2021/03 Sexualität und Medien
Mehr denn je gilt es angesichts der Vielfalt sowohl des Sexuellen als auch des Medialen, sich auch in der medienpädagogischen Arbeit damit auseinander zu setzen. Zu oft wird das Thema ‚Sexualität und Medien‘ jedoch auf Pornografie reduziert. Das Gleiche gilt für die einseitige Betonung von Risiken. Stattdessen geht es in diesem Heft um die Grenzbereiche. Denn sexualisierte und mithin pornografienahe Ästhetik sind ein Teil medialer Alltagskultur.
Die Inhalte der aktuellen merz verweisen vor allem auf die mediale Vielfalt: von technisch-medialem Sexspielzeug, über Serienformate, bis hin zu Plattformen wie Instagram und YouTube sowie medialem Storytelling. Damit spiegelt das Heft die (traditionell) heterogenen Sichtweisen, mit denen auf den Zusammenhang von Medien und Sexualität geblickt wird. Darüber hinaus sollen mit dieser Ausgabe hilfreiche Impulse für die medienpädagogische Praxis aus der Wissenschaft und selektiv Orientierungswissen bereitgestellt werden.
aktuell
Anna-Clara Pentz: Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener
Jugendliche und junge Erwachsene nutzen immer weniger journalistische Nachrichtenquellen zur Informationsgewinnung. Mit 46 Prozent nutzen nur knapp die Hälfte dieser Altersklasse klassische journalistische Angebote. Zur wichtigsten Informationsquelle sind die Sozialen Netzwerke geworden, wobei die bevorzugten Plattformen Youtube, Facebook und WhatsApp sind. Bei journalistischen Nachrichten fehle den Jugendlichen oft der Bezug zu ihrem persönlichen Alltag.
Dies geht aus den Ergebnissen der ‚Studie zur Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt #UseThe-News‘ des Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) hervor. Die Studie untersucht das Zusammenspiel zwischen Nachrichteninteresse, Nachrichtennutzung, Informiertheit und Meinungsbildung. Insgesamt ist das Interesse der jungen Menschen gesunken, sich regelmäßig über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse zu informieren.
52 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren mit formal niedriger Bildung gelten als ‚gering informationsorientiert‘ und nutzen kaum journalistische oder auch nicht-journalistische Angebote. Jedoch gelten 39 Prozent derselben Gruppe als ‚gut informiert‘, 20 Prozent nutzen journalistische Quellen und 15 Prozent nutzen umfassende Informationsangebote (Social Media, Radio, TV). Bei den Jugendlichen mit formal hoher Bildung tun dies sogar über ein Drittel, knapp 70 Prozent können hier als ‚gut informiert‘ bezeichnet werden.
Für die Studie wurden acht Gruppendiskussionen mit insgesamt 35 Teilnehmenden und Face-to-Face-Befragungen mit jeweils 500 Personen aus den Altersgruppen 14–17 Jahre, 18–24 Jahre und 40–50 Jahre (n = 1.508) durchgeführt. Die Stichproben bilden ein strukturgleiches Abbild der deutschsprechenden Bevölkerung in Privathaushalten in den jeweiligen Altersgruppen hinsichtlich der Variablen Alter, Geschlecht, Region und Bildung (je 50 Prozent formal hoch und formal niedrig). Die Feldarbeit erfolgte durch die Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM) zwischen dem 12.10. und dem 06.12.2020.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtIrene Fenzl: Lernverhalten 2020
Doppelt so viele Schüler*innen im Alter von 10 bis 15 Jahren wie im Vorjahr nutzten im ersten Quartal 2020 digitale Lernmaterialien (32 % im Jahr 2019; 64 % im Jahr 2020). Diese und weitere Erkenntnisse veröffentlichte die Online-Lernplattform sofatutor zur Auswertung ihrer internen Daten zum Lernverhalten 2020. Die Lernplattform verzeichnet pandemiebedingt selbst ein hohes Wachstum an Nutzer*innen (990.000 Nutzer*innen, Stand: März 2021). Statistisch gesehen besitzt im Jahr 2021 jede vierte Lehrkraft in Deutschland einen Zugang zu sofatutor.
Bayerns, Berlins und Brandenburgs Lehrer*innen sind dabei an der Spitze der Nutzung digitaler Inhalte für den Unterricht. Ebenso liegen Mecklenburg-Vorpommern und Hessen über dem bundesweiten Durchschnitt. Vor allem bayerische Lehrkräfte stechen in der Nutzungshäufigkeit im Jahr 2020 im Vergleich zu den restlichen Bundesländern hervor, da sie sich am häufigsten auf sofatutor einloggten. Gemessen wurden diese Daten anhand des Durchschnitts der Tage, an denen Lehrkräfte 2020 auf sofatutor aktiv waren. Sachsen ist im Bundesvergleich das am wenigsten aktive Bundesland. Die Auswertung der internen Daten von sofatutor ergab weiterhin, dass Mathematik das Fach ist, in dem deutsche Schüler*innen am meisten Unterstützung brauchten. Das entspricht auch dem Nutzungsverhalten im Vorjahr. Entsprechend waren 28 Prozent aller abgerufenen Videos auf sofatutor im Jahr 2020 aus dem Fach Mathematik. Auch die am meisten durchgeführten interaktiven Übungen stammten aus dem Fachgebiet Mathematik. Interessant, aber nicht überraschend ist die Erkenntnis, dass unter den ‚Top 5 Biologie-Videos in 2020‘, das Video ‚Viren: Die Vermehrung von Viren‘ den zweiten Platz belegt. Die Online-Plattform sofatutor hat die genannten Ergebnisse anhand der Auswertung interner Daten anonymisiert erhoben. Dabei wurde das Lernverhalten der Nutzer*innen – registrierte Schüler*innen und Lehrkräfte – betrachtet.
Irene Fenzl: Medienvertrauen in Deutschland
Das Vertrauen der Bevölkerung Deutschlands in die Medien steigt, das zeigt die Langzeitstudie ‚Medienvertrauen‘, die vom Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und vom Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf seit 2008 durchgeführt wird, wobei seit 2015 jährlich Erhebungen stattfinden. 2020 wurde zusätzlich die Einschätzung der Corona-Berichterstattung abgefragt. Dabei gaben 63 Prozent der Befragten an, Vertrauen in die Berichterstattung bezüglich der Corona-Pandemie zu haben.
Nur 12 Prozent vertrauen überhaupt nicht, 23 Prozent geben ‚teils teils‘ an. Die Mehrheit der Befragten ist mit der Corona-Berichterstattung zufrieden (63 %), 26 Prozent fehlt es an Information und ein Drittel findet sie zu einseitig. Neben dem Anstieg an Vertrauen in die Berichterstattung konnte zugleich festgestellt werden, dass der Anteil an Personen gesunken ist, die den Medien vorwerfen die Bevölkerung systematisch zu belügen. Im Gegensatz zu 2019 (19 %), stimmten 2020 nur noch 11 Prozent dieser Aussage zu. Bei den Themen Umwelt, Gesundheitsgefahren und politische Skandale vertrauen den Medien 56 Prozent – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2008 (29 %). Bei der Frage nach dem Vertrauen in die verschiedenen Mediengattungen hat sich im Zeitraum von 2016 bis 2020 kaum ein Unterschied feststellen lassen.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist 2020 mit 70 Prozent, gefolgt von den Regionalzeitungen (63 %), den Überregionalen Tageszeitungen (56 %), dem Privaten Fernsehen (23 %) und den Boulevard-Zeitungen (7 %) die vertrauenswürdigste Mediengattung. Sehr deutlich wurde, dass Internetquellen und Soziale Medien als Nachrichtenquellen bei den meisten Befragten als eher nicht vertrauenswürdig angesehen werden. Nur fünf Prozent vertrauen Nachrichten in den Sozialen Medien und den Messenger-Diensten. Nachrichten auf Videoplattformen werden von zehn Prozent als vertrauenswürdig eingestuft und Nachrichten auf alternativen Nachrichtenseiten von 14 Prozent.
Die Langzeitstudie ‚Medienvertrauen‘ untersucht anhand von regelmäßigen repräsentativen Befragungen unter anderem die Entwicklungen, Ursachen und Folgen des Medienvertrauens. Die Befragungen zu den aktuellen Ergebnissen wurden im November und Dezember 2020 mittels repräsentativer Telefon-Umfragen durchgeführt. Befragt wurden 1.207 Bürger*innen ab 18 Jahren.
https://medienvertrauen.uni-mainz.de/forschungsergebnisse-der-welle-2020-3/
Michael Gurt: FLIMMO startet neu
Im 25. Jahr startet ‚FLIMMO – Programmberatung für Eltern‘ generalüberholt durch. Seit Ende Mai ist der neue FLIMMO auf www.flimmo.de abrufbar, eine native App für gängige mobile Betriebssysteme folgt in Kürze. Mit einem weiterentwickelten Bewertungssystem nimmt FLIMMO jetzt neben TV auch digitale Kanäle in den Blick. Denn Kinder haben ein Recht auf altersgerechte Unterhaltung und Informationen, die sie nicht überfordern.
Gleichzeitig haben sie ihren eigenen Geschmack und ihre eigene Perspektive. Bei FLIMMO steht diese Perspektive im Mittelpunkt: Was gefällt ihnen an Filmen und Serien? Was schauen sie sich gerne auf welchen Kanälen an und warum? Wie gehen sie mit Medienerlebnissen um und wie verarbeiten sie diese? Damit Eltern Kinder im Umgang mit Bewegtbild-Inhalten kompetent unterstützen und begleiten können, beantwortet FLIMMO solche und ähnliche Fragen.
Für den schnellen Überblick zeigt eine Ampel, ob der jeweilige Inhalt für Kinder geeignet ist oder nicht. Grün bedeutet, dass Kinder ab dem angegebenen Alter auf ihre Kosten kommen. Sie finden Unterhaltsames, Spannendes, Lustiges und Lehrreiches. Gelb signalisiert problematische Aspekte: Das können fragwürdige Rollenbilder sein oder Held*innen, die ausschließlich auf Gewalt setzen. Steht die Ampel auf Rot, gibt es Elemente, die Kinder überfordern, verunsichern oder ängstigen können.
Eine wichtige Neuerung sind die FLIMMO-Empfehlungen. Sie haben Kindern viel zu bieten und überzeugen durch Qualität und Originalität. Neben dem TV-Programm von elf Sendern in der Zeit zwischen 6 und 22 Uhr werden Mediatheken und Streaming-Dienste berücksichtigt. Das sind derzeit die Streaming-Anbieter Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ sowie die ARD-Mediathek, die ZDF-Mediathek, toggo, kika.de, TVnow und Joyn. Weiterhin bespricht FLIMMO auch Kanäle auf YouTube sowie aktuelle Kinofilme, die sich an Kinder oder Familien richten.
Herausgeber von FLIMMO ist der gemeinnützige Verein Programmberatung für Eltern e.V. Mitglieder sind elf Landesmedienanstalten, die Stiftung Medienpädagogik Bayern und das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI). FLIMMO wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert, ist unabhängig, kostenlos und werbefrei. Mit der Durchführung des Projekts FLIMMO ist das JFF – Institut für Medienpädagogik aus München beauftragt.
www.flimmo.deDana Neuleitner: stichwort: Kryptokunst
Bei der Kryptokunst handelt es sich nicht um klassische Kunstwerke zum Anfassen, sondern um digitale. Bisher standen diese nicht auf derselben Stufe wie analoge, die teils für enorme Beträge verkauft werden. Wer ein physisches Kunstwerk erworben hat, kann es beispielsweise sicher im Safe verstauen. Kryptokunst dagegen kann meist grenzen- und kostenlos heruntergeladen, vervielfältigt oder geteilt werden. Wie kann also das Eigentum an einem digitalen Kunstwerk nachgewiesen werden? Beim Erwerb von Kryptokunst spielen NFTs (non-fungible tokens) eine große Rolle. Das sind nicht ersetzbare Zeichen, die als digitale Besitzurkunde bzw. Echtheitszertifikat fungieren. Gearbeitet wird dabei mit der Blockchain-Technologie (vgl. stichwort der merz 2018/03), welche die Basis für Kryptowährungen bildet. In dieser fälschungssicheren Datensatzliste wird eingeschrieben, wer das Objekt gekauft hat. Wer das NFT besitzt, besitzt damit das ‚Original‘ der Datei. In der Regel bleibt das Werk dennoch für alle verfügbar.
Dieses Jahr wurde Kryptokunst erstmalig beim Aktionshaus Christie’s als NFT versteigert. Die digitale Bildcollage ‚Everydays: The First 5000 Days‘ aus 5.000 Einzelbildern des Künstlers Beeple erreichte 69 Millionen US-Dollar. Digitale Kunstwerke können auch auf Internetplattformen wie Nifty Gateway erworben werden. Bisher wurden NFTs in den verschiedensten Bereichen verkauft: Beispielsweise das bekannte Meme ‚Disaster Girl‘, das GIF ‚Nyan Cat‘, Musik sowie virtuelles Land in Games. Das besondere bei NFTs: Die Künstler*innen können bei jedem neuen Verkauf mitverdienen und ihre Werke weltweit direkt anbieten. Allerdings ist Kryptokunst stark an den Wert von Kryptowährungen gekoppelt und der CO2-Verbrauch beim Erstellen und durch den enormen Rechenaufwand beim Handeln der Werke ist hoch. Ob der Markt für Kryptokunst zukunftsfähig ist, ist bisher nicht absehbar.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Dana Neuleitner
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thema
Wolfgang Reißmann/Dagmar Hoffmann/Angelika Beranek: Editorial: Sexualität und Medien
Spätestens seit den 1980er Jahren haben sich Medienpädagog*innen mit sexualbezogenen Vorbildern und Orientierungen auseinandergesetzt, die von Filmen, Serien, Musikvideoclips oder Werbung ausgehen. Auch damals standen schon Aneignungs- und Wirkungsfragen im Mittelpunkt. Später wurden dann die neuen Möglichkeiten des Internets, Sexualität auszuleben und auszuprobieren und damit einhergehend erste Ansätze der Internetpornografie diskutiert.
Seit Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sind Datingplattformen, Castingshows oder Porno Rap bewegende Themen. Hinzu kommen Debatten über Sexting und sexualisierte (Self) Celebrification in Plattformen. Deutlich gestiegen ist zudem die Aufmerksamkeit für Menschen mit sexuellen Identitäten, die über die binäre und heteronormative Geschlechtermatrix hinausgehen.
All diese Themen haben auch im Jahr 2021 ihre Aktualität nicht verloren. Gemeinsam mit weiteren Entwicklungen wie der 2017 entstandenen #MeToo-Bewegung und der intensivierten Mediendiskurse über sexualisierte Gewalt (unter anderem in Medienbranche und Kirche) formen sie das weite Themenspektrum, in dem das Thema ‚Sexualität und Medien‘ heute zu behandeln ist.
Jugendliche eignen sich die medialen Bilder und Diskurse über Sexualität ihrer Zeit – das ist die Konstante – aktiv an und entnehmen ihnen Anregungen und Orientierungen für die Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben. Sie identifizieren sich, sie grenzen sich ab, sie entwickeln Haltungen. Die sie umgebende Medienökologie und deren Struktur prägen sie. Mit ihrer eigenen Kommunikation und Selbstpräsentation gestalten sie diese Umgebung aber auch mit. Wer in welchem Alter mit welchen Inhalten und Ästhetiken in Berührung kommt und diese wie verarbeitet oder selbst produziert, lässt sich immer weniger auf einen Nenner bringen. Nutzungsmuster sind divers und es kann nicht von ‚der Jugend‘ oder ‚den Erwachsenen‘ gesprochen werden.
Die öffentlichen Debatten um das Verhältnis von Sexualität und Medien – auch das eine Konstante – werden hingegen zumeist von ihrem negativen Ende aus geführt. Früher wie heute stehen die vermeintlichen oder tatsächlichen Entwicklungsbeeinträchtigungen im Mittelpunkt, die von den digitalen Medienangeboten wie aktuell etwa Onlyfans oder Fernsehformaten wie ‚Naked Attraction‘ (RTL2) ausgehen (können).
Bei der Ausarbeitung des vorliegenden Schwerpunkts leiteten uns zwei Grundsätze:
Zum einen wollten wir ganz bewusst kein Pornografieheft gestalten. Zu oft wird das Thema ‚Sexualität und Medien‘ auf dieses Phänomen reduziert. Das Gleiche gilt für die einseitige Betonung von Risiken. Wohl aber interessierten uns die Grenzbereiche. Sexting etwa beschäftigt Medienpädagogik sowie Jugend- und Sozialarbeit weiterhin, es gehört in dieses Heft. Zudem ist sexualisierte und mithin pornografienahe Ästhetik Teil medialer Alltagskultur. Musikstars und Celebrities wie Katja Krasavice haben damit großen Erfolg. Diese Bezüge sollten aus verschiedenen disziplinären Perspektiven beleuchtet und kritisch reflektiert werden.
Zum anderen standen wir vor der Herausforderung, der Vielfalt des Themas gerecht zu werden. Die Themenliste oben zeigt an, was alles in dieser merz hätte ‚drin‘ sein können. Die hier versammelten Artikel stehen in einem doppelten Sinn stellvertretend für diese Vielfalt. Einerseits verweisen sie auf die mediale Vielfalt: von technisch-medialem Sexspielzeug, über Serienformate, bis hin zu Plattformen wie Instagram und YouTube sowie medialem Storytelling. Andererseits stehen die Artikel für thematische Schwerpunktsetzungen. Sie bearbeiten ganz konkrete Gegenstände, die jedoch allesamt für größere Felder und Fragen stehen, die hier nur angedeutet werden können. Im Laufe der Erarbeitung des Heftes ergab sich ein nicht intendierter Fokus auf die Zielgruppe der Jugendlichen, der in den meisten Beiträgen zu finden ist. Natürlich ist das Themenfeld eigentlich weiter zu sehen, da Sexualität kein exklusives Jugendthema ist.
Nadine Beck beschäftigt sich als Kulturwissenschaftlerin und -historikerin mit der Geschichte des Vibrators. Ihr Artikel steht stellvertretend sowohl für das Feld der Autoerotik als auch den Zusammenhang von Technik/‚Werkzeugen‘, Intimität und Medien, die unter digitalen Bedingungen weiter zusammenwachsen. Beleuchtet werden verschiedene Verwendungszwecke der Vibratoren in ihrer Frühzeit, ihre Tabuisierung und Etablierung durch Ratgeberliteratur, Sexspielzeugversandshops und auch das zunehmende Verlangen nach sexueller Selbstbestimmung. Die Autorin beschäftigt sich mit der Werbung und gesellschaftlichen Akzeptanz von Vibratoren sowie dem Design und der Technik, welche sich in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Wenngleich Beck historisch arbeitet, ist das bearbeitete Sujet ein Zukunftsthema. Heute ist nicht abzuschätzen, inwiefern VR-Brillen, Sensortechnik und taktile Technologien die Auto-, Paar- oder auch Gruppensexualität verändern und wie weit sie gegebenenfalls unter jungen Erwachsenen verbreitet sein werden.
Ganz nah an der medialen Gegenwart ist Moritz Stocks Analyse der viel besprochenen, äußerst erfolgreichen Netflix-Serie ‚Sex Education‘. Der Soziologe legt dar, wie die Serie vielfältige Erscheinungsformen jugendlicher Sexualität und zugehörige Probleme sichtbar macht. Es gelingt ihr auf humorvolle Weise Möglichkeiten zeitgemäßer Sexualaufklärung zu reflektieren, aber dennoch stets die Belange junger Menschen ernst zu nehmen. Gewissermaßen agiert sie insofern selbst als sexualpädagogische Akteurin und kann Jugendlichen eine Hilfe sein bei der Bearbeitung eigener sexual- und geschlechtsbezogener Entwicklungsthemen und vor allem bei der Konstruktion einer sexuellen Identität. Auch Stocks Beitrag verstehen wir als exemplarische Analyse. Sie steht für die Vielfalt an medialen Formen und Formaten, über die Jugendlichen sexuelle Bildung heute vermittelt wird.
Um sexuelle Bildung geht es auch im Beitrag von Lee Jansen. Ausgangspunkt ist die Diagnose, dass die schulische Sexualbildung die Lebenslagen und Fragen queerer Jugendlicher bislang nur unzureichend berücksichtigt. Peer-to-peer-Projekte suchen diese Schwäche des Bildungssystems auszugleichen. Sie fungieren als Anlaufstellen und Beratungsinstanzen für queere Jugendliche ebenso wie für Menschen, die sich über queere Sexualität und Identitäten informieren möchten. Jansen entfaltet ein Verständnis, wie queere Sexualaufklärung aussehen sollte und bespricht exemplarisch Instagram-Accounts verschiedener Projekte. Ein Zwiespalt der hier geleisteten Medienarbeit besteht in den Potenzialen der semi-öffentlichen Accounts, niederschwellig queere Jugendliche anzusprechen, und zugleich Zielscheibe für queerphobe Angriffe zu sein. Was für sexuelle Bildung immer gilt, gilt hier insbesondere: es braucht ‚safe spaces‘, in denen sich die Jugendlichen sicher fühlen.
Der Beitrag von Christina Witz widmet sich dem Phänomen Sexting. Nach den aufgeregten Debatten der letzten Jahre, wird Sexting nun wesentlich differenzierter gesehen. Hierbei stehen zwei Kernbotschaften im Mittelpunkt, die für Präventions- und Interventionsangebote zentral sind: Weg von der Opfer- zur Täteradressierung und eine Betrachtung der Rolle der Genderstereotype. Anhand des Beitrags können Pädagog*innen und Eltern gut nachvollziehen, wann Sexting unbedenklich ist, und wo und wann Missbrauch ins Spiel kommt. Auch dieser Beitrag steht stellvertretend für ein größeres Feld, in diesem Fall die mediatisierte Beziehungs- und Intimkommunikation. Anstatt Sexting vorschnell als unbedachtes und bloß riskantes Verhalten zu brandmarken, wird es hier – ohne Folgeprobleme auszublenden – akzeptierend als Teil medialen Alltagshandelns gefasst.
Nicola Döring behandelt in ihrem Beitrag die aktuelle Debatte über die Pille in Sozialen Medien. Mit Hashtags wie #pille oder #hormonfrei findet bei Instagram, TikTok und Co. eine Debatte unter jungen Menschen statt, in der das Absetzen der Pille als Befreiung zelebriert wird. Döring geht diesem Trend nach und ordnet ihn in den Stand der medizinischen Forschung zur Pille ein. Insgesamt verweist der Beitrag auf die große Rolle von Sozialen Medien als Diskursplattformen, in denen heterogene Ansichten und Erfahrungen artikuliert und verhandelt werden und von verschiedenster Seite Ratschläge und Tipps gegeben werden. Es ist davon auszugehen, dass für Jugendliche YouTube heute eine zentrale Informationsquelle ist, nicht nur zur Pille, sondern ebenso zu Fragen bezüglich Annäherung und Flirtverhalten, Liebeskummer, Menstruationsbeschwerden, Erektionsstörung und vielem anderen mehr. Medienpädagogik ist hier gefragt, um Jugendlichen zu helfen, die verschiedenen Quellen, Wahrheitsgehalte und Agenden der Akteur*innen differenzieren zu können.
Wolfgang Reißmann und Charlotte Horsch wenden sich im letzten Beitrag des Thementeils der Erotik-YouTuberin und Musikerin Katja Krasavice zu. Sie deuten Krasavice als Beispiel für einen Typus social-media-getriebener Karrieren, in denen (weibliche) Selbstsexualisierung und Plattformlogik ineinandergreifen. Hierbei verzahnen sich geschicktes mediales Marketing, das Spielen mit bzw. die Inszenierung von Tabubruch, und eine sexualisierte Selbstpräsentation, die dem kulturellen Muster der ‚phallischen Frau‘ folgt – hypersexuell und ultrasouverän zugleich. Interessant an Krasavice als exemplarischem Fall ist zudem die Vertiefung, die sie über biografische Berichte aus der Familiengeschichte in der öffentlichen Wahrnehmung momentan erfährt. Über diesen Einzelfall hinaus steht der Beitrag für eine Reihe an jungen, weiblichen Social Media Celebrities, die über den Weg der Selbstsexualisierung Anerkennung und Erfolg erfahren. Dazu zählen Akteur*innen wie Shirin David und Loredana, die als Vorbilder insbesondere für jüngere weibliche Jugendliche fungieren.
In der Summe lassen die verschiedenen Beiträge die Vielschichtigkeit des Themas erahnen. Das gilt letztlich ebenso für die Interpretationsperspektiven der Autor*innen, die teils anwaltschaftlich und im positiven Sinn parteiisch auftreten, teils kritisch argumentieren, teils die emanzipativen Potenziale betonen. Auch damit spiegelt das Heft die (traditionell) heterogenen Sichtweisen, mit denen auf den Zusammenhang von Medien und Sexualität geblickt wird. Mehr denn je gilt es wohl angesichts der Vielfalt sowohl des Sexuellen als auch des Medialen, die Adressat*innen medienpädagogischer Arbeit dort abzuholen, wo sie stehen. Wir hoffen, mit dieser merz für die medienpädagogische Praxis hilfreiche Impulse aus der Wissenschaft und selektiv Orientierungswissen bereitstellen zu können.
Auch diese merz wird von Expert*inneninterviews in unserem Podcast ‚mehr merz‘ erweitert. Neben dem Fachredakteur*innen-Talk wird es zwei begleitende Podcast-Folgen geben. Elke Prochazka ist Initiatorin des Projekts SexTalks; einem Projekt, das Jugendlichen und auch Multiplikator*innen zeigt, wie das Internet als wichtige Informationsquelle zum Thema Sexualität richtig genutzt werden kann. Mit den negativen Aspekten von Sexualität und Internet hat Miriam Zwicknagel von AMYNA e.V., einem Verein zur Abschaffung von sexuellem Missbrauch und sexueller Gewalt, zu tun. Mit Präventionsprojekten schult AMYNA etwa Fachkräfte im Umgang mit sexuellem Missbrauch in digitalen Medien. Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß lehrt an der Hochschule Merseburg im Studiengang Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung und spricht im Interview über die Rolle der Medien in der Entwicklung von Geschlechtertheorien und Geschlechterkonstruktionen sowie die Möglichkeiten, die Jugendlichen in Bezug auf ihre sexuelle Bildung und Entwicklung in den Medien bzw. mit Medien heute geboten werden. Schließlich stellt Annika Spahn von queerlexikon.net ihr Projekt vor, das eine Online- Anlaufstelle für lesbische, schwule, bi+sexuelle, a_sexuelle, a_romantische, trans, nicht-binäre, inter*, polyamouröse und queere Jugendliche und Kinder aus Regenbogenfamilien darstellt.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Wolfgang Reißmann, Dagmar Hoffmann, Angelika Beranek
Beitrag als PDFEinzelansichtMoritz Stock: Die filmische Reflexion sexualpädagogischer Praktiken und jugendlicher Sexualitätsentwicklung in der Serie ‚Sex Education‘
Fiktionale Jugendserien haben zuletzt wieder an Popularität gewonnen. Der Beitrag zeigt auf, dass im sogenannten Teen TV sexualitätsbezogene Fragestellungen vielseitig diskutiert werden. Als Beispiel wird die Netflix-Produktion ‚Sex Education‘ analysiert. Es wird dargelegt, dass die Serie nicht nur vielfältige Erscheinungsformen jugendlicher Sexualität sichtbar macht, sondern auch Möglichkeiten zeitgemäßer Sexualaufklärung reflektiert und dadurch selbst als sexualpädagogischer Akteur agiert.
Literatur:
Ahrens, Jörn (2017). Einbildung und Gewalt: Film als Medium gesellschaftlicher Konfliktbearbeitung. Marburg: Schüren Verlag.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2004). Richtlinien und Lehrpläne zur Sexualerziehung. Eine Analyse der Inhalte, Normen, Werte und Methoden der Sexualaufklärung in den sechsten Ländern der Bundesrepublik Deutschland. Köln. https://repository.publisso.de/resource/frl:2794679-1/data [Zugriff: 14.04.2020]
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2020). Neunte Welle der BZgA-Studie „Jugendsexualität“. Zentrale Studienergebnisse. Köln. www.forschung.sexualaufklaerung.de/jugendsexualitaet/jugendsexualitaet-neunte-welle/ [Zugriff: 14.04.2021]
Buschmeyer, Anna (2018). Sexualität und Gender im Kinder- und Jugendalter: Doing Gender while Becoming Sexual. In: Lange, Andreas/Reiter, Herwig/Schutter, Sabine/Steiner, Christine (Hrsg.), Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 393-406.
Döring, Nicola (2017). Online-Sexualaufklärung auf YouTube: Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für die Sexualpädagogik. In: Zeitschrift für Sexualforschung 30(04), S. 349-367.
Flaake, Karin (2012). Pubertät, Biologie und Kultur: Erfahrungen körperlicher Veränderungen. In: Liebsch, Katharina (Hrsg.), Jugendsoziologie: Über Adoleszente, Teenager und neue Generationen. München: Oldenbourg Verlag, S. 135-152.
Förster, Jens/Nussbaum, Manfred (2020). Sechs Paradoxien bei der medialen Darstellung sexueller Vielfalt. In: TV Diskurs, 26 (4), S. 44-49. https://tvdiskurs.de/data/hefte/ausgabe/94/foerster-nussbaum-eklig-faszinierend-tvd94.pdf [Zugriff: 14.04.2021]
Grampp, Sven (2020). Drawing Teens Together. Über die allmähliche Verfestigung des Teen TV im Network Television. In: Krauß, Florian/Stock, Moritz (Hrsg.), Teen TV: Repräsentationen, Lesarten und Produktionen aktueller Jugendserien. Wiesbaden: Springer VS, S. 219–253.
Hartmann, Anna/Windheuser, Jeannette (2019). Sexuelle Bildung als überfachliche pädagogische Aufgabe in Schule und Lehrberuf: Erziehungswissenschaftliche und feministisch-theoretische Perspektiven. Vortrag im Workshop „Sexuelle Bildung als Querschnittsaufgabe in Schule und Lehrberuf“ an der Bergischen-Universität-Wuppertal, 08.02.2019.
Jenkins, Henry (2020). „Kunst geschieht nicht in der Isolation, sondern in der Gemeinschaft“: Kollektive Lernprozesse in Fandoms. In: Konstanzer Hefte zur Medienwissenschaft, 78/79: Smarte Serienfans. Resistente Praktiken der Teilhabe in Fan-Gemeinschaften, S. 13-32.
Krauß, Florian/Stock, Moritz (Hrsg.) (2020). Teen TV: Repräsentationen, Lesarten und Produktionen aktueller Jugendserien. Wiesbaden: Springer VS.
Krauß, Florian/Kinghorst, Julian (2020). Digitale Jugendnarrative in der deutschen Fernsehfiktion. In: Medien + Erziehung 2020/04 Medien und Narrative – Die Kraft des Erzählens in mediatisierten Welten, S. 41-48.
Matthiesen, Silja/Dekker, Arne (2018). Jugendsexualität: Sexuelle Sozialisation im Zeitalter des Internets. In: Lange, Andreas/Reiter, Herwig/Schutter, Sabine/Steiner, Christine (Hrsg.), Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 379-392.
Meuser, Michael (2018). Jungen und Männlichkeit. In: Lange, Andreas/Reiter, Herwig/Schutter, Sabine/Steiner, Christine (Hrsg.), Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 365-378.
Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (2011). Richtlinien für die Sexualerziehung in Nordrhein-Westfalen. Heft 5001. Frechen. www.elternverein-nrw.de/sexualerziehung/text_5001.pdf [Zugriff: 13.04.2021]
Nesselhauf, Jonas/Schleich, Markus (2016). Fernsehserien: Geschichte, Theorie, Narration. Tübingen: A. Francke Verlag.
Oldemeier, Kerstin/Krell, Claudia (2018). „Coming-out – und dann …?!“ In: Lange, Andreas/Reiter, Herwig/Schutter, Sabine/Steiner, Christine (Hrsg.), Handbuch Kindheits- und Jugendsoziologie. Wiesbaden: Springer VS, S. 407-424.
O’Neill, Patrick (2016). Investigating the 1980s Hollywood teen genre: Adolescence, character,space. Kingston: Kingston University.
Sigusch, Volkmar (2005). Neosexualitäten: Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion. Frankfurt am Main: Campus Verlag.
Turkle, Sherry (2015). Reclaiming Conversation: The Power of Talk in a Digital Age. London: Penguin.
Nadine Beck: Nicht nur Plug & Play? Sex Toys als Lifestyle-Produkte und Empowerment-Tools
Die sexuelle Revolution brachte in den 1960er Jahren nicht nur zivilgesellschaftliche Umwälzungen, sondern auch ein besonderes Gerät in deutsche Haushalte: Der batteriebetriebene Stabvibrator gilt bis heute als Sinnbild eines Sexspielzeugs. Bis in die 1990er Jahre änderte er sich nicht grundlegend, Sexualität wurde androzentrisch-heterosexuell präsentiert und produziert, das Phallische dominierte. Dies wandelte sich erst mit farbenfrohem Sexspielzeug und TV-Serien wie ‚Sex and the City‘. Heute wird mit ‚smarten‘ Sexspielzeugen viel Umsatz generiert und aufwändig Marketing betrieben. In diesem kulturgeschichtlichen Beitrag wird die Vorgeschichte dieser Geräte beleuchtet, die in absehbarer Zeit, so die Prognose, die Medienpädagogik beschäftigen könnten.
Literatur:
Beck, Nadine (2021). Der vibrierende Dildo. Unveröffentlichte Dissertation. Philipps-Universität Marburg.
Cara Sutra (2016). O-Wand Vibrator Review: Better Than The Doxy Massager? https://carasutra.com/review/o-wand-vibrator-review-doxy-massager [Zugriff: 13.02.2021]
Comella, Lynn (2017). Vibrator Nation. How Feminist Sex-Toy Stores Changed the Business of Pleasure. Durham, NC: Duke University Press.
Comella, Lynn (2018). 20 Years Later, How The 'Sex And The City' Vibrator Episode Created A Lasting Buzz. www.forbes.com/sites/lynncomella/2018/08/07/20-years-later-how-the-sex-and-the-city-vibrator-episode-created-a-lasting-buzz [Zugriff: 18.02.2021]
Dambeck, Holger (2005). Archäologen entdecken Stein-Phallus. www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/eiszeit-erotik-archaeologen-entdecken-stein-phallus-a-366742.html [Zugriff: 03.01.2020]
Döring, Nicola (2020). Wie verändert die COVID-19-Pandemie unsere Sexualitäten? Eine Übersicht medialer Narrative im Frühjahr 2020. In: Zeitschrift für Sexualforschung, 33 (2), S. 65–75.
Gerl, Maximilian (2017). Das angeblich ultimative Sexspielzeug. www.sueddeutsche.de/bayern/sexspielzeug-die-frau-kann-sich-nicht-dagegen-wehren-1.3441440 [Zugriff: 02.01.2020]
Hasse, Kerstin (2018). Toy Story. www.annabelle.ch/liebe/dating-sex/toy-story-Womanizer-michael-lenke-47929 [Zugriff: 12.06.2019]
Haupt, Heinz-Gerhard (2009). Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890–1990: Ein Handbuch. Frankfurt am Main: Campus.
Jaramilla, Estrella (2019). Womanizer, Challenging Perceptions Of Sexuality After Menopause. www.forbes.com/sites/estrellajaramillo/2019/05/16/womens-health-companies-disrupting-the-wearable-space [Zugriff: 02.08.2020]
Lieberman, Hallie/Schatzberg, Eric (2018). A failure of academic quality control: The Technology of Orgasm. In: Journal of Positive Sexuality, 4 (2), S. 24–47.
Lora Di Carlo (2019). CES. https://loradicarlo.com/pages/cesgenderbias [Zugriff: 12.06.2019]
MCCammon, Sarah (2019). High-Tech Vibrator Ban From CES Show Stirs Claims Of Sexism. www.npr.org/2019/01/12/684854958/high-tech-vibrator-ban-from-ces-show-stirs-claims-of-sexism [Zugriff: 12.06.2019]
Müller, Roland (1994). Beate Uhse. Vom Mut einer Frau. Prominenten Sternstunde, Band 4. Schwedt: Kiro Verlag.
ORION Versand (2020). Bettgeflüster. Der große ORION Sexreport. www.orion.de/assets/images/content/landingpage/2020/sexreport/de/sexreport.pdf?95269960aef9 [Zugriff: 13.02.2021]
Trout, Christopher (2014). The 46-year-old sex toy Hitachi won’t talk about. In: Engadget vom 27. August 2014. https://web.archive.org/web/20140827183517/http://www.engadget.com/2014/08/27/history-of-the-hitachi-magic-wand[Zugriff: 08.10.2019]
Nicola Döring: Mehr Frust als Lust? Die Antibabypille in Sozialen Medien
In Sozialen Medien wird viel über Sexualität diskutiert, auch über Schwangerschaftsverhütung und die Antibabypille. Dabei hat das Image der Pille, die gerade ihren 60. Geburtstag feierte, deutlich gelitten. Viele Mädchen und junge Frauen wollen sie am liebsten in Rente schicken. Auf YouTube, TikTok, Instagram und Co. wird das Absetzen der Pille als Befreiungsschlag gefeiert. Wie ist dieser Trend einzuordnen?
Literatur:
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Lee Jansen: Queere Peer-to-Peer-Projekte in Sozialen Medien als Inspiration für diversitätssensible Sexualerziehung an Schulen?
In diesem Beitrag wird anhand von Praxisbespielen beleuchtet, wie queere Sexualaufklärung in Sozialen Medien aussieht. Zu diesem Zweck wird erläutert, wie queere Sexualaufklärung aussehen sollte, damit queere Jugendliche von ihr profitieren und warum diese Art der Aufklärung nicht in Schulen stattfindet. Abgeschlossen wird der Beitrag mit Überlegungen darüber, welche Implikationen diese Erkenntnisse für die pädagogische Praxis haben können.
Literatur:
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Salty (2019). Exclusive: An Investigation into Algorithmic Bias in Content Policing on Instagram. https://saltyworld.net/algorithmicbiasreport-2/ [Zugriff: 14.02.2021]
Christina Witz: Jugendliches Sexting – Wo liegt das Problem?
Im Beitrag wird Sexting als Teil zeitgemäßer intimer Kommunikation beschrieben, die auch von Jugendlichen praktiziert wird. Anhand einer Definition von Sexting, die sich an Einvernehmlichkeit orientiert, werden verschiedene Aspekte der Konsensverletzung beschrieben, Begriffe im Rahmen einvernehmlicher und grenzverletzender intimer Kommunikation differenziert, Gefahrenpotenziale aufgezeigt und rechtliche Aspekte erläutert. Dabei wird zudem der Blick auf Präventionsbotschaften und die Rolle Erwachsener gelegt.
Literatur:
Böhm, Maika/Budde, Jürgen/Dekker, Arne (2018). Sexuelle Grenzverletzungen mittels digitaler Medien an Schulen. Annäherung an einen doppelten Verdeckungszusammenhang. In: MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung. DOI: 10.21240/mpaed/00/2018.02.21.x.
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Dekker, Arne/Koops, Thula/Briken, Peer (2016). Sexualisierte Grenzverletzungen und Gewalt mittels digitaler Medien. Expertise zur Bedeutung digitaler Medien für Phänomene sexualisierter Grenzverletzungen und Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Berlin. https://beauftragter-missbrauch.de/fileadmin/Content/pdf/Pressemitteilungen/2017/01_Januar/17/2a_Expertise_Sexuelle_Gewalt_an_Kindern_mittels_digitaler_Medien.pdf [Zugriff: 08.04.2021]
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Strasburger, C. Victor/Zimmerman, Harry/Temple, Jeff R./Madigan, Sheri (2019). Teenagers, Sexting, and the Law. In: Pediatrics, 143 (5). DOI: 10.1542/peds.2018-3183.
Unabhängiger Beauftragter zu Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) (o. J.). Schutzkonzepte für den digitalen Raum. Bestandteile eines Konzepts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt. https://beauftragter-missbrauch.de/praevention/schutzkonzepte/schutzkonzepte-fuer-den-digitalen-raum [Zugriff: 10.04.2021]
Witz, Christina (2021). Sexting | Körper-Bilder | Geschlecht. Orientierungen Jugendlicher auf sexuell interpretierbare visuelle Selbstdarstellungen. GENDER. In: Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft (im Erscheinen).
Wolfgang Reißmann/Charlotte Horsch: Katja Krasavice als aktuelles Beispiel für Selbstsexualisierung. Eine analytische Einordnung
Katja Krasavice polarisiert. Für die einen steht sie für Selbstsexualisierung und sexualisierte Selbstvermarktung. Für die anderen ist sie eine ernstzunehmende Größe im deutschen HipHop. Zumindest für einen Teil Jugendlicher und junger Menschen scheint sie ein Idol zu sein, das – dem selbsterzeugten Image folgend – gegen Widerstände Erfolg hatte. Auch in der außerschulischen medienpädagogischen Praxis wird Krasavice von Jugendlichen zum Thema gemacht. Im vorliegenden Aufsatz wird die Performance der Künstlerin als mustergültiges Beispiel für einen Typus social-media-getriebener Karrieren gedeutet, in denen (weibliche) Selbstsexualisierung und Plattformlogik ineinandergreifen.
Im zugehörigen Artikel werden drei Methodenvorschläge aufbereitet, wie ansetzend an Katja Krasavice mit Jugendlichen medienpädagogisch gearbeitet werden kann.
Literatur:
Balzer, Jens (2020). Dominante Position. Um den Song „WAP“ der Rapperinnen Cardi B und Megan Thee Stallion ist in den USA eine wilde Diskussion entbrannt. www.zeit.de/2020/36/rapsong-wap-cardi-b-megan-thee-stallionusa-video [Zugriff: 29.03.2021]
Döring, Nicola (2017). Online-Sexualaufklärung auf YouTube: Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen für die Sexualpädagogik. In: Zeitschrift für Sexualforschung, 30 (4), S. 349–367.
Hunter, Margaret/Cuenca, Alhelí (2017). Nicki Minaj and the Changing Politics of Hip-Hop: Real Blackness, Real Bodies, Real Feminism? In: Feminist Formations, 29 (2), S. 26–46.
Jünger, Nadine (2011). „Also ich gucke da nichts ab“. Die Bedeutung des Porno-Rap für die sexuelle Sozialisation Heranwachsender. In: merz | medien + erziehung, 55 (4), S. 53–57.
McRobbie, Angela (2010). Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes. Wiesbaden: Springer VS.
Méritt, Laura (2012). PorYes! Feministische Pornos und die sex-positive Bewegung. In: Martina Schuegraf/Angela Tillmann (Hrsg.), Pornografisierung von Gesellschaft. Perspektiven aus Theorie, Empirie und Praxis. Konstanz: UVK, S. 371–380.
Prommer, Elizabeth/Wegener, Claudia/Linke, Christine (2019). Selbstermächtigung oder Normierung? Weibliche Selbstinszenierung auf YouTube. In: Televizion, 32 (1), S. 11–15.
Seeliger, Martin/Dietrich, Marc (Hrsg.) (2020). Deutscher Gangsta-Rap II. Popkultur als Kampf um Anerkennung und Integration. Bielefeld: transcript.
Steffes-lay, Friedrich (2021). Zwischen Sexklischee und Emanzipation: Katja Krasavice, die Boss Bitch aus dem Netz. Musikexpress. www.musikexpress.de/katja-krasavice-die-boss-bitch-aus-dem-netz-interview-1823971 [Zugriff: 13.02.2021]
Walulis (2017). Nackt auf YouTube – Das Prinzip Krasavice. www.funk.net/channel/walulis-1031/nackt-auf-youtube-das-prinzip-krasavice-walulis-492046 [Zugriff:
13.02.2021]Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Wolfgang Reißmann, Charlotte Horsch
Beitrag als PDFEinzelansichtonline-exklusiv: Charlotte Horsch/Reißmann Wolfgang: Katja Krasavice als aktuelles Beispiel für Selbstsexualisierung. Drei Methodenvorschläge für die medienpädagogische Arbeit
Katja Krasavice polarisiert. Für die einen steht sie für Selbstsexualisierung und sexualisierte Selbstvermarktung. Für die anderen ist sie eine ernstzunehmende Größe im deutschen HipHop. Zumindest für einen Teil Jugendlicher und junger Menschen scheint sie ein Idol zu sein, das – dem selbsterzeugten Image folgend – gegen Widerstände Erfolg hatte. Auch in der außerschulischen medienpädagogischen Praxis wird Krasavice von Jugendlichen zum Thema gemacht. Im vorliegenden Aufsatz wird die Performance der Künstlerin als mustergültiges Beispiel für einen Typus social-media-getriebener Karrieren gedeutet, in denen (weibliche) Selbstsexualisierung und Plattformlogik ineinandergreifen. Im merz-Themenheft ‚Sexualität und Medien‘ (merz 3-21) wurde Katja Krasavice als aktuelles Popphänomen analytisch eingeordnet (vgl. Reißmann/Horsch 2021). In diesem Onlineartikel werden drei Methodenvorschläge gemacht, wie zu dieser Medienfigur mit Jugendlichen medienpädagogisch gearbeitet werden kann.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Charlotte Horsch, Wolfgang Reißmann
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spektrum
Kati Struckmeyer: Jeder Mensch – für neue Grundrechte in Europa. Ein Interview mit Bijan Moini
Die Initiative ‚Jeder Mensch‘ will Lücken in den europäischen Verfassungen schließen, bei denen es um folgende Themen geht: Umweltzerstörung, Digitalisierung, Macht der Algorithmen, systematische Lügen in der Politik, ungehemmte Globalisierung und Bedrohungen für den Rechtsstaat. Sechs neue Grundrechte für Europa sollen helfen, eine Verbesserung herbeizuführen. Wir haben mit Bijan Moini, Jurist, Schriftsteller und Mitorganisator von ‚Jeder Mensch‘, über die Initiative und ihre Ziele gesprochen.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtonline-exklusiv: Bijan Moini: Warum wir jetzt sechs neue Grundrechte für Europa brauchen
Die entscheidende Passage in Ferdinand von Schirachs neuem Buch ‚Jeder Mensch‘ ist nur wenige Sätze lang: Es sind sechs neue Grundrechte. Sie haben die Kraft, unsere Gesellschaft nachhaltig zum Besseren zu wenden, wenn wir es wollen.
Die Initiative ‚Jeder Mensch‘ will Lücken in den europäischen Verfassungen schließen, bei denen es um folgende Themen geht: Umweltzerstörung, Digitalisierung, Macht der Algorithmen, systematische Lügen in der Politik, ungehemmte Globalisierung und Bedrohungen für den Rechtsstaat. Sechs neue Grundrechte für Europa sollen helfen, eine Verbesserung herbeizuführen.
Rudolf Kammerl/Thomas Irion: ‚Digitale Bildung‘. Eine kurze Replik zum Beitrag ‚‚Digitale Bildung‘ wird zu einer Einflugschneise für die IT-Wirtschaft‘ von Horst Niesyto
In der merz 21-1 vertrat Horst Niesyto die These, dass der Begriff ‚Digitale Bildung‘ vermieden werden solle, weil damit insbesondere privatwirtschaftliche Interessen verbunden wären. In dieser Replik werden viele der in Niesytos Text benannten Kritikpunkte unterstützt. Es findet darüber hinaus aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Position der Begriffsvermeidung statt, indem für differenzierte und konstruktive Beiträge zur Bestimmung des Gegenstandbereichs, zur Verankerung inderdisziplinärer Zugänge zum Themenfeld und für Beiträge zur Begriffsbestimmung plädiert wird.
Literatur:
Brinda, Torsten/Brüggen, Niels/Diethelm, Ira/Knaus, Thomas/Kommer, Sven/Kopf, Christine/Missomelius, Petra/Leschke, Rainer/Tilemann, Friederike/Weich, Andreas (2019). Frankfurt-Dreieck zur Bildung in der digital vernetzten Welt – Ein interdisziplinäres Modell. In: Pasternak, Arno (Hrsg.), Informatik für alle (INFOS2019). Bonn: Gesellschaft für Informatik (LNI – Lecture Notes in Informatics, P-288), S. 25–33. https://dagstuhl.gi.de/fileadmin/GI/Allgemein/PDF/Frankfurt-Dreieck-zur-Bildung-in-der-digitalen-Welt.pdf [Zugriff: 27.05.2021]
Förschler, Annina (2018). Das ‚Who is who?‘ der deutschen Bildungs-Digitalisierungsagenda. Eine kritische Politiknetzwerk Analyse. In: Pädagogische Korrespondenz, 58, S. 31–52. www.pedocs.de/volltexte/2020/21106/pdf/PaedKorr_2018_58_Foerschler_Das_Who_is_who_der_deutschen.pdf [Zugriff: 27.05.2021]
Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD) (2019). Fachliche Bildung in der digitalen Welt. Positionspapier der Gesellschaft für Fachdidaktik. www.fachdidaktik.org/wp-content/uploads/2018/07/GFD-Positionspapier-Fachliche-Bildung-in-der-digitalen-Welt-%202018-FINAL-HP-Version.pdf [Zugriff: 27.05.2021]
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) (2019). Aktivitäten der Digitalindustrie im Bildungsbereich. Frankfurt. www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=91790&token=76e262551195777636f30dc9c5d78ceccf8db8bf&sdownload=&n=DigitalI ndustrieBB-2019-A4-web.pdf [Zugriff: 27.05.2021]
Gesellschaft für Informatik (2016). Bildung in der digitalen vernetzten Welt. Dagstuhl-Erklärung. Verfügbar unter: https://dagstuhl.gi.de/dagstuhl-erklaerung
Initiative ‚Keine Bildung ohne Medien!‘ (KBOM) (2019). Medienpädagogisches Manifest – Addendum 2019. www.keine-bildung-ohne-medien.de/medienpaedagogischesmanifest-2019/ [Zugriff: 27.05.2021]
Irion, Thomas/Kammerl, Rudolf (2018). Lernen mit digitalen Medien in der Grundschule. Grundlagen, Perspektiven und Herausforderungen. In: Die Grundschulzeitschrift, 307, S. 12–17.
Irion, Thomas (2020). Digitale Grundbildung in der Grundschule. Grundlegende Bildung in der digital geprägten und gestaltbaren, mediatisierten Welt. In: Thumel, Mareike/Kammerl, Rudolf/Irion, Thomas (Hrsg.), Digitale Bildung im Grundschulalter. Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen, S. 49–81. München: kopaed.
Kammerl, Rudolf/Dertinger, Andreas/Stephan, Melanie/Thumel, Mareike (2020). Digitale Kompetenzen und Digitale Bildung als Referenzpunkte für Kindheitskonstruktion im Mediatisierungsprozess. In: Thumel, Mareike/Kammerl, Rudolf/Irion, Thomas (Hrsg.), Digitale Bildung im Grundschulalter. Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen. München: kopaed, S. 21–48.
Kammerl, Rudolf (2017). Das Potential der Medien für die Bildung des Subjekts. Überlegungen zur Kritik der Subjektorientierung in der medienpädagogischen Theoriebildung. In: MedienPädagogik, 27, S. 30-49.
Kammerl, Rudolf/Irion, Thomas (2018). Grundschulbildung in der digitalen Welt. In: Die Grundschulzeitschrift, 307, S. 6–11.
Niesyto, Horst (2021). ‚Digitale Bildung‘ wird zu einer Einflugschneise für die IT-Wirtschaft. In: merz | medien + erziehung, 65 (1), S. 23–29.
Schorb, Bernd. (2009). Gebildet und kompetent. In: merz | medien + erziehung, 53 (5), S. 50–56.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Rudolf Kammerl, Thomas Irion
Beitrag als PDFEinzelansichtJohanna Uhl-Martin: Get your phone, learn English! Mit Smartphone, Tablet & Co. informell Englisch lernen
Die Nutzung mobiler digitaler Technologien bietet Schüler*innen enorme Potenziale für den informellen Erwerb bzw. das informelle Lernen der englischen Fremdsprache: Sowohl bei freizeitorientierten, zunächst kein Lernen intendierenden Aktivitäten wie dem Streamen von englischen Serien, als auch beim gezielten Lernen oder Üben für die Schule mit Smartphone oder Tablet finden informelle Sprachlernbegegnungen statt. Diese wurden in einer empirischen Studie (Uhl 2020) untersucht.
Literatur:
Bahrani, Taher/Sim, Tam Shu/Nekoueizadeh, Marziyeh (2014). Second Language Acquisition in Informal Setting. In: Theory and Practice in Language Studies, 4 (8), S. 1714-1723. www.academypublication.com/issues/past/tpls/vol04/08/26.pdf [Zugriff: 14.03.2021]
Krashen, Stephen D. (2009). Principles and Practice in Second Language Acquisition. First internet edition (Original veröffentlicht 1982). www.sdkrashen.com/content/books/principles_and_practice.pdf [Zugriff: 14.03.2021]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2017). JIM-STUDIE 2017. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2017/JIM_2017.pdf [Zugriff: 14.03.2021]
Seipold, Judith (2012). Mobiles Lernen. Analyse des Wissenschaftsprozesses der britischen und deutschsprachigen medienpädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Mobile-Learning-Diskussion (Dissertation). Kassel: Universitätsbibliothek Kassel.
Uhl, Johanna (2020). Informelle Sprachlernbegegnungen mit dem Englischen von Kindern und Jugendlichen bei der Nutzung mobiler Technologien. Dissertation. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. http://uhl-edu.de/wp-content/uploads/2020/01/Dissertation_J_Uhl_final_Publish.pdf [Zugriff: 14.03.2021]
Uhl-Martin, Johanna (2021). Let`s play, Let`s learn! Wie Schülerinnen und Schüler informell mit Smartphones, Tablets & Co. Englisch lernen. In J. Bündgens-Kosten, & P. Schildhauer (Hrsg.), Englischunterricht in einer digitalisierten Gesellschaft. Weinheim und München: Beltz-Juventa, S. 203-220. Pre-Print: https://uhl-edu.de/wp-content/uploads/2020/12/pre-print-lets-play-jum.pdf [Zugriff: 14.03.2021]
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Johanna Uhl-Martin
Beitrag als PDFEinzelansichtTorsten Krause: Kinderrechte im digitalen Raum. Ein Überblick
Mit dem General Comment 25 erläutert der Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen, wie die Rechte des Kindes in der digitalen Welt realisiert, geschützt und befördert werden können. Im Artikel wird der General Comment (GC) in seinen wesentlichen Inhalten vorgestellt und über die Beteiligung von deutschen Organisationen am Konsultationsprozess zu diesem Dokument informiert.
Literatur:
Deutsches Kinderhilfswerk e. V. (2020). Comment on the General Comment on Children’s Rights in relation to the digital environment. Berlin. www.dkhw.de/fileadmin/Redaktion/1_Unsere_Arbeit/1_Schwerpunkte/2_Kinderrechte/2.14_Koordinierungsstelle_Kinderrechte/2.14.1_Kinderrechte_in_der_digitalen_Welt/Comment_UNCRC_GC25.pdf [Zugriff: 04.03.2021]
United Nations (2021). General comment No. 25 (2021) on children’s rights in relation to the digital environment. Committee of the Rights of the Child. https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=CRC/C/GC/25&Lang=en [Zugriff: 25.03.2021]
Stephan Niemand: Elternschaft und Dynamik im Medienrepertoire. Wie und warum junge Eltern nach der Geburt eines Kindes ihre Mediennutzung anpassen
Im Beitrag wird die Fragestellung analysiert, inwiefern Paare ihre Mediennutzung im Zuge der Geburt eines Kindes verändern. Datenbasis sind Teilbefunde einer qualitativen Panelstudie zum Wandel der häuslichen Mediennutzung. Die Befunde erlauben einen facettenreichen Einblick in die Herausforderungen und Aushandlungsprozesse, die auf junge Eltern in der neuen Lebenssituation zukommen und die in vielfältiger Art und Weise das Medienhandeln betreffen.
Literatur:
du Bois-Reymond, Manuela (2013). Eltern werden. In: Schröer, Wolfgang/Stauber, Barbara/Walther, Andreas/Böhnisch, Lothar/Lenz, Karl (Hrsg.), Handbuch Übergänge. Weinheim: Beltz Juventa, S. 311–330.
Kutscher, Nadia (2014). Soziale Ungleichheit. In: Tillmann, Angela/Fleischer, Sandra/Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.), Handbuch Kinder und Medien. Wiesbaden: Springer VS, S. 101–112.
Niemand, Stephan (2020). Alltagsumbrüche und Medienhandeln. Eine qualitative Panelstudie zum Wandel der Mediennutzung in Übergangsphasen. Wiesbaden: Springer VS.
Paus-Hasebrink, Ingrid (Hrsg.) (2017). Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender. Lebensphase Jugend. Baden-Baden: Nomos.
Röser, Jutta (2007). Einleitung: Zu diesem Buch. In: Röser, Jutta (Hrsg.), MedienAlltag. Domestizierungsprozesse alter und neuer Medien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 7–11.
Röser, Jutta/Müller, Kathrin Friederike/Niemand, Stephan/Roth Ulrike (2019). Das mediatisierte Zuhause im Wandel. Eine qualitative Panelstudie zur Verhäuslichung des Internets. Wiesbaden: Springer VS.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Stephan Niemand
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medienreport
Irene Fenzl: Ein Fuchs im Netz
Die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten in Bezug auf Cybersicherheit ist ein Thema, das viele Erziehende beschäftigt. Wie ist es möglich, dass sich Kinder Wissen über Sicherheit im Netz aneignen? Mit dieser Frage haben sich die Entwickler*innen des Spiels ‚Ein Fuchs im Netz – Cybersecurity für Kinder‘ auseinandergesetzt und es sich zur Aufgabe gemacht, ein Point-and-Click Adventure für Kinder im Grundschulalter zu entwickeln, das die Grundlagen der Cybersicherheit spielerisch vermittelt. Das Lernspiel ist in den Sprachen Deutsch und Englisch verfügbar.
Die Geschichte des Spiels handelt von Finn dem Fuchs, der mit seinem Raumschiff auf der Erde notlanden muss und dort von Luka Pfeffer-Niesenbach und seinem Vater aufgenommen wird. Damit Finn sich in der Zeit, in der er auf der Erde wohnt, zurechtfindet, leiht ihm Lukas Vater Fred sein altes Smartphone. Im Spielverlauf lernt der Fuchs das Phone und verschiedene Apps mit Hilfe von Luka und Fred kennen. Da Finns Raumschiff beim Absturz kaputt gegangen ist, er aber wieder in den Weltraum zurück will, muss es in der Werkstatt repariert werden. Für die Reparatur benötigt der Fuchs Schrauben und Ersatzteile, die er in Sammelbildern und verschiedenen Spielen sammeln kann. Da der Fuchs auf der Erde als Alien gilt, werden die Agenten der Stadt auf ihn aufmerksam und versuchen ihn und sein Raumschiff zu fangen.
Grundsätzlich ist das Spiel in fünf Teile aufgebaut, wobei jeder Teil einem ähnlichen Ablauf folgt. Zu Beginn gibt es eine kurze Cutscene, die die Spielenden in die Geschichte mitnimmt und die Rahmenhandlung erzählt. Hier wird zum Beispiel eine Zwischenszene gezeigt, in der die Agent*innen in einem Gespräch über den Fuchs zu sehen sind. Anschließend an das Kurzvideo kommen meist Finn und Luka zum Vorschein, die sich unterhalten. Während der Unterhaltung zwischen dem Fuchs und anderen Figuren des Spiels wird es den Spielenden ermöglicht, aus Finns Sichtweise Antworten zu geben. Dabei gibt es immer eine Auswahl an Antwortmöglichkeiten, aus der die Spielendenden wählen können. Im Hauptteil des Spiels wird Finn, neben der Suche nach Schrauben und Ersatzteilen in Sammelbildern, mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert, die durch die Verwendung seines Smartphones aufkommen. Je nach Geschichtsverlauf werden neue Apps und Funktionen eingeführt, die der Fuchs kennenlernt und anwenden muss. Die Apps auf Finns Handy sind angelehnt an Funktionen eines Smartphones in der realen Welt. ‚Goosle Maps‘ zum Beispiel hilft dem Fuchs sich in der Stadt zu orientieren und von einem Ort zum anderen zu bewegen, ‚Hamstergram‘ soll eine Social-Media-Plattform darstellen und über eine Messenger-App kann Finn mit seinen Freund*innen und Bekannten chatten. Die Themen zur Cybersicherheit reichen von Datenschutz und Cybermobbing bis hin zu Kinderschutz und Passwörtern. Vor allem Letztere spielen im Spiel eine entscheidende Rolle. Jedes Mal, wenn der*die Spieler*in das Handy des Fuchses benutzen will, muss nämlich das selbstgewählte Passwort eingesetzt werden.
Zudem gibt es verschiedene Einheiten im Spiel, die erklären, wodurch sich ein sicheres Passwort auszeichnet. Durch kleine Spiele und ein Quiz wird das neue Wissen vermittelt und vertieft. Ähnlich wie zur Passwortsicherheit wird in der App auch mit den anderen Themen zur Cybersicherheit umgegangen. Finn und Luka machen im Spiel Erfahrungen, positive wie negative, und eignen sich dadurch neues Wissen im Umgang mit dem Smartphone und dessen Funktionen an. Neben den eigenen Erfahrungen hilft Vater Fred weiter und gibt Erklärungen zu den verschiedenen Problematiken.
Das Ende einer Spielsequenz läuft immer gleich ab: Es wird eine Szene gezeigt, in der der Fuchs am Abend ins Bett geht und einen Tagebucheintrag verfasst. Beim Tagebucheintrag bekommt der*die Spielende die Möglichkeit, in einen Lückentext eine vorgefertigte Auswahl an Antworten zu füllen. Der pädagogische Wert des Tagebuchs liegt darin, dass das Gelernte meist wiederholt oder noch einmal extra auf Gefahren hingewiesen wird.
Die Grafik der App überzeugt mit ihrer ansprechenden Gestaltung. Die Illustrationen sind zweidimensional, bunt und farbenfroh gestaltet und erleichtern den Umgang mit der Benutzeroberfläche. Auch die Auswahlmöglichkeiten, die im Spiel in unterschiedlichen Kontexten auftauchen – meist in Form von Sprechblasen – sind logisch gestaltet. Im Gegensatz zur restlichen Oberfläche ähneln die Cutscenes der Gestaltung und Erzählung eines Comics und bringen dadurch Abwechslung in das Spiel. Teilweise verwirrend ist der fließende Übergang zwischen den einzelnen Teilen des Spiels. Hier könnte es sinnvoll sein, die Übergänge zum Beispiel mit Hilfe eines Buttons abzugrenzen. Damit würden sich Spielpausen besser ergeben und es würde nicht der Eindruck entstehen, dass der*die Spielende sich gleich in das nächste Abenteuer mit dem Fuchs stürzen muss. Das Sounddesign ist der Altersgruppe entsprechend und umspielt den Spielverlauf angemessen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Spiel einen guten Beitrag zur Vermittlung von Cybersicherheit leistet. ‚Ein Fuchs im Netz‘ bringt für Kinder viele spielerische Erfahrungen mit sich, da die Funktionen und Apps des Smartphones von Finn der realen Welt sehr ähnlich und deshalb leicht übertragbar sind.
Der pädagogische Charakter des Spiels wird in vielen verschiedenen Situationen deutlich. Informationen können durch wiederholtes Erscheinen spielerisch entdeckt und verinnerlicht werden. Die teils komplexen Inhalte zu den Themen der Cybersicherheit wurden durch die Entwickler*innen einfach und verständlich aufbereitet. Das bedeutet, dass die Probleme den Kindern nicht nur aufgezeigt, sondern auch Lösungsansätze mitgegeben werden.
Foldio Adventures (2021). Ein Fuchs im Netz. Cybersecurity für Kinder. Appstore/Playstore, 3,49 €.
Kati Struckmeyer: Zwei Podcasts zur sexuellen Aufklärung und Bildung
Im Jahr 2021 könnte man denken, dass die sexuelle Revolution ‚durch‘ und die Gesellschaft eine aufgeklärte ist. Aber allein die Tatsache, dass ein nicht zu kleiner Teil der Bevölkerung immer noch nicht weiß, ob es nun Vulva, Scheide oder Vagina heißt und worin überhaupt der Unterschied liegt, zeigt, dass es da noch etwas zu tun gibt.
Der sexuellen Aufklärung und Bildung widmen sich schon seit 2017 zwei Podcasts: ‚Ist das normal?‘ und ‚Im Namen der Hose‘.
Ist das normal? – der Sexpodcast der ZEIT
Die Frage im Titel des Podcasts macht bereits das Spektrum auf, um das es hier geht – es geht um Vielfalt, vor allem in der Sexualität, letztendlich aber auch in der Gesellschaft, in der diese stattfindet. Der Wissenschaftsjournalist Sven Stockrahm und die Sexualtherapeutin und Ärztin Melanie Büttner sprechen über Themen wie ‚Wie oft, wie lang, wie gut?‘, ‚BDSM und das Spiel von Dominanz und Unterwerfung‘, ‚Sexuelle Traumata‘, ‚Sober Sex‘ oder ‚Analsex‘. Es werden darüber hinaus auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen berücksichtigt, was an Folgen wie ‚Corona und die Beziehung – wie drehen wir nicht durch?‘ oder ‚Es ist krass zu denken, Mütter hätten keine Zeit für Sex‘ deutlich wird. Auch sehr komplexe Sachverhalte wie pädophile Präferenzstörungen werden (meist mit externen Expert*innen) erklärt, diskutiert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Auch klassische sexuelle Aufklärung findet ihren Platz: Bei Folgen zum männlichen bzw. weiblichen Orgasmus zum Beispiel haben sowohl biologische Grundlagen als auch Mythen sowie das Spannungsfeld zwischen Erwartung und Realität ihren Platz.
Der Podcast eignet sich sowohl für die eigene sexuelle Bildung, also auch für die Weitergabe des Wissens an Heranwachsende. Der Aufklärung der eigenen Kinder widmen sich Folgen wie ‚Sexualität fängt nicht erst mit 13 an‘ und ‚Wenn es um Sex geht, sollten wir Kinder nicht für dumm halten‘. Dabei wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Rolle der Sozialen Medien analysiert. In ‚Ist das normal?‘ dominiert ein ruhiger, sachlicher, teils therapeutischer Ton.
Für Jugendliche und junge Erwachsene wird der folgende Podcast attraktiver sein:
Im Namen der Hose – der Sexpodcast von PULS „Sex kann so schön sein – und scheiße. Wie können wir das ändern? Wir müssen drüber reden.“ So lautet das Motto des Podcasts ‚Im Namen der Hose‘ von PULS. Die Moderator*innen Ariane Alter und Kevin Ebert pflegen dabei einen sehr lockeren Ton, sprechen auch von eigenen Erfahrungen und funktionieren sehr gut als Identifikationsfiguren für ein jüngeres Publikum. Das Themenspektrum ähnelt dem von ‚Ist das normal?‘, wobei sich hier immer eine ‚Shorts‘-Folge von circa 15 Minuten Länge mit einer ausführlichen, einstündigen Folge abwechselt. In den ‚Shorts‘ wird eher Faktenwissen vermittelt, zum Beispiel zu Krankheiten und Verletzungen, aber auch um Organe wie die Klitoris oder die Prostata. Die einstündigen Folgen beschäftigen sich ausführlicher mit den gesetzten Themen, zu denen auch externe Expert*innen eingeladen werden.
Beide Podcasts beantworten regelmäßig auch Hörer*innenfragen, die das von der Redaktion gesetzte Spektrum noch einmal um alltagsnahe Fragen und Erfahrungen erweitern.
ZEIT online (seit 2017). Ist das normal? Diverse Podcast-Plattformen, kostenfrei.
Bayerischer Rundfunk (seit 2017). Im Namen der Hose. Diverse Podcast-Plattformen, kostenfrei.Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Kati Struckmeyer
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publikationen
Anna-Clara Pentz: Datengetriebene Sozialtechnologien als neue Bildungsherausforderung
Ob von der SCHUFA, durch Google-Algorithmen oder auch die Corona-Warn-App – längst werden in ganz unterschiedlichen Bereichen personenbezogene Daten erfasst und für verschiedene Zwecke verarbeitet. Während in Deutschland und anderen westlichen Demokratien bisher die Skepsis gegenüber datengetriebenen Programmen sehr hoch ist, werden in China Daten im sogenannten ‚Social Credit System‘ zusammengetragen und mit ‚Scoring‘-Verfahren etwa die Bonität, Gesundheitsverhalten oder Lernleistungen bewertet. Beim Zusammenführen dieser Punktesysteme und Skalen aus unterschiedlichen Lebensbereichen spricht man von ‚Super-Scoring‘. Der Band ‚Super Scoring? Datengetriebene Sozialtechnologien als neue Bildungsherausforderung‘ vereint Beiträge und Diskussionen zu Super-Scoring-Praktiken aus verschiedenen Ländern und aus der Perspektive ganz unterschiedlicher Disziplinen. Die Autor*innen liefern Hintergründe zu und Einblicke in Scoring-Systeme und werfen einen kritischen Blick auf bestehende Super-Scoring-Systeme. Gleichzeitig werden auch die Potenziale datenbasierter Sozialtechnologien beschrieben und die ethischen sowie gesellschaftlichen Aspekte beleuchtet.
Einleitend wird das Social-Credit-System in China vorgestellt. Der Beitrag des chinesischen Wissenschaftlers Yongxi Chen, der an der University of Hong Kong zu den Bezügen zwischen öffentlichem Recht und Partei/Staats-Governance mit algorithmischer Regulierung forscht, gibt Einblicke in das Bewertungs-System und die politisch-rechtliche Landschaft Chinas. In zwei weiteren Beiträgen werden Chinas gesellschaftliches Bonitätssystem im Detail betrachtet und die Herausforderungen für die politische und allgemeine Bildung beim Einsatz digitaler Regulierungsmaßnahmen in den Fokus gerückt. Trotz der sachlich fundierten Betrachtung, die auch den positiven Impetus hinter datenbasierter Bewertung hervorhebt und die Potenziale aufzeigt, bleibt hier doch das dystopische Bild einer überwachten und in ihren Freiheiten beschränkten Gesellschaft. Den dystopischen Blick auf Scoring-Systeme teilen auch die Autor*innen der Beiträge im zweiten Kapitel. Dennoch nimmt der Einsatz von Social Scoring auch in den westlichen Demokratien zu. Da bedarf es erster bildungspolitischer Empfehlungen. Die Bildungsherausforderungen, die sich durch den Einsatz datengetriebener Sozialtechnologien ergeben, werden von mehreren Autor*innen hervorgehoben. Einen besonderen Fokus darauf legen die Beiträge im vierten Kapitel. Felix G. Rebitschek etwa betont, wie wichtig es ist, dass Einzelpersonen Scoring-Systeme verstehen und kritisch hinterfragen können und Isabel Zorn zeigt erste Tools zur Wissensvermittlung und Sensibilisierung auf: „Medienbildung wird [...] als Verknüpfung von Technikbildung und politischer Bildung ebenso notwendig wie gesetzliche Regelungen in einer demokratischen Gesellschaft, in der in zunehmenden Handlungsbereichen Scores durch (private) Informations- und Kommunikationsanbieter erhoben werden.“ (Zorn, S. 205)
Gapski, Harald/Packard, Stephan (Hrsg.) (2021). Super Scoring? Datengetriebene Sozialtechnologien als neue Bildungsherausforderung. München: kopaed. 263 S., 18,80 €.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Anna-Clara Pentz
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Lebensweltorientierte Medienpädagogik in der Kita
Ob Bilderbuchkino am Laptop oder klingelndes Handy auf dem Spielplatz: Kinder sind im Alltag von einer Vielzahl an Medien – ob digital oder analog – umgeben. Medienkompetenz alters- und entwicklungsangemessen zu fördern, dazu möchte das Medienset ‚Medienerziehung in der Kita‘ animieren und motivieren. Autor Christoph Horner sieht einen großen Bedarf an pragmatischer Beratung. Sie sollte allerdings nicht mit erhobenem Zeigefinder erfolgen, weil „Eltern nicht gerne über ihren familiären Medienalltag sprechen“, konstatiert der studierte Pädagoge und Leiter einer Berufsfachschule für Kinderpflege in München in der Einführung seines gleichnamigen Praxisbuchs. „Sie stehen unter Druck, haben die Befürchtung, zur Projektionsfläche gesellschaftlicher Bewertungen zu werden oder dass Erzieher*innen sie abqualifizieren.“ Eine lebensweltorientierte Medienpädagogik gelte es aus diesem Grund in den Alltag der Familien zu integrieren. Schlussendlich sollen das Wohlergehen und der Schutz der Kinder im Rahmen des pädagogischen Handelns im Fokus stehen.
Die Publikation umfasst deshalb drei Schwerpunktkapitel. Sie widmen sich den Grundlagen der Medienpädagogik, der kindlichen Medienaneignung in Kita und Familie zwischen 0 und 16 Jahren sowie der Medienerziehung und medialen Bildungsangeboten. Zum gesamten Medienset gehören analoge und digitale Inhalte. Online sind Checklisten, Fragebögen etwa zur Reflexion des eigenen Medienverhaltens zum kostenfreien Download verfügbar. In einer Papierbox befinden sich neben dem Praxishandbuch auch Bildkärtchen für die praktische Arbeit. Beides zieren jeweils liebevolle Illustrationen von Manuela Olten. Die Kärtchen mit Diskussions- und Reflexionsfragen sowie Fallbeispielen dienen als Gesprächsimpulse für einen Austausch im pädagogischen Team oder mit Eltern. Durch den starken Bezug zum pädagogischen Alltag liefert das gelungene Praxisset für die praktische Arbeit fundiertes Fach- und Hintergrundwissen, etwa bei der Entwicklung eines Konzepts zur Medienbildung oder der medienpädagogischen Aus- und Weiterbildung. Interessant sind die Materialien daher für Pädagog*innen in Kindergarten, Kinderkrippe, Hort, für Lehrer*innen in der Grundschule, Medienpädagog*innen sowie Mulitplikator*innen und Familien im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz).
Die im medienpädagogischen Grundlagenwerk enthaltenen Erläuterungen zu Medienerziehung und Medienkompetenz basieren auf den wissenschaftlichen Modellen von einschlägigen Expert*innen wie Dieter Baacke, Helga Theunert oder Bernd Schorb. Horner verdeutlicht, dass es nicht ausreichend sei, sich medienpädagogisches Wissen einmalig anzueignen. Vielmehr unterliege es ständigen Veränderungsprozessen und müsse regelmäßig aktualisiert werden: „Das medienerzieherische Handeln muss von Korrekturmöglichkeiten, Veränderungsbereitschaft und Hinterfragbarkeit geprägt sein.“
Horner, Christoph (2021). Kinderschutz: Medienerziehung in der Kita. Basiswissen, Fallbeispiele, Reflexionsfragen und Checklisten für Team- und Elternarbeit. München: Don Bosco. 120 S. und 30 Bildkärtchen, 25,00 €.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Elisabeth Lechner (2021). Riot, don’t diet! Aufstand der widerspenstigen Körper. Wien: Kremayr & Scheriau. 230 S., 22,00 €.
Was ist schön? Wer definiert das? Wie prägen Schönheit und Schönheitsideale die Strukturen unserer Gesellschaft?
Die promovierte Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner hat zu diesem Thema mit ‚Riot, don’t diet‘ ein lesenswertes und zugleich emphatisches Buch vorgelegt. Im Fokus stehen dabei unter anderem dicke, haarige, queere und alternde Körper, People of Colour sowie Menschen mit Behinderung.
„Wer in unserer Gesellschaft nicht der Norm entspricht, wer sich und seinen Körper nicht dem kommerzialisierten Zwang zur Selbstoptimierung unterwirft, wird marginalisiert, gemobbt und ausgegrenzt“, ist dem Klappentext zu entnehmen. Konkret heißt das, dass zum Beispiel Frauen inzwischen etwa Morddrohungen erhalten, wenn sie sich in Sozialen Netzwerken mit unrasierten Beinen zeigen.
In zehn fundiert recherchierten Kapiteln erläutert die Autorin wie Machtstrukturen das zutiefst politische Geschäft mit der Schönheit beeinflussen und welchen nicht unerheblichen Anteil Medien am Entstehen und Verbreiten von Schönheitsidealen haben. Dabei konstatiert die Expertin, die an der Schnittstelle von Popkultur-Studien, feministischer Medienwissenschaft, Affect & Body Studies forscht, „dass wir in einer zutiefst lookistischen Gesellschaft leben, in der Menschen aufgrund ihres Aussehens bewertet, stereotypisiert und oft auch diskriminiert werden.“
Zugleich ermutigt sie, sich – online wie offline – gegen Schönheitswahn und Fremdbestimmtheit aufzulehnen. Medienkompetenz kann dabei ein entscheidender Faktor sein, dem Schönheitsdruck zu entrinnen – ganz nach dem Motto: „Body Shaming raus! Empowerment und Widerstand rein!“ Nicht zuletzt deshalb sollten die von Elisabeth Lechner diskutierten Aspekte zeitnah in der Medienwissenschaft sowie ihren angrenzenden Disziplinen und vor allem in der Medienpädagogik auf theoretischer und praktischer Ebene wahrgenommen und dementsprechend als Handlungsauftrag verstanden werden.
Die kämpferische Devise des Buchtitels wird auch dann deutlich, wenn Lechner auf Basis der Forschungsergebnisse ihrer Dissertation, die die Grundlage für die vorliegende Publikation bildet, nicht nur allein für einen „inklusiven Schönheitsbegriff“ plädiert. Vielmehr möchte sie eine „Schönheitsrevolution“ anzetteln. Als Kick-off hierzu gibt sie den Leser*innen einen „5-Punkte-Plan“ an die Hand.
Deutlich wird dabei, dass jeder auf dem Weg zu einer inklusiveren und mitmenschlicheren Gesellschaft gefragt ist.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDFEinzelansichtIrene Fenzl: Mierzwa, Roland (2021). Digitalisierung, Ökologie und das Gute Leben. Eine Ethik für digitale Technologien. Baden-Baden: Tectum Verlag. 238 S., 38,00 €.
Durch die Digitalisierung und den technischen Fortschritt wird die Alltagswelt der Menschen zunehmend von Medien durchdrungen. In beinahe allen Bereichen der Gesellschaft sind digitale Technologien zu finden. Zugleich wird der Ruf nach ethischen Richtlinien laut – wie soll das Leben mit fortschreitendem technologischen Fortschritt in Zukunft aussehen? Wie kann der Mensch einen Weg finden, digitale Technologien zu verwenden, ohne die Ethik dabei zu vernachlässigen? Mit dieser Thematik setzt sich Roland Mierzwa in seinem Buch ‚Digitalisierung, Ökologie und das Gute Leben‘ intensiv auseinander.
Anhand bestehender Literatur versucht der Autor, seine Argumentationslinie zu belegen. Schon im Vorwort erwähnt Mierzwa, dass er dem Nachhaltigkeitsdiskurs und dem Suffizienzgedanken im Buch besondere Aufmerksamkeit schenken will. Die aktuellen und zukünftigen ethischen Herausforderungen und Gefahren, die in Zusammenhang mit der Digitalisierung auftreten, werden gleich zu Beginn des Buches ausführlich dargestellt.
Dabei geht der Autor auf verschiedene Bereiche des Alltagslebens ein und legt Ambivalenzen der Digitalisierung fundiert dar. Durch die gewonnenen Erkenntnisse über die Entwicklung der Digitalisierung stellt Mierzwa fest, dass es, wenn die Ethik weiterhin einen festen Stellenwert besitzen soll, einer grundlegenden Veränderung der Gesellschaft bedarf. Durch alternative Ansätze des Lebens wie ‚Ubuntu‘, ‚Buen Vivir‘ und die ‚Postwachstums-Bewegung‘ zeigt der Autor, wie diese Veränderung der Gesellschaft aussehen und wie ein zukünftiges Zusammenleben in Zeiten fortschreitender Digitalisierung funktionieren kann.
Mierzwa hält sich dabei nicht damit zurück, die Notwendigkeit immer wieder zu betonen, dass ein Umdenken in der Gesellschaft mit Blick auf den Umgang mit digitalen Technologien zwingend nötig ist.
Heinrike Paulus: Schurzmann-Leder, Lena (2021). Körper, Leistung, Selbstdarstellung. Medienaneignung jugendlicher Zuschauerinnen von Germany‘s Next Topmodel. Bielefeld: transcript. 400 S., 49,00 €.
‚Germany’s Next Topmodel‘ läuft seit 2006 jährlich auf dem Privatsender Pro 7. 2021 startete die 16. Staffel. Der öffentliche Diskurs dreht sich in diesem Zusammenhang häufig viel mehr um Heidi Klum als um die Kandidatinnen selbst. Doch wie nehmen jugendliche Mädchen grundsätzlich dieses Sendeformat wahr? Ein ganzes Jahrzehnt lang widmete sich Lena Schurzmann-Leder diesem Forschungsthema. Insbesondere die komplexe Medienaneignung jugendlicher Zuschauer*innen hinsichtlich populärer Formate steht im Fokus ihrer Publikation, bei der es sich zugleich um ihre Dissertation handelt.
Die qualitative Datenerhebung in Form von Gruppendiskussionen in Berlin mit 104 Jugendlichen mit heterogenem Bildungshintergrund erfolgte 2011 und 2017. Deutlich wird aus den Ergebnissen, dass weibliches Aussehen in der Lebenswelt von Zuschauer*innen eine große Bedeutung hat. Zudem spiele das Aussehen bei der Sendung selbst nur eine geringe Rolle: „Beim ersten Durcharbeiten der Gruppendiskussionen fiel auf, wie einmütig selten die Befragen im Kontext der Aushandlungen zu ‚Germany’s Next Topmodel‘ Aussehen, Äußeres, Körper oder Schönheit selbstreferenziell thematisieren.“
Die sechs Kapitel der Publikation befassen sich neben der Methodik und Darstellung der Auswertungsergebnisse mit der Verknüpfung von Subjekt, Gesellschaft, und Medien sowie einer theoretischen Einführung und Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu Reality TV, Castingsshows und insbesondere ‚Germany’s Next Topmodel‘. Für den theoretischen Hintergrund verknüpft die Autorin unterschiedliche Ansätze beispielsweise zur Medienaneignung, Cultural Studies oder Foucaults Gouvernementalitätskonzept. Dementsprechend hoch ist der wissenschaftliche Anspruch des Buches. Doch hierin liegt auch eine kleine Schwäche, was auf die verkopften Formulierungen zurückzuführen ist. All jene, die aus der (medien-)pädagogischen Praxis kommen und für die das Thema sicherlich für die alltägliche Arbeit mit Jugendlichen von Relevanz sein dürfte, sind anscheinend als potenzielle Leser*innen-Zielgruppe von wissenschaftlichen Beiträgen bedauerlicherweise von vorne herein unter dem Radar geblieben. Die vorliegende Publikation leistet trotzdem einen facettenreichen Beitrag zum medien- sowie erziehungswissenschaftlichen Diskurs und richtet sich daher insbesondere an Wissenschaftler*innen dieser Disziplinen.
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Heinrike Paulus
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kolumne
Kati Struckmeyer: Das wilde Medienpädagog*innen-Leben (prä- und post-Corona)
Als ich im Mai 2020 verantwortliche Redakteurin der merz wurde, bedeutete das nicht nur, dass ich eine komplett neue Aufgabe bekam. Es bedeutete auch, dass ich dem Schicksal entging, mit dem meine ‚alten‘ Kolleg*innen aus der medienpädagogischen Praxis seitdem tagtäglich kämpfen: von morgens bis abends vor dem Bildschirm zu sitzen, um Online-Projekte, Online-Seminare, Online-Fortbildungen und Online-Elternabende durchzuführen, unterbrochen von Online-Kaffees, Online-Drinks und Online-Yoga. Euch allen ist diese Kolumne gewidmet, denn ich weiß, wie sehr euch die wilden Geschichten fehlen, die man ‚live‘ in der medienpädagogischen Arbeit erlebt, und deshalb habe ich hier meine vier besten aufgeschrieben.
Get away, get away, the crocodiles! – Medienpädagogik international.
2008 war ich mit einer Kollegin in Indien, um dort mit Kindern Handyclips zu produzieren. Zum Programm gehörte auch eine Dschungeltour per Boot. In einer Pause standen wir zu zweit auf einem Steg und probierten verschiedene Blenden aus, um den Sonnenuntergang zu fotografieren, als plötzlich ein Mann auf uns zulief, der laut schrie: „Get away, get away, the crocodiles!“ Kurz danach teilte man uns mit, dass wir nur knapp dem Schicksal entkommen waren, von Krokodilen gefressen zu werden, die gerne an diesen Steg kamen.
Wärmflasche im Hotel zur Post, irgendwo im Bayerischen Wald – Medienpädagogik in der Provinz.
Ich war als Medienpädagogin an Orten in Deutschland, die noch in einer anderen Zeit zu stecken schienen. Das Hotel zur Post, irgendwo im Bayerischen Wald, hatte bei unserer Ankunft geschätzte acht Grad Celsius, so dass wir die erste Nacht nur mit Wärmflaschen (Life-Hack!) überlebten. Wir waren die ersten Gäste seit langem, was wir auch daran merkten, dass die Müslimischungen am Buffet beim Frühstück am nächsten Morgen ziemlich eingestaubt waren.
Sammeln für den Elternabend zwischen Porsche und SUV – Medienpädagogik mit Eltern.
Mit Elternabenden allein könnte ich die Kolumnen für das nächste Jahr füllen. Ein Highlight: ein Elternabend in einem sehr angesehenen Gymnasium in einem sehr reichen Münchner Vorort, zu dem alle mit sehr teuren Autos kamen (außer uns). Am Ende ging der Organisator mit einer Klingelkasse herum, um für unser Honorar zu sammeln, wobei erstaunliche 87,90 Euro zusammenkamen. Es erforderte einige unfreundliche E-Mails, bis wir über Umwege unser ausgemachtes Honorar bekamen.
‚Bruder Jakob‘ auf afghanisch – Medienpädagogik mit geflüchteten Jugendlichen.
In einem Projekt mit geflüchteten Jugendlichen hatten wir zum einen außer Händen und Füßen kaum einen Weg, uns miteinander zu verständigen. Zum anderen waren die Jugendlichen morgens immer unheimlich müde und schwer zu motivieren. Bis wir begannen (selbst völlig übermüdet, weil wir immer schon um 5 Uhr in München losfahren mussten), den Tag mit Kanons zu starten, ‚Bruder Jakob‘ war der erste. Die Jugendlichen liebten das und wir kamen uns zwar anfangs etwas komisch vor, hatten aber letztendlich jede Menge Spaß dabei.
Diese Geschichten zeigen, dass das Leben eines*er Medienpädagogen*in wild und wunderbar sein kann, oft nervenaufreibend, nie langweilig und manchmal sogar abenteuerlich. Also, liebe Kolleg*innen, haltet die Ohren steif, denn bald seid ihr wieder unterwegs, und dann will ich eure Geschichten hier sehen!
Beitrag aus Heft »2021/03 Sexualität und Medien«
Autor: Kati Struckmeyer
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