2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit
Das die Soziologie seit ihren Anfängen begleitende Dauerthema soziale Ungleichheit als analytische Vermessung der Ressourcenverteilung innerhalb einer Gesellschaft und das sozialphilosophische Begleitkonstrukt soziale Gerechtigkeit als normative Richtschnur der Verteilung von Gütern erleben seit geraumer Zeit eine intensivierte Zuwendung in den verschiedenen gesellschaftlichen Teilöffentlichkeiten. Hintergrund für diese neue Aufmerksamkeit sind zum einen massive sozialstrukturelle Verwerfungen, die ihre unübersehbaren Spuren auch im Ungleichheitsgefüge auf globaler wie nationaler Ebene hinterlassen, als auch vermehrte wissenschaftliche und publizistische Anstrengungen, diese Entwicklungen zu beschreiben, zu verstehen und eventuell ansatzweise zu verändern.
merz 20-3 möchte dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit, Medienrezeption und Medienproduktion selektiv herzustellen und die sich daraus ergebenden Aufgaben für die Medienpädagogik sowie die Medien- und Kommunikationswissenschaften zu benennen.
aktuell
Maurice Pflug: JIM-Studie 2019 und JIMplus Corona
Das Medienrepertoire von Jugendlichen erweitert sich trotz sinkender Nutzgerätezahl. Zu diesem Ergebnis kommt die JIM-Studie „Jugend, Information, Medien“ 2019 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs).
Nach einem hohen Anstieg der Videostreaming-Angebote von 2017 auf 2018 (von 54 % auf 77 %) ist der Wert 2019 wieder etwas gesunken (73 %). 46 Prozent der Familien beziehen das Abo einer Tageszeitung. Jugendliche mit formal höherem Bildungshintergrund haben eher Zugriff auf zusätzliche kostenpflichtige Medienabonnements. Bei etwa einem Drittel aller erhobenen Haushalte werden E-Book-Reader (31 %) oder Wearables (31 %) genutzt. Bei der absoluten Anzahl der Geräte im persönlichen Besitz der Jugendlichen zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr ein rückläufiger Trend; am deutlichsten bei Laptops (- 7 %), DVD-Player/Festplattenrekorder (- 6 %) sowie bei stationären Spielkonsolen (- 6 %). Auch die Häufigkeit des meist verbreiteten Geräts – des Smartphones – hat um zwei Prozent abgenommen. Die selbstgeschätzte tägliche Nutzungsdauer (Mo-Fr) des Internets wird von den Jugendlichen mit durchschnittlich 205 Minuten angegeben.
Jede*r fünfte Jugendliche gibt an, dass schon einmal falsche oder beleidigende Inhalte über die eigene Person online verbreitet wurden. Bei Mädchen (18 %) sind diese Vorfälle seltener als bei Jungen (24 %). Peinliche oder beleidigende Abbildungen von Mädchen (15 %) werden hingegen häufiger verbreitet als solche, die Jungen zeigen (11 %). 31 Prozent der Jugendlichen wissen von Onlinemobbingfällen unter Freund*innen und Bekannten. Acht Prozent der Befragten wurden auf diese Weise schon selbst Opfer; die befragten Mädchen mit elf Prozent mehr als doppelt so häufig wie die befragten Jungen mit vier Prozent. Zwei Drittel aller Befragten sind im Monat vor der Befragung mit Hass im Netz konfrontiert worden.
Der JIM-Studie liegt eine repräsentative Stichprobe (n = 1.200) der Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland zu Grunde. Diese wurden vom 28. Mai bis zum 17. August 2019 befragt.
In der Sonderumfrage JIMplus Corona wurden zudem Jugendliche zur Umsetzung des Homeschoolings befragt und hatten die Möglichkeit dies in Schulnoten zu bewerten. Das arithmetische Mittel lag hier bei einer Note von 2,5. Eine umfassende Verlagerung des Unterrichts in digitale Arbeitsumfelder ist derweil nicht die Regel. Die meisten Schüler*innen (56 %) erhalten regelmäßig Aufgaben per Mail. Formen unmittelbaren Austauschs mit Lehrkräften oder der digitalen Repräsentation des Klassenumfelds werden hingegen seltener genutzt: 26 Prozent nutzen Chats mit Lehrkräften oder der Klasse; 22 Prozent arbeiten gemeinsam mit ihrer Klasse in einer Cloud; 16 Prozent nutzen Videokonferenzen mit Lehrkräften oder ihrer Klasse; elf Prozent telefonieren mit ihren Lehrer*innen. Nur sieben Prozent der Schüler*innen arbeiten nach einem festen Stundenplan für den Tag oder die Woche. Fast ein Drittel (30 %) der Befragten hat zu Beginn der Schulschließung Aufgaben von den Lehrkräften bekommen und gibt an, seither kaum noch Kontakt zu diesen gehabt zu haben. Beim Lernen helfen sich die Schüler*innen oft gegenseitig über Chatprogramme (50 %). Auch Tutorials im Internet werden häufig genutzt (45 %). Der Freizeit-Medienkonsum, insbesondere der von Streamingdiensten, hat nach Angabe der Jugendlichen während der Schulschließung teils stark zugenommen.
Der JIMplus-Studie liegt eine repräsentative Stichprobe (n = 1.002) der Zwölf- bis 19-jährigen deutschsprachigen Schüler*innen zu Grunde. Diese wurden vom 02. bis zum 06. April 2020 befragt.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Maurice Pflug
Beitrag als PDFEinzelansichtKathrin Demmler: Ankündigung: Veränderungen in der merz-Redaktion
Seit diesem Frühjahr bereichern Angelika Beranek und Wolfgang Reißmann die Redaktion der merz. Angelika Beranek hat Sozialpädagogik studiert und ist seit 2015 Professorin an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München mit dem Schwerpunkt Medienbildung. Wolfgang Reißmann hat Kommunikations- und Medienwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte und Philosophie in Leipzig und Lissabon studiert und wirkt aktuell an der FU Berlin im DFG-Projekt Performative Öffentlichkeiten mit. Gemeinsam mit Susanne Eggert, Karin Knop, Klaus Lutz, Eike Rösch und Mareike Schemmerling begleiten sie in Zukunft die inhaltliche Ausgestaltung der merz. Für das große Engagement der Redaktion und die wichtigen Beiträge zur medienpädagogischen Diskussion möchten wir uns als Herausgebende an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.
Verantwortliche Redakteurin der merz ist seit 1. Mai 2020 Kati Struckmeyer. Sie hat Kultur und Medienpädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg studiert und ein Volontariat beim kopaed-Verlag absolviert. Seit 2007 ist sie am JFF mit dem Schwerpunkt Kinder und Medien tätig. Wir freuen uns sehr, dass wir Kati Struckmeyer als Elternzeitvertretung für Swenja Wütscher gewinnen konnten.
Zuletzt dürfen wir an dieser Stelle noch Stefanie Neumaier begrüßen, die seit 15. November 2019 ihr zweijähriges Volontariat bei merz und kopaed absolviert.
Für die Herausgebenden,
Kathrin DemmlerBeitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Kathrin Demmler
Beitrag als PDFEinzelansichtJerome Wohlfarth: Netzwerk Seitenstark Corona Special
Das neue Online-Special zum Thema Corona vom Netzwerk Seitenstark bietet Kindern, Lehrer*innen und Eltern qualitätsgeprüfte, kindgerechte Inhalte für die Gestaltung von Homeschooling und Freizeitaktivitäten in der Corona-Krise. Gegliedert sind die dazugehörigen Inhalte der fast 60 Kinderwebseiten, die das Netzwerk Seitenstark bilden, in die drei Kategorien „Alles zum Coronavirus“,
„Alles zum Lernen“ und „Alles gegen Langeweile“. Hier finden Kinder und Eltern multimediale Lernangebote, aber auch Tipps, wie das Lernen im außerschulischen Setting unter den besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie leichter fällt.Außerdem stellt die Plattform zielgruppenspezifisch aufgearbeitete Informationen über das Virus zur Verfügung, sodass sich Kinder selbstständig alles Wissenswerte rund um Corona aneignen können. Zusätzlich klärt das Netzwerk Kinder über ihre Rechte (z. B. das Recht auf Freizeit, Bildung, Sport) auf, die auch unter diesen besonderen Umständen gelten. Da Familien durch die Ausgangsbeschränkungen, Home-Office und Home-Schooling viel mehr Zeit miteinander verbringen, kann es vermehrt zu Konflikten, aber auch Einsamkeit kommen, weil der Kontakt zu wichtigen Bezugspersonen wie Großeltern und Freund*innen fehlt. Hierfür wird auf Hilfsangebote wie ein Kummertelefon verwiesen.
Ergänzt wird das Angebot des Netzwerks durch zwei weitere Bestandteile. Das Seitenstark-Kinderforum bietet Kindern einen geschützten Rahmen, um mit Freund*innen und anderen Kindern über für sie relevante Themen zu chatten und weiterhin einen sozialen Austausch mit ihrer Peergroup zu erleben. Ängste und Sorgen bezüglich der aktuellen Situation, aber auch Erfahrungen, Erfolgserlebnisse
und Alltagsgeschichten können Kinder hier miteinander teilen. Da jeder Beitrag durch eine*n Moderator*in vor Veröffentlichung gelesen wird, ist sichergestellt, dass die Inhalte kindgerecht sind. Des Weiteren bietet die umfassend gefüllte Datenbank ansprechende Lehrinhalte von der Vorschule bis zur sechsten Klasse, die nach Fächern, Themen, Altersstufen, Kompetenzbereichen und Formaten sortiert sind und Lehrer*innen und Eltern die Herausforderungen des Heimunterrichts erleichtern können. Hilfreich ist, dass die Module zusätzlich kurze didaktische Hinweise enthalten, welche Inhalte
durch das Material vermittelt werden.Damit viele Kinder unkompliziert mit den Webmaterialien erreicht werden können, bietet das Netzwerk Bildungsstätten wie Grundschulen oder Bibliotheken die Möglichkeit, diese auf ihren Internetplattformen einzubinden.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Jerome Wohlfarth
Beitrag als PDFEinzelansichtSophia Mellitzer: stichwort: Webinar
Der Begriff ist ein Neologismus unserer Zeit und setzt sich aus den Wörtern Seminar und Web zusammen. Mit Webinar wird ein Seminar bezeichnet, das live im Internet stattfindet. Statt im Seminarraum treffen sich Lehrende und Lernende online im Webinarraum und beschäftigen sich gezielt mit einem Lerngegenstand. In der Regel ist eine Fachperson mit Bild und Ton zugeschaltet und gibt thematischen Input anhand einer Präsentation. Für einen strukturierten Ablauf sorgt die Moderation, Fragen können im Chat oder per Mikrofon gestellt werden. Webinare sind schon länger wichtiger Bestandteil des E-Learnings, seit 2003 ist der Begriff beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke eingetragen.
Obgleich Webinare seit Längerem als Lernformat etabliert sind, ist in Zeiten der Corona-Krise das Interesse an diesem interaktiven Lernformat stark gewachsen. Beim Umstieg von Präsenz zu Online-Lehre ist derzeit in vielen Internetforen eine Frage dominant: „Wer kennt eine gute Webinarsoftware?“. Der Markt für Videokonferenzsysteme ist groß und differenziert sich vor allem in Sachen Kosten und Datenschutz. Auf dem Markt existieren viele kommerzielle Webinare mit dem Ziel, Produkte zu verkaufen. Auch Bildungsinstitutionen können Webinare für sich nutzen – als Aushängeschild für ihre Inhalte und als offenes Lernformat für alle.
Wer an einem Webinar teilnehmen möchte, benötigt ein internetfähiges Gerät mit Lautsprecher, optional sind Mikrofon und Kamera. Je nach Webinarsystem loggen sich Lernende per Browser über einen Link ins System ein oder über ein Plug-in, das zuvor heruntergeladen werden muss. Ein großer Vorteil von Webinaren ist – wie bei allen E-Learning-Formaten – ihre Ortsunabhängigkeit. Wird die Sitzung aufgezeichnet, ist sie zudem als Lerninhalt nachhaltig einsetzbar. „Hallo – hört ihr mich? Seht ihr mich?“ – technische Hürden oder Chat-Missverständnisse gehören zu den klassischen Herausforderungen. Eine präzise Vorbereitung, eine festgelegte Netiquette und eine gute Moderation helfen, diese zu meistern. Didaktisch müssen Webinare keine reine Frontallehre sein. Vielfältige System-Funktionen wie Umfragen, Gruppenarbeitsräume, kollaborative Whiteboards oder geteilte Notizen können zur Förderung von sozialem Lernen und gemeinsamer Wissenskonstruktion eingesetzt werden.
Unter Fachleuten kursiert der Fun Fact, dass elf Prozent der Teilnehmenden bei Videokonferenzen keine Hose tragen. Ob es stimmt oder nicht – zu den größten Herausforderungen von Webinaren gehört sicherlich, sich nicht im selben physischen Raum zu befinden, sondern nur per Bildschirm miteinander verbunden zu sein.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Sophia Mellitzer
Beitrag als PDFEinzelansichtJerome Wohlfarth: Mobile Medien in der Familie: Teilstudienergebnis
Digitale Medien können in der Kinderkrippe genutzt werden, wenn diese dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen und situativ abgewogen wurde, dass der Mehrwert den Einsatz rechtfertigt. Das Projekt MoFam – Mobile Medien in der Familie des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis veröffentlichte hierzu Ende März eine Teilstudie zu Digitale Medien in Kinderkrippen, welche auf eine bereits im Jahr 2018 durchgeführte Vorstudie aufbaut. Dabei sollte geklärt werden, welche Bedeutung digitale Medien für Kinder zwischen dem nullten und dritten Lebensjahr im Kontext der Betreuungsform Krippe haben. Denn bereits Kinder in dieser Altersspanne sind in ihrem Alltag indirekt und direkt mit Medien konfrontiert, meist durch ihre Eltern und Familien, die eine Orientierungs- und Vorbildfunktion in der Medienerziehung einnehmen.
Da Krippen den Auftrag haben sich an der Lebenswelt der Kinder zu orientieren, könnte es Teil ihres Aufgabenspektrums sein bzw. werden, Eltern sowohl über ebenjene Vorbildfunktion als auch Medienerziehung zu informieren. Erzieher*innen äußerten sich dazu, dass sie ihre Tätigkeit als Ausgleich gegenüber der erhöhten Mediennutzung innerhalb des Elternhauses sehen. Doch digitale Medien können im Krippenkontext ebenso gezielt eingesetzt werden, um den Eltern einen gezielten und ausführlichen Austausch über den Alltag ihrer Kinder zu ermöglichen.
Gerade das medienpädagogische Grundlagenwissen würde laut den Erzieher*innen in der Erzieher*innenausbildung noch einen geringen Stellenwert einnehmen, was konträr zu dem Auftrag steht, dieses Wissen in der Praxis an die Erziehungsberechtigten weiterzugeben.
Im Rahmen der Studie führten zwei Forscher*innen in den Räumlichkeiten einer Krippe eine Prozessbeobachtung durch, die durch Fotos und ein Gedächtnisprotokoll ergänzt wurde. Dazu fanden teilstandardisierte, leitfadengestützte Befragungen statt. Hierbei wurde sich schwerpunktartig auf Fachkräfte konzentriert, die für die Konzeption und Durchführung des medienpädagogischen Projekts, das mit Hilfe von MoFam durchgeführt wurde, zuständig waren.
Die Veröffentlichung der Teilergebnisse legt vier Voraussetzungen nahe, die gegeben sein sollten, damit digitale Medien sinnvoll in der Kinderkrippe eingesetzt werden können. Diese bestehen aus der Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte, dem Anknüpfen an Erfahrungen, der Förderung von Entwicklungsbereichen sowie dem Ausbau der Erziehungspartnerschaft zwischen Krippe und Eltern.
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Autor: Jerome Wohlfarth
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thema
Susanne Eggert/Andreas Lange/Bernd Schorb: Editorial: Soziale Ungleichheit 4.0. Polarisierungen der Sozialstruktur und die Rolle der Medien(-pädagogik)
Das die Soziologie seit ihren Anfängen begleitende Dauerthema soziale Ungleichheit als analytische Vermessung der Ressourcenverteilung innerhalb einer Gesellschaft (Huinink/Schröder 2019) und das sozialphilosophische Begleitkonstrukt soziale Gerechtigkeit als normative Richtschnur der Verteilung von Gütern erleben seit geraumer Zeit eine intensivierte Zuwendung in den verschiedenen gesellschaftlichen Teilöffentlichkeiten. Hintergrund für diese neue Aufmerksamkeit sind zum einen massive sozialstrukturelle Verwerfungen, die ihre unübersehbaren Spuren auch im Ungleichheitsgefüge auf globaler wie nationaler Ebene hinterlassen, als auch vermehrte wissenschaftliche und publizistische Anstrengungen, diese Entwicklungen zu beschreiben, zu verstehen und eventuell ansatzweise zu verändern. Auf internationaler Ebene haben insbesondere die voluminösen Veröffentlichungen des französischen Ökonomen Thomas Piketty (2013; 2020; s. auch Alvaredo et al. 2018) die Debatte enorm befeuert: In seiner ersten großen Publikation belegt er auf der Basis von Steuerdaten den historischen Verlauf von sozialer Ungleichheit in der westlichen Welt mit dem für uns wichtigen Befund, dass ein zwischenzeitliches Absinken der sozialen Spreizung von Vermögen und Einkommen bis etwa 1980 massiv konterkariert wird durch eine enorme Polarisierung in der Reichtumsverteilung zwischen ‚ganz unten‘ und ‚ganz oben‘. Die Gründe dafür sind ganz klar in der neoliberalen Restrukturierung des Wirtschaftslebens und der Vermarktlichung der Gesellschaft zu sehen, nicht zuletzt in einer unglaublichen und atemberaubenden, um nicht zu sagen einfach unverschämten Bevorteilung der ohnehin Privilegierten durch das Steuersystem, wie Saez/Zucman (2020) detailreich und entlarvend exemplarisch für die USA nachzeichnen. Neben der Rekonstruktion der jeweiligen Struktur der Ungleichheit spielt die Legitimation, die Begründung der ungleichen Verteilung eine fundamentale Rolle. Und das ist ein wichtiges Thema, das Piketty (2020, S. 22) in seiner jüngsten Publikation behandelt. Er spricht von der jeweiligen Ideologie der Ungleichheit – Ideologien verstanden als machtstabilisierende Formen der Wissens- und Rhetorikproduktion und als eigenständige Sphäre, die es sozialwissenschaftlich zu beachten gilt: „Dieser Ansatz unterscheidet sich von zahlreichen konservativen Diskursen, die uns erzählen wollen, Ungleichheit sei ‚naturgegeben‘. Es verwundert kaum, dass in ganz unterschiedlichen Gesellschaften, zu allen Zeiten und unter allen Breitengraden die Eliten es darauf anlegen, Ungleichheiten zu naturalisieren, also so zu tun, als hätten diese natürliche und objektive Gründe, um uns darüber zu belehren, die sozialen Ungleichgewichte seien nur zum Besten der Ärmsten und der Gesellschaft überhaupt …“ Dass diese Ideologien heute noch auf breite Resonanz stoßen, zeigen soziologische Umfragebefunde: Man stuft sich gerne hierzulande „in der Mitte“ ein (Beckers 2020) und zementiert so die unhinterfragte gesellschaftliche Hierarchie.
Und spätestens hier kommen die alten und die neuen Medien, die Medienwissenschaften und nicht zuletzt die Medienpädagogik ins Spiel, die aber auch über diesen Zusammenhang hinaus relevant werden:
- Alte und neue Medien können auf der inhaltlichen wie auf der formalen Ebene dazu genutzt werden, die elitenproduzierten Ideologien zu verbreiten oder sie zu relativieren.
- Der Mediengebrauch von Individuen, Mitgliedern sozialer Schichten bzw. Milieus steht in einem engen Zusammenhang mit Aspekten der sozialen Ungleichheit bzw. kann soziale Ungleichheit reproduzieren, verfestigen, aber eventuell auch modifizieren. Dies gilt in besonderer Weise auch vor der Folie der zunehmenden Digitalisierung aller Lebensbereiche.
- Die Medienwissenschaften im weitesten Sinne behandeln immer auch, wenn auch nicht schwerpunktmäßig, konzeptionell und empirisch, soziale Ungleichheiten, nicht zuletzt die Analyse der Repräsentationen von sozialer Ungleichheit entlang der Kategorien Schicht/Milieu, Geschlecht, Ethnizität.
Soziale Ungleichheit als Thema in der Medienpädagogik
In der Medienpädagogik spiegelt sich die Diskussion um soziale Ungleichheit, die in der BRD seit langem und mit Fug und Recht geführt wird, unter zwei Gesichtspunkten wider. Hier geht es erstens um die Frage nach der Aneignung von Medieninhalten, zweitens um die Frage der potenziellen Aneignung technischer Medien. Bis heute, etwa im Kontext von Streamingangeboten oder Internetplattformen, wird mit Medien konnotierte Ungleichheit als Ungleichheit der Nutzung von medialen Angeboten gefasst. Mit Blick auf Kinder und Jugendliche werden mögliche Wirkungen der Medien auf Denken und Handeln sowie auf die Entwicklung der Heranwachsenden analysiert. Eine zentrale Rolle spielten Gewaltdarstellungen im Film bzw. Video, im Fernsehen sowie in Computerspielen (vgl. Theunert 1996; Hausmaninger/Bohrmann 2002). Hier wurde vor allem herausgestellt, dass gesellschaftlich unterprivilegierte Personen, die selbst zu Gewaltanwendung neigen, auch eher bereit sind, mediale Gewaltdarstellungen als Vor-Bilder zu akzeptieren. Diese Frage nach der Wirkung medialer Gewalt wird heute trotz oder wegen der unübersehbaren Masse digitaler Angebote kaum noch gestellt. Über vier Dekaden, in denen diese Frage im gesellschaftlichen Diskurs, nicht nur im medienpädagogischen, wichtig war, wurde einerseits eine große Anzahl von Untersuchungen durchgeführt und es wurden andererseits Modelle entwickelt, um negativen Effekten medialer Botschaften entgegenzutreten, prophylaktisch durch Aufklärung oder verhindernd durch Jugendschutzmaßnahmen.
Allgemein wurden in der kommunikationswissenschaftlichen bzw. medienpädagogischen Forschung Verbindungen von sozialen Unterschieden und Medienaneignung untersucht. „Generell kann gesagt werden: je niedriger das Alter, der soziale Status und das Bildungsniveau, desto undifferenzierter ist die Mediennutzung“. Diese Aussage, die Baacke, Frank und Radde 1989 (S. 115) als Resümee einer ihrer Untersuchungen getroffen haben, ist im Kern heute noch gültig (vgl. Stegbauer 2012).
Neben der Frage nach unmittelbaren Wirkungen medialer Inhalte wurde mit zwei Schwerpunkten auch gefragt, welchen Einfluss das Medienensemble auf die Gesellschaft hat, ob und inwieweit die Medien selbst soziale Ungleichheit verstärken. Da ist zum einen die Theorie der Wissenskluft. Sie beinhaltet die Annahme, dass Bildungsprivilegierte im Gegensatz zu Bildungsbenachteiligten Medieninhalte nutzen, um ihr Wissensrepertoire zu erweitern und auf diese Weise ihre privilegierte Position stärken und die Kluft hin zu den Benachteiligten vergrößern zu können. Diese Theorie hat Müller (2019) bezüglich Social Media differenziert und aktualisiert. Die zweite Theorie, die der digitalen Kluft, ist verknüpft mit der Computerisierung der Gesellschaft. In diversen Varianten stellt sie im Kern die Behauptung auf, dass zum einen die Beherrschung der Rechner und ihrer Programme Privilegierte, die das hierfür notwendige Wissen vermittelt bekommen haben, weiter privilegiert und dass diejenigen, die den Zugang zu Soft- und Hardware haben, in einer mediatisierten Gesellschaft über Herrschaftswissen verfügen, welches sie wiederum privilegiert und die Kluft zwischen Handlungsmächtigen und dem Rest der Bevölkerung vertieft. Allerdings ist diese Theorie heute mit der allgemeinen Verfügbarkeit von Rechnern und bezogen auf die Masse konfektionierter Unterhaltungsprogramme, im Internet wie im Fernsehen, umstritten (Arnhold 2003). Jenseits des Unterhaltungssektors aber hat gerade die Corona Krise gezeigt, dass es im Bildungsbereich sehr wohl eine digitale Spaltung gibt. Die Schließung der Schulen und die Verlagerung des Lernens als digitales ins Internet verschärft die Benachteiligung Heranwachsender in prekären Lebensverhältnissen, die zu Hause keinen Computer besitzen, nicht zuletzt, weil sie hierfür keine staatliche Unterstützung erhalten. In sozialen Brennpunkten mehrerer Städte der Bundesrepublik werden Schüler*innen hierdurch vom digitalen Unterricht ausgeschlossen. Hier wird die digitale Spaltung durch staatliche Maßnahmen nicht allein verstärkt, sondern auch geschaffen.
Dieses aktuelle Beispiel verweist auch darauf, dass mediale Ungleichheit immer gebunden ist an soziale Ungleichheit als Kennzeichen der Gesellschaft sowie darauf, dass sie dort ihre primären Ursachen hat. Dem tragen neuere medienpädagogische Projekte Rechnung, etwa die Arbeit von Ingrid Paus-Hasebrink (2014). Sie ist auch in diesem Heft mit einem grundlegenden Artikel vertreten. In dem Sammelband Medien. Bildung. Soziale Ungleichheit (Theunert 2010) werden Medien im Kontext analysiert und dargestellt. Bezugspunkte sind hier die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in ihrer Einwirkung auf Sozialisation und Bildung. Herausgestellt sind die Familie, die Gleichaltrigen, die Schule, die Medien, sowie das Bildungssystem als Chancenverteiler. Diese neueren Ansätze tragen dem Fakt Rechnung, dass die Medien heute integraler Bestandteil der Lebenswelt sind, von dieser wiederum einerseits selbst bestimmt werden, insofern sie in das ökonomische und politische System des globalen Kapitalismus eingebettet sind und andererseits es in der Einwirkung auf die gesellschaftlichen Subjekte legitimieren und zementieren.
Soziale Ungleichheit und Medien: Verantwortlichkeiten und Herausforderungen
Vor dieser Folie beabsichtigen wir mit diesem merz-Themenheft, das Thema soziale Ungleichheit und Medien systematisch im Schnittpunkt von Sozialpolitik, allgemeiner Sozialwissenschaft, Medienwissenschaft und insbesondere Medienpädagogik diskursiv voranzutreiben: Den Auftakt macht der seit langem sich immer wieder in die Diskurse über Ungleichheit und vor allem der Extremform Armut einschaltende Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. Er beleuchtet in einem historischen Panorama die aus seiner Sicht eher unrühmliche Rolle, die Publizistik und Massenmedien in der Auseinandersetzung mit dem sozial schiefen Verteilungsgefüge seit der Nachkriegszeit gespielt haben. Insbesondere legt er die rhetorischen Strategien zur Individualisierung – Orientierung an Einzelfällen, Ausblenden struktureller Zusammenhänge – des Problems, damit der Ablenkung von den auch sozial und politisch von Menschen gemachten politischen Verhältnissen, schonungslos frei.
Diese an der gesellschaftlichen Makroebene angesiedelte Analyse von Christoph Butterwegge ergänzt Ingrid Paus-Hasebrink durch eine dezidiert mehrebenenanalytische Betrachtungsweise: Sie berichtet über das von ihr geleitete Panel zur Mediensozialisation Heranwachsender in benachteiligten Lebenslagen. Die Analyse des Ineinandergreifens von Sozialstruktur und Familie wird hier über die drei Konzepte Handlungsoptionen, Handlungsentwürfe und Handlungskompetenzen geleistet. Es kristallisiert sich aus der Ergebnisdarstellung ein Zusammenhang heraus, der auch aus anderen Forschungsgebieten wie zum Beispiel der Armutskonsequenzenforschung belegt ist: Sozioökonomische Benachteiligung führt zu Stress und Überforderung der Eltern, die aus diesem Grund nicht mehr über die Aufmerksamkeit und Feinfühligkeit verfügen, die notwendig sind, um eine liebevolle und lenkende Erziehung ihrer Kinder zu bewerkstelligen. Natürlich handelt es sich nicht um einen kausalen Automatismus, weil Persönlichkeitseigenschaften der Eltern und soziale Unterstützungsnetzwerke den Zusammenhang abfedern können. Gleichwohl ist tendenziell festzuhalten, dass gerade heute in Zeiten der ubiquitären Mediatisierung eine so anspruchsvolle Erziehungsaufgabe wie die Vermittlung von Medienkompetenz in der Familie wesentlich durch das Zusammenspiel sozialer, kultureller und ökonomischer Kapitalien beeinflusst wird und damit die Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe auch an dieser Stelle ungerecht verteilt sind. Einer der wichtigsten Faktoren mit Blick auf gesellschaftliche Teilhabe ist der Bildungshintergrund bzw. die eigene Bildung.
Heidrun Allert setzt sich in ihrem Artikel damit auseinander, wie algorithmische Strukturen und Prozesse zunehmend auch in Bildungsprozesse Eingang finden und auf diese Einfluss nehmen. Sie macht deutlich, dass es das Wesen von Algorithmen ist, Ungleichheiten aufzuzeigen. Welche Konsequenzen damit verbunden sind, ob also Ungleichheiten als gegeben hingenommen und manifestiert werden und damit scheinbar vorgezeichnete Lebens- und Bildungswege noch schwerer zu ändern sind, oder ob das Wissen, das die Algorithmen liefern, dazu beiträgt, Ungleichheiten zu erkennen und vor diesem Hintergrund Weichen zu stellen und damit Chancen zu generieren, ist eine politische und im Bildungsbereich auch eine pädagogische Entscheidung. Entwicklungen und Entscheidungen dürfen nicht den Vorgaben der KI und der algorithmischen Strukturen überlassen werden, sondern müssen umgekehrt genutzt werden, um Freiräume zu schaffen und verantwortungsvoll zu handeln. Immer wenn es brenzlig und prekär wird, hofft man auf die Kavallerie, in unserem Falle also die zuständige Medienpädagogik.
Guido Bröckling attestiert dieser allerdings in seinem Artikel nur wenig Durchschlagskraft in Sachen Ausgleich soziokultureller Benachteiligungen von Kindern. Verantwortlich hierfür macht er sowohl allgemeine konzeptionelle Desiderata als auch praxisbezogene Leerstellen. Erstens moniert er, dass das Konzept von Medienkompetenz instrumentalistisch verkürzt neoliberalen Interessen im Sinne einer Zuschneidung auf ökonomische Verwertbarkeit geopfert und das Motiv der Unterstützung der emanzipatorischen Subjektbildung unterlaufen werde. Zweitens führe die Nichtreflexion des eigenen gesellschaftlichen Status‘ und damit verbundenen medialen Habitus‘ dazu, dass die genuinen Interessen der weniger privilegierten Kinder und Jugendlichen in den Projekten der Medienpädagogik nicht angemessen berücksichtigt werden und daher auch ein geringer Grad der Beteiligung seitens dieser Gruppe vorprogrammiert ist. Gleichzeitig müssten aber wirklich kompetenzfördernde Angebote für diese Zielgruppe auch deren Habitus überschreiten und Neues bieten – eine Ambivalenz, welche die Schwierigkeit emanzipatorischer Medienarbeit gut umreißt. Schließlich spricht der Autor weitere unhintergehbare Rahmenbedingungen für die ungleichheitssensible Bildungsarbeit an, die in technischen Ausstattungsmerkmalen und vor allem in Zeit und Vertrauen zu sehen sind.
Dass es durchaus schon Schritte in diese Richtung gibt, illustrieren die sich anschließenden Beiträge, die ihren Blick aus einer praktischen Perspektive auf das Thema richten. Mit ‚schwer erreichbaren Familien‘, was es so schwer macht, sie zu erreichen und wie dies aber doch gelingen kann, beschäftigt sich Katrin Schlör in ihrem Artikel. Als zentrale Hürde beschreibt sie den normativen Blick auf die Medienpraktiken der Familien, mit dem diese isoliert von den jeweiligen Lebenslagen betrachtet würden. Genau diese sind es aber, an denen angesetzt werden muss. Die individuellen Lebenslagen und die damit verbundenen Ressourcen der Familien müssen den Ausgangspunkt für jegliche Unterstützungsleistungen darstellen. Methodisch sind dabei partizipative Formate, die es Familien ermöglichen, sich als diejenigen zu erleben, die ihre Lebens- und Medienwelt gestalten, besonders wertvoll.
Eltern miteinander ins Gespräch über Erziehungsfragen zu bringen, ist eine Herangehensweise niedrigschwelliger Präventionsarbeit, die seit fast 20 Jahren erfolgreich im Projekt ELTERNTALK umgesetzt wird. Der eine Pfeiler des Projekts ist Kommunikation, der andere das Peer-to-Peer-Prinzip. Der Austausch auf Augenhöhe senkt die Hürde, sich mit den eigenen Erfahrungen und Problemen einzubringen. Da über die Jahre zahlreiche Eltern aus anderen Kulturkreisen, die zum Teil auch andere Sprachen sprechen, das Angebot von ELTERNTALK wahrgenommen haben, selbst die Rolle der Gastgeberin oder des Gastgebers übernommen oder sich zur Moderatorin bzw. zum Moderator haben weiterbilden lassen, ist die ELTERNTALK-Community inzwischen groß und vielfältig. Vor diesem Hintergrund und mit diesen Ressourcen gelingt es auch, geflüchtete Eltern zu erreichen. Nataša Eckert und Marianne Meyer beschreiben, welche Schwierigkeiten in diesen Familien im Vordergrund stehen und wie sie durch die ELTERNTALK-Runden unterstützt werden können.
Abschließend wendet sich Florian Seidel der Zielgruppe der jugendlichen Gamer*innen zu. Er macht deutlich, dass Computerspiele im Jugendalter milieuübergreifend eine wichtige Rolle als Kommunikations- und Handlungsraum und für die Identitätsarbeit spielen sowie als „verbindendes Element [fungieren] … und sich durch die heutigen technischen Möglichkeiten als zusätzliches Teilhabeinstrument anbieten.“ (S. 52 f.) Damit könnten sie ein wertvolles Instrument sein, um mit Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund zu arbeiten. Dieses Potenzial wurde und wird in der (außerschulischen) Bildungsarbeit aber nur zögerlich genutzt; solange das Computerspielen keine bessere Lobby bekommt, wird sich daran wohl auch nicht viel ändern.
Welche Aufgaben ergeben sich nun aus unserer selektiven Zusammenstellung von Hot Spots des Zusammenhangs zwischen sozialer Ungleichheit, Medienrezeption und Medienproduktion?
Vonnöten ist im gesamten Bereich der Medien- und Kommunikationswissenschaften eine stärkere integrale und systematische Berücksichtigung sozioökonomischer Variablen und Zusammenhänge, insbesondere auch im interdisziplinären Zusammenspiel mit Ökonomie und Soziologie. Im Feld der praktischen medienpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wie auch mit Familien gilt es, Medienangebote auf ihr Potenzial, sozialeUngleichheiten zu nivellieren, abzuklopfen und sie – wie am Beispiel von Computerspielen gezeigt – entsprechend gezielt zu diesem Zweck einzusetzen sowie sich wieder stärker am Konzept der Unterstützung der emanzipatorischen Subjektbildung zu orientieren.
Literatur
Alvaredo, Facundo/Chancel, Lucs/Piketty, Thomas/Saez, Emmanuel/Zucman, Gabriel (2018). Die weltweite Ungleichheit. Der World Inequality Report 2018. München: C.H. Beck.
Arnhold, Katja (2003). Digital Divide. Zugangs- oder Wissenskluft? Internet Research, Band 10. München: Fischer.
Baacke, Dieter/Frank, Günter/Radde, Martin (1989). Jugendliche im Sog der Medien. Medienwelten Jugendlicher und Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Beckers, Maja (2020). Die Mitte als Extrem. In: Hohe Luft, 2020 (3), S. 37–40.
Hausmanninger, Thomas/Bohrmann, Thomas (Hrsg.) (2002). Mediale Gewalt. Interdisziplinäre und ethische Perspektiven. München: Fink Verlag.
Huinink, Johannes/Schröder, Torsten (2019). Sozialstruktur Deutschlands. 3. Auflage. München: UVK (UTB).
Müller, Patricia (2019). Social Media und Wissensklüfte. Nachrichtennutzung und politische Informiertheit junger Menschen. Wiesbaden: Springer VS.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Kulterer, Jasmin (2014). Praxeologische Mediensozialisationsforschung. Langzeitstudie zu sozial benachteiligten Heranwachsenden. Baden-Baden: Nomos.
Piketty, Thomas (2017). Das Kapital im 21. Jahrhundert. München: C. H. Beck.
Piketty, Thomas (2020). Kapital und Ideologie. München: C. H. Beck.
Saez, Emmanuel/Zucman, Gabriel (2020). Der Triumph der Ungerechtigkeit. Steuern und Ungleichheit im 21. Jahrhundert. Berlin: Suhrkamp.
Stegbauer, Christian (Hrsg.) (2012). Ungleichheit. Medien- und kommunikationssoziologische Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS.
Theunert, Helga (1996). Gewalt in den Medien – Gewalt in der Realität. Gesellschaftliche Zusammenhänge und pädagogisches Handeln. Reihe Medienpädagogik, Bd. 6. München: kopaed.
Theunert, Helga (Hrsg.) (2010). Medien. Bildung. Soziale Ungleichheit. Differenzen und Ressourcen im Mediengebrauch Jugendlicher. München: kopaed.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Susanne Eggert, Andreas Lange, Bernd Schorb
Beitrag als PDFEinzelansichtChristoph Butterwegge: Ungleichheit im Zerrspiegel der Massenmedien. Armut wird verharmlost und Reichtum verschleiert
Die sozioökonomische Ungleichheit der Bevölkerung ist das Kardinalproblem unserer Gesellschaft. Trotzdem blieben die Entwicklung des Phänomens sowie seine Auswirkungen in den vergangenen Jahrzehnten von den Massenmedien oft unbeachtet, zum Teil wurden sie gar negiert. Der Verzicht auf die mediale Auseinandersetzung mit den Ursachen des Problems bereitet den Nährboden für rassistische Ressentiments und rechtspopulistische Demagogie.
Literatur:
Augstein, Jakob/Blome, Nikolaus (2019). Oben und Unten. Abstieg, Armut, Ausländer – was Deutschland spaltet. München: DVA.
Balsen, Werner/Nakielski, Hans/Rössel, Karl/Winkel, Rolf (1984). Die neue Armut. Ausgrenzung von Arbeitslosen aus der Arbeitslosenunterstützung. Köln: Bund-Verlag.
Bank, Julian (2015). Die Piketty-Rezeption in Deutschland. In: Bofinger, Peter/Horn, Gustav/Schmid, Kai/van Treeck, Till (Hrsg.), Thomas Piketty und die Verteilungsfrage. Analysen, Bewertungen und wirtschaftspolitische Implikationen für Deutschland. Berlin: SE Publishing, S. 9–35.
Beck, Dorothee/Meine, Hartmut (1998). Wasserprediger und Weintrinker. Wie Reichtum vertuscht und Armut verdrängt wird, 4. Aufl. Göttingen: Steidl.
Beck, Ulrich (1986). Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Butterwegge, Christoph (2016). Armut in einem reichen Land. Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird, 4. Aufl. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Butterwegge, Christoph (2018). Hartz IV und die Folgen. Auf dem Weg in eine andere Republik?, 3. Aufl. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
Butterwegge, Christoph (2019). Armut, 4. Aufl. Köln: PapyRossa.
Butterwegge, Christoph (2020). Die zerrissene Republik. Wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
Dahrendorf, Ralf (1965). Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. München: Piper.
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Lorke, Christoph (2015). Armut im geteilten Deutschland. Die Wahrnehmung sozialer Randlagen in der Bundesrepublik und der DDR. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Papst Franziskus (o. J.). Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium des Heiligen Vaters Papst Franziskus an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die Personen geweihten Lebens und an die christgläubigen Laien über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, Rom.
Piketty, Thomas (2015). Das Kapital im 21. Jahrhundert, 6. Aufl. München: C. H. Beck.
Pritzkoleit, Kurt (1957). Wem gehört Deutschland? – Eine Chronik von Besitz und Macht. Wien/München/Basel: Verlag Kurt Desch.
Rosanvallon, Pierre (2013). Die Gesellschaft der Gleichen. Hamburg: Hamburger Edition.
Sachweh, Patrick (2010). Deutungsmuster sozialer Ungleichheit. Wahrnehmung und Legitimation gesellschaftlicher Privilegierung und Benachteiligung. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Schelsky, Helmut (1953). Wandlungen der deutschen Familie in der Gegenwart. Darstellung und Deutung einer empirisch-soziologischen Tatbestandsaufnahme. Dortmund: Ardey.
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Zitelmann, Rainer (2019). Die Gesellschaft und ihre Reichen. Vorurteile über eine beneidete Minderheit. München: Finanzbuch Verlag.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Christoph Butterwegge
Beitrag als PDFEinzelansichtIngrid Paus-Hasebrink: Mediengebrauch und Ungleichheit. Von Klüften und Spaltungen in Kindheit und Jugend
Medien sind ein konstitutiver Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen und bieten ihnen zahlreiche Möglichkeiten zur Information und Unterhaltung, zur Kommunikation und Selbstpräsentation. Damit sind sie ein wichtiger Faktor für die Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung. Wie gut Kinder und Jugendliche diese Potenziale nutzen können hängt jedoch eng mit den Lebensbedingungen der Heranwachsenden zusammen.
Literatur:
Bernstein, Basil (1961). Social Structure, Language and Learning. In: Educational Research, 3 (3), S. 163–176.
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Paus-Hasebrink, Ingrid/Oberlinner, Andreas (2017). Sozialisation in unterschiedlichen Sozialisationskontexten. In: Paus-Hasebrink, Ingrid (Hrsg.), Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender. Lebensphase Jugend. Reihe Lebensweltbezogene Medienforschung: Angebote – Rezeption – Sozialisation, Band 5. Baden-Baden: Nomos, S. 241–269.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Kulterer, Jasmin/Sinner, Philip (2019). Social Inequality, Childhood and the Media. A Longitudinal Study of the Mediatization of Socialisation. Series Transforming Communications – Studies in Cross-Media Research, Band 4. London: Palgrave Macmillan. https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-030-02653-0 [Zugriff: 13.05.2020]
Rattenhuber, Edeltraud (2020). Auf Dauer abgehängt. In: Süddeutsche Zeitung vom 7.2.2020, 76 (31), S. 4.
Wutz, Isabell (2020). Can the European Child Guarantee be a Tool to Fight Family Poverty? www.coface-eu.org/disability/can-the-european-child-guarantee-be-a-tool-to-fight-family-poverty/ [Zugriff: 25.02.2020]
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Ingrid Paus-Hasebrink
Beitrag als PDFEinzelansichtHeidrun Allert: Algorithmen und Ungleichheit
Die Automatisierung von Tätigkeiten wird weiter zunehmen. Dabei lassen sich Technologien und Kultur nicht voneinander trennen. Wo muss man hinschauen, wenn man den Zusammenhang von Algorithmen und Ungleichheit verstehen möchte? Um die Logik der algorithmischen Unterscheidung zu verstehen, werden verschiedene Strukturen und Prozesse beleuchtet und ihre Relevanz für Bildungsprozesse und Bildungsinstitutionen aufgezeigt.
Literatur:
Allert, Heidrun/Richter, Christoph/Kindler, Benjamin (2017). Perspektiven auf Daten, Praktiken und neue Datenverarbeitungskollektive. In: merzWissenschaft, 66 (6), S. 77–92.
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Bucher, Taina (2018). IF…THEN: Algorithmic power and politics. Oxford University Press.
Dourish, Paul (2016). Algorithms and their others: algorithmic culture in contect. In: Big Data & Society, 3 (2), S. 1–11. DOI: 10.11.77/2053951716665128.
Gran, Anne-Britt/Booth, Peter/Bucher, Taina (2020). To be or not to be algorithm aware: a question of a new digital divide? In: Information, Communication & Society, 5(2), S. 1–18. DOI: 10.1080/1369118X.2020.1736124.
Hartong, Sigrid (2019). Learning Analytics und Big Data in der Bildung: Zur notwendigen Entwicklung eines datenpolitischen Alternativprogramms. Schriftenreihe „Bildung in der digitalen Welt“ der GEW. www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=91791&token=702ec8d5f9770206a4aa8a1079750ec9021b90bf&sdownload=&n=Learning-analytics-2019-web-IVZ.pdf [Zugriff: 31.03.2020].
Hartong, Sigrid (2020). The Power of Relation-Making: Insights into the Production and Operation of Digital School Performance Platforms in the US. In: Decuypere, Mathias/ Grimaldi Emiliano and Paolo Landri.Critical Studies in Education, Special Issue: Digital platforms and the changing forms of education.
Manovich, Lev (2018). Can We Think Without Categories? In: Digital Culture & Society (DCS), 4 (1), S. 17–28.
Morozov, Evgeny (2013, 11 November). The internet ideology: Why we are allowed to hate Sillicon Valley. Frankfurter Allgemeine. www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/the-internet-ideology-why-we-are-allowed-to-hate-silicon-valley-12658406.html [Zugriff: 31.03.2020].
Omedes, Jose (2018). Learning Analytics 2018 - An updated perspective. AD Learning. www.iadlearning.com/learning-analytics-2018 [Zugriff: 31.03.2020]
Onuoha, Mimi (2016). The Library of Missing Datasets. https://mimionuoha.com/the-library-of-missing-datasets [Zugriff: 31.03.2020]
Richter, Christoph/Allert, Heidrun (2017). Poetische Spielzüge als Bildungsoption in einer Kultur der Digitalität. In: Allert, Heidrun/Asmussen, Michael/Richter, Christoph (Hrsg.), Digitalität und Selbst - Interdisziplinäre Perspektiven aus Subjektivierungs- und Bildungsprozesse. Bielefeld: transcript Verlag, S. 237–262.
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Scriven, Michael (1959): "Explanation and Prediction in Evolutionary Theory". In: Science 130, S. 477–482.
Soller, Amy/ Martinez, Alejandra/Jermann, Patrick/Muehlenbrock, Martin (2005). From Mirroring to Guiding: A Review of State of the Art Technology for Supporting Collaborative Learning. In International Journal of Artificial Intelligence Education. 15 (4), S. 216–290.
Zweig, Katharina (2019). Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl: Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können. München: Heyne.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Heidrun Allert
Beitrag als PDFEinzelansichtGuido Bröckling: Inwiefern reproduziert die Medienpädagogik soziale Ungleichheit?
Die Medienpädagogik versucht durch eine zielgruppensensible, erfahrungs- und lebensweltorientierte Medienkompetenzförderung sozialer Ungleichheit und Bildungsbenachteiligung entgegenzuwirken. Allerdings weicht die medienpädagogische Praxis allzu oft von den theoretischen Ansprüchen ab. Der Beitrag will daher ihre Bedingungen und Voraussetzungen kritisch auf die Reproduktion sozialer Ungleichheit hin reflektieren und Lösungsansätze für eine angemessene Medienkompetenzförderung skizzieren.
Literatur:
Alfert, Nicole (2014). Medienbildung junger Menschen. Über den Auftrag der Kinder- und Jugendarbeit in einer mediatisierten Gesellschaft. In: Sozial Extra, 2014 (4), S. 42–46.
Biermann, Ralf (2009). Die Bedeutung des Habitus-Konzepts für die Erforschung soziokultureller Unterschiede im Bereich der Medienpädagogik. In: Medienpädagogik. Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Themenheft Nr. 17. www.medienpaed.com/article/view/112/622 [Zugriff: 12.03.2020]
Biermann, Ralf (2013). Medienkompetenz – Medienbildung – Medialer Habitus. Genese und Transformation des medialen Habitus vor dem Hintergrund von Medienkompetenz und Medienbildung. In: Medienimpulse, 51 (4). https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/article/view/mi604/791 [Zugriff: 24.03.2020]
Bourdieu, Pierre (1970). Zur Soziologie der symbolischen Formen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, Pierre (1987). Sozialer Sinn: Kritik der theoretischen Vernunft, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bonfadelli, Heinz (2005). Die Rolle digital-interaktiver Medien für gesellschaftliche Teilhabe. In: merz | medien + erziehung, 49 (6), S. 6–16.
Bremer, Helmut (2006). Die Notwendigkeit milieubezogener pädagogischer Reflexivität. Zum Zusammenhang von Habitus, Selbstlernen und sozialer Selektivität. In: Friebertshäuser, Barbara/Rieger-Ladich, Markus/Wigger, Lothar (Hrsg.), Reflexive Erziehungswissenschaft. Forschungsperspektiven im Anschluss an Pierre Bourdieu. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 289–308.
Brüggen, Niels/Wagner, Ulrike (2008). Pädagogische Konsequenzen. In: Wagner, Ulrike (Hrsg.), Medienhandeln in Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. München: kopaed, S. 223–246.
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Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.) (2005). Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung5/Pdf-Anlagen/zwoelfter-kjb,property=pdf.pdf [Zugriff: 07.02.2020]
El-Mafaalani, Aladin (2020). Mythos Bildung. Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft. Köln: Kiepenheuer & Witsch.
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Hoffmann, Bernward (2006). Medienkompetenz sozial benachteiligter Kinder. In: tv diskurs, 10 (4), S. 14–17.
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Kommer, Sven/Biermann, Ralf (2007). Zwischen Erinnerung und Inszenierung – Medienbiografien medial. In: Penkwitt, Meike (Hrsg.), Freiburger FrauenStudien "Erinnern und Geschlecht Band II", Band 20, S. 195–220.
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Kutscher, Nadia/Klein, Alexandra/Lojewski, Johanna/Schäfer, Miriam (2009). Medienkompetenzförderung für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Lebenslagen. Konzept zur inhaltlichen, didaktischen und strukturellen Ausrichtung der medienpädagogischen Praxis in der Kinder- und Jugendarbeit. LfM-Dokumentation Band 36.
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Niesyto, Horst (2008b). Die soziale Frage in Medienforschung und Medienpädagogik. In: Soziale Ungleichheit – Medienpädagogik – Partizipation. Tagungsdokumentation. S. 6–25. www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/1b-mpxx-t-01/user_files/Aktuelles/Tagungsdoku_SozU_Teil2.pdf [Zugriff: 24.03.2020]
Schäfer, Miriam/Lojewski, Johanna (2007). Internet und Bildungschancen. Die soziale Realität des virtuellen Raumes. München: kopaed.
Schorb, Bernd (2009). Gebildet und kompetent. Medienbildung statt Medienkompetenz? In: merz | medien + erziehung, 53 (5), S. 50–56.
Schorb, Bernd/Wagner, Ulrike (2013). Medienkompetenz – Befähigung zur souveränen Lebensführung in einer mediatisierten Gesellschaft. In: BMFSFJ (Hrsg.), Medienkompetenzförderung für Kinder und Jugendliche. Eine Bestandsaufnahme. Berlin. S. 18–23. www.gmk-net.de/wp-content/uploads/2018/07/medienkompetenzbericht_2013.pdf [Zugriff: 24.03.2020]
Welling, Stefan (2005). Medienpädagogisches ‚Brötchenbacken’ – ein integriertes Modell medienpädagogischer Praxisentwicklung. In: Wolfgang Schindler (Hrsg.), MaC*- Reloaded: Perspektiven aus der Skepsis. Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, S. 209–233.
Welling, Stefan (2008). Computerpraxis Jugendlicher und medienpädagogisches Handeln. Reihe Medienpädagogische Praxisforschung, Band 4. München: kopaed.
Welling, Stefan/Brüggemann, Marion (2004). Computergestützte Jugendarbeit und medienpädagogische Qualifizierung. Praxis und Perspektiven. www.ifib.de/publikationsdateien/welling_brueggemann_2004.pdf [Zugriff: 24.03.2020]
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Guido Bröckling
Beitrag als PDFEinzelansichtNataša Eckert/Marianne Meyer: „Schön, dass du da bist!“. ELTERNTALK – ein lebensweltorientiertes Präventionsprogramm
Der Umgang mit digitalen Medien (Fernsehen, Smartphone, Computerspiele und Internet) spielt im Familienalltag eine wichtige Rolle und fordert von Eltern eine gute Begleitung. Die Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. bietet seit 2001 im Rahmen des § 14 SGB VIII das Projekt ELTERNTALK an, das derzeit in 49 Landkreisen/kreisfreien Städten Bayerns umgesetzt wird. Das Projekt erreicht seit seinem Start auch viele Eltern, die als sozial benachteiligt gelten.
Literatur:
Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e. V. (2018). ELTERNTALK-Evaluation 2018. www.elterntalk.net/et-wAssets/docs/ET_Evaluation-2018_WEB.pdf [Zugriff: 26.05.2020]
Arendt, Hannah (2018). Wir Flüchtlinge (Was bedeutet das alles?) Mit einem Essay von Thomas Meyer, 9. Aufl. Stuttgart: Reclam.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2017). Gelebte Vielfalt: Familien mit Migrationshintergrund in Deutschland. www.bmfsfj.de/blob/116880/83c02ec19dbea15014d7868048f697f2/gelebte-vielfalt--familienmit-migrationshintergrund-in-deutschland-data.pdf [Zugriff: 20.03.2020]
Forschungsbericht beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) GmbH (Hrsg.) (2019). Andere Länder, anderer Sitten? Welche kulturellen Unterschiede Flüchtlinge wahrnehmen – und wie sie damit umgehen. www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2019/09/SVR-FB_Kulturelle_Unterschiede.pdf [Zugriff: 20.03.2020]
Herriger, Norbert (2014). Empowerment in der sozialen Arbeit, 5. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.
Jurczyk, Karin, Lange Andreas, Thiessen Barbara (Hrsg.) (2014). Doing Family, Weinheim Basel: Beltz Juventa.
Schmitz, Lilo (2019): Beheimatung als Arbeitsprinzip in der Migrationsgesellschaft. In: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit – Nr. 1/2016, S. 19 – 29. Weinheim: Beltz.
Schopp, Johannes (2013). Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Praxis, 4., überarbeitete Auflage. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich.
Thiersch, Hans (1992). Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel. Weinheim und München: Juventa.
Treibel Annette (2019). Zuschreibungen und Ausgrenzungen überwinden – Ein soziologischer Blick auf gesellschaftliche Teilhabe und Bildungszugänge. In: iaf informationen Ausgabe 01/2019. Verband binationaler Familien und Partnerschaften, (Muslimische) Familien und frühkindliche Bildung, Dokumentation der Fachtagung, S. 12–16. Frankfurt am Main: iaf e. V.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Nataša Eckert, Marianne Meyer
Beitrag als PDFEinzelansichtKatrin Schlör: Lebenslagensensible medienpädagogische Arbeit mit Familien. Handlungsimpulse für die Praxis
Die Pluralisierung familialer Medienkulturen führt zu unterschiedlichen Teilhabemöglichkeiten an der (Medien-)Gesellschaft. Der Beitrag liefert Anregungen zu einer lebenslagensensiblen medienpädagogischen Arbeit mit Familien und zeigt auf, wie scheinbar ‚schwer erreichbare‘ Familien mit niedrigschwelligen Zugängen ‚einfach‘ erreicht werden können.
Literatur:
Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) (2015). DIVSI U9-Studie Kinder in der digitalen Welt. www.divsi.de/wp-content/uploads/2015/06/U9-Studie-DIVSI-web.pdf [Zugriff: 28.02.2020]
Jurczyk, Karin/Schier, Michaela/Szymenderski, Peggy/Lange, Andreas/Voß, G. Günter (2009). Entgrenzte Arbeit – entgrenzte Familie. Grenzmanagement im Alltag als neue Herausforderung. Berlin: edition sigma.
Knauf, Helen (2019). Disenchantment of the Family. Mediatisation of Parenthood in Family Blogs. In: MedienPädagogik, (Dezember), 156–173. https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2019.12.03.X [Zugriff: 05.03.2020]
Lüscher, Kurt (1995). Was heißt heute Familie? Thesen zur Familienrhetorik. In: Gerhardt, Uta/Hradil, Stephan/Lucke, Dagmar/Nauck Bernhard (Hrsg.), Familie der Zukunft. Lebensbedingungen und Lebensform. Opladen: Leske + Budrich, S. 51–65.
Niesyto, Horst (2002). Digitale Spaltung – digitale Chancen. Medienbildung mit Jugendlichen aus benachteiligenden Verhältnissen. www.digitale-chancen.de/transfer/downloads/MD519.pdf [Zugriff: 05.03.2020]
Schlör, Katrin (2016). Medienkulturen in Familien in belasteten Lebenslagen. Eine Langzeitstudie zu medienbezogenem Doing Family als Bewältigungsressource. München: kopaed.
Schlör, Katrin/Kluge, Ursula (2014). Intergenerationelle Medienbildung in Familien. Theoretische Grundlagen und praktische Anwendung. In: Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik, 2014 (17). www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/1b-mpxx-t-01/user_files/Online-Magazin/Ausgabe17/Schloer17.pdf [Zugriff: 05.03.2020]
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Katrin Schlör
Beitrag als PDFEinzelansichtFlorian Seidel: Im Spiel sind wir alle gleich? Computerspiele als soziales Bindeglied und Vermittler
In digitalen Spielewelten treffen Menschen aus der ganzen Welt mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergründen aufeinander. Gemeinsam besiegen sie Drachen, bergen wertvolle Schätze und beschützen die Unschuldigen. Was verbindet uns alle bei dem Thema Computerspiele? Inwiefern kann diese Faszination eine Brücke zwischen Jugendlichen aus unterschiedlichen Milieus schlagen? Computerspiele als Medium unserer Zeit spielen eine bedeutungsvolle Rolle bei der Integration der Einzelnen in eine gemeinschaftliche Struktur.
Literatur:
Berghahn, K. L./Schiller, F. (Hrsg.) (2013). Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen. Mit den Augustenburger Briefen (Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 18062, Durchges. und bibliogr. erg. Ausg). Stuttgart: Reclam.
Epic Games. (2017). Fortnite [Computer software]. Raleigh, USA: Epic Games.
Fuchs, M./Strouhal, E. (2013). Das Spiel und seine Grenzen. Passagen des Spiels II (Edition Angewandte). Vienna: Springer Vienna.
Game – Verband der deutschen Games-Branche e. V. (Hrsg.). (2019). Deutscher Games-Markt 2019 www.game.de/marktdaten/deutscher-games-markt-2019/ [Zugriff: 14.03.2020]
Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.) (2010). Digitale Jugendkulturen (1. Aufl.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. doi.org/10.1007/978-3-531-91908-9 [Zugriff: 26.05.2020]
Huizinga, Johan (2017). Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel (rororo Rowohlts Enzyklopädie, Bd. 55435, 25. Auflage). Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hrsg.). (2019). JIM 2018 Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2018/Studie/JIM2018_Gesamt.pdf [Zugriff: 05.05.2020]
Mojang Microsoft Studios. (2009). Minecraft [Computer software]. Redmond, USA: Mojang Microsoft Studios. www.minecraft.net/de-de/
Quandt, Thorsten/Wimmer, Jeffrey/Wolling, Jens (Hrsg.). (2009). Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von Computergames (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. doi.org/10.1007/978-3-531-91848-8 [Zugriff: 26.05.2020]
Süss, Daniel/Lampert, Claudia/Trueltzsch-Wijnen, Christine W. (2013). Medienpädagogik. Ein Studienbuch zur Einführung (Studienbücher zur Kommunikations- und Medienwissenschaft Lehrbuch, 2., überarb. und aktualisierte Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Florian Seidel
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spektrum
Daniel Hajok: Chancen und Risiken in der digitalen Welt für Heranwachsende
Kinder und Jugendliche wachsen heute selbstverständlich in einer digitalen Welt heran. Dabei bieten sich ihnen nicht nur vielfältige Chancen, sondern auch neue Risiken für das Heranwachsen. Sie lassen sich faktisch in allen Bereichen der Entwicklung und Sozialisation junger Menschen beobachten und ausgehend von Konzepten eines partizipativen Medienhandelns und erweiterter Risikolagen in der digitalen Welt empirisch belegen.
Literatur:
Bauder, Niels/Hajok, Daniel (2019). Jugend und Pornografie. Aktuelle Perspektiven auf einen ‚Klassiker‘ des Jugendmedienschutzes. In: JMS-Report, 42 (2), S. 2–7.
Berg, Achim (2017). Kinder und Jugend in der digitalen Welt. Berlin.
Berg, Achim (2019). Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt. Berlin.
Brüggen, Niels/ Dreyer, Stephan/Drosselmeier, Marius/Gebel, Christa/Hasebrink, Uwe/Rechlitz, Marcel (2017). Jugendmedienschutzindex: Der Umgang mit onlinebezogenen Risiken – Ergebnisse der Befragung von Eltern und Heranwachsenden. Berlin. https://www.fsm.de/sites/default/files/FSM_Jugendmedienschutzindex.pdf [Zugriff: 06.05.2020]
Brüggen, Niels/Dreyer, Stephan/Gebel, Christa/Lauber, Achim/Müller, Raphaela/Stecher, Sina (2019). Gefährdungsatlas. Digitales Aufwachsen. Vom Kind aus denken. Zukunftssicher handeln. Bonn: Kastner AG.
Bruns, Axel (2009). Produtzung: Von medialer zu politischer Partizipation. In: Bieber, Christoph/Eifert, Martin/Groß, Thomas/Lamla, Jörn (Hrsg.), Soziale Netze in der digitalen Welt. Das Internet zwischen egalitärer Teilhabe und ökonomischer Macht. Frankfurt am Main: Campus-Verlag, S. 65–86.
Dreyer, Stephan/Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Schröder, Hermann-Dieter (2013). Herausforderungen für den Jugendmedienschutz durch digitale Medienumgebungen. In: Soziale Sicherheit (CHSS), 2013 (4), S. 195–199.
Eisewicht, Paul (2019). Zwischen Straßenbarrikade und Hashtagaktivismus. Zum Wandel des Engagements Jugendlicher in der modernen Gesellschaft. In: Thema Jugend, 2019 (2), S. 6–8.
Gebel, Christa/Brüggen, Niels/Hasebrink, Uwe/Lauber, Achim/Dreyer, Stephan/Drosselmeier, Marius/Rechlitz, Marcel (2018). Jugendmedienschutzindex: Der Umgang mit onlinebezogenen Risiken. Ergebnisse der Befragung von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften. Berlin.
Hajok, Daniel (2020a). Heranwachsen in der digitalen Welt: Chancen und Risiken für die Entwicklung. In: JMS-Report, 43 (1), S. 2–6.
Hajok, Daniel (2020b). Alles anders? Wie sich Jugend in der digitalen Welt gewandelt hat. In: deutsche jugend, 68 (1), S. 11–18.
Hajok, Daniel (2019a). Verändertes Heranwachsen mit den Risiken der Onlinewelt. Fakten und Möglichkeiten von Prävention. In: ZJJ – Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 30 (4), S. 367–374.
Hajok, Daniel (2019b). Sexting in digitalen Medien. Riskantes Austauschhandeln Jugendlicher im Fokus. In: DVJJ (Hrsg.), Herein, Heraus, Heran – Junge Menschen wachsen lassen. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg, S. 415–432.
Hajok, Daniel (2019c). Tauchen Jugendliche zu tief in die Welt digitaler Medien ein? In: tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien, 23 (1), S. 13–15.
Hajok, Daniel/Seiß, Lina (2018). Sucht, Abhängigkeit? Oder doch nur ein ganz normales Heranwachsen mit digitalen Medien? In: JMS-Report, 41 (5), S. 6–10.
Hajok, Daniel/Siebert, Peter/Engling, Ulrich (2019). Digital Na(t)ives. Ergebnisse der Wiederholungsbefragung und Konsequenzen für den präventiven Jugendmedienschutz. In: JMS-Report, 42 (1), S. 2–5.
Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Thiel, Kira (2019). Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hrsg.) (2020). JIM-Studie 2019. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: MPFS.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hrsg.) (2019). KIM-Studie 2018. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Stuttgart: MPFS.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (Hrsg.) (2018). JIM-Studie 2018. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: MPFS.
Wagner, Ulrike/Würfel, Maren (2013). Gesellschaftliche Handlungsfähigkeit in mediatisierten Räumen. In Hartung, Anja/Lauber, Achim/Reißmann, Wolfgang (Hrsg.), Das handelnde Subjekt und die Medienpädagogik. München: kopaed, S. 159–167.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Daniel Hajok
Beitrag als PDFEinzelansichtCharlotte Horsch: Sexuelle Identität und Popkultur. Eine Betrachtung der Jugendserie Druck
Der Webserie Druck gelingt es, das Lebensgefühl Jugendlicher gekonnt widerzuspiegeln. Themen wie Liebe, Partys und Schulstress vermischen sich mit tiefgreifenden Fragen nach der eigenen Identität. In der dritten Staffel liegt ein besonderer Fokus auf der sexuellen Identität zweier Protagonisten und ihrem Umgang damit, anders als die vermeintliche Norm zu sein. Welchen Mehrwert die Serie dadurch für die Jugendarbeit bietet, wurde in dieser Expertise erarbeitet.
Literatur:
Degele, Nina (2008). Gender/Queer Studies. Eine Einführung. Paderborn: Wilhelm Fink.
Döring, Nicola (2009). Internetangebote von und für Transsexuelle. In: PiD – Psychotherapie im Dialog, Nr. 10 (01), S. 69–74.
Döring, Nicola (2015). Die Youtube-Kultur im Gender-Check. In: merz | medien + erziehung, (59) 1, S. 17–24.
Götz, Maya (Hrsg.) (2013). Die Fernsehheld(inn)en der Mädchen und Jungen. Geschlechterspezifische Studien zum Kinderfernsehen. München: kopaed.
Hanckel, Benjamin/Vivienne, Son/Byron, Paul/Robards, Brady (2019). ‚That’s not necessarily for them‘: LGBTIQ+ young pepole, social media platform affordances and identity curation. In: Media, Culture & Society, Nr. 41 (8), S. 1261–1278.
Horsch, Charlotte/Schemmerling, Mareike (2020). Expertise: Sexuelle Identität in der Jugendserie Druck und deren Mehrwert für die Jugendarbeit. München 2020. https://webhelm.de/wp-content/uploads/2020/02/webhelm_Expertise_sexuelle-Identit%C3%A4t.pdf [Zugriff: 07.05.2020]
Kutter, Inge (2014). Achtung, ihre Zeit läuft. www.zeit.de/zeit-wissen/2014/05/psychologie-momente-zeit-minute-komplettansicht [Zugriff: 08.01.2020].
Kröger Michael (2019). Sexualität und Medien im Jugendalter. Pädagogische Handlungsoptionen. In: Deutsche Jugend, 2019 (9), S. 379–386.
Lenz, Karl/Adler, Maria (2010). Geschlechterverhältnisse. Einführung in die sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung, Band 1. Weinheim/München: Juventa.
Maier, Tanja (2015). Feminismus, Gender und Queer. In: Hepp, Andreas/Krotz, Friedrich/Lingenberg, Swantje/Wimmer, Jeffrey (Hrsg.), Handbuch Cultural Studies und Medienanalyse. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 49–58.
Prommer, Elizabeth/Wegener, Claudia/Linke, Christine (2019). Selbstermächtigung oder Normierung? Weibliche Selbstinszenierung auf YouTube. In: Televizion 32 (1), S. 11–15.
Quellen in Videoform:
Bantry Bay Productions (2018/2019). Druck. 40 Folgen in 4+ Staffeln. www.youtube.com/channel/UCr5zglOqHZAEfCcAx_nw1dQ[Zugriff: 26.03.2020]
Funk (2018). DRUCK – Der Teaser. www.funk.net/channel/druck-11790/druck-der-teaser-1341979 [Zugriff: 26.03.2020]
Zitierte Folgen der Serie:
Bantry Bay Productions (2019). Druck. Folge 25. Ich bin nicht schwul. www.youtube.com/watch?v=hh8mHcujsps [Zugriff: 26.03.2020]
Bantry Bay Productions (2019). Druck. Folge 28. Outing. www.youtube.com/watch?v=acmNKAlJIgs [Zugriff: 26.03.2020]
Bantry Bay Productions (2019). Druck. Folge 30. Unsere Zeit ist jetzt. www.youtube.com/watch?v=LfU1KPlmaIY [Zugriff: 26.03.2020]
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Charlotte Horsch
Beitrag als PDFEinzelansichtRudolf Kammerl: Distance Schooling professionalisieren. Zehn Handlungsvorschläge zur digital unterstütztenSchulbildung in der Corona-Pandemie
In Folge der Corona-Pandemie wurden erst alle Schulen geschlossen und dann nur teilweise wieder geöffnet. Die Schüler*innen sollen zu Hause verstärkt mit digitalen Medien unterrichtet werden. In diesem Beitrag wird anhand von zehn Vorschlägen diskutiert, wie aus der aktuellen Situation heraus eine nachhaltige Entwicklung zu einem verbesserten Lernen mit und über digitale Medien im Schulsystem angestoßen werden könnte.
Literatur:
Bos, Wilfried/Eickelmann, Birgit/Gerick, Julia/Goldhammer, Frank/Schaumburg, Heike/Schwippert, Knut/Senkbeil, Martin/Schulz-Zander, Renate/Wendt, Heike (Hrsg.) (2014). ICILS 2013. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Münster/New York: Waxmann.
Deutscher Bundestag (2019). Abruf der Fördermittel für den Breitbandausbau. Drucksache 19/11357. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/113/1911357.pdf [Zugriff: 12.05.2020]
Döbeli Honegger, Beat/Hielscher, Michael/Hartmann, Werner (2018). Lehrmittel in einer digitalen Welt. Expertenbericht im Auftrag der interkantonalen Lehrmittelzentrale (ilz). www.ilz.ch/cms/index.php/verzeichnisse/archiv/send/9-fachberichte/252-lehrmittel-in-einer-digitalen-welt [Zugriff: 16.12.2019]
Eickelmann, Birgit/Bos, Wilfried/Gerick, Julia/Goldhammer, Frank/Schaumburg, Heike/Schwippert, Knut/Senkbeil, Martin/Vahrenhold, Jan (Hrsg.) (2019). ICILS 2018 #Deutschland. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking. Münster/New York: Waxmann.
Forschungsgruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern (2017). Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt. In: merz | medien + erziehung, 61 (4), S. 65–74.
Kammerl, Rudolf/Unger, Alexander/Günther, Silke/Schwedler, Anja (2016). BYOD – Start in die nächste Generation. Abschlussbericht der wissenschaftlichen Evaluation. www.ew.uni-hamburg.de/einrichtungen/ew1/medienpaedagogik-aesthetische-bildung/medienpaedagogik/dokumente/byod-bericht-final.pdf [Zugriff: 12.12.2019].
Kultusministerkonferenz (KMK) (2012). Medienbildung in der Schule. www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_03_08_Medienbildung.pdf [Zugriff: 12.12.2019]
Kultusministerkonferenz (KMK) (2017).Strategie der Kultusministerkonferenz. „Bildung in der digitalen Welt“. www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2017/Strategie_neu_2017_datum_1.pdf [Zugriff: 12.12.2019]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIMplus 2020. Corona-Zusatzuntersuchung. Stuttgart: MPFS.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Rudolf Kammerl
Beitrag als PDFEinzelansichtKira Thiel/Claudia Lampert/Uwe Hasebrink: Same same, but different. Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Europa
2010 veröffentlichte der Forschungsverbund EU Kids Online Ergebnisse einer umfassenden internationalen Vergleichsstudie zu Online-Erfahrungen von Neun- bis 16-Jährigen in 25 Ländern. Zehn Jahre später ist nun erneut eine vergleichende Auswertung erschienen, die inhaltlich und methodisch an die vorherige Studie anknüpft und Ergebnisse aus insgesamt 19 Ländern präsentiert. Die Befunde verweisen einerseits auf übergreifende Trends und andererseits auf länderspezifische Besonderheiten. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die vergleichende Studie und ausgewählte Befunde.
Literatur:
Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Thiel, Kira (2019). Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. 2. überarb. Auflage. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. https://www.hans-bredow-institut.de/uploads/media/default/cms/media/9rqoihm_EUKO_DE_191209.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Thiel, Kira (2020).Digitale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. https://leibniz-hbi.de/uploads/media/Publikationen/cms/media/m5ggcq0_EUKidsDigitaleTeilhabe200207.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke (Eds.) (2012). Children, Risk and Safety Online: Research and Policy Challenges in Comparative Perspective. Bristol: Policy Press.
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke/Ólafsson, Kjartan (2011). Risks and Safety on the Internet: The Perspective of European Children. Full Findings. London: LSE, EU Kids Online. http://eprints.lse.ac.uk/33731/ [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia (2014). Risk and Harm on the Internet. In: Jordan, Amy/Romer, Daniel (Eds.), Media and the well-being of children and adolescents. Oxford: Oxford University Press. pp. 129–-146. http://eprints.lse.ac.uk/62124/1/Risk_and_harrm_on%20_the%20_internet.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia/Mascheroni, Giovanna/Staksrud, Elisabeth (2015). Developing a framework for researching children’s online risks and opportunities in Europe. EU Kids Online. London. http://eprints.lse.ac.uk/64470/1/__lse.ac.uk_storage_LIBRARY_Secondary_libfile_shared_repository_Content_EU%20Kids%20Online_EU%20Kids%20Online_Developing%20framework%20for%20researching_2015.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2019). KIM-Studie 2018. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart: MPFS. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2018/KIM-Studie_2018_web.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIM-Studie 2019. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: MPFS. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2019/JIM_2019.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Smahel, David/Machackova, Hana/Mascheroni, Giovanna/Dedkova, Lenka/Staksrud, Elisabeth/Ólafsson, Kjartan/Livingstone, Sonia/Hasebrink, Uwe (2020). EU Kids Online 2020: Survey results from 19 countries. Doi: 10.21953/lse.47fdeqj01ofo
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Autor: Kira Thiel, Claudia Lampert, Uwe Hasebrink
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medienreport
Stefanie Neumaier: Disney+. „If you can dream it, you can do it“
The Walt Disney Company (2020). Disney+. App u. a. für iOS, Android und Windows. Als monatlich kündbares Abonnement 6,99 € monatlich bzw. 69,99 € jährlich.
Willkommen am magischsten Ort der Welt. Hier werden (nicht nur) Kinderträume wahr: Kaum zurück aus den unzähligen Abenteuern von Jack Sparrow und seiner Crew, schwingt im nächsten Augenblick bereits ein*e Jedi-Meister*in sein*ihr Lichtschwert im Kampf gegen das Imperium. Und auch der süße Honigfanatiker Winnie Puuh ist mit von der Partie, wenn nicht gerade Wolverine ein paar Schurken mithilfe seiner X-MEN zur Strecke bringt oder Hannah Montana die Zuschauer*innen auf ein Privatkonzert entführt. Selbst für eine Prinzessinnen-Teeparty fehlt es an nichts, Gäste wie Cinderella, Dornröschen und Die Eiskönigin können es kaum erwarten!Wenn etwas diese berühmten Figuren vereint, dann ist es wohl ihre Zugehörigkeit zur Walt Disney Company. Und so hieß es in Deutschland ab dem 24. März dieses Jahres: Vorhang auf! Bühne frei für den neuen Streaming-Dienst Disney+. Dabei glänzt die Plattform neben altbekannten Eigenproduktionen unter anderem mit Werken der Pixar Animation Studios, dem Marvel-Universum, der Star Wars Saga sowie graphisch höchst anspruchsvollen Filmen, Serien und Dokumentationen von National Geographic. Mit der Kategorie Disney+ Original platziert die Walt Disney Company zudem Neuheiten aus eigenem Hause, beispielhaft genannt seien hier die finale Staffel von Star Wars: The Clone Wars sowie die erste Staffel der Familienkomödie Tagebuch einer zukünftigen Präsidentin.
Mangelt es an neuen Inhalten? Am Beispiel des Remakes von High School Musical zeigt sich, dass mit der Angebotspalette von Disney+ nicht nur mit alt bewährten Klassikern den etablierten Plattformen Konkurrenz gemacht, sondern auch neue Pferde ins Rennen geschickt werden. So erscheint derzeit im wöchentlichen Rhythmus eine neue Folge von High School Musical: Das Musical: Die Serie, wenngleich dieses Beispiel nicht gerade die erste Wahl für bahnbrechende Inszenierungen sein sollte. Außerdem halten Motto-Events, wie May the 4th be with You, anlässlich des internationalen Star Wars Day am 4. Mai eines jeden Jahres, Einzug. Passend hierzu wurde in diesem Jahr die neunte und letzte Episode der Star Wars Filmreihe, Der Aufstieg Skywalkers, gelauncht.
Blickt man durch medienpädagogische Brillengläser auf die Inhalte von Disney+ so kann konstatiert werden, dass insbesondere durch die zahlreichen Dokumentationen ein (Weiter-)Bildungspotenzial vorhanden ist. Dennoch darf die Gefahr der Bespaßungsfunktion, insbesondere in Zeiten von geschlossenen Kitas, Homeschooling und Doppelbelastung durch Homeoffice und Kinderbetreuung, nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich überwiegen die unterhaltenden, zeitvertreibenden Inhalte bei weitem. Ferner sollte seit eh und je im medienpädagogischen Kontext bedacht werden, Gender-Klischees der Disney-Produktionen mit Kindern und Jugendlichen aufzuarbeiten und entsprechend zu reflektieren, um beispielsweise nicht den konstruierten Schönheitsidealen der makellosen Prinzessinnen und muskelbepackten Superhelden zu verfallen.
Neben der intuitiven Handhabung spricht aus Perspektive des Kinder- und Jugendschutzes für die Plattform, dass diese nicht nur die Option eines mit ausschließlich kindgerechten Inhalten befüllten Kontos bietet, sondern auch bei allen Titeln stets die Altersfreigabe zu Beginn eingeblendet und gegebenenfalls auf gewalthaltige Szenen im Vorfeld hingewiesen wird. Die Möglichkeit zum Download der Filme und Serien auf mobile Endgeräte bietet den Vorteil, dass Nutzende orts- und zeitunabhängig darauf zugreifen können. Aus rein technischer Perspektive gilt es hierbei jedoch zu kritisieren, dass die App bei mobilen Endgeräten Nachbesserungen in der Auflösung zu benötigen scheint.
Ob sich eine langfristige Investition in das Abonnement lohnt wird sich erst noch mit Neuerscheinungen aus der Magiemanufaktur zeigen. Bisweilen steht fest, dass Liebhaber*innen von Marvel und Co. wohl nicht darauf verzichten können, ein Abonnement abzuschließen. Für Nutzende, die allzeit Zugriff auf das gesamte Spektrum der Disney-Film- und Serienlandschaft genießen wollen, scheinen die monatlichen 6,99 € beziehungsweise das in der Summe günstigere Jahresabonnement für 69,99 € unabdingbar. Aber auch ein monatliches Rotieren bei einzelnen Streamingdiensten scheint, mit der zunehmenden Unmöglichkeit, alles zu sehen, für Gelegenheits-Konsument*innen sinnvoll. Fest steht: die Disney+ Plattform verspricht Serien, Filme, Dokumentationen und Behind-the-Scenes Darbietungen, welche allesamt die einzigartige Magie beinhalten, die die Walt Disney Company seit jeher ihren Zuschauer*innen näherbringt. Ein Zauber für Jung und Alt.
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Autor: Stefanie Neumaier
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Gurt: RingFit Adventures für Nintendo Switch. Digitaler Breitensport für Anfänger?
Nintendo Entertainment (2019). Ring Fit Adventures, für Nintendo Switch, 79,99 €.
Ein Nachteil am Berufsbild von Medienpädagog*innen ist die häufige ungesunde Sitzhaltung während der Arbeitszeit. Bei manchen kommt eine ausgeprägte Leidenschaft für digitale Spiele oder andere mediale Ablenkungen erschwerend hinzu, die sich ungünstig auf die allgemeine körperliche Verfassung auswirken können. Wie heißt es doch so schön: Sitzen ist das neue Rauchen. Das Spiel RingFit Adventures für Nintendo Switch verspricht Abhilfe. Wie schon zu Wii-Zeiten will Nintendo den Gamer*innen Beine machen. Mit Ring Fit Adventures veröffentlichte Nintendo am 18. Oktober 2019 ein Rundum-Fitness-Angebot für das heimische Wohnzimmer. Das Fitness-Programm ist in eine simple, aber effektive Spielmechanik integriert: Um einem gefährlichen Widersacher, dem wüsten Drachen Draco, den Garaus zu machen, müssen die Spielenden in einer Art Parcours in einer 3D-Landschaft Aufgaben erfüllen, Gegner*innen bekämpfen und Ausrüstung einsammeln. Im Prinzip wie in einem Action Adventure für Einsteiger*innen. Nur, dass die die Bewegung der Spielfigur und der gesamte Spielverlauf durch die eigene Muskelkraft gesteuert bzw. vorangetrieben werden.
Was wird hier gespielt? Begleitet werden die Spielenden auf dieser schweißtreibenden virtuellen Reise von einem ringförmigen Sportsfreund, der dem Spiel seinen Namen gibt. In der virtuellen Welt ist der Ring eine Art Reiseführer, der Kommandos gibt, motiviert und korrigiert – je nach Bedarf und Belastbarkeit der Spielenden. In der Realität ist der Ring ein Trainingsgerät, das je nach eingeblendeter Übung auf andere Weise gestreckt, gequetscht oder angehoben wird. Das zweite Eingabegerät ist eine Beinschlaufe, die – ebenso wie der Ring – mit einem der beiden Joy-Cons (den abnehmbaren und einzeln verwendbaren Controller-Hälften der Switch) bestückt wird. Durch die Sensoren in den Joy-Cons können die Bewegungen in das Programm übertragen werden. Damit werden Bewegungen der Spieler*innen wie Laufen, Springen, Dehnen und Hüpfen ins Spiel gebracht. Zunächst gibt es aber erstmal einen Fitness-Check. Die Spielenden dürfen Alter, Gewicht und Trainingsstand eingeben, außerdem wird der Ruhepuls gemessen. Danach werden Trainingsziele und Spielmodus eingestellt. Im Abenteuermodus wird die Spielfigur durch einzelne Abschnitte der Landkarte einer Fantasy-Welt bewegt. In einzelnen Kapiteln, die jeweils etwa fünf bis zehn Minuten dauern, geht es durch verschiedene Welten, mal idyllisch durch den Wald, mal durch die Wüste. Dabei zeigt sich die vielseitige Verwendbarkeit des Fitness-Rings: Unterwegs werden Hindernisse zerstört, indem der Ring zusammengedrückt wird. Münzen können eingesammelt werden, indem der Ring in die jeweilige Richtung gedreht und zusammengedrückt wird. Treppensteigen funktioniert, indem die Knie beim Laufen in die Höhe schnellen. Die Steuerung ist schnell gelernt und intuitiv.
Durch die spaßige Spielmechanik fühlt sich das Ganze nicht wie Training an – man kommt aber auf jeden Fall ins Schwitzen. In fast jedem Abschnitt gibt es Kämpfe, die in Form von Fitnessübungen absolviert werden. Will man einen Kampf siegreich gestalten, kommt es auf die korrekte Ausführung der Übungen und ein gutes Timing an. Damit es nicht zu schwierig wird, gibt es Hilfsmittel im Spiel: Die Möglichkeit, sich mit virtuellen Tränken zu stärken, seine Werte durch Ausrüstung zu verbessern und Attacken zu stärken, erinnert an ein Rollenspiel. Für die kurze Trainingseinheit zwischendurch bietet Ring Fit Adventures die Schnellspiele an, in denen die Spieler*innen in diversen Minispielen auf Punktejagd gehen. Für etwas ‚ernsthaftere‘ Trainingseinheiten lassen sich Übungen aus dem Abenteuermodus auch ohne Hintergrundgeschichte auswählen. Das Spiel verfügt übrigens über einen ‚leisen Modus‘, der jederzeit aktiviert werden kann. Damit benachbarte Menschen nicht gestört werden, ersetzt diese Einstellung das Joggen auf der Stelle durch Mini-Kniebeuge. Das Konzept geht auf. Originelle Spielideen haben bei Nintendo Tradition: Die zu ihrer Zeit enorm beliebten Wii Bewegungsspiele wie etwa Boxen oder Tennis haben die Bewegungssteuerung salonfähig gemacht und besonders Familien neue, interaktive Spielformen ermöglicht. Ebenfalls enormen Einfallsreichtum hat Nintendo mit dem Konstruktionsspielzeug Nintendo Labo für die Switch bewiesen. Bastelbögen aus Karton werden in Kombination mit den Joy-Cons zu interaktivem Spielzeug. Das Konzept von RingFit Adventures ist ähnlich innovativ und geht voll auf: Selten durfte auf so spielerische Weise am eigenen Fitnesszustand gearbeitet werden. Das Spiel ersetzt Sport nicht im traditionellen Sinn. Joggen im Freien, Mannschaftssportarten oder ‚richtiges‘ Fitnesstraining sind wahrscheinlich besser geeignet, die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern und gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Das Spiel kann aber die Lust an der Bewegung fördern und regt Fitnessmuffel an, auf spielerische Weise in Bewegung zu bleiben. Gerade für Menschen, die für Sport eigentlich wenig übrig haben und viel am Computer sitzen, kann so ein Ausgleich geschaffen werden. Als Spiel funktioniert RingFit Adventures erstaunlich gut: Der Einstieg ist sehr leicht, die Lernkurve nicht besonders steil und die Motivation weiterzuspielen ist durch ein ausbalanciertes Anreizsystem und immer neue Herausforderungen gegeben. Zugegeben ist die Geschichte nicht sehr originell und die grafische Umsetzung eher auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten. Kindern ab etwa sechs Jahren dürfte das Spiel viel Spaß machen. Das Spiel ist ohne Altersbeschränkung freigegeben, die Aufgaben und Trainingseinheiten sind gut für eine jüngere Zielgruppe anpassbar. Die bunte Comicgrafik dürfte spielbegeisterten Mädchen und Jungen gefallen, die Geschichte rund um die Rettung einer geheimnisvollen Welt sowieso. Der Humor des ‚Trainingspartners‘, dem virtuellen Ring, ist ebenfalls eher kindlicher Natur. Auch die Kämpfe, die in Form von Übungen ausgetragen werden, dürften selbst jüngere Kinder nicht schrecken. Einziger Kritikpunkt ist, dass es keinen echten Multiplayermodus gibt. Zwar können sich zwei Spieler*innen abwechseln und Leistungen vergleichen, echtes Teamwork ist aber nicht vorgesehen. Eigentlich schade, denn gerade für Kinder wäre es sicher besonders reizvoll, sich gemeinsam mit Freund*innen oder der Familie ins virtuelle Fitnessabenteuer zu stürzen.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Michael Gurt
Beitrag als PDFEinzelansichtDana Neuleitner: KryptoKids. Datenschutz spielerisch erklärt
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW (2020). KryptoKids. App für iOS. Kostenfrei.
Ein weißer Krake mit roten Augen flimmert über den Bildschirm. Seine Fangarme bewegen sich wild, als er verkündet, alle Geheimnisse der Zuschauer*innen zu kennen – dann sind nur noch Pixel zu sehen. Gerade noch hat die Nachrichtensprecherin eröffnet, dass eine Hackergruppe deutschlandweit personenbezogene Daten gestohlen hat, da hat diese auch schon die Fernsehübertragung lahmgelegt. Nun liegt es an den KryptoKids, die Daten zurückzuholen, ehe die Kriminellen sie für ihre Zwecke missbrauchen und an die Höchstbietenden verkaufen.
Dieses Szenario bildet den narrativen Grundstein der App KryptoKids, die den Spieler*innen Medienkompetenz im Bezug auf Datenschutz vermitteln möchte. Inzwischen ist es beinahe allen Kindern möglich, zuhause auf das Internet zuzugreifen. Gerade deshalb ist es wichtig, bereits diese junge Zielgruppe für das Thema zu sensibilisieren. Anders als bei anderen Apps, die sich in der Regel an ältere Kinder und Jugendliche richten, soll hier bereits Acht- bis Zwölfjährigen der richtige Umgang mit Passwörtern und eigenen Daten nahegelegt werden. Dafür setzt die Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW in Kooperation mit Entwickler*innen des Gluon Studios auf ein Abenteuerspiel, das aus drei Kapiteln besteht. Diese bauen aufeinander auf und führen die Heranwachsenden mit niedlichem, farbenfrohem Gamedesign durch die Themenbereiche ‚Datenschutz‘, ‚Datensicherheit‘ sowie ‚Datenspuren und Hacking‘. Die Teilnehmenden werden dabei von den KryptoKids um Hilfe gebeten, die gestohlenen Daten zurückzuholen.
Nach einer einleitenden animierten Videosequenz und einer kurzen Erklärung der spielinternen Apps, zu denen beispielsweise ein E-Mail-Postfach, ein Wiki und ein Scanner gehören, sollen im ersten Teil der Detektivgeschichte die gestohlenen Daten gefunden werden. Diese werden mit Hilfe der Kamera in einer Augmented-Reality-Umgebung eingefangen und deren Wert auf dem Schwarzmarkt geschätzt – wer hier gut aufpasst, kann sich allerdings die bereits angezeigten Lösungen für die nächsten Runden merken. Das zweite Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der Sicherheit durch Updates, eine Firewall oder ein Antivirus-Programm, wobei sich die Spieler*innen prinzipiell einfach durchklicken können, ohne über die Botschaft dahinter nachzudenken.
Komplizierter wird es erst bei der Verschlüsselung von Daten. Veranschaulicht wird dieser komplexe Bereich mit der einfachen symmetrischen Cäsar-Verschlüsselung, wie sie laut Überlieferung bereits der gleichnamige Feldherr verwendete. Hier ist besonders viel Konzentration gefragt, denn es muss nicht nur ein neues, sichereres Passwort statt des bisherigen Passworts „admin“ gefunden und mit der Cäsar-Scheibe codiert werden, sondern nach einem kleinen Rätsel auch eine Nachricht der DatenKraken dechiffriert werden. Diese Verschlüsselungstechnik nimmt entsprechend viel Raum innerhalb der App ein und wirkt dadurch etwas repetitiv. Für ein sicheres Passwort in der Realität ist diese Technik nicht unbedingt notwendig, sie kann jedoch dafür dienen, bei der jungen Zielgruppe ein Grundverständnis für Kryptographie zu schaffen. Anschließend folgt das zweite AR-Minispiel, in dem die Spieler*innen die durch kleine Dreiecke dargestellten Daten in eine Box feuern müssen, welche nach erfolgreicher Mission verschlossen wird. Diese AR-Elemente machen Spaß, da sie die Umgebung mit ins Spiel holen und etwas Action gefragt ist. Die Bedeutung der Verschlüsselungsaufgabe rückt nach dem Spielspaß jedoch etwas in den Hintergrund. Das dritte Kapitel gestaltet sich im Vergleich einfacher, obwohl die KryptoKids nun von den Hacker*innen angegriffen werden, die sich durch eine realitätsnah mit Rechtschreibfehlern und Dateianhang ausgestattete, betrügerische E-Mail Zugang erschlichen haben. Denn sobald einige Viren durch Drauftippen und -schießen in der Augmented Reality erledigt wurden, können die Hacker*innen endlich über ihre IP-Adresse ausfindig gemacht werden.
KryptoKids besticht mit einer kindgerechten Herangehensweise an ein komplexes Thema, das gut heruntergebrochen und dadurch für Pädagog*innen leichter vermittelbar wird. Durch den Einbau in eine narrative Ebene innerhalb des Spiels werden die sonst trockenen Inhalte nachvollziehbarer und ansprechender – wenn man die App nicht bloß durchspielt, sondern die Inhalte in einem pädagogischen Rahmen präsentiert bekommt. Darauf weisen auch die Herausgeber*innen selbst auf ihrer Webseite hin. Dort finden sich zahlreiche Begleitmaterialien, welche für den Einsatz der App zum einen nötig sind, das Erlebnis zum anderen aber auch nachhaltig erweitern können. Dazu gehören etwa Quizkarten, Marker für die AR-Elemente sowie eine ausführliche Handreichung mit ergänzenden Fragen und Gruppenspielen. Hieraus folgt auch, dass die App nicht ohne die Hilfe von Erwachsenen sinnvoll nutzbar ist, die Aufgabenstellung manchmal nur durch die Handreichung transportiert wird, und diese Vorgänge viel Vorbereitungsaufwand erfordern. Deswegen ist ihr Einsatz eher für außerschulische Aktivitäten, etwa in Jugendzentren, oder für ganze Projekttage statt in einzelnen Unterrichtsstunden denkbar.
Der App gelingt es, auf reduzierte Weise viele Bereiche des Themas Datenschutz anzusprechen und Verständnis für die Wichtigkeit von Datenschutz zu entwickeln, wobei die nachhaltige Vermittlung durch eine pädagogische Begleitung erreicht werden muss. Das integrierte Wiki ist mit kurzen, verständlichen Erklärungen ausgestattet, die eine oder andere Vokabel aus dem Spiel, wie Datensicherheit oder Geokoordinaten, taucht jedoch nicht auf. Ein mögliches Hindernis für die Verwendung der App ist, dass sie bisher nur für iOS-Geräte erhältlich ist. Die Ausstattung mit iPads ist allerdings längst nicht in allen Schulen, vor allem Grundschulen, Standard. Das Projekt bietet jedoch die Möglichkeit, Koffer mit Tablets und dem ergänzenden Spielmaterial gegen einen Aufpreis zu leihen oder auch eine*n Medienpädagog*in hinzuzuziehen. Die Mischung aus Spieleinheiten mit der App und einer genaueren Auseinandersetzung in der Gruppe verspricht viel Abwechslung und die Chance, Kinder in ihrer kompetenten Mediennutzung zu fördern. Schließlich sollte ihnen bestenfalls bereits bei der ersten Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. zumindest in den Grundzügen bewusst sein, wie sie sich und ihre Daten schützen können.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Dana Neuleitner
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publikationen
Kati Struckmeyer: Hayali, Dunja (2018). Haymatland. Wie wollen wir zusammen leben? Berlin: Ullstein. 160 S., 16,00 €.
Gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit führt das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis seit mehreren Jahren Projekte zum Thema ‚Werte in der digitalen Welt‘ durch. Ziel der Projekte ist es, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch über Hass im Netz, Werte und Regeln für ein Zusammenleben – digital wie analog – zu kommen. Den Medienprojekten, in denen diese Diskussionen durch selbsterstellte Medienproduktionen umgesetzt werden, sind Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte vorangestellt. In diesen Fortbildungen erhalten die Lehrer*innen zusätzlich zur Möglichkeit medienpraktische Erfahrungen zu sammeln, auch viele Informationen zum Thema ‚Werte in der digitalen Welt‘. Dazu gehören auch Literaturtipps, die sowohl Grundlagenwissen, als auch Inspiration und Denkanstöße sowie Beiträge zu aktuellen Debatten liefern. Hayalis Haymatland gehört seit dem Erscheinen 2018 zu diesen Tipps dazu. Hayali, die in einem kleinen Ort im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen ist, kennen viele durch ihre Funktion als Moderatorin im ZDF Morgenmagazin und im ZDF Sportstudio. Auch durch ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, wofür sie 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat sie viel öffentliche Beachtung gefunden. In ihrem Buch Haymatland schreibt sie zu Beginn über ihre Kindheit und Jugend in Nordrhein-Westfalen, als Kind irakischer Eltern, die über unterschiedliche Wege nach Deutschland gekommen waren. Sie selbst beschreibt mehrere Orte als „Heimaten“, sowohl in Deutschland, als auch – geografisch nicht festgelegt – den Orten, an denen Freunde und Familie zusammenkommen und zusammen sind. Das ist ein schöner Ansatz, um auch mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. ‚Wie viele Heimaten hast du? Was macht eine Heimat aus? Wie kann ein Ort zur Heimat werden?‘ sind Fragen, die sehr gut und kreativ in Medienproduktionen behandelt und veranschaulicht werden können, z. B. in Podcasts, kleinen Trickfilmen oder Foto-Storys. Ebenso geeignet ist Hayalis Unterscheidung nach Heimat im Kleinen (Zuhause, Schule, Sportverein) und Heimat im Großen (Stadt, Region, Land). „Das wäre eine Chance für alle, die bereit sind, eine Einladung auszusprechen: Hier, in unserer kleinen Heimat, könnt ihr eine neue finden“, und damit vielleicht auch Stück für Stück eine große Heimat. Im zweiten Kapitel geht es um den Hass, der sich in den letzten Jahren vor allem digital, aber auch in der Politik und im täglichen Umgang der Menschen miteinander breitgemacht hat. Hayali begegnet dieser Hass nicht nur digital in vielen sehr grenzüberschreitenden Nachrichten über soziale Medien und andere Kanäle, sondern auch ganz offen auf der Straße. Sie geht offensiv damit um, versucht Kontakt zu den Menschen herzustellen und mit ihnen zu reden. Auch Hayali hat dabei ihre Grenzen, wenn ihr z. B. mit Vergewaltigung, dem Tode oder Deportation gedroht wird. Gegen diese Art von Hassrede, gegen die es klare Gesetze gibt, geht auch sie auf juristischem Wege vor oder/ und blockiert die Absender*innen auf ihren Profilen. Trotzdem lässt sie die Frage nicht los, was genau solch starken Hass bei Menschen auslöst. Warum Menschen, die sich für andere und ihre Rechte engagieren, als „Gutmenschen“ verhöhnt werden, während die Hater*innen, die meist nichts tun, außer zu kritisieren und Angst zu erzeugen, immer größeren Zuspruch erfahren. In den Perspektiven-Projekten des JFF geht es immer wieder auch um die Frage, wo die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Beleidigung bzw. Hassrede verläuft. Hayali bezieht hier klar Stellung, und ihre Argumentation kann man gut mit Jugendlichen diskutieren. „Aber wer sich rassistisch äußert, ist – verdammt noch mal – ein Rassist. (…) Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber nun mal kein Alibi für menschenfeindliche Äußerungen, rassistische Beleidigungen, persönliche Verunglimpfungen und pure Lügen.“
Ihre Strategie gegen diese Entwicklungen ist der lange Weg des Einander Zuhörens, Diskutierens, des Perspektivwechsels und der Empathie. Auch bei radikalen Meinungen interessiert sie: Wie kam es dazu, dass diese Meinung sich bilden konnte? Nicht, um etwas zu entschuldigen, sondern um einen Austausch untereinander anzuregen, der im besten Falle dem Hass den Wind aus den Segeln nimmt, denn je mehr Hassrede es gebe, umso normaler werde sie und umso etablierter die Parteien und Menschen, die mit ihr argumentierten. Im dritten Kapitel „Tatsachen“ führt Hayalinoch einmal verschiedene Fakten zu Migration und Flucht zusammen. Die mehr als 19 Millionen Menschen mit Migrationskontext, die in Deutschland leben, stehen im Kontrast zu der Vorstellung vieler, die sich hartnäckig hält und sogar wächst, dass ‚fremde‘ Menschen nicht zu uns passen und wenn überhaupt, dann nur eine begrenzte Zeit hier sein sollten. Im abschließenden Kapitel „Hoffnung“ stellt Hayali fest, dass eine geschlossene Gesellschaft, wie viele, die sich um ‚ihre Heimat‘ sorgen, sie fordern, nicht mit Demokratie und Rechtsgleichheit vereinbar ist. Stattdessen spricht sie sich dafür aus, in Migrant*innen und Geflüchteten auch einen Teil der Lösung unserer Probleme – wie z. B. des Fachkräftemangels in vielen Bereichen – zu sehen. Das Problem sei dabei folgendes: „Wir haben einen großen Bedarf an ins Land kommenden Arbeitskräften, aber zu wenig legale Zuwanderungswege für Nicht-EU-Bürger.“ Noch ein anderer Punkt ist Hayali dabei sehr wichtig: „Das heißt natürlich auch, dass wir von denen, die zu uns kommen, verlangen können und müssen, dass sie sich mit uns, unseren Gepflogenheiten, unserer Geschichte, unserer Kultur, unseren Regeln auseinandersetzen. Ich erwarte von niemandem, dass er sich einfach nur assimiliert, dass er seine Religion oder seine Kultur aufgibt – warum auch? Es geht hier nicht um ‚Entweder-oder‘, es geht vielmehr um ‚Sowohl-als-auch‘.“
Das Buch bringt viele Gedanken bei den Lesenden in Gang und kommt mit einem starken Aufruf zum Haltung-Haben zum Abschluss. Haltung als grundsätzliche Sicht auf die Dinge, als „Geländer“, also auch als Hilfe, kritisch auf sich selbst zu sehen. Auch hierin zeigt sich ein sehr guter Ansatzpunkt, um mit Heranwachsenden ins Gespräch zu kommen – was ist eine Haltung, wofür brauchen wir sie, wie gehen wir mit der Haltung anderer um und wie äußern wir unsere eigene? Zusammengefasst ist Hayalis Buch für jede*n geeignet, die*der in Deutschland lebt, und noch mehr für jene, die inhaltlich mit Kindern und Jugendlichen zum Thema Werte (digital und analog) arbeiten.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtMaurice Pflug: Fuchs, Max (2020). Kunst als Erkenntnis – Ästhetik als Erkenntnistheorie? Künstlerisches und wissenschaftliches Wissen im historischen Vergleich von Wissenskulturen. München: kopaed. 241 S., 19,80 €.
In Kunst als Erkenntnis – Ästhetik als Erkenntnistheorie? diagnostiziert Max Fuchs eine unangemessene Verengung unserer zusammenhängenden Vorstellungen von Vernunft, Rationalität, Empirie, Wissenschaft und Forschung. Häufig würden diesen eng gefassten Wissensformen die Künste als „das Andere der Vernunft“ entgegengestellt. Dabei werde zugleich betont, dass auch diese zur Generierung von Wissen in Form experimentellen Erkundens, also zur Forschung, geeignet seien. Hierin erkennt Fuchs den Ansatzpunkt einer Kritik der Moderne, die er sich jedoch nicht gänzlich aneignet. Stattdessen weist er auf eine merkwürdige Spannung in dieser Vorstellung der Künste hin, die vielleicht so umschrieben werden kann, dass darin Andersartigkeit und Vernunft gleichermaßen betont werden. Hier lässt sich leicht eine Art dialektische Entwicklung denken, die etwa in den folgenden schematischen Schritten verfährt: Abgrenzung ‚der Künste‘ von ‚der Wissenschaft‘ (jeweils enggeführt); Abgrenzung ‚der Künste‘ bei gleichzeitiger Andeutung von Gemeinsamkeiten mit ‚der Wissenschaft‘; d.h. der Eigenzuschreibung gewisser Vorzüge der letzteren; Wirkliche Eigenständigkeit ‚der Künste‘ bei bestehenden Zusammenhängen mit der Wissenschaft.
Ähnliche Gedankenfiguren finden sich an zahlreichen Stellen der Arbeit – etwa bei der Gegenüberstellung von Mythos und Vernunft. Fuchs legt seiner Betrachtung dabei eine „Dynamisierung des Wissensbegriffs“ zu Grunde und verweist auf Habermas‘ Konzeption einer zielgerichteten Geschichtsschreibung. Indem er als deren Ziel das Mündigkeitsideal einer „selbstverantwortlichen Lebensführung in Freiheit“ setzt, erlangt er Zugriff auf eine Konzeption von Pädagogik als kritischer Kontrollinstanz anderer Wissensformen. In systemischer Perspektive, die der Autor mancherorts ebenfalls einnimmt, wünscht man sich allerdings eine genauere Argumentation dafür, dass gerade der pädagogische Blick auf andere Systeme eine geeignetere Beurteilungsnorm derselben abgeben soll als der Blick aus der Perspektive beliebiger anderer Systeme.
Fuchs‘ Arbeit ist hoch ambitioniert, schon weil er sich mit Erkenntnistheorie, historischer Rekonstruktion und politisch moralischer Einordnung das gesamte Programm moderner Philosophie vornimmt. Entsprechend fällt seine Abhandlung eher kursorisch aus, profitiert aber gerade in den pädagogischen Einordnungen – etwa des Evidenzbegriffs – von den ausgiebigen Hinleitungen.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Maurice Pflug
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Heusinger, Monika (2020). Lernprozesse digital unterstützen. Ein Methodenbuch für den Unterricht. Weinheim/ Basel: Beltz. 160 S., 24,95 €.
Vor gut 100 Jahren schrieben Schüler*innen noch mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Federhaltern, die sie in ein in der Schulbank eingelassenes Tintenfass tunkten, in ihre Schulhefte. Gut 50 Jahre später hielten die ersten Tageslichtprojektoren Einzug in die Klassenzimmer und im Jahr 2020 gehören digitale Medien zum Schulalltag. Lehrkräfte nutzen Beamer oder Whiteboards während Schüler*innen mit mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets lernen. Doch wie lassen sich durch digitale Medien Lernprozesse effizient unterstützen und zugleich die Lernkultur weiterentwickeln?
Intensiv hat sich mit dieser Frage die Gymnasiallehrerin Monika Heusinger befasst. Sie präsentiert in ihrer Publikation Lernprozesse digital unterstützen aufgrund ihrer Praxiserfahrung ein großes Methodenrepertoire etwa für individualisierte, kooperative oder gamebasierte Lernwege.
Für die Autorin ist der Einsatz von Drohnen im Unterricht ebenso denkbar wie gängige Ideen, wie sie etwa aus der aktiven Medienarbeit bekannt sind, darunter Erklärvideos oder Hörspiele. In kurzen prägnanten Texten werden die einzelnen Methoden vorgestellt. So zeigt sich anhand der beschriebenen Möglichkeiten, wie etwa Social Reading zum gemeinsamen Leseerlebnis beiträgt. Technische Hilfestellungen für die Medienproduktion mit Schüler*innen werden dabei jedoch nicht genannt, was gerade bei medienpädagogischen Neueinsteiger*innen die Hemmschwelle für den Medieneinsatz erhöhen kann. Was Webanwendungen und mobile Apps betrifft, nennt Heusinger aus Aktualitäts- und Werbegründen keine expliziten Beispiele. Gerade deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn sie ihren Leser*innen zumindest einige Kriterien an die Hand gegeben hätte, wo und wie sich qualitativ hochwertige Angebote finden lassen.
Nicht unberücksichtigt bleiben darf, dass das Buch neue Lernwege und -erfahrungen ermöglicht. Es ist deshalb ein hilfreicher Impulsgeber insbesondere für Lehrkräfte sowie Lehramtsstudierende aller Schularten der Sekundarstufe I und II. Alle Vermittelnden im Bereich der Erwachsenenbildung erhalten ebenfalls Anhaltspunkte für ihre Tätigkeit. QR-Codes-Links führen zu ergänzenden Informationen und anschaulichen Beispielen auf den Blog der Autorin: Lernen in der Postkreidezeit (www.monika-heusinger.info). Auch hier wird deutlich: Medien sollen nicht um ihrer Selbstwillen eingesetzt werden.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Heinrike Paulus
Beitrag als PDFEinzelansichtMaurice Pflug: Kalch, Anja/Wagner, Anna (2020). Gesundheitskommunikation und Digitalisierung. Zwischen Lifestyle, Prävention und Krankheitsversorgung. Baden-Baden: Nomos. 235 S., 32,99 €.
Die Relevanz gelingender Gesundheitskommunikation ist während der aktuellen pandemischen Lage offenkundiger denn je. Dieses besondere Ereignis spielt sich jedoch vor dem Hintergrund einer ohnehin zunehmenden Bedeutung im Kontext der Digitalisierung ab (exemplarisch sei auf das Digitale-Versorgung-Gesetz vom Dezember 2019 verwiesen). Im vorliegenden Band Gesundheitskommunikation und Digitalisierung werden zahlreiche Kommunikationsverhältnisse und Medienvermittlungen empirisch untersucht, die sich nach ihren Akteur*innen sortieren lassen: Für Ärzt*innen öffnen Digitalisierung und automatisierte Verarbeitung von Patient*innendaten, Behandlungsabläufen und Gesundheitszustandserfassungen (etwa durch Telemonitoring) neue Potenziale, langwierige Arbeitsprozesse auszulagern oder zu straffen. Sie stellen sie jedoch auch vor teils als schwerwiegend aufgefasste Herausforderungen, insbesondere bei der erstmaligen Implementierung. Zugleich wird der Austausch zwischen Ärzt*innen zunehmend durch digitale Telekonsultation geprägt. Das Verhältnis und die Kommunikation zwischen Patient*innen und Ärzt*innen verändert sich durch Bewertungsportale und die Möglichkeit, umfangreich Informationen zur eigenen Krankheit zu recherchieren. Foren können wichtige Kontaktstellen zwischen schwer Erkrankten darstellen. Soziale Netzwerke, Selftracking-Apps und -Gadgets können zu sozialem Druck, aber auch zu einem gesunden Lebensstil beitragen. Gamification ermöglicht zielgerichtete Interventionen zur Steigerung indirekter Effekte, etwa der angenommenen Selbstwirksamkeit und des Selbst-Managements zum Zwecke einer gesteigerten Adhärenz von Lebensstilmaßnahmen (etwa bei Typ 2 Diabetes mellitus).
Der inhaltliche Facettenreichtum des Bandes wird durch eine gewisse inhaltliche und methodische Sprunghaftigkeit erkauft. Einige Beiträge stoßen erst in Forschungsdesiderate vor oder sichten bereits erhobene Daten. Andere Beiträge zielen auf prägnante Fragestellungen in den oben dargestellten Beziehungen ab. Die thematisierten Potenziale und Gefahren verweisen jedoch implizit auf das Konzept der Medienkompetenz und damit auf die Relevanz medienpädagogischer Arbeit im Kontext der Gesundheitskommunikation.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Maurice Pflug
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinrike Paulus: Ulshöfer, Gotlind/Wilhelm, Monika (Hrsg.) (2020). Theologische Medienethik im digitalen Zeitalter. Stuttgart: Kohlhammer. 396 S., 29,00 €.
Jede*r hat statistisch gesehen mindestens ein Handy oder Smartphone in Gebrauch. Aus unserem digital geprägten Leben sind die mobilen Endgeräte nicht mehr wegzudenken und verändern das Kommunikationsverhalten der Mediennutzenden: Einer breiten Öffentlichkeit lassen sich etwa über Soziale Netzwerke Bilder oder Informationen für ein bisweilen nicht mehr überschaubares Publikum zugänglich machen. Begleitet wird der mediale Wandel zugleich von negativen Phänomenen wie Cybermobbing, Hate Speech oder Fake News.
In der Publikation Theologische Medienethik im digitalen Zeitalter befassen sich über 20 Wissenschaftler*innen in deutsch- und englischsprachigen Aufsätzen mit aktuellen Fragen: Wie prägt der mediale Wandel die Gesellschaft? Vor welchen herausfordernden Aufgaben stehen Medienbereiche wie Fernsehen, Film, Journalismus oder Werbung? Die Autor*innen analysieren und diskutieren mediale und digitale Entwicklungen aus medienethischer Perspektive mit einer theologischen Konnotation. Hervorzuheben ist dabei, dass sie Erfahrungen der medialen Praxis nicht aus den Augen verlieren. Aus medienpädagogischer Sicht ist vor allem der Beitrag der Theolog*innen Ines Sura und Roland Rosenstock mit den Schwerpunkten Religions- und Medienpädagogik erwähnenswert. Computerspiele sollen ihnen zufolge auch in der religiösen Bildungsarbeit eingesetzt werden, da sie „Gewissensbildung [anregen]“ und so die Persönlichkeitsbildung fördern. Bei der Lektüre des gesamten Bandes wird deutlich, welche Bedeutung Bildungseinrichtungen bei der Vermittlung eines medienethischen Bewusstseins zukommt. Die Kirchen sind hier ein potenzieller Akteur. Doch auch (medien-)pädagogische Institutionen sollten sich von dieser Handlungsaufforderung angesprochen fühlen, denn schlussendlich ist die Entwicklung von Medienkompetenz ein lebenslanger Prozess, den es zu fördern gilt. Der Sammelband ist Interessierten der Bereiche Kommunikations- und Medienwissenschaften, Journalismus sowie Theologie zu empfehlen. Für Lehrkräfte des Unterrichtsfachs Ethik der Sekundarstufe II und Studierende ist es eine hilfreiche Publikation, die fundiert Einblicke in die Grundlagen der medienethischen Forschung und Arbeit liefert.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Heinrike Paulus
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kolumne
Klaus Lutz: Geburtstagsgeschenk 4.0
Zugegeben, Geburtstagsgeschenke sind so gar nicht mein Ding. Schon als Kind wusste ich nicht, was ich meinen vier Geschwistern, meinen Eltern, den bei uns im Haus lebenden zwei Tanten und vier Großeltern schenken sollte. Mit Weihnachten, Ostern und Namenstagen (bei guten Katholik*innen war der Namenstag wichtiger als der Geburtstag) war man eigentlich ununterbrochen damit beschäftigt, Geschenke zu basteln oder zu kaufen. Mit zunehmendem Alter blieb bei der Geschenkesuche auch die Unterstützung der älteren Geschwister aus, was die Lage nicht gerade verbesserte. Ich schwor mir daher: Wenn ich erwachsen bin, werde ich diesen unsinnigen Brauch, sich etwas zum Geburtstag zu schenken, abschaffen und außerdem so lange Fernsehen schauen wie ich will.
Das mit dem Fernsehen (jetzt Netflix) hat gut funktioniert, das mit den Geschenken hat sich als schwieriger herausgestellt als gedacht. In die Hände spielte mir zwar zunächst, dass ich – nach eingehender Befragung frei nach Goethe „wie hältst du es mit der Schenkerei?“ – eine Frau geheiratet habe, die dem Brauch des Schenkens genauso ablehnend gegenübersteht wie ich. In mehreren Wellen haben wir also folglich diese (Un-)Sitte auf das absolute Minimum reduziert. Allerdings erlitten wir einen herben Rückschlag, als unser Sohn geboren wurde. Alle Verwandten und Freund*innen witterten ihre Chance, uns in den Kreis der Schenkenden und Beschenkten zurückzuholen. Ab der Geburt überschütteten sie unseren Sohn mit Geschenken: zum Geburtstag, Namenstag, Weihnachten, Ostern und bei sich sonst bietenden Gelegenheiten – natürlich in freudiger Erwartung der zweistufigen Reaktion „innige Danksagung und Gegengeschenk bei nächster Gelegenheit“. Bei vier Schwestern sowie sechs Nichten und Neffen kam das der Kettenreaktion eines Atomreaktors gleich. Wir mussten also wieder einen Geburtstagskalender einführen, um auch bloß niemanden zu vergessen, der*die unseren Sohn beschenkt hatte. Zudem vergrößerte sich natürlich unser Bekanntenkreis mit der Geburt unseres Sohnes – Eltern nebst Kindern aus Geburtsvorbereitung, Rückbildungsgymnastik, PeKiP-Gruppe, Babyschwimmen und Kita kamen hinzu. Auch Einladungen zu Kindergeburtstagen ließen nicht lange auf sich warten. Die pädagogisch bewegten Eltern erwarteten allerdings nicht nur ein Geburtstagsgeschenk für das Geburtstagskind, sondern auch kleine Geschenke für die Geschwister, damit diese sich nicht zurückgesetzt fühlten und später deshalb vielleicht auf die schiefe Bahn geraten würden. Für einen bekennenden Geburtstagsgeschenke-Besorger-Hasser ein echter Albtraum. Aber was bleibt einem bewegten spätberufenen Vater anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Mittlerweile ist mein Sohn dem Alter der Kindergeburtstage entwachsen und der Geburtstagsgeschenkewahnsinn bewegt sich wieder in verkraftbaren Bahnen. Ein wenig durchatmen konnte ich schon, als ein Teil der jüngeren Verwandtschaft dazu überging, Geschenkwünsche für ihre Kinder bei mir in Form von Amazon-Links zu hinterlegen, mit Lieferung direkt an das Geburtstagskind. Aber richtig Hoffnung, endgültig aus dieser Zwangsjacke erlöst zu werden, konnte ich neulich bei einer Geburtstagsfeier junger Menschen schöpfen: Sechs Teenager stellten sich im Kreis um das Geburtstagskind, zückten ihr Handy und überwiesen dem Geburtstagskind per Knopfdruck ihr Geburtstagsgeschenk. Das Geburtstagskind zückte ebenfalls sein Handy, überprüfte den Eingang, bedankte sich artig und die Feier konnte beginnen. Genial, dachte ich mir: Kein lästiges Nachdenken über ein geeignetes Geschenk, kein zeitaufwendiges Besorgen des Selbigen und vor allem kein lästiges Einpacken in Geschenkpapier – oder besser noch, im originellen Upcyclingmodus. Jetzt bin ich bereit, wieder in das Geburtstagsgeschenkekarussell einzusteigen. Jetzt macht Schenken wieder Spaß.
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Klaus Lutz
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Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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