2021/02 Eltern und Medien
Die Lust von Kindern und Jugendlichen an der Nutzung von Medien stellt Eltern im Erziehungsalltag täglich vor schwierige Herausforderungen. In Zeiten der Pandemie sind diese Herausforderungen nicht kleiner geworden. Da gilt es Inhalte zu prüfen, Regeln durchzusetzen, Diskussionen über Altersbeschränkungen zu führen und sich immer wieder von den Erziehungsregeln anderer Familien zu distanzieren.
Mit dieser merz-Ausgabe möchten wir unter anderem dazu beitragen, die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aktueller Studien für den Alltag von Familien einzuordnen und auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen. Die Autor*innen des Hefts beschäftigen sich darüber hinaus damit, wie Verunsicherungen und Ängste abgebaut und Medien als täglicher Begleiter von Kindern und Eltern kritisch, aber unaufgeregt hinterfragt werden können. Die Anforderungen, Herausforderungen und Dilemmata in Bezug auf das Themenfeld Eltern und Medien werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet sowie Bedingungen diskutiert, welche Unterstützung und Ressourcen Eltern für eine gelingende Medienerziehung brauchen.
aktuell
Maximilian Schober: Flucht in den Medien: Studie und pädagogische Materialien
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht ist heutzutage für junge Menschen ein wichtiges Moment ihrer politischen Sozialisation. Es fordert sie dazu auf, sich mit Fragen des Zusammenlebens, der Zughörigkeit, der Sicherheit und der Solidarität auseinanderzusetzen.
Im Projekt ‚MeKriF – Flucht als Krise‘ hat das JFF – Institut für Medienpädagogik gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig diese Auseinandersetzung untersucht. Analysiert wurden Medienhandeln und genutzte Medieninhalte. Die Studie zeigt: Medien haben für junge Menschen eine zentrale Rolle bei der Auseinandersetzung mit dem Thema. So stellt für einen Teil der befragten 12- bis 16-Jährigen eine Bedrohung der Ordnung der Aufnahmegesellschaft ein Thema dar, das sie beschäftigt. Anhand der Inhaltsanalyse ist nachzuvollziehen, dass ihre Wahrnehmung, wonach von Geflüchteten eine Bedrohung für die Sicherheit und die gesellschaftliche Ordnung ausgeht, Ankerpunkte in der medialen Berichterstattung hat. Andere Befragte verbinden mit dem Themenkomplex insbesondere Diskriminierung und Rassismus. Bei der unterschiedlichen Auseinandersetzung spielen auch lebensweltliche Diskriminierungserfahrungen eine Rolle, deren Thematisierung die Jugendlichen in journalistischer Berichterstattung allerdings nicht wiederfinden. Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Arbeitshilfen für die journalistische und pädagogische Praxis entwickelt.
Die pädagogischen Materialien zielen darauf ab, junge Menschen bei der Aneignung des Themas Flucht zu begleiten und ihre Medienkompetenz zu stärken. Sie beinhalten mehrere Videos und eignen sich für die Arbeit mit 12- bis 16-Jährigen. Die Materialien geben Anregungen, wie junge Menschen dabei unterstützt werden können, Medien selbstbestimmt und souverän in Gebrauch zu nehmen, eine eigene Haltung zu Flucht, Migration und Integration zu entwickeln, sich mit den Sichtweisen anderer auseinanderzusetzen und ihre eigene Sicht in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen.
Die Ergebnisse der Studie sowie die pädagogischen Materialien sind verfügbar unter https://mekrif.jff.de
Die Materialien ‚Journalistische Praxis: Konstruktiver Journalismus‘ von Gabriele Hooffacker sind erhältlich unter www.springer.com/de/book/9783658317706Joana Baumgarten: Informationsnutzung junger Erwachsener
Zur Informationsgewinnung wird ein breites Spektrum an Angeboten, vor allem online, von den 14- bis 29-Jährigen genutzt, wie die Studie ‚Aktuelle Informationsportfolios‘ der Landesmedienanstalten feststellt. Die Befragten verwenden im Durchschnitt 5,1 Informationsportfolios täglich. In erster Linie greifen sie auf Online-Angebote (61 %) oder Social-Media-Kanäle (62 %) zurück. Klassische Medien sind für 56 Prozent relevant. Die Mehrheit der Befragten zeigt Interesse an aktuellen politisch und gesellschaftlich relevanten Themen wie der COVID-19-Pandemie (55 %). Dieses Interesse nimmt mit dem Alter zu. Für den Zugang zu Informationen werden vor allem originäre Online-Angebote (70 %) genutzt. Der Angebotstyp ist dabei abhängig vom Informationsbedürfnis.
So sind Tagesschau, ZDF heute oder Der Spiegel Angebote, um über das aktuelle Geschehen informiert zu bleiben. Für Informationen zu einem bestimmten Thema wird meist Google in Anspruch genommen, für die Unterhaltung dienen eher Angebote von Instagram. Meistens stoßen die Befragten zufällig oder durch Apps auf die Informationen, weniger durch gezieltes Suchen.
Bei einer Clusteranalyse haben sich sechs Nutzungstypen ergeben. Am meisten vertreten sind diejenigen, die Informationen nur nebenbei aufnehmen (22 %) oder die Online-Informationen selektiv nach Interesse auswählen (22 %). Selten (5 %) kommt die Gruppe vor, die nur ein geringes Informationsbedürfnis zeigt.
Für die Studie fand zuerst eine Vorabbefragung statt. Anschließend führten die 3.010 Teilnehmenden ein Medientagebuch.
Anna-Clara Pentz: Studie zu Empfehlungs-Algorithmen von YouTube
Eine aktuelle Studie zum Empfehlungs-Algorithmus von YouTube zeigt, dass dieser kein Desinformations-Katalysator ist. Von den untersuchten Inhalten zu den Themen ‚COVID-19‘, ‚Klimawandel‘ und ‚Flüchtlinge‘ stammten lediglich sechs Prozent aus potenziell desinformierenden Kanälen. Gleichzeitig stellte die Studie der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), der Senatskanzlei Berlin, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Landesanstalt für Medien NRW und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz heraus, dass der Algorithmus selten Nischenangebote oder themenvertiefende Inhalte vorschlägt.
Nur insgesamt elf Prozent der erfassten Empfehlungen zeigten Videos zur weiteren Themenvertiefung zu den als Startpunkt gewählten Themen. Problematisch ist, dass der YouTube-Algorithmus überdurchschnittlich häufig (69 %) etablierte Medienanbieter empfiehlt. Den Nutzer*innen wird somit nicht die Vielfalt der Informationsangebote präsentiert.
Für die Studie ‚Empfehlungen in Krisenzeiten – Welche Inhalte machen die Empfehlungsalgorithmen von YouTube sichtbar?‘ wurden insgesamt 90 Startvideos zu den Themen ‚COVID-19-Pandemie‘, ‚Klimawandel‘ und ‚Flüchtlingsbewegungen‘ festgelegt und die darauf folgenden Empfehlungen automatisiert aufgezeichnet und im Anschluss manuell nach Hinweisen auf Desinformation
durchgesucht.Joana Baumgarten: Mediennutzung und Schule zur Zeit des ersten Lockdowns
Während der Schulschließungen im Jahr 2020 ist die Mediennutzungsdauer von Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis achtzehn Jahren auf 5,9 Stunden pro Tag gestiegen. Allerdings ergaben die Teilergebnisse aus Deutschland der Online-Befragung des Hans-Bredow-Instituts, dass ein großer Teil (3,3 Stunden) der Online-Nutzungsdauer für schulische Aktivitäten eingesetzt wurde. Das Internet und hier in erster Linie die Instant-Messenger-Dienste wurden laut Studie vor allem genutzt, um mit Lehrkräften, Familie oder Freund*innen in Kontakt zu bleiben.
Durch den Lockdown hat sich der Unterricht bei den Kindern und Jugendlichen je nach Region sehr unterschiedlich verändert. Bei manchen fand der Unterricht nur vier Wochen zu Hause statt und bei anderen bis zu 20 Wochen. Genauso unterschied sich auch die Umsetzung des Unterrichts. 56 Prozent der Kinder und Jugendlichen hatten teilweise Online-Unterricht und bekamen zusätzlich Lernmaterialien. Bei 25 Prozent der Befragten gab es gar keinen Online-Unterricht – stattdessen wurde beispielsweise mittels zugeschickten Lernmaterialien gelernt. Bei 14 Prozent wurde der Online-Unterricht nach Stundenplan durchgeführt.
Insgesamt kamen die Schüler*innen schnell mit dem Online-Unterricht zurecht, waren motiviert daran teilzunehmen und konnten auch schwierigen Inhalten gut folgen. Dennoch traten bei den Kindern und Jugendlichen auch Sorgen auf. Sie wurden bei der Teilnahme am Online-Unterricht nervös (31 %), befürchteten, dass dieser zu schwierig sein könnte (31 %) oder hatten Angst schlechte Noten zu bekommen (30 %). Viele der Eltern haben versucht, die Kinder beim Distance Learning zu unterstützen. So standen sie in Kontakt mit den Lehrkräften oder besorgten zusätzliche Arbeitsmaterialien für ihre Kinder. Allerdings war die Unterstützungsmöglichkeit abhängig von der Zeit, den Kenntnissen und Fähigkeiten der Eltern. Ein Drittel der Eltern macht sich große Sorgen, dass die Corona-Krise negative Auswirkungen auf die Bildung des Kindes haben wird. Dagegen hat ein Viertel der Eltern so gut wie keine Sorgen. Eltern konnten auch positive Effekte beobachten, etwa die selbstbestimmte Bearbeitung der Aufgaben durch die Kinder (58 %) sowie die erlangte Selbstständigkeit (57 %).
Die Online-Befragung fand mit 513 Fällen (Eltern-Kind-Dyaden) im Rahmen des Projekts Kids‘ Digital Lives in COVID-19 statt, welches vom Joint Research Centre der Europäischen Kommission koordiniert wird. Die Durchführung übernahm das Hans-Bredow-Institut.
Joana Baumgarten: stichwort: Clubhouse
Clubhouse ist eine audiobasierte App, die in Deutschland über Nacht zum Trend wurde. Dahinter stehen Paul Davison (ehemals Pinterest) und Rohan Seth (ehemals Google), welche die App im April 2020 entwickelten. Clubhouse wird bereits mit einer Milliarde US-Dollar bewertet (Stand Januar 2021). Grundsätzlich handelt es sich bei Clubhouse um einen Sozialen Netzwerkdienst mit dem Fokus auf sprachbasierter Kommunikation. In digitalen Räumen finden live von der Community moderierte Talks zu vorher festgelegten Themen statt. Jede*r Clubhouse-Nutzer*in kann einen Talk anbieten. Das eigene Profil ist auf wenige Angaben beschränkt, allerdings können Verknüpfungen zu anderen Social-Media-Accounts erstellt werden.
Rechtlich birgt die App noch einige Unklarheiten, denn die Datenschutzerklärung, welche bisher nur in Englisch verfügbar ist, erwähnt die Datenschutz-Grundverordnung an keiner Stelle. Es gibt auch keine konkrete Angabe, was mit den gesammelten Daten und Mitschnitten der Talks passiert, die auf Server in den USA übertragen werden. Clubhouse zufolge sind sie nötig, um Beschwerden verfolgen zu können. Bisher gab es zahlreiche Fälle von Rassismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit in der App.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Exklusivität der App. Ein Download ist nur mit einem Apple-Gerät möglich. Außerdem können sich nur eingeladene Personen anmelden. Einladungen können lediglich von Nutzer*innen der App versendet werden, wofür der Zugriff auf das gesamte Telefonbuch genehmigt werden muss. Clubhouse ist darüber hinaus nicht barrierefrei, denn gehörlose Menschen haben keine Möglichkeit die App zu nutzen.
Die App ist ab 18 Jahren freigegeben, was aufgrund der aufgeführten Kritikpunkte sinnvoll ist. Allerdings wird eine Altersüberprüfung nicht durchgeführt. Bislang findet die App vor allem bei Start-up-Gründer*innen, Influencer*innen und Social-Media-Manager*innen Anklang. Ob Clubhouse zukunftsfähig ist und die Nutzer*innenzahlen ausbauen kann, ist abzuwarten.
Joana Baumgarten: Plattform ‚Politische Medienkompetenz‘
Da Games im Leben von Kindern und Jugendlichen einen hohen Stellenwert einnehmen, ist ein kritischer und reflektierter Umgang damit notwendig.
Dazu gehören auch politische Themen wie der Einfluss von Games auf gesellschaftliche Bereiche oder die Vermittlung von Rollenbildern und Stereotypen in digitalen Spielen. Dieses Gebiet stellt eines von mehreren Schwerpunktthemen der Website www.politische-medienkompetenz.de dar, wozu Workshop-Formate und Bildungsmaterialien bereitgestellt werden. Die Schwerpunktthemen sollen die Bereiche politische Medienkompetenz, Digitalisierung und deren politische sowie gesellschaftliche Auswirkungen miteinander verbinden. Die Materialien stehen kostenfrei zum Download zu Verfügung und können für die Bildungsarbeit in schulischen sowie außerschulischen Kontexten wie Jugendtreffs oder Feriencamps eingesetzt werden.
Neben diesen Schwerpunktdossiers werden auf der Seite aktuelle Debatten besprochen, die in Verbindung mit dem Thema politische Medienkompetenz stehen. Eine Debatte beschäftigt sich zum Beispiel mit der intersektionalen feministischen Netzpolitik, die Kritik an bestehenden Ungleichheitsverhältnissen im digitalen Raum vornimmt. Mit diesen Beiträgen sollen auch bisher kaum beachtete oder unbekannte Aspekte der politischen Medienkompetenz beleuchtet werden.
Im Servicebereich der Website werden noch weiterführende Links, Materialien und Tools bereitgestellt. Dazu gehört ein Glossar, eine Auflistung von ‚Games mit Mehrwert‘ und eine Übersicht über verschiedene Online-Tools.
Die Website ist ein Angebot der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Die Inhalte entstehen zusammen mit den Kooperationspartner*innen, dazu gehören: Der Paritätische Gesamtverband, Education Innovation LAB, LAG Jugend & Film Niedersachsen e. V., Landesjugendring Niedersachsen e. V., Digitalcourage e. V.
thema
Nadine Kloos/Klaus Lutz: Editorial: Eltern und Medien
Die Lust von Kindern und Jugendlichen an der Nutzung von Medien stellt Eltern im Erziehungsalltag täglich vor schwierige Herausforderungen. In Zeiten der Pandemie sind diese Herausforderungen nicht kleiner geworden. Da gilt es Inhalte zu prüfen, Regeln durchzusetzen, Diskussionen über Altersbeschränkungen zu führen und sich immer wieder von den Erziehungsregeln anderer Familien zu distanzieren.
Kaum ein Argument wird von Kindern häufiger ins Feld geführt als „Die anderen dürfen das aber auch spielen!“ und zeigt dann – in der ständigen Wiederholung – auch Wirkung: Bei aller kritischen Haltung zu Medien will doch niemand das eigene Kind als Außenseiter*in aufwachsen sehen. Schwierigkeiten in der Schule werden auch nicht selten mit übermäßigem Medienkonsum in Zusammenhang gebracht. Vor allem der Leidenschaft von Jungs, ihre Freizeit mit Computerspielen zu verbringen, haftet der Makel an, dass Computerspielen und gute Schulleistungen nicht miteinander vereinbar sind.
Ist die Medienerziehung eines Einzelkindes noch einigermaßen zu bewältigen, so ist die Medienerziehung in Familien mit mehreren Kindern kaum zu schaffen. Die jüngeren Kinder sind oft stumme Beobachter*innen bei den älteren Geschwistern, wenn diese auf YouTube unterwegs sind oder Computer spielen. Dabei sind sie nicht selten mit Inhalten konfrontiert, die nicht für ihre Altersgruppe gedacht sind. Auch ist es in Haushalten, in denen mehrere Kinder leben, herausfordernd bis unmöglich, die Medienzeiten aller individuell zu kontrollieren.
Aber nicht nur die Mediennutzung der Kinder, sondern auch die Mediennutzung der Eltern selbst steht immer wieder in der Kritik. Denkt man nur an die Plakate der Kampagne der Drogenbeauftragten der Bundesregierung,1 die in so manchen Kitas zu sehen sind. Ihre Botschaft soll sein: „Heute schon mit Ihrem Kind gesprochen?“ Auf den Plakaten sind zum Beispiel Eltern abgebildet, die auf dem Spielplatz stehen und auf ihr Handy schauen, anstatt ihr Kind beim Rutschen oder Schaukeln zu beobachten.
In der Blikk-Studie2 haben Kinderärzt*innen in Deutschland rund 5.500 Kinder und Jugendliche untersucht und sie und ihre Eltern zu ihrem Umgang mit digitalen Medien befragt. Die Ärzt*innen leiten aus den Antworten unter anderem ab:
- Nutzt die Mutter, während sie ihren Säugling betreut, parallel digitale Medien, hat das Kind eher Ernährungs- und Einschlafstörungen.
- Kinder unter sechs Jahren, die intensiv digitale Medien nutzen, haben häufiger Störungen bei der Sprachentwicklung, sind eher hyperaktiv oder können sich schlechter konzentrieren.
- Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 13 Jahren, die täglich mehr als eine Stunde digitale Medien nutzen, leiden häufiger unter Konzentrationsschwächen oder sind hyperaktiv. Sie konsumieren mehr süße Getränke und Süßigkeiten und haben eher Übergewicht.
Eltern werden immer wieder mit Ergebnissen solcher Studien konfrontiert und sind verunsichert, wie sie diese Erkenntnisse in ihrem Erziehungsalltag umsetzen können. Zum einen weichen ihre Erfahrungen und Praktiken im Medienerziehungsalltag oft von den Studienergebnissen bzw. -schlussfolgerungen ab. Darüber hinaus sind daraus resultierende Ratschläge im Alltag zum Teil kaum umsetzbar, denn die Nutzung von Medien ist schon vor der Geburt der Kinder fest in den Tagesablauf der Familien eingebaut. Die jetzige Elterngeneration hat meist schon mehr als zwanzig Jahre Mediensozialisation hinter sich, bevor das erste Kind geboren wird.
Mit dieser merz-Ausgabe möchten wir unter anderem dazu beitragen, die Ergebnisse und – zum Teil gegensätzlichen, der Realität von Familien nicht entsprechenden oder gar realitätsfremden – Schlussfolgerungen aktueller Studien für den Alltag von Familien einzuordnen und auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen. Die Autor*innen des Hefts beschäftigen sich darüber hinaus damit, wie Verunsicherungen und Ängste abgebaut und Medien als täglicher Begleiter von Kindern und Eltern kritisch, aber unaufgeregt hinterfragt werden können. Die Anforderungen, Herausforderungen und Dilemmata in Bezug auf das Themenfeld Eltern und Medien werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet sowie Bedingungen diskutiert, welche Unterstützung und Ressourcen Eltern für eine gelingende Medienerziehung brauchen.
Das Schwerpunktthema wird durch den Beitrag ‚Unter Druck: Doing Family in mediatisierten Lebenswelten‘ von Claudia Zerle-Elsäßer, Thorsten Naab, Alexandra Langmeyer und Stephan Heuberger eröffnet. Anhand des Ansatzes des ‚Doing Family‘ beschreiben die Autor*innen die komplexen Anforderungen, mit welchen sich die Familien von heute konfrontiert sehen. Die Familie von heute ist nicht einfach ein vorgegebenes Konstrukt, sondern muss immer wieder neu verhandelt werden. Hinzu kommt, dass digitale Medien in den Familien eine immer größere Rolle als Instrument der Alltagsorganisation und der Bewältigung von Erziehungsaufgaben einnehmen. Die Autor*innen plädieren deshalb dafür, dass Familien, vor allem jenseits einer bewahrpädagogischen Perspektive, Hilfe und Unterstützung in ihrem erzieherischen Alltag benötigen.
Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen stellt die Familien im Alltag vor große Herausforderungen. In Zeiten von Homeschooling und Kontaktsperren während des Lockdowns sind die Anforderungen an die Medienerziehung noch differenzierter und schwieriger geworden. Auf Elternveranstaltungen ist es nicht einfach, auf diese komplexe Problemlage einfache Antworten zu geben. In ihrem Beitrag ‚Eltern im Zwiespalt? Von Studien zur Mediennutzung und was sie in Familien auslösen‘ ordnen Sabine Eder und Matthias Felling die Bedeutung von Studien zur Mediennutzung für den Familienalltag ein und plädieren dafür, vorsichtig damit zu sein, Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen vorschnell zu pathologisieren. Es geht für die Autor*innen immer darum, individuelle Lösungen zu finden, die im Alltag auch umsetzbar sind.
Digitale Medien sind in der Lebenswelt wie auch im Familienalltag von kleinen Kindern ein fester Bestandteil geworden. Dies zeigen eindrücklich die Ergebnisse der Langzeitstudie ‚Familien Medien Monitoring‘ des JFF – Institut für Medienpädagogik, die Andreas Oberlinner, Susanne Eggert und Senta Pfaff-Rüdiger in ihrem Artikel ‚Digitale und mobile Medien in Familien mit kleinen Kindern‘ aufzeigen. Die Autor*innen kommen aufgrund der Ergebnisse der Studie zu dem Schluss, dass Medienerziehung in der Familie nur gelingen kann, wenn sie an die jeweiligen individuellen familiären Bedingungen angepasst wird. Den Familien kann also kein Rezept für ihre Fragen zur Medienerziehung angeboten werden, sondern nur Hilfestellung bei der Entwicklung einer auf die persönliche Familiensituation zugeschnittenen Medienerziehung.
Eine kindgerechte Medienerziehung steht auch in dem Spannungsverhältnis von Schutz der Kinder vor Gefahren einerseits und dem Recht der Kinder auf Förderung und Beteiligung andererseits. Welche Anforderungen sich aus diesem Spannungsverhältnis für die Medienerziehung in Familien ergeben und welche Rolle (pädagogischen) Fachkräften bei der Unterstützung von Eltern dabei zukommt, erörtern Kai Hanke, Sophie Pohle und Daniela Tews in ihrem Beitrag ‚Medienerziehung in der Familie – Anregungen aus kinderrechtlicher Sicht‘. Aus dieser Perspektive entwickeln die Autor*innen in ihrem Beitrag neun Leitlinien, an denen entlang sich eine Medienerziehung ausrichten lässt.
In einem Interview mit Ursula Kluge von der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg gehen wir der Frage nach, wie Elternberatung in Sachen Medienerziehung gelingen kann. Dabei rückt Ursula Kluge in den Fokus, dass zu Beginn der Medienerziehung die Klärung der eigenen Haltung zu Medien und zur Mediennutzung der Kinder steht. Darüber hinaus ist entscheidend, den Eltern auf Augenhöhe zu begegnen, sie ernst zu nehmen und ihnen nicht das Gefühl zu vermitteln, alles falsch zu machen. Erst dann ist eine Basis geschaffen, sich konstruktiv mit Erziehungsfragen im Allgemeinen und über Medienerziehung im Speziellen auseinanderzusetzen. Diese Forderung gilt vor allem für Eltern, die mit den üblichen Angeboten nicht erreicht werden. Hier sind mehr innovative Konzepte und Methoden gefragt. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Fachreferentin für Jugendmedienschutz und Medienpädagogik gibt Ursula Kluge interessante und anschauliche Impulse, die zum Gelingen medienpädagogischer Elternarbeit beitragen können.
Wie meist, wenn es um Medien geht, sind Medien zum einen das Problem und zum anderen auch Teil der Lösung. So verhält es sich auch in Zeiten der Corona-Krise. Eltern sind enorm unter Druck, die Familie zu managen und die Mediennutzung ihrer Kinder in Zeiten von Homeschooling und Kontaktsperre sinnvoll zu regeln. Andererseits bieten ihnen Medien auch die Möglichkeit, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Unter dem Hashtag #CoronaEltern machen Eltern im Netz auf ihre schwierige Situation aufmerksam und regen zu einem öffentlichen Diskurs über die Belastung von Familien in Zeiten der Pandemie an. In ihrem Beitrag ‚Frust, Solidarität und Aktivismus – Das Krisenhashtag #CoronaEltern‘ haben Wolfgang Reißmann, Moe Kinoshita und Miriam Siemon eine erste Analyse versucht, welche Wirkung ein im öffentlichen Raum geführter Diskurs von privaten Sorgen haben kann.
Aber auch die Eltern selbst kommen im Thementeil zu Wort: Auf den Seiten 44/45 finden sich, pointiert zusammengefasst, Fragen von Eltern rund um Medien und medienerzieherische Herausforderungen, die uns und unseren Kolleg*innen auf Elternveranstaltungen gestellt wurden. Die Sammlung ließe sich noch um ein Vielfaches fortsetzen, aber unseres Erachtens veranschaulicht die Auswahl sehr eindrücklich, mit welchen Themen, Ambivalenzen und Unsicherheiten sich Eltern rund um Medien konfrontiert sehen. Ihre Aussagen zeigen einmal mehr: Die Digitalisierung macht auch vor dem Familienleben nicht halt. Angesichts ständig neuer Medienentwicklungen sind viele Väter und Mütter in erster Linie oft unsicher, verzweifelt und haben ständig neue Fragen.
Natürlich gibt es zu diesem komplexen Thema noch viel mehr zu sagen und zu schreiben – entsprechend geht es online auf www.merz-zeitschrift.de weiter: Dort befindet sich ein Überblick an aktuellen Ratgeber-/Unterstützungsangeboten für Eltern rund um Medien und medienerzieherische Fragen. Die Angebote sind nach verschiedenen Kriterien (Verbreitungsweg, Inhalte, Ausrichtung, Besonderheiten) geordnet und werden laufend erweitert und aktualisiert.
Zusätzlich wurde wieder eine Reihe von Podcast-Folgen produziert, in denen sich Expert*innen aus Wissenschaft, Praxis und Medienbranche zu spezifischen Aspekten und Schwerpunkten rund um unser Thema Eltern und Medien(-erziehung) äußern. So befassen sich Astrid Plenk, Programmgeschäftsführerin des KiKA, und Birgit Guth, Leiterin der Medienforschung bei SuperRTL, mit der Frage, wie Sender Eltern und Kinder dabei unterstützen können, Medien kompetent und souverän nutzen zu lernen. Günther Anfang, der in seinem Leben mehr als 400 Elternabende zu medienpädagogischen Themen durchgeführt hat, berichtet genauso aus seinem Arbeitsalltag wie Jürgen Wolf, Leiter der Abteilung Erziehungsberatung des Evangelischen Beratungszentrums München e. V. Aus der frühkindlichen Medienbildung spricht Martin Mucha über den Medieneinsatz in seiner Kita Zauberwind. Außerdem zu Gast bei mehr merz: Professorin Angelika Beranek von der Hochschule München, die von Elternarbeit als Themenschwerpunkt im Studium berichtet und Professorin Ingrid Paus-Hasebrink über ihre Langzeitstudien zur Mediensozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender. Schließlich fokussiert Daniel Heinz vom Spieleratgeber NRW auf Gaming-Fragestellungen.
Nun wünschen wir allen Leser*innen eine aufschlussreiche Lektüre und vielfältige Inspiration für die medienpädagogische Arbeit mit Eltern.
Anmerkungen
1www.drogenbeauftragte.de/presse/projekte-undschirmherrschaften/projekte-des-monats/2017/012017-medienfamilieverantwortung.html?L=0
2www.drogenbeauftragte.de/presse/pressekontaktund-mitteilungen/archiv/2017/2017-2-quartal/ergebnisseder-blikk-studie-2017-vorgestellt.html?L=0Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Nadine Kloos, Klaus Lutz
Beitrag als PDFEinzelansichtClaudia Zerle-Elsäßer/Thorsten Naab/Alexandra Langmeyer/Stephan Heuberger: Unter Druck: Doing Family in mediatisierten Lebenswelten
Familienverhältnisse sind heute komplexer und die Ansprüche an eine ‚gute‘ Elternschaft größer geworden. Dazu kommt, dass der familiale Alltag heute auch in mediatisierten Lebenswelten stattfindet. Zahlreiche Strategien des Doing Family erfolgen daher heute über digitale Medien. Insbesondere die Alltagsorganisation, aber auch die Herstellung von Gemeinsamkeit über den Austausch emotionaler Botschaften oder Nachfragen dazu, wo sich die*der andere gerade aufhält, sind wichtige Funktionen digitaler Kommunikation, die den familialen Alltag heute prägen. Eltern sind die zentralen Figuren in der Vermittlung von Medienerfahrungen und -kompetenzen ihrer Kinder, äußern jedoch häufig Unsicherheiten, was die richtige Strategie sein könnte. Der Blick pädagogischer Fachkräfte und der Familienbildung sollte sich daher mehr denn je für die Auseinandersetzung mit medienpädagogischen Themen öffnen, um die elterliche Erziehung hier mit pädagogischem Fachwissen, aber auch (familien-)wissenschaftlichen Perspektiven zu unterstützen.
Literatur
Alt, Christian/Lange, Andreas (2012). Erschöpft und ausgelaugt, und dann noch Kinder – Elternschaft zwischen Erwerbsarbeit und Familie. In: Lutz, Ronald/Frey, Corinna (Hrsg.), Erschöpfte Familien. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 107–124.
Boll, Christina/Lagemann, Andreas (2018). Wie die Eltern, so die Kinder? Ähnlichkeiten in der Zeitverwendung auf bildungsnahe Aktivitäten. In: Zeitschrift für Familienforschung, 30 (1), S. 50–75. DOI: 10.3224/zff.v30i1.04.
Festl, Ruth/Langmeyer, Alexandra (2018). Die Bedeutung der elterlichen Interneterziehung für die Internetnutzung von Vor-, Grund- und Sekundarschulkindern. In: Praxis Kinderpsychologie, Kinderpsychiatrie, 67, S. 154–180.
Hepp, Andreas (2018). Von der Mediatisierung zur tiefgreifenden Mediatisierung. Konstruktivistische Grundlagen und Weiterentwicklungen in der Mediatisierungsforschung. In: Reichertz, Jo/Bettmann, Richard (Hrsg.). Kommunikation – Medien – Konstruktion. Braucht die Mediatisierungsforschung den Kommunikativen Konstruktivismus? Wiesbaden: Springer VS, S. 27–45.
Jurczyk, Karin (Hrsg.) (2020). Doing und Undoing Family. Konzeptionelle und empirische Entwicklungen. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Knauf, Helen (2020). Familienblogs – suche nach Gemeinschaft und Selbstinszenierung. www.kas.de/documents/259586/0/Familienblogs-Suche+nach+Gemeinschaft+und+Selbstinszenierung+von+Helen+Knauf.pdf/7f68e046-b1ea-946f-c367-a581e87b238a?t=1592224850757 [Zugriff: 28.12.2020]
Lange, Andreas (2020). Doing Family durch Medien und Kommunikationstechnologien – Systematisierungen und Forschungsstand eines interdisziplinären Feldes. In: Jurczyk, Karin (Hrsg.), Doing und Undoing Family. Konzeptionelle und empirische Entwicklungen. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 355–375.
Lemish, Dafna (2015). Children and Media. A Global Perspective. Malden, MA: Wiley.
Livingstone, Sonia/Ólafsson, Kjartan/Helsper, Ellen J./Lupiáñez-Villanueva, Francisco/Veltri, Giuseppe A./Folkvord, Frans (2017). Maximizing Opportunities and Minimizing Risks for Children Online: The Role of Digital Skills in Emerging Strategies of Parental Mediation. In: Journal of Communication, 67 (1), S. 82–105. DOI: 10.1111/jcom.12277.
Oberlinner, Andreas/Eggert, Susanne/Schubert, Gisela/Jochim, Valerie/Brüggen, Niels (2018). Medienrituale und ihre Bedeutung für Kinder und Eltern. Erster Bericht der Teilstudie „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Familie“. www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/projekte/mofam/JFF_MoFam_Studie_T_Medienrituale.pdf [Zugriff: 03.02.2021]
Schlör, Katrin (2016). Doing Family und Social Media. (Re-)Konstruktionspraktiken von Familie im Spannungsfeld von Vergemeinschaftung und Abgrenzung. In: Studies in Communication Sciences, 16 (1), S. 28–35. DOI: 10.1016/j.scoms.2016.04.007.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Claudia Zerle-Elsäßer, Thorsten Naab, Alexandra Langmeyer, Stephan Heuberger
Beitrag als PDFEinzelansichtSabine Eder/Matthias Felling: Eltern im Zwiespalt? Von Studien zur Mediennutzung und was sie in Familien auslösen
Welchen Einfluss haben Medien auf Kinder und Jugendliche? Diese Frage wird in zahlreichen Erhebungen zur Mediennutzung von Heranwachsenden untersucht. Und natürlich sind vor allem Eltern interessiert an den Ergebnissen dieser Studien und an den pädagogischen Empfehlungen, die sie für den Familienalltag liefern. Am Beispiel dreier solcher Studien während des ersten Lockdowns 2020 infolge der Corona-Pandemie zeigt dieser Artikel, dass ein Thema ganz unterschiedliche Zugänge haben kann. Und so finden Eltern unterschiedliche Antworten auf die Frage, wie die Medienerziehung in der Familie praktisch umgesetzt werden kann.
Literatur
DAK-Gesundheit (2017). WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media. Berlin. www.dak.de/dak/bundesthemen/onlinesucht-studie-2106298.html#/ [Zugriff: 04.03.2021]
DAK-Gesundheit (2020a). Statement von Prof. Dr. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters am UKE, im Rahmen der Pressekonferenz „Präventionsoffensive Mediensucht 2020 – Gaming und Social-Media-Nutzung in Corona-Zeiten“, am 29. Juli 2020 in Berlin. Berlin. www.dak.de/dak/download/statement-2296312.pdf [Zugriff: 04.03.2021]
DAK-Gesundheit (2020b). Gaming, Social-Media & Corona. Hamburg. www.dak.de/dak/gesundheit/dak-studiegaming-social-media-und-corona-2295548.html#/ [Zugriff: 04.03.2021]
Götz, Maya/Mendel, Caroline (2020). Kinder, Medien und Covid-19. Wie Kinder in 42 Ländern mit dem Lockdown in der Coronakrise 2020 umgehen. In: TELEVIZION 33 (1), S. 4–10. München. www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/33_2020_1/Goetz_Mendel-Kinder_Medien_und_COVID-19.pdf [Zugriff: 04.03.2021]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIMplus 2020 Corona-Zusatzuntersuchung. Stuttgart. www.mpfs.de/studien/jim-studie/jimplus-2020/ [Zugriff: 04.03.2021]
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Sabine Eder, Matthias Felling
Beitrag als PDFEinzelansichtAndreas Oberlinner/Susanne Eggert/Senta Pfaff-Rüdiger: Digitale und mobile Medien in Familien mit kleinen Kindern. Ergebnisse der Langzeitstudie FamilienMedienMonitoring
Die Ergebnisse der Langzeitstudie FaMeMo zeigen, dass bereits die jüngsten Kinder mit digitalen und mobilen Medien intensiv in Kontakt sind. Es wird der Bedarf nach einer flexiblen, kindgerechten Medienerziehung deutlich, die an die jeweiligen familiären Bedingungen angepasst ist. So können Familien und besonders die Kinder profitieren und den Herausforderungen einer Lebenswelt gerecht werden, in der Medien allgegenwärtig sind.
Literatur
Eggert, Susanne (2019). Familiäre Medienerziehung in der Welt digitaler Medien: Ansprüche, Handlungsmuster und Unterstützungsbedarf von Eltern. In: Fleischer, Sandra/Hajok, Daniel (Hrsg.), Medienerziehung in der digitalen Welt. Grundlagen und Konzepte für Familie, Kita, Schule und Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer, S. 105–118.
Eggert, Susanne/Wagner, Ulrike (2016). Grundlagen zur Medienerziehung in der Familie. Expertise im Rahmen der Studie MoFam – Mobile Medien in der Familie. München. www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/projekte/mofam/JFF_MoFam1_Expertise.pdf [Zugriff: 16.03.2021]
Fleischer, Sandra/Hajok, Daniel (Hrsg.) (2019). Medienerziehung in der digitalen Welt. Grundlagen und Konzepte für Familie, Kita, Schule und Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer.
Lampert, Claudia/Schwinge, Christiane (2013). Zum Elterlichen Umgang mit Medien. Ein Überblick über den Stand der Forschung. In: Wagner, Ulrike/Gebel, Christa/Lampert, Claudia (Hrsg.), Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie. Schriftreihe Medienforschung der LfM. Berlin: Vistas, S. 19–51.
Oberlinner, Andreas/Eggert, Susanne/Schubert, Gisela/Jochim, Valerie/Brüggen, Niels (2018). Medienrituale und ihre Bedeutung für Kinder und Eltern. Erster Bericht der Teilstudie „Mobile Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Familie“ im Rahmen von MoFam – Mobile Medien in der Familie. München. www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/projekte/mofam/JFF_MoFam_Studie_T_Medienrituale.pdf [Zugriff: 16.03.2021]
Pfaff-Rüdiger, Senta/Eggert, Susanne/Oberlinner, Andreas/Drexl, Andrea (2021). "Gebe ich jetzt meine Daten preis oder nicht?" Privatheit und Datenschutz in der Frühen Kindheit. In: Amnicht-Quinn, Regina/Friedwald, Michael/Heesen, Jessica/Krämer, Nicole/Stapf, Ingrid (Hrsg.), Aufwachsen in überwachten Umgebungen - interdisziplinäre Positionen zu Privatheit und Datenschutz in Kindheit und Jugend. Tagungsband der Jahrestagung des Forum Privatheit 2019. Baden-Baden: Nomos (im Druck).
Pfaff-Rüdiger, Senta/Oberlinner, Andreas/Eggert, Susanne (2020). Zwischen Bibi Blocksberg und Alexa. Medienbiographische Erfahrungen von Eltern und ihr Einfluss auf die Medienerziehung. München. www.jff.de/fileadmin/user_upload/jff/projekte/mofam/JFF_MoFam_Studie_T_MedienbiografienEltern_20200924_gA__2_.pdf [Zugriff: 07.12.2020]
Theunert, Helga/Lange, Andreas (2012). „Doing Family“ im Zeitalter von Mediatisierung und Pluralisierung. In: merz | medien + erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik, 56 (2), S. 10–20.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Andreas Oberlinner, Susanne Eggert, Senta Pfaff-Rüdiger
Beitrag als PDFEinzelansichtKai Hanke/Sophie Pohle/Daniela Tews: Medienerziehung in der Familie Anregungen aus kinderrechtlicher Sicht
Grundlegend für eine kinderrechtlich orientierte Medienerziehung ist eine erzieherische Grundhaltung, die sich am Kind selbst orientiert und versucht, Bedürfnisse des Kindes beim erzieherischen Handeln in den Mittelpunkt zu stellen. Um den vielfältigen Bedarfen von Erziehenden in diesem Kontext zu begegnen, ist die Bereitstellung eines breiten Spektrums an Ressourcen erforderlich. Besonderes Unterstützungspotenzial bietet hier die Arbeit pädagogischer Fachkräfte.
Literatur
Eggert, Susanne/Schwinge, Christiane/Wagner, Ulrike (2013). Muster medienerzieherischen Handelns. In: Wagner, Ulrike/Gebel, Christa/Lampert, Claudia (Hrsg.), Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie - Kurzfassung der Ergebnisse. Berlin: Vistas. www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/lfm-nrw/Forschung/Kurzfassung_Studie_72.pdf [Zugriff: 15.01.2021]
Hanke, Kai/Tews, Daniela (2019). Medienerziehung in der Familie – eine Annäherung aus kinderrechtlicher Perspektive. In: Forum Jugendhilfe, 2019 (1), S. 18–22.
Kutscher, Nadia/Bouillon, Ramona (2018). Kinder. Bilder. Rechte. Persönlichkeitsrechte von Kindern im Kontext der digitalen Mediennutzung in der Familie. Schriftenreihe des Deutschen Kinderhilfswerkes e. V. www.dkhw.de/fileadmin/Redaktion/1_Unsere_Arbeit/1_Schwerpunkte/6_Medienkompetenz/6.13._Studie_Kinder_Bilder_Rechte/DKHW_Schriftenreihe_4_Kinder-BilderRechte.pdf [Zugriff: 15.01.2021]
Lange, Andreas/Sander, Ekkehard (2010). Mediensozialisation in der Familie. In: Vollbrecht, Ralf/Wegener, Claudia (Hrsg.), Handbuch Mediensozialisation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 180–191.
Maywald, Jörg (2007). Kinderrechte als Leitbild in der Arbeit mit Kindern. www.vbbrb.ch/files/files_vbbrb/newsarchiv/MMI_Referat_Maywald_2007.pdf [Zugriff: 15.01.2021]
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Kai Hanke, Sophie Pohle, Daniela Tews
Beitrag als PDFEinzelansichtNadine Kloos/Klaus Lutz: „Auf die Haltung kommt es an!“ Ein Interview mit Ursula Kluge, Aktion Jugendschutz
Welche Formen von medienpädagogischer Unterstützung brauchen Eltern? Welche Angebote erreichen und bereichern sie? Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und Mediatisierung des Familienalltags stellen sich diese Fragen umso dringlicher. Und die Medienpädagogik ist mehr denn je gefordert, Eltern mit Blick auf ihre unterschiedlichen Ressourcen bei der Medienerziehung zu unterstützen und zu beraten. Über Ansatzpunkte, unterschiedliche Formen der Ansprache und strukturelle Anforderungen der medienpädagogischen Elternarbeit haben sich Nadine Kloos und Klaus Lutz mit Ursula Kluge von der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg unterhalten.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Nadine Kloos, Klaus Lutz
Beitrag als PDFEinzelansichtWolfgang Reißmann/Moe Kinoshita/Miriam Siemon: Frust, Solidarität und Aktivismus. Das Krisenhashtag #CoronaEltern
#CoronaEltern ist ein deutschsprachiges Hashtag, das sich im April 2020 auf Twitter (und anderen Sozialen Medien) etablierte und vor allem während des Frühjahrs und des Sommers rege genutzt wurde. In diesem Kurzbeitrag stellen wir auf Basis von Twitter-Daten vor, wie #CoronaEltern begann und welche Themen die Diskussionen bestimmen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Perspektiven und Probleme sichtbar werden und welche Akteur*innen prägend sind.
Literatur
Hans Böckler Stiftung (2021). Arbeitszeit. Frauen in der Coronakrise stärker belastet. Böckler Impuls, 01/2021. www.boeckler.de/data/Impuls_2021_01_S1-2.pdf [Zugriff: 17.02.2021]
Knauf, Helen (2020). Corona – Familien am Limit. Berlin. www.kas.de/documents/252038/7995358/Corona+%E2%80%93+Familien+am+Limit.pdf/a31e9a94-9f27-e738-89cd-ac00b4d270b4?t=1588687485712 [Zugriff: 17.02.2021]
Lünenborg, Margreth/Raetzsch, Christoph/Reißmann, Wolfgang/Siemon, Miriam (2020). Media Practice in performativen Öffentlichkeiten. Für eine praxistheoretische Positionierung der Journalismusforschung. In: Schützeneder, Jonas/Meier, Klaus/Springer, Nina (Hrsg.), Neujustierung der Journalistik/Journalismusforschung in der digitalen Gesellschaft: Proceedings zur Jahrestagung der Fachgruppe Journalistik/Journalismusforschung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft 2019. Eichstätt: Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V., S. 34–51. DOI: 10.21241/ssoar.70817.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Wolfgang Reißmann, Moe Kinoshita, Miriam Siemon
Beitrag als PDFEinzelansichtonline exklusiv: Elternberatung in verschiedenen Medien – Übersicht
In alphabetischer Sortierung finden Sie hier eine Sammlung aktueller, regelmäßig aktualisierter Ratgeber und Orientierungsangebote, die sich an Eltern richten und sich auf unterschiedliche Medien und medienerzieherische Fragestellungen konzentrieren. Der Großteil der hier gesammelten Angebote wird von einschlägigen medienpädagogischen Institutionen, Initiativen und Projekten verantwortet. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wird aber regelmäßig aktualisiert und ergänzt.
Den kompletten Beitrag als PDF finden Sie hier.
spektrum
Sophia Reiterer: Erinnerung an den Mauerfall in der Sendung ‚Die Anstalt‘
Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Thema der Erinnerung an den Mauerfall, am Beispiel der TV-Satire Sendung ‚Die Anstalt‘ (ZDF), vom 05.11.2019. Anhand einer Figurenanalyse werden Elemente der Kritik der institutionalisierten Erinnerung an den Mauerfall identifiziert und analysiert. Vor allem bei der Betrachtung der Figuren als Symbole und Symptome lassen sich zentrale Elemente der Kritik finden. So deutet sich Kritik an einem Ost-Exotismus an. Das Geschichtsbild, für das eine Figur im Speziellen steht, wird in der Anstalt unter Einbeziehung von ökonomischen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Perspektiven kritisiert. Die Ergebnisse werden anhand der Cultural Memory Studies interpretiert.
Literatur
Ammann, Ilona (2010). Gedenktagsjournalismus: Bedeutung und Funktion in der Erinnerungskultur. In: Arnold, Klaus/Hömberg, Walter/Kinnebrock, Susanne (Hrsg.), Geschichtsjournalismus. Zwischen Information und Inszenierung. Berlin [u.a.]: Lit, S. 153–167.
Assmann, Aleida/Assmann, Jan (1994). Das Gestern im Heute: Medien und soziales Gedächtnis. In: Merten, Klaus/Schmidt, Siegfried J./Weischenberg, Siegfried (Hrsg.), Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 114–140.
Dimbath, Oliver/Heinlein, Michael (2015). Gedächtnissoziologie. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
Eder, Jens (2008). Die Figur im Film. Marburg: Schüren Verlag.
Erll, Astrid (2012). Cultural Memory Studies/Kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung. In: Moebius, Stephan (Hrsg.), Kultur. Von den Cultural Studies zu den Visual Studies. Eine Einführung. Bielefeld: transcript, S. 258–281.
Faulstich, Werner (2013). Grundkurs Filmanalyse. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag.
Halbwachs, Maurice (1985). Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Frankfurt am Main: Fischer.
Hoffmann, Dagmar (2016). Bildungsauftrag und Informationspflicht der Medien. Bundeszentrale für politische Bildung. www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/medienpolitik/237014/bildungsauftrag-und-informationspflicht-der-medien [Zugriff: 12.01.2021]
Lichtenstein, Daniel/Nitsch, Cordula (2018). Informativ und kritisch? Die Politikdarstellung in deutschen Satiresendungen. In: M&K Medien & Kommunikationswissenschaft, 66 (1), S. 5–21.
Sabrow, Martin (2019). Mythos 1989. Rückblick auf ein historisches Jahr. Wem gehört die Friedliche Revolution? Bundeszentrale für politische Bildung. www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/300737/mythos-1989?pk_campaign=nl2019-12-04&pk_kwd=300737 [Zugriff: 21.09.2020]
Schmidt, Siegfried J. (2008). Memory and Remembrance: A Constructivist Approach. In: Erll, Astrid/Nünning, Ansgar/Young, Sara (Hrsg.), Cultural Memory Studies. An International and Interdisciplinary Handbook. Berlin/New York: de Gruyter, S. 101–202.
ZDF (2019). Die Anstalt vom 5. November 2019. Politsatire mit Max Uthoff und Claus von Wagner. ZDF Mediathek. www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-5-november-2019-100.html (dieser Link war zum Zeitpunkt der Analyse gültig, das ZDF hat die Sendung allerdings mittlerweile offline genommen) [Zugriff: 21.09.2020]
Arne Gerke/Claas Wegner: Erforschendes Gestalten von E- Learning-Modulen. Das Projekt NaVi in der Rahmung des Design-Based Research Ansatzes
Der Design-Based Research Ansatz (DBR) hat sich in den letzten Jahren als vielversprechende Lösung für die häufig diskutierte Kluft zwischen Bildungsforschung und Anwendung von Innovationen im schulischen Kontext herauskristallisiert (vgl. Reinmann 2005). In dem vorliegenden Beitrag wird ein Promotionsvorhaben anhand des Ansatzes vorgestellt. Ziel ist die nachhaltige Implementierung interaktiver E-Learning-Module in den naturwissenschaftlichen Unterricht an Schulen.
Literatur
Genz, Florian/Bresges, André (2017). Projektbeispiele für Design-Based Research im naturwissenschaftlichen Unterricht. In: Bastian, Jasmin/Aufenanger, Stefan (Hrsg.), Tablets in Schule und Unterricht. Wiesbaden: Springer VS, S. 63–86.
Kerres, Michael/de Witt, Claudia/Stratmann, Jörg (2002). E-Learning. Didaktische Konzepte für erfolgreiches Lernen. In: von Schwuchow, Karlheinz/Guttmann, Joachim (Hrsg.), Jahrbuch Personalentwicklung & Weiterbildung 2003. Luchterhand Verlag.
Kramer, Maria/Förtsch, Christian/Aufleger, Monika/Neuhaus, Birgit J. (2019). Der Einsatz digitaler Medien im gymnasialen Biologieunterricht. In: Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 25 (1), S. 131–160.
Labudde, Peter/Kornelia Möller (2012). Stichwort: Naturwissenschaftlicher Unterricht. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 15 (1), S. 11–36.
Mayer, Richard E. (2009). Multimedia learning. New York: Cambridge University Press.
Reinmann, Gabi/Mandl, Heinz (2006). Unterrichten und Lernumgebungen gestalten. In: Krapp, Andreas/Weidenmann, Bernd (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Weinheim/Basel: Beltz, PVU, S. 611–658.
Schanze, Sascha/Girwidz, Raimund (2018). Lernen mit digitalen Medien. In: Krüger, Dirk/Parchmann, Ilka/Schecker, Horst (Hrsg.), Theorien in der naturwissenschaftsdidaktischen Forschung. Berlin/Heidelberg: Springer, S. 177–193.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Arne Gerke, Claas Wegner
Beitrag als PDFEinzelansichtBirgit Irrgang: Wie die Bilder laufen lernen. Kinder und Fernsehen in der medienpädagogischen Praxis
Vor genau 30 Jahren wurde das Projekt ‚Kinder kriechen durch die Röhre‘ zur Fernseherziehung für Vorschulkinder entwickelt. 2019 wurde das Projekt überarbeitet und unter neuem Namen ‚Wie die Bilder laufen lernen‘ an Kindertagesstätten durchgeführt. 2020 entstanden dazu digitale Materialien, die pädagogischen Fachkräften und Familien auf der Website der Medienstelle Augsburg des JFF e. V. (MSA) zur Verfügung stehen. Im Folgenden wird das Modellprojekt ausführlich vorgestellt.
Literatur
Bachmann, Gerhard/Balmer, Ursula/Graue, Jo (1993). Kinder kriechen durch die Röhre. Erfahrungen und Anregungen aus einem Modellprojekt im Kindergarten. Augsburg. http://docplayer.org/8443608-Kinder-kriechen-durch-die-roehre-medienerziehung-im-kindergarten.html [Zugriff: 24.01.2021]
Bader, Roland (2015). Medienarbeit als Spiel. Entwicklungspsychologische Voraussetzungen für die aktive Medienarbeit mit Kindern. In: Anfang, Günther/Demmler, Kathrin/Lutz, Klaus/Struckmeyer, Kati (Hrsg.), wischen klicken knipsen. Medienarbeit mit Kindern. München: kopaed, S. 211–223.
Eder, Sabine/Roboom, Susanne (2016). Kamera, Tablet & Co. im Bildungseinsatz. In: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (Hrsg.), Krippe, Kita, Kinderzimmer. Medienpädagogik von Anfang an. München: kopaed, S. 25–36.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2018). KIM-Studie 2018. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2018/KIM-Studie_2018_web.pdf [Zugriff: 24.01.2021]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2014). miniKIM 2014. Kleinkinder und Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/miniKIM/2014/Studie/miniKIM_Studie_2014.pdf [Zugriff: 24.01.2021]
Miriam Goetz: Erinnerungskultur im Museum. Gezielte Verzahnung von Off- und Online- Medien in Ausstellungen am Beispiel von ‚Very British‘ (Haus der Geschichte Bonn)
Trotz oder gerade wegen der fortschreitenden Digitalisierung entsprechen ‚analoge‘ Räume wie Museen dem Wunsch der Gesellschaft nach Einordnung aktueller und vergangener Geschehnisse. Angesichts einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft erhält auch die Möglichkeit eines ‚gemeinsamen Erlebens‘ in Ausstellungen von Museen eine besondere Bedeutung. Das aktive bzw. interaktive Erleben spielt dabei eine wichtige Rolle. Museen schaffen einen besonderen Raum für die Betrachtenden. Dieser Raum beinhaltet zwar Rückzugs- und Verweilmöglichkeiten, darf aber nicht isolieren. Die konsequente Verzahnung der Off- und Online-Welt für die Besucher*innen ist dabei wichtig, da Parallel-Welten aus Museum versus Realität mittelfristig nicht zielführend sind. Wie werden also Ausstellungen in Punkto Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung konzeptioniert und digitale Medien als Bindeglied zwischen Museums-Raum und Außenwelt dabei gezielt berücksichtigt?
Literatur
Franken-Wendelstorf, Regina/Greisinger, Sybille/Gries, Christian/Pellengahr, Astrid (Hrsg.) (2019). Das erweiterte Museum – Medien, Technologien und Internet. Berlin: Deutscher Kunstverlag.
Glogner-Pilz, Patrick (2012). Publikumsforschung – Grundlagen und Methoden. Wiesbaden: Springer Verlag.Goetz, Miriam (2008). Die letzte Schlacht ums Kosovo? Konfliktmanagement am Amselfeld. Unveröffentlichte Master-Arbeit, Andrássy Universität Budapest.
Hooper-Greenhill, Eilean (2007). Museums and Education: Purpose, Pedagogy, Performance. London/New York: Routledge.
Mergen, Simone (2016). Mediale Vermittlung in Museen. In: Commandeur, Beatrix/Kunz-Ott, Hannelore/Schad, Karin (Hrsg.), Handbuch Museumspädagogik. Kulturelle Bildung in Museen. München: kopaed, S.193–197.
Reussner, Eva M. (2010). Publikumsforschung für Museen. Internationale Erfolgsbeispiele. Bielefeld: transcript.
online exklusiv: Louisa Reichstetter: ‚Lernen ist nicht abarbeiten‘ Interview mit Petra Anders, Professorin für Didaktik in der Primarstufe an der Humboldt Universität Berlin
Wie müssen Lernsituationen – analog und digital – aussehen, damit Kinder davon profitieren? Im Interview mit der Didaktikprofessorin Petra Anders geht es um das Unterrichten in Zeiten von Lockdowns und Distance Learning, sowie um die Ausbildung der Lehrenden, die sie auch auf solche Szenarien adäquat vorbereiten soll. Anders plädiert dafür, jüngeren Kindern mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen, damit die Beziehungsarbeit und die Verbindlichkeit erhalten bleiben. Anders erklärt auch, dass Lernen nie ein reines ‚Abarbeiten‘ sein könne. Digitale Tools ermöglichen eine bessere Handhabung von Messbarkeit, die sich aber nicht an der Individualität und Persönlichkeitsentfaltung der Kinder orientiere. Somit können digitale Werkzeuge immer eine sinnvolle Ergänzung, jedoch nie ein Ersatz für Unterricht sein. Dabei geht es auch im digitalen Unterricht per Videokonferenz nicht um das Abarbeiten, sondern darum, etwas gemeinsam zu erarbeiten.
Den vollständigen Beitrag im PDF-Format finden Sie hier.
medienreport
Lara Moritz: Klasse Recherche! Ein Podcast nicht nur für die Schule
Theresa Höpfl (2020). Klasse Recherche! Podcast, kostenlos verfügbar bei diversen Podcast-Plattformen.
„Hallo ich bin Theresa und ihr hört ‚Klasse Recherche!‘, den Podcast über guten Journalismus“… und schon ist man mittendrin in der Welt des Journalismus – laut Theresa Höpfl dem „schönsten Beruf der Welt“. Höpfl ist Journalistin, Medienpädagogin und produziert außerdem seit Juni 2020 den Podcast ‚Klasse Recherche!‘. Mindestens einmal im Monat veröffentlicht sie auf Spotify, Apple Podcast und Co. mal kürzere, mal längere Folgen zu verschiedenen journalistischen Themen. Während manchmal in nur fünf bis zehn Minuten Tipps für die perfekte Überschrift zusammengefasst werden, gibt es auch Folgen, in denen innerhalb von 20 Minuten der Rundfunkbeitrag oder die Pressefreiheit erklärt werden. Seit Kurzem redet Höpfl in Interview-Folgen auch bis zu einer Stunde mit ihren dort vertretenen Gästen.
Ihr Ziel dabei ist es, frischen Wind in den Politik-, Sozialkunde- und Medienunterricht zu bringen und Lehrkräften, deren Beruf vor allem während Corona neue Herausforderungen birgt, auf diese Weise zu unterstützen. Dabei richten sich die meisten Folgen an die neunte und zehnte Klasse, wobei einige Themen durchaus bereits für die siebte und achte Klasse geeignet sind und auch in anderen als den genannten Fächern sehr gut zum Einsatz kommen können. Vor allem in den Deutschunterricht können sich Folgen, die beispielsweise die W-Fragen oder Rechtschreibtipps behandeln, gut einfügen.
Mit Ausnahme der ersten Folge, in der Höpfl sich und ihren Podcast kurz vorstellt, geht es in den Folgen immer direkt zur Sache. Nach einem Einstieg, der meist nicht zu viel und nicht zu wenig verrät und so das Interesse der Hörer*innen weckt, bereitet jede Folge ein bestimmtes Thema auf. Hier fließen sowohl Höpfls persönliche Erfahrungen als auch Informationen aus ihrer Recherche mit ein. Im Laufe der Folge bekommen die Schüler*innen stets eine Aufgabe, bei der diese dann selbst aktiv werden können und die Möglichkeit haben, das Gelernte zu verinnerlichen.
Während dafür in der ersten Folge noch eine mit Musik untermalte Pause im Podcast gemacht wurde, wird in den neueren Folgen auf die Möglichkeit, die Folge zu pausieren, gesetzt. So kann die Aufgabe von Lehrkräften flexibler eingesetzt und von den Schüler*innen beliebig lange bearbeitet werden. Um den Podcast abzurunden, wird in jeder Folge am Ende ein ‚Fundstück guten Journalismus‘ vorgestellt. Hier macht Höpfl die Hörer*innen auf verschiedene Angebote, wie Die News-WG auf Instagram oder den Kanal PULS Reportage auf YouTube aufmerksam. Einzig die sehr kurzen Folgen (mit dem Zusatz #küchenzuruf gekennzeichnet) und die Interview-Folgen weichen von diesem Schema ab.
Während bei den kurzen Folgen alles auf das Nötigste reduziert wird und somit Elemente wie der Arbeitsauftrag wegfallen, sind die Interview-Folgen durch ihre Länge eher ausführlicher. Denn wenn Höpfl Gäste interviewt, werden zwischendurch immer wieder Sequenzen mit Hintergrundinformationen und der Erklärung von Begriffen eingespielt, was diese Folgen besonders reichhaltig macht.
Trotz dieser schönen Aufbereitung sind wohl nicht alle Folgen direkt im Unterricht anwendbar. Vor allem bei den Interview-Folgen gestaltet sich dies durch deren Länge schwierig, sodass hier für eine Verwendung in der Schule Ausschnitte ausgesucht oder das Hören des Podcasts ausgelagert werden müssten. Beim Hören des Podcasts sind die Schüler*innen im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin. Höpfl spricht diese nämlich immer wieder direkt an und stellt Fragen. So listet sie bei der Folge zum Rundfunkbeitrag nicht nur Argumente für das duale System auf, sondern fragt die Hörer*innen auch nach deren Nutzungsverhalten der Öffentlich-Rechtlichen und regt so immer wieder (Klassen-)Gespräche an. Dies kann zu einer fundierten Meinungsbildung beitragen, die in unserer heutigen Zeit bei der Fülle an täglichen Nachrichten und Diskussionen wichtiger ist denn je. Mit seiner lockeren Sprache wirkt der Podcast trotz der Menge an Informationen, die er vermittelt, keineswegs verstaubt. Wenn Höpfl über persönliche Erfahrungen redet, Filterblasen „creepy“ findet und es „total feiern würde“, wenn wir alle online wieder ein bisschen netter zueinander sind, spricht sie die Schüler*innen auf Augenhöhe an und schafft dadurch eine Atmosphäre, die sich gar nicht so sehr nach Schule anfühlt.
Dennoch wird sich in den Folgen kritisch und differenziert mit den verschiedenen Themen auseinandergesetzt. So werden stets die Aspekte verschiedener Seiten ausgelotet, um ein möglichst ganzheitliches Bild der Thematiken zu zeichnen. Journalist*innen sind nicht per se sensationsgeil und egoistisch oder die Retter*innen der Welt und auch Social Media ist nicht nur gut oder nur böse. Das stellt Höpfl immer wieder heraus und trennt dabei die feststehenden Fakten von ihren persönlichen Ansichten – ganz im Sinne ihrer Folge zur Trennung von Nachricht und Meinung. Dabei verweist sie auch auf die Quellen in den Shownotes und regt so interessierte Hörer*innen dazu an, sich über den Podcast hinaus zu informieren und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Weitere Materialien für Lehrpersonen
Über die Podcast-Folgen hinaus stehen Lehrkräften auf www.lehrermarktplatz.de ergänzende Begleitmaterialien und Arbeitsblätter zur Verfügung. In den Materialien finden sich Fragen und Aufgaben aus den dazugehörigen Podcast-Folgen wieder. Doch nicht nur das: Die Arbeitsblätter liefern auch zusätzliche Anregungen zur Reflexion vor und nach dem Hören des Podcasts sowie weitere Informationen. So gibt es zu der Folge über Wege in den Journalismus einen Entscheidungsbaum oder beim Arbeitsblatt zur Quellenkompetenz einen kurzen Fragebogen zur Reflexion des eigenen Rechercheverhaltens. Am Ende kann das ‚Fundstück guten Journalismus‘ nochmals von den Schüler*innen bewertet werden und natürlich dürfen auch bei den Arbeitsblättern die Quellen und Tipps zur weiteren Recherche nicht fehlen. Diese Materialien erleichtern Lehrkräften die Integration des Podcasts in den Unterricht und stellen eine praktische Möglichkeit zur Ergebnissicherung dar.
Somit ist der Podcast ‚Klasse Recherche!‘ eine gute Option, um etwas Abwechslung in den Medien- oder auch Deutschunterricht zu bringen und aktuelle Debatten zu Fake News und Co. aufzugreifen. Dabei sehen Schüler*innen außerdem, dass es etwa auf Spotify nicht nur Musik, sondern auch jede Menge Informatives zu hören gibt. Während in der ersten Folge der ein oder andere Übergang vielleicht noch etwas holprig ist, wird im Verlauf am Aufbau und der Umsetzung des Podcasts gefeilt, was das Hörerlebnis noch angenehmer macht. Auch für Interessierte, die vielleicht gar nicht mehr die Schule besuchen, sind einzelne Folgen, wie zum Beispiel das Interview zum Investigativ-Journalismus, sehr empfehlenswert.
Joana Baumgarten: Potz Blitz! Meine Stromwerkstatt. Strom und Energie interaktiv per App entdecken
Mit der Lernapp ‚Potz Blitz! Meine Stromwerkstatt‘ werden Lehrkräfte in der Grundschule unterstützt, Schüler*innen das Thema Strom und Energie näher zu bringen. Die Kinder können in der App selbstständig erkunden, was elektrische Energie ist, woher der Strom kommt und welche Geräte Energie benötigen. Durch eine Lernbegleitung von Lehrkräften können die Erkenntnisse vertieft werden. Dazu stehen den Lehrkräften ein Leitfaden zur Unterrichtsbegleitung sowie Zusatzmaterialien auf der Internetseite zum Download zur Verfügung.
Die Bedienung der App ist sehr intuitiv – ausprobieren zahlt sich aus! Die Kinder können sich frei durch zwei Räume bewegen. Im ersten Raum werden die verschiedenen Energieformen kennengelernt. Dazu sind verschiedene Versuche aufgebaut, die anfänglich nicht funktionieren. Die Kinder müssen dafür eine Lösung finden. Beispielsweise verdeckt das Rollo des Fensters das Licht der Sonne für die kleine Solaranlage. Nachdem das Rollo geöffnet wird, beginnt die Lampe zu leuchten, die an das Panel angeschlossen ist und es erscheint ein kleiner Infotext zur Solarenergie. Daneben gibt es noch viele weitere Geräte zu erkunden: einen Hometrainer, an den eine Lichterkette angeschlossen ist, einen Generator, der eine Futtermaschine für einen Fisch betreibt oder ein Windrad, das mit einer Seifenblasenmaschine verbunden ist. Immer im Anschluss an die Problemlösung erscheint ein Infotext zur jeweiligen Energieform. Diese spielerische Erkundung weckt die Neugier der Kinder und motiviert sie zur Erforschung von Strom und Energie. Den Kindern wird die Gelegenheit geboten frei auszuprobieren und den Raum mit seinen Möglichkeiten zu entdecken. Die Lehrkräfte können hier gemeinsam mit den Schüler*innen reflektieren, was sie herausgefunden haben. Damit wird ein Reiz zur Anschlusskommunikation geschaffen.
In dem Raum steht neben den vielen Geräten auch der Fernseher, welcher einen Erklärfilm mit dem Titel ‚Wie kommt der Strom in die Steckdose‘ abspielt. Im Film wird grundlegend erklärt, was Strom ist und woher dieser kommt. Die Erkenntnisse aus dem ersten Teil des Raums werden nun vertieft. Im Film werden erneut die verschiedenen Möglichkeiten aufgeführt, Strom zu erzeugen. Diesmal wird Bezug zu den Vor- und Nachteilen der einzelnen Erzeugerformen genommen, damit die Kinder erfahren, warum Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet und durch umweltfreundlichere Stromerzeugung ersetzt werden sollten. Zum Abschluss wird im Film erklärt, wie der Strom letztendlich zu jedem Kind nach Hause kommt. Der Film nimmt immer wieder Bezug zur Lebenswelt der Kinder, wodurch die Energieerzeugung sehr alltagsnah erfahren werden kann. Für die Lehrkräfte eignet sich der Film, um mit den Schüler*innen die Grundlagen aufzuarbeiten, Vor- und Nachteile der Energieerzeugung zu diskutieren und bisher unbekannte Begriffe zu klären.
Im letzten Bereich des Raums wartet noch das Stromkreisspiel auf die Kinder. Im Spiel können verschiedene Bauteile zu Stromkreisen verbunden werden, um Lampen zum Leuchten zu bringen. Als Materialien stehen zum Beispiel Batterien, Löffel, Büroklammern oder ein Radiergummi zur Verfügung. Die Kinder ziehen die Materialien in ihren Kreis und verbinden sie durch Kabel. Eine Rückmeldung erhalten sie sofort, indem sie sehen, ob ihre Lampe leuchtet oder nicht.
In diesem Spiel steht, wie zu Beginn, das selbstständige Ausprobieren und Erforschen im Vordergrund. Durch Impulse werden den Kindern Anregungen für neue Ideen gegeben. Hier sollte die Lehrkraft als Begleitperson zur Seite stehen, beispielsweise können Fragen geklärt oder genauere Spielanweisungen gegeben werden. Dieses Spiel kann den Anlass bieten, einen Stromkreis in der Realität aufzubauen und die Erfahrungen praktisch auszuprobieren.
Durch eine Tür gelangen die Spielenden nun in den zweiten Raum. Dieser stellt einen Simulator der ‚Stromspar-AG‘ dar. Allgemein geht es darum Alltagsgeräte auf ihren Stromverbrauch zu testen. Dafür steht eine bestimmte Zeit zur Verfügung. An zwei Anzeigen kann der Strombedarf der einzelnen Geräte überprüft und verglichen werden. Immer nach Ablauf der Zeit startet ein neues Level. Im ersten Level kann erst einmal alles erkundet und ausprobiert werden. Im zweiten Level werden dann die Geräte miteinander verglichen. Dazu werden wieder verschiedene Impulse gegeben, etwa die Suche nach dem Gerät, welches am wenigsten Strom verbraucht. Diese Einheit des Spiels knüpft wieder an die Lebenswelt der Kinder an und stellt einen hohen Alltagsbezug her. Somit kann dieses Spiel in die reale Welt übertragen werden, indem in der Schule oder zu Hause nach elektrischen Geräten gesucht wird. Hier eignet sich die Anknüpfung an die Themen Stromsparen und Nachhaltigkeit.
Zusammenfassend lernen die Kinder in der App ‚Potz Blitz! Meine Stromwerkstatt‘ auf spielerische Art und Weise die Grundsätze von Energie und Strom kennen. Die App eignet sich vor allem für den Einsatz im Unterricht in Begleitung einer Lehrkraft oder zu Hause, wenn ein Elternteil das Spiel unterstützt. Der Mehrwert des Spiels entsteht vor allem durch die Gelegenheiten zur Reflektion und Kommunikation des Erlebten sowie durch die Übertragungsmöglichkeiten in die reale Welt. Hierfür müssen die Situationen von Lehrkräften oder Eltern geschaffen und begleitet werden. Die zusätzlichen Materialien und Impulsideen geben eine gute Grundlage für eine weiterführende Thematisierung von Strom und Energie. Besonders jüngere Kinder brauchen bei dem Spiel noch viel Anleitung, da die App
sehr auf Intuition beruht. Die Umsetzung ist ansonsten sehr einfach und weckt das Interesse der Kinder für Strom und Energie. Insgesamt verknüpft das Spiel die Bereiche Medienbildung und Naturwissenschaft und bietet sich sehr für den Einsatz im Unterricht an.Dana Neuleitner: Rocky Beach im Piratenfieber
USM (2020). Die drei ??? – Fluch des Flaschenteufels. Android/iOS 7,99 € bzw. Windows/Mac 19,99 €; USK ab 0 Jahren bzw. ab 6 Jahren.
Seit über 50 Jahren begleiten Die Drei ??? schon junge Leser*innen und Hörer*innen. Seit letztem Jahr können Rätselfans gemeinsam mit den Detektiven den neuen Fall ‚Fluch des Flaschenteufels‘ als App oder Computerspiel lösen. Schauplatz ist – wie sollte es anders sein – Rocky Beach. Als ein seltsamer Übernachtungsgast im Hause Jonas sein Unwesen treibt und Beschwörungen mit einer alten Flasche durchführt, ist für den ersten Detektiv Justus Jonas klar: dem muss auf den Grund gegangen werden!
In der Rolle des ersten Detektivs geht es nun darum, Hinweise zu sammeln, Rücksprache mit den Detektivkollegen Peter Shaw und Bob Andrews zu halten und Onkel Titus und Tante Mathilda zu befragen. Nebenbei gilt es, das Ehepaar Jonas wieder zu versöhnen, denn Justus‘ Tante ist mit der Anwesenheit des ominösen Gastes, der sich nach einer Romanfigur in Robert Louis Stevensons Die Schatzinsel John Silver nennt, äußerst unzufrieden. Bei der Untersuchung des Flascheninhalts kommt ein kleiner Flaschenteufel zu Tage. Bevor die Detektive ihn jedoch genauer untersuchen können, verschwindet Silver und mit ihm die Flasche sowie der Vogel Blacky, ihr Maskottchen. Neben dem verschollenen Gast scheint auch ganz Rocky Beach vom Piratenfieber angesteckt worden zu sein: Im Buchladen wird ein Literatentreffen zum Thema durchgeführt, eine Fastfoodkette wirft als Werbemaßnahme Golddublonen über der Stadt ab und auf einem Schiff soll eine Piratenshow ins Leben gerufen werden. Auf der Suche nach Silver und Blacky müssen Justus, Peter und Bob immer wieder ihren Mitmenschen helfen, beispielsweise indem sie für das leibliche Wohl des Stadtstreichers sorgen oder Kisten für einen alten Bekannten suchen. Wie bei echten Piraten geht es schließlich auch für das Trio auf Schatzsuche auf hoher See.
Das Sammeln von Gegenständen ist ein immer wiederkehrendes Prinzip des Spiels: Federn, Gläser, Kerzen, Flaschen… Die Gegenstände sind teils so gut versteckt, dass sich diese Aufgaben recht langwierig gestalten. Hinweise auf die Fundorte der fehlenden Gegenstände gibt es im Spiel nicht. Dafür werden einige Hinweise auf der USM-Website gegeben. Wesentlich kurzweiliger dagegen sind die zu absolvierenden Mini-Spiele. Diese orientieren sich an bekannten Spieleklassikern wie Mah-Jongg oder Pac-Man.
Leider können hier die Schwierigkeitslevel nicht angepasst werden, was möglicherweise zu Frustration bei den Spieler*innen führen könnte, da die Mini-Spiele auch nicht übersprungen werden können. Besonders der Weg zur Fabrik gestaltet sich schwierig. Für die Aufgaben, die zum Fortschritt der Geschichte dienen, gibt das Detektivtagebuch Hilfestellung. Dadurch sind Spieler*innen auch beim Fortsetzen des Spiels schnell auf dem aktuellen Stand.
Das Spiel selbst gestaltet sich als klassisches Point-and-Click-Abenteuer, das aufgelockert wird durch Zwischensequenzen, die durch Comic-Strips bebildert sind und bei denen ein Erzähler narrativ durch die Geschehnisse leitet. Dadurch wirkt das Spiel insgesamt sehr lebendig. Hierzu trägt auch bei, dass die drei Detektive von den Hörspielsprechern Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich vertont wurden. Die Grafik des Spiels ist ebenfalls sehr ansprechend und erinnert an die Gestaltung der Buch- und Hörspielcover. Das Trio selbst wird nie gezeigt. Wie die Jungen aussehen, bleibt also der Fantasie überlassen.
Beim Lösen des Falls kommen immer wieder digitale Medien ins Spiel. Sei es die altbekannte Telefon-Lawine (nun mit Smartphone und SMS statt Anrufbeantworter), mit der sich Diedrei ??? Hinweise aus dem Bekanntenkreis erhoffen (und die sogar zu einer Spam-Nachricht führt) oder das Analysieren der Bild- und Tonspur in einem Erpresservideo. Auch Fingerabdrücke werden nun digital festgehalten und die Umgebung per Zoom-Funktion der Smartphonekamera in Augenschein genommen. Dass die drei Detektive mit der Zeit gehen, zeigt sich daneben auch an vielen Hinweisen zur Nachhaltigkeit. So wird beispielsweise im Lauf der Handlung die Werbemaßnahme der Fastfoodkette gestoppt und beim Angeln am Pier hat Justus einiges an Abfall am Haken. Deshalb weist er unter anderem auf Plastikinseln und Mikroplastik im Ozean hin. Die Spieler*innen erfahren beiläufig auch, wie lange es dauert, bis sich eine Plastikflasche zersetzt. Anschließend wird der herausgefischte Müll natürlich im Müllcontainer entsorgt.
Die App wird von USM ab zehn Jahren empfohlen. Die Rätsel sind knifflig, aber dennoch gut lösbar. Bei dem ein oder anderen Rätsel oder Mini-Spiel ist die Hilfe einer älteren Person aber sicherlich von Vorteil. Beim Lösen der Rätsel sind Wissen – beispielsweise zu chemischen Formeln wie NaHCO3 und verschiedenen Währungen – oder aber Recherchekenntnisse hilfreich. Nebenbei erfahren die Spieler*innen Wissenswertes über verschiedene Piratenflaggen und Louis Stevensons Werk Die Schatzinsel. Die drei ??? – Fluch des Flaschenteufels wurde mit dem Pädagogischen Medienpreis 2020 ausgezeichnet und in zwei Kategorien für den Kindersoftwarepreis TOMMI nominiert. Insgesamt können drei Spielstände in der App gespeichert werden. Schön ist, dass die Option auf Untertitel gegeben ist, wodurch beispielsweise Gehörlose das Abenteuer erleben können. Das aus acht Kapiteln bestehende Spiel ist spannend und unterhaltend – sowohl für jüngere Spieler*innen als auch für solche, die sich ein wenig an ihre Kindheit erinnern möchten.
Nicole Lohfink: Berlinale 2021. Ein internationales Filmfestival reiht sich in den Online-Reigen ein
Pandemiefolgen und Formatänderung
Wie viele Veranstalter haben auch die Verantwortlichen bei der Berlinale lange gehofft, das Festival in seiner kohärenten Struktur in Präsenz durchführen zu können. Ende 2020 stand schließlich fest, dass aufgrund der aktuellen COVID-19-Situation ein anderes Festivalformat für 2021 entstehen musste. Entwickelt wurde ein zweistufiges Format, dessen erste Etappe vom 01. bis 05. März online angeboten wurde.
So machten den Auftakt der 71. Berlinale die Branchenplattformen European Film Market (EFM), Berlinale Co-Production Market, Berlinale Talents und der World Cinema Fund. Dieses sogenannte Industry Event richtete sich weitestgehend an Filmbranche und Presse. Onlineveranstaltungen für das Publikum boten nur Berlinale Talents und der World Cinema Fund. Allerdings gab es auf der Website berlinale.de und den Social-Media-Kanälen dazu zahlreiche Videos, darunter auch Interviews mit den Filmemacher*innen und Hintergründe zur Filmauswahl für 2021. Interessierte konnten sich hier also durchaus Anregungen holen für die zweite Etappe der Berlinale, das Summer Special, das vom 09. bis 20. Juni in Präsenz stattfinden soll.
Tauziehen zwischen Online und Präsenz
Insgesamt also hat die Berlinale eine Flut an Online-Angeboten organisiert, allein beim Berlinale Co-Production Market wurden über 1.300 Onlinemeetings mit potenziellen Partner*innen für die eingeladenen Projekte durchgeführt. Daneben gab es, auch in den anderen Bereichen, zahlreiche Talks und weitere Networking-Formate.
Das Film-Angebot aus dem jeweiligen Tagesprogramm konnten die Teilnehmer*innen über den Berlinale Media Service streamen und ‚wie zu Hause auf der Couch‘ sichten. Das gemeinsame Kinoerlebnis fehlt hier deutlich, insbesondere in der Wahrnehmung, wie man selbst einen Film erlebt und wie beispielsweise ein kindliches Publikum um einen herum auf den Film reagiert. Das Sehen der Filme von zu Hause aus vermindert aber nicht den Fokus auf die Filme selbst. Und hier liegt auch die Stärke der Entscheidung der Veranstalter*innen, die wichtige Plattform, die ein so großes Festival in vielerlei Hinsicht bietet, zu erhalten. Laut Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek wurden die Onlinescreenings sehr gut angenommen und die Filme erhielten dadurch eine breite mediale Sichtbarkeit und Einladungen zu weiteren Festivals. Auch gute Verkäufe haben den Weg der Filme zum Publikum gesichert. Das Dilemma, eine internationale Kulturveranstaltung mit einer Pandemie zu vereinbaren, hätte für die Berlinale durchaus auf den Weg vieler anderer Kulturveranstaltungen führen können: Dem des Totalausfalls. So aber konnten unter anderem die Impulse der Filme, sowie der Ideen-Input, die Vernetzung von Gedanken- und Arbeitswelten und der Austausch von Herangehensweise und Themen-Perspektiven erhalten bleiben.
Die Jury-Entscheidungen waren eine kurze und prägnante Online-Angelegenheit. Die Feierlichkeit soll dann im Sommer in Berlin bei der Vergabe in Präsenz entstehen. Für die Sektion Generation war Pandemie-bedingt diesmal eine Jury für beide Wettbewerbe, Kplus und 14plus, zuständig. Über einen Livestream werden hier die Preisträger*innen in knapp 15 Minuten freundlich, aber unverbindlich bekanntgegeben.
Spannende Perspektiven junger Menschen
Gerade für junge Menschen zeichnet sich dieser Wechsel zwischen verbindlich und unverbindlich auch thematisch in den Filmen ab. In den insgesamt 15 Langfilmen in der Sektion Generation ziehen sich die Themen Orientierungssuche und Integration genauso als roter Faden durch, wie das Pendeln zwischen Abschieden und Zukunftsvisionen.
Zusammengefasst unter dem Programmtitel ‚Sanft flüsternd, laut schreiend‘ betreten die jungen Protagonist*innen hier Neuland, lassen Vertrautes hinter sich und ringen mit den Dingen, die sie nicht verstehen. Dabei durchlaufen sie entscheidende Stationen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Oft jedoch wird weder sanft geflüstert noch laut geschrien, sondern vielmehr stumm rebelliert. Innere Isolation trifft auf äußere Umstände.
Starke Identifikationsfiguren fordern mit dieser stummen Rebellion die ganze Empathiefähigkeit der Zusehenden ein. Dabei sind die Entstehungs- und Gestaltungsformen der Filme beinahe genauso vielfältig, wie die Ergebnisse selbst.
Den Großen Preis der Internationalen Jury für den Besten Film im Wettbewerb Generation Kplus erhielt ‚Han Nan Xia Ri‘ (‚Sommerflirren‘) aus China. Trotz klarer Narrative entwickelt sich die Geschichte um die zwölfjährige Hauptdarstellerin durch beinahe assoziative Eindrücke. Als Zuschauer*in wird man hin- und hergeworfen zwischen dem Gesamtblick auf das Geschehen und dem Druck, der auf der Hauptfigur lastet. So bezeichnet die Jury den Film in ihrer Begründung auch als „Sommermärchen, das immer wieder in einen Alptraum abzugleiten droht“. Der Fokus liegt auf den Gefühlen und Wahrnehmungen der Kinder auf der Suche nach sich Selbst und dem eigenen Weg, die Intensität ihrer Gefühlswelt ist konstant spürbar, ebenso wie der Mangel einer menschlichen Orientierungsfigur.
Eine lobende Erwähnung erhält ‚Una escuela en Cerro Hueso‘ (‚Eine Schule in Cerro Hueso‘) (Argentinien). Die Geschichte begleitet eine in sich gekehrte Hauptfigur, die nach 17 Ablehnungen in einer kleinen Dorfschule eingeschult wird und durch die entspannte Offenheit, mit der man ihr dort begegnet, aufzublühen beginnt. Der sehr persönliche Film überzeugt mit der leisen Kraft der Aufgeschlossenheit und dem Bild von gelebter Solidarität.
Im Wettbewerb Generation 14plus geht der Preis für den besten Film an ‚La Mif‘ (‚Die Fam‘) aus der Schweiz. Vor dem Hintergrund des Jugendsozialsystems hat der Film die Geschichten und Begegnungen junger Frauen miteinander verknüpft und entwickelt seine Stärke auch durch die Besetzung, die die Geschichte mitentwickelt hat.
Eine lobende Erwähnung ging an den Animationsfilm ‚Cryptozoo‘ (USA), für eine fantasievolle Dystopie mit Hoffnungsschimmer. Bemerkenswert ist auch der Gewinner des Silbernen Bären im Hauptwettbewerb: Mit dem deutschen Dokumentarfilm ‚Herr Bachmann und seine Klasse‘ wirft die Regisseurin Maria Speth einen Blick in eine Schulklasse, wie sie überall in Deutschland zu finden ist. Ein rund dreieinhalb Stunden langer Film über eine Klasse und ihren Lehrer, im Grunde über Integration, Orientierungssuche, Zukunftsängste und Solidarität – mit den Schüler*innen. Die Themen sind ganz nah an der aktuellen Zeit.
Ausblick auf 2022Die diesjährige Berlinale könnte also nicht näher am Puls der Zeit liegen, sowohl in der Format-Umsetzung als auch zum großen Teil in der Filmauswahl. Die Bedeutung um die persönliche Begegnung ist den Berlinale-Veranstalter*innen umso bewusster geworden, trotz oder gerade nach einem gelungenen Online-Einstieg.
Vor allem die Filme selbst verdienen es, unterstützt und gesehen zu werden. Deren Inhalte, das gemeinsame Erleben und der Austausch darüber, bieten darüber hinaus eine Chance des Aufarbeitens der vielfältigen Themen. Und die abgebildeten Themen verdienen Gehör.
Von Seiten des Leitungsteams her soll das Festival nächstes Jahr wieder traditionell im Februar gemeinsam mit dem European Film Market, dem Berlinale Co-Production Market, Berlinale Talents und dem World Cinema Fund durchgeführt werden. Die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin finden dann voraussichtlich vom 10. bis 20.02.2022 statt.
Dana Neuleitner: SWR Fakefinder Kids
Südwestrundfunk (2021). SWR Fakefinder Kids. Browser-Lernspiel ab 8 Jahren für Laptop, Smartphone und Tablet. Kostenlos.
Dass Kinder nicht allen Inhalten, die sie in Apps bzw. im Internet zu sehen bekommen, glauben dürfen, will ihnen der SWR Fakefinder Kids näherbringen. Hier werden Kindern ab acht Jahren reale Videos und Chatverläufe aus drei in ihrer Altersgruppe beliebten Apps gezeigt: YouTube, TikTok und WhatsApp. Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, geht es nicht darum, Falschnachrichten zu identifizieren, sondern die Spieler*innen sollen dafür sensibilisiert werden, Werbung, Tricksereien auf der Bildebene und Kettenbriefe zu erkennen.
Die animierten Figuren Mona und Henri leiten die Spieler*innen durch insgesamt vier Level und erklären vor jedem Abschnitt das folgende Thema. Pro Kategorie stellen sich die Spieler*innen mehreren Beispielvideos. Im Level ‚Werbung‘ sehen sie etwa TikTok-Clips von einem singenden Nico Santos, einem tanzenden Robert Lewandowski und einer Kidfluencerin. Die kurzen Videos können beliebig oft abgespielt werden. Ob (versteckte) Werbung zu sehen ist oder nicht, können die Kinder per Klick auf die entsprechenden Buttons angeben und bekommen von Mona und Henri sofort eine kurze und leicht verständliche Rückmeldung, ob und warum ihre Entscheidung richtig bzw. falsch war.
Im Level ‚Bildtrick‘ werden Filter, mit denen beispielsweise das Gesicht verändert werden kann, und die Möglichkeit des Tricksens durch Bildausschnitt und Winkel aufgegriffen. Gerade beim Thema Bearbeitung von Bildern hätten auch Instagram-Beispiele genutzt werden können.
Das dritte Level setzt sich mit dem wichtigen Thema Kettenbriefe auseinander. In diesen werden oft verstörende Konsequenzen angekündigt, sollten die Empfänger*innen die Nachrichten nicht an eine gewisse Anzahl an Personen weiterleiten. Die Kinder erfahren hier, dass sie diese Drohungen nicht ernst zu nehmen brauchen und dass Links in Kettenbriefen genutzt werden können, um ihre Daten abzugreifen.
Im abschließenden ‚Superlevel‘ werden die Elemente aus den vorigen Kapiteln anhand neuer Clips wieder abgerufen. Bei einem Beispiel fällt die Einordnung in die Kategorie ‚Werbung’ jedoch schwer, da die Aufschrift auf dem T-Shirt eines YouTubers auch als Aussage gewertet werden kann, wenn man seine Marke nicht kennt. Wird ein Clip falsch eingeordnet, muss das jeweilige Level komplett wiederholt werden. Die Reihenfolge der Fragen hätte hier allerdings durchgemischt werden können. Das Lernspiel ist kindgerecht gestaltet und vermittelt den jungen Spieler*innen in etwa einer halben Stunde einfach und lebensnah, wie sie Werbung und Tricksereien erkennen können.
Für Lehrkräfte steht online ein Infobogen zum Lernspiel zur Verfügung. Sie finden hier Informationen zu den behandelten Phänomenen und Internetplattformen, zu der Funktionsweise des Lernspiels und dessen technischen Voraussetzungen sowie Lehrplanbezüge und einen Elternbrief zum Thema. Auch ein Vorschlag zum Unterrichtsaufbau und ein Arbeitsblatt zur Festigung des Erlernten werden bereitgestellt.
Fakefinder Kids ist neben Fakefinder und Fakefinder School das dritte Modul des Südwestrundfunks zum Thema Fake im Internet. Das Lernspiel ist abrufbar unter: www.SWR.de/fakefinder
publikationen
Heinrike Paulus: Der Mensch und seine Medien
Fuchs, Max (2021). Der Mensch und seine Medien. Medienbildung als kulturelle Bildung? Weinheim, Basel: Beltz. 180 S., 21,95 €.
Seit Anbeginn kommunizieren Menschen mittels Medien. Seien es der mit Rußtinte beschriebene Papyrus zur Zeit der Pharaonen oder das Läuten der Kirchturmglocken bei Feuer und Gefahr, als es noch keine Sirenen gab. Dank verschiedener Erfindungen kamen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte weitere ‚neue‘ Medien hinzu: Buchdruck, Telefon, Computer, Smartphone und das Internet. Was den Umgang mit all diesen Medien betrifft, so zeigt sich, dass Reflexionen über deren Vorzüge und Nachteile eine sehr lange Tradition haben, die bis in die Antike zurückreicht. Elementarer Bestandteil des pädagogischen Vermittlungsprozesses ist im digitalen Zeitalter auch der reflektierte Umgang mit Medien, wenn beispielsweise das eigene Medienhandeln hinterfragt wird.
Max Fuchs erörtert im Zuge seiner aktuellen Publikation ‚Der Mensch und seine Medien‘, inwieweit Medienbildung als kulturelle Bildung zu verstehen sei. Seine Intention ist dabei, „die anthropologische Relevanz, die Bedeutung der Medien in der kulturellen Evolution des Menschen und insbesondere die soziale, politische und kulturelle Eingebundenheit der Medien zumindest kursorisch aufzuzeigen.“ So versteht er an anderer Stelle „Medienpädagogik als Teil von Kulturpädagogik und Medienbildung daher als spezielle Form von kultureller Bildung.“
Fuchs, der an der Universität Duisburg-Essen als Professor für Allgemeine Pädagogik und Kulturpädagogik lehrt, nähert sich der Thematik Medien aus einer kultur- und erziehungswissenschaftlichen Sicht an. Vornehmlich handelt es sich um einen forschungsliterarischen Zugang, bei dem sich ein anthropologisch-philosophischer Schwerpunkt herauskristallisiert. Dabei bezieht er sich auf die einschlägigen Abhandlungen und Theorien von der Antike bis zur Gegenwart. Die Digitalisierung versteht er beispielsweise als eine weitere Etappe im dynamischen Prozess der Mediengeschichte und -entwicklung. So stellt er etwa den Computer in eine jahrhundertelange Entwicklungslinie mit der automatischen Rechenmaschine.
Auf diese Weise beleuchtet er bekannte Mediengeschichte und Medientheorie aus einem neuen Blickwinkel, was fruchtbringend für zukünftige kultur-, erziehungs- sowie medienwissenschaftliche Diskurse ist.
Seinem Ansatz zufolge gilt es gerade bei Theorien von Medienpädagogik und Medienbildung, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Zudem versteht er Letztere als Allgemeinbildung: „Es geht um die Entwicklung von Lebenskompetenz, um die Entwicklung der Persönlichkeit und eines bewussten Verhältnisses zu sich, zu anderen, zur kulturellen, sozialen und politischen Welt, zu seiner Geschichte, seiner Gegenwart und zu seiner Zukunft.“ Fuchs hat sich tiefgreifend mit der Thematik auseinandergesetzt. Er lässt die Leser*innen an seinen Denkansätzen teilhaben, liefert ihnen aber zugleich auch neue Denkanstöße.
Dabei räumt er gleich zu Beginn seines Vorworts ein, dass er aus einer subjektiven Perspektive bestimmte Entwicklungen, Debatten und Positionen aus diesem komplexen Diskursfeld herausgreife. Fuchs beweist dabei ein glückliches Händchen, denn er offeriert den Leser*innen eine breitgefächerte Themenpalette, die in kulturwissenschaftlichen und medienpädagogischen Debatten aufgegriffen werden sollte. Ihm gelingt es, auch neue Blickwinkel zu eröffnen, indem er sich in einem Kapitel etwa dem in den Medientheorien und der Medienpädagogik immer wieder stiefmütterlich behandelten Verhältnis von Internet und Ökonomie befasst: „Schon bei der Erfindung und Durchsetzung des Buchdrucks spielte […] die ökonomische Dimension eine entscheidende Rolle.“ Gleiches gilt auch für das digitale Zeitalter, denn so muss für die Entwicklung von einschlägiger Hard- und Software ein Interesse an eben dieser bestehen und darüber hinaus das notwendige Forschungsgeld vorhanden sein. Zudem bedarf es in der (medien-)pädagogischen Vermittlung ebenso ökonomischer Grundkenntnisse, um etwa Merkmale von Werbung und deren Intention erläutern zu können.
Jenes der 18 Kapitel der Publikation gilt es besonders zu erwähnen, worin Max Fuchs die Rolle der Industrialisierung für die Medienentwicklung beleuchtet. Neue digitale Entwicklungen werden vielfach mit jenen aus dem 19. Jahrhundert verglichen, als sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen nicht zuletzt durch die Dampfmaschine grundlegend wandelten. Die Fabrik wurde zum Inbegriff des Zeitalters und die Stechuhr unterteilte den Tag in Arbeit und Freizeit, ganze Industriestädte entstanden. Die aufkommende Elektrizität bereitete die Grundlage etwa für Telegrafie und Telefon. In diesem Zusammenhang kann ein Blick über das Buch hinaus auf Fuchs’ online veröffentlichten Essay ‚Technik ist Kultur: Technische Bildung als Teil der Kulturellen Bildung’1 aus dem Jahr 2020 für Leser*innen durchaus erhellend sein. Hierin verdeutlicht er, dass Kultur sowie Technik und in der Folge Kulturpädagogik, Medienpädagogik und Technikgeschichte sich nicht ausschließen. Dies ist ein Ansatz, der nicht nur aus industriegeschichtlicher Sicht zu begrüßen ist. Gerade digitale Medien wären ohne technischen Fortschritt undenkbar. „Wenn Technik Kultur ist, dann ist technische Bildung auch kulturelle Bildung. Dies ergibt sich bereits dann, wenn man unter Bildung die Entwicklung von Lebenskompetenzen versteht. Denn Technik ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Überlebens“, konstatiert Fuchs. Hier gilt es sich ihm anzuschließen, denn gerade Medien sind in Zeiten, in denen eine Pandemie die Welt in Atem hält, für viele emotional überlebenswichtig. Und wenn es nur der ‚digitale’ Kontakt zu lieben Menschen wie etwa den Großeltern ist.
Anmerkung
1www.kubi-online.de/artikel/technik-kultur-technischebildung-teil-kulturellen-bildung [Zugriff: 23.01.2021]
Anna-Clara Pentz: Medienpädagogische Themen in Kinder- und Jugendbüchern
Einwohlt, Ilona (2021). Uncovered – Dein Selfie zeigt alles. Würzburg: Arena Verlag. 227 S., 8,00 €.
Zett, Sabine (2021). Chilly Wuff – Die Welt liegt mir zu Pfoten. Würzburg: Arena Verlag. 157 S., 12,00 €.
Mit ‚Chilly Wuff – Die Welt liegt mir zu Pfoten‘ und ‚Uncovered – Dein Selfie zeigt alles‘ sind im Arena Verlag zwei Bücher erschienen, die in spannenden Geschichten für Kinder und Jugendliche wichtige medienpädagogische Themen behandeln. Beide Bücher eignen sich auch als Schullektüre.
Das Abenteuer der Hündin Chilly Wuff, die zu einem großen Internet-Star wird, nimmt Kinder ab acht Jahren mit in die Welt der Influencer*innen, Instagram- und YouTube-Stars. Die tierische Protagonistin bekommt dabei die Diskussion der Kinder, zu denen sie gehört, mit deren Eltern mit: Lavinia und Jasper wollen für die lustigen Fotos und Videos von Chilly einen Instagram-Account und einen YouTube-Channel einrichten. Sie wissen, dass es gefährlich sein kann, Fotos von sich und ihre echten Namen im Internet preiszugeben, da ist der Account für Chilly doch der perfekte Deal. Die Autorin Sabine Zett thematisiert ein wichtiges Streitthema zwischen Eltern und Kindern und zeigt auf, dass sich mit den Eltern ein Kompromiss finden lässt und Kinder auch ganz ohne Selfies an Sozialen Netzwerken teilhaben können. Die Geschichte ist aus Chillys Perspektive erzählt, die unbedingt ihre Familie glücklich sehen will und sie deswegen bereitwillig mit lustigen und auch abenteuerlichen Aktionen aufheitert – und so ganz nebenbei zum Internet-Star wird. Die Illustrationen von Barbara Fisinger machen die Abenteuer von Chilly für die jungen Leser*innen noch erlebbarer. Kritisch ist zu sehen, dass die Gefahren im Internet im Buch nicht konkret benannt werden. Das Buch bietet jedoch eine gute Grundlage für Diskussionen über das Mediennutzungsverhalten von Kindern.
Für Jugendliche ab zwölf Jahren behandelt ‚Uncovered – Dein Selfie zeigt alles‘, aufbereitet in einer spannenden Love-Story, die Themen ‚Bildrechte‘ und ‚Cybermobbing‘. In Ilona Einwohlts Geschichte wird aus einem zunächst harmlosen Trend in einer zehnten Klasse, sich untereinander immer freizügigere Selfies zu schicken, für die Protagonistin Ella ein richtiger Albtraum. Durch einen Mitschüler landet ein sexy Selfie von Ella bearbeitet und unter ihrem Namen im Netz, was schlimmes Cybermobbing und Ausgrenzung in und auch über die Schule hinaus nach sich zieht. Ella, die sich sehr lange aus der Challenge in ihrer Klasse herausgehalten hatte, muss schmerzhaft erfahren, was ein Bild in den falschen Händen auslösen kann. Sie muss feststellen, wie schwierig es ist, das Selfie wieder aus dem Internet zu bekommen – allein kann sie ihr Problem nicht lösen. Den Eltern die Situation schildern? Zur Polizei gehen? Die Betreiber der Netzwerke kontaktieren? Das kostet bei solch einem peinlichen Thema enorme Überwindung. Hier bringt die Autorin verschiedene Anlaufstellen für Jugendliche in solchen Situationen ins Spiel. Auch ein Medienpädagoge taucht in der Geschichte auf. Allerdings verschwinden er und die Überlegung Ellas, bei ihm Hilfe zu suchen, in einem Nebensatz. Für Ella wird am Ende der Geschichte jedoch durch die Unterstützung ihrer Mutter und den Einsatz von Freunden alles wieder gut. Für die Leser*innen sind hinten im Buch weitere Informationen beispielsweise zu dem Recht am eigenen Bild und Definitionen von ‚Cybermobbing‘ oder ‚Sextortion‘. Außerdem stellt sich die Beratungsstelle juuuport.de vor, die Kooperationspartner des Buchs ist.
Dana Neuleitner: Brütt, Leena (2021). Implementation digitaler Medien in den Sachunterricht. Eine qualitative Untersuchung zur Unterrichtspraxis. Hamburg: Verlag Dr. Kovač. 320 S., 99,80 €.
Leena Brütt setzt sich in ihrer Dissertation damit auseinander, wie Lehrkräfte digitale Medien in der Grundschule in den Sachunterricht einbauen. Aus den theoretischen Aspekten bezüglich digitaler Medien und Sachunterricht sowie dem Stand der Forschung schließt Brütt, dass beim Einsatz digitaler Medien im Sachunterricht ein komplexes Bedingungsgefüge beachtet werden muss.
Befragt wurden in leitfadengestützten Interviews 15 Lehrkräfte zwischen 28 und 55 Jahren mit 1,5 bis 29 Jahren Erfahrung im Schuldienst und von unterschiedlich großen Grundschulen in Schleswig-Holstein. Erhoben wurden die Daten zwischen Dezember 2017 und Juli 2018, der mittlerweile erfolgte Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie sollte also beim Lesen mitbedacht werden. Brütt arbeitet zwei zentrale Forschungsstränge heraus. Einerseits betrachtet sie die (Miss-)Erfolge, Wünsche und Ziele der Lehrkräfte. Bei den Erfolgserlebnissen wurde besonders oft der inhaltliche Lernerfolg hervorgehoben, gefolgt vom Erfolg bei der Selbst- bzw. Sozialkompetenz der Kinder und hoher Motivation bzw. Freude dieser. Bei den Misserfolgen spielte am häufigsten die technische Ausstattung eine Rolle. Die Zitate zu den Erlebnissen der Lehrkräfte bieten interessante Einblicke. Andererseits analysiert die Autorin die Unterrichtsbeispiele hinsichtlich der Art der digitalen Medien und der damit verbundenen Inhalte und Tätigkeiten sowie der Sozialform, in der sie genutzt werden, und bildet daraus Sachunterrichtsszenarien.
Die Publikation kann viele Anregung für die eigene Anwendung von digitalen Medien im Unterricht schaffen. Brütt gibt außerdem Empfehlungen für die Praxis hinsichtlich verschiedener Ebenen im Bildungssystem.
Jerome Wohlfarth: Duarte, German A./Battin, Justin Michael (eds.) (2021). Reading ‚Black Mirror‘. Insights into Technology and the Post-Media Condition. Bielefeld: transcript. 334 S., 32,00 €.
Der Band ist eine Sammlung wissenschaftlicher Texte, die sich mit Themen aus der Netflix-Serie ‚Black Mirror‘ beschäftigen. In der Serie wird in einzelnen Folgen sowohl der Einfluss von Technologien und Medien auf das Individuum als auch auf die Gesellschaft betrachtet. Die Episoden widmen sich jeweils einer Thematik und zeigen dort eine zum Teil dystopische und überspitzte Sicht auf Tendenzen unseres gegenwärtigen Lebensstils.
In der Publikation werden von verschiedenen Autor*innen jeweils die Themen einzelner Folgen analysiert sowie deren Inhalte kritisch überprüft. Dies reicht von Episoden wie ‚Bandersnatch‘ mit ihren einzigartigen Elementen bis hin zum ‚Black Mirror‘ als Medium selbst. Es wird auch die Frage aufgeworfen, ob die Serie noch ihrer gesellschaftskritischen Rolle gerecht werden kann, wenn sie als Massenmedium existiert, oder ob die Wirkung dadurch nicht eher verloren geht.
Das Buch richtet sich an alle Personen, die sich reflektiert mit den Inhalten der Serie ‚Black Mirror‘ beschäftigen wollen. Die fachliche Aufbereitung der Beiträge ermöglicht es den Lesenden, sich eine fundierte Meinung zu den Inhalten der Serie bilden zu können.
Joana Baumgarten: Grimm, Petra/Neef, Karla/Kirste, Katja/Kimmel, Birgit/Rack, Stefanie. Ethik macht klick. Meinungsbildung in der digitalen Welt. Ludwigshafen: klicksafe. 134 S., 3,00 €, kostenfrei als pdf.
Mit den Materialien dieses Handbuchs, herausgegeben von der EU-Initiative klicksafe zusammen mit dem Institut für Digitale Ethik, der Hochschule der Medien Stuttgart und der Bischöflichen Medienstiftung, sollen Jugendliche in der Ausbildung ihrer Informations- und Meinungsbildungskompetenz unterstützt werden.
Im ersten Teil werden zusätzlich zu den sieben Schritten einer Roadmap zur Meinungsbildungskompetenz auch Informationen anhand von Reflexionsfragen zusammengestellt. So geht es allgemein um die Sensibilisierung für Meinungsbildung im digitalen Zeitalter und dabei sowohl um die Orte der Informationsgewinnung, als auch die Herausforderungen der Presse heute. Desinformationsstrategien werden in der zweiten Einheit näher betrachtet. Dazu gehören die Abgrenzung der verschiedenen Begrifflichkeiten und die Verbreitungswege. Darauf aufbauend werden in den nächsten zwei Kapiteln die Auswirkungen von Desinformationen auf die Meinungsbildung Jugendlicher und die gesellschaftlichen Folgen thematisiert und reflektiert. In der fünften Einheit stehen Wertekonflikte im Fokus, die im Umgang mit Informationen und im Prozess der Meinungsbildung entstehen können. So kann die eigene Bequemlichkeit Jugendliche dazu verführen, Informationen unreflektiert zu übernehmen, statt sie zu hinterfragen und zu überprüfen. Hier sind Impulse nötig, um die Lust an einer vielfältigen Informationssuche zu wecken. Im vorletzten Schritt werden die Relevanz der Meinungsbildung für die Demokratie beschrieben und Begriffe wie Wahrheit und Wahrhaftigkeit vorgestellt, bevor im letzten Kapitel die relevanten Fähigkeiten für die Meinungsbildungskompetenz
erläutert werden.Zu jedem Kapitel und Schritt werden Projekte zur Umsetzung vorgeschlagen, die im zweiten Teil des Handbuchs aufgeführt werden. Dazu wird der Stundenaufbau mit den zugehörigen Materialien bereitgestellt. Die vorgestellten Projekte können in den schulischen und außerschulischen Kontext integriert werden.
Das Gebiet der Meinungsbildung ist zurzeit sehr zentral und verschiedene Studien zeigen auf, dass Jugendliche in ihrer Informations- und Meinungsbildungskompetenz Unterstützung benötigen. Somit kommt dieses Handbuch mit seinen umfangreichen Informationen und praktischen Umsetzungsmöglichkeiten genau zur richtigen Zeit.
Anna-Clara Pentz: Klee, Wanda/Wampfler, Philippe/ Krommer, Axel (Hrsg.) (2021). Hybrides Lernen. Zur Theorie und Praxis von Präsenz- und Distanzlernen. Weinheim: Beltz. 175 S., 29,95 €.
In ‚Hybrides Lernen. Zur Theorie und Praxis von Präsenz- und Distanzunterricht‘ vereinen die Herausgeber*innen Beiträge theoretischer Überlegungen zu gelingendem hybriden Lernen mit Praxisberichten aus den unterschiedlichen Schulformen. Sie liefern somit einen Band zur Orientierung und Planung von Distanz- bzw. Wechselunterricht. Distanzlernen soll nicht als „Notfallszenario und Krisenmodus der Schule, sondern als Möglichkeit für eine Entwicklung und Verbesserung schulischer Lernformen“ wahrgenommen werden. Die Beiträge sollen deshalb zeigen, wie langfristig eine Kombination aus Präsenz- und Distanzlernen gut umgesetzt werden kann.
Zunächst liefert der Band ‚Impulse für den Fernunterricht‘. In diesem Kapitel leiten die Herausgeber*innen ein, wie wichtig es ist, die Didaktik für das Distanzlernen neu zu überdenken und nicht zu versuchen, die didaktischen Regeln des traditionellen Präsenzunterrichts einfach ins Digitale zu übertragen. Durch die Praxisberichte im zweiten Kapitel werden wichtige Themen aufgezeigt, die es beim hybriden Lernen zu beachten gilt: zum Beispiel, wie wichtig es ist, trotzdem Beziehungsräume zu schaffen (Praxisbericht von Stefanie Maurer) oder ausreichend Feedback zu geben (Andrea Eichler-Seitz und Mona Frommer). Hier stellen sich Modellprojekte vor und zeigen ihre Ansätze zumgelingenden hybriden Lernen auf. Im dritten Teil, ‚Hybrides Lernen im zeitgemäßen Unterricht‘, werden noch einmal ganz konkret Tipps gegeben, wie man etwa die Motivation der Schüler*innen auch im Fernunterricht aufrechterhält (Monika Stiller Thoms, Frauke Thoms und Frederik Thoms) oder Prüfungsformate im digitalen Raum schafft (Christian Albrecht).
Der Band entstand im Auftrag des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und bietet Orientierung zum hybriden Lernen für Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulträger sowie den Fachbereich Didaktik und die gesamte Bildungspolitik.
Elif Binici: Prinzing, Marlis/Debatin, Bernhard/ Köberer, Nina (Hrsg.) (2020). Kommunikations- und Medienethik reloaded? Wegmarken für eine Orientierungssuche im Digitalen. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. 341 S., 69,00 €.
Die Corona-Pandemie hat den Digitalisierungsprozess der Medienwelt weiter beschleunigt. Dieser Wandel stellt auch die Medienethik vor neue Herausforderungen und erfordert eine Reflexion. Sind bestehende Konzepte und Modelle der Kommunikations- und Medienethik noch tragfähig? Wo gibt es Handlungsbedarf? Diese Fragen standen bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Mittelpunkt der Jahrestagung 2019 der ‚Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik‘ der DGPuK, die in Kooperation mit dem Netzwerk Medienethik und der Akademie für Politische Bildung Tutzing stattfand. Forschende und Praktiker*innen standen im Austausch, um Erfahrungen aus der Praxis mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft zu verknüpfen und dadurch Ansätze zur ethischen Orientierung in der digitalen Gesellschaft zu erarbeiten. Der Sammelband bündelt die Tagungsbeiträge und ergänzt sie mit weiterführenden Aufsätzen. In vier Abschnitten werden neben den theoretischen Grundlagen auch die digitale Innovation, Sachverhalte und Deutungen in postfaktischer Zeit und das Publikum thematisiert.
In einem abschließenden Kapitel folgt die exemplarische Darlegung von Konsequenzen für das Forschungsfach und die Verortung des Stellenwerts von Medienethiker*innen im öffentlichen Diskurs. Die Publikation liefert einen fundierten Einblick in den aktuellen medienethischen Diskurs, leistet einen Beitrag zur methodischen und inhaltlichen Entwicklung des Faches und ist insbesondere eine Grundlegung für die Interdisziplinarität der Debatte.
Durch diese Herangehensweise richtet sie sich sowohl an Fachkräfte aus der Medien- und Kommunikationswissenschaft als auch an Medienschaffende, Politiker*innen, Medienpädagog*innen und sämtliche Interessent*innen, die ein interdisziplinäres Verständnis von Digitalisierung vorweisen. Diesen sei auch die Schriftenreihe ‚Kommunikation und Medienethik‘ empfohlen, deren elften Band ‚Kommunikations- und Medienethik reloaded‘ darstellt.
kolumne
Christiane Schwinge: Einmal Corona und zurück
Nach über einem Jahr Pandemie ist weiterhin Vieles ungewiss. Als freiberufliche Medienpädagogin mit Schwerpunkt in der außerschulischen Jugendbildung arbeite ich seit März 2020, mit Ausnahme einiger weniger Präsenz-Workshops, ausschließlich im Homeoffice, ein Ende ist nicht in Sicht. Ein ebenso lehrreiches wie strapaziöses Jahr liegt hinter mir und mit Blick auf die medienpädagogische Praxis stellt sich die Frage: Welche Erfahrungswerte werden in die Arbeit nach der Pandemie einfließen? Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.
Dem ersten Teil-Lockdown folgte nach einer Schockstarre die Erkenntnis, dass es rasch neuer und vor allem originärer Online-Angebote für die medienpädagogische Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen bedarf. Entgegen mancher Einschätzung aus meinem erweiterten beruflichen Netzwerk: Hier herrschte nämlich die Annahme, ich sei durch meine Fokussierung auf die medienpädagogische Arbeit mit digitalen Spielen per se für rein digitale Projekte aufgestellt. Ich hingegen stellte mir viele Fragen: Wie die eigene pädagogische, konstruktivistisch geprägte Haltung digital einlösen? Wie online den Grundprinzipien aktiver Medienarbeit gerecht werden, wenn alle zu Hause allein vor dem Rechner sitzen? Wie nie zuvor habe ich meine pädagogische Haltung reflektiert und immer wieder galt es, angesichts von Tools, technischen Weiterentwicklungen und rein digitalen Angeboten die Perspektive auf das Subjekt nicht aus den Augen zu verlieren. Dass der Mensch im Mittelpunkt steht und mitnichten das Medium. Bei der Durchführung der neu konzipierten Angebote für Jugendliche zeigte sich, dass es auch Strategien bedarf, diese online zu erreichen. Es folgte mit der Gründung der ComputerSpielSchuleOnline der Versuch, Jugendlichen einen Anlaufpunkt zu bieten, der gleichzeitig medienpädagogischer Ausgangspunkt ist. Der Aufbau einer solchen Online-Community birgt hinsichtlich Nachhaltigkeit, Überregionalität und Lebensweltorientierung auch für die Zeit nach der Pandemie viel Potenzial. Im Bereich der Erwachsenenbildung und bei Elternangeboten waren hingegen eine höhere Teilnahme und bessere Erreichbarkeit zu verzeichnen. Online-Angebote für diese Zielgruppe sollten demnach unbedingt als Ergänzung des medienpädagogischen Repertoires verstanden werden, auch nach Corona.
Mit Blick auf die Medienpädagogik selbst haben das Interesse und die Aufmerksamkeit seit Ausbruch der Pandemie deutlich zugenommen. Erhöhte Mediennutzungszahlen, Schulschließungen und Online-Unterricht mündeten in der Suche nach Expert*innen und Best-Practice-Ansätzen. In Interviews und Expert*innenrunden musste nach wie vor Grundlagen- und Aufklärungsarbeit geleistet werden, zum Beispiel Medienkompetenz in ihrer Komplexität zu erfassen oder Medienpädagogik weder auf mediendidaktische Szenarien noch auf die Frage ‚Was kann man mit dem Medium lernen?‘ zu verkürzen. Es ist zu hoffen, dass dieser Fokus auf die Medienpädagogik bestehen bleibt und eine umfassende Institutionalisierung nach sich zieht.
Die Pandemie ist ein Brennglas für Themen, die schon vorher relevant waren. Ich wünsche mir, dass diese Aufmerksamkeit für die Medienpädagogik bestehen bleibt ebenso wie die Offenheit Neues zu wagen. Nicht zuletzt aber freue ich mich auf die Zeit nach der Pandemie – auf das Chaos von Workshops in Präsenz, darauf, in die lethargischen Gesichter Jugendlicher zu blicken, auf Gespräche über angesagte Games in Workshop-Pausen und auf die Zufriedenheit, die bei der Präsentation ihrer selbst produzierten Medien aufblitzt.
Beitrag aus Heft »2021/02 Eltern und Medien«
Autor: Christiane Schwinge
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