2015/04: smart fernsehen
Der Diskurs um die aktuellen Entwicklungen des Fernsehens ist heterogen und bipolar. Einige läuten das ‚Ende des (linearen) Fernsehens‘ ein – andere Akteurinnen und Akteure rufen das ‚neue Fernsehen‘ aus und ein dritter Diskursstrang ist dadurch gekennzeichnet, dass hierin eine moderate Transferleistung alter Fernsehphänomene auf neue digitale Umgebungen behauptet wird. Grundsätzlich gestaltet sich der Wandel des Fernsehens im digitalen Zeitalter dynamischer denn je und es kommt zu folgenreichen Ausdifferenzierungen und Konvergenzen. Es ist ein Wandel, der die „technischen, kulturellen, medialen und institutionellen Voraussetzungen dessen, was als Fernsehen bezeichnet wird, grundlegend umzuwälzen scheint“ (Köhler/Keilbach 2012, S. 5). Zeitversetztes Fernsehen aus dem linearen Programm sowie zeit- und ortsunabhängiger Abruf von vornherein non-linearen audiovisuellen Angeboten kennzeichnen die neuere Fernsehlandschaft (vgl. Groebel 2014). Die Nutzungswege sind vielfältiger und die Endgeräte kleiner und mobiler geworden (vgl. Stark 2006), das Programmangebot ist ausdifferenzierter denn je. Ob es sich nun um Novitäten, partielle Innovationen oder Adaptionen bekannter Phänomene des linearen Fernsehens handelt, für die Rezeptionsforschung und den Bereich der Medienkompetenzentwicklung und -förderung ergeben sich gänzlich veränderte Herausforderungen. merz 4/2015 bietet die Möglichkeit zur Reflexion über Implikationen, die sich für die medienpädagogische Begleitung der Fernsehnutzung von Kindern und Jugendlichen ergeben.
aktuell
Cornelia Pläsken: Kinder in der digitalen Welt
Das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) hat die vom SINUS-Institut Heidelberg durchgeführte DIVSI U9-Studie – Kinder in der digitalen Welt veröffentlicht. In der Studie geht es um die Betrachtung der Zugangsweisen und Zugänge zum Internet von Kindern im Alter von drei bis acht Jahren – sowohl aus ihrer Perspektive als auch aus Elternsicht. Das Forschungsvorhaben wurde in einem Zwei-Phasen- Modellumgesetzt. In der ersten Phase wurde eine qualitative Vorstudie durchgeführt. In der zweiten Phase wurden mithilfe quantitativer Methoden 1.832 Eltern von Drei- bis Achtjährigen und 1.029 Sechs- bis Achtjährige repräsentativ befragt. Laut der Studie nutzen zehn Prozent der Drei-, knapp ein Drittel der Sechs- und 55 Prozent der Achtjährigen das Internet. Sobald Kinder in die Schule kommen, wird der Computer für ihren medialen Alltag zunehmend wichtiger.
Die Nutzung von Medien wie Smartphones, Laptops oder Spielekonsolen wie auch der Gerätebesitz ist vom Einkommen der Eltern unabhängig. Weiter zeigt sich, dass die digitale Lebenswelt der Eltern einen Einfluss darauf hat, wie intensiv Kinder online sind: 53 Prozent der Sechs- bis Achtjährigen, deren Eltern zum internetaffinen Milieu der ‚Digital Souveränen‘ zählen, jedoch nur 20 Prozent derselben Altersgruppe aus dem Milieu der ‚Internetfernen Verunsicherten‘ nutzen das Internet. Beim Thema Medienerziehung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der formale Bildungsgrad der Eltern auf den medialen Umgang der Kinder Einfluss nimmt.
Auch spielt die mediale Sicherheit für Eltern durchaus eine Rolle. 57 Prozent aller befragten Eltern sprechen mit ihren Kindern über den Umgang mit persönlichen Informationen. Etwa die Hälfte der Eltern verwendet Kinder- und Jugendschutzsoftware, um ihre Kinder vor gefährdenden Inhalten im Internet zu schützen. Dennoch wünschen sich die Eltern (noch) mehr Informationen rund um die Gefahren und Risiken, die das Internet für ihre Kinder bereithält.
Cornelia Pläsken: Europäische Plattform zur Förderung von Lese- und Schreibkompetenz
Die europäische Literacy-Plattform des Netzwerks European Literacy Policy Network (ELINET) ist gestartet. Konzipiert und gegründet wurde sie von der Stiftung Lesen zusammen mit 78 anderen Organisationenaus ganz Europa, da 75 MillionenErwachsene in Europa eine unzureichende Lese- und Schreibkompetenz besitzen. Ziel der Plattform ist es, dem entgegenzuwirken sowie auf die Bedeutung von Lese- und Schreibförderung hinzuweisen. Ebenso soll die Zahl der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die nicht richtig lesen und schreiben können, reduziert und gleichzeitig die Freude am Lesen (wieder) gesteigert werden.
Die Plattform beschäftigt sich nebem dem Lesen und Schreiben auch mit Medienkompetenz über alle Altersgruppen und Bildungsbereiche hinweg. Medienkompetenz wird dabei als eine der acht Schlüsselkompetenzen benannt, über die alle europäischen Bürgerinnen und Bürger verfügen sollten. Auch Praxisbeispiele aus ganz Europa sind auf der Plattform zu finden. Sie dürfen und sollen dort durch weitere praktische Erfahrungen ergänzt werden – um die Arbeit des Netzwerks voranzutreiben. Auch sind europäische Forschungsergebnisse auf ELINET integriert, um die thematischen Erkenntnisse des Kontinents gebündelt abrufbar zur Verfügung zu stellen. Das Netzwerk ELINET schafft somit einerseits die Möglichkeit zur Vernetzung und Unterstützung für diejenigen, die die europäische Literacy-Politik voranbringen möchten und andererseits Aufklärung und Informationsgewinn im Bereich Lese- und Schreibkompetenz.
Cornelia Pläsken: Kompetent in digitale Spielwelten abtauchen
Mitte Juni 2015 ist der Startschuss für die Online-Kompetenzplattform digitale-spielewelten. de gefallen – ein Projekt des Instituts Spielraum der Fachhochschule Köln in Kooperation mit der Stiftung Digitale Spielekultur. Unterstützt wird die Plattform vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware. Ziel der Plattform ist es, Erfahrungen, Materialien und alles Weitere rund um die digitale Spielekultur zu sammeln und interessierten Akteurinnen und Akteuren zur Verfügung zu stellen. Das Besondere an diesem Online-Angebot: Nicht nur Institutionen, sondern jede bzw. jeder kann seine Erfahrungen teilen. Es sind bereits jetzt zahlreiche medienpädagogische Projekte und Materialien online. Diese sind sowohl inhaltlich als auch institutionell betrachtet unterschiedlich und decken damit eine große Bandbreite ab.
Beispielprojekte sind GamesLab vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, Lego®+Minecraft vom Infocafe Neu-Isenburg und PLAY – Festival für kreatives Computerspielen von der Initiative Creative Gaming e. V. Im Bereich ‚Materialien‘ stehen Unterrichtseinheiten, Arbeitsblätter und Infomaterial zur Verfügung, wie Dateien des Projekts Dein Spiel. Dein Leben– Find your level! oder Buttonvorlagen zum Rollenspiel auf der gamescom. Unter ‚Magazin‘ sind Rezensionen, Termine oder auch Beiträge zum Thema digitale Spielekultur zu finden.
Katrin Fleischmann: Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren
Da Tablets wegen ihrer intuitiven Bedienung einen leichten Einstieg in die digitale Welt bieten können, hat die Stiftung Digitale Chancen mit Unterstützung der E-Plus Gruppe das Projekt „Tablet PCs für Seniorinnen und Senioren“ gestartet. Ziel des Projekts ist die Integration insbesondereder älteren Menschen ab 65 Jahren in die heutige digitale Gesellschaft. An dem Projekt, das von Anfang 2012 bis Ende 2014 durchgeführt wurde, haben bundesweit 39 Einrichtungen teilgenommen. Parallel wurde eine Evaluation durchgeführt, die auf die Besonderheiten der jeweiligen Einrichtung abgestimmt war. Fünf Faktoren wurden bei der Dokumentation der Nutzungserfahrungen berücksichtigt: Nutzungsverhalten, genutzte Inhalte, Nutzungsdauer bzw. -intensität, Motivation und Lernbereitschaft. An den quantitativen Befragungen haben insgesamt 180 Personen teilgenommen.
Zwar hatten zwei Drittel schon Erfahrung im Umgang mit Computern – der Großteil jedoch nutzte zum ersten Mal ein Touchscreen-Gerät. 57 Prozent der Teilnehmenden gaben an, zunächst Probleme bei der Nutzung gehabt zu haben: Primär gab es Schwierigkeiten bei der Navigation über den Touchscreen und der Eingabe über die virtuelle Tastatur. Ergebnisse der Evaluation lassen vermuten, dass Unterstützung bei der Gerätenutzung die Motivation und Lernbereitschaft steigert. Grundsätzlich werden die Geräte individuell genutzt, nach den eigenen Interessen und Bedürfnissen ausgerichtet. Das spricht für den Einsatz von Standart-Geräten, eine spezielle seniorentaugliche Software ist für die Zielgruppe nicht nötig. Begleitend ist eine Broschüre für ältere Menschen entstanden, die Bedienung und Nutzungsmöglichkeiten des Tablets erläutert. Diese und eine ausführliche Projektbeschreibung stehen online zur Verfügung.
Nina Oberländer, ichMOOC Volkshochschule Bremen
ichMOOC ist ein offener Kurs der Bremer und der Hamburger Volkshochschule sowie der Fachhochschule Lübeck – für alle, die ihre Online-Identität bewusster und zielgerichteter gestalten möchten. MOOC steht für ‚Massive Open Online Course‘, es bedeutet, dass viele Menschen gemeinsam online lernen. Häufig – so auch in diesem Fall – sind MOOCs für die Teilnehmenden kostenfrei. Katrin Fleischmann hat mit Nina Oberländer, der Bootsfrau der MS ichMOOC gesprochen.
merz:Die MS ichMOOC stach Mitte Mai 2015 in See, eingelaufen in den Heimathafen ist sie vier Wochen später. Betreut wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während dieser Zeit von Steuermann Joachim Sucker, von der Volkshochschule Hamburg, und von Ihnen als Bootsfrau. Was steckt hinter dieser Symbolik?
Oberländer: Es ist total wichtig, dass unsere Teilnehmenden sich wohlfühlen. Das geht leichter, wenn sie eine Vorstellung davon haben, wo sie sich gerade bewegen. Wenn du ein Bild im Kopf hast, kannst du dich einfach besser positionieren. Das gilt gerade bei einem Thema wie „Mein digitales Ich“. Dieses Thema ist wahnsinnig abstrakt, da ist es wichtig, eine Metapher zu finden, die uns als Gruppe zusammenführt. Die Kreuzfahrt soll signalisieren, dass wir relativ gleichberechtigt sind und dass der ichMOOC eine Reise ist, bei der wir Eindrücke sammeln und nicht mit vorgefertigten Antworten kommen.
merz: Welche Inhalte erwarten Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer des ichMOOCs und an wen richtet sich der Kurs?
Oberländer: Der Kurs richtet sich an all diejenigen, die bewusster im Internet unterwegs sein möchten. Es geht letztendlich darum, wie man mit den ganzen Spuren, die man – bewusst oder unbewusst – im Internet hinterlässt, umgehen kann. Was für ein Bild entsteht von mir als Person, in den Netzwerken auf den Webseiten, wenn ich über Google gesucht werde? Wie kann ich dieses Bild möglichst gezielt gestalten oder zumindest verstehen, was da passiert? Der ichMOOC ist ein Angebot im Bereich der digitalen Grundbildung, da gibt es allgemein noch nicht so viel. Wir hatten nicht die Motivation, Personen voranzutreiben, die sowieso schon professionell im Netz unterwegs sind. Der Kurs ist für Menschen, die das Internet bereits nutzen oder es gerne stärker nutzen wollen, sich aber in einigen Bereichen unsicher sind.
merz: ichMOOC ist ein Gemeinschaftsprodukt der Bremer und Hamburger Volkhochschule sowie der Fachhochschule Lübeck. Volkshochschulen sind grundsätzlich eigenständige Einrichtungen: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Oberländer: Schon regional lag die Zusammenarbeit von Bremen und Hamburg recht nahe, auch Lübeck liegt im Norden und ist eine Hansestadt. Im Moment hängt die Kooperation noch am persönlichen Engagement einzelner Personen – ich hoffe aber, dass das anders wird. Joachim kenne ich persönlich und auch beruflich hatten wir schon miteinander zu tun. Grundsätzlich haben wir ähnliche Ansichten, was die Ausrichtung von Volkhochschulen angeht. Hier in Bremen wäre das Projekt ohne die Rückendeckung meiner Chefin, die mich dieses Projekt sehr freizügig hat durchführen lassen – und dass, obwohl wir sehr knapp mit den Ressourcen sind, so natürlich nicht gegangen.
merz: Die diese Problematik in der Kurskonzeption angegangen?
Oberländer: Ich finde das ist gar keine Problematik. Ich selbst habe schon bei Online-Kursen mitgemacht, bei denen ich nicht wirklich aktiv war und trotzdem vom Kurs profitiert habe. Ich habe viel gelesen, aber keine Aufgaben gemacht – ich war eine sogenannte Lurkerin. Vor allem in der Erwachsenenbildung ist es wichtig, dass wir es den Menschen selbst überlassen, für welchen Lernweg sie sich entscheiden. Wenn sich die Teilnehmenden für einen MOOC angemeldet haben, ist eine erste Hürde genommen, denn sie haben sich mit dem Thema – zumindest im Kopf – schon mal beschäftigt. Und wenn sie aus dem MOOC nicht alles mitnehmen, was auszuschöpfen ist, dann werden sie das vielleicht beim nächsten Mal tun. Ich glaube, dass man Lernwege nicht linear vorzeichnen kann.
merz: Neben Lernvideos und Diskussionsforen gibt es im Kurs „Mein digitales Ich“ auch sogenannte MOOCbars – was genau verbirgt sich dahinter?
Oberländer: Über den gesamten Kurszeitraum hatten wir drei dieser MOOCbars: Zu festen Terminen haben sich in ganz Deutschland an 35 verschiedenen Orten Teilnehmerinnen und Teilnehmer getroffen. Es gab jeweils ein Interview, das per Livestream übertragen wurde, und darüber konnte dann im Chat und vor Ort diskutiert werden. Zum einen wollten wir dadurch den Kurs greifbarer machen und eine größere Bindung erreichen. Zum anderen sind MOOCbars ein Weg, die digitale Hürde ein wenig zu ebnen. Es gibt ja viele Menschen, die nicht so online-affin sind und kein Gefühl dafür haben, in welcher Art Öffentlichkeit sie sich bewegen, wenn sie in Netzwerken unterwegs sind. EinigeMenschen sind eher ängstlich und können an dem großen Bereich der digitalen Teilhabe nicht teilnehmen, weil sie die ersten Schritte nicht alleine machen können. Wir hatten in den MOOCbars tatsächlich Menschen, die in die Veranstaltung gekommen sind, obwohl sie sich noch gar nicht digital beim ichMOOC angemeldet hatten. Sie wollten erstmal den Präsenzkontakt. Die MOOCbars haben also eine Doppelfunktion, sie sollen den Einstieg erleichtern und die Identifizierung mit dem Kurs unterstützen.
merz: Der gesamte Kurs steht unter der Creative Commons Lizenz CC BY 3.0 DE. Weshalb diese Entscheidung, den kompletten Kurs als freie Bildungsressource anzubieten?
Oberländer: Die Fachhochschule Lübeck arbeitet zum großen Teil so in den MOOCs, die sie produziert. Jöran Muuß-Merholz, der an der Konzeption maßgeblich beteiligt war, ist das auch ein großes Anliegen. Deshalb war der Schritt dahin nicht weit. Gleichzeitig ist es unser klares Statement für offene Bildungsressourcen.
merz: Wie wird die Reise der MS ichMOOC weitergehen?
Oberländer: Es wird sicherlich nicht die erste und gleichzeitig letzte Reise gewesen sein. Wir sind gerade in den Überlegungen, wie man die Inhalte für andere Zielgruppen anpassen kann. Momentan gibt es noch kein konkretes Datum für den nächsten Kursstart, aber ichMOOC wird noch einmal laufen. Informationen, wann es wieder einen Kurs gibt, gibt es ab Herbst auf unserer Webseite: mooin.oncampus.de.
Cornelia Pläsken & Mina Mittertrainer: Do Not Track – Web-Doku-Serie über Internet-Tracking
Rund um Internet-Tracking und das Geschäft mit persönlichen Daten dreht sich die Web-Doku- Serie Do Not Track. Das internationale Projekt wird von der französischen Produktionsfirma Upian in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk, arte und dem National Filmboard of Canada realisiert. Es soll Internetnutzenden verdeutlichen und greifbar machen, wie ein zweites Ich in der digitalen Welt entsteht, das nicht vom Individuum selbst, sondern von Algorithmen gesteuert wird. Um ein Beispiel für Online-Tracking zu erleben, kann man sich auf der Webseite mit der eigenen E-Mail-Adresse anmelden; damit in später rezipierten Folgen auf die vorherigen Daten zurückgegriffen und Zusammenhänge erstellt werden können. Die Besonderheit der Web-Doku ist, dass Nutzende interaktiv mitmachen. In jeder Episode werden Fragen gestellt, die direkt beantwortet werden müssen. Die Antworten werden exemplarisch verwendet, um die vorher genannten Phänomene zu veranschaulichen. Do Not Track besteht insgesamt aus sieben Folgen, die seit 15. Juni alle online abrufbar sind. In Morgenrituale, dem ersten Video, geht es darum, wie wir auf unseren Lieblingsseiten im Internet von Trackern gescannt werden – und wie diese anschließend mit den gesammelten Informationen Geld verdienen. Der interaktive Teil dieser Folge ist, dass Angaben zur Lieblings-Nachrichten- und -Unterhaltungswebeseite gemacht werden können.
So wird aufgezeigt, wie mithilfe von Cookies Informationen ausgetauscht werden (können). Breaking Ad beschäftigt sich mit der Frage, ob das World Wide Web ohne Tracking-Funktion möglich wäre. Ich „like“, also bin ich dreht sich um den Gefällt mir-Button auf Facebook und die damit preisgegebene Menge an Daten, Futter für Versicherungen oder Banken. Der Spion in Ihrer Tasche behandelt Hintergrundaktivitäten und das Datensammeln von Apps. Big Data: die Welt der Algorithmen zeigt, was mit Big Data Nützliches wie auch Überflüssiges gemacht wird. Die Ich-Zeitung widmet sich der Nachrichtenauswahl im Internet und Um die Zukunft zu ändern, hier klicken beschreibt Szenarien, durch die Datensammelei eintreten könnten. Durch die internationale Zusammenarbeit stehen die Videosin unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung, beispielsweise in Englisch oder Französisch. Auch die Werkstatt-Community webhelm – ein Kooperationsprojekt des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und der Aktion Jugendschutz, LandesarbeitsstelleBayern e. V. – stellt online Informationen zum Thema Datenschutz bereit.
Auch bietet webhelm Workshops und Veranstaltungen an, in denen Jugendliche, pädagogische Fachkräfte und Eltern fachlich fundiert an das Thema herangeführt werden und ihr Wissen direkt praktisch umsetzen. Dabei werden Fähigkeiten im technischen Umgang mit Medien vermittelt, eine Reflexion der Mediennutzung angeregt sowie der pädagogische und erzieherische Umgang damit diskutiert: Warum ist Datenschutz auch für ‚normale‘ Menschen wichtig? Wie kann man sich vor Trackern schützen? Wie schafft man es, das Internet trotz dieser Datenkraken kompetent und ohne große Einschränkungen zu nutzen?
Beitrag aus Heft »2015/04: smart fernsehen«
Autor: Cornelia Pläsken, Mina Mittertrainer
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thema
Karin Knop: Neues Fernsehen?! – Neues Fernsehverhalten!? Aktuelle Wandlungsprozesse des Fernsehens
Der Diskurs um die aktuellen Entwicklungen des Fernsehens ist heterogen und bipolar. Einige läuten das ‚Ende des (linearen) Fernsehens‘ ein – wie jüngst etwa Netflix-Chef Reed Hastings (vgl. Spiegel Online 2015). Andere Akteure (u. a. Groebel 2014) rufen das ‚neue Fernsehen‘ aus und ein dritter Diskursstrang ist dadurch gekennzeichnet, dass hierin eine moderate Transferleistung alter Fernsehphänomene auf neue digitale Umgebungen behauptet wird. Herbert Schwaab (2012) plädiert dafür, die genuinen Leistungen des linearen, traditionellen Fernsehens und Phänomene wie beispielsweise das Flow-Erleben und Zappen systematisch den neuen Rezeptionsmodi des Onlinefernsehens analysierend gegenüberzustellen und geht von fundamentalen Unterschieden aus. Er konstatiert einen „Exzess der Anpassung an eigene Wünsche […]. Der neue Betrachter will alles zu jeder Zeit“ (Schwaab 2012, S. 117). Karin van Es und Eggo Müller (2012) attestieren dem Fernsehen eine hohe Fähigkeit, sich an die neuen technologischen und kulturellen Bedingungen anzupassen. Bleicher (2012) hingegen geht von Übertragungsbemühungen alter Phänomene auf neue Formen der Bewegtbildkommunikation aus und stellt fest: „Der Begriff Fernsehen wird also auf etwas übertragen, das überhaupt kein Fernsehen im traditionellen Sinn ist“ (S. 110). Erweitert man den Fokus auf die vordigitale Fernsehära, so ist festzustellen, dass das Fernsehen bereits in den 1980er-Jahren auf die Flexibilisierung der Zeitstrukturen und den Trend zur Individualisierung reagiert hat. „Eine nor mativ (öffentlich-rechtliches Fernsehen) bzw. ökonomisch (privates Fernsehen) gewünschte Maximierung der Zuschauerzahlen wurde über drei Strategien erreicht“ (Jandura 2014, S. 182).
Zunächst durch die Erweiterung der Programmvielfalt durch zusätzliche Fernsehkanäle, in einem zweiten Schritt über die Erweiterung des Programmangebots auf 24 Stunden Sendevolumen pro Tag und drittens und neueren Datums durch die Anpassung der Programmstrukturen an die flexibleren zeitlichen Tagesabläufe, durch das zeitversetzte Fernsehen. Im digitalen Zeitalter gestaltet sich nun der Wandel des Fernsehens dynamischer denn je und es kommt zu folgenreichen Ausdifferenzierungen und Konvergenzen. Es ist ein Wandel, der die „technischen, kulturellen, medialen und institutionellen Voraussetzungen dessen, was als Fernsehen bezeichnet wird, grundlegend umzuwälzen scheint“ (Köhler/Keilbach 2012, S. 5). Zeitversetztes Fernsehen aus dem linearen Programm sowie zeit- und ortsunabhängiger Abruf von vornherein non-linearen audiovisuellen Angeboten kennzeichnen die neuere Fernsehlandschaft (vgl. Groebel 2014). Die Nutzungswege sind vielfältiger und die Endgeräte kleiner und mobiler geworden (vgl. Stark 2006), das Programmangebot ist ausdifferenzierter denn je. Vielfältige Labels wie TV 2.0, MeTV und Social TV kursieren.
Fragen danach, ob das traditionelle Fernsehen und seine Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft noch die gleichen, gemeinschaftsstiftenden Qualitäten hat wie das ‚alte‘ Fernsehen oder ob es nur noch das narzistische MeTV gibt, prägen die Auseinandersetzung innerhalb der Scientific Community. Frei nach dem Motto „My time is prime time“ (de Buhr/Tweraser 2010, S. 81) findet die zeitunabhängige, individualisierte Nutzung statt. Sind es nunmehr gänzlich neue Gemeinschaftsformen, die sich durch das Zusammenfinden von Gruppen mit ähnlichen Profilen und Vorlieben in sozialen Online-Netzwerken konstituieren und damit eine (enge) Bindung zu beliebten Formaten und Angeboten aufbauen? Kann durch die Integration der Kommunikationspotenziale sozialer Medien die verlorene Sozialität des Fernsehens zurückgewonnen werden? Wie haben sich Partizipationsformen verändert? Welche spezifische Qualität hat das „viewsing“ (Harries 2002, S. 172), worunter Formen der Interaktion und Partizipation verstanden werden, die durch die Konvergenz von Fernsehen und digitalen Medienentstehen? Handelt es sich dabei tatsächlich um neue Partizipationsformen oder doch letztlich in Form des Social TV um einen senderseitigen Versuch, die Fernsehzuschauenden auf die linearen Zeitstrukturen zu binden? Sind es bedeutsame Veränderungen, wenn man statt zu bügeln während des linearen Fernsehens nunmehr bei der Rezeption non-linearen Online-TVs parallel eine Amazon- Bestellung vornimmt und Phänomene des Multi-Screenings zur Aufmerksamkeitssplittung beitragen, während es vormals Parallelgespräche oder parallele Alltagshandlungen waren, die die ungeteilte Aufmerksamkeit vom Fernsehbildschirm abgezogen haben? Werden neue Formen der Medienkompetenz gebraucht? Benötigen Rezipierende andere Formen der Selbstregulationsfähigkeit in Zeiten, in denen die Nutzung des gerade favorisierten TV-Angebots in Form des Binge Watching theoretisch möglich ist? Benötigen wir neue Konzepte der Medienkunde, innerhalb derer legale und illegale Streamingformen thematisiert werden und ein Bewusstsein für geistiges Eigentum und die Herstellung kultureller Güter ausgebildet wird? Braucht es spezifischere Decodierungsfähigkeiten, wenn durch Genrehybridisierung der dokumentarische Charakter und Realitäts- bzw. Inszenierungsgrad von Fernsehinhalten wie Scripted Reality nicht mehr zweifelsfrei bestimmt werden kann? Fragen, auf die es auf Basis des derzeitigen Forschungsstands noch keine verbindlichen und eindeutigen Antworten geben kann. Ob es nun um Novitäten, partielle Innovationen oder Adaptionen bekannter Phänomene des linearen Fernsehens handelt, fraglos ist jedenfalls, dass sich für die Rezeptionsforschung und den Bereich der Medienkompetenzentwicklung und -förderung gänzlich veränderte Herausforderungen durch den Wandel des Fernsehens ergeben, denen es zu begegnen gilt.
Die vorliegende Ausgabe von merz bietet die Möglichkeit zur Reflexion darüber, welche Implikationen sich für die medienpädagogische Begleitung der Fernsehnutzung von Kindern und Jugendlichen ergeben. Jo Groebel befasst sich mit den aktuellen Entwicklungen des Fernsehens und gibt Prognosen zu künftigen Veränderungen ab. Das in digitale Umgebungen eingebundene Fernsehen befindet sich in einer flexiblen Wechselbeziehung zwischen traditionellen Inhalten und neuen Anwendungen sowie Kommunikationsplattformen. Wie auch beim lineare Fernsehen werden die Präferenzen der Nutzenden von physiologischen, emotionalen, kognitiven und sozialen Prozessen gesteuert. Der Autor geht der Frage nach, wie sich die Ausdifferenzierungen auf Inhaltsseite und Zugangswegen auf das spezifische und ebenfalls stark differierende Seh- respektive Nutzungsverhalten auswirkt und stellt – basierend auf einer Befragung von 1.000 Zuschauenden– eine neue Fernsehtypologie auf. Die Medienwissenschaftler Sven Stollfuß und Felix Kirschbacher nehmen im Diskurs um aktuelle Fernsehentwicklungen eine historisierende Perspektive ein und fokussieren sich auf die jüngsten Entwicklungen der (TV-)Serie. Ausgehend von einer Betrachtung der US-amerikanischen Senderlandschaft seit den 1980er-Jahren zeichnen sie die Umstrukturierungsprozesse nach, die folgenreich für die Novitäten im Bereich der fiktionalen Fernsehserien waren und schließlich in einem Serienmarkt münden konnten, bei dem es genuin für die Online-Ausstrahlung produzierte Serien gibt. Welche textuellen und ästhetischen Strukturveränderungen damit einhergehen und welche novellierten Nutzungsweisen – beispielsweise das Flexible Binge Watching – resultieren, wird von den Autoren herausgearbeitet. Einer dominanten und inhaltlich folgenreichen Novität des klassischen respektive linearen Fernsehens widmet sich die Genderforscherin MargrethLünenborg, indem sie das seit den 1990er-Jahren aufkommende Hybridgenre RealityTV als kostengünstiges, international gehandeltes Fernsehangebot beschreibt, dass einen dominanten Beitrag zur sich stetig ausdifferenzierenden und kommerzialisierten Sendelandschaft darstellt.
Die Autorin liefert Gründe für die Attraktivität dieses problematischen Genres gerade für ein junges Publikum und stellt das Potenzial der Sendungen innerhalb der Aushandlungsprozesse von Verhaltensweisen und eigenen Handlungsoptionen und der beständigen Neuverhandlung gesellschaftlicher Normen und Werte heraus. Die Perspektive des Jugendmedienschutzes bringt Claudia Mikat, Vorsitzende des Prüfausschusses der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen ( FSF), ein. Im Gespräch mit Swenja Wütscher hebt sie auf die Notwendigkeit der Kooperationzwischen FSF und Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia (FSM) ab und hebt hervor, dass die Prüfung von Fernsehangeboten nicht mehr auf den Bereich des linearen Fernsehens beschränkt bleiben kann. Sie macht sehr deutlich, dass die Arbeit der FSF ausschließlich auf die Analyse und Bewertung von Inhalten beschränkt ist. Die Berücksichtigung von Wandlungstendenzen innerhalb der Zuschauerschaft – wie Phänomene des Binge Watching im Bereich fiktionaler Serien oder die je unterschiedlich stark ausgeprägte Kompetenz des Publikums bei der Einschätzung des Inszenierungsgrades beispielsweise von Scripted Reality-Formaten – bleiben aus Perspektive der FSF beinahe ausgeklammert.
Die Medienwissenschaftlerin Claudia Wegener wendet sich den Formen und Modi des Second-Screenings – der gleichzeitigen Nutzung unterschiedlicher Bildschirmmedien – zu und entwirft eine Systematik der unterschiedlichen Formen bis hin zum Multi-Screening. Sie empfiehlt Programmanbietern – als Ausweg aus dem Aufmerksamkeitsdilemma – den Second-Screen als Bestandteil des Sendekonzeptes zu verstehen und konzeptionell einzubinden, damit sich Nutzende auch weiterhin mit dem Programm auseinandersetzen und mit Inhalten interagieren, die das Fernsehprogramm ergänzen. Basierend auf der Auswertung von Gruppendiskussionen mit 43 Rezipierenden im Alter von 15 bis 25 Jahren werden empirische Befunde zum Phänomen des Second- und Multi-Screening generiert. Erkenntnisse zu neuen Fernsehzugangswegen und Veränderungen durch die Nutzung nonlinearen Fernsehens werden auch im Gespräch von Karin Knop mit FLIMMO-Redakteurin Nadine Kloos deutlich. Aus medienpädagogischer Perspektive nimmt sie eine Einschätzung zu den mit der Digitalisierung des Fernsehens einhergehenden Potenzialen und Herausforderungen für Eltern und Kinder vor. So bieten zeitversetzte Nutzungsmöglichkeiten eine erhöhte Flexibilisierung und Unabhängigkeit von Ausstrahlungszeiten, während gleichzeitig die altersspezifische Eignung von digitalen Bewegtbild-Angeboten zunehmend schwerer einzuschätzen ist und der Schutz vor ungeeigneten Inhalten höheres Engagement und zum Teil technische Kompetenzen seitens der Eltern erfordert. Außerdem skizziert sie auf Basis der langjährigen Programmbeobachtungen des FLIMMO die relevantesten Fernsehentwicklungen der letzten Jahre.
Literatur:
Bleicher, Joan (2012). Der Begriff Fernsehen wird auf etwas übertragen, das überhaupt kein Fernsehen ist. Joan Bleicher über altes und ‚neues‘ fernsehen. In: Montage AV, 21 (1), S. 109–114.
Buhr, Thomas de/Tweraser, Stefan (2010). My Time is Prime Time. In: Beißwenger, Achim (Hrsg.), YouTube und seine Kinder. Wie Online-Video, Web TV und Social Media die Kommunikation von Marken, Medien und Menschen revolutionieren. Baden-Baden: Nomos, S. 69–92.
Harries, Dan (2002). Watching the Internet. In: Harries, Dan (Hrsg.), The New Media Book. London: British Film Institute, S. 171–182.
Jandura, Olaf (2014). Der Erfolg zeitversetzter Fernsehnutzung im Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung. In: Wimmer, Jeffrey/Hartmann, Maren (Hrsg.), Medienkommunikation in Bewegung. Wiesbaden: Springer VS, S. 173–188.
Köhler, Kristina/Keilbach, Judith (2012). Editorial. In: Montage AV, 21 (1), S. 1–9.
Schwaab, Herbert (2012). Ich weiß ja nicht, was ich suche. Betrachtungen zu Flow, Segmentierung, liveness und Subjektivität des Fernsehens im Internet. In: Montage AV, 21 (1), S. 115–132.
Spiegel Online (2015) Streamingdienst: Netflix-Chef hält klassisches Fernsehen für Auslaufmodell. www.spiegel. de/wirtschaft/unternehmen/netflix-chef-hastings-prophezeit- ende-des-fernsehens-a-1033037.html [Zugriff: 05.07.2015].
Stark, Birgit (2006). Fernsehen in digitalen Medienumgebungen. Eine empirische Analyse des Zuschauerverhaltens. München: Fischer. van Es, Karin/Müller, Eggo (2012). THE VOICE: Über das ‚Soziale‘ des sozialen Fernsehens. In: Montage AV, 21 (1), S. 63–84.
Jo Groebel: Fernsehen im 21. Jahrhundert
Lineare und nicht-lineare Fernsehangebote existieren mit jeweils hohem Interesse von Seiten der Zuschauerinnen und Zuschauer nahezu gleichberechtigt nebeneinander, erfüllen aber jeweils spezifische situative und stimmungsbezogene Funktionen. Künftiges Fernsehen ist zudem eingebettet in eine digitale Umgebung mit einer flexiblen Wechselbeziehung zwischen traditionellen Inhalten und neuen Anwendungen sowie Kommunikationsplattformen. Die Präferenzen der Nutzenden werden dabei gesteuert von physiologischen, emotionalen, kognitiven und sozialen Prozessen. Zu diesen Themen werden aktuelle Studien vorgestellt und eine neue Fernsehtypologie auf Basis empirischer Ergebnisse des Autors beschrieben.
Literatur:
ARD/ZDF-Onlinestudie (2014). Frankfurt: Media Perspektiven.
Beland, Louis-Philippe/Murphy, Richard (2015). Ill Communication: Technology, Distraction & Student Performance. CEP Discussion Paper 1350. Centre for Economic Performance.
Groebel, Jo (2015). TV-Sender wie Faxgeräte. www.digitalfernsehen. de/Groebel-TV-Sender-wie-Faxgeraete-ist- Bloedsinn.127736.0.html [Zugriff: 17.06.2015].
Groebel, Jo (2014). Das neue Fernsehen. Wiesbaden: Springer VS.
Groebel, Jo/Noam, Eli/Feldmann, Valerie (Hrsg.) (2006). Mobile Media. Mahwah: Lawrence Erlbaum.
Krachten, Christopher (2015). Klassisches Fernsehen gibt‘s noch maximal fünf Jahre. www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ netzwirtschaft/mediakraft-gruender-christoph-krachtenim- gespraech-13633030.html [Zugriff: 17.06.2015].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2015a). JIM-Studie 2014. Jugend, Information, (Multi-)Media. Stuttgart.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2015b). miniKIM 2014. Kleinkinder und Medien. Stuttgart.
Noam, Eli/Groebel, Jo/Gerbag, Darcy (Hrsg.) (2004). InternetTelevision. Mahwah: Lawrence Erlbaum.
Screen Digest (2012). Advertising in the Future. London: Daniel Knapp.
Statista (2015). Durchschnittliche tägliche Fernsehdauer in Deutschland. de.statista.com/statistik/daten/studie/ 222521/umfrage/taeglitae-fernsehdauer-nach-altersgruppen- quartalszahlen [Zugriff: 17.06.2015].
Wadhawan, Julia (2015). Mach, dass es aufhört: Vom Binge-Watching zum Purge-Watching. meedia. de/2015/04/27/mach-dass-es-aufhoert-vom-binge-watching- zum-purge-watching [Zugriff: 17.06.2015].
Zillmann, Dolf (1988). Mood Management: Using Entertainment to Full Advantage. In: Donohew, Lewis/ Sypher, Howard E./Higgins, Edward Tory (Hrsg.), Communication, social cognition and affect. Hillsdale: Erlbaum, S. 147–172.
Margreth Lünenborg: Reality TV als globales Fernsehformat
Formate des Reality TV haben seit den 1990er-Jahren im deutschen wie auch im internationalen Fernsehen immens an Bedeutung gewonnen. Als kostengünstiges Angebot, das zudem international gehandelt wird, leistet es einen Beitrag zum massiven Programmbedarf in der ausdifferenzierten und kommerzialisierten Sendelandschaft. Angetreten mit einem Versprechen von Normalität und Authentizität steht aktuell zunehmend Spektakuläres und Nicht-Alltägliches im Mittelpunkt. Der Beitrag beschreibt Entwicklungen des Reality TV seit seinem Entstehen, diskutiert die Attraktivität für ein junges Publikum und markiert seine Bedeutung in der globalen Ökonomie des Affektiven.
Literatur:
Dietze, Gabriele (2008). CastingShows and CulturalCitizenship. „Deutschlandsucht den Superstar” als BONGO für Beheimatung von Migranten. In: MedienJournal, 32 (2), S. 19–30.
Dovey, Jon (2000). Freakshow. First person media and factual television. London: Sterling.
Fortier, Anna-Marie (2010). Proximity by design? Affective citizenship and the management of unease. In: Citizenship Studies, 14 (1), S. 17–30.
Götz, Maya/Holler, Andrea/Bulla, Christine/Gruber, Simone (2012). Wie Kinder und Jugendliche Familien im Brennpunkt verstehen. Forschungsbericht zur Studie “Scripted Reality: Familien im Brennpunkt.“ LfM-Dokumentation, Band 44. Düsseldorf: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen.
Götz, Maya/Gather, Johanna (2010). Wer bleibt drin, wer fliegt raus? Was Kinder undJugendliche aus Deutschland sucht den Superstar und Germany’s Next Topmodelmitnehmen. In: TelevIZIon, 23 (1), S. 56–63.
Hajok, Daniel/Selg, Olaf (2010). Castingshows im Urteil ihrer Nutzer. In: tv diskurs, 51 (1), S. 61–65.
Hill, Annette (2005). Reality TV: audiences and popular factual television. London: Routledge.
Hochschild, Arlie R. (1983). The Managed Heart: Commercialization of Human Feeling. Berkley: University of California Press.
Keppler, Angela (1994). Wirklicher als die Wirklichkeit? Das neue Realitätsprinzip der Fernsehunterhaltung. Frankfurt a. M.: FISCHER.
Lentin, Alana/Titley, Gavan (2011). The Crisis of Multiculturalism: Racism in a Neoliberal Age. London/New York: Zed Books.
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Lünenborg, Margreth/Töpper, Claudia (2011). Gezielte Grenzverletzungen – Castingshows und Werteempfinden. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 3, S. 35–41.
Lünenborg, Margreth/Martens, Dirk/Köhler, Tobias/Töpper, Claudia (2011). Skandalisierung im Fernsehen. Strategien, Erscheinungsformen und Rezeption von Reality TV Formaten. Berlin: VISTAS.
Thomas, Tanja (2004). „Mensch, burnen musst Du!“ Castingshows als Werkstatt des neoliberalen Subjekts. In: Zeitschrift für Politische Psychologie, 12 (1–2), S. 191–208.
Thompson, Mary (2010). „Learn Something from This!” The Problem of Optional Ethnicity on America’s Next Top Model. In: Feminist Media Studies, 10 (3), S. 335–352.
Wegener, Claudia (1994). Reality-TV. Fernsehen zwischen Emotion und Information. Schriften der Gesellschaft für Medien und Kommunikationskultur, Band 7. Opladen: Leske + Budrich.
Wei, Junhow (2014). Mass media and the localization of emotional display: The case of China’s Next Top Model. In: American Journal of Cultural Sociology, 2, S. 197–220.
Felix Kirschbacher & Sven Stollfuß: Von der TV- zur AV-Serie
Medientechnologische und -kulturelle Transformationen haben verstärkt seit den 1990er-Jahren die Emanzipation der (TV-)Serie vom Programmedium Fernsehen vorangetrieben. Infolge der Digitalisierung sind nicht nur neue Distributionsund Rezeptionsweisen, sondern auch weitere produktionsseitige Wandlungsprozesse zu beobachten, wenn nun auch Net‑ flix, Amazon & Co. Serien beauftragen, die direkt für das Internet als Erstverwertungsort produziert werden. ‚Fernsehserie‘ scheint als Sammelbegriff nicht mehr zeitgemäß, weshalb wir für eine konzeptionelle und terminologische Neuausrichtung plädieren: von der TV- zur (gestaffelten) audiovisuellen Serie.
Literatur:
Jenkins, Henry (1995). “Do You Enjoy Making the Rest of Us Feel Stupid?” Alt.tv.twinpeaks, the Trickster Author, and Viewer Mastery. In: Lavery, David (Hrsg.), Full of Secrets. Critical Approaches to Twin Peaks. Detroit: Wayne State Uni Press, S. 51–69.
Jenkins, Henry (2006). Convergence Culture. New York: New York Uni Press. Johnson, Steven (2005). Everything Bad Is Good for You. New York: Riverhead Books.
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Lotz, Amanda D. (2007). The Television Will Be Revolutionized. New York: New York Uni Press.
Miller, Jeffrey S. (2000). Something Completely Different. British Television and American Culture. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Mittell, Jason (2006). Narrative Complexity in Contemporary American Television. In: The Velvet Light Trap, 58, S. 29–40.
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Schwaab, Herbert (2010). Reading Contemporary Television, das Ende der Kunst und die Krise des Fernsehens. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, 2 (1), S. 135–139.
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Thompson, Kristin (2003). Storytelling in Film and Television. Cambridge: Harvard Uni Press.
Weber, Tanja/Junklewitz, Christian (2008). Das Gesetz der Serie. Ansätze zur Definition und Analyse. In: MEDIENwissenschaft, 1, S. 13–31.
Beitrag aus Heft »2015/04: smart fernsehen«
Autor: Sven Stollfuß, Felix Kirschbacher
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Fernsehen im Wandel – damit auch der Jugendmedienschutz?
Im Interesse des Jugendschutzes werden Medieninhalte bereits vor ihrer Veröffentlichung begutachtet und klassifiziert. Die Behörden übertragen daher einen Teil ihrer Kompetenzen an Selbstkontrolleinrichtungen. Swenja Wütscher und Claudia Mikat, Leiterin der Programmprüfung der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), im Gespräch über den Wandel der Fernsehlandschaft und seine Herausforderungen für den Jugendmedienschutz.
Claudia Wegener: Vom Second-Screen zum Multi-Screen
Unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die parallele Nutzung mehrerer Endgeräte inzwischen verbreitet. Die Ergebnisse einer qualitativen Studie zeigen die unterschiedlichen Nutzungsweisen des Second-Screens, der mitunter durch Drittund Viertgeräte erweitert wird. Dabei wird deutlich, dass es sich nicht immer um eine zielgerichtete Nutzung handelt und das Bildschirmensemble Rezipierende durchaus dazu verleitet, sich durch Medienwelten treiben zu lassen. Die Aussagen der Befragten lassen zudem auf Auswirkungen auf soziale Beziehungen und die Definition von Nähe und Distanz schließen.
Literatur:
Blumler, Jay G./Katz, Elihu (1974). The uses of mass communications: Current perspectives on gratifications research. Beverly Hills: Sage, S. 80-101.
Frees, Beate/van Eimeren, Birgit (2013). Multioptionales Fernsehen in digitalen Medienumgebungen. In: Media Perspektiven 7–8. S. 373–385.
Früh, Werner/Schönbach, Klaus (1982). Der dynamischtransaktionale Ansatz. Ein neues Paradigma der Medienwirkungen. In: Publizistik, 27 (1–2), S. 74–88.
Hasebrink, Uwe (2009). Lineares und nicht-lineares Fernsehen aus der Zuschauerperspektive: Spezifika, Abgrenzungen und Übergänge. Unveröffentlichter Projektbericht. Hamburg: Hans-Bredow-Institut. www.hans-bredow- institut.de/webfm_send/651 [Zugriff: 17.06.2015].
Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (IJK) (2012). Social TV – Die Zukunft des Fernsehens? www.ijk.hmtm-hannover.de/fileadmin/www.ijk/pdf/aktuelles/ IJK-Hannover-Studie-Social_TV_Die_Zukunft_des_ Fernsehens.pdf [Zugriff: 17.06.2015].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2014). JIM-Studie 2013. Jugend, Information, (Multi-)Media. www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf13/JIMStudie2013. pdf [Zugriff: 17.06.2015].
Mende, Annette/Oehmichen, Ekkehardt/Schröter, Christian( 2013). Gestaltwandel und Aneignungsdynamik des Internets. Befunde aus den ARD/ZDF-Onlinestudien 1997 bis 2012. In: Media Perspektiven. 1, S. 33–49.
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Smartclip (2012). Multiscreen ist Realität: Wie Connected TV die Fernsehlandschaft verändert. www.smartclip. com/sites/default/files/content/case-studies/case-study-pdf/ smartclip_MS2012_interactive_DE.pdf [Zugriff: 17.06.2015].
Wegener, Claudia/Bartel, Hauke/Hannemann, Mahelia/Hüttmann, Anika/Kny, Eyla/Krämer, Karolin/Kranz, Juliane/ Schlepfer, Zoe (2013). First Screen, Second Screen, Multi- Screen. Eine explorative Studie zur Bewegtbildnutzung der Digital Natives. Unveröffentlichter Projektbericht, Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf”, Potsdam.
Zillmann, Dolf (1988). Mood Management: Using Entertainment to Full Advantage. In: Donohew, Lewis/Sypher Howard E./Higgins, Torry E. (Hrsg.), Communication, social cognition, and affect. Hillsdale: Lawrence Erlbaum, S. 147–172.
Zubayr, Camille/Gerhard, Heinz (2015): Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2014. In: Media Perspektiven 3/2015, S. 110-125.
Karin Knop: "Mama Muh kenn‘ ich aus‘n iPad" – Wie Kinder heute fernsehen
Fernsehen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Karin Knop im Gespräch mit Nadine Kloos, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei FLIMMO, über unterschiedliche Fernsehformate wie Scripted Reality, Entwicklungen im Kinderfernsehen sowie Herausforderungen, die aus neuen Formaten und Zugangswegen für Eltern erwachsen.
spektrum
Johanna Lambertz, Carolin Müller-Bretl & Julia Schabos: Leseförderung mit digitalen Medien – von der Wissenschaft zur Praxis
Digitale Medien können die Leseförderung von sozial- und bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen unterstützen. Das Projekt „Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ zeigt, wie durch die vorhandene Affinität der Kinder und Jugendlichen zu digitalen Medien ein motivierender und spannender Einstieg in das Lesen, den Umgang mit Büchern oder auch den Ort Bibliothek geschaffen werden kann und wie dies in der praktischen Arbeit von lokalen Bündnissen bundesweit umgesetzt wird.
Literatur:
Bloem, Simone (2013). PISA-Studie 2012. Ländernotiz Deutschland. OECD. www.oecd.org/berlin/themen/PISA- 2012-Deutschland.pdf [Zugriff: 27.05.2015].
Bos, Wilfried/Tarelli, Irmela/Albert, Bremerich-Vo/ Schwippert, Knut (Hrsg.) (2012). IGLU 2011. Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Münster: Waxmann.
Ehmig, C. Simone/Heymann, Lukas (2013). Die Zukunft des Lesens. In: Grond-Rigler, Christine/Straub, Wolfgang (Hrsg.), Literatur und Digitalisierung. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 251–264.
Ehmig, C. Simone/Reuter, Timo/Menke, Manuel( 2011). Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung. www.stiftunglesen. de/download.php?type=documentpdf&id=562 [Zugriff: 10.06.2015].
Grobbin, Alexander/Feil, Christine (2015). Digitale Medien: Beratungs-, Handlungs- und Regulierungsbedarf aus Elternperspektive. Ergebnisse aus einer Befragung von Müttern und Vätern mit 1- bis 15-Jährigen Kindern. München: Deutsches Jugendinstitut.
Grotlüschen, Anke (2011). leo. – Level-One Studie. Hamburg: Presseheft.
Marci-Boehncke, Gudrun/Rath, Matthias/Müller, Anita (2012). Medienkompetent zum Schulübergang. Erste Ergebnisse einer Forschungs- und Interventionsstudie zum Medienumgang in der frühen Bildung. In: Medienpädagogik – Zeit- schrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 22, S. 1–22.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2015). JIM-Studie 2014. Kinder + Medien, Computer + Internet. Stuttgart: Eigenverlag.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2015). KIM-Studie 2014. Kinder + Medien, Computer + Internet. Stuttgart: Eigenverlag.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2015). miniKIM 2014. Kleinkinder und Medien. Stuttgart: Eigenverlag.
Stiftung Lesen (2012). Vorlesestudie 2012. Digitale Angebote – neue Anreize für das Vorlesen? Repräsentative Befragung von Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren. www.stiftunglesen.de/download. php?type=documentpdf&id=753 [Zugriff: 10.06.2015].
Stiftung Lesen (2013). Vorlesestudie 2013. Neuvermessung der Vorleselandschaft. Repräsentative Befragung von Eltern mit Kindern im Alter von 2 bis 8 Jahren. www.stiftunglesen. de/download.php?type=documentpdf&id=1064 [Zugriff: 10.06.2015].
Beitrag aus Heft »2015/04: smart fernsehen«
Autor: Julia Schabos, Carolin Müller-Bretl, Johanna Lambertz
Beitrag als PDFEinzelansichtIsabell Meyer & Georg Peez: Fingerzeichnen auf dem Tablet im Vorschulalter
Der Frage, wie Kinder im Vorschulalter mit Mal- und Zeichen- Software auf dem Touchscreen umgehen, wird in einer Fallstudie am Beispiel eines viereinhalbjährigen Mädchens nachgegangen. Aufgrund einer videobasierten Segment- und Sequenzanalyse zeigen sich in einzelnen Phasen unterschiedliche bildnerische Strategien, die sowohl am Zeichenprozess orientiert wie auch vom Interesse am Medium selbst geprägt sind. Auch Korrespondenzen zum frühkindlichen Schmieren sowie Kritzeln werden deutlich.
Literatur
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Göhlich, H. D. Michael (2012). Reggiopädagogik – Innovative Pädagogik heute. Zur Theorie und Praxis der kommunalen Kindertagesstätten von Reggio Emilia, 5. Auflage. Frankfurt a. M.: R. G. Fischer.
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Peez, Georg (2014). Mit Fingerspitzengefühl zu Erfahrung und Wissen. Kasuistische Grundlagenforschung zur sensomotorischen Bedienung von Multi-Touchscreens. In: merz | medien + erziehung, 58 (2), S. 67–73.
Peez, Georg (2015). Kinder zeichnen, malen und gestalten. Kunst und bildnerisch-ästhetische Praxis in der KiTa. Stuttgart: Kohlhammer.
Reith, Antonia (2010). Frühe ästhetische Praxis in der Gruppe. Soziale Interaktion als Teil ästhetischer Praxis in Kleinkinder-Gruppen? In: BDK-Mitteilungen, 2, S. 15–18.
Richter, Hans-Günther (1997). Die Kinderzeichnung. Entwicklung – Interpretation – Ästhetik. Berlin: Cornelsen.
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Winnicott, Donald W. (1973). Vom Spiel zur Kreativität. Stuttgart: Klett.
Beitrag aus Heft »2015/04: smart fernsehen«
Autor: Georg Peez, Isabell Meyer
Beitrag als PDFEinzelansichtCordula Edler: E-Inklusion und Cognitive Accessibility
Mobile Geräte werden im privaten und beruflichen Alltag auch von vielen Menschen mit kognitiver Behinderung genutzt und dies nicht ausschließlich mit Sonder-Apps. Die interdisziplinäre Studie „Tablets on the Coffee Table“ untersucht, welchen Beitrag der Einsatz von Tablets für die Inklusion leisten kann. In drei inklusiven Wohngemeinschaften wurden Tablets in die Kommunikation im Alltag integriert.
Literatur:
Bosse, Ingo (Hrsg.) (2012). Medienbildung im Zeitalter der Inklusion. LfM-Dokumentation. Bd. 45. Landesanstalt für Medien NRW.
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Hirschberg, Marianne (2012). Menschenrechtsbasierte Datenerhebung – Schlüssel für gute Behindertenpolitik. Berlin: Deutsches Institut für Menschenrechte.
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Walmsley, Jan (2001). Normalisation, Emancipatory Research and Inclusive Research in Learning Disability. In: Disability & Society, 16 (2), S. 187–205.
Maria A. Marchwacka: Interkulturelles Lernen unter Anwendung reflexiver Medienarbeit
Interaktionssituationen – werden ausgewählt, um den interkulturellen Lernprozess zu initiieren, medial zu präsentieren und anschließend zu reflektieren. Ziel ist es, Perspektivenwechsel zu ermöglichen, bei dem Empathie, Frustrations- und Ambiguitätstoleranz gefördert sowie Handlungsstrategien entwickelt werden.
Literatur:
Auernheimer, Georg (2003). Einführung in die interkulturelle Pädagogik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Banaz, Helime (2002). Bilingualismus und Code-Switching bei der zweiten türkischen Generation in der Bundesrepublik Deutschland. Sprachverhalten und Identitätsentwicklung. Essen: Linquistik Server.
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Hinrichs, Ulrike/Romdhane, Nizar/Tiedemann, Markus (2012). Unsere Tochter nimmt nicht am Schwimmunterricht teil!. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.
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Gogolin, Ingrid/Krüger-Potratz, Marianne (2010). Einführung in die Interkulturelle Pädagogik. 2. Auflage. Opladen: Barbara Budrich.
Marchwacka, Maria A. (2010). Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt – Empirische Untersuchung der DaF-Lehrerausbildung in Polen. Freiburg: Centaurus.
Marchwacka, Maria A. (2012). Interkulturelle Kompetenz – Bedarfsanalyse in der Lehrerbildung und Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel der handlungsorientierten Ansätze Theaterspiel und Produktive Medienarbeit. In: Tinnefeld, Thomas (Hrsg.), Hochschulischer Fremdsprachenunterricht. Anforderungen – Ausrichtung – Spezifik. Saarbrücken: htw saar, S. 21–36.
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Niesyto, Horst (2007). Interkulturelle Kommunikation und Medienbildung. In: Niesyto, Horst/Holzwarth, Peter/Mauerer, Björn (Hrsg.), Interkulturelle Kommunikation mit Foto und Video. München: kopaed, S. 13–19.
Schell, Fred (2003). Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen. Theorie und Praxis. München: kopaed.
Schorb, Bernd (1998). Stichwort: Medienpädagogik. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 1 (1), S. 7–22.
Schorb, Bernd (1995). Medienalltag und Handeln. Medienpädagogik in Geschichte, Forschung und Praxis. Opladen: Leske + Budrich.
Straub, Jürgen (2007). Grundbegriffe: Kultur. In: Straub, Jürgen/Weidemann, Arne/Weidemann, Doris (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz. Stuttgart/Weimar: Metzler, S. 7–24.
Tulodziecki, Gerhard/Herzig, Bardo (2004). Handbuch Medienpädagogik. Band 2: Mediendidaktik. Stuttgart: Klett-Cotta.
medienreport
Katrin Fleischmann: Klexikon: Eine Wikipedia für Kinder
Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V. (2014). Klexikon. Online-Enzyklopädie, kostenfrei
„Wikipedia [,viki‘pe:dia] ist ein am 15. Januar 2001 gegründetes Projekt zur Erstellung eines freien Onlinelexikons in zahlreichen Sprachen. Die Wikipedia ist gegenwärtig das meistbenutzte Online-Nachschlagewerk und liegt auf Platz sieben der weltweit meistbesuchten Websites“ (Wikipedia 2015). So beginnt der Eintrag auf Wikipedia über Wikipedia. Für viele gehört es zur Internetnutzungsroutine, eben mal schnell etwas bei Wikipedia nachzuschauen. Auch 27 Prozent der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren nutzen die Online-Enzyklopädie (vgl. mpfs 2015, S. 34). Allerdings sind die Artikel dort nicht kindgerecht aufbereitet. Einige Artikel werden von ausgesprochenen Fachleuten geschrieben, was sich in Umfang und Komplexität des Inhalts widerspiegelt. Häufig sind die Artikel deshalb selbst für Erwachsene als Einstieg in ein Thema kaum geeignet. Zwar gibt es zahlreiche Suchmaschinen für Kinder wie beispielsweise FragFinn oder Blinde Kuh – eine Wikipedia für Kinder gab es allerdings bislang noch nicht. Deshalb haben Michael Schulte und Ziko van Dijk des Projekt Klexikon (www.klexikon.de) gestartet, welches unschwer als Verschnitt aus den Wörtern Kinder und Lexikon zu erkennen ist. Michael Schulte hat als Redakteur viel Erfahrung mit Kindersendungen wie Kakadu oder Kiraka gesammelt, Ziko van Dijk engagiert sich seit Jahren für Wikipedia und Wikimedia.
Die Beiträge des Klexikon sind so geschrieben, dass sie für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gut verständlich sind. Interessant ist ein direkter Vergleich, so beginnt der Klexikon-Eintrag über Wikipedia folgendermaßen: „Die Wikipedia ist eine Enzyklopädie, also ein großes Lexikon, im Internet. Wenn man etwas nicht weiß, kann man es dort vielleicht erfahren. Dort sind also Texte gesammelt, in denen man etwas nachschlagen kann. Die Wikipedia ist das größte Nachschlagewerk der Welt“ (Klexikon 2015). Durch die Erklärung von Fachbegriffen und einer prägnanten einfachen Sprache wird die Passung an die Zielgruppe deutlich. In der Länge der Artikel wird die Zielgruppe ebenfalls berücksichtigt. Der Wikipedia-Eintrag umfasst etwa 7.000 Wörtern, der Klexikon- Beitrag nur rund 200 Wörter. Auch hinsichtlich der Präsentation der Inhalte ist Klexikon kindgerecht aufbereitet: Die Seite bietet über einen alphabetischen Zugriff und eine Suchleiste den Einstieg über zwölf Wissensgebiete. ‚Erdkunde‘ sowie ‚Wissenschaft und Technik‘ sind die Themen mit den meisten Einträgen. Bislang hat Klexikon etwa 750 Beiträge – bis Jahresende sollen 1.000 erreichet werden. Die Einträge orientieren sich im Wesentlichen an den kindlichen Interessensgebieten und auch an dem, was für den Schulunterricht interessant ist. Zusätzlich gibt es eine Wunschliste, in die Begriffe eingetragen werden können, zu denen ein Artikel geschrieben werden sollte. Um dem didaktischen Anspruch des eigenen Konzepts genügen zu können ist es wichtig, dass die Artikel von Personen geschrieben werden, die sich mit dem Wissenserwerb von Kindern auskennen. Wer also schreibt die Beiträge? Die Grundidee von Wikis ist, dass die Beiträge gemeinschaftlich erstellt werden.
Klexikon folgt dieser Idee. Um aber dennoch eine größere Kontrolle über die Beiträge zu haben, ist eine vorherige Registrierung der ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren nötig. Auch Kinder ab etwa zehn Jahren können Beiträge verfassen, sie brauchen für ihre Registrierung jedoch eine Erwachsene Kontaktperson. Kinder nutzen das Internet, um zu recherchieren – das belegt die KIM-Studie regelmäßig. Vielen jedoch fehlt das Bewusstsein, dass nicht alle Informationen im Internet dieselbe Glaubwürdigkeit besitzen. Dafür zu sensibilisieren ist eine wichtige Aufgabe von Elternhäusern, Schulen und Bibliotheken. Da Klexikon eine Online- Informationsquelle mit relativ gesichertem Qualitätsanspruch darstellt, ist es ein gutes Beispiel für eine solide Internetquelle. Leicht irritierend stößt an dieser Stelle auf, dass in Klexikon eigene Quellen bei den Artikelnnicht angegeben werden. Dies steht in einem Widerspruch dazu, dass Kinder beispielsweise für den schulischen Kontext dafür sensibilisiert werden müssen, widergegebene Fremdinformationen auch als solche zu kennzeichnen. Die Klexikon-Beiträge orientieren sich unter anderem an schulischen Themen, weshalb sie eine geeignete Basis für Referate und Hausaufgaben sind. Gleichzeitig sollte es jedoch nicht beim bloßen Aufzeigen einer ‚guten‘ Quelle im Internet bleiben. Es bietet sich an, den Gesprächsanlass zu nutzen, über Kriterien zu sprechen, nach denen Internetquellen beurteilt werden können. Wichtig ist beispielsweise zu erkennen, wer Urheberin bzw. Urheber einer Information ist. Es ist Aufgabe von Erwachsenen, gemeinsam mit Kindern einen Weg zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Internetquellen zu finden.
Deshalb richtet sich Klexikon zwar inhaltlich an Kinder, als Vermittlerinnen und Vermittler sind jedoch in erster Linie Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen die Zielgruppe. Eine solche Kinder-Wikipedia war längst überfällig, da sie Kindern gesichertes Text- und Bildmaterial zu interessanten Themen bietet. Um sich erfolgreich zu etablieren bedarf es jedoch zweier Faktoren: Zum einen wird die Nutzung vom Bekanntheitsgrad bei Vermittlerinnen und Vermittlern und deren Engagement abhängig sein, zum anderen braucht Klexikon Freiwillige, die das Online- Lexikon mit Inhalten füllen. Die Gründer gehen deshalb in Universitäten, um die Kinder-Wikipedia bei zukünftigen Lehrkräften bekannt zu machen und diese zum Mitmachen zu bewegen. Zusätzlich arbeiten sie mit Projektschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen.
Literaturn:
Klexikon (2015). Wikipedia. klexikon.zum.de/wiki/ Wikipedia [Zugriff: 05.07.2015].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2015). KIM-Studie 2014.Kinder + Medien, Computer + Internet. www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf14/KIM14.pdf [Zugriff: 05.07.2015].
Wikipedia (2015). Wikipedia. de.wikipedia.org/ wiki/Wikipedia [Zugriff: 05.07.2015]
Ulrike Lennartz & Dr. Stefan Piasecki: Fernsehen macht Geschichte? – Tatsächlich!
Bundeszentrale für politische Bildung (2014). Fernsehen macht Geschichte. Die Jahresschau 60x Deutschland im Unterricht. 6 DVDs, 1 DVD-Rom für Mac/Win, 15 €. www.bpb.de
Film und Fernsehen im Unterricht einsetzen führt schnell zu einem inhaltlichen Bruch – es ist mühsam, die Aufmerksamkeit danach wieder zu fokussieren. Historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen zur Politik- und Gesellschaftsgeschichte mit Wochenschau-Ton sind weit weg von der vielfarbigen, multimedialen und virtuellen Erlebensrealität von Jugendlichen heutzutage und vergrößern die mentale Distanz zur auch jüngeren Zeitgeschichte noch mehr. Eine audiovisuelle Combo der Bundeszentrale für politische Bildung setzt an diesem Problem an. Das Angebot besteht aus den gesammelten Folgen der Dokumentation Sechzig mal Deutschland und der Didaktik-DVD Fernsehen macht Geschichte.
Die Dokumentationsserie des Rundfunk Berlin- Brandenburg lief bereits ab 2009 auf ARD, die Didaktik-DVD wurde gemeinsam mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster konzipiert. Die beiden Produkte sind nicht einzeln bestellbar, sondern können nur als Kombination bezogen werden. Die Jahresschau bietet einen sehr kompakten, aber dennoch umfangreichen Überblick über die deutsch-deutsche Geschichte. Im Mittelpunkt stehen neben den großen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Konflikten bewusst auch ‚Normalereignisse‘: von der Kaffee- Krise in der Deutschen Demokratischen Republik (1977) bis zur ersten ‚Radarfalle‘ in der Bundesrepublik Deutschland (1959). Durch Filmausschnitte erfahren gerade junge Zuschauerinnen und Zuschauer im Schwarzwaldmädel (1950) von der Sehnsucht der Deutschen nach einer heilen Welt, sie erleben den Beginn lehrreichen Fernsehens für Kinder durch den Start der Sendung mit der Maus (1971) mit oder fiebern für die Protagonistinnen und Protagonisten der ARD-Daily-Soap Verbotene Liebe (1995). Sechs Jahrzehnte deutscher Politik, wirtschaftlichen Auf- und Durchbruchs, sportlicher Erfolge und Niederlagen sowie internationaler Schlagzeilen der Weltpresse werden so aufgelockert und interessant gestaltet, dass die Relevanz der Ereignisse für die alltägliche Lebenswelt des Publikums spürbar und ‚Geschichte‘ spannend und sogar unterhaltsam wird. Die sechs DVDs bieten Material zu jeweils einem Jahrzehnt:
Die erste DVD beginnt mit dem Gründungsjahr der beiden deutschen Staaten im Jahr 1949 und endet mit der Einführung einer neuen Staatsflagge für die Deutsche Demokratische Republik – nach immerhin zehn Jahren ihres Bestehens. Zwischendurch werden Themen wie die Flüchtlingspolitik der Heimatvertriebenen (1950), der wirtschaftliche Wiederaufbau im Osten durch den Fünfjahresplan und im Westen durch die Wiedereröffnung des KaDeWe (1950) behandelt. Die 1960er-Jahre auf der zweiten DVD werden eingeleitet durch die Nazi-Vergangenheit aktiver Politikerinnen und Politiker der neuen Bundesrepublik Deutschland, daraufhin folgen beispielsweise der Mauerbau, die Kubakrise, der Besuch John F. Kennedys in Berlin, der Höhepunkt der Studentenproteste und die erste bemannte Mondladung durch den amerikanischen Astronauten Neil Armstrong. Auch hier finden sich neben Großthemen etliche Beispiele politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alltagshandelns. Die dritte DVD umfasst die 1970er-Jahre – vom spektakulären Kniefall Willy Brandts vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghettos (1970) bis zur Welle des Linksterrorismus ab 1975. Mit der vierten DVD dämmern die 1980er-Jahre und da mit der Anfang vom Ende des Eisernen Vorhangs herauf. Ökologie und Umweltschutz treten immer stärker in das Bewusstsein vieler Deutscher und am 9. November 1989 wird die bereits 1987 ausgerufene Forderung des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan Wirklichkeit: „Mr. Gorbachev, tear down this wall“. Die DVD endet also mit der Öffnung und dem anschließenden Fall der Berliner Mauer. Die fünfte DVD behandelt die Ereignisse der 1990er-Jahre mit beispielsweise der Gründung der deutschen Einheit, Brandanschlägen auf ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger und dem Abzug der West-Alliierten aus Berlin.
Die sechste und letzte DVD gibt Auskunft über die ersten neun Jahre des neuen Jahrtausends: vom Rinderwahn über die Anschläge des 11. September und den daraufhin beginnenden Irakkrieg bis zur Einführung des Euro als Zahlungsmittel. Die Didaktik-DVD Fernsehen macht Geschichte ist speziell durch viele Interviews von Zeitzeugen sowie Originalberichte aus dem Ost- und Westfernsehen herausragend – gerade Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die keine familiären Bezüge zur ‚oral history‘ haben, erfahren so die Kraft von Augenzeugenberichten. Diese Jahresschau ist nicht nur für den schulischen Geschichtsunterricht brauchbar, sondern kann auch an Volkshochschulen, in Familienbildungszentren und universitären Einführungsseminaren genutzt werden – auch als ‚Steinbruch‘ für studentische Projekte eignet sie sich durch ihre Materialvielfalt. Sie vermittelt durch unzählige Ausschnitte aus Radio und Fernsehen ein eindrückliches Bild der letzten Jahrzehnte. Das gut strukturierte Booklet erläutert die einzelnen DVDs noch einmal in Text und Bild und gibt kurze Inhaltsangaben, die sogar die Länge der Clips angeben. Auch hierdurch wird der Einsatz in Lernumgebungen erheblich erleichtert. Die Didaktik-DVD ist ein besonderes Werk: Von ihrer Bildschirmoberfläche aus können zusätzliche Daten wie Begleit- und Hintergrundtexte sowie Clips eruiert werden: Wer ein Smartphone bedienen kann, findet sich zurecht. Alle anderen benötigen einige Minuten der Orientierung, um die verschiedenen Piktogramme und ihre Funktionen zu verstehen. Filmbestandteile lassen sich in ihrer Wirkung analysieren bzw. bewerten und auch Ton-Kommentare können von den Nutzerinnen und Nutzern eigenständig eingesprochen werden – so sind unterschiedliche Wirkungen von Ton und Bild zu simulieren, indem eine eigentlich dramatische Meldung beispielsweise betont fröhlich kommentiert wird.
Mit dem Angebot wendet sich die Produktion jedoch nicht nur an Lernende, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II, Studierende im Grundstudium der Geschichts- und Medienwissenschaften, sondern auch an Lehrende. Diese profitieren von didaktischem Material, Projektanregungen und innovativen Bearbeitungs- und Vermittlungsformen. Die Didaktik-DVD läuft im Internet-Browser. Das macht sie flexibel einsetzbar auf so gut wie jedem Betriebssystem – allerdings bedeutet das auch, dass sie von möglicherweise bereits vorhandenen Browser- oder Flash-Konflikten in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigt wird. Falls Clips gar nicht oder unvollständig laufen, ist die Dokumentation kaum noch brauchbar. Eine weitere Lücke stellt das Fehlen von Untertiteln für Gehörlose dar – angesichts des ansonsten gut aufbereiteten Materials, dem diese sehr gut folgen können, ist das sehr schade. Ob die Produktion nun von den Zielgruppen angenommen wird, hängt zum Teil von der Empathie der Lehrenden bzw. Einführenden ab, aber auch vom Kenntnisstand, Erfahrungsgrad und Interesse der Nutzenden. Vorhanden sind eine Fülle an Material und Bearbeitungsmöglichkeiten, die nun auch genutzt werden müssen ... Allerdings: Wenn man häufig sagt, Lernende wollen mitwirken können und interaktiv an ihrem jeweiligen Kenntnisstand ‚abgeholt‘ werden, dann macht diese Combo exakt das. Über Style, Haptik und die nüchtern informative Benutzeroberfläche kann man sich streiten, aber das kann man auch über iOS- oder Android- Oberflächen. Die Kombination von TV-Dokumentation und Lernsoftware ergänzt sich ideal. Sie ist nicht nur Werkstatt, sondern durch die kreativen Interaktionsmöglichkeiten mit dem Material gleichzeitig Werklabor. Abschließend kann nur eine ganz klare Empfehlung ausgesprochen werden:
Sechzig mal Deutschland und Fernsehen macht Geschichte sollten – sogar nicht nur – Schule machen.
Beitrag aus Heft »2015/04: smart fernsehen«
Autor: Stefan Piasecki, Ulrike Lennartz
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Mit dem bestesten Freund auf monströsen Abenteuern
Bass, Guy (2014). Stichkopf und der Scheusalfinder. Hörbuch, Argon Verlag. 163 Min., 14,95 €.
Eines Nachts zieht Schadalbert Scheusalfinder mit seinem fahrenden Jahrmarkt unnatürlicher Wunder durch den kleinen Ort Raffaskaff. Dort bewirbt er wie gewöhnlich seine schrecklichen und furchteinflößenden Kreaturen, die er auf seinen Wagen dabei hat. Doch wieder einmal hält sich die Begeisterung und Furcht der Menschen in Grenzen, da seine Kreaturen eher mitleiderregende menschliche Wesen sind, die Scheusalfinder zu erschreckenden Monstern machen will. Selbst ein kleines Mädchen macht sich über die sogenannten Monster lustig. Da fragt er sich, was er denn tun könnte, um furchteinflößender zu werden. Das Mädchen bringt ihn auf eine Idee: In der Burg von Grottenow wohnt doch Erasmus, der verrückte Professor, der seine Zeit mit der Erschaffung von Monstern, Ungetümen und verrückten Wesen verbringt. Zeitgleich zu den Ereignissen in Raffaskaff ist Erasmus wieder einmal mit seinem neuesten Experiment beschäftigt: einem seltsamen, monströsen Wesen Fast-Leben einzuhauchen.
Doch jedes Mal, wenn seine neueste Schöpfung vollbracht ist, verliert er das Interesse, lässt das Monster ziehen und wendet sich einer neuen noch genialeren Kreation zu. Seine allererste Schöpfung war Stichkopf, eine kleine Kreatur zusammengesetzt aus Ersatzteilen, die er irgendwo gefunden hatte. Damals, als Stichkopf erschaffen wurde, war er lange Zeit der beste Freund des noch jungen Professors. Mit der Zeit veränderte sich dieser jedoch, verfiel dem Wahnsinn und strebte fortan nach der Erschaffung eines immer noch besseren Monsters. Er verließ Stichkopf und ließ ihn sogar einige Jahre eingesperrt in seinem Zimmer zurück. Als sich Stichkopf eines Tages befreien kann, muss dieser feststellen, dass sein Meister, der sein einziger Freund war, ihn wirklich vergessen hatte. Trotz des Wandels seines Meisters und der tiefen Enttäuschung bleibt Stichkopf auf der Burg, um die Fehlkreationen des Professors auszugleichen. Der will ein immer noch schauderhafteres und wahnsinnigeres Monster erschaffen, das in der Realität jedoch jedes Mal unzähmbar ist. Deshalb lernt Stichkopf über Jahre hinweg ebenso das Mischen von Elixieren und befreit jedes einzelne Monster von seinem Wahnsinn. Was das kleine Geschöpf damit für den Professor tat, war diesem zu Stichkopfs Bedauern nicht bewusst. Eines Tages beobachtet Stichkopf erneut, wie der Professor sein neuestes Wesen fertigstellt. Es erwacht zum Fast-Leben, befreit sich von seinen Fesseln, wirft den Professor um, stampft monströs aus dem Labor und hinterlässt dabei ein monstermäßiges Loch in der Wand. Die Freude des Professors über diese geniale Kreation ist für ein paar wenige Momente unbändig, dann widmet er sich unverzüglich seinem nächsten Werk. Stichkopf macht sich daraufhin auf die Suche nach dem Ungetüm und verabreicht ihm geschickt einen von ihm selbst zusammengestellten Entwolfungstrank, da der Professor es mit dem Werwolfserum etwas zu gut gemeint hatte.
Der Trank zeigt seine Wirkung, das Ungetüm wird etwas kleiner, weniger haarig, lässt einen Redeschwall los und entschuldigt sich für die bekloppte Monsterrandale, die es anscheinend aufgeführt hatte. Das Ungetüm – ein treu-doofes Geschöpf, das höchst motiviert ist, alles um sich herum zu erkunden und zu verstehen – ist Stichkopf so dankbar für seine Hilfe, dass es ihn gleich zu seinem besten Freund auf der ganzen Welt macht. Kurze Zeit später klopft es am Burgtor: Schadalbert Scheusalfinder steht davor, auf der Suche nach dem Professor. Doch Besucherinnen und Besucher sind auf der Burg unerwünscht, weshalb ihn Stichkopf wegschickt. Der Scheusalfinder lässt sich jedoch nicht einfach vertreiben. Er kommt die darauffolgenden Tage und Wochen immer wieder zur Burg – vergebens. Als Stichkopf sich eines Tages doch von Schadalbert erweichen lässt, folgt eine aufregende Zeit, da Stichkopf versucht, die Burg und den Professor zu retten. Um dies zu meistern, müsste er allerdings über seinen Schatten springen und sich wirklich auf eine Freundschaft mit dem Ungetüm einlassen …
Stichkopf und der Scheusalfinder ist ein herzerwärmendes Hörbuch von Guy Bass, das Kinder für 163 Minuten mit zu den Abenteuern und Monstern auf Burg Grottenow nimmt. Die mit dem AUDITORIX-Hörbuchsiegel 2014/15 und dem Deutschen Kinderhörbuchpreis BEO 2014 ausgezeichnete Geschichte wird von der Schauspielerin Katharina Thalbach – die schon einigen Hörbüchern ihre Stimme geliehen hat – liebevoll, schaurig und mitreißend erzählt. Sie schafft es, sich die einzigartigen Charaktere lebendig vorzustellen, so dass Zuhörerinnen und Zuhörer gemeinsam mit Stichkopf in dessen dunklem Kerker sitzen, in dem Stichkopfs Einsamkeit förmlich greifbar ist. Auch das Ungetüm, das mit drei Armen ausgestattet ist, wird durch seine naive, etwas tollpatschige und dennoch loyale Art direkt ins Herz geschlossen. Es beweist nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch seine Taten, dass es der besteste Freund des kleinen Stichkopfs ist – hat es doch auf etwas plumpe, aber dennoch kreative und nette Art versucht, Stichkopf und den Professor wieder zusammenzubringen. Monster haben eben doch Mitgefühl und ein Herz. Die Abenteuer von Stichkopf schaffen es, dass Zuhörerinnen bzw. Zuhörer gespannt mitfiebern. Das Hörbuch vermittelt anschaulich eine Geschichte über das Entstehen einer Freundschaft, die dabei von Selbstzweifeln und Übersich- hinauswachsen geprägt ist. Gute Freundschaften müssen schließlich nicht immer seit Jahren bestehen – auch innerhalb kurzer Zeit kann echte Freundschaft entstehen, für die auch Opfer gebracht werden.
Das skurrile Leben von Stichkopf wird begleitet von schauderhaft schöner Musik, die die Stimmung der Geschichte harmonisch unterstreicht und jedem Kapitel einen passenden Rahmen gibt, und netten, einleitenden Versen, die die Zuhörerin oder den Zuhörer neugierig auf die weiteren Ereignisse machen. Kinder ab acht Jahren können sich somit bei Stichkopf und der Scheusalfinder auf eine spannende Geschichte rund um nette Monster und Freundschaft gefasst machen, die sie auf Burg Grottenow in ihren Bann zieht.
publikationen
Marion Leonhardt: Medienarbeit kinderleicht
Anfang, Günther/Demmler, Kathrin/Lutz, Klaus/Struckmeyer, Kati (Hrsg.) (2015). wischen klickenknipsen. Medienarbeit mit Kindern. München: kopaed. 276 S., 18,00 €.
Medienarbeit – so heißt es im Untertitel: Arbeit impliziert per se schon einmal Anstrengung, verbunden mit Erfolg oder Misserfolg. Doch, wer arbeitet hier? Die Relevanz der Medienbildung scheint im wissenschaftlichen Kontext zunächst eindeutig zu sein. Die Akzeptanz in erzieherisch-pädagogischen Tätigkeitsfeldern spiegelt diese Notwendigkeit aber nur teilweise wieder. Zumal die gesamtgesellschaftliche Entwicklung sich nicht etwa ‚entschleunigt‘ hat – ein Modewort in vielen anderen Kontexten. Vielmehr existiert auch weiterhin eine rasante, explosionsartige Entwicklung. Also technische Raffinessen kontra Bewahrpädagogik? – Nein, so einfach ist es sicherlich auch nicht. Dabei spielt es auch kaum eine Rolle, ob schon das Geburtsalter pädagogische Fachkräfte oder Eltern quasi als ‚Natives‘ oder ‚Immigrants‘ abstempeln. Haben Erzieherinnen und Erzieher in diesem Bereich generell einen besseren Draht zu Kindern als später Lehrkräfte zu Jugendlichen? Steht die kompakte Stoffvermittlung eines Unterrichts dann der Kompetenzerweiterung im Wege? Trotz Kultusministerieller Schreiben zur Medienbildung bleibt die Umsetzung von Medienerziehung als Querschnittsaufgabe schließlich noch unter ihren Möglichkeiten.
Wenn man noch eine Stufe weiter zurückschaut, an die Universitäten, so sind die Standorte mit dem Erweiterungsstudium Medienpädagogik mit Anzahl drei in Bayern stiefmütterlich vertreten, vier Universitäten immerhin haben verpflichtende Inhalte, ebenso viele zumindest wählbare Inhalte. Wer also wird innovativ agieren (können)? Begreift man allein die KIM-Studien als gesellschaftlichen Spiegel, so wird spätestens dann rasch klar, dass bereits im Kindesalter Handlungsbedarf besteht. Die Publikation wischen klicken knipsen. Medienarbeit mit Kindern ist eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung dazu – für alle, die in der aktiven Medienarbeit mit Kindern in der Altersspanne von zwei bis zwölf Jahren mit Freude und Erfolg tätig sein wollen. Auf 276 Seiten wird dem Lesepublikum Grundwissen, genaue Anleitungen von medienpädagogischen Bausteinen sowie eine wissenschaftliche Verortung geboten: Der Löwenanteil des Herausgeberwerks widmet sich also gleich im großen Anfangsblock der aktiven Medienarbeit und beschreibt diese anhand vieler Einsatzszenarien auf durchschnittlich fünf gut lesbaren Seiten. Ulrich Tausend beispielsweise beleuchtet die expressive Wirkung von Lightpainting – eine eindrucksvolle Langzeitbelichtung im Dunklen – im Bereich der Fotoarbeit. Wie es funktioniert einen Audio-Guide etwa über den eigenen Stadtteil zu erstellen, vermittelt Elke Michaelis Schritt für Schritt nachvollziehbar. Susanne Heindl wiederum erklärt im Bereich Video, wie man einen Trickfilm geschickt mit einem Tablet produzieren kann. Hinsichtlich der digitalen Spielewelt widmet Sonja Breitwieser eine Einheit dem Erstellen eines eigenen Computerspiels mit der Software Kodu.
Zu den rezeptiven Beispielen zählt die Kinderappredaktion, das aktuelle und zeitgemäße Projekt von Mina Mittertrainer, bei der Apps von Kindern begutachtet und bewertet werden. Im mittleren Teil der Publikation werden Grundlagen der Medienproduktion unter anderem von Michael Bloech (Fotopraxis), Fabian Fiedler (Radioarbeit) und Günther Anfang (Filmarbeit) fundiert und umfassend beschrieben. Wer wenig Vorwissen mitbringt, bekommt einen komprimierten und dennoch genauen Überblick. Mit der Lektüre dieser Einheiten fühlt jede bzw. jeder sich (wieder) gut gewappnet, auch tiefergehende Fragen der Kinder beantworten zu können. Im dritten und letzten Teil des Werks beschreiben Autorinnen und Autoren theoretisches Wissen auf entwicklungspsychologischer und pädagogischer Grundlage. Beispielsweise beleuchtet Stefan Aufenanger, wie die neuen Medien Kindheit verändern und geht auf kommunikative, soziale und kognitive Einflüsse der Mediennutzung ein. Roland Bader beschreibt Medienarbeit als Spiel im Hinblick auf entwicklungspsychologische Voraussetzungen für die aktive Medienarbeit mit Kindern. Würde man diesen Artikel allen Erzieherinnen und Erziehern sowie pädagogischen Fachkräften an die Hand geben, wären viele versöhnt mit der scheinbar notwendigen Trennung von echten Situationen, realer Welt und dem Sammeln von Erfahrung im Spiel – einem Wesenszug des Menschen, egal ob analog oder digital.
Die beiden Autorinnen Kathrin Demmler und Kati Struckmeyer wiederum widmen sich dem Thema „Medien entdecken, erproben und in den Alltag integrieren“, während Eva Reichert- Garschhammer „kompetenzorientierte, inklusive Bildung von Anfang an“ fordert. Günther Anfang beschreibt den Weg von Medienerziehung zu aktiver Medienarbeit und Klaus Lutz schließt mit der Schilderung „Sehnsuchtsort Natur oder das Verschwinden der sinnlichen Wahrnehmung“ ab. Für den sofortigen Einsatz geeignet, so heißt mein Gesamturteil. Das Herausgeberwerk wischen, klicken, knipsen. Medienarbeit mit Kindern beginnt mit interessanten Praxiskonzepten für die Bereiche Foto, Audio, Video, Digitale Spiele, Multimedia und Rezeptive Medienarbeit. Sämtliche Praxisbausteine sind nahezu uniform aufgebaut und erleichtern so Verständnis und Vergleich: Zunächst werden die Zielgruppe taxiert und eingesetzte Medien aufgelistet, dem folgen zutreffende Aspekte der Medienkompetenz. Mit der anschließenden Checkliste gewappnet kann der ausführlich beschriebene Ablauf nachvollzogen werden. Daran angefügt zeigen Tipps und Erfahrungen mögliche Varianten, Schwierigkeiten oder Feedback von Teilnehmenden auf. Mit den fundierten, gut ausgewählten Links und Verweisen zum Material sind die Bausteine umfangreich und verständlich verfasst. Von den Autorinnen und Autoren erfährt man im Steckbrief Wesentliches zum Tätigkeitsfeld oder Kontaktadressen. Mit der Publikation wischen, klicken, knipsen. Medienarbeit mit Kindern kann also jede bzw. jeder bestens angeleitet in die Praxisarbeit gehen.
Die Altersspanne der Kinder ist zwar teilweise relativ groß angelegt, sicher kann man aber nach einem ersten eigenen Ausprobieren die Zielgruppe für sich genauer eingrenzen. Die linearen Texte sind in den Grundzügen ähnlich aufgebaut und werden dadurch vergleichbarer. Wenige Fotos illustrieren den Inhalt, einige Bilder und Grafiken mehr wären wünschenswert gewesen. Die große Zielgruppe – nämlich pädagogische Fachkräfte in unterschiedlichen Institutionen – wird mit den fundierten Beiträgen dennoch gut erreicht. Denn die Konzepte und Praxisbeispiele lassen sich je nach individueller Vorkenntnis, Ausstattung der jeweiligen Einrichtung und Kindergruppe erfolgreich und leicht umsetzen. Der Anspruch ist dennoch gewahrt, setzen doch manche Artikel schon gewisses Insiderwissen und Verständnis voraus, wie etwa das Kapitel „Foto“ bei den Grundlagen der Medienproduktion.
Beil, Benjamin/Freyermuth, Gundolf S./Gotto, Lisa (Hrsg.) (2015). New Game Plus. Perspektiven der Game Studies. Genres – Künste – Diskurse. Bielefeld: transcript. 416 S., 34,99 €.
Die Computerspielforschung ist eine der Teildisziplinen der Medienwissenschaft, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten besonders weiterentwickelt hat. Um einen aktuellen Aufriss zu diesem vielfältigen Bereich zu geben, haben Benjamin Beil, Gundolf S. Freyermuth und Lisa Gottodie Publikation New Game Plus herausgegeben. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Genres | Games, Künste | Kulturen und Diskurse | Disziplinen. Im ersten Teil werden die Game Studies zum einen kritisch ins Auge gefasst, zum anderen werden häufig vergessene Themen behandelt, wie Editor- Games, Hybrid Reality Theatre, die Aneignung filmischer Räume in einer spielerischen Art sowie das Typenspiel und die digitale Graphie.
Im zweiten Kapitel geht es um die Relation von Kunst und Kultur zu Computerspielen. Exemplarisch dafür wird der Montagebegriff in den Game Studies, unspielbare Spiele und Dystopien in Computerspielen mit Bezug auf die Architekturgeschichte und -theorie abgehandelt. Der dritte Teil der Publikation fokussiert die Idee, geistes- und sozialwissenschaftliche Ansätze der Game Studies mit der Game-Design-Theorie zusammenzubringen. Hierfür werden ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft gewagt, das Lernen in Computerspielforen angerissen und das Ende der Gamerinnen und Gamer prophezeit. Das interdisziplinär angelegte Herausgeberwerk richtet sich vor allem an Fachkräfte und Studierende, die sich mit Computerspielen und Game Studies beschäftigen.
Erdsiek-Rave, Ute/John-Ohnesorg, Marei (Hrsg.) (2014). Schöne neue Welt? Open Educational Ressources an Schulen. Berlin: Friedrich Ebert Stiftung. 100 S., kostenfrei.
OER – die Abkürzung ist Ihnen fremd oder Sie können sich nur vage etwas darunter vorstellen? Dann sind Sie genau in der Zielgruppe für diesen schmalen Band Schöne neue Welt?, denn er gibt einen knappen und gut verständlichen Überblick zu Open Educational Ressources (OER) im schulischen Kontext. Als Einstieg in das Thema dient eine Erklärung, welche Kriterien aus einem Lehr- oder Lernmittel idealtypisch eine offene Bildungsressource machen, gefolgt von neun Thesen rund um OER. Diese beziehen rechtliche und infrastrukturelle Aspekte („Open Educational Resources leisten einen Beitrag zur Demokratisierung von Bildung“), lerntheoretische Aspekte („Partizipatives Lernen mit Open Eduactional Resources erfordert ihre Einbindung in eine mediendidaktisches Schulkonzept“) sowie wirtschaftliche Gesichtspunkte („Schulbuchverlage müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen“) mit ein. Die Thesen werden in jeweils einem Kapitel wieder aufgegriffen und vertiefend behandelt. Schöne neue Welt? ist eine gelungene Aufsatzsammlung zu OER im institutionellen Kontext, die sowohl Theorie als auch Praxisbeispiele berücksichtigt.
Das gesamte Dokument ist im Internet abrufbar: http://library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/11147.pdf
Leider ist die Broschüre selbst jedoch nicht unter eine offene Lizenz gestellt worden.
Von Gross, Friederike/Meister, DorotheeM./ Sander, Uwe (Hrsg.) (2015). Die Geschichte der Medienpädagogikin Deutschland. Weinheim/Basel: Beltz Juventa. 183 S., 34,95 €.
Die Anfänge der Medienpädagogik reichen weiter zurück als es im ersten Moment zu vermuten wäre. Elektronische Massenmedien waren bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teil pädagogischer Diskurse. Für einen umfassenden Überblick über die nationale medienpädagogische Landschaft im geschichtlichen Kontext haben Friederike von Gross, Dorothee M. Meister und Uwe Sander die Publikation Die Geschichte der Medienpädagogik in Deutschland herausgegeben. Im ersten Bereich des Sammelwerks wird die Geschichte der Medienpädagogik systematisch abgehandelt. Innerhalb von vier Beiträgen wird die Zeitspanne vor dem Ersten Weltkrieg bis heute dargelegt: Den Anfang macht Jürgen Hüther mit der Vorkriegszeit, in der es um Schundliteratur, Kinofilme und Bewahrpädagogik im medialen Bereich geht.
Thomas Walden widmet sich dem Dritten Reich und beschreibt unter anderem, wie die Propagandamittel der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten auch als erzieherische Mittel verwendet wurden. Die Zeit nach dem Krieg bis hin zum Ende der 1970er-Jahre, in der das Thema Lehren und Lernen mit Medien aufkam, erläutert Gerhard Tulodziecki. Zum Abschluss des geschichtlichen Umrisses fasst Dieter Spanhel die Medienpädagogik seit 1980 zusammen. Diese war und ist beispielsweise von der Mediatisierung aller Lebensbereiche, der Netzwerkgesellschaft und der Etablierung des Fachbereichs selbst geprägt. Im zweiten Teil der Publikation werden innerhalb von zwei Beiträgen ausgewählte Diskurse aus der jüngsten Zeit hervorgehoben. Michael Jäckel et al. erläutern in einem Überblicksartikel die Traditionen der Medienwirkungsforschung in einem zeitlichen Kontext.
Den Abschluss machen Anna-Maria Kamin und Dorothee M. Meistermit Fokus auf das Lehren und Lernen mit digitalen Medien im Weiterbildungssektor. Die Geschichte der Medienpädagogik in Deutschland ist sowohl für Medienpädagoginnen und -pädagogen empfehlenswert, die sich besonders mit historischen Aspekten der Disziplin auseinandersetzen, wie auch für Fachkräfte einschlägiger Disziplinen, die sich für die historische Entwicklung der Medienpädagogik interessieren.
Möbius, Thomas/Steinmetz, Michael/ Lang, Verena (Hrsg.) (2015). Tablets im Deutschunterricht. Forschungsperspektiven – Unterrichtsmodelle. München: kopaed. 217 S., 18,80 €.
Tablets vereinen als Konvergenzmedien vielfältige mediale Funktionen in sich. Dadurch und durch ihre zumeist intuitive Bedienbarkeit werden sie in vielen Bildungsbereichen gerne eingesetzt. Der Sammelband Tablets im Deutschunterricht legt, wie der Name verrät, den Fokus auf die Einsatzmöglichkeiten im Deutschunterricht. Zunächst werden grundlegende Themen wie Wortschatzerweiterung, elektronische Schulbücher oder der Erwerb basaler Lesefertigkeit – stets vor einem medialen Hintergrund – betrachtet. Den inhaltlich größeren Anteil nehmen jedoch praktische Fragestellungen ein. Neben infrastrukturellen Aspekten zu Planung und Finanzierung werden konkrete fachdidaktische Themen aufgegriffen, wie Literarisches Lernen mit dem Tablet, oder es wird der konkrete Einsatz einer App beschrieben.
Die genaue Betrachtung des Fachbereichs Deutsch ist wichtig und spannend, da in einer allgemeinen Tablet-Euphorie durchaus die Gefahr besteht, dass nicht der sinnvolle didaktische Einsatz der Geräte, sondern die Technik selbst im Vordergrund steht. Das Buch richtet sich in erster Linie an Deutschlehrkräfte aller Schularten und über alle Jahrgänge hinweg. Doch viele der dargestellten Erkenntnisse und Erfahrungen sind sicherlich auch für andere Bildungskontexte wie die Sprachförderung in Bibliotheken oder den Einsatz im Fremdsprachenunterricht interessant.
Tillmann, Angela/Fleischer, Sandra/ Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.) (2014). Handbuch Kinder und Medien. Digitale Kultur und Kommunikation. Heidelberg: Springer VS. 563 S., 49,95 €.
Der Sammelband liefert einen umfassenden und strukturierten Überblick über den aktuellen theoretischen und empirischen Forschungsstand im Bereich ‚Kinder und Medien‘. Kinder werden dabei als Akteurinnen und Akteure ihres medialen Handelns begriffen, wobei der Aufbau von Handlungsfähigkeit als von entwicklungsförderlichen Bedingungen abhängig betrachtet wird. Zum Einstieg in die Thematik widmet sich das erste Kapitel verschiedenen Perspektiven auf Kinder, Kindheiten und Medien. Darauf folgt eine Einführung in theoretische Grundlagen und die Diskussion unterschiedlicher Bedeutungsdimensionen des kindlichen Medienhandelns. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Methoden der Medienforschung mit Kindern.
Das daran anschließende Kapitel geht auf die Bedeutung von Medien in verschiedenen Lebensabschnitten ein. Konvergente Medien sowie verschiedene Einzelmedien und deren jeweilige Wahrnehmungs- und Handlungsmodi, Anforderungen, Handlungskontexte und gesellschaftliche Bewertungen werden im darauffolgenden Kapitel näher betrachtet. Das letzte Kapitel widmet sich schließlich der Medienarbeit mit Kindern in verschiedenen Bildungskontexten. Auf die Darstellung von Anforderungen, Rahmenbedingungen und zentralen Aspekten folgt die Vorstellung innovativer Projektbeispiele und zukünftigen Handlungsbedarfs. Durch die Übersicht über den aktuellen Status Quo des Themenbereiches, verfolgt der Sammelband Handbuch Kinder und Medien das Ziel, zur Strukturierung des Forschungsfelds beizutragen sowie Anstöße für künftige Forschungs- und Praxisarbeit zu geben.
Das Handbuch eignet sich für Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Studierende aus dem Schwerpunktbereich ‚Kinder und Medien‘ sowie Medienpädagoginnen und -pädagogen in der praktischen Arbeit.
Wagner, Elke (2014). Mediensoziologie. Konstanz/München: UVK. 150 S., 14,99 €.
Medien sind nicht nur in Disziplinen wie der Pädagogik, Psychologie und Kommunikationswissenschaft ein wichtiger Faktor, sondern auch in der Soziologie. Um einen kompakten Einblick in das Forschungsfeld zu bekommen, hat Elke Wagner sich dem Thema in ihrer Monografie Mediensoziologie gewidmet. Im ersten Teil der Publikation geht die Autorin zunächst auf relevante Medientheorien ein. Hierfür wird die Frage „Wozu Mediensoziologie?“ geklärt: Die Prägung von Medien durch soziale Praktiken, die Medientheorie der Kulturwissenschaft, mediale und gesellschaftliche Einflüsse wie auch der Arabische Frühling werden dazu herangezogen. Die Differenzierung von heißen und kalten Medien von McLuhan, der den Satz „Das Medium ist die Botschaft“ geprägt hat, wird zu diesem Zweck ebenso beschrieben wie Kittler, der konstatiert, dass Medien die menschliche Wahrnehmung bestimmen. Für einen kritischen Blick auf die Mediensoziologie geht Wagner auch auf Adorno, Horkheimer und Bourdieu ein.
Eine vielfältige Sichtweise bietet das Kapitel zu Cultural Studies, in dem Kultur und Politik in einen Bedeutungszusammenhang gesetzt werden und gleichzeitig die Alltags- und Populärkultur Betrachtung finden. Weiter widmet sich die Autorin dem Phänomen der unsichtbaren Medien, bei dem es darum geht, dass Medien im direkten Vollzug in der Praxis kaum sichtbar werden. Geprägt wird diese Begrifflichkeit von Krämer, Tarde und Latour. Als Abschluss des ersten Teils formuliert Wagner ein Kapitel zu Luhmann. Im zweiten Teil der Monografie geht es um den Bereich der praktischen Mediensoziologie. Zunächst erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Identität, die sowohl von Mead als auch von Habermas untersucht wurde. Darauf folgt eine Behandlung der romantischen Liebe, die zum einen literarisch im Sinne von Romanen und zum anderen digital durch den Verlust der Romantik durch das Internet erfolgt.
Abrundend nimmt Wagner die Öffentlichkeit im medialen Kontext, die Populärkultur und die mediale Weltgesellschaft in den Blick. Die Publikation, die innerhalb von 150 Seiten einen Überblick zum Thema schafft, richtet sich an Studierende der Soziologie, die sich verstärkt mit medialen Themen auseinandersetzen sowie an Fachkräfte einschlägiger Fachrichtungen, die sich mit dem Bereich der Mediensoziologie intensiver beschäftigen.
kolumne
Hans-Dieter Kübler: Domestizierung 2.0 oder: Beziehungskiste Medien
Massenkommunikation, so lehrte man einst, ist prinzipiell durch die Einseitigkeit des Informationsflusses von der Kommunikatorin bzw. vom Kommunikator zum Rezipierenden gekennzeichnet. Sicher gab es einige wenige, meist technisch verstandene Rückkoppelungen wie Leserbriefe oder Telefonanrufe. Mit SMS, Mail und vor allem durch die sozialen Netzwerke haben sich die Verhältnisse jedoch (fast) grundlegend geändert; soviel Austausch, Interaktivität, Einflussnahme zwischen Medienund Publikum gab es noch nie, mindestens nicht so permanent, vielfältig und effektiv. Repräsentative Daten und solide Interpretationen liegen dafür kaum vor; aber Indizien finden sich genug: Schon von der Lokalpresse wird erwartet, dass jedes kleinste Ereignis vor Ort und meist auch die eigene Teilnahme gebührend berichtet werden, sonst hagelt es Proteste über Ignoranz. Leserbriefe sollen unbedingt ganz abgedruckt werden, und für alle Fragen erwartet man fundierte Auskünfte. Verwunderlich ist dieser direkte Umgang gewiss nicht: Denn alle Medien fordern unentwegt in allen digitalen Kanälen zu Anregungen, Beteiligungen sowie Reaktionen auf und biedern sich als ,ihre‘ unentbehrliche Familien- und Gruppenmitglieder an. Kaum eine Meldung bleibt heute ohne Kommentar. Faktische Fehler und Ungenauigkeiten werden umgehend angekreidet, Sendungen bereits in Echtzeit kritisiert, Protagonistinnen und Protagonisten verhöhnt oder hochgelobt, manche Talkshows holen sich das Echo explizit in die Sendung.
Shitstorms brechen nicht nur über Prominente oder bloßgestellte Mauerblümchen rücksichtslos herein, sondern auch Redaktionen bekommen prompt ihr Publikumsfett ab, wenn sie politisch nicht gefallen. Wieviel Aufwand sie inzwischen in diese weit reichende ‚Beziehungsarbeit‘ stecken, wie sie womöglich unter der Resonanzlast – zumal bei abgespecktem Personal – stöhnen, ist kaum eruiert. Denn die Beziehungen reichen oftmals noch tiefer: Kürzlich wurde beim erstmaligen (!) Lesertreffen von Der Spiegel in Hamburg etwa die Chefredaktion von Bekenntnissen nicht nur Älterer überrascht, wie wichtig selbst der (einst) unnahbare Spiegel als lebenslanger persönlicher Kompass sei, wie genau seine Fehltritte beäugt werden und wie vertraut man mit einzelnen Autorinnen und Autoren sei. Diese sozioemotionalen Phänomene sind nicht einmal genügend benannt. Wenn der inzwischen eingedeutschte Begriff der domestication nicht schon für die anhaltende Verhäuslichung der neuen Medien sachlich schief reserviert wäre, könnte er als Domestizierung in der ursprünglich doppelten Semantik gelten: nämlich als ständig sich intensivierende Einvernahme bzw. Familiarisierung der etablierten Medien durch das Publikum bis hin zu persönlichen Ansprüchen Einzelner, aber zugleich als fortschreitende Zähmung und Kontrolle ihrer Macherinnen und Macher bis hin zu massiven Interventionen. Luhmann hat noch die Massenmedien als funktionale Selbstbeobachtung der Gesellschaft zweiter Ordnung charakterisiert. Mit den sozialen Netzwerken verbreitet sich eine unaufhörliche, prompte Beobachtung dritter Ordnung der Medien selbst durch eine ständig aufmerksame, auch mosernde und oft empörte Zivilgesellschaft.
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Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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