, Daniel/Thyssen, Cristoph (2019). Vorerfahrungen, Einstellungen und motivationale Orientierungen als mögliche Einflussfaktoren auf den Einsatz digitaler Werkzeuge im naturwissenschaftlichen Unterricht. In: Zeitschrift Für Didaktik Der Naturwissenschaften, 25 (1), S. 115–129. DOI: 10.1007/s40573-019-00095-6.
Von Kotzebue, Lena/Franke, Ulrike/Schultz-Pernice, Florian/Aufleger, Monika/Neuhaus, Birgit J./Fischer, Frank (2020). Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt: Veranschaulichung des Rahmenmodells am Beispiel einer Unterrichtseinheit aus der Biologie. In: Zeitschrift für Didaktik der Biologie (ZDB) - Biologie Lehren und Lernen, 24, S. 29–47. DOI: 10.4119/zdb-1735.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Arne Gerke, Claas Wegner
Beitrag als PDFEinzelansichtTheresa Lienau/Elena Frense: Elternzusammenarbeit zu Medienerziehung neu denken. Einblicke in die Methode des Praxiserkundungsprojekts
Im Beitrag wird die Methode des ‚Praxiserkundungsprojekts‘ dargestellt, die es ermöglicht, neue Formate der Kommunikation und des Austauschs zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern zum Thema Medien zu erproben. Das vom Goethe-Institut stammende Konzept wird bereits erfolgreich in der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften eingesetzt und wurde im Rahmen des Projekts ‚Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie‘ (Stiftung Digitale Chancen/Stiftung Ravensburger Verlag) erstmals auf den frühpädagogischen Bereich übertragen. Des Weiteren werden Erkenntnisse präsentiert, die in den Projektkitas durch die Anwendung dieser Methode gewonnen wurden.
Ein ausführlicherer Artikel mit einer Übersicht über die verschiedenen Evaluationsinstrumente steht zum Download bereit.
Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.Zitierhinweis:
Lienau, Theresa/Frense, Elena (2022). Elternzusammenarbeit zu Medienerziehung neu denken. Einblicke in die Methode des Praxiserkundungsprojekts. In: merz | medien + erziehung. www.merz-zeitschrift.de/fileadmin/user_upload/merz/PDFs/elternzusammenarbeit-zu-medienerziehung-neu-denken.pdf
Literatur
Cohen, Franziska/Oppermann, Elisa/Anders, Yvonne (2021). (Digitale) Elternzusammenarbeit in Kindertageseinrichtungen während der Corona-Pandemie. Digitalisierungsschub oder verpasste Chance? In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 24, S. 313–338.
Friedrichs-Liesenkötter, Henrike (2019). ‚Wo Medienbildung draufsteht, steckt nicht unbedingt Medienbildung drin‘ – Eine Dokumentenanalyse von Bildungsplänen und Curricula in Ausbildung und Studium zur frühkindlichen Medienbildung und -erziehung. In: Medienimpulse, 57 (1), S. 1–47. DOI: 10.21243/mi-01-19-07.
Kutscher, Nadia/ Bischof, Jacqueline (2020). Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts „Medienbildung in der Kita“. Abschlussbericht. Köln: Universität zu Köln.
Legutke, Michael (2012). 10 Schritte zum Praxiserkundungsprojekt (PEP). www.goethe.de/resources/files/pdf22/dll_10SchrittezumPEP.pdf [Zugriff: 25.03.2022]
Legutke, Michael/Rotberg, Sabine (2018). Deutsch Lehren Lernen (DLL) – das weltweite Fort- und Weiterbildungsangebot des Goethe-Instituts. Learning to Teach German – the Goethe Institute’s worldwide offer for in-service teacher education. In: Info DaF, 45 (5), S. 605–634. DOI: 10.1515/ infodaf-2018-0082.
Lienau, Theresa/Frense, Elena (2022). Vom Reizthema zum Qualitätsmerkmal – Die Coronapandemie als Gamechanger frühkindlicher Medienerziehung? Eine Analyse neuer Potenziale der pandemiebedingten Digitalisierungsprozesse in Kindertageseinrichtungen. In: MedienPädagogik Themenheft 46, S. 93–125. DOI: 10.21240/mpaed/46/2022.01.16.X.
Lienau, Theresa/van Roessel, Lies (2019a). Zur Verankerung von Medienerziehung in den Bildungsplänen für Kindertageseinrichtungen. In: MedienPädagogik (Dezember), S. 126–155. DOI: 10.21240/mpaed/00/2019.12.01.X.
Lienau, Theresa/van Roessel, Lies (2019b). Grünbuch: Förderliche und hinderliche Faktoren für eine gelingende Medienerziehung in frühkindlichen Bildungseinrichtungen unter Einbeziehung der Eltern und Familien. Zwischenbericht des Forschungs- und Praxisprojekts Medienerziehung im Dialog von Kita und Familie. Berlin: Stiftung Digitale Chancen.
Mohr, Imke/Schart, Michael (2016). Praxiserkundungsprojekte und ihre Wirksamkeit in der Lehrerfort- und Weiterbildung. In: Legutke, Michael/Schart, Michael (Hrsg.), Fremdsprachendidaktische Professionsforschung: Brennpunkt Lehrerbildung. Tübingen: Narr Francke Attempto, S. 291–322.
Reichert-Garschhammer, Eva (2019). Kompetenzrahmen zur digitalen Bildung an Kindertageseinrichtungen. Vorlage für die Didacta 2019 in Stuttgart. München: Staatsinstitut für Frühpädagogik.
Schubert, Gisela/Eggert, Susanne/Lohr, Anne/Oberlinner, Andreas/Jochim, Valerie/Brüggen, Niels (2018). Digitale Medien in Kindertageseinrichtungen: Medienerzieherisches Handeln und Erziehungspartnerschaft. Perspektiven des pädagogischen Personals. Zweiter Bericht der Teilstudie Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Kindertageseinrichtungen. München: JFF – Institut für Medienpädagogik. DOI: 10.25656/01:16084.
Theunert, Helga/Demmler, Kathrin (2007). (Interaktive) Medien im Leben Null- bis Sechsjähriger – Realitäten und Handlungsnotwendigkeiten. In: Herzig, Bodo/ Grafe, Silke (Hrsg.), Digitale Medien in der Schule. Standortbestimmung und Handlungsempfehlungen für die Zukunft. Studie zur Nutzung digitaler Medien in allgemein bildendenden Schulen in Deutschland. Bonn: Deutsche Telekom, S. 137–145.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Elena Frense, Theresa Lienau
Beitrag als PDFVolker Lilienthal: Journalismus macht Schule – Ein Modell für mehr Medienkompetenz? Ergebnisse einer Begleitforschung bei Schüler*innen, Lehrer*innen und Journalist*innen
Dass Journalist*innen vor Schulklassen von ihrer Arbeit berichten, ist ein relativ neues Phänomen. In theoretischer Perspektive geht hier das mediale Subsystem unserer Gesellschaft eine kommunikative Beziehung mit einem benachbarten Subsystem, dem Bereich der schulischen Bildung, ein. Das gemeinsame Ziel lautet: Förderung von Medienkompetenz. Ein Team der Universität Hamburg hat diese Interaktion erstmals empirisch untersucht. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte, aber auch Verbesserungsbedarf.
Literatur
Baacke, Dieter (1996). Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: Rein, Antje von (Hrsg.), Medienkompetenz als Schlüsselbegriff. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 112–124.
Balceris, Michael (2011). Medien- und Informationskompetenz: Modellierung und Messung von Medienkompetenz bei Schülern. Dissertation. Universität Paderborn.
Beiler, Markus/Krüger, Uwe/Pfeiffer, Juliane (2020). Journalismusausbildung breiter denken! Journalismuskompetenz in Zeiten von Digitalisierung und Vertrauenserosion. In: Köhler, Tanja (Hrsg.), Fake News, Framing, Fact-Checking: Nachrichten im digitalen Zeitalter: Ein Handbuch. Bielefeld: transcript, S. 447–476.
Durner, Alexandra (2009). Ein journalistisches Unterrichtsprojekt als politische Medienbildung: Eine qualitative Untersuchung von Medienbildung in einem journalistischen Unterrichtsprojekt in Haupt- und Realschulen. Dissertation. Universität Kassel. https://kobra.uni-kassel.de/handle/123456789/2010102134779 [Zugriff: 21.04.2022]
Hagen, Lutz M./Renatus, Rebecca/Obermüller, Anja (2017). Nachrichtenkompetenz durch die Schule. Eine Untersuchung im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse. TU Dresden. www.tu-dresden.de/gsw/phil/ifk/das-institut/news/nachrichtenkompetenz-durch-die-schule-ifk-studie-zeigt-grossen-nachholbedarf [Zugriff: 21.04.2022]
Hasebrink, Uwe (2021). Aktualität und Antiquiertheit von Media Literacy. In: Keel, Guido/ Weber, Wibke (Hrsg.), Media Literacy. Baden-Baden: Nomos, S. 13–22.
Heinke, Elfi/Sengl, Michael (2020). Medienkompetenzvermittler: Die Rolle von Medienunternehmen in der Schule. In: Holfeld, Ralf/Harnischmacher, Michael/Heinke, Elfi/Lehner, Lea/Sengl, Michael (Hrsg.), Fake News und Desinformation. Baden-Baden: Nomos, S. 341–361.
Hölig, Sascha/Wunderlich, Leonie/Hasebrink, Uwe (2021). Informationsorientierung und Informiertheit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland: Ergebnisse aus dem #UseTheNews-Projekt. In: Media Perspektiven, 6, S. 334–344.
Institut für Demoskopie Allensbach (2020). Die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule: Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Lehrkräften im Februar/März 2020. Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger. www.digid.jff.de/digid_paper/die-vermittlung-von-nachrichtenkompetenz-in-der-schule-ergebnisse-einer-repraesentativen-befragung-von-lehrkraeften-im-februar-maerz-2020 [Zugriff: 21.04.2022]
Keel, Guido/Weber, Wibke (Hrsg.) (2021). Media Literarcy. Baden-Baden: Nomos.
KMK – Ständige Konferenz der Kultusminister in der Bundesrepublik Deutschland (2012). Medienbildung in der Schule. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8. März 2012. www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte-und-themen/medienbildung.html [Zugriff: 21.04.2022]
Lilienthal, Volker/Neverla, Irene (Hrsg.) (2017). „Lügenpresse“. Anatomie eines politischen Kampfbegriffs. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Volker Lilienthal
Beitrag als PDFEinzelansicht
medienreport
Anna-Clara Pentz: Friend Controller. Ein Textadventure über Freundschaft
Es rauscht und flackert. Die Grafik ist verpixelt, Spielelemente sind verschwunden und Level komplett durcheinander. ‚Friend Controller‘ ist kaputt! Jetzt gilt es, das Spiel sofort zu reparieren, sonst löscht es sich selbst und die Avatare Issy und Bobbi sind für immer verschwunden. Damit das nicht geschieht, brauchen sie Hilfe. Issy und Bobbi kennen sich in ihrem Spiel gut aus, aber sie brauchen das Wissen der Spielenden über Freundschaft, um den ‚Friend Controller‘ zu retten. Die*der Spielende des Textadventure muss Rätsel lösen, Gedanken sortieren, Symbole sammeln und Puzzle zusammensetzen, um rechtzeitig die Level zu reparieren.
Das dialogbasierten Online-Spiel ist in Zusammenarbeit mit dem freien Kindertheaterkollektiv Show and Tell unter der Projektleitung von Julia Hart und der medienpädagogischen Begleitung von Christiane Schwinge entstanden und ist die Weitererzählung des Theaterstücks ‚Friend Simulator‘, das im September 2021 in Hamburg Premiere feierte. Es richtet sich an Kinder von 10 bis 12 Jahren und regt dazu an, über Freundschaft zu reflektieren. Genau wie sich die beteiligten Schüler*innen bei der Konzipierung des Games mit den wichtigsten Aspekten und der Definition von Freundschaft auseinandergesetzt haben, werden auch die Spieler*innen angeregt, intensiv darüber nachzudenken und sich auch darüber auszutauschen, was für sie selbst Freundschaft ausmacht. Was gehört zu Freundschaft dazu? Wie entsteht eine Freundschaft? In fünf Leveln werden verschiedene Themen rund um Freundschaft thematisiert.
Die*der Spielende wählt zunächst aus, ob ihr*ihm Issy oder Bobbi bei der Mission zur Seite stehen soll. Beide Avatare verfügen über coole Superkräfte. Nach Auswahl geht es damit los, Level 1 zu reparieren. Hier sind Freundschaftsbegriffe verloren gegangen. Um das Level zu retten, müssen diese Begriffe eingefangen werden, dabei haben sich einige irreführende Begriffe unter die richtigen gemischt. Wurden alle Freundschaftsbegriffe gefunden, gilt es, sie in der Freundschafts-Skala in die Reihenfolge zu bringen, was einem persönlich an Freundschaft wichtig ist. So landen etwa ‚Spaß haben‘ und ‚Etwas Schönes zusammen machen‘ weiter oben als ‚Beleidigen‘ oder ‚Nerven‘. Jedoch gibt es hier kein Richtig oder Falsch – es zählt allein, welche Freundschaftsbegriffe den Spielenden besonders wichtig sind. Dass hier sowohl positive als auch negative Begriffe auftauchen zeigt, dass in Freundschaften nicht immer alles toll ist. Weiter in Level 2 gilt es, einzuordnen, wie eine Freundschaft entsteht. So steht das Kennenlernen vor dem Anfreunden, bevor man schließlich zu besten Freund*innen wird. Wie und wo das am besten passiert und was beim Anfreunden besonders wichtig ist, entscheidet wieder die*der Spielende selbst. Auch hier gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Bobbi und Issy lernen durch die individuellen Antworten verschiedene Aspekte und Seiten von Freundschaft kennen. Und auch wenn den Spielenden in Level 3 besonders viele Freund*innen oder der gemeinsame Musikgeschmack besonders wichtig ist, führt Issys oder Bobbis Nachhaken, ob denn die Anzahl der Freund*innen oder die Gemeinsamkeiten so wichtig sind letztlich zur Lösung der Sicherheitsfragen, die das Level reparieren. Wurde ein Level erfolgreich gerettet, kann ein Move für einen Freundschafts-Check ausgesucht werden, ob High Five, Kreuzen der Füße, Verhaken der Finger ineinander… das coole Ergebnis des persönlichen Freundschafts-Checks gibt es nach Rettung des Spiels zu sehen.
Die Avatare Issy und Bobbi lernen das Konzept Freundschaft mithilfe der Spielenden kennen. Immer wieder haken sie mit neugierigen Fragen nach und hinterfragen Ansichten zu Freundschaft. Ist etwa ‚Sich aus Spaß ärgern‘ genauso wichtig in einer Freundschaft wie ‚füreinander da sein‘. Die Fragen der Avatare regen zum eigenen Nachdenken an. So eignet sich das Spiel zum Einsatz im Unterricht, um etwa bei Streit oder Spannungen in der Klassengemeinschaft über Freundschaft zu sprechen. Aber auch sonst lässt es sich gut einbinden, um das Thema Freundschaft zu behandeln. Außerdem kann auf Grundlage des Spiels weitergedacht werden, inwiefern in digitalen Spielen Freundschaften geknüpft und gepflegt werden können oder ob auch Avatare zu Freund*innen werden können. Auf der Website www.friend-controller.de finden sich für den Einsatz im Unterricht theater- und medienpädagogische Begleitmaterialien.
Schwinge, Christiane/Amet, Kemal/Hilmer, Alina/Wolff, Gidon (Entwickler*innen) (2022). Friend Controller. Online-Spiel, kostenlos. www.friend-controller.de
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtKati Struckmeyer: Freitagnacht Jews – der Podcast
Neben der mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Talkshow Freitagnacht Jews (besprochen in merz 21-3) präsentiert Multitalent Daniel Donskoy nun auch den thematisch weiterführenden Podcast. Im Stil bleibt sich das Format treu – unkonventionell, schnell und kontrovers – und ist damit eine Bereicherung auf verschiedenen Ebenen.
Vier 45-minütige Folgen wurden seit Anfang April veröffentlicht und erweitern das Talkshowformat, dem es gelang, einen neuen, frischen Blick auf jüdische Lebenswirklichkeiten zu werfen. Im Podcast geht es nun um „die großen Judenthemen“ unserer Zeit: das Festjahr ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘, die öffentliche Berichterstattung, Framing sowie die deutsche Erinnerungskultur.
In den sehr gut und vielfältig recherchierten Folgen kommen ganz unterschiedliche Expert*innen zu Wort, so zum Beispiel Sozialpsychologin Pia Lamberty, Laura Cazés von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, der Chefredakteur der Frankfurter Rundschau Thomas Kasper, Politikerin Marina Weisband oder auch Autorin Mirna Funk. Diese und noch weitere verschiedene Akteur*innen aus Kultur, Wissenschaft und Politik unterhalten sich inhaltlich unheimlich dicht, dabei kontrovers und oft auch provokant mit Donskoy. Es wird zu jedem Thema ein Meinungsspektrum aufgemacht, das unterschiedliche Meinungen auch für sich stehen lässt – daraus Schlüsse für sich selbst zu ziehen, bleibt den Zuhörenden überlassen. So ist Freitagnacht Jews auch eine sehr gute Grundlage, um weiter zu denken und zu diskutieren.
Auf der ästhetischen Ebene sticht vor allem die Folge ‚Jew Noir! Who framed the Jew?‘ heraus, die auditive Umsetzung eines Film noirs. Hier werden zwei Fälle abgearbeitet, die einen Teil der deutschen Öffentlichkeit zuletzt stark beschäftigten: Die Antisemitismusvorwürfe gegen die Journalistin Nemi El-Hassan sowie die Vaterjudendebatte um Autor und Publizist Max Czollek. Donskoy, den man beim Hören förmlich im schwarz-weiß-getünchten, kalten Berlin umherstreifen sieht, begibt sich hier in Manier eines Privatdetektivs auf Spuren- bzw. Meinungssuche und bringt dabei wirkliche Denkanstöße zu Tage.
Insgesamt sticht Freitagnacht Jews – der Podcast sehr aus der deutschen Podcast Landschaft heraus, indem er die Zuhörenden nicht in eine angenehm-kuschelige Zuhörwolke einlullt, sondern provoziert, überrascht, vor allem aber Lust macht, weiter zu diskutieren und zu denken und dabei auch Widersprüchlichkeiten auszuhalten. Also genau das, was wir gerade brauchen.
ARD (2022). Freitagnacht Jews – der Podcast. Podcast, kostenlos, verfügbar auf diversen Podcast-Plattformen.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansicht
publikationen
Lisa Melzer: Memes. Formen und Folgen eines Internetphänomens
Nowotny, Joanna/ Reidy, Julian (2022). Memes. Formen und Folgen eines Internetphänomens. Bielefeld: transcript. 260 S., 25,00 €.
Memes sind aus dem Internet und den Sozialen Medien nicht mehr wegzudenken. Das dahinterliegende Prinzip erscheint simpel: Bilder, Texte, Videos, Hashtags oder GIFs werden aus ihrem ursprünglichen Bedeutungskontext gerissen, modifiziert, kommentiert und mit neuen Sinngehalten versehen, um humoristische oder satirische Botschaften zu transportieren. Dabei sind Memes längst mehr als harmloser Internethumor – als digitales Kommunikationsmittel sind sie zunehmend auch in Nachrichten, Werbespots, auf Demonstrationen oder in Wahlkämpfen vertreten.
Eine Annäherung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive stellt das Buch von Julian Reidy und Joanna Nowotny dar. In Anlehnung an das Grundlagenwerk des Medienwissenschaftlers Felix Stalder ‚Kultur der Digitalität‘ beleuchten die Autor*innen die Entstehungsgeschichte sowie Formen und Wirkungen von Memes. Anstatt eine willkürliche Auswahl zu analysieren, widmen sich Reidy und Nowotny einzelnen Populärbeispielen, die interessante Einblicke in die Struktur und Verbreitung der medialen Artefakte erlauben und durch die sich grundlegende Eigenschaften digitaler Transformation illustrieren lassen.
Mithilfe ihrer monographischen Abhandlung möchten die Autor*innen ein möglichst breites Verständnis der Rezeptionsästhetik von Memes entfalten, um zu verdeutlichen, worin diese sich von anderen kulturellen Artefakten unterscheiden und welche neuen Fragestellungen und Spannungsfelder damit zwangsläufig aufgeworfen werden, was bereits im einleitenden Kapitel deutlich wird.
Das zweite Kapitel widmet sich einem gemäß Stalder fundamentalen Merkmal der Kultur der Digitalität, das in Memes exemplifiziert wird: der Referenzialität. Die Autor*innen stellen die These voran, dass Memes „sich über referenzielle Replikation verbreiten, […] im Sinne einer Herstellung von stets ‚familienähnlich‘ modifizierten Kopien ihrer selbst“ (S. 36). Daran anschließend erläutern sie, dass die Kommunikation mit Memes im digitalen Raum als ein Spiel mit referenziellen Bezügen betrachtet werden kann, bei dem Inhalte von den User*innen aufgegriffen, verändert und aufeinander bezogen werden. Am Beispiel detaillierter Fallstudien analysieren Reidy und Nowotny schließlich, wie sich auf digitalen Plattformen verschiedene Meme-Kulturen herausbilden, um anhand dieser aufzuzeigen, wie Rezeptionsprozesse im Zuge der Replikation von Memes immer mehr von dynamischen Produktionsprozessen abgelöst werden und damit bisher ungeahnte Partizipationspotenziale freisetzen.
Im dritten Kapitel wird bezugnehmend auf klassische Humortheorien herausgearbeitet, wie das zuvor erläuterte memetische Kommunikationsprinzip ein nie dagewesenes Maß an diskursiver Beteiligung ermöglicht und somit neue Freiräume schafft, um sich auf humorvoll-kritische Weise mit komplexen globalen Problemstellungen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig zeigen die Autor*innen auf, wo humoristische Theorien an ihre Grenzen kommen. Sie widmen sich auch der Frage, ob Memes, die Geschlechterrollen und -identitäten zum Thema haben, gesellschaftsförderliche Veränderungsimpulse entfalten können oder ob sie eher bestehende Macht- und Geltungsstrukturen festigen oder gar verstärken.
Im vierten Kapitel wagen die Autor*innen eine Annäherung an politische Inanspruchnahmen von Memes und stellen in diesem Zusammenhang die wirkungsästhetische Ambivalenz dieser digitalen Ausdrucksform heraus. Am Beispiel von Meme-Modifikationen rund um Pepe the frog oder Captain America zeigen Reidy und Nowotny auf, dass das Eindringen von Memes in den politischen Einflussbereich nicht nur eine gesteigerte Diskursteilnahme oder eine intensivere Debattenkultur zur Folge hat, sondern diese auch zunehmend von extremistischen Akteur*innen für propagandistische Zwecke und zur ideologischen Beeinflussung eingespannt werden.
Dass Memes in den Sozialen Medien so platziert werden, dass sie Eingang in den Mainstream finden, wird im fünften Kapitel näher präzisiert. Die Autor*innen zeigen, dass die Produktion und Verbreitung von Memes immer auch mit hegemonialen Normen und Interessen verbunden ist und somit auch die Gefahr birgt, exkludierende Stereotypisierungen und Vorurteile zu reproduzieren.
Im abschließenden Kapitel werden schließlich Prozesse der Herausbildung und Etablierung neuartiger Kanonisierungspraktiken von Memes in den Blick genommen. Als eine Erscheinungsform memetischer Praxis werden das Phänomen Trolling und dessen Replikationsstrategien näher beleuchtet, um diese auf ihre (macht-)politische Instrumentalisierbarkeit hin zu befragen. In diesem Zusammenhang wird auch das destruktive Potenzial von Memes zur Erzeugung von Komplexität und Konformität herausgearbeitet.
Die Publikation liefert insgesamt einen verständlichen und informativen Überblick über Formen, Mechanismen und Wirkungen von Memes und zeichnet ein eindrückliches Bild von ihrer Bedeutung für die politische Meinungsbildung und die Verhandlung gesellschaftlicher Praxis. Reidy und Nowotny gelingt es, wissenschaftliche Analysen mit anschaulichen Fallbeispielen zu verbinden, um daran sowohl emanzipatorische als auch destruktive Potenziale von Memes zu beleuchten. Insgesamt bietet das Buch damit Wissenschaftler*innen, Studierenden und Interessierten eine empfehlenswerte Lektüre, die den facettenreichen Charakter von Memes einfängt und es schafft, Leser*innen vielfältige Anregungen und Impulse für die weiterführende Auseinandersetzung mit einem der wohl relevantesten Phänomene der Netzkultur an die Hand zu geben.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Lisa Melzer
Beitrag als PDFEinzelansichtClaus Tully: Grenzüberschreitende Wechselseitigkeit
Mau, Steffen (2021). Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert. München: Verlag C.H. Beck. 189 S., 14,95 €.
Die globale Gesellschaft ist normal geworden. Damit wird gerne die Idee einer Entgrenzung assoziiert, aber auch die von einer gewachsenen Freizügigkeit in der Welt. Mit dieser Annahme setzt sich Mau auseinander und widerspricht der Idee einer gewachsenen Freizügigkeit mit großer Präzision. Einleitend unterscheidet er räumlich-territoriale und mobilitätsbezogene Grenzen (S. 19) und hält fest: Grenzen trennen Territorien und Bevölkerungen. Dies nennt Mau mobilitätsbezogene Selektionsfunktionen. Er arbeitet heraus, dass sozialhistorisch die Entbettung aus ortsgebundenen Zusammenhängen und die Entterritorialisierung von Sozialbeziehungen eines der wesentlichen Entwicklungsmomente der Moderne sei. Die Form der Staatlichkeit, die mit der Industrialisierung ausgebildet wird, löst den Personenverbandsstaat ab, an die Stelle persönlicher Abhängigkeit und Loyalitätsverhältnisse tritt von da an eine patrimoniale Herrschaftsform, die im Monopol der Grenzkontrolle ihren praktischen Ausdruck findet.
Globalisierung wird im Buch als Intensivierung weltweiter Beziehungen beschrieben; entfernte Orte werden miteinander verbunden. Hier bezieht sich Mau sowohl auf Giddens, als auch auf den englischen Soziologen Urry und dessen Mobilitätsparadigma, wobei es Urry um die Bewegung von Dingen und Personen geht. Damit wird Abstand genommen von einer stationären Gesellschaftsvorstellung. Untersucht werden globale Ströme, sowie die Vernetzung von vielfältigen Bewegungsformen.
Unübersehbar eröffnen moderne Technologien neue Spielräume und eine fortschreitende Emanzipation vom Raum. Mau weist darauf hin, dass die Globalisierung Mobilität auf bislang unbekannte Weise polarisiere. Mit anderen Worten, es gebe Gruppen, die mühelos Begrenzungen des Raums überwinden könnten und andere, die unabdingbar lokal gebunden seien. Wie Giddens betont Mau dabei grenzüberschreitende Wechselseitigkeit.
Interessant ist die Art und Weise, wie Globalisierung gemanagt wird; wie also Objekte und Körper von Personen markiert werden und in der räumlichen Bewegung durchgängig identi-fizierbar sind. Der Titel von der Grenze als Sor-tiermaschine geht davon aus, dass erwünsch-te von unerwünschten Formen der Zirkulation unterscheidbar werden (S. 79). Einerseits gibt es goldene Pässe, die Mau als „eine Form der Kommerzialisierung von Mobilitäts- und Frei-zügigkeitsrechten“ (S. 89 f.) versteht und es gibt in großer Zahl Passinhaber*innen, denen Grenzübergänge verwehrt sind.
Neu sind informationelle und biometrische Kontrollen. Die Rede ist von „technologischer Grenzraumüberwachung“. Dafür stehen Entwicklungen wie: Einsatz von Drohnen, Radaranlagen und Kameras auf beweglichen Plattformen sowie akustische Sensoren und Wärme-Bild-Systeme, die verdächtige Bewegungen in Grenznähe registrieren und Alarm auslösen können (S. 100). Solche technischen Systeme sind funktionale Äquivalente der klassischen Barrieregrenzen. Im Weiteren diskutiert Mau den Einsatz smarter Technologien. Einzelne Kontrollschritte werden an Maschinen delegiert. Identifikationsvorgänge, egal ob es sich um Personen oder Objekte handelt, erfolgen nun digital. Smart Borders versprechen eine effiziente und rasche Kontrolle der Objekte, es kann sich dabei um Waren oder Personen handeln. Im günstigen Falle sind die Körper der Personen zugleich Träger*innen von Informationen (S. 112). Diese werden in Datenspeichern verdoppelt, sie dienen ihrer Identifikation (S. 107). An der Grenze checken sich die Personen selbst. Noch wichtiger aber wird, dass die Grenze ihren Ortsbezug verliert (S. 107), da Kontrollen exterritorialisiert werden. Transporteure (Fluggesellschaften, Logistikunternehmen etc.) sind in die Kontrolle eingebunden, ihnen ist verboten, Waren und Personen zu befördern, wenn gültige Papiere fehlen (S. 142). Absehbar kommt es zu einer „datensensiblen Verzahnung privater und staatlicher Kontrollaktivität“ (S. 110). Hilfsmittel sind Orts- und Aufenthaltserkennung, Mobilitätsdaten, Tracking und Interaktions-Daten, die verfügbar gemacht werden können.
Und was lernen wir? Wer technische Systeme vorgibt, gibt auch die Regeln vor, die installierten Kontrollsysteme spiegeln die Interessen ihrer Auftraggeber*innen. Für die Industrialisierung wurden neue Formen der Grenzinfrastruktur entwickelt, ganz anders verzichten die Grenzen von heute auf territoriale Beschränkung. „Der Nationalstaat ist durch diese Formen der ‚remote control‘ selbst an der Konstitution des Globalen beteiligt und dies sogar noch in seinen erkennbaren Interessen der territorialen Schließung, Mobilitätssteuerung und Kontrolle“ (S. 154).
Das Buch räumt auf mit den Ideen eines weltweiten Austauschs und damit auch mit der Idee vom ausgedehnten Austausch, der die Menschen letztlich hinführe zu mehr Freiheit und Reichtum. Es wird aufgezeigt, wie technische Schnittstellen und Interfaces die Interaktion von Personen ersetzen. Sichtbar wird, wie globale Strömungen Machtverhältnisse einer Netzwerkgesellschaft spiegeln.
Dem Soziologen Steffen Mau ist zu verdanken, dass er diese Entwicklung hochaktuell und nachvollziehbar zusammenfasst. Verwoben werden die einschlägigen soziologischen Überlegungen unter anderem von Max Weber über Anthony Giddens, Ulrich Beck und John Urry. Nicht erwähnt wird Marc Agé. Von ihm wissen wir: eine Welt, in der Maschinen das Sagen haben, ist eine der ‚Nicht-Orte‘. Das sind die modernen, kommerzialisierten und mobilen Gesellschaften, in denen wir schon leben. Wer wissen will, wie so eine Gesellschaft aussieht und funktioniert, sollte das Buch ‚Sortiermaschinen‘ lesen. Die Lektüre des gut geschriebenen Werks ist für alle sozialwissenschaftlich interessierten Leser*innen zu empfehlen.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Claus J. Tully
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Brandl, Evelyn/Brandl, Julia (2022). Digitale Medien-Tools kompetent und kreativ nutzen. 40 Karten für Fachkräfte in Kita, Aus- und Fortbildung, München: Don Bosco Verlag. 40 Karten und ein Begleitheft, 20,00 €.
In jeder Branche werden heute digitale Kompetenzen benötigt. In diversen Bildungseinrichtungen ist das nicht anders. Wie dies unkompliziert gelingen kann, erklärt eine pädagogische Handreichung, die aus der Praxis für die Praxis entstanden ist. Die Autor*innen haben diese wie einen digitalen Werkzeugkoffer konzipiert. Im Begleitheft werden medienpädagogische Basisinformationen erläutert. Herzstück des Leitfadens sind 40 Bild-Text-Karten. Sie zeigen, wie sich digitale Medien-Tools als Arbeitsmittel nutzen lassen: Sei es um die Kommunikation mit Eltern in der eigenen pädagogischen Institution zu vereinfachen, Administration, Verwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen oder Lern- und Bildungsangebote zu bereichern. Ebenso werden konkrete Anregungen an die Hand gegeben, wie sich Medienkompetenz und Medienbiografien reflektieren lassen. Die Karten führen Schritt für Schritt durch die Anwendungen und zeigen erfahrenen Mediennutzer*innen und Einsteiger*innen die möglichen Anwendungsbereiche: Selbstorganisation, Team- oder Elternarbeit in Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen sollen so optimiert werden.
Für medienpädagogisch Versierte sind zwar keine bahnbrechenden neuen Methoden zu finden. Doch für die Vermittlungsarbeit in Aus- und Weiterbildung ist der Koffer trotzdem eine wahre Fundgrube. Technische Vorgehensweisen und praktische Anwendungsmöglichkeiten werden unter didaktisch-methodischen Gesichtspunkten detailliert näher gebracht, wovon gerade Berufsanfänger*innen profitieren dürften. Mehr denn je gilt es, die leicht umsetzbaren Impulse der Autor*innen konstruktiv sowie kompetent und kreativ in den Ablauf des pädagogischen Arbeitsalltags zu integrieren.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Friesike, Sascha/Sprondel, Johanna (2022). Träge Transformation. Welche Denkfehler den digitalen Wandel blockieren. Ditzingen: Philipp Reclam jun. 92 S., 6,00 €.
Es holpert trotz vieler Leuchtturm-Projekte noch gewaltig bei der digitalen Transformation, gerade im Bildungssystem. Wurden langersehnte Tablets endlich bewilligt, liegen sie nun teils ungenutzt ‚in der Ecke‘. „Das Land der Dichter und Denker, das sich selbst gerne für seinen Erfindungsreichtum lobt, scheint es geschafft zu haben, sich selbst systematisch auszubremsen“ (S. 7). So lautet angesichts des aktuellen Stands der Digitalisierung in Deutschland die vernichtende Kritik zu Beginn des bemerkenswerten Essays ‚Träge Transformation‘ von Sascha Friesike, Professor an der Universität der Künste Berlin und Direktor des Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft, und Johanna Sprondel, Professorin für Medien, Kommunikation und Marketing in Stuttgart. Acht Missverständnisse machen sie darin aus, auf welche diese Rückständigkeit zurückzuführen sei, und die somit „den digitalen Wandel blockier[e]“. Ein Auslöser sei eine große Technikhörigkeit, welche die Möglichkeiten der Technik vollkommen überschätze, wenn in ihrer bloßen Anwesenheit die Möglichkeit zur Problemlösung gesehen wird. Gleichzeitig werde Neuem mehr vertraut als Bewährtem. Erfahrung werde mit Vergangenheit assoziiert und in Folge negativ bewertet. Bisweilen werde damit im Zuge digitaler Transformation ein Generationenkonflikt heraufbeschworen: „Junge Menschen sprechen zuweilen erfahreneren Mitarbeitenden ihre Existenzberechtigung ab, weil diese ‚das Digitale‘ nicht verstehen würden. Die Älteren beklagen im Gegenzug, wie wenig Erfahrung man haben muss, um allen Ernstes zu glauben, dass Erfahrung wertlos sei“ (S. 43 f.).
Um im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, bedarf es eines adäquaten Verständnisses von Digitalisierung und Transformation. Beides werde vielmehr verwechselt, so der Ansatz von Friesike und Sprondel. Es gehe nicht allein darum, Gegenstände oder Strukturen einfach ins Digitale zu überführen oder gar mit kurzfristig ausgelegten Lösungen Problemen zu Leibe zu rücken. Digitale Transformation ist vielmehr ein stetiger, kollaborativer und kontinuierlicher Prozess. Vielmehr gehe es darum, zu reflektieren und „zweckrational zu handeln“.
Das Buch ist ein mutiger Fingerzeig, um den Sand im Getriebe des Digitalisierungsprozesses auf die Spur zu kommen.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Vobbe, Frederic/Kärgel, Katharina (2022). Sexualisierte Gewalt und digitale Medien. Reflexive Handlungsempfehlungen für die Fachpraxis. Wiesbaden: Springer VS. 220 S., 53,49 €. DOI: 978-3-658-35764-1.
Digitale Medien sind Instrument und Kontext sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Sie müssen bei Übergriffen durch zuvor fremde wie nahestehende Personen stets mitbedacht werden. Ihr Einsatz verstetigt die Belastungen Betroffener und führt zu einer hohen Komplexität von Interventionen.
Die Open-Access-Publikation setzt sich mit Schwerpunkten auseinander wie a) dem Erkennen und Einordnen mediatisierter sexueller Gewalt, b) Eltern-Kind-Konflikten und Belastungen des Familiensystems, c) dem Umgang mit Ängsten und Folgebelastungen oder d) der präventiven Stärkung Heranwachsender im Umgang mit digitalen Medien und mediatisierter sexualisierter Gewalt. Anhand von typischen Fallbeispielen stellen Kärgel und Vobbe Handlungsempfehlungen für einen adäquaten Umgang mit mediatisierter sexualisierter Gewalt dar. Die Empfehlungen sind das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts HUMAN. Sie wurden unter Beteiligung von Betroffenen sowie Expert*innen aus den Bereichen Recht, Psychologie, Pädagogik und Soziale Arbeit entwickelt.
Die Publikation liefert damit eine umfassende empirische Darstellung der Erscheinungsformen sexualisierter Gewalt – mit Problemerörterungen und Reflexionen anhand konkreter Fallbeispiele sowie Ansätzen für Prävention und (Krisen-)Intervention. Die Handlungsempfehlungen, welche nicht als Handlungsanweisungen oder -leitfäden zu verstehen sind, zeigen Möglichkeiten auf, um innerhalb der gegebenen Rahmenbedingun-gen der Kinder- und Jugendhilfe von mediatisierter sexualisierter Gewalt Betroffenen bestmöglich zu helfen.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Swenja Wütscher
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kolumne
Joachim Leitenmeier: Früher war das Internet irgendwie besser
In letzter Zeit habe ich so eine romantisierte Erinnerung an die Anfänge des Internets. Dabei denke ich nicht an die Zeit der ersten E-Mail irgendwann in den 70ern. Ich bin 34 Jahre alt, damals war ich noch tot. Vielmehr denke ich an die Zeit, als das Internet in den 90ern auch in Haushalten wie dem unseren relevant wurde. Bei uns hat damals mein technisch versierter Vater das Internet eingerichtet. Mit einem lauten Modem und einer AOL-CD. An diesem großen, grauen Klotz von PC, der eigentlich vorrangig zum Lernen für die Kinder angeschafft wurde. Haha. Gelernt haben wir einiges. Nur eben etwas anderes als das, was sich unsere Eltern so vorgestellt hatten.
Da war es also: das Internet. Neu und unerforscht. Geheimnisvoll und voller Überraschungen. Wild surften wir Naseweise drauflos. Doch ohne ein bestimmtes Ziel und eine Vorstellung der Möglichkeiten verloren wir schnell wieder die Lust. Das Internet war damals gar nicht besser als heute. Es war vor allem langsamer. Nach und nach lernten wir, wonach man suchen sollte. Mit einem konkreten Ausflugsziel wurde die Sache spannender. Ich erinnere mich an sogenannte YouTube Partys. YouTube wurde vor allem anhand der heißen Tipps anderer bedient. Und weil das Laden einzelner Videos mindestens dreimal so lange dauerte wie das Video selbst, wurden bei einer Session mindestens vier Videos parallel auf einzelnen Tabs vorgeladen. Das hatte etwas sehr Gemeinschaftliches.
Ich erinnere mich an die süße Jugendsünde Filesharing. Die heiße Ware kostenloser Musik und Filme. Sorgfältig kuratiert und sortiert lagerte sie auf meiner Festplatte. So konnte ich mich auch ohne die finanziellen Mittel eines Privatiers fühlen wie ein belesener Liebhaber und Sammler kultureller Güter. Achtsam pflegte ich meine Musik- und Filmsammlung. Heute konsumiere ich im Internet vor allem das, was mir der seelenlose Algorithmus meiner personalisierten Startseiten vorschlägt. Das empfinde ich einerseits als sehr praktisch, andererseits als sehr unpersönlich.
Das Netz fühlt sich heute vollgestopft mit Möglichkeiten, Meinungen, sinnlosen Diskussionen, Hass und Langeweile an. Content besteht zu 50 Prozent aus der Reaktion auf bereits bestehenden Content. Wenn ich das Smartphone genervt weg lege, vermisse ich das alte Internet; das unschuldige, langsame, achtsame.
Die Freude ist mir irgendwie abhandengekommen. Ich konsumiere so viele Inhalte und bin gleichzeitig so unzufrieden wie nie zuvor. Fest steht: Mein Internetkonsum muss wieder mehr retro werden. Weniger überflüssiges Angebot und mehr persönlich Ausgewähltes. Gestern zum Beispiel, habe ich das Internet auf eine fast schon klassische Art und Weise benutzt. Ich habe mir ein Live Konzert meiner Lieblingsband angesehen. Auf Leinwand. Ohne Second Screen. Eineinhalb Stunden lang. Das hat sich schon fast nach dem guten alten Internet angefühlt.
Beitrag aus Heft »2022/03 Digitale Jugendarbeit – Perspektiven zur Professionalisierung«
Autor: Joachim Leitenmeier
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Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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