2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung
Die Kritik an privatwirtschaftlich organisierten Medien bildet seit jeher einen Hauptaspekt, wenn es darum geht, Bürger und Bürgerinnen zu einer Reflexion darüber anzuregen, wie sie mit Medien umgehen. Dementsprechend ist eine wesentliche Dimension in den handlungsorientierten Modellen der Medienkompetenzförderung die Forcierung der Fähigkeiten zur Medienkritik. Dieses Hinter-die-Kulissen-blicken umfasst unter anderem auch das Durchschauen kommerzieller Strukturen von Medien und ihren Anbietern. Nun sind Teilbereiche des Themas Kommerzialisierung der Medienwelt nicht neu, die wissenschaftliche und pädagogisch-praktische Auseinandersetzung mit Kindern und Werbung gehört zu den recht gut erforschten Gebieten in der Mediensozialisationsforschung. Andere Phänomene, wie zum Beispiel junge Erwachsene als Unternehmer, die mittels YouTube Geld verdienen, sind hingegen relativ neu.Mit dem Schwerpunktthema macht sich merz 4/2014 auf die Suche nach Handlungsoptionen für die Medienpädagogik und wirft einen Blick auf aktuelle Herausforderungen. Das Handeln mit Medien war schon immer ein komplexer Prozess der Auseinandersetzung des Subjekts mit medialen Gegebenheiten. Aktuell ist es aber weit mehr die Auseinandersetzung des Subjekts in seiner lebensweltlichen Verankerung mit Medieninhalten und -geräten. Gerade mit der Etablierung mediatisierter Kommunikations- und Interaktionsstrukturen ist dieses Verhältnis von Subjekt und Medienwelt wesentlich komplexer geworden.
aktuell
Cornelia Pläsken: Partizipationsstudie 2014
Die Ergebnisse der Partizipationsstudie 2014, die vom Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft durchgeführt wurde, wurden kürzlich veröffentlicht. In der Studie Online mitmachen und entscheiden geht es um politische und wirtschaftliche Beteiligungsformen im Internet. Insgesamt nahmen 504 Personen an der Studie teil. Die drei zentralen Fragestellungen lauten: (1) Wer partizipiert heute online? (2) Was machen die Nutzenden und woran haben sie Interesse? (3) Welche Motivation und Anreize stehen hinter der Online-Partizipation?Die Untersuchung zeigt, dass die aktivsten Online-Partizipierenden die 18- bis 34-Jährigen Internetnutzenden (58%) sind, besonders diejenigen, die einen Hochschulabschluss haben.
Bezüglich der direkten Aktivität im Netz wird deutlich, dass beispielsweise das Miteinreichen von Online- Petitionen (48 %) eine sehr populäre Form der politischen und gesellschaftlichen Beteiligung ist. Bei der Betrachtung der zeitlichen Komponente konnte ein hohes Engagement (Median: 1,5 Stunden) festgestellt werden. Bei der Frage nach der Motivation und den Anreizen zeigen sich, dass die Selbstwirksamkeitserwartung und Kreativität der befragten Personen mit steigender Anzahl der Partizipationsformen wächst. Die vollständigen Ergebnisse können online nachgelesen werden.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Neuer Bereich auf klicksafe.de: Sexting
In den Medien ist immer häufiger von Sexting die Rede, von Jugendlichen, die freizügige Fotos oder Videos von sich machen und diese über Computer, Tablet oder Smartphone verschicken. Probleme birgt Sexting einerseits, wenn diese Fotos neben der Person, für die sie gedacht waren, noch an weitere Personen verbreitet werden; unabhängig ob aus Versehen oder aus böser Absicht geschehen. Zum anderen sich erotische Fotos, die auf Druck einer anderen Person entstehen, klare Nötigung bzw. Erpressung (vgl. Interview mit Angelika Berankek zu Sexting in merz 1/14, S. 6 f.). Wie häufig aber kommt Sexting tatsächlich vor? Was sind die möglichen Folgen? Was kann man tun, wenn die eigenen Bilder plötzlich ungewollt in der Öffentlichkeit stehen? klicksafe, die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz, hat auf ihrer Homepage einen neuen Bereich zum Thema Sexting angelegt und gibt Antworten auf diese und weitere Fragen. Beispielsweise wird dort erklärt, dass es sich bei den meisten Sexting-Fotos und -Videos nicht um Kinderbzw. Jugendpornografie handelt. Und dass sich Jugendliche durch das Versenden der selbstaufgenommenen erotischen Bilder an die Partnerin bzw. den Partner nicht strafbar machen. An selbiger Stelle bietet klicksafe übrigens auch 138-seitiges kostenfreies Zusatzmaterial für Lehrkräfte an: Let‘s talk about Porno!
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Internet 2025
Das Internet gibt es bereits mehr als nur ein paar Jahre. Ein Alltag ohne Internet ist kaum mehr vorstellbar. Wir sind es gewöhnt, dass wir – mittlerweile auch mobil – immer auf das Internet zugreifen können. Doch wie wird es mit dem Internet weitergehen? Wie wird es in zehn Jahren aussehen? Mit diesen Fragen hat sich das Pew Research Institute innerhalb der Studie Digital Life in 2025. Net Threats beschäftigt. Dafür wurden drei verschiedene Expertengruppen befragt: Internetexperten, Analysten aus der Tech-Industrie und Personen aus einer spezifischen Mailing-Liste des Instituts. Die Ja-Nein-Frage „By 2025, will there be significant changes for the worse and hindrances to the ways in which people get an share content online compared with the way globally networked people can operate online today?“ beantworteten 35 Prozent mit „Ja” und 65 Prozent mit „Nein”. Hier zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten also an ein zukünftig freies Internet glaubt, wobei es sich dabei eher um Optimismus als um ihre eindeutige Überzeugung handelt. Weiter identifiziert die Studie vier Bedrohungen, die für die Expertinnen und Experten besorgniserregend sind. Hierbei geht es um nationalstaatliche Bedenken bezüglich der Sicherheit wie auch der politischen Kontrolle und ihre Folgen, um noch stärkere zukünftige Überwachung, um den kommerziellen Druck, der die offene Struktur des Online-Lebens gefährden wird, sowie um die Anhäufung von zu vielen Informationen im Netz.
Ausführliche Ergebnisse können online abgerufen werden.
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Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Staffelstabübergabe bei KBoM
Prof. Dr. Sven Kommer und Rüdiger Fries sind die Neuen – der langjährige Sprecher und Mitbegründer der Initiative Keine Bildung ohne Medien (KBoM) Prof. Dr. Horst Niesytound die Sprecherin Katja Friedrich (m+b.com) haben ihnen ihre Sprecherfunktion übergeben.Prof. Dr. Sven Kommer lehrt Allgemeine Didaktik und Medienbildung an der RWTH Aachen. Ausgehend von eigenen empirischen Untersuchungen beschäftigt er sich unter anderem mit der Frage, warum in den meisten deutschen Schulen eine aktive Medienbildung häufig kaum stattfindet. „[…] Reagiert das Bildungssystem auf diese Herausforderungen weiterhin abwehrend, sehe ich die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft als akut gefährdet an.“
Rüdiger Fries arbeitet im Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes im Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit als Online-Redakteur und begleitet Medienkompetenzprojekte und die Entwicklung der bildungspolitischen Leitlinien für die Medienbildung im Saarland. Die Schwerpunkte der Arbeit von KBoM liegen für ihn nach wie vor darin, dass einerseits Medienbildung institutionell in Deutschland verankert wird, als auch durch lokale Netzwerke unmittelbar vor Ort praktisch umgesetzt werden kann. Keine Bildung ohne Medien“ strebt eine breitenwirksame, systematische und nachhaltige Verankerung von Medienpädagogik in allen Bildungsbereichen der Gesellschaft an.
Die Initiative versteht sich als Netzwerk, das engagierte Einzelpersonen und Einrichtungen im Feld der Medienbildung zusammenführt, als Impulsgeber für bildungspolitische Aktivitäten zur Förderung von Medienbildung und Anlaufstelle für das Anstoßen regionaler und überregionaler Aktivitäten.
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Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Stichwort Binge Watching
Ein neuer Volkssport? Die Sucht der Neuzeit? In jedem Falle ist Binge Watching kein Einzelphänomen, sondern ein Trend: das – unschön übersetzte – Komaglotzen oder der Serienmarathon, also das Schauen mehrerer Folgen oder Staffeln einer Fernsehserie am Stück. Das eher neuzeitige Phänomen resultiert aus der zunehmenden Vielfalt an (legalen und illegalen) Video-on-Demand-Angeboten von Portalanbietern wie Netflix, maxdome oder Lovefilm, die – im Gegensatz zum linearen Fernsehen – alle Folgen einer Serie gleichzeitig anbieten und die Fernsehbranche damit verändern, da die nächste Folge nicht mehr eine Woche, sondern nur noch einen Klick entfernt liegt.
Theoretisch sind solche Marathons zwar schon seit der Erfindung der Videokassette möglich und wurden mit den DVD-Boxen enorm erleichtert, aber der Trend des ununterbrochenen Konsumierens avancierte erst mit dem Stream per Mausklick oder Bildschirmberührung. Und jetzt, jetzt wird natürlich gewettert: Binge Watching schade den Einschaltquoten der Sender, die Ungeduld digitaler Konsumentinnen und Konsumenten werde gefüttert, fesselnde Handlungen lassen das Publikum in einen Trance-Zustand verfallen, ganz zu schweigen von den ökonomischen Folgen dieses radikalen Wandels des Sehverhaltens und den ausbleibenden Werbeeinnahmen.
Vielleicht könnte es aber auch sein, dass das Fernsehprogramm und die wöchentliche Stückelung nicht mehr zeitgemäß sind, dass Nutzerinnen und Nutzer durch ihren Konsum Selbstkontrolle lernen (müssen) und dass Fernsehsender sich schneller in Mediatheken verwandeln sollten – weit über gelegentliche Doppelepisoden oder Blockausstrahlungen hinaus. Und dann, dann könnte sich der Kuchen des Binge Watching nicht nur geteilt werden, er könnte sogar schmecken. Anders eben!
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Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: BITKOM: Heranwachsende und Computerspiele
Der Hightech-Verband BITKOM hat eine Studie zum Thema ‚Kinder und Jugend 3.0‘ herausgegeben. Die repräsentative Umfrage wurde mit 962 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden nun Ergebnisse zum Themenbereich ‚Gaming‘ veröffentlicht. 93 Prozent der Zehn- bis 18-Jährigen in Deutschland beschäftigen sich mit Computer- und Videospielen. Die durchschnittliche Spieldauer der Altersgruppe beträgt 104 Minuten täglich. Eine differenziertere Betrachtung der Spielzeiten zeigt, dass die Dauer mit dem Alter ansteigt. Die Zehn- bis Zwölfjährigen spielen durchschnittlich 76 Minuten täglich, die 13- bis 15-Jährigen 111 Minuten und die 16- bis 18-Jährigen 124 Minuten. Computer- und Videospiele sind dennoch mittlerweile als medienbezogene Freizeitaktivität genauso beliebt wie das Fernsehen.
Bei der Analyse der Geräte, mit denen gespielt wird, zeigt sich, dass die Hälfte der Zehn- bis 18-Jährigen eine eigene stationäre Konsole besitzt. Dazu zählen beispielsweise die Xbox, eine Playstation oder die Wii U. 37 Prozent der Heranwachsenden haben eine mobile Spielkonsole. Betrachtet man den Bereich der Apps, so zeigt sich das Smartphone als das Hauptmedium. 79 Prozent besitzen und nutzen ein Smartphone für Game-Apps. Die Ergebnisse der Studie zeigen außerdem, dass es eine nicht unerhebliche Zahl an vielspielenden Kindern und Jugendlichen gibt. Knapp ein Fünftel der 16- bis 18-Jährigen gab an, dass sie täglich im Durchschnitt drei oder mehr Stunden am Computer, Smartphone oder an der Konsole spielen. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen sind dies wiederum nur sechs Prozent. Dennoch ist es hier Aufgabe der Eltern, auf die Vielfalt der Freizeitaktivitäten ihrer Kinder zu achten.
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Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Wissenschaftsjahr 2014 – noch lange nicht am Ende
Die digitale Gesellschaft ist eine Gesellschaft im Umbruch. In nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen sind digitale Technologien Voraussetzung und Begleiter neuer Entwicklungen. Das Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft zeigt auf, wie Wissenschaft und Forschung diese Entwicklung mit neuen Lösungen vorantreiben und widmet sich den Auswirkungen der digitalen Revolution.Bürgerinnen und Bürger aller Generationen sind dazu eingeladen, sich an der Debatte über die Zukunft der digitalen Gesellschaft zu beteiligen. Deutschlands digitale Köpfe sind zwar bereits ausgezeichnet worden, aber das Wissenschaftsjahr selbst ist noch in vollem Gange:
Das umgebaute Frachtschiff MS Wissenschaft legt noch bis September in vielen Städten an – mit an Bord, die Ausstellung Digital unterwegs sowie die Chance, selbst zu probieren, wie Wissenschaft funktioniert. Auf der Online-Plattform Forschungsbörse können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Nachwuchs für ihre Forschung begeistern möchten, weiterhin registrieren, – (Volkshoch-) Schulen wiederum können diese Personen auf der Plattform in ihren Unterricht einladen. In zahlreichen Diskussions- und Dialogveranstaltungen wird diskutiert; selbst in Nachtrunden. In den kommenden Tagen und Wochen wird es in Berlin einen Ferienkurs zu „Das Lernen lernen“ geben, in München eine Tagung zu Mensch & Computer und in Dortmund eine Ausstellung zu Ambient Intelligence. In Karlsruhe werden mit dem iPad YouTube Tutorials erstellt werden, in Köln werden die Open-Access-Tage ausgerichtet werden und die Ausstellung ScienceStation wird nach Frankfurt wandern. Der Veranstaltungskalender ist aber noch um einiges länger …www.digital-ist.de
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Autor: Swenja Wütscher
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thema
Ulrike Wager: Medienhandeln findet in kommerzialisierten Umgebungen statt
Die Kritik an privatwirtschaftlich organisierten Medien bildet seit jeher einen Hauptaspekt, wenn es darum geht, Bürger und Bürgerinnen zu einer Reflexion darüber anzuregen, wie sie mit Medien umgehen. Dementsprechend ist eine wesentliche Dimension in den handlungsorientierten Modellen der Medienkompetenzförderung die Forcierung der Fähigkeiten zur Medienkritik. Dieses Hinter-die-Kulissen-blicken umfasst unter anderem auch das Durchschauen kommerzieller Strukturen von Medien und ihren Anbietern. Nun sind Teilbereiche des Themas Kommerzialisierung der Medienwelt nicht neu, die wissenschaftliche und pädagogisch-praktische Auseinandersetzung mit Kindern und Werbung gehört zu den recht gut erforschten Gebieten in der Mediensozialisationsforschung. Andere Phänomene, wie zum Beispiel junge Erwachsene als Unternehmer, die mittels You-Tube Geld verdienen, sind hingegen relativ neu.
Die aktuelle Ausgabe von merz macht sich mit dem Schwerpunktthema Jugend – Medien – Kommerzialisierung auf die Suche nach Handlungsoptionen für die Medienpädagogik und wirft einen Blick auf aktuelle Herausforderungen. Das Handeln mit Medien war schon immer ein komplexer Prozess der Auseinandersetzung des Subjekts mit medialen Gegebenheiten. Aktuell ist es aber weit mehr die Auseinandersetzung des Subjekts in seiner lebensweltlichen Verankerung mit Medieninhalten und -geräten. Gerade mit der Etablierung mediatisierter Kommunikations- und Interaktionsstrukturen ist dieses Verhältnis von Subjekt und Medienwelt wesentlich komplexer geworden. Menschen eignen sich mediale Geräte und Strukturen an, um sich zu anderen in Beziehung zu setzen und sich selbst zu präsentieren. Sie nutzen dafür vor allem Soziale Netzwerkdienste oder Messenger auf mobilen wie stationären Endgeräten. Dabei sind auf Seiten der Medien neue Akteure auf den Plan getreten, deren Interessen auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind: Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Telekommunikationsunternehmen, die uns Telefonverträge und Geräte verkaufen, von Anbietern sozialer Netzwerkdienste, die uns Zugang zu unseren mediatisierten Beziehungsgefügen allerorts und zu jeder Zeit gewähren, oder auch von Spieleanbietern, die für uns umfassende Spielewelten arrangieren.
Gemeinsam ist all diesen Medienaktivitäten, die das Subjekt realisieren kann, dass sie sofort mit den sozialen Beziehungen der Handelnden verknüpft werden können: Sich selbst mit mehr oder weniger interessanten Inhalten zu präsentieren und sie mit anderen jederzeit und allerorts teilen zu können ist (zumindest für die Jüngeren) ein integrierter Bestandteil des Medienhandelns. In Bezug auf Prozesse der Kommerzialisierung des Mediensystems geht es also nicht mehr nur um das Anpreisen von Waren über spezifische Werbeformen in den Medien. Unser Medienhandeln findet insgesamt viel mehr als früher in kommerzialisierten Umgebungen statt und gerät gleichzeitig immer häufiger unter Beobachtung und wird von verschiedenen Akteuren, die wirtschaftliche und/oder politische Interessen verfolgen, ausgewertet. In den (Post-)Industriestaaten eint uns die Erkenntnis, dass wir die (medialen) Strukturen, in denen wir handeln, nicht mehr völlig durchblicken und sie sich zunehmend unserer Kontrolle entziehen. Erwachsene wie Heranwachsende stehen teilweise ohnmächtig vor diesem Problem, sie ignorieren es oder sie finden sich mit der Tatsache ab, gesellschaftliche wie mediale Verhältnisse so zu akzeptieren wie sie sind und gar nicht mehr zu hinterfragen. Für die Medienpädagogik bedeutet dies eine kontinuierliche Reflexion ihrer Ansätze und auch ihrer wissenschaftlichen Grundlagen. Das vorliegende merz-Heft will dazu einen Beitrag leisten. Verschiedene Teilbereiche von Kommerzialisierung werden im Themenschwerpunkt diskutiert:
Dimensionen von Kommerzialisierung und Ökonomisierung
Eine Systematisierung der Phänomene leistet Wolfgang Reißmann als Einführung in das Schwerpunktthema: Um den Themenkomplex der kritischen wissenschaftlichen Analyse zuzuführen schlägt er eine Dreiteilung des Komplexes vor:- die Perspektive auf die Subjekte als (potenzielle) Konsumentinnen und Konsumenten, denen über die Medien traditionell Waren angeboten werden und die sich dazu positionieren müssen- die Perspektive auf die Kommerzialisierung von mediatisierten Kommunikations- und Interaktionsformen und die dahinterliegenden Auswertungsstrategien verschiedener Akteurinnen und Akteure sowie- die Perspektive auf eine grundlegende Ökonomisierung der Handlungsformen von Menschen, die immer stärker an zweckrationalen und gewinnorientierten Zielen orientiert werden
Heranwachsen mit Werbung
Im nächsten Teil wird ein klassischer Bereich herausgegriffen, das Thema Kinder und Werbung im Fernsehen. Ein Teil der Mediensozialisationsforschung widmet sich schon seit langem diesem Themenfeld, woraus als eine Konsequenz Qualitätskriterien für ‚gute‘ Medieninhalte entwickelt wurden. Eines dieser Kriterien zielt darauf, Kindern werbefreie Räume zu bieten bzw. Werbung so zu gestalten, dass sie vom redaktionellen Programm einfach zu unterscheiden ist. Das heißt, die Beschäftigung mit guten, qualitätsvollen Medien für Kinder umfasst immer auch einen zumindest reflektierenden Blick auf Werbung in kinderrelevanten Medien. Michael Gurt, verantwortlicher Redakteur des FLIMMO, hat ein Gespräch mit Birgit Guth, Leiterin der Medienforschung bei SuperRTL, und Margrit Lenssen, stoffführende Redakteurin der Redaktion Löwenzahn des ZDF, geführt. Diskutiert wurden dabei aktuelle Herausforderungen für ein qualitätsvolles Kinderprogramm, die Einkauf- und Vermarktungsstrategien der Fernsehanbieter und Vermarktungsgesellschaften. Ein Schwerpunkt lag auch darauf, einen Blick auf die Phänomene der Medienkonvergenz und ihre Auswirkungen auf den Medienumgang der Kinder zu werfen: So wird die Online-Strategie bei der Entwicklung neuer Formate für die Zielgruppe Kinder immer von vorneherein mitgedacht. Schwierigkeiten sehen beide Gesprächspartnerinnen darin, mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich mobiler Endgeräte Schritt zu halten.
Jugend als Unternehmen
Dass ein Bewusstsein über das ‚unternehmerische Selbst‘ auch bei jungen Erwachsenen inzwischen angekommen ist, zeigt sich im Phänomen ‚YouTube-Stars‘ und deren Geschäftsmodelle. Nicola Döring gibt einen Überblick über die Strukturen, in denen die zumeist jungen Erwachsenen semiprofessionell bis professionell agieren und sie erläutert die Geschäftsmodelle, die diesem Handeln zugrunde liegen. Gekennzeichnet ist dieses Handeln von zunehmender Professionalisierung und den Erwartungen daran, dass mit gut gemachten Kanälen auf Videoportalen Geld zu verdienen ist.
Online-Werbung und neue Geschäftsmodelle
Daran anschließend wird ein relativ neuer Bereich für die Zielgruppe Jugendliche und Kinder in den Blick genommen, und zwar die Erscheinungsformen von Online-Werbung und Geschäftsmodellen im Internet. Anne Schulze ist an einem Forschungsprojekt des Hans-Bredwow-Instituts beteiligt, das Online-Werbung aus der Perspektive von Kindern rekonstruiert. In einem Interview bietet sie einen Einblick in das Vorhaben. Sie sieht als eine der größten Herausforderung im Umgang mit Online-Werbung, dass Kinder grundsätzlich im Internet anders gefordert sind, Inhalte einzuschätzen und sich zu orientieren. Gerade in Bezug auf neue Werbeformen (z. B. personalisierte Werbung) stellen sich hier dann auch neue Anforderungen an die Ausbildung von Fähigkeiten zur Einschätzung dieser Formate. Für Jugendliche ist zu konstatieren, dass sie zwar über die Werbeformen Bescheid wissen, jedoch von den Geschäftsmodellen der Anbieter nur wenig Ahnung haben. Auffällig ist zudem, dass die Strukturen, in denen sich Jugendliche gerne und ausgiebig bewegen, als kommerzialisierte Handlungsstrukturen von ihnen wenig hinterfragt und zumeist hingenommen werden. Die JFF-Studie, die Niels Brüggen und Mareike Schemmerling vorstellen, zeigt, dass es über handlungsorientierte Methoden sehr wohl gelingen kann, bei den Jugendlichen ‚Aha-Effekte‘ zu erzeugen und sie zur Reflexion anzuregen. Sie sind dann als aussichtsreich einzuschätzen, wenn sie an den Handlungserfahrungen der Jugendlichen ansetzen, dieses Handeln und damit verbundene Auswertungsprozesse sichtbar machen und den Austausch unter Jugendlichen anregen. Über alle Beiträge hinweg wird deutlich, dass die Medienpädagogik in ihrer Weiterentwicklung gefordert ist.
Herkömmliche Konzepte und Modelle, die eine Reflexion über das Mediensystem anregen sollen, greifen mit Blick auf aktuelle Phänomene zumeist zu kurz. Umso größere Bedeutung erlangen Ansätze, die von Seiten der Wissenschaft kritische Herangehensweisen einfordern und die für die pädagogische Praxis die Weiterentwicklung und Erprobung von Methoden forcieren. Notwendig ist gleichzeitig eine Analyse der Strukturbedingungen für mediales Handeln.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Ulrike Wagner
Beitrag als PDFEinzelansichtWolfgang Reißmann: Mediatisierung – Kommerzialisierung – Ökonomisierung: Sind aktuelle Medienumgebungen Katalysatoren instrumentellen Handelns und Denkens?
Die Verquickung von Mediatisierungs- und Kommerzialisierungsprozessen ist aktuell in zumindest drei Bereichen zu beobachten. Erstens interessieren Individuen gestern wie heute als potenzielle Konsumenten. Zweitens ist die Lebensführung in kommerzialisierten Medienumgebungen zunehmend selbst zu einem wirtschaftlichen Rohstoff und einer Ware geworden. Drittens legen aktuelle Medienumgebungen ökonomisierte Handlungs- und Denkmuster nahe, das heißt, sie beeinflussen Selbst und Sozialbeziehungen. Vor diesem Hintergrund wird für mehr Kritische Kommunikationswissenschaft plädiert und Medienpädagogik innerhalb eines solchen Unterfangens als wichtige Instanz verortet.
Literatur:
Andrejevic, Mark (2002). The Work of Being Watched: Interactive Media and the Exploitation of Self-Disclosure. In: Critical Studies in Media Communication, 19(2), pp. 230-248.Brüggen, Niels/Dirr, Eva/Schemmerling, Mareike/Wagner, Ulrike (2014). Jugendliche und Online-Werbung im Social Web. Herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. München. URL: www.jff.de/jff/fileadmin/user_upload/Projekte_Material/ verbraucherbildung.socialweb/JFF-Studie_Jugendliche_Online-Werbung_SocialWeb.pdf [Zugriff: 14.07.2014]-
Habermas, Jürgen (1981/1987). Theorie des kommunikativen Handelns. Band 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Karmasin, Matthias/Rath, Matthias/Thomaß, Barbara (Hrsg.) (2013). Normativität in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: VS.
Krotz, Friedrich (2006). Rethinking the Digital Divide-Approach: From a technically based understanding to a concept referring to Bourdieu’s social Capital. In: Nico, Carpentier et al. (Eds.), Researching Media, Democracy and Participation. Tartu: Tartu University Press, pp. 177-189.
Reißmann, Wolfgang (2013). Jugendliche zwischen Person und Figur: „Medienperson“ als Persona-Typ im „Real- People“-Genre Netzwerkplattform. In: Emmer, Martin/ Filipović, Alexander/Schmidt, Jan-Hinrik/Stapf, Ingrid (Hrsg.), Echtheit, Wahrheit, Ehrlichkeit. Authentizität in der Online-Kommunikation. Weinheim/Basel: Beltz- Juventa. S. 155-168.
Theunert, Helga (2005). Medien als Orte informellen Lernens im Prozess des Heranwachsens. In: Sachverständigenkommission Zwölfter Kinder- und Jugendbericht, S. 175-300.
Turkle, Sherry (2011). Alone Together: Why We Expect More from Technology and Less from Each Other. New York: Basic Books.
Wagner, Ulrike (2013). Ein souveränes Leben mit Medien gestalten. Normative Perspektiven medienpädagogischer Forschung. In: Karmasin, Matthias/Rath, Matthias/Thomaß, Barbara (Hrsg.), Normativität in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: VS, S. 267-288.
Wehner, Josef (2010). „Numerische Inklusion“ – Wie die Medien ihr Publikum beobachten. In: Sutter, Tilmann/ Mehler, Alexander (Hrsg.), Medienwandel als Wandel von Interaktionsformen. Wiesbaden: VS, S. 183-210.
Winter, Carsten (2001). Globale Kommerzialisierung von Öffentlichkeit? Perspektiven für eine mediensoziologische Erforschung der Rolle von Medienunternehmen und Medienproduktion im Kontext von Gesellschafts- und Kulturwandel. In: Karmasin, Matthias/Knoche, Manfred/Winter, Carsten (Hrsg.), Medienwirtschaft und Gesellschaft I. Medienunternehmen und die Kommerzialisierung von Öffentlichkeit. Münster: Lit, S. 41-68.
Winter, Rainer (2007). Kritische Theorie jenseits der Frankfurter Schule? Zur aktuellen Diskussion und Bedeutung einer einflussreichen Denktradition. In: Winter, Rainer/Zima, Peter V. (Hrsg.), Kritische Theorie heute. Bielefeld: transcript, S. 23-46.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Wolfgang Reißmann
Beitrag als PDFEinzelansichtNicola Döring: Professionalisierung und Kommerzialisierung auf YouTube
Als Social-Media-Plattform erlaubt YouTube das Publizieren und Kommentieren selbstproduzierter Videos. Doch einfache Amateur- Clips haben es inzwischen schwer. Zunehmend mehr YouTuberinnen und YouTuber nutzen Webvideos gezielt zum Geldverdienen.
Literatur:
Burgess, Jean/Green, Joshua (2009). YouTube: Online video and participatory culture. Cambridge: Polity Press.
Döring, Nicola (2014a). Peer-to-Peer-Gesundheitskommunikation mittels Social Media. In: Hurrelmann, Klaus/Baumann, Eva (Hrsg.), Handbuch Gesundheitskommunikation. Bern: Hans Huber.
Döring, Nicola (2014b). Schöne neue Mädchenwelt. Mädchen geben auf YouTube Schminktipps. In: Psychologie Heute, 41(5), S. 8-9.
Hill, Jennifer Ann (2011). Endangered childhoods: how consumerism is impacting child and youth identity. In: Journal of Consumer Research 26(3), S. 183-213.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2013). JIM 2013. Jugendliche, Information, (Multi-) Media: Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. www.mpfs.de/index.php?id=613 [Zugriff:15.05.2014].
Smith, Andrew N./Fischer, Eileen/Yongjian, Chen (2012). How does brand-related user-generated content differ across YouTube, Facebook, and Twitter? In: Journal of Interactive Marketing, 26(2), S. 102-113.
Snelson, Chareen/Rice, Kerry/Wyzard, Constance (2012). Research priorities for YouTube and video-sharing technologies: A Delphi study. In: British Journal of Educational Technology, 43(1), S. 119-129.
Uhls, Yalda T./Greenfield, Patricia M. (2012). The Value of Fame: Preadolescent Perceptions of Popular Media and Their Relationship to Future Aspirations. In: Developmental Psychology, 48(2), S. 315-326.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Nicola Döring
Beitrag als PDFEinzelansichtNiels Brüggen, Mareike Schemmerling und Eva Dirr: Online-Werbung mit Jugendlichen zum Thema machen
Jugendliche nutzen vor allem kommerzielle Online-Angebote, die sich meist über Werbung finanzieren. In einer Studie hat das JFF untersucht, was Jugendliche über Werbeformen, Geschäftsmodelle sowie ihre Rechte wissen und mit diesen Erkenntnissen Materialien für die pädagogische Arbeit umgesetzt.
Literatur:
Brüggen, Niels/Dirr, Eva/Schemmerling, Mareike/Wagner, Ulrike (2014). Jugendliche und Online-Werbung im Social Web. Herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Online: www.jff.de/jff/fileadmin/user_upload/Projekte_Material/verbraucherbildung.socialweb/JFF-Studie_Jugendliche_Online-Werbung_SocialWeb.pdf [Zugriff: 19.05.2014].
Micklitz, Hans-W./Oehler, Andreas/Piorkowsky, Michael-Burkhard/Reisch, Lucia A./Strünck, Christoph (2010). Der vertrauende, der verletzliche oder der verantwortungsvolle Verbraucher? Plädoyer für eine differenzierte Strategie in der Verbraucherpolitik. Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats Verbraucher- und Ernährungspolitik beim BMELV. Online: www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Verbraucherpolitik/2010_12_ StrategieVerbraucherpolitik.pdf?__blob=publicationFile[Zugriff: 19.05.2014].
Wagner, Ulrike/Brüggen, Niels (Hrsg.) (2013). Teilen, vernetzen, liken. Jugend zwischen Eigensinn und Anpassung im Social Web. 5. Konvergenzstudie im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Baden-Baden: Nomos (BLM-Schriftenreihe, 101).
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Niels Brüggen, Mareike Schemmerling, Eva Dirr
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Gurt, Birgit Guth und Margrit Lenssen: Geld spielt auch eine Rolle
Das Kinderprogramm von ZDF und SUPER RTL hat zurzeit mindestens eine Gemeinsamkeit, da in beiden Sendern Wikinger gerade die großen Stars sind: „Wickie und die starken Männer“ im ZDF, bei SUPER RTL „DreamWorks Dragons – Die Wächter von Berk“. Erfolgreich sind sie für die Sender dann, wenn sie gute Einschaltquoten erzielen und sich auch darüber hinaus gut vermarkten lassen.
Michael Gurt hat in einer gemeinsamen Runde mit Birgit Guth (SUPER RTL) und Margrit Lenssen (ZDF) über die Möglichkeiten und Vorstellungen der Sender zu Werbung und Vermarktung im Rahmen von Kinderfernsehen diskutiert.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Margrit Lenssen, Birgit Guth
Beitrag als PDFEinzelansichtSusanne Eggert: Kinder und Online-Werbung
Das Internet ist auch schon für Grundschulkinder attraktiv. Zahlreiche Angebote wenden sich direkt an die Altersgruppe. Da das Internet auch ein kommerzieller Raum ist, stoßen sie bei Streifzügen durchs Netz immer wieder auf Werbung. Anne Schulze hat sich im Rahmen ihrer Dissertation „Internetwerbekompetenz von Kindern“ damit auseinandergesetzt. Seit 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hans-Bredow-Institut, wo sie im Projekt „Kinder und (Online-)Werbung“ beschäftigt ist.
Susanne Eggert hat mit ihr darüber gesprochen, mit welchen Formen von Werbung Kinder im Netz konfrontiert werden und welche Strategien im Umgang mit Werbung sie haben.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Susanne Eggert
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spektrum
Manuela Pietraß: Was heißt „Medialitätsbewusstsein“?
Der Bericht des BMBF fordert die Entwicklung eines Medialitätsbewusstseins als Bestandteil von Medienbildung. Im Beitrag wird unter Einbezug der Zeitlichkeit und Räumlichkeit des Internets näher untersucht, wodurch sich Medialitätsbewusstsein auszeichnet.
Literatur:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2010). Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Berlin. Online verfügbar unter www.bmbf.de/pub/kompetenzen_in_digitaler_kultur.pdf [Zugriff: 03.02.2014].
Foucault, Michel (1992). Andere Räume. In: Barck, Karlheinz/Gente, Peter/Paris, Heidi (Hrsg.), Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig: Reclam. S. 34-46.
Goffman, Erving (1992). Rahmenanalyse. Frankfurt am Main: Suhrkamp.Großklaus, Götz (1995). Medien-Zeit Medien-Raum. Zum Wandel der raumzeitlichen Wahrnehmungen in der Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Münker, Stefan (1997). Was heißt eigentlich: ‚virtuelle Realität‘? Ein philosophischer Kommentar zum neuesten Versuch der Verdoppelung der Welt. In: Münker, Stefan/Roesler, Alexander (Hrsg.), Mythos Internet. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 108-127.
Pietraß, Manuela (2003). Bild und Wirklichkeit. Zur Untersuchung von Realität und Fiktion bei der Medienrezeption. Opladen: Leske + Budrich.
Pietraß, Manuela/Schachtner, Christina (2013). Entgrenzungen zwischen Realität und Virtualität. Grundlagen und Formen informeller Bildungsprozesse im Internet. In: Müller, Hans-Rüdiger/Bohne, Sabine/Thole, Werner (Hrsg.), Erziehungswissenschaftliche Grenzgänge. Markierungen und Vermessungen. Beiträge zum 23. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Opladen: Barbara Budrich. S. 253-267.
Reißmann, Wolfgang (2013). Transparente Sichtbarkeitsfigurationen als Bedingung gegenwärtiger Mediensozialisation. Rekonstruktion und Impulse für die weitere Forschung. In: medien + erziehung, 57(6), S. 9-20.
Universität Münster, Technische Universität Hamburg Harburg, Universität Klagenfurt, Universität Bremen. Subjektkonstruktionen und digitale Kultur. Online verfügbar unter www.skudi.org [Zugriff: 03.02.2014].
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Manuela Pietraß
Beitrag als PDFEinzelansichtChristopher Mihajlovic: Möglichkeiten und Grenzen des iPad als elektronisches Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen
Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Vor-und Nachteile das iPad gegenüber anderen (elektronischen) Hilfsmitteln und im Vergleich zu anderen Tablet-PCs hat. Der Schwerpunkt des Artikels liegt auf den Möglichkeiten des iPad-Einsatzes im Bereich der Unterstützten Kommunikation (UK) mit mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen. Ausgewählte Apps werden vorgestellt und in Bezug auf deren Einsatzmöglichkeiten im Umgang mit sehbehinderten Kindern mit komplexen Behinderungen bewertet.
Literatur:
Bertow, Andreas (2008). Schüler, Lehrer und Neue Medien in der Grundschule. Mediennutzung im Kontext von Entwicklungstendenzen sowie technischen Voraussetzungen. Hamburg: Dr. Kovač Verlag.
Cathomas, Jürg (2012). Das kleine Smartphone-ABC. Was eignet sich für Blinde und Sehbehinderte? In: tactuel, 1, S. 10.
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) (Hrsg.) (2006). Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen. Berlin.
Gässlein, Ann-Katrin (2012). Mit iPhone und Co. unterwegs. Neue Technik und ihr Nutzen für blinde und sehbehinderte Menschen. In: tactuel, 1, S. 7-9.
Janatzek, Simon (2013). Das iPhone mit VoiceOver bedienen. Hilfe, mein iPhone klingelt – was nun? Grundlagen zu iOS 6. Büro für Barrierefreie Bildung www.bfbildung.de/dokumente/upload/e6fd3_skript_iphone_und_ipad_mit_ios_6.pdf [Zugriff: 31.07.2013].
Kaiser, Urs (2012). Schlaue Maschine. Die automatische Spracherkennung Siri im Test. In: tactuel, 1, S. 11.
Kölmel, Sibylle (2012). Was können Apps für Blinde und Sehbehinderte? www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/appsfuerblinde100_zc-b2f1a9b5_zs-d9d67f3d.html [Zugriff: 15.08.2013].
Walthes, Renate (2005). Einführung in die Blinden- und Sehbehindertenpädagogik. München: UTB.Weighardt, Ulrich (2003). Lernsoftware für lernbehinderte Schüler. Grundlagen, Probleme und Anforderungen. Marburg: Tectum Verlag.
Internetquellen:
www.ablenetinc.com [Zugriff: 27.08.2013].
www.augenbit.de [Zugriff: 27.08.2013].
www.apple.com/de/accessibility/macosx/vision.html [Zugriff:21.08.2013].
itunes.apple.com/de/app/gotalk-now [Zugriff:27.08.2013].
www.metatalk-training.de [Zugriff: 27.08.2013].
www.pictoselector.eu [Zugriff: 27.08.2013]
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Christopher Mihajlovic
Beitrag als PDFEinzelansichtGisela Schubert, Eva Dirr und Christa Gebel
Die Perspektive jugendlicher Vielspielender auf das eigene Spielverhalten stand im Mittelpunkt einer qualitativen Studie, die im Rahmen des medienpädagogischen Forschungs- und Praxis-Projekts GamesLab (www.gameslab.jff.de) durchgeführt wurde. Ein Schwerpunkt der Interviews lag auf der Bedeutung der sozialen Bedingungen des Vielspielens in Familie und Peergroup.
Literatur:
Anand, Vivek (2007). A study of time management: The correlation between video game usage and academic performance makers. In: CyberPsychology & Behavior, 10 (4), S. 552-559.
Fritz, Jürgen (2011). Wie Computerspieler ins Spiel kommen. Theorien und Modelle zur Nutzung und Wirkung virtueller Spielwelten. Berlin: Vistas.
Fritz, Jürgen/Lampert, Claudia/Schmidt, Jan-Hinrik/Witting, Tanja (Hrsg.) (2011). Kompetenzen und exzessive Nutzung bei Computerspielern: Gefordert, gefördert, gefährdet. Berlin: Vistas.
Kammerl, Rudolf/Hirschhäuser, Lena/Rosenkranz, Moritz/Schwinge, Christiane/Hein, Sandra/Wartberg, Lutz/Petersen, Kay Uwe (Hrsg.) (2012). EXIF. Exzessive Internetnutzung in Familien. Zusammenhänge zwischen der exzessiven Computer- und Internetnutzung Jugendlicher und dem (medien-) erzieherischen Handeln in den Familien. Lengerich: Pabst.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (Hrsg.). JIM-Studie 2013 www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf13/JIMStudie2013.pdf [Zugriff: 22.06.2014].
Quandt, Thorsten/Breuer, Johannes/Festl, Ruth/Scharkow, Michael (2013). Digitale Spiele: Stabile Nutzung in einem dynamischen Markt. In: Media Perspektiven, 10, S. 483-492.
Rehbein, Florian/Kleimann, Matthias/Mößle, Thomas (2009). Computerspielabhängigkeit im Kindes- und Jugendalter. Empirische Befunde zu den Ursachen, Diagnostik und Komorbiditäten unter besonderer Berücksichtigung spielimmanenter Abhängigkeitsmerkmale. Forschungsbericht des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e. V. Hannover www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb108.pdf [Zugriff: 22.06.2014].
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Eva Dirr, Christa Gebel, Gisela Schubert
Beitrag als PDFEinzelansichtJutta Croll, Jessica Euler und Carolin Müller-Bretl: „Handy-Akku leer: Katastrophe!“
Mit dem Einzug von mobilen Endgeräten in die Hand- und Hosentaschen ist das Internet einer der treuesten Freunde von Kindern und Jugendlichen geworden. Durch fehlende Unterstützung bei der Nutzung digitaler Medien geraten aber sozial- und bildungsbenachteiligte Heranwachsende zunehmend ins Hintertreffen. Das europäische Projekt SocialWeb – Social Work1 setzt auf den positiven Einfluss von pädagogischen Fachkräften und untersucht die Wirkungen eines Trainings auf ihre Wahrnehmung und ihr Handeln.
Litreratur:
Kutscher, Nadia (2009). Ungleiche Teilhabe – Überlegungen zur Normativität des Medienkompetenzbegriffs. In: Zeitschrift MedienPädagogik, 17. www.medienpaed.com/Documents/medienpaed/17/kutscher0904.pdf [Zugriff: 21.1.2014].
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie (2009). EU Kids Online. Final report 2009. EU Kids Online, Deliverable D6. 5. EU Kids Online Network, London.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2013). JIM-Studie: Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2012). KIM-Studie: Kinder und Medien; Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Carolin Müller-Bretl, Jessica Euler, Jutta Croll
Beitrag als PDFEinzelansichtSigrid Fahrer: Digitale Lesewelten erkunden
Eltern und ihre Kinder haben Gefallen an Bücher- und Geschichten-Apps gefunden. Doch nicht allen Eltern ist der richtige Umgang mit diesen Apps geläufig. Deshalb sind Tipps und Tricks, die vom Download über die Interaktivität innerhalb der Apps bis hin zum gemeinsamen Entdecken reichen, eine wichtige Hilfestellung.
Literatur:
Chiong, Cynthia/Ree, Jinny/Takeuchi, Lori/Erickson, Ingrid (2012). Print Books vs. E-books Cooney Center. Comparing parent-child co-reading on print, basic, and enhanced e-book platforms. The Joan Ganz Center 2012. www.joanganzcooneycenter.org/wp-content/uploads/2012/07/jgcc_ebooks_quickreport.pdf [Zugriff: 10.04.2014].
Dalla Longa, Nicol/Mich, Ornella (2013). Do Animations in Enhanced eBooks for Children Favour the Reading Comprehension Process? A Pilot Study. In: Mana, Nadia/Mich, Ornella/De Angeli,Antonella/Druin, Allison (Hrsg.), Interactive e-Books for Children IBooC2013. Workshop at IDCInteraction Design and Children. New York City, June 24-27 2013, 6-. idc2013-ebooks.fbk.eu/sites/idc2013-ebooks.fbk.eu/files/IBooC2013-v2.pdf [Zugriff:10.04.2014].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2012). FIM-Studie 2011. Familie, Interaktion & Medien. Stuttgart. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2013). KIM-Studie 2012. Kinder + Medien, Computer + Internet. Stuttgart.S
tiftung Lesen/Deutsche Bahn/ZEIT (2012). Vorlesestudie 2012. Digitale Angebote – Neue Anreize für das Vorlesen. Online unter www.stiftunglesen.de/download.php?type=documentpdf&id=752 [Zugriff: 09.04.2014].
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Sigrid Fahrer
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medienreport
Swenja Wütscher: Alternativlos, Folge 30
„Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken“, so die Worte der Jury im Jahr 2010, als sie „Alternativlos“ zum Unwort des Jahres kürte; insbesondere wegen Angela Merkels Verwendung zur Begründung der Griechenlandhilfe. Und genau das haben sich Felix von Leitner und Frank Rieger zu eigen gemacht. Sie haben sich an Politikerinnen und Politikern orientiert, die ihre Vorgaben gerne damit begründen, dass sie angeblich ‚ohne Alternative‘ seien; so enthalten Begründungen von Gesetzen beispielsweise praktisch immer den Absatz ‚Alternativen: keine‘. Die Netzbeschallung, der Boulevard-Podcast Alternativlos von Frank und Fefe war geboren. Seitdem reden die beiden regelmäßig ungebremst – alternativlos eben – über Politik, Technik und auch über Verschwörungstheorien.
„Wenn man also damit rechnen muss, dass die Nachricht auf dem Weg gelesen wird, bleibt also nur, sie zu verschlüsseln. Im Internet ist das ja quasi genau dasselbe, wir haben immer Postkarten im Internet. Also jeder kann es – wenn es nicht verschlüsselt ist – auf dem Weg lesen. Und deswegen brauchen wir Verschlüsselung.“Alternativlos, Folge 30 Told you so dreht sich um Abhörtechniken von Geheimdiensten, Kryptographie und Crypto Wars. Von Leitner und Rieger philosophieren inhaltlich fundiert über die Mechanismen, die dahinter stecken, und dröseln die diesbezügliche Geschichte detailverliebt auf: Wo kommen Geheimdienste überhaupt her? Was war deren Aufgabe? Wie war bzw. ist deren Mindset? Warum treiben sie das, was sie tun, auf diese Art und Weise, mit diesem Aufwand, mit diesem Selbstverständnis? Die Zuhörerinnen und Zuhörer sollen am Ende nachvollziehen können, was da heute eigentlich passiert, was ‚wir‘ aus den Snowden- Enthüllungen lernen können und müssen. Damit sich all das, was seit einigen Monaten für mehr und mehr Aufruhr sorgt, nicht wieder nur in einer Blase sammelt, die wächst bis sie platzt und im Nirgendwo verschwindet. Das wollen Frank und Fefe verhindern – eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit beginnt.„Vor allem ist das nötig, um es diesmal besser zu machen. Denn es stellt sich heraus, es gibt so alle zehn, zwanzig Jahre so einen Aufschrei über die NSA. Es gibt irgendwelche Enthüllungen, die NSA hört uns alle ab, dann geht das in die Presse. Gut, jetzt vielleicht nicht ganz so groß wie bei Snowden, aber es gab mehrere solche Sachen.“
Selbstverständlich hat sie im Laufe der Zeit die Art und Weise, wie Nachrichten verschlüsselt werden, geändert – wenn auch nicht durchweg überhaupt von Verschlüsselung gesprochen werden kann, da es keine Schlüssel per se gab, sondern vielmehr das Verfahren oftmals das Geheimnis war: So geht die Reise über den Kurier der Antike mit tätowierter Kopfbotschaft über Chiffresysteme mit meist Substitutionsschlüsseln, die sich beispielsweise an Ersatzzeichen für Buchstaben orientiert haben, bis hin zur Weiterentwicklung dieses komplexen Systems, welches zur Entschlüsselung ein bestimmtes Codebuch bedingt. Auch werden unter anderem die Feldtelefone des Ersten Weltkriegs thematisiert, ebenso Versiegelungsarten, die Entstehung von SIGNIT und auch Wanzen und Tapes – bis Told you so in der Neuzeit, der Hauptepoche für Crypto, landet.„Ihr erinnert euch dunkel, als man noch diese Vorwahlen gemacht hat, um halt billiger fern zu telefonieren. Das waren halt häufiger irgendwelche Gesellschaften, die die Anrufer halt über die USA geleitet haben. Weil es billiger war […] Mit dem Effekt, dass die Anrufe alle in den USA vorbeikamen und die NSA sie mitgenommen hat.“ Die zwei Protagonisten von Told you so sind vorbereitet, ihr Konzept wirkt durchdacht, ihre Informationen liefern sie zielsicher – und auf ihre ganz persönliche Art ergänzen sich von Leitner und Rieger on Air hervorragend. Während man als Zuhörerin bzw. Zuhörer die ersten zwei, drei Minuten braucht, sich an den weniger euphorischen, charmant brummelnd-nuschelnden Frank zu gewöhnen, übernimmt Fefe weniger wortgrätschend, gelegentlich kichernd, den Gegenpart – dabei bewegen sie sich immer auf gleicher Augenhöhe. Sie nehmen ihre Hörerschaft direkt mit ins Thema, geben einen Überblick über den folgenden Inhalt. Hier und da schweifen die beiden auf ihrem Weg zwar mal vom Thema ab, sie versinken mal ein wenig in (IT-)Fachterminologie, aber genau das verleiht den beiden ihre Authentizität.
„Die Dienste verhandeln untereinander den Datenaustausch, der Regierung wird nur mitgeteilt, was notwendig ist, und auch zum Beispiel bei der Verhandlung vom Verfassungsgericht, als es da um die Anti-Terror-Datei ging, da hatten wir an Argumenten allerhand Sachen eingebracht, insbesondere was den internationalen Datenaustausch zwischen den Diensten angeht. Da wollte niemand ran. Auch das Verfassungsgericht wollte da nicht ran. Das ist halt tatsächlich ein echter Skandal, dass einfach die Schattenwelt, die da existiert, unbehindert vor sich hin wuchert, dass von allen angenommen wird: Ja, was die Geheimdienste da machen, das wird schon alles seineRichtigkeit haben.“Frank und Fefe informieren und diskutieren in diesem Podcast mit einem breiten Spektrum an Wissen, Hintergrundinformationen und einer guten Portion eigener Meinung über die Geschichte der (verschlüsselten) Kommunikation und die Möglichkeiten, diese zu brechen. Im Zentrum stehen dabei durchweg die weltweiten Geheimdiensttätigkeiten – und das Bewusstsein, dass Wissen um deren Möglichkeiten allein noch nicht schützt.
Told you so ist höchst informativ, sogar teilweise unterhaltsam – was die Materie nun mal nicht automatisch mit sich bringt – und auch bei knapp drei Stunden Podcast-Länge kurzweilig zu hören; verstreute Bookmarks auf dem Wege wären dabei zwar großartig, aber das ist tatsächlich Meckern auf hohem Niveau. Zu empfehlen ist das Podcast jeder (medien-)pädagogischen Fachkraft, jedem Studierenden: entweder, um mehr Hintergrundwissen zu erhalten, oder aber, um von tieferen Inhalten und Ressourcen zu erfahren, die aufhorchen lassen, die staunen lassen und damit dabei helfen können, bei anderen Bewusstsein zu schaffen. Unter www.alternativlos.org/30 gibt es neben dem Podcast übrigens auch weiterführende Links und Buchtipps.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Klimesch: Virtuell oder real – in welcher Welt lebst du?
Leon beschäftigt sich rund um die Uhr mit einem Rollenspiel, das ihn immer wieder an den Computer zieht. Wenn er nicht spielen kann, wird er wütend. Seine Hausaufgaben hat er schon länger nicht mehr gemacht. „Was meinst du? Ist Leon computersüchtig?“ werden Besucher auf www.internet-abc.de/kinder/computersucht.php zur Situation des Zwölfjährigen gefragt. Die Website des Internet ABC e. V., die Teenagern und Erwachsenen Informationen rund um das Thema Internet bietet, widmet der aktuellen Problematik der Computer- und Internetsucht einen eigenen Menüpunkt und beschreibt dort anhand Leons Geschichte verschiedene Gründe und Ursachen der Abhängigkeit in einer für Kinder leicht verständlichen Sprache. Betont wird dabei auch, dass Computerspielen und Internetsurfen in Maßen in Ordnung sind.Schließlich heißt es: „Mach den Test – bist du gefährdet?“ Der Mini-Selbsttest zur Computersucht kann auch als PDF heruntergeladen und ausgefüllt werden und enthält neun Ja-/Nein-Fragen zum persönlichen Mediennutzungsverhalten, Wohlbefinden und zur Freizeitgestaltung der Userinnen und User. Unter anderem werden Fragen gestellt wie ‚Stellst du jeden Tag, und auch schon morgens vor der Schule, den Computer an?‘ ‚Hast du Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule, weil du an den Computer denkst?‘ oder ‚Spielst du lieber am Computer als etwas mit Freunden zu unternehmen?‘ Die Testauswertung im Anschluss schlüsselt die Anzahl der Ja- und Nein-Antworten auf und weist auf verschiedene Gefährdungsstufen hin: Mehr als sechs positive Antworten deuten auf eine problematische Nutzung von Computer und Internet hin. Ein persönlicher Tages-Stundenplan soll Teenagern nun helfen, einen Überblick über den eigenen Mediengebrauch zu behalten.
Die Internetseite www.teensgeneration.com/drogen-alkohol/spielesucht-internetsucht – ein Projekt der Kinder-Evangelisations-Bewegung (KEB) in Österreich, Deutschland und der Schweiz – nähert sich dem Thema Computerund Internetsucht auf ähnliche Art und Weise: In jugendlicher Sprache wird erklärt, wie und wodurch Suchtverhalten entsteht. Während das Internet ABC praktische Tipps für Kinder vermissen lässt – lediglich die Eltern erhalten in einem verlinkten Newsletter nähere Informationen zu Suchtberatungsstellen –, finden Teenager auf teensgeneration.com viele konkrete Hinweise zu Präventions- und Interventionsmaßnahmen und die Anschriften verschiedener Beratungsstellen. Leider bieten beide Webseiten nur begrenzte Interaktionsmöglichkeiten und mit vereinzelten Bildern und Abbildungen einen eher geringen Unterhaltungswert. Um Kinder und Jugendliche tatsächlich anzusprechen und sie in ihren aktuelen Medienwelten abzuholen, erscheinen beide Webangebote bereits veraltet.Das Internet ABC und die Teensgeneration gewähren Teenagern zwar informative Einblicke in die Thematik der Computer- und Internetsucht, bleiben jedoch in ihren inhaltlichen Ausführungen oberflächlich und machen lediglich auf die Problematik aufmerksam. Wie eine Vertiefung des Themas konkret aussehen kann, zeigt die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) veröffentlichte Internetseite www.ins-netzgehen.de: Hier dreht sich alles um eine verantwortungsbewusste Mediennutzung gemäß dem Motto ‚Online sein mit Maß und Spaß‘.
Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten und ein modernes, zielgruppengerechtes Design laden Teenager und junge Erwachsene ein, sich in verschiedenen Menüpunkten intensiv sowohl mit der derzeitigen Relevanz als auch mit der Suchtgefahr von Computer und Internet auseinanderzusetzen. In kleinen Clips kommen die Jugendlichen selbst zu Wort und diskutieren themenrelevante Fragen und persönliche Einstellungen.Neben ausführlichen Informationen zum Thema finden sich auf der Website viele Tipps zur alternativen Freizeitgestaltung und ein umfassender Selbsttest, der spezifische Aussagen zu Internetnutzung, Online-Aktivitäten und gesundheitlichen Beschwerden abfragt. Die Testauswertung enthält nicht nur eine Einstufung von ‚Okay‘ über ‚Gefährdet‘ bis hin zu ‚Alarm‘, sondern auch ein individuelles Nutzungsprofil, die Einschätzung der aktuellen Gefühlslage und persönliche Empfehlungen. Bei Bedarf werden Jugendliche per Link zum kostenlosen Beratungsprogramm ‚Das Bezugsandere Leben‘ weitergeleitet, das helfen soll, die Balance zwischen virtueller und realer Welt zu finden.
Ein besonderes Gimmick auf www.insnetz-gehen.de ist die Möglichkeit, Botschafterin bzw. Botschafter zu werden und im eigenen Umfeld auf die Gefahren der Computer- und Internetabhängigkeit aufmerksam zu machen – so übernehmen Kinder und Jugendliche selbst die Verantwortung für Präventionsmaßnahmen. ‚Computer und Internet sind wichtig und aus dem alltäglichen Leben längst nicht mehr wegzudenken – sie bergen jedoch auch gewisse Suchtrisiken, die es zu beachten gilt‘ – hierin sind sich alle drei Webseiten einig. Mit ganz unterschiedlichen Angeboten wollen sie Teenager zu einer reflexiven Mediennutzung anregen.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Lisa Klimesch
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Das Internet vergisst nichts
Schon zu Kreidezeiten gab es Mobbing unter Schülerinnen und Schülern und auch der Einzug des Whiteboards konnte das nicht eliminieren. Im Gegenteil. Dennnoch war vor einigen Jahren mit dem letzten Pausenklingeln quasi Feierabend mit den Hänseleien. Heute bietet das Internet aber zahlreiche Möglichkeiten, ‚immer‘ sozial zu interagieren, sich mit Freundinnen und Freunden zu verknüpfen und Kontakte zu pflegen. Jeder kann die weltweite Plattform nutzen, um seine Meinung zu äußern – und damit können Jugendliche heute auch zeitlich unbegrenzt und für nahezu jeden sichtbar am virtuellen Pranger stehen. Jeder Internetnutzer, jede Internetnutzerin kann grundsätzlich zum Opfer und auch (sogar teilweise unbewusst) zur Täterin bzw. zum Täter werden. Während der Alltag von Heranwachsenden sich dabei längst zu einem großen Teil online abspielt, sind die damit verbundenen Risiken ihnen häufig weniger präsent.„Tarek engagiert sich für Hilfsbedürftige und arbeitet freiwillig in der Kleiderkammer für Obdachlose und du hast nicht Besseres zu tun als ihn dafür im Internet schlecht zu machen? Ich bin wirklich enttäuscht von dir! […] Ist dir nicht klar, was du mit deinem Kommentar zu Tareks Foto angerichtet hast? Das ist kein Spaß, Mia. Deine Bemerkung war beleidigend, schlimm genug. Aber es war zu erwarten, dass sich andere da dranhängen. […] Mobbing hat an unserer Schule keinen Platz. Das wird Konsequenzen haben.“Erschwerend kommt hinzu, dass Kinder und Jugendliche sich oft in einer Grauzone zwischen legal und illegal bewegen, indem sie die unendlichen Weiten des Internets (aus-)nutzen – und die Erziehungsberechtigten fühlen sich oftmals ohnmächtig.„Ich weiß gar nicht, was ich noch machen soll. Ich hab das Gefühl, ich krieg gar nicht mehr mit, was eigentlich läuft bei meinem Sohn.“Die Polizei hat es sich in der Präventionsarbeit daher zur Aufgabe gemacht, die Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen und ihren erwachsenen Bezugsanderepersonen zu verbessern. Nicht nur angesichts der vielfältigen Formen von Internetkriminalität ist das eine wichtige Aufgabe, sondern auch aufgrund der Auswirkungen digitaler Abenteuer auf die reale Entwicklung und das reale Verhalten von Heranwachsenden: Alles, was im Netz passiert, bleibt nämlich nicht nur im Netz, sondern alles, was in der Realität passiert, findet sich mit modernen Aufnahmetechniken und -möglichkeiten auch schnell in der unbegrenzten virtuellen Öffentlichkeit. Der Grund dafür ist jedoch nicht immer technischer Natur, vielmehr ist es Unkenntnis, Leichtsinn und manchmal auch Fahrlässigkeit, die gerade jüngeren Internetnutzerinnen und -nutzern zu schaffen macht.
Das Medienpaket Verklickt! Sicherheit im Medienalltag setzt genau an dieser Stelle an. Es vermittelt Jugendlichen ab der siebten Jahrgangsstufe sicherheitsbewusstes Verhalten in ihrer digitalen Alltagswelt, indem es Probleme und Gefahren in Alltagssituationen aufzeigt, die ihnen im Netz begegnen können; und das, ohne Extreme widerzuspiegeln. Dadurch können die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer die Inhalte in ihre eigene Lebenswelt transportieren und ihren persönlichen Umgang mit Medien kritisch prüfen. Im Schwerpunkt geht es bei dem Materialpaket um Cybermobbing, Passwortsicherheit, Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie Kostenfallen und illegale Downloads. Die Herausgeber Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes wollen – in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – damit Heranwachsende aber nicht nur auf Gefahren und Straftaten der virtuellen Welt aufmerksam machen, sondern ihnen auch entsprechende Schutzmöglichkeiten an die Hand geben.„Hey Robin, du bist der erste auf meinem neuen Smartphone“ […] „Toll, aber ganz ehrlich, die Kohle für dein Smartphone hätten wir auch für was anderes gebrauchen können“ „Wofür?“ „Mann, du hast letztens an meinem PC dieses Formular ausgefüllt, von diesem Videoportal. Wir haben gesagt 4,99 Euro nicht 89,99 Euro, du Penner. […] Du hast die falsche Flat angeklickt. Ich habe gestern die Rechnung bekommen […], die wollen 89,99 Euro und zwar sofort.“ „Was, ey, das ist doch voll die Abzocke, die machen das mit Absicht. Ich klicke auf 4,99 Euro und dann kostet das viel mehr.“Konkret besteht Verklickt! aus drei Teilen: einem Film, einem Filmbegleitheft in analoger und digitaler Form und Arbeitsmaterialen.
Der knapp einstündige Film ist dabei ebenso in drei Teile zerlegt, die allerdings alle nahtlos ineinander übergehen, so dass die Themen Geteiltes Leid, Geklautes Ich und Verspieltes Vertrauen einzeln aber auch am Stück geschaut werden können – ein gelungener roter Faden! Die moderne Aufbereitung aktueller Inhalte sowie realistischnachvollziehbare (Kumpel-)Dialoge stechen dabei besonders heraus. Auch sind die stereotypen Handlungsstränge – auf manche hätte dennoch verzichtet werden können – nicht außer Acht zu lassen, denn auch diese Verhaltensweisen kommen ja nicht von ungefähr. Außerdem birgt Material, von dem sich die Heranwachsenden im ‚Gespräch danach‘ gerne distanzieren, darüber lästern und abgrenzen wollen – Stereotype geben dazu eine perfekte Vorlage –, einen weiteren starken pädagogischen Wert: Identitätsarbeit! Auch variiert der Einzugskreis um die Stammprotagonistinnen und -protagonisten in den drei Sequenzen, so dass die drei differenzierten, bunten Charakter-Konstellationen für einen größeren Identifikationsfaktor seitens der Zuschauerinnen und Zuschauer sorgen … und damit quasi alle mit ins Boot holen; das Youth- Panel von Klicksafe, welches das Treatment, also die Grundlage für das Drehbuch, fachlich begutachtet hat, hat also ganze Arbeit geleistet.
Alle drei Filmteile haben mit ihren 16 bzw. 18 Minuten übrigens eine adäquate Länge, um diese in einer Schulstunde zu sichten und anschließend besprechen zu können.Unterstützung bietet ein 59-seitiges pädagogisches Begleitheft, das vorrangig für den Einsatz im Schulunterricht konzipiert worden ist – was außerschulische pädagogische Fachkräfte hoffentlich nicht davon abhält, sich davon ebenfalls inspirieren zu lassen. Inhaltlich richtet sich das Heft an der Filmhandlung aus, schwerpunktmäßig aufbereitet in den Kategorien Problemdarstellungen, rechtliche Aspekte, Tipp- Empfehlungen zur Weitergabe an Schülerinnen und Schüler oder auch Eltern, Hinweise für Fachkräfte selbst sowie Impulsfragen. Genügend Ansatzpunkte also, um im Rahmen von Diskussionen oder Projektarbeiten die unterschiedlichen Problematiken bei der Nutzung digitaler Medien vertiefend zu behandeln.Die 30 Seiten Verklickt!-Arbeitsmaterialen – dreiteilig aufbereitet an den drei unterschiedlichen Filmsequenz-Themen – zielen darauf ab, mit den Heranwachsenden Verhaltensregeln und -strategien im Umgang mit (Cyber-)Mobbing innerhalb der Schulklasse zu erarbeiten und orientieren sich in ihrer zeitlichen Konzeption daher auch an Schulstunden.
Das Medienpaket Verklickt! Sicherheit im Medienalltag ist eine reichhaltige Sammlung aktueller ‚virtueller‘ Brennpunktthemen der siebten bis neunten Jahrgangsstufe und damit ein sehr gutes Equipment, um in der Präventionsarbeit die Sicherheit im Umgang mit elektronischen Medien bei diesen Heranwachsenden zu fördern, sie über strafbare Handlungen im Internet sowie Schutzmöglichkeiten aufzuklären und für ihre Veröffentlichungen im Internet von sich selbst oder anderen Personen zu sensibilisieren. Mehr Informationen finden sich unter www.polizei-beratung.de/verklickt – dort kann das Medienpaket bestellt und das Begleitheft runtergeladen werden; das Paket gibt es auch bundesweit an (Kriminal-)Polizeilichen Beratungsstellen.
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Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: Beamer an, Jalousie runter, jetzt wird gearbeitet!
Filme in der Schule? Das klingt nach Vertretungsstunde, Ausruhprogramm, Zeittotschläger vor den Ferien … Dabei können Filme so viel mehr sein als der obligatorische Lückenfüller für Stunden, die irgendwie abgesessen werden müssen. Sie sind eine Kunstform und historische Zeugnisse. Sie sind Träger von Ideen, Träumen oder Ideologien. Sie transportieren Emotionen, Wissen oder Fantasien. Sie beleuchten Themen, stellen Fragen und schlagen Antworten vor. Sie sind so vielschichtige Kunstwerke wie kaum etwas anderes: inhaltlich, technisch, ästhetisch, formal, akustisch, ideologisch … Wie kommt es dann, dass Filme nicht längst an der Tagesordnung sind in Lehr-Lernsituationen landauf landab? Die Antwort liegt auf der Hand: In Schulbüchern, Curricula oder in der Lehrerausbildung werden die audiovisuellen Werke schlicht ignoriert, nirgendwo finden Lehrkräfte kompakt und niederschwellig aktuelle Filmlisten, Anregungen zur Unterrichtsgestaltung, Ideen zur Arbeit mit dem Bewegtbild.
Wer Film in pädagogischen Kontexten einsetzen will, braucht entweder einen Experten an der Hand – oder muss sich langwierig durch Filmkanons und Listen wühlen, nächtelang mögliche Filme sichten, Arbeitsaufträge entwerfen, Ideen entwickeln – schlicht das Rad der Filmarbeit scheinbar neu erfinden.Dabei kann alles so einfach sein, gerät man nur an kompetente Unterstützung. Im Schroedel- Verlag kommt diese etwa in knapp 15 mal 20 Zentimetern Plastik daher und nennt sich Grundkurs Film 3 – Kurzfilme! Die DVD, ein gemeinsames Projekt der AG Kurzfilm – Bundesverband Deutscher Kurzfilm, der Bundeszentrale für politische Bildung, des Forschungsprojekts Integrative Filmdidaktik der Pädagogischen Hochschule Freiburg, des Schroedel Verlags und von VISION KINO – Netzwerk für Film- und Medienkompetenz enthält insgesamt 18 Kurzfilme, die im Schulunterricht sowie in der außerschulischen Bildung zur Filmarbeit eingesetzt werden können, sowie zu jedem Film Begleitmaterial zur Bearbeitung. Die Filme wurden ausgewählt von der Empfehlungsliste 100 Kurzfilme für die Bildung und sind alle zwischen drei und 30 Minuten lang, also gut selbst bei 45-Minuten-Taktung einer Lernsituation zu bearbeiten. Inhaltlich haben alle den Anspruch, die Gattung des Kurzfilms darzustellen und für pädagogische Einsätze nutzbar zu machen – dann aber ist es mit den Gemeinsamkeiten auch schon zu Ende.
Das Angebot umfasst Dokumentarfilme, Spielfilme, Animationsfilme, Experimentalfilme, Musikfilme, Werbefilme und Videokunst; es gibt Produktionen aus Deutschland, aus Europa, aus Amerika und aus Afrika; es werden klassische Motive wie Mozarts Papageno ebenso aufgegriffen wie neue oder experimentelle Ansätze und Themen; es findet sich eine Vielzahl filmsprachlicher, filmhistorischer und künstlerischer Herangehensweisen. Da gibt es alte Dr.-Oetker-Werbungen und verdrehte Liebesgeschichten, satirische Dokumentation und politische Statements, futuristische Roboter- Geschichten und tiefe Einblicke in fremde Kulturen und vieles mehr.Zu jedem Film findet sich auf der DVD ein PDFDokument als ‚Arbeitsmaterial‘. Dieses enthält eine kurze Zusammenfassung des jeweiligen Filmes, Hinweise, zu welchem Themenbereich und in welchem Schulfach der Film eingesetzt werden kann sowie verschiedene Arbeitsaufträge, die sich auf den Inhalt oder die Gestaltung des Films beziehen und die Kinder dazu auffordern, sich vertieft mit einem Thema zu beschäftigen, die Botschaften des Filmes zu entschlüsseln und zu hinterfragen oder in eine Diskussion zu treten. Hier und da findet man noch weiterführende didaktische Hinweise für Lehrkräfte, auch wenn diese leider recht kurz kommen. Zwar sind die Arbeitsblätter schön gestaltet und enthalten interessante Impulse und Fragen, noch schöner wären aber auch Ideen zur Gestaltung der Unterrichtssituation, etwa Anregungen zu Gruppenarbeit, zu vertiefenden Aktivitäten, zu eigener, weiterführender Medienarbeit et cetera.
Eine Filmarbeit lediglich auf das Ausfüllen eines Arbeitsblattes zu beschränken ist eigentlich schade. Bisweilen gibt es zwar durchaus auch solche Anregungen auf den Arbeitsblättern als Arbeitsaufträge an die Schülerinnen und Schüler, etwa die Aufforderung, selbst einen Film zu drehen. Hier wäre aber viel mehr möglich gewesen: Gäbe es etwa zusätzlich zu den Blättern für die Schülerinnen und Schüler ein an die Lehrkräfte adressiertes Material, auf dem Ideen, Vorschläge, denkbare Unterrichtsszenarien vorgestellt werden, die dann nach eigenem Belieben umgesetzt werden können, Kopiervorlagen, Anleitungen, zusätzliche Hintergrundinformationen oder Anregungen, wäre sicher eine noch kreativere und spannendere Auseinandersetzung mit den Filmen möglich als über reine Arbeitsblätter.Darüber hinaus bieten die Arbeitsblätter zwar stets eine hilfreiche Einordnung, wo sich ein Film in bestimmten Fächern oder zur Behandlung bestimmter Themen gut einsetzen lässt; leider findet sich diese Zuordnung aber jeweils nur im PDF zu den einzelnen Filmen, so dass eine Auswahl der Filme danach schwierig bzw. langwierig ist – gäbe es noch eine übersichtliche Kategorisierung der enthaltenen Filme, würde das die Arbeit mit dem Material sicher erleichtern.
Trotz allem aber bleibt Grundkurs Film eine schön zusammengestellte, ‚reichhaltige‘ Sammlung an Kurzfilmen, die im Regal jedes Sekundärstufen Lehrers (und natürlich jeder Lehrerin) stehen sollte. Denn hier wird Kindern und Jugendlichen ein spannender, interessanter und bestimmt horizont- erweiternder Einblick in Filmwelten geboten, fernab von Kinoblockbustern oder Privatsender- Unterhaltung. Hier wir das vielfältige Genre Kurzfilm in all seinen Facetten gewürdigt und Filmarbeit für die Lehrkraft sozusagen auf dem silbernen Tablett serviert. Und wer dann gar nicht genug bekommen kann, der kann sich von der DVD die „Empfehlungsliste“ mit 100 Titeln selbst herunterladen und stöbern, der findet im gleichnamigen Buch von Michael Klant viel mehr, viel ausführlichere Informationen – oder er wagt sich gleich an die anderen DVDs der Reihe Grundkurs Film, die sich mit Kino, Fernsehen, Videokunst sowie Filmkanon, Filmklassiker, Filmgeschichte beschäftigen. Eines auf jeden Fall ist sicher: Wenn jetzt der Beamer ins Klassenzimmer und die Jalousie nach unten rollt, ist längst keine langweilige Vertretungsstunde mehr zu erwarten – sondern spannende (Kurz-)Filmarbeit für alle.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Eine Geschichte über das Leben und Sterben
Mary ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Dublin. Sie ist ein sehr eigensinniges Mädchen, das oft etwas vorlaut und starrköpfig, aber gleichzeitig neugierig und liebenswert ist. Zurzeit hat sie es alles andere als leicht. Bis vor ein paar Tagen wohnte ihre beste Freundin Eva noch neben ihr, doch deren Familie ist in einen anderen Teil von Dublin gezogen, weshalb Mary sehr traurig ist. Außerdem liegt ihre geliebte Großmutter Emer sterbenskrank im Krankenhaus. Auf dem Heimweg begegnete ihr eine etwas altmodisch bekleidete Frau, die sie kaum bemerkt hatte. Das Eigenartige daran war, dass die Frau Mary an ihre Großmutter erinnert. Die beiden unterhielten sich kurz, doch Mary wollte nach Hause gehen. Im Vorbeigehen sagte die Frau noch zu ihr, dass sie ihrer Großmutter sagen solle, dass alles ganz wunderbar werden würde. Daraufhin verabschiedete sich die eigenartige Frau. Mary war etwas ängstlich, aber bei Weitem nicht so sehr wie sie es hätte sein sollen, denn sie hatte im Gespräch ihre Großmutter und das Krankenhaus nicht erwähnt. Daheim angekommen erzählte Mary ihrer Mutter Scarlett fröhlich von der neuen Nachbarin, die sie auf der Straße kennengelernt hat. Nach dem Essen machten sie sich, wie jeden Tag seit fünf Wochen, auf in das Krankenhaus, um ihre Großmutter zu besuchen. Mary mochte das Krankenhaus überhaupt nicht, aber sie liebte ihre Oma, weswegen sie jeden Tag mitkam. Mary und ihre Großmutter hatten eine ganz besondere Beziehung zueinander. Deswegen war es vor allem beängstigend für Mary, dass ihre Oma schon so schwach war und nicht immer ihre Augen offen halten konnte. Als sie nach dem Besuch zu Hause ankamen ging Mary ins Bett.Als sie gerade versuchte einzuschlafen und nur noch ein letztes Mal aus dem Fenster sah, erblickte sie, auf dem Fensterbrett sitzend, die Frau von der Straße.
Nun war Mary neugierig und wollte wissen, wie denn ihr Name sei. Sie stellte sich vor und sagte, dass ihr Name Tansey sei. Die beiden unterhielten sich wieder eine Zeit lang. Tansey erkundigte sich nach Marys Großmutter und wollte wissen, ob Mary ihr es ausgerichtet hätte. Sie hatte es vergessen, aber sie versprach, dass sie es das nächste Mal ausrichten würde. Am nächsten Tag beim Essen erzählte Mary ihrer Mutter wieder von der altmodisch gekleideten Frau. Als sie Scarlett gegenüber den Namen der Frau erwähnte, reagierte sie etwas irritiert, da ihre Großmutter ebenfalls so hieß. Scarlett erzählte ihrer Tochter daraufhin, dass ihre Urgroßmutter früh an der Grippe gestorben sei und ihre Großmutter damals noch sehr jung war. Marys Mutter wurde neugierig und beschloss, dass sie diese Tansey kennenlernen will. Als die beiden am nächsten Tag auf dem Rückweg vom Krankenhaus waren, war es soweit. Zu Hause angekommen kam den beiden wie aus dem Nichts Tansey entgegen. Scarlett bemerkte recht schnell, dass Tansey ihre Großmutter ist. Das machte Mary etwas Angst und gleichzeitig wurde sie neugierig, weil sie wissen wollte, wie das nur möglich sein konnte, wenn sie doch schon seit Ewigkeiten tot ist. Tansey erklärte den beiden, dass sie ein Geist sei. Sie erzählte ihnen außerdem, dass sie ihre Tochter Emer gerne noch einmal sehen würde, da Emer sie jetzt braucht.
Nach einer langen Unterhaltung über Geister und Alltägliches beschlossen die drei ins Krankenhaus zu fahren. Da Tansey als Geist nicht einfach in das Krankenhaus reinspazieren konnte, da sie im Licht durchsichtig werden würde und so alle Menschen im Krankenhaus sich erschrecken würden, gingen Mary und Scarlett erst alleine hinein. Scarlett überredete einen Arzt, dass sie Emer für einen kleinen Ausflug aus dem Krankenhaus holen durften. Emer, die von all dem noch nichts wusste, war überrascht, hielt die beiden für etwas verrückt und war mit der Idee letztendlich aber einverstanden. Im Auto setzte Scarlett Marys Großmutter auf die Rücksitzbank zu Tansey. Nach einigen Augenblicken kam es Emer langsam, wer da wirklich neben ihr saß, doch sie schien komischerweise nicht sonderlich überrascht. Gemeinsam beschlossen die vier einen Ausflug zu dem alten Hof zu machen, auf dem Emer und Tansey einst gewohnt hatten. Dies sollte eine spannende und schöne Reise in die Nacht werden, bei der sie das erste und letzte Mal zu viert unterwegs sind.Die Themen Sterben und Tod sind alles andere als leichter Stoff – besonders für Kinder, die noch keine Erfahrungen damit gemacht haben.
In Mary, Tansey und die Reise durch die Nacht wird allerdings eine Geschichte erzählt, die es schafft, einem die Angst vor diesen Themen Stück für Stück zu nehmen. Die Tragikomödie führt die Hörerin oder den Hörer behutsam an den Tod heran. Mithilfe von Rückblenden in das Leben jeder einzelnen Frau bekommt man als Zuhörerin und Zuhörer eine bildhafte Vorstellung des Lebens und der Umstände in der Geschichte. Behutsam und mit viel Gefühl beschreibt die Erzählerin den Sterbensweg von Marys Großmutter Emer. Dabei steht der Geist ihrer Urgroßmutter Tansey allen helfend beiseite und versucht ihnen die Angst vor dem Sterben und dem Tod zu nehmen. Besonders diese Figur sticht ins Auge, da sie in schweren Zeiten für Zusammenhalt sorgt und vermittelt, dass es völlig in Ordnung ist seine Gefühle zu zeigen, wenn man nur weiß, dass man seine Trauer irgendwann überwinden muss und das Leben weitergeht. Auf authentische und detailorientierte Weise wird die humorvolle und gleichzeitig etwas traurig stimmende Geschichte erzählt, die – abgesehen vom Geist der Urgroßmutter – eine realitätsnahe Situation darstellt, mit der sich möglicherweise vereinzelte Kinder und Jugendliche identifizieren können.
Mary, Tansey und die Reise in die Nacht wurde mit dem AUDITORIX Hörbuch-Siegel 2013/2014 ausgezeichnet. Die humorvolle und gleichzeitig nachdenkliche Geschichte der vier Frauen wird innerhalb von 261 Minuten auf drei Audio-CDs von Regina Lemnitz erzählt. Geeignet ist das Hörbuch für Kinder ab zwölf Jahren, weil die Themen Sterben und Tod eine große Rolle innerhalb der Erzählung spielen. Dennoch ist die Geschichte mit einer angemessenen Prise Humor und Optimismus gewürzt, so dass auch Erwachsene ihre Freude an dem Hörbuch finden können.
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Cornelia Pläsken
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publikationen
Schorb, Bernd/Jünger, Nadine/Rakebrand, Thomas (Hrsg.). Die Aneignung konvergenter Medienwelten durch Jugendliche. Das Medienkonvergenz Monitoring. Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), Band 24, Berlin:
2003 Skype | 2004 Facebook | 2005 YouTube, StudiVZ | 2006 Twitter, MyVideo | 2007 iPhone, SchülerVZ, Dropbox | 2008 Android Betriebssystem | 2009 WhatsApp | 2010 iPad | 2011 Social TV, iCloud | 2012 Microsoft Surface | 2013 Einstellung SchülerVZ – technische Entwicklungen, die zehn Jahre zuvor jeweils undenkbar waren und heute längst zum Alltag gehören; oder selbst das schon wieder nicht mehr. Der Startschuss für das Langzeitforschungsprojekt Medienkonvergenz Monitoring fiel ebenfalls im Jahr 2003, zu einer Zeit also, als das Web 2.0 noch nicht geboren und nur etwa ein Drittel aller Jugendlichen laut JIM-Studie im eigenen Zimmer Zugriff auf einen Computer mit Internet hatte (vgl. mpfs 2003); heute haben das 88 Prozent aller Jugendlichen (vgl. mpfs 2013). Allerdings wusste das Forscherteam der Universität Leipzig damals lediglich um den immer dichter werdenden Mediendschungel, nicht aber um die tatsächlichen Neuerungen und Veränderungen, die dieser mit sich bringen würde. Geschweige denn um die Omnipräsenz und Omnipotenz, mit der sich digitale Medien in allen Lebensbereichen durchsetzen würden. Die Besonderheit der Studie liegt daher nicht nur in dem bundesweit einmaligen Projekt über eine Dekade, innerhalb derer Jugendliche und ihr Medienhandeln in den unterschiedlichen Mediengattungen untersucht wurden, sondern zusätzlich auch in den Herausforderungen der stetig neuen technischen Entwicklungen mit unbekanntem Taktgeber. In der Publikation Die Aneignung konvergenter Medienwelten durch Jugendliche wird die Studie Medienkonvergenz Monitoring aufbereitet und um neue Erkenntnisse erweitert – und verkündet damit gleichzeitig das Ende des Projekts.
Im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) wurde das Mediennutzungsverhalten Jugendlicher zwischen zwölf und 19 Jahren untersucht – bis 2006 als begleitendes Monitoring zu den Studien des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis zum „Umgang Heranwachsender mit Konvergenz im Medienensemble“, im Anschluss als eigenständiges Projekt von verschiedenen Forschungsteams an der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig mit Prof. Dr. Bernd Schorb an der Spitze. Den rasanten Medienentwicklungen folgend sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Basis theoretischer Vorüberlegungen mittels qualitativer und quantitativer Erhebungsmethoden der Frage nachgegangen, wie sich Jugendliche in der konvergenten Medienwelt bewegen und wie sie die Medien unter welchen Voraussetzungen für sich nutzen. Hintergrundinformationen, die theoretischen Grundlagen sowie das Untersuchungsdesign werden im ersten Teil des Werks ausführlich dargelegt, der Kern der 364-seitigen Gesamtpublikation ist aber die Präsentation der fünf unterschiedlichen Studienschwerpunkte, die im Rahmen einzelner Erhebungswellen vertieft wurden: Die Online-Spieler – gemeinsam statt einsam, YouTube und Co. – neue Medienräume Jugendlicher, Soziale Online-Netzwerke als Lebensraum, Klangraum Internet – auf neuen Wegen Musik entdecken sowie Jugend – Information – Medien. Die Ergebnisse geben aussagekräftige Einblicke in unterschiedliche Ausschnitte jugendlicher Medienwelten: „Letztens war ich online, da spielte ich zusammen mit ein paar Holländern, Norweger waren mit dabei, ein paar aus Kanada und ein paar Amerikaner, und dann zieht man halt durch die Welt und tötet andere Monster. […] Also im Internet, da kannst du drei Millionen Leute, die mittlerweile World of Warcraft spielen, die kannst du treffen, und wenn du raus vor die Tür gehst, hast du halt die zwei Dutzend Leute, die in deinem Dorf rumrennen“ (Junge, 17 Jahre). Das Zitat unterstreicht – entgegen dem Klischee des sozial isolierten Zockens – beispielsweise, dass Spielerinnen und Spieler online zahlreiche Kontakte knüpfen; zwei Drittel der Befragten schätzen besonders das Kennenlernen im Rahmen von Multiplayerspielen. Auch haben sich Online-Videoplattformen – allen voran YouTube– im Medienhandeln Jugendlicher etabliert. „Im Fernsehen kommt’s [...] halt nicht auf Abruf“ (Junge, 18 Jahre). „Da [YouTube] bin ich auch als 21 oder so angemeldet, damit ich mir auch die Ab-18-Videos angucken kann“ (Mädchen, 16 Jahre). Heranwachsende nutzen diese Plattformen aber nicht nur rezeptiv, sondern auch produktiv-gestaltend. Soziale Online-Netzwerke nehmen als Kommunikations-, Erfahrungs- und Entwicklungsräume mit etwa 79 Prozent aller Jugendlichen, die im Jahr 2012 mehrmals oder täglich darauf zugegriffen haben, einen festen Platz in der Alltags- und Lebenswelt der Heranwachsenden ein. „Da spielt sich halt auch außerhalb von der Schule das soziale Leben ab“ (Mädchen, 17 Jahre). Die Jugendlichen nehmen Soziale Online-Netzwerke eher als private und reale, denn als öffentliche und virtuelle Räume wahr. Diese Privatsphäre schützen sie, indem sie die Sichtbarkeit ihrer Profile einschränken, „[w] eil ja jetzt auch Lehrer im schülerVZ sind“ (Mädchen, 13 Jahre). Auch ist das Internet laut Studienergebnissen zu einem riesigen Klangraum geworden, aus dem Jugendliche ihre Musik ziehen bzw. diesen mit dieser speisen. Musikplayer Nr. 1 ist dabei YouTube, Musikmedium Nr. 1 das Handy bzw. Smartphone. „Na, der Empfang ist besser im Internet, also weil bei mir irgendwie manchmal das Radio ziemlich rauscht“ (Junge, 13 Jahre). Zentrales Kriterium für das breit gefasste Interesse Jugendlicher an (durchaus auch politischen und gesellschaftlichen) Themen ist dabei nicht die gesellschaftliche Relevanz, sondern der eigene Lebensweltbezug.
Neben diesen Momentaufnahmen rundet das Forscherteam die Publikation mit dem Aufzeigen allgemeiner Tendenzen ab – wie dem sozialen Nahraum als wichtigste Bezugsgröße im Medienhandeln Jugendlicher –, die sich aus einer übergreifenden Perspektive auf die Ergebnisse des Langzeitforschungsprojekts ergeben; ohne dabei über die Jugendlichen zu pauschalisieren; Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund, Entwicklungs- und Sozialisationsbedingungen dienen zur Differenzierung. So konnte die Studie auch zeigen, dass Medien keineswegs eine andere Jugend mit anderem Denken und Handeln generieren, sondern dass vielmehr die Jugendlichen im Prozess ihrer individuellen Indentitätsentwicklung gezielt die Medien einsetzen. Auch weist das Autorenteam darauf hin, dass Untersuchungen, die versuchen, die mediale Nutzungspraxis Heranwachsender zu quantifizieren, immer kritisch zu lesen sind, da Operationskategorien nicht zwingend mit dem Sprachgebrauch und der Handlungspraxis Jugendlicher korrespondieren. Das Medienkonvergenz Monitoring liefert mit diesen Beobachtungen, Beschreibungen und Erklärungen in Die Aneignung konvergenter Medienwelten durch Jugendliche nicht nur neue Perspektiven und Impulse für die Forschung, sondern gleichzeitig auch Grundlagenwissen für die medienpädagogische Praxis und die Fundierung des Kinder- und Jugendmedienschutzes. Explizit zu erwähnen sind neben der dauerhaften Anpassung der Erhebungsinstrumente noch die kleinen aber feinen (und vor allem zahlreichen) zusätzlichen Abschnitte, die – optisch klar ersichtlich – nachträglich in die Forschungsberichte eingepflegt wurden. So wirft die Publikation Schlaglichter auf die wichtigsten Tendenzen im Medienhandeln Jugendlicher im Verlauf der letzten zehn Jahre, ist durch die aktuellen Hinweise auf Forschungsergebnisse, (Medien-)Trends oder neuere Daten aber durchweg gegenwärtig gültig.
Unter www.uni-leipzig.de sind übrigens die kompletten Ergebnisberichte zu den fünf Erhebungsschwerpunkten zu finden, die in Form von einzelnen Reports jeweils bereits veröffentlicht wurden und für diese Publikation überarbeitet und gekürzt werden mussten.
Ebert, Michael/Abend, Sandra (2014). Fotografieren für Kinder. Kinder entdecken die Welt der Fotografie und wie man die Welt fotografiert. 2., erweiterte Auflage. Heidelberg: dpunkt. 192 S., 24,90 €.
Auch wenn der Titel Fotografieren für Kinder eher danach klingt, als ginge es um Tipps dafür, wie man tolle Fotos FÜR Kinder macht, entpuppt sich das Buch beim Lesen doch als etwas anderes: nämlich als ein übersichtliches, gut strukturiertes und informatives Buch für Kinder, die Interesse am Thema Fotografie haben und sich kreativ austoben wollen. Eine Altersempfehlung gibt es nicht. Wegen der Fülle der Informationen ist es aber doch eher erst ab neun oder zehn Jahren geeignet, es sei denn, Eltern und Kinder lesen gemeinsam. Der Inhalt ist solide aufgebaut, bietet wenige inhaltliche Überraschungen, dafür aber viele handfeste Tipps zum Fotografieren sowie viele Bildinspirationen durch abgedruckte Fotos, die zum großen Teil von der Autorin und dem Autor kommen. Fotos, die auch von Kindern gemacht wurden, wären hier wünschenswert gewesen, zumal es ja mittlerweile viele Wettbewerbe und Veröffentlichungsformen gibt, die einen legitimen Zugriff auf tolle Fotos von Kindern ermöglichen.Sandra Abend und Michael Ebert liefern viele Ideen, was man mit einer Fotokamera machen kann, wie man sie einsetzt und wohin man sie überall mitnehmen kann. Dabei lassen sie den Kindern viel Freiheit und geben möglichst wenig vor. So zum Beispiel durch den Tipp, sich nicht zu leicht beeinflussen zu lassen, sondern einfach zu fotografieren, was einem wichtig ist und gefällt. Oder durch die Idee, das Motiv in Farbe und in Schwarz-Weiß zu fotografieren und dann zu entscheiden, was sich besser eignet.
Ein Einblick in die Geschichte der Fotografie wird auch kurz und übersichtlich geliefert, auch wenn die Idee, ein Fotoshooting frei nach Lewis Hine zu gestalten, etwas eigenartig anmutet. Der Lehrer und Sozialarbeiter hatte Anfang des 20. Jahrhunderts in Fabriken arbeitende Kinder fotografiert, die daraus resultierend körperliche und seelische Leiden entwickelten. Die Idee, dass Kinder sich heute genauso verkleiden in alten Fabriken posieren sollen, mag einen Hintergrund haben, der jedoch beim Lesen unklar bleibt. Geeignet wäre hier der Bezug gewesen, dass Fotografie ein Medium ist, mit dem man auf soziale Missstände aufmerksam machen kann, aber nicht, indem man Szenen von vor einhundert Jahren nachstellt, sondern indem man sich selbst auf die Suche danach begibt oder eigene Unzufriedenheit fotografisch festhält.
Schließlich mündet Fotografieren für Kinder in Speicher- und Veröffentlichungsmöglichkeiten für Fotos. Hier werden Internetseiten wie Facebook und Flickr vorgestellt, die definitiv noch nicht für die Zielgruppe des Buches geeignet sind, auch wenn das Autorenteam darauf aufmerksam macht, dass sich nicht alles für die Veröffentlichung auf diesen Seiten eignet. Ebenso fehlt der heute so wichtige Hinweis auf das Recht am eigenen Bild an vielen Stellen des Buches, an denen immer wieder dazu angeregt wird, andere Menschen zu fotografieren. Alles in allem eine durchaus empfehlenswerte Publikation für fotobegeisterte Kinder, dem aber leider einige medienpädagogische Informationen fehlen, die zum Thema Fotografie einfach dazugehören. Vielleicht liefert diese eine dritte, erweiterte und überarbeitete Auflage.
Aßmann, Sandra/Meister, Dorothee M./Pielsticker, Anja (Hrsg.) (2014). School‘s out? Informelle und formelle Medienbildung. München: kopaed. 173 S., 16 €.
Die Entwicklungen der digitalen Medien haben in den letzten Jahren auch den Bildungssektor deutlich geprägt und verändert – „Ist die Institution Schule also überholt?“ fragen sich die Herausgeberinnen des Buchs. Sie präsentieren fünfzehn Beiträge von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Erziehungswissenschaft, Schul- und Medienpädagogik, die sich mit Orten und Kontexten des heutigen Lernens auseinandersetzen und dabei auch aktuelle Herausforderungen formaler und non-formaler Bildungsarbeit thematisieren. Während zunächst theoretische Zugänge zum Lernen in neuen, medialen Formen und damit einhergehende Entgrenzungsprozesse von Schule und Medien beschrieben werden, stellt das zweite Kapitel verschiedene Medienbildungskonzepte und -projekte aus der Handlungspraxis vor. Hier kommen Akteurinnen und Akteure selbst zu Wort und berichten beispielsweise über (e)Portfolios, Konzepte zur Vermittlung von Filmbildungsstandards in der Lehrerbildung, InteractiveWalls und Free and Open Schools.
Der dritte Teil des Buchs wirft anhand von Interviews mit Expertinnen und Experten aus dem europäeuropäischen Ausland einen Blick auf internationale Perspektiven der formellen und informellen Bildungsarbeit. School‘s out? bietet pädagogischen Fachkräften aus der Medienbildung einen kurzen, jedoch informativen Einblick in das Spannungsfeld zwischen organisierter Bildung und neuen Medien. Die multiperspektivische Darstellung schafft dabei ein ganzheitliches Bild der Thematik.
Compagna, Diego/Derpmann, Stefan (2013). Soziologische Perspektiven auf Digitale Spiele. Virtuelle Handlungsräume und neue Formen sozialer Wirklichkeit. Konstanz/München: UVK, 248 S., 29 €.
Digitale Spiele sind nicht nur für naheliegende Disziplinen wie die Kommunikationswissenschaft oder die Medienpädagogik interessant, sondern auch für die Soziologie. Mit dem Sammelband Soziologische Perspektiven auf Digitale Spiele wollen die Herausgeber Diego Compagna und Stefan Derpmann vom Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen den Blickwinkel auf Digitale Spiele interdisziplinär erweitern. Die Publikation gliedert sich inhaltlich in zwei Teile. Im ersten Teil, der sich mit theoretischen Entwürfen beschäftigt, beschreibt Isabelle Katzjäger die Bedeutung des Selbst in Computerspielen. Thomas Schwietring setzt sich mit der Ausweitung des Spielbegriffs auseinander und wirft die Frage auf, ob digitale Spiele überhaupt Spiele sind. Im Beitrag von Christoph Rülcker werden die Verlockungen des Internets bezüglich der Generation 2.0 thematisiert.
Im empirischen Teil des Sammelwerks schreibt Tanja Adamus über die Reproduktion der gesellschaftlichen Bedeutung des Wettbewerbs im E-Sport. Nicola Below setzt sich mit virtuellem Handel aus der juristischen Perspektive auseinander, wodurch ein wirtschaftliches Phänomen aufgezeigt wird. Um teamorientiertes Onlinespielen in Zusammenhang mit Kompetenzentwicklung von besonders erfolgreichen Teilnehmenden geht es in dem von Matthias Bottel verfassten Beitrag.
Soziologische Perspektiven auf Digitale Spiele richtet sich an Medienpädagoginnen und -pädagogen, die sich interdisziplinär mit digitalen Spielen aus theoretischer oder empirischer Sicht beschäftigen wie auch an Mediensoziologinnen und -soziologen.
Eickelmann, Birgit/Lorenz, Ramona/ Vennemann, Mario/Gerick, Julia/Bos, Wilfried (Hrsg.) (2014). Grundschule in der digitalen Gesellschaft. Befunde aus den Schulleistungsstudien IGLU und TIMSS 2011. Münster: Waxmann. 158 S., 24,99 €.
Welchen Stellenwert nehmen neue Technologien in der Primarstufe ein? Auf welche Weise können digitale Medien im Fachunterricht genutzt werden? Welche Schülerhintergrundmerkmale sollten dabei berücksichtigt werden? In elf Beiträgen geben Expertinnen und Experten aus den Bereichen Erziehungswissenschaften und Soziologie auf Grundlage empirischer Befunde der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung(IGLU) und der Trends in International Mathematics and Science Study(TIMSS) Aufschluss über die derzeitige schulische und außerschulische Ausstattung und Nutzung digitaler Medien am Ende der vierten Klasse. Dabei werden sowohl die Einstellungen von Schulleitung und Lehrkräften beleuchtet als auch deren Unterstützungsmöglichkeiten bei der Integration neuer Technologien in den Unterricht. Die Korrelation der in den Studien erfassten Fachleistungen von Schülerinnen und Schülern mit Angaben zur jeweiligen schulischen Techniknutzung geben Auskunft über die fachliche Integration digitaler Medien in der Grundschule.
Vier weitere Artikel beschäftigen sich zudem mit wissenschaftlichen Befunden zu geschlechts- bzw. leistungsbezogenen Disparitäten sowie sozialen und migrationsspezifischen Ungleichheiten in der Mediennutzung von Grundschulkindern. Grundschule in der digitalen Gesellschaft bietet pädagogischen Fachkräften anhand der Ergebnisse der Sekundäranalysen einen differenzierten Einblick in schulische und außerschulische Rahmenbedingungen zur Nutzung neuer Medien in der Primarstufe.
Das Herausgeberwerk konzentriert sich dabei auf die Darstellung und Auswertung wissenschaftlicher Erkenntnisse – Hinweise auf praktischen Handlungsbedarf oder mögliche Praxismaßnahmen bleiben außen vor.
Imort, Peter/Niesyto, Horst (Hrsg.) (2014). Grundbildung Medien in pädagogischen Studiengängen. Medienpädagogik interdisziplinär 10. München: kopaed. 370 Seiten, 22,80 €.
Nach wie vor bleibt die Diskussion zur Verankerung von Medien in Kindergarten, Schule und außerschulischer Pädagogik immer wieder an einem Punkt hängen: der (fehlenden) Thematisierung ebendieses Medieneinsatz in den pädagogischen Ausbildungsfeldern – denn damit steht und fällt auch die Kompetenz der Pädagoginnen und Pädagogen und deren Umsetzungswille. Wird häufig nur anhand von Stundenplänen und Ausbildungscurricula über die vorhandene und fehlende Medienbildung vermutet, so geht der nun vorliegende Band das Thema von einer ganz anderen Seite an – Vertreterinnen und Vertreter aus den verschiedensten Fachgebieten der Universitäten und Hochschulen in Deutschland und der Schweiz berichten im ersten Teil von den Möglichkeiten, Schwierigkeiten und von der bisher umgesetzten Medienbildung in pädagogischen Studiengängen und Ausbildungswegen.
Hier werden ganz konkret die Situationen an verschiedenen Orten der Lehrer- und Erzieherausbildung beleuchtet, aber auch vergleichende Blicke auf das Bildungswesen in diesem Bereich geworfen. Im zweiten Teil des Buches wenden sich die Autorinnen und Autoren dem Einbezug von Medien in den verschiedenen Fachdidaktiken zu, hier richtet sich der Fokus auf Medienbildung speziell in den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Politik, Ethik und Naturwissenschaften, aber auch auf Medienbildung in integrativen und interdisziplinären Zusammenhängen. Auch hier berichten Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Lehrstühle nicht nur von allgemeinen Erkenntnissen sondern auch direkt aus ihrer Praxis und bieten so einen guten, aufschlussreichen Einblick.
Den Abschluss schließlich machen drei Texte zu speziellen Aufgabenfeldern – Medienbildung im Schnittfeld von Lehren, Forschen und Verwalten, Filmbildung in der Lehrerbildung sowie Medienbildung und Inklusion, die dem breiten Spektrum an Texten und Einblicken damit noch ein Vielfältigkeits-Häubchen aufsetzen und dazu beitragen, dass der Band kaum eine Blickweise auf Medien in der (universitären) pädagogischen Ausbildung vermissen lässt.
Petko, Dominik (2014). Einführung in die Mediendidaktik. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Weinheim und Basel: Beltz. 184 S., 24,95 €.
Welche Rollen nehmen Lehrpersonen in der heutigen Informationsgesellschaft ein? Wie können sie Lernprozesse durch digitale Medien im Unterricht fördern und Schülerinnen und Schülern zukunftsorientierte Kompetenzen mit auf den Weg geben? Dominik Petko geht diesen Fragen auf den Grund. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser zunächst auf medienwissenschaftliche Grundlagen und beschreibt Neuheiten aus der Medienwelt. Anschließend zieht er lehr-/lerntheoretische und neurowissenschaftliche Ansätze zur Erklärung von Lernprozessen heran und schafft so ein grundlegendes Verständnis dafür, wie Lernen mit Medien funktioniert.
Im Fokus des vierten Kapitels stehen verschiedene digitale Lern- und Unterrichtsmedien, anhand von Ansätzen des Instruktionsdesigns werden dabei sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten von Lernmedien erläutert. Im fünften Kapitel konzentriert sich Petko auf die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien in regulären Unterrichtsfächern und entlässt das Lesepublikum schließlich mit Hinweisen auf wichtige Rahmenbedingungen in Schulen, beispielsweise dem jeweiligen Bildungskontext, der Infrastruktur sowie den Kompetenzen und Überzeugungen der Lehrkräfte.
Einführung in die Mediendidaktik wird seinem Titel gerecht und vermittelt angehenden oder bereits praktizierenden Lehrkräften grundlegende Informationen zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Sinnvoll erscheint dabei die Fokussierung auf praxisbezogenes konzeptionelles Wissen und der bewusste Verzicht auf konkrete Praxisbeispiele, um die Aktualität des Buchs auch auf längere Sicht hin gewähren zu können.
Rapp, Frank (2013). Quo vadis Social Media? Zur Zukunft von sozialen Netzwerken und Facebook in Deutschland. Schriftreihe Praxis und Forschung im Dialog , Bd. 3. Hamburg: Reinhold Krämer Verlag. 156 S., 22,80 €.
Heutzutage sind soziale Netzwerke ein fester Bestandteil des menschlichen Alltags. Sie sind nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen von Bedeutung. Allerdings gibt es die sozialen Netzwerke noch gar nicht allzu lange. Was birgt also die Zukunft für Facebook und Co.? Können sie ihren Stellenwert aufrechterhalten oder wird die Relevanz sozialer Netzwerke über die Zeit wieder abnehmen?
Diesen und weiteren Fragestellungen widmet sich Frank Rapp in seiner Publikation Quo vadis Social Media? Nach anfänglicher Klärung von begrifflichen Grundlagen und der Darstellung der historischen Entwicklung von sozialen Netzwerken geht der Autor auf die Bedeutung und Nutzung der Netzwerke, insbesondere von Facebook, ein.Daran anschließend werden hinsichtlich sozialer Netzwerke die Nutzungsmotive von wie auch Chancen und Risiken für Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher dargelegt.
Abgerundet wird die Monografie von allgemeinen Zukunftsprognosen für soziale Netzwerke und fokussierten prognostizierten Aussagen bezüglich Facebook. Somit bietet Quo vadis Social Media? interessante Einblicke für medienpädagogische Fachkräfte, die sich mit den Entwicklungen von sozialen Netzwerken auseinandersetzen.
Scholten, Michael (2014). Eigentlich gucke ich gar kein Fernsehen … Überraschendes und alles andere als unnützes Wissen aus der Welt des Fernsehens. Marburg: Schüren. 168 S., 9,90 €.
„Als Liebeserklärung an 60 Fernsehjahre“ beschreibt der bekennende Fernsehfan Michael Scholten sein Buch, in dem er sein Lesepublikum in die bunte Welt des Fernsehens entführt. Die Originalgröße des Sandmännchens, den Komponisten der Titelmelodie zu Wer wird Millionär? kulinarische Vorlieben der Tagesschau-Sprecher und Mr. Spocks Vornamen – Scholten verrät lustiges, skurriles und interessantes Insiderwissen aus der Film- und Fernsehwelt. Inhaltlich spannt er dabei den Bogen von Kinderfernsehen, Serien und Fernsehfilmen über Nachrichten, Dokumentationen und Comedy bis hin zu Sport und Werbung. Neben witzigen Anekdoten präsentiert er historische Fakten und Hintergrundinformationen zu verschiedenen Fernsehsendungen, Wissenswertes aus den Bereichen Technik, Politik, Kirche und Geschichte und biografische Details aus dem Leben von Schauspielerinnen und Schauspielern, Comedians, Produzenten und Showmastern.
Die Aufteilung des Buches in einzelne Themengebiete und die in knappen Sätzen formulierten Daten und Fakten erleichtern eine schnelle und selektive Lektüre ganz nach persönlichem Interesse. Für Abwechslung sorgen dabei nicht nur viele Bilder, sondern auch diverse Zitate und Interviews mit bekannten Leuten aus der Fernsehbranche. Eigentlich gucke ich gar kein Fernsehen … bietet allen Fernsehbegeisterten einen hohen und zugleich informativen Unterhaltungswert.
Wünsch, Carsten/Schramm, Holger/ Gehrau, Volker/Bilandzic, Helena (Hrsg.) (2014). Handbuch Medienrezeption. Baden-Baden: Nomos. 450 S., 49,00 €.
Medienrezeption ist ein sehr weites Feld der Medienwissenschaft. Es gibt die unterschiedlichsten Vorstellungen, was alles in den Bereich der medialen Rezeption fällt. Die Herausgeber haben an dieser Stelle mit dem Handbuch Medienrezeption angesetzt und versucht, die verschiedenen Gegenstände und Fragestellungen bezüglich der Thematik zu sammeln und zu gliedern. Das Sammelwerk ist in vier Überbereiche eingeteilt. Der erste Bereich beschäftigt sich mit den Grundlagen der Rezeption. Hier werden die Begriffe Kognition, Emotion, Handlung und Kanalspezifika ausführlich aufgearbeitet. Im zweiten Teilbereich geht es um Selektion und Zuwendung. Diese werden durch wissenschaftliche Beschreibungen von Diffusion und Domestizierung, Alltag und Routinen, Einstellung, Persönlichkeit, Motivation wie auch Stimmung dargestellt.
Um einen stärker auf Wahrnehmung bezogenen Bereich geht es im dritten Teil. Dieser beschäftigt sich mit Phänomenen und Erlebnisweisen. Genauer beschreiben verschiedene Autorinnen und Autoren Urteilsbildung und Bewertung, Verstehen, Emotionales Erleben, Empathie und Identifikation, Parasoziale Interaktion und sozialen Vergleich, Spannung, Immersion, wahrgenommenen Realismus sowie ästhetisches Erleben. Im vierten und somit auch letzten Abschnitt des Sammelbandes werden Kontexte der Rezeption thematisiert. Dies geschieht durch die Behandlung von Lebensphasen, physischen und psychischen Einschränkungen, Rezeption in Gruppe, Rezeption im öffentlichen Raum, Vergemeinschaftung, Kultur wie auch Epoche.
Das Handbuch Medienrezeption ist für Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler geeignet, die sich dem Bereich Medienrezeption auf eher unkonventionelle Art und Weise annähern wollen.
kolumne
Swenja Wütscher: Ich sehe was, was du nicht siehst!
Leutnant Commander Geordi La Forge, mitten in der Fußgängerzone der bayerischen Landeshauptstadt! Für alle Nicht-StarTrek-Fans, es ist der Chefingenieur aus jenem Universum, der durch seinen Visor unverkennbar ist. Naja, zumindest fast. Denn auf den zweiten Blick erkenne ich, dass es weder er persönlich noch irgendein Fan der Weltraumserie ist, sondern einer von den noch zählbaren Datenbrillenträgerinnen und -trägern. Einer von denen also, die sich auf ihrem Zaubernasenfahrrad über ein Mikrodisplay Informationen in ihr natürliches Sichtfeld einblenden lassen können; eine kleine Kamera zur Bildanalyse und zur (unbemerkten) Aufnahme von Fotos und Videos inklusive.
Es ist mein erstes Mal. Gelesen habe ich zwar schon so einiges über die neue Technologie – vor allem im Bezug auf das Projekt des Internetgiganten Google Glass –, aber in diesem Moment werde ich erstmalig völlig unvorbereitet mit der vollen Breitseite des Geräts konfrontiert. Und das spaltet bekanntlich nicht nur Sichtfelder, sondern auch Gemüter: Spielerei für Vollnerds oder Meilenstein der Technik, Prototyp oder Revolution, treuer Assistent oder Big Brother?! „Der macht nichts, der will nur spielen“, ist das Erste, was mir in den Kopf schießt. Ein Satz, den ich bisher primär mit Hundebesitzerinnen und -besitzern verbunden hatte und der bei mir als bekennende Person mit Hundephobie direkt die Alarmglocken schrillen lässt. „Spielen also, ich will aber nicht spielen. Und noch weniger möchte ich, dass mit mir gespielt wird.“ Aber diesmal ist es anders, um einiges unangenehmer. Es ist, als würde ein solch tierischer Vierbeiner nicht nur mit mir spielen wollen, sondern als würde er dabei zusätzlich eine Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern tragen. Er hat mich damit vollkommen im Blick, ich wiederum muss meine Kontrolle über ihn bei meinem Spiegelbild abgeben, an die dunkle Seite der Gläser.
Ein analoges Fahrradklingeln lässt mich aufschrecken. Mein Blick nimmt nun auch die anderen Passanten wieder wahr. Ich realisiere, dass um mich herum offensichtlich ziemlich viele Personen nicht spielen wollen. Oder denken die etwa immer noch, Leutnant La Forge sei in der Stadt? Das ist es also, das Corpus Delicti der Neuzeit, das polarisiert. Es ist der Kleincomputer auf meiner Nase, der mir stetig nützliche Informationen liefern kann, aber gleichzeitig auch der Kleincomputer auf deiner Nase, der mich gefühlt immer beobachtet, ausspäht und dokumentiert. Ich aber liebe meine Freiheitsrechte und bin überzeugt davon, dass Datenschutz trotz des stetigen Bedürfnisses nach Vernetzung und Kommunikation keine veraltete Idee ist. Im Gegenteil. Ich glaube, dass er sich seit der Erfindung des Telefonbuchs vorbildlich weiterentwickelt hat. Und genau das macht mich so rasend. Dieses Armutszeugnis einer ach so modernen Branche, die selbstverliebt stetig neues Spielzeug kreiert, statt die Geißeln und Wächter der Menschheit zu bekämpfen.
Wie ich derzeit die Zukunft durch meine rosarote Brille sehe? Nun gut, moralische Werte, Privatsphäre und Datenschutz mögen in ihrer jetzigen Form gegen das Gadget langfristig verlieren bzw. sich der gläserne Mensch mit diesen revolutionieren. Aber solange ihr Akku noch schwach ist und ein Blick in den Spiegel noch an eine Science Fiction-Serie erinnert, so lange wird sich die Datenbrille glücklicherweise niemals als Alltagsgegenstand durchsetzen!
Beitrag aus Heft »2014/04: Jugend – Medien – Kommerzialisierung«
Autor: Swenja Wütscher
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Ansprechperson
Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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