2013/01: Medien und Arbeitswelten
Erwerbsarbeit hat eine große Bedeutung für die Identitätsarbeit von Menschen allgemein und Kindern und Jugendlichen insbesondere. Doch Prestige- und Identitätsaspekte wie gesellschaftliches Ansehen, Anerkennung und Teilhabe werden heute maßgeblich von Medien mitgeprägt. Diese medial repräsentierten Berufsbilder sowohl in fiktionalen als auch non-fiktionalen Medienangeboten sollen in merz 1/2013 in den Fokus der Analyse rücken. Zugleich soll der Medienwandel selbst und die damit einhergehenden Veränderungen von (medialen) Arbeitsfeldern untersucht werden. Vor dem Hintergrund von umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die sich in veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen niederschlagen, sind insbesondere die technologischen Umbrüche Anlass tiefgreifender Veränderungen. Durch Medienentwicklungen (insbesondere neue Informations- und Kommunikationstechnologien), welche die Verfügbarkeit von Information und Kommunikation über Grenzen hinweg ermöglichen, wird auch Erwerbsarbeit tendenziell ortsunabhängig. Die hiermit einhergehenden Flexibilisierungs- und Entgrenzungsprozesse bringen neue Entscheidungsmöglichkeiten und Handlungsspielräume für die Beschäftigten mit sich. Zugleich verlagern sich aber unternehmerische Risiken auf die Arbeitskräfte, was ein gesteigertes Maß an Verantwortung und eigenen Organisationsleistungen erforderlich macht. merz 1/2013 greift diese beiden Themenfelder theoretisch und empirisch auf, stellt aber auch zwei praktische Projekte vor, die die mediale Auseinandersetzung mit Berufen und Arbeitsfeldern ermöglichen.
aktuell
Cornelia Pläsken: JIM-Studie 2012
Digitale Medien sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Sie begleiten uns sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit. Dementsprechend verhält es sich bei Kindern und Jugendlichen, die selbstverständlich in dieser omnipräsenten Medienwelt aufwachsen. Konkrete Ergebnisse dazu liefert die JIM-Studie Jugend, Information, (Multi-) Media 2012, die vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest in Zusammenarbeit mit dem I>Südwestrundfunk jährlich durchgeführt wird. Die Stichprobe umfasst 1.201 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren, die repräsentativ für die Grundgesamtheit der deutschen Jugendlichen stehen. Untersucht wurden neben Basisdaten wie Medienausstattung, reizeitverhalten und Mediennutzung auch Wichtigkeit und Glaubwürdigkeit der Medien, Nutzung von Musikvideos, Wahrnehmung von Scripted Reality Formaten, Aspekte der mobilen Internetnutzung und Probleme im Umgang mit sozialen Netzwerken. In Haushalten, in denen Jugendliche aufwachsen, ist eine Vollausstattung in Bezug auf Computer, Handy, Fernseher und Internetzugang vorzufinden. Dabei besitzen 80 Prozent der Jugendlichen einen eigenen Computer oder Laptop und einen MP3-Player. In ihrer Freizeit treffen sich vier von fünf Jugendlichen mit ihren Freundinnen und Freunden, von denen 57 Prozent in einer festen Clique sind. Bei der Mediennutzung liegen das Handy, Internet und Fernsehen mit 91 Prozent klar an der Spitze. Die Zahl regelmäßiger Nutzung von Büchern und Tageszeitungen liegt dagegen bei zwei Fünftel. E-Books konnten sich bisher noch nicht im Alltag von Jugendlichen etablieren, da nur zwei Prozent diese Möglichkeit nutzen. Bei der Frage nach der Glaubwürdigkeit der Medien ist sich ungefähr die Hälfte einig, dass dieser Faktor der Tageszeitung zugeschrieben werden kann. Auch die Radionutzung spielt nach wie vor eine große Rolle: Circa 78 Prozent hören regelmäßig Radio. Dafür werden hauptsächlich stationäre Radiogeräte vor Handy und Computer genutzt. Die Bedeutung des Fernsehens ist unverändert hoch. Es stellt einen ständigen Begleiter im Alltag der Jugendlichen dar. Insbesondere Scripted Reality Formate sind sehr beliebt. Sie werden von 40 Prozent, hauptsächlich Jugendlichen mit formal geringerem Bildungshintergrund, genutzt. Die Alltagsrelevanz des Internets ist durch die tägliche Nutzung durch etwa zwei Drittel ersichtlich. Dabei spielen vor allem soziale Netzwerke, hauptsächlich Facebook, eine wichtige Rolle, 79 Prozent der Jugendlichen nutzen die Sozialen Netzwerkdienste mehrmals pro Woche. Im Bereich der Spiele vergnügen sich 42 Prozent regelmäßig sowohl am Computer als auch an der Konsole oder online. Jungs weisen jedoch deutlich höhere Spielzeiten auf als Mädchen. Die mobile Internetnutzung mithilfe von Smartphone wird deutlich attraktiver. Schulen nehmen sich mittlerweile vermehrt dem Thema Medienkompetenz an, da etwa zwei Drittel der Jugendlichen dort derartige Themen schon behandelt haben.
www.mpfs.de/fileadmin/JIMpdf12/JIM2012_Endversion.pdf
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Computerspiele(n) in der Familie
Die Studie „Computerspiele(n) in der Familie – Computerspielesozialisation von Heranwachsenden unter Berücksichtigung genderspezifischer Aspekte“ wurde im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg durchgeführt. Basis der Studie ist eine Sekundäranalyse, die sowohl die LfM-Studie „Kompetenzen und exzessive Nutzung bei Computerspielern“ als auch die BMFSFJ-Studie „EXIF – Exzessive Internetnutzung in Familien“ berücksichtigt. Die Ergebnisse basieren auf qualitativen Interviews von Spielerinnen und Spielern im Alter von 14 bis 27 Jahren.
Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Prozess der Computerspielesozialisation. Die Analyse sollte herausfinden, auf welche Weise die Spielenden mit Computerspielen angefangen haben, wie sich der familiäre Computerspieleumgang gestaltet, in welche Phasen man Computerspielenutzung einteilen kann und ob sich geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Computerspielesozialisation abzeichnen. Die zentralen Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Befragten schon im Alter zwischen fünf und acht Jahren erste Erfahrungen mit Computerspielen sammelten. Dabei haben Jungen die Tendenz, früher zu spielen als Mädchen. Den ersten Impuls dafür geben meistens die männlichen Bezugspersonen, wie beispielsweise Brüder, Väter, Onkel oder Cousins. Mütter oder Schwestern nehmen keinen Einfluss darauf.
Als Impulsgeber für Computerspiele kann man zwischen ‚Türöffnern‘ und ‚Vorbildern‘ unterscheiden. Die ‚Türöffner‘ ermöglichen den Zugang zu den Geräten, mit denen man in digitale Spielwelten eintauchen kann. Die ‚Vorbilder‘ hingegen spielen selbst und funktionieren demnach als Modell. Für die Computerspielesozialisation sind die Geschwister, hauptsächlich die älteren Brüder, sehr wichtig. Sie fungieren meist als ‚Vorbilder‘, manchmal aber auch als ‚Türöffner‘, vorausgesetzt sie verfügen über die entsprechenden technischen Ressourcen. Regulierungen in Bezug auf die Computerspielenutzung werden von wenigen Eltern betrieben. Wenn sie doch Anwendung finden, dann eher bei Jungen als bei Mädchen und mehr auf Inhalt und Dauer des Spiels bezogen. Bei übermäßiger Nutzung zeigt sich die Familie als wichtiges Korrektiv. Gemeinsames Computerspiel innerhalb der Familie zeigt sich als förderlich bei der Stärkung von Beziehungen.
lfmpublikationen.lfmnrw.de/catalog/downloadproducts/L138_Computerspielen_in_der_Familie.pdf
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: Kinder-Medien- Festival Goldener Spatz
Von 26. Mai bis 1. Juni 2013 findet bereits zum 21. Mal das Kinder-Medien-Festival Goldener Spatz statt. Die jährlich in Erfurt und Gera stattfindende Veranstaltung möchte ein Forum bieten sowohl für Vertreterinnen und Vertreter der Film-, Fernseh- und Onlinebranche, Pädagoginnen und Pädagogen, Journalistinnen und Journalisten, Politikerinnen und Politiker als auch für das Zielpublikum, also die Kinder selbst. Die Meinung der Kinder über das für sie gemachte Angebot ist gefragt. Ziel ist es, einen Überblick über deutschsprachige Kinderfilm- und Fernsehproduktionen sowie Onlineangebote für Kinder zu gewähren, auf qualitativ hochwertige und innovative Produktionen aufmerksam zu machen und sie auszuzeichnen.
Im Vorfeld konnten Filme für das Festival eingereicht werden, diese werden dann von Kinder- und Fachjury auf dem Festival live und vor Ort in den Kategorien Minis, Kino-/Fernsehfilm, Kurzspielfilm, Serie/Reihe, Animation, Information/Dokumentation und Unterhaltung ausgezeichnet. Das Filmprogramm in Gera (26. bis 28. Mai 2013) wird von einem umfangreichen Workshopangebot für Kinder wie Erwachsene begleitet, während die Vorführungen in Erfurt (29. Mai bis 1. Juni 2013) durch Fachveranstaltungen für Autorinnen und Autoren, Produzentinnen und Produzenten, Programmanbieter und -verwerter, dem Filmmarkt Pro Junior – Programmes on Demand, der Online-Lounge, einem Blick in die Werkstatt entstehender Produktionen, dem Pitching der Akademie für Kindermedien, der Stoffbörse Meet & Read sowie durch Film- und Fachgesprächeergänzt werden.
Das komplette Festivalprogramm ist auf der Website www.goldenerspatz.de zu finden.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Informationsverhalten von Kindern im Internet
Die im November des vergangenen Jahres vorgestellten Ergebnisse der DJI-Studie Informationsverhalten von Kindern im Internet wurden nun teilweise veröffentlicht. Christine Feil und Alexander Grobbin formulierten die quantitativen Ergebnisse zur Nutzung von Kindersuchmaschinen. Grundlage dieser Studie sind 600.000 Logfiles von sechs- bis 13-Jährigen Kindern der drei Kindersuchmaschinen Blinde Kuh, fragFINN und Helles Köpfchen, die sowohl während der Schulzeit als auch der Ferienzeit aufgezeichnet wurden. Dabei kam heraus, dass sich die Kinder selbst besser mit den speziell für sie entwickelten Suchmaschinen auskennen als ihre Eltern. Problematisch war die Rechtsschreibung der Kinder.
Suchanfragen konnten teilweise nicht beantwortet werden aufgrund von fehlerhafter Schreibweise. Die meistgesuchten Wörter der Seiten waren „Spiele“, „Hund“ und „Sex“. Direkte Rückschlüsse auf das erwartete Suchergebnis kann man durch diese Suchbegriffe allerdings nicht ziehen, da die Wörter manchmal ein Teilstück eines anderen Wortes sind. Während der Schulzeit nutzen Kinder die Suchmaschinen um ein Vielfaches häufiger und infomationsorientierter, als in den Ferien. Bei den Recherchen werden meistens nur einzelne Suchbegriffe verwendet. Circa 60 Prozent beenden ihre Suche nach dem ersten Versuch wieder, was man auf erfolgreiche Resultate zurückführen kann. Die Regeln des Suchens, die den Kindern als Hilfestellung angeboten werden, finden kaum praktische Anwendung.
www.dji.de/www-kinderseiten/898/Feil_Grobbin_Logfile-Bericht_1.pdf
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: stichwort WhatsApp
Anrufen, SMS schicken, E-Mail schreiben, Skypen … Waren Handys früher nur Telefone ohne Kabel, sind sie heute Allround-Kommunikationsgeräte und wer jemanden erreichen will, hat die Qual der Wahl zwischen mündlich und schriftlich, online oder per Telefonnetz, Text oder Bild ... Ein Angebot allerdings versucht, sich zwischen alle Kommunikationsstühle zu setzen und fährt damit sogar ziemlich erfolgreich: WhatsApp ist die nahezu einzige, nahezu plattform-unabhängige „Instant-Messaging-Anwendung für Smartphones“, die Anstalten macht, sich als eierlegende Wollmilchsau zu präsentieren: Man kann Texte schicken wie per SMS, aber ohne Zeichenbegrenzung. Bilder versenden wie in einer MMS oder Mail, aber kostenlos, da WhatsApp über die Internet-Verbindung läuft und prompt, weil Nachrichten wie SMS auf dem Empfänger-Telefon erscheinen und nicht erst als Mail abgerufen werden müssen. Man kann zu zweit chatten oder Gruppen gründen, Dateien versenden oder den eigenen Standort austauschen.
Ausgedacht haben sich diese Alles-in-einem-App Brian Acton und Jan Koum 2009 – und haben damit ganz erstaunlichen Erfolg eingefahren. Zahlen wie ‚täglich mehr als zehn Milliarden Nachrichten‘ geistern herum, wenn man nach Statistiken sucht. Zugleich tun sich aber auch immer wieder massive Sicherheitslücken und Problempunkte auf. So halten sich die Betreiber offen, Geld für die Nutzung zu verlangen – und immer wieder verbreiten sich Gerüchte über plötzliche Bankeinzüge. Auch hat sich die App schon mehrmals von Hackern kapern lassen, weil sie beträchtliche Sicherheitslücken aufweist, etwa bei der Verschlüsselung der Nutzerdaten. Was ist also dieses WhatsApp – die Erfüllung aller Smartphone-Nutzerträume oder doch eine Spielerei, die lieber mit Vorsicht zu genießen ist? Klar ist zunächst: Es ist ein Dienstprogramm, das viele Vorzüge bietet, aber dennoch, wie all die anderen auch, nur dann ‚sicher‘ nutzbar ist, wenn es auch reflektiert und kompetent genutzt wird.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
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Karin Knop und Dagmar Hoffmann: Editorial
Mit dem populären und zugleich missverständlichen Begriff Work-Life-Balance wird heute häufig für Beratungsliteratur und Personal-Coaching-Angebote geworben. Es wird suggeriert, dass Arbeit und Leben zwei getrennte Sphären seien, deren jeweilige Anforderungen man in technologisierten Welten kompetent meistern müsse, um ein gelingendes Leben zu führen. Richtig ist, dass Erwerbsarbeit und (ein sehr wohl mit nicht erwerbswirtschaftlicher Arbeit durchdrungenes) Privatleben lange Zeit getrennte Sphären waren, deren Grenzen sich nunmehr in Auflösung befinden. Weltweit finden umfassende gesellschaftliche Transformationsprozesse statt, die sich in veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen niederschlagen. Insbesondere vielfältige technologische Entwicklungen sind Anlass dieser tiefgreifenden Veränderungen. Der zentrale Stellenwert der Vernetzung und der Digitalisierung von Information hat großen Einfluss auf spezifische Arbeits- und auch allgemeine Lebensbedingungen von Beschäftigten. Denn heutige Arbeitswelten sind in zunehmend hohem Maße durch mobile Kommunikationstechnologien geprägt. Verschiedene Erwerbsarbeiten können (und müssen) tendenziell ortsunabhängig und in Teilen auch mobil erfolgen. Gründe dafür sind die Beschleunigung der Arbeitsorganisation und die stetig wachsenden Leistungsanforderungen. Zudem gibt es den latenten Druck, in seinem Job bestehen zu müssen, denn Arbeitsverhältnisse sind nur noch selten sicher, das heißt auf Dauer angelegt (vgl. Sennett 1998).
Es ist heute selbstverständlich geworden, aus beruflichen Gründen den Wohnort zu wechseln. Menschen sollen stets mobil und flexibel sein, werden zu sogenannten postmodernen Arbeitsnomaden, wobei dies auf Frauen und Männer gleichermaßen zutrifft. Die raum-zeitlichen Flexibilisierungspotenziale können hierbei als Chance für eine nun weitgehend individualisierte Organisation von Arbeit und Freizeit gesehen werden. Sie versprechen zudem Selbstverwirklichungs- und Selbstentfaltungsmöglichkeiten. Gleichwohl gehen mit den beschriebenen Entgrenzungsprozessen aber auch Risiken wie Stressbelastungen und Überforderungen einher und verlangen zudem neue Formen der Beziehungs-, Familien- und Erziehungsarbeit. Paare und Familien müssen sich neu finden und organisieren. Tradierte Leitbilder werden auf den Prüfstand gestellt, werden modifiziert und lösen sich mitunter auf. Lebenslagen werden folglich einerseits beweglicher und durchlässiger, andererseits fragiler und brüchiger (vgl. Beck-Gernsheim 2010). In den Medien werden diese neuen Anforderungen sowie auch die veränderten Formen des Lebens und Arbeitens auf unterschiedliche Weise thematisiert. Als Repräsentationsmedien nehmen sie sich der Visualisierung von Berufs- und Arbeitswelten an. Sie offerieren den Nutzerinnen und Nutzern aber auch spezifische Bilder von Arbeitwelten und können gemäß vorliegender Wirkungsstudien – genannt sei hier beispielsweise der CSI-Effekt – auch Berufsvorstellungen und Berufswünsche von Zuschauerinnen und Zuschauern und Usern prägen (vgl. z. B. Keuneke 2010). Sie stellen Identitätsofferten bereit, die eine Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen, beruflichem Erfolg und arbeitsbezogenem Scheitern ermöglichen und in Teilen herausfordern. Leider weiß man bislang wenig darüber, inwieweit sowohl mediale Angebote als auch Diskurse über traditionelle und vor allem neue Formen der Arbeit mit relevanten Normen und Werten und gesellschaftlichen Kontexten verbunden werden. Die vorliegende Schwerpunktausgabe widmet sich diesem Manko und soll zunächst den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung bilanzieren sowie forschungsleitende Fragestellungen entwickeln, die explizit die komplexen Zusammenhänge der Mediatisierung von Arbeitswelten berücksichtigen. Anhand exemplarischer Studien soll aufgezeigt werden, inwieweit moderne Arbeitswelten in besonderen TV-Formaten (re-) präsentiert werden und in welcher Hinsicht sie an ein gesellschaftliches Bewusstsein oder propagierte Arbeitsethiken anknüpfen. Ferner werden die Auswirkungen der Präsenz von Informations- und Kommunikationstechnologien im Berufsalltag beschrieben. Nicht zuletzt wird anhand beispielhafter Best-Practice-Angebote aufgezeigt, wie man junge Menschen, die in der Berufsfindungsphase sind, bei der Ausbildungsplatzsuche unterstützen kann. Durch eine kreativ-kritische Medienarbeit lernen sie, diese Orientierungsphase als weniger belastend zu erleben und ihre eignen Potenziale besser einzuschätzen. Mediale und mediatisierte Arbeitswelten in Theorie, Empirie und PraxisZunächst zeigt der Sozialpsychologe Heiner Keupp auf, dass Teilhabe an Erwerbsarbeit und das damit verbundene Einkommen die soziale Position von Menschen in der Gesellschaft bestimmen und dadurch zentral für die Identitätskonstruktion ist. Die Arbeit an der eigenen Identität wird in beschleunigten Zeiten zu einem unabschließbaren Projekt und erfordert permanente psychische Investitionen. Er macht deutlich, wie im Verlauf der letzten Dekaden fertige soziale Schnittmuster für die alltägliche Lebensführung ihren Gebrauchswert verloren haben. Sowohl die individuelle Identitätsarbeit als auch die Herstellung von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter Menschen, die in ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordern nun neue Kompetenzen. Die Beschleunigung und Verdichtung der Abläufe in den veränderten beruflichen und privaten Lebenswelten stellen die flexiblen Subjekte vor große Herausforderungen. Heiner Keupp macht die damit einhergehenden Chancen und Optionen zur individuellen Ausgestaltung deutlich, problematisiert aber auch die Belastungen und Risiken, denen der Einzelne ausgesetzt ist. In diesem Prozess stecken einerseits Potenziale für selbstbestimmte Gestaltungsräume, aber andererseits auch das Risiko und die leidvolle Erfahrung des Scheiterns.
Heiner Keupp interpretiert die massiv steigenden Depressionsraten und depressionsbasierte Arbeitsunfähigkeit vor dem Hintergrund von Selbsttechnologien und Ideologien des Neoliberalismus. Da Medien maßgeblich an der gesellschaftlichen Bedeutungskonstruktion beteiligt sind, analysiert die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Karin Knop ein jugendaffines Jobvermittlungsformat im Bereich des Reality TV daraufhin, wie spezifische Arbeitswelten konstruiert werden. Wie sich diese telemedialen Repräsentationsformen von Arbeit vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Kontextes und hegemonialer Subjektivierungsformen interpretieren lassen, wird hierbei auf Basis exemplarischer Sendeanalysen aufgezeigt und mit Rekurs auf das Konzept des Unternehmerischen Selbst und des Arbeitskraftunternehmers gesellschaftskritisch interpretiert. Die Ergebnisse von Gruppendiskussionen lassen außerdem deutlich werden, wie anhand solcher Formate arbeitsbezogene Wissensbestände und -ordnungen rezipiert werden, und sie veranschaulichen die potenziell handlungsleitende Relevanz der Deutungsangebote von Jobvermittlungsformaten. Die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Caroline Roth-Ebner reflektiert die Entwicklung der Mediatisierung von Arbeit. Auf Basis der Befragungsergebnisse von Digicom-Arbeiterinnen und Arbeitern verdeutlicht sie die Potenziale und Herausforderungen, die mit der Dominanz von Informations- und Kommunikationstechnologien im Berufsalltag einhergehen. Es werden spezifische Strategien und Kompetenzen herausgearbeitet, die in diesen Arbeitsfeldern konstruktiv genutzt werden können, um den Entgrenzungsprozessen in flexibilisierten und virtualisierten Arbeitsprozessen zu begegnen. Über welche Kompetenzen die Arbeitskräfte von morgen verfügen müssen, um die Chancen einer mediatisierten Arbeitswelt zu nutzen und die Herausforderungen zu bewältigen, wird anhand von Medienkompetenzkonzepten systematisiert. Michael Bloech, medienpädagogischer Referent des JFF-Medienzentrums, skizziert das expandierende Angebot von Medienangeboten zu Berufsbildern und Ausbildungsmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund eines spartenbezogenen Fachkräftemangels werden verschiedene Optionen Ausbildungsangebote medial zu bewerben und damit attraktiv zu machen beschrieben. Er stellt den Video-Wettbewerb Ausbildung läuft? Kamera läuft!, ein Projekt aktiver medienpädagogischer Arbeit vor, bei dem der lebensweltliche Bezug zu Ausbildung und Arbeit im Vordergrund steht. Im Fokus des Projektes stehen die persönlichen Informationen über einen von den Teilnehmenden gewählten Lehrberuf. Es handelt sich also um ein innovatives Konzept, bei dem arbeitsweltbezogene Informationen von Jugendlichen für Jugendliche im Zuge aktiver Medienarbeit aufbereitet werden. Die Journalistin und Medienpädagogin Elke Dillmann stellt das Projekt Jobcast des Bayerischen Rundfunks vor. In diesem werden unterschiedlichste Kompetenzen gefördert. Jugendlichen wird Hilfestellung bei der Berufsorientierung gegeben, sie erweitern ihre Medienkompetenz durch aktive Medienarbeit und zusätzlich werden bei der Projektrealisierung soziale Kompetenzen erweitert. Die Beiträge verdeutlichen, dass Medien bei der Darstellung und Vermittlung von Berufsbildern und Arbeitswelten eine besondere Verantwortung zukommt. Zugleich wird darauf hingewiesen, dass im Zuge der modernen Lebensführung Arbeitswelten von privaten Lebenssphären nicht entkoppelt betrachtet werden können. Es gilt insofern, Heranwachsenden bei dieser schwierigen, in Teilen unübersichtlichen beruflichen Orientierungsphase Hilfestellungen und Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten. Dabei kann eine kritisch-reflektierte Medienarbeit äußerst nützlich sein, wobei das Spektrum an speziell für diese Thematik ausgerichteten Angeboten noch erweitert werden müsste.
Karin Knop und Dagmar Hoffmann
Literatur:
Beck-Gernsheim, Elisabeth (2010). Was kommt nach der Familie? Alte Leitbilder und neue Lebensformen. 3. überarb. u. erw. Aufl., München: C. H. Beck Verlag.
Keuneke, Susanne/Graß, Hildegard/Ritz-Timme, Stefanie (2010). CSI-Effekte in der deutschen Rechtsmedizin. Einflüsse des Fernsehens auf die berufliche Orientierung Jugendlicher. In: Rechtsmedizin (5), S. 400-406.
Sennett, Richard (1998). Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin: Berlin-Verlag.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Karin Knop, Dagmar Hoffmann
Beitrag als PDFEinzelansichtHeiner Keupp: Identitätsarbeit und Erwerbsarbeit
Nicht zuletzt durch dramatische Veränderungen in den globalisierten Rahmenbedingungen der Erwerbsarbeit haben sich auch die Anforderungen an die Identitätsarbeit gewandelt. Die Passung zwischen individuellen Bedürfnissen sowie Fähigkeiten und den Imperativen der Arbeitswelt ist immer neu auszubalancieren. Unterstützt durch mediale Modelle werden die Selbstverwirklichungsansprüche, die sich auf die Arbeit beziehen, ständig gesteigert. Dies erfordert von den Subjekten eine Eigenleistung, die für immer mehr Menschen gesundheitsgefährdend wird.
Literatur:
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Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Heiner Keupp
Beitrag als PDFEinzelansichtKarin Knop: Berufswelten im Fernsehen
Anhand eines Jobvermittlungsformats aus dem Genre Reality TV wird exemplarisch veranschaulicht, welche Charakteristika diese telemedialen Berufsvermittlungsbilder aufweisen. Ergebnisse von Gruppendiskussionen zeigen, wie Jugendliche und junge Erwachsene sich dieses Format aneignen und sich darüber mit Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes auseinandersetzen.
Literatur:
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Caroline Roth-Ebner: Fit für mediatisierte Arbeitswelten
Unter dem Schlagwort „Mediatisierung von Arbeit“ wird diskutiert, wie sich neue Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend in der Arbeitswelt etablieren. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit dem gesellschaftlichen Wandel von Arbeit. Für die Arbeitenden sind damit sowohl Potenziale als auch neue Anforderungen verbunden. Über welche Kompetenzen die Arbeitskräfte von morgen verfügen müssen, um die Chancen einer mediatisierten Arbeitswelt zu nutzen und die Herausforderungen zu bewältigen, ist Thema dieses Beitrages.
Literatur:
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Hepp, Andreas (2010). Mediatisierung und Kulturwandel. Kulturelle Kontextfelder und die Prägekräfte der Medien. In: Hartmann, Maren/Hepp, Andreas (Hrsg.), Die Mediatisierung der Alltagswelt. Wiesbaden: VS Verlag, S. 65-84.
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Krotz, Friedrich (2007). Mediatisierung. Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. Wiesbaden: VS Verlag.
Müller-Beyeler, Ruedi Alexander (2011). Multimediale Rhetorik – Konvergenz und TV-News. Keynote bei der SGKM-Jahrestagung 2011 „Bild – Kommunikation – Medien“. Basel, am 8. April 2011.
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Schachtner, Christina (2002): Entdecken und Erfinden. Lernmedium Computer. Opladen: Leske+Budrich.
Schachtner, Christina (2008). Jugendliche und digitale Medien. Mediennutzung im Kontext der Lebensorientierungen der nachwachsenden Generation. In: merz, 52 Jg., 3, S. 36-42.
Schachtner, Christina (2010). Thesen zum Thema Feminismus im Web 2.0. Im Spannungsverhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Impulsreferat beim Green Ladies Lunch des Gunda-Werner-Instituts in der Heinrich-Böll Stiftung. 19.3.2010. S. 1-8. wwwu.uni-klu.ac.at/cschacht/Vortrag_Feminismus_im_Web_2.0.pdf [Zugriff: 29.12.2012].
Voß, Günter G. /Pongratz, Hans J. (1998). Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der „Ware Arbeitskraft“? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 50 Jg., 1, S. 131-158.
Zorn, Isabel (2011). Medienkompetenz und Medienbildung mit Fokus auf Digitale Medien. In: Moser, Heinz/Grell, Petra/Niesyto, Horst (Hrsg.), Medienbildung und Medienkompetenz. Beiträge zu Schlüsselbegriffen der Medienpädagogik. München: kopaed, S. 175-209.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Caroline Roth-Ebner
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Bloech: Ausbildung läuft? Kamera läuft!
Gemeinsam mit dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber führte das JFF – Institut für Medienpädagogik im Rahmen der AusbildungsOffensive-Bayern den Video-Wettbewerb „Ausbildung läuft? Kamera läuft!“ durch. In kurzen, von ihnen selbst realisierten Filmen gaben Auszubildende einen Einblick in ihre Ausbildungsberufe.
Internetquellen:
AusbildungsOffensive-Bayern – www.youtube.com/user/AOBayern [Zugriff: 21.01.2013].
Azubot – www.azubot.de [Zugriff: 21.01.2013]berufe.tv – www.berufe.tv [Zugriff: 21.01.2013].
daimlercareer – www.youtube.com/user/daimlercareer [Zugriff: 21.01.2013].
Ich mach‘s! Berufe im Überblick – www.br.de/fernsehen/bralpha/sendungen/ich-machs/index.html [Zugriff: 21.01.2013].
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Michael Bloech
Beitrag als PDFEinzelansichtElke Dillmann: Jobcast
Berufsorientierung, Medienkompetenz und jede Menge sozialer Kompetenzen – „Jobcast“ ist ein Projekt des Bayerischen Rundfunks und fördert unterschiedliche pädagogische Ziele. Jugendliche casten mit Mikrofon und Kamera Jobs, interviewen Menschen, die diesen Beruf ausüben und drehen vor Ort. Die Ergebnisse veröffentlichen sie auf dem Projektblog im Internet.Internetquellenbr.de/jobcastblog.br.de/jobcast
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elke Dillmann
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spektrum
Thilo Eisermann und Annika Potz: Bist du das? – Ja, aber nur teilweise!
Im Rahmen eines Projektes zum Verhalten Jugendlicher bei Facebook überprüft die vorliegende Studie Theorien zur Rollenbildung im Internet unter dem Blickwinkel des Symbolischen Interaktionismus. Methodische Grundlage hierfür bildet der Ansatz des kontextuellen Verstehens der Medienaneignung. Besonderes Augenmerk des Beitrags liegt auf dem Unterschied zwischen Selbst- und Fremddarstellung sowie Parallelen beziehungsweise Unterschieden zur Face-to-Face-Kommunikation.
Literatur:
Back, Mitja D./Stopfer, Juliane M./Vazire, Simine/Gaddis, Sam/Schmuckle, Stefan C./Egloff, Boris/Gosling, Samuel D. (2010). Facebook Profiles Reflect Actual Personality, Not Self-Idealization. In: Psychological Science, 2, S. 372-374.
Döring, Nicola (2010). Sozialkontakte online: Identitäten, Beziehungen, Gemeinschaften. In: Schweiger, Wolfgang/Beck, Klaus (Hrsg.), Handbuch Onlinekommunikation. Wiesbaden: VS Verlag, S. 159-183.
Feil, Christine (2010). Partizipation im Netz. Zur Bedeutung des Web 2.0 für Kinder und Jugendliche. In: Betz, Tanja/Gaiser, Wolfgang/Pluto, Liane/Roth, Roland (Hrsg.), Partizipation von Kindern und Jugendlichen. Forschungsergebnisse, Bewertungen, Handlungsmöglichkeiten. Bonn: bpb, S. 113-133.
Krotz, Friedrich (2007). Mediatisierung: Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. Wiesbaden: VS Verlag.
Krotz, Friedrich (2008). Handlungstheorien und Symbolischer Interaktionismus als Grundlage kommunikationswissenschaftlicher Forschung. In: Winter, Carsten/Hepp, Andreas/Krotz, Friedrich (Hrsg.), Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Grundlegende Diskussionen, Forschungsfelder und Theorieentwicklungen. Wiesbaden: VS Verlag, S. 29-48.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2010). JIM-Studie 2010. Jugend, Information (Multi-) Media. Stuttgart: mpfs.
Schorb, Bernd/Theunert, Helga (2000). Kontextuelles Verstehen der Medienaneignung. In: Paus-Haase, Ingrid/Schorb, Bernd (Hrsg.), Qualitative Kinder- und Jugendmedienforschung. Theorie und Methoden: Ein Arbeitsbuch. München: kopaed, S. 36-40.
Schorb, Bernd (2010). Mediale Identitätsarbeit: Zwischen Realität, Experiment und Provokation. In: Theunert, Helga (Hrsg.), Jugend - Medien - Identität. Identitätsarbeit Jugendlicher mit und in Medien. München: kopaed, S. 81-93.
Walther, Joseph B./Van der Heide, Brandon/Hamel, Lauren M./Shulman, Hilary C. (2009). Self-Generated Versus Other-Generated Statements and Impressions in Computer-Mediated Communication. A Test of Warranting Theory Using Facebook. In: Communication Research, 36, S. 229-253.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Annika Potz, Thilo Eisermann
Beitrag als PDFEinzelansichtHannes Jähnert: Freiheit in Gemeinschaft
Freiwilliges Engagement bietet jungen Menschen Raum für den Erwerb kultureller und sozialer Kompetenzen. Besonders traditionelle Organisationen der Zivilgesellschaft aber schaffen es immer weniger, jugendliches Engagement aufzunehmen. Es wird deshalb der Frage nachgegangen, wie sich das freiwillige Engagement für andere unter den Bedingungen der Beschleunigung moderner Gesellschaften fördern lässt. Mit dem Online- und Micro-Volunteering werden dafür akzelerierte Engagementformen vorgeschlagen und kritisch auf mögliche Auswirkungen für den Kompetenzerwerb untersucht.
Literatur:
Düx, Wibken/Prein, Gerald/Sass, Erich/Tully, Claus J. (2009). Kompetenzerwerb im freiwilligen Engagement. Eine empirische Studie zum informellen Lernen im Jugendalter. Wiesbaden: VS Verlag.
Düx, Wibken (2011). Gesellschaftliches Engagement von Kindern und Jugendlichen. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen. Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft 3/2011, S. 65-70.
Ellis, Susan J./Cravens, Jane (2000). The Virtual Volunteering Guidebook. How to Apply the Principles of Real-World Volunteer Management to Online Service“. Palo Alto.
Farin, Klaus (2012). Jugend & Engagement. In: BBENewsletter (8/2012). www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2012/04/nl08_farin.pdf [Zugriff: 21. Juni 2012].
Gensicke, Thomas/Geiss, Sabine (2010). Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009. Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 – 2004 – 2009. Ergebnisse der repräsentativen Trenderhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. München.
Hitzler, Ronald (2008). Brutstätten posttraditionaler Vergemeinschaftung – über Jugendszenen. in Hitzler, Ronald/Honet, Anne/Pfadenhauer, Michaela (Hrsg.), Posttraditionale Gemeinschaften – Theoretische und ethnographische Erkundungen. Wiesbaden: VS Verlag.
Jähnert, Hannes (2010). Freiwilligenarbeit über das Internet. Ein neuer Weg für das freiwillige Engagement. In: Soziale Arbeit. Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete. Oktober 2010 (Jg. 59), S. 392-399.
Jähnert, Hannes (2012). Was ist Online-Volunteering? In: BBE-Newsletter (5/2012). www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2012/03/nl05_jaehnert_online-volunteering.pdf [Zugriff: 21. Juni 2012].
Rosa, Hartmut (2005). Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Schachtner, Christina (2012). Digital vernetzt. Beziehungen in Virtuellen Räumen. In: merz | medien + erziehung 2/2012, S. 42-48.
Shell Deutschland Holding (2010) (Hrsg.). Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Hannes Jähnert
Beitrag als PDFEinzelansichtChristian Filk und Hanno Schauer: „Generation Facebook?!“
Dass neue Medien, allen voran digitale Medien wie Computer und Internet, ein alltägliches Moment in den Lebenswelten Jugendlicher sind, ist längst ein Allgemeinplatz und unumstritten. Wie genau diese Mediennutzung aber aussieht, auf welche Angebote Jugendliche speziell zugehen, welche Bedürfnisse sie an diese herantragen und mit welchen Schwerpunkten und auf welche Art sie sich diese aneignen, bleibt nach wie vor eine grundlegende und zugleich offene Frage, die nicht nur für das Bildungswesen von höchster Relevanz ist. Mit Hilfe einer Schülerbefragung soll versucht werden, dieses Thema zu erschließen.
Literatur:
Abresch, Sebastian/Beil, Benjamin/Griesbach, Anja (Hrsg.) (2009). Prosumenten-Kulturen. Siegen: Universität Siegen.
Alby, Tom (2007). Web 2.0: Konzepte, Anwendungen, Technologien. München: Carl Hanser Verlag.
Cormode, Graham/Krishnamurthy, Balachander (2008). Key Differences between Web 1.0 and Web 2.0. In: First Monday, Volume 13 (2008), Number 6. www.uic.edu/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/view/2125/1972 [Zugriff: 15.12.2011].
Filk, Christian/Müller-Beyeler, Ruedi Alexander (2011). Multimediale Produktion – Integrale Konzeption und Programmatik konvergenter Kompetenzprofilierungen in Ausbildung, Forschung und Wirtschaft. In: Frotschnig, Alois/Raffaseder, Hannes (Hrsg.). Forum Medientechnik – Next Generation, New Ideas. Boizenburg: Hülsbusch, S. 14-27.
Filk, Christian/Schauer, Hanno/Gavilano, Patricia/Cajacob, Amina Ovcina (2012). ‚Digital Natives‘ und Social Netzworks – Mediensoziologie und Mediennutzung von 14- bis 18-jährigen Jugendlichen. Eine quantitativ-empirische Untersuchung im gymnasialen Kontext. Siegen [im Erscheinen].
Medienimpulse (2011). Von der IKT zur Medienbildung – Medienimpulse, Nr. 3/2011. www.medienimpulse.at/ausgaben/ausgabe-3-2011 [Zugriff: 21.09.2011].
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest MPFS (Hrsg.) (2011). JIM 2011: Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart. www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf11/JIM2011.pdf [Zugriff: 06.09.2012].
Münker, Stefan (2009). Emergenz digitaler Öffentlichkeiten: Die sozialen Medien im Web 2.0. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
O’Reilly, Tim. (2005). What Is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software. oreilly.com/web2/archive/what-is-web-20. html [Zugriff: 30.08.2009].
Schauer, Hanno (2010). Das Wissen von Facebook – Implementierung und Auswertung eines sozialen Netzwerks in der Sekundarstufe II. In: Log In, Jg. 30 (2010), Nr. 166/167, S. 56-62.
Singh, Shiv (2006). A Web 2.0 Tour for the Enterprise. In: Boxes and Arrows, August 2006.Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2011). Website der Behörde. www.statistik.rlp.de [Zugriff: 31.10.2011].
Strittmatter, Peter/Niegemann, Helmut (2000). Lehren und Lernen mit Medien: Eine Einführung. Darmstadt.
Vickery, Graham/Wunsch-Vincent, Sacha (2007). Participative Web and User-Created Content: Web 2.0, Wikis and Social Networking. Paris: OECD.
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Departement für Psychologie (Hrsg.) (2011). JAMES focus: Mediennutzungstypen bei Schweizer Jugendlichen – zwischen Risikoverhalten positivem Umgang. Zürich. www.psychologie.zhaw.ch/fileadmin/user_upload/psychologie/Downloads/Forschung/JAMES/Willemse_Waller_S%C3%BCss_-JAMESfocus_Bericht_deutsch.pdf [Zugriff: 06.09.2012].
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Hanno Schauer, Christian Filk
Beitrag als PDFEinzelansichtJulia Glade und Anett Hübner: Peer me up
Ein Blended-Learning-Tutorium von und für Studierende, dieses Ziel verfolgt das Projekt „E-Learning“ der Universität Leipzig. Realisiert wird dieses Vorhaben durch Peer-Education. Masterstudierende werden von Kommilitoninnen und Kommilitonen thematisch und methodisch zu Tutorinnen und Tutoren ausgebildet. Später übernehmen sie selbst Vermittlungs- und Lehrfunktionen im Rahmen des Projekts. Gemeinsam gestalten und organisieren sie ein Tutorium für Bachelorstudierende, das in Begleitung zu einer Vorlesung angeboten wird.
Literatur:
Appel, Elke (2001). Auswirkungen eines Peer-Education-Programms auf Multiplikatoren und Adressaten – eine Evaluationsstudie. Dissertation. FU Berlin.
Heyer, Robert (2010). Peer-Education – Ziele, Möglichkeiten und Grenzen. In: Harring, Marius/Böhm-Kasper, Oliver/Rohlfs, Carsten/Palentien, Christian (Hrsg.), Freundschaften, Cliquen und Jugendkulturen. Peers als Bildungs- und Sozialisationsinstanzen. Wiesbaden: VSVerlag. S. 407–421.
Sattler, Christine (2012). Medienbildung “from peer to peer”. In: merz. medien und erziehung 05/2012.Trimbur, John (1987). Peer Tutoring: A Contradiction in Terms? In: Writing Center Journal, v7 n2 Spr-Sum, S. 2–28.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Julia Glade
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniel Zils: MyMobile EU
Das Projekt “MyMobile – education on the move” widmete sich dem mobilen Lernen in der Erwachsenenbildung aus einem europäischen Blickwinkel. Partner aus vier EU-Staaten erarbeiteten gemeinsam Grundlagen und setzten die Konzepte dann jeweils in ihren Ländern in Pilotworkshops um. Ziel des Projektes war es, eine Handreichung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Erwachsenenbildung zu erstellen, die diese dann in die Lage versetzt, in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich Aspekte des mobilen Lernens umzusetzen.
Literatur:
Bachmair, Ben/Friedrich, Katja/Risch, Maren/Mayer, Katja (2011). Eckpunkte einer Didaktik des mobilen Lernens. Operationalisierung im Rahmen eines Schulversuchs. In: MedienPädagogik, Themenheft Nr. 19 www.medienpaed.com/19/bachmair1103.pdf [Zugriff: 6.12.2012].
Bachmair, Ben/Friedrich, Katja/Risch, Maren (2011). Mobiles Lernen mit dem Handy: Herausforderung und Chance für den Unterricht. Weinheim: Beltz.Weiterführende Linkswww.mymobile-project.eu – Webseite des Projektes mit Beschreibung der Workshops, Materialien von der Abschlusskonferenz, Handbuch [Zugriff: 21.01.2013].
www.mymobile-project.eu/spip.php?rubrique12 – Download des Handbuchs und Link- bzw. Ressourcenliste des Projekts [Zugriff: 21.01.2013]
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Daniel Zils
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medienreport
Elisabeth Jäcklein-Kreis: Farben, bitte!
Szillat, Antje (2010). Alice im Netz. Das Netz vergisst nie! Herausgegeben von lehrer-online und Caritas. Neureichenau: Edition Zweihorn. 155 S., 6,95 €.
Lehmann, Daniela/Szillat, Antje (Hrsg.). Unterrichtsmaterialien für die 7.-10. Klasse zum Buch Alice im Netz. Das Netz vergisst nie! Neureichenau: Edition Zweihorn.
Szillat, Antje (2010). Rache @. Herausgegeben von lehrer-online. Neureichenau: Edition Zweihorn. 136 S., 6,95 €.
Szillat, Antje (Hrsg.) Unterrichtsmaterialien für die 6.-10. Klasse zum Buch Rache @. Neureichenau: Edition Zweihorn.
Eine Warnung muss ausgesprochen werden und das eindringlich: Finger weg von diesen Medien! Am besten einen großen Bogen machen um Computer und Co. Denn wer sich einmal mit ihnen einlässt, der ist schon fast verloren. Das zumindest ist der Eindruck, der diffus stehenbleibt, wenn man die letzte Seite umgeblättert hat und die Bücher Rache @ oder Alice im Netz von Antje Szillat zuklappt. Dabei hat alles so viel versprechend angefangen! Eine Buchreihe erschien, in der Edition Zweihorn, herausgegeben von lehrer-online. Da freut man sich, denn lehrer-online macht viele gute Angebote zur Förderung der Medienkompetenz und die Buchreihe – für die diese beiden Bücher natürlich nur als Beispiel stehen können – beschäftigt sich mit Medien und den Problemen, in die man geraten kann, wie Cybermobbing, Stalking, das ganze Programm. Man bestellt also zwei Bücher, das begleitende Lehrermaterial gleich dazu und fängt voller Interesse an zu lesen. Rache @ ist zuerst dran. Man lernt Ben kennen, einen etwas unsicheren, ein bisschen zu naiv gezeichneten Jungen mit schwankendem Selbstwertgefühl und intakter aber nicht allzu herzlicher Familie. Der wird von Mitschülern sowie dem Mathelehrer nicht akzeptiert bzw. gemobbt, sucht daraufhin Hilfe bei Marcel, gleichaltrig, aus kaputtem Elternhaus, depressiv, kaltherzig und durchtrieben, der sofort eine Verleumdungskampagne vom Feinsten startet, den Lehrer innerhalb kürzester Zeit als angeblich Pädophilen diffamiert, die Klassenkameraden brutal verprügelt und zu guter Letzt mit einer scharfen Waffe hantiert – bis die Polizei eingreift und ihn in eine Therapie-Einrichtung verfrachtet, wo er „wohl ‘ne Weile bleiben“ muss. Ende gut, alles gut?! Plötzlich sind die Klassenkameraden und der Lehrer Bens beste Freunde und das Internet – darüber redet lieber niemand mehr. So viel Schwarz-Weiß-Denken auf 136 groß bedruckten Seiten liegt schwer im Magen und die Klischee-Kasse klingelt auch auf jeder Seite – ganz abgesehen davon, dass das Buch als glatte Themaverfehlung durchgehen würde, weil Marcel ein ganz ‚normaler‘ Bully ist, der seine Prügelattacken lediglich um ein YouTube-Video anreichert. Die eigentlichen Spezifika von Cybermobbing, die Art des Mobbing, die Verbreitung, die Anonymität, werden völlig außen vor gelassen.
Also kurz durchatmen und weiter zu Alice im Netz. Hier dreht sich – natürlich – alles um Alice. Das weibliche Pendant zu Ben ist nur nach Farben, bitte! Unterrichtsmaterial, das so schön sein könnte, wäre es nicht so schwarz-weiß außen selbstsicher, ein bisschen naiv gezeichnet, mit intakter aber nicht allzu herzlicher Familie ...Ihr wird das Lebens schwer gemacht von (einem vermeintlichen und) einem verrückten Stalker, nahezu gleichaltrig, aus kaputtem Elternhaus, Ein-Euro-Jobber, depressiv, kaltherzig und durchtrieben, der sich aus dem Internet Name, Adresse und Vorlieben seines Opfers sucht, seine Wohnung mit Unterwäsche-Fotos von ihr tapeziert (die er durch ihr ebenerdiges Schlafzimmerfenster schießt), sie auf Schritt und Tritt verfolgt und zu guter Letzt Anstalten macht, sie zu vergewaltigen – bis die Polizei eingreift und ihn von der Bildfläche verschwinden lässt. Und das Internet? Dort werden sofort und restlos alle Spuren von Alice „ausgelöscht“ und sie nimmt sich fest vor, nie mehr so „digital naiv“ zu sein. Nach dieser erschütternden Lektüre ist das Unterrichtsmaterial nur die logische Fortsetzung des offensichtlich dramatisch zweifarbig (nämlich schwarz und weiß) gehaltenen Weltbildes von Frau Szillat: Die Schülerinnen und Schüler sollen Textarbeit machen, auf eng gestellte Fragen die richtigen Textstellen heraussuchen und abschreiben – ein Transferversuch oder gar eine Diskussion der Datenschutzproblematik im Internet oder von Cybermobbing werden nicht angeregt.
Dieses Paket ist deshalb gleich auf mehreren Ebenen enttäuschend: Es behandelt kaum bis gar nicht die angegebenen Themen – in beiden Büchern wird im Grunde der Werdegang eines psychisch schwer kranken Menschen gezeichnet. Dass der sich irgendwann im Krankheitsverlauf auch mal an einen PC setzt, hat mit seinem eigentlichen Problem nichts zu tun. An keiner Stelle werden die Schwierigkeiten thematisiert, die tatsächlich medienspezifisch sind – und noch weniger werden auf Probleme konstruktive Lösungsvorschläge gemacht. Nirgendwo findet sich ein Ansatz, wie mit Medien denn ‚besser‘ umzugehen wäre, obwohl ‚Medien‘ als zentrales Thema der Bücher angekündigt werden. Inhaltlich spielen sie aber nur die Rolle des Sündenbocks, weiter nichts. Die Probleme in beiden Büchern lösen sich durch zwei einfache Strategien: 1. Polizeieinsatz. 2. Medienabstinenz. Das ist so plakativ und drastisch wie unrealistisch – ganz ‚alltägliche‘ Arten von (Cyber-)Mobbing etwa werden völlig ausgeklammert, von den Wegen, Prävention zu betreiben oder ihnen zu begegnen, ganz zu schweigen. Antje Szillat zeichnet so ein angsteinflößendes, ohnmacht-suggerierendes und eindimensionales Weltbild, mit den ‚Guten‘ (Opfern), den ‚Bösen‘ (Tätern, allerdings ohne jedes Identifikationspotenzial, denn diese ‚Täter‘ sind ja durch ihre Familie, Herkunft, kaputte Kindheit ohnehin prädeterminiert) und ‚Medien‘ (von denen man tunlichst die Finger lassen sollte). Sie vergibt sich so die Chance, Jugendliche zum Nachdenken und reflektierten Nutzen anzuregen und polarisiert stattdessen, ohne sich auf eine ernsthafte Auseinandersetzung einzulassen. Die letzten Seiten der Bücher und Begleithefte stimmen dann doch wieder etwas versöhnlicher, da die Materialien sich am Ende nach außen öffnen und jeweils etwa gut ausgewählte Linklisten und Adressverweise, teilweise auch Zusatzaufgaben mit Materiallisten und Diskussionsanregungen in den Lehrerheften zur Verfügung stellen. Dies zumindest sind teilweise auch Materialien mit einem umfassenden, dialektischen und konstruktiven Ansatz, die helfen können, sich mit Medien sinnvoll, reflektiert und kompetent auseinanderzusetzen.
Elisabeth Jäcklein-Kreis ist Redakteurin bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Vom Zombiehund und anderen untoten Haustieren – Frankenweenie
Victor Frankenstein ist ein zehnjähriger Junge, der etwas anders ist als seine Mitschüler. Er verbringt seine Zeit am liebsten auf dem Dachboden und beschäftigt sich mit der hohen Kunst des Filmemachens und der Wissenschaft. In der Schule zählt er nicht gerade zu den beliebtesten Schülern, aber das stört ihn nicht sonderlich, da er seinen besten Freund Sparky, den Hund der Familie, hat. Mr. Frankenstein ist allerdings der Meinung, dass sich sein Sohn auch mal mit anderen Dingen wie zum Beispiel Sport beschäftigen sollte und dort ebenfalls Erfolge erzielen könnte. Daraufhin lässt sich Victor von seinem Vater breitschlagen und nimmt an einem Baseball-Spiel teil. Als der Junge seinen ersten Homerun schlägt, gibt es für den lebhaften Sparky kein Halten mehr: Er reißt sich von seiner Leine los, läuft dem Ball hinterher und bemerkt dabei nicht, dass er auf die Straße gelaufen ist, woraufhin er von einem Auto erfasst wird. Der Tod seines Hundes ist für Victor mehr als schwer. Er kann und will seinen besten Freund nicht loslassen. Zur rechten Zeit kommt dem jungen Wissenschaftler dank seines Wissenschaftslehrers Mr. Rzykruski und eines von ihm durchgeführten Experiments die rettende Idee, wie er sein geliebtes Haustier wieder zurückbekommt. Während einer geheimen Mission mitten in der Nacht gräbt der junge Erfinder Sparky aus seinem Grab aus, bringt ihn vorsichtig nach Hause auf den Dachboden und beginnt mit seinem wagemutigen Vorhaben: Er will Sparky ins Leben zurückholen. Dafür hat Victor einen präzisen Plan entwickelt, wie er mithilfe eines Unwetters und einigen Hilfsmitteln die unvorstellbare Vom Zombiehund und anderen untoten Haustieren – Frankenweenie Wiederbelebung durchführen kann. Das Unmögliche wird tatsächlich möglich: Sparky erwacht wie von Zauberhand wieder zum Leben. Etwas zusammengeflickt, aber dennoch lebhaft wie eh und je wirbelt der kleine Hund auf dem Dachboden herum. Damit der untote Hund ein Geheimnis bleibt, schärft Victor ihm ein, den Raum nicht zu verlassen. Dies gelingt ihm jedoch nicht. Bei einer Tour durch die Nachbarschaft wird Sparky von Außenseiter Edgar entdeckt. Ohne zu zögern wittert Edgar seine Chance, mithilfe dieses Geheimnisses Victors Partner für das Wissenschaftsprojekt der Schule zu werden.
Nachdem Victor ihn in sein Geheimnis eingeweiht hat, will der Nachbarsjunge ebenfalls ein untotes Haustier. Die zweite Durchführung des Experiments schien für den Augenblick auch zu funktionieren, doch hält das Resultat nur für einige Stunden an. In seinem Übermut kann Edgar das Geheimnis nicht für sich behalten und erzählt es anderen Kindern aus der Schule. Diese wollen einen Beweis und verlangen von Edgar ihnen zu helfen, ihre toten Haustiere auch wieder zum Leben zu erwecken. Und so nimmt das Unheil der Zombiehaustiere seinen Lauf … Frankenweenie erzählt die unglaubliche Geschichte eines Jungen, der dank seiner Liebe zu seinem Hund und zur Wissenschaft die scheinbaren Grenzen des Möglichen überschreitet. Das Thema Familie findet durch den Beistand von Victors Eltern bei der Suche nach Sparky ebenfalls Beachtung wie das Thema Mut bei der grandiosen Bekämpfung der anderen Zombiehaustiere. Eine alte Idee, die mit neuer Aufmachung und Ausarbeitung als Horror-Komödie eine mitreißende, spannende und gleichzeitig humorvolle Geschichte erzählt. Dabei ist die Grundstimmung des Films einerseits durch die Darstellung in Schwarz-Weiß und andererseits durch die Umgebung und die Vorkommnisse sehr düster. Unterstrichen wird die Stimmung zusätzlich durch die osteuropäischen Akzente mancher Figuren. Da kann eine elektrisierende Situation schon mal von diversen Lachern und der ein oder anderen kleinen Träne beim Kinobesucher abgelöst werden. Aufbereitet wurde der Stop-Motion-Animationsfilm mithilfe von3D-Effekten, die dem Film, der aufwändig mit Puppen und viel Sorgfalt produziert wurde, wahrlich Leben einhauchen.
Eine Besonderheit sind die – durch äußerliche Eigenschaften und sprachliche Eigenheiten – unterschiedlichen Charaktere. Liebhaberinnen und Liebhaber von Filmen Tim Burtons dürfen sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen, aber auch alle anderen, die Freude an Animations- Unzertrennlich, in allen ‚Lebens‘lagen filmen mit gruselig-lustigen Szenen haben, sind dazu angehalten, sich das Werk anzusehen. Kindern könnten allerdings manche Szenen Angst einflößen, da schaurige Szenen authentisch umgesetzt wurden. Daher ist Frankenweenie kein klassischer Familienfilm, aber ein weiteres meisterhaftes Werk aus der Feder Tim Burtons.
Frankenweenie
USA (2012)
Drehbuch und Regie: Tim Burton
Produktion: Tim Burton, Allison Abbate
FSK: noch nicht geprüft
Kinostart: 24. Januar 2013
Cornelia Pläsken studiert Pädagogik und Kommunikationswissenschaften an der LMU München. Sie ist studentische Hilfskraft bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Pläsken: Die gruseligen Abenteuer eines kleinen grünen Wackelpuddings
The Great Jitters: Pudding Panic, Kunst-Stoff GmbH, PC-CD-ROM, 9,99 €
Große Augen und ein leicht verängstigter Blick – schon beim ersten Hinsehen verliebt man sich in den kleinen grünen Wackelpudding, der das Cover des Spiels The Great Jitters: Pudding Panic ziert. 2011 erschien das Spiel zuerst als App für iPhone und iPad, doch schon nach kurzer Zeit war auch eine 3D-Version für den PC oder MAC erhältlich. Doch was verbirgt sich hinter dem Spiel, das unter anderem mit dem Deutschen Entwicklerpreis 2011 und dem Deutschen Computerspielpreis 2012 ausgezeichnet wurde? Um herauszufinden welchen Abenteuern sich der grüne Wackelpudding stellen muss und welche Gefahren auf ihn lauern, benötigt man etwas Geduld, viel Geschick und Konzentration sowie Kombinationsfähigkeit. Ziel des Spiels ist es, den kleinen grünen Pudding sicher durch die Geisterbahn zu geleiten. Bevor der Spaß beginnt, muss allerdings das Spiel auf dem Computer installiert werden. Dies gestaltete sich – mit Ausnahme von kleinen Anfangsschwierigkeiten in Form von etwas längeren Verzögerungen beim Laden des Installationsfensters – relativ einfach. Durch die normalen Anforderungen an die Hardware kam es sonst zu keinerlei Problemen bei der Installation.
Die Fahrt beginnt
Sobald das Spiel installiert wurde, kann die Fahrt des kleinen Puddings in der Geisterbahn beginnen: Insgesamt bietet das Spiel vier Welten mit 48 Leveln, von denen nacheinander eine bestimmte Anzahl freigespielt werden muss, damit man die nächste Welt erreicht. Bevor man sich auf ein neues Level voller gruseliger Monster wagt, wird der Spielerin oder dem Spieler mithilfe eines kurzen Vorspanns, der eine kurze, spielerische Beschreibung und ein Bild beinhaltet, die Herausforderung schmackhaft gemacht. Aufgebaut ist die Geisterbahn aus einem Gleis, das verwinkelte Kurven, Hindernisse und vieles mehr bietet. Zu Beginn der ersten Welt lernt der Pudding verschiedene Funktionen, Monster und Waffen kennen. Die erste Aufgabe ist es, an Wegkreuzungen die Weichen umzustellen, damit man ans Ziel gelangt. Dabei ist es immer wichtig, die sogenannten „V.I.P. Tokens“ einzusammeln, um auf diese Weise neue Welten freizuschalten. Wenn bis dahin unbekannte Aktionen hinzukommen, unterstützen Informationskästen die spielende Person, indem sie angeben, was man warum machen soll. Sobald Monster im Spiel sind, muss auf mehrere Dinge geachtet werden. Wenn der süße Pudding von einer gruseligen Hexe erschreckt wird, verliert er einen Teil seiner Mutenergie und rast anschließend verschreckt in die entgegengesetzte Richtung weiter. Um dem zu entgehen, müssen pinkfarbene Tokens, die überall auf den Gleisen verteilt liegen, eingesammelt werden. Diese ermöglichen es, Waffen wie beispielsweise den „Viper Punch“ einzusetzen und damit die Monster zu erschrecken und von den Gleisen zu werfen, bevor diese einem zuvorkommen.
Mut zur Lücke
Manchmal kommt es vor, dass in den Schienen Lücken sind. Diese kann der Pudding schließen, indem er an einem roten Hebel vorbeifährt und so das fehlende Stück des Gleises aktiviert und einsetzt. Mit der Zeit lernt der kleine Pudding, dass er auch vor den Monstern davonlaufen kann, wenn er den „Booster“ einsetzt. Um diesen zu aktivieren, muss zuvor wiederum eine bestimmte Anzahl an pinkfarbenen Tokens eingesammelt worden sein. Auf diese Weise kann der grüne Pudding den lauernden Gefahren auch mal entgehen und flink entkommen. Neben den normalen Leveln, bei denen man während der Fahrt einen guten Überblick über die gesamte Bahn und die Gefahren hat, gibt es zwischendurch das eine oder andere Level, bei dem der Pudding mit hoher Geschwindigkeit in die Finsternis hineinfährt und durch Geschick und schnelle Reaktionen die Monster erschrecken und schnell zum Ausgang gelangen muss.
Neue Herausforderungen
Je weiter der Pudding kommt, desto mehr Herausforderungen stellen sich ihm. Manchmal ist es nicht so einfach, fehlende Gleisstücke zu aktivieren, da es auch Hebel gibt, die mit einem Schloss verriegelt sind. Um diese Hebel trotzdem zu betätigen, muss sich der grüne Pudding auf die Suche nach dem Schlüssel machen. Dieser befindet sich im Besitz eines Monsters, das es zu finden gilt. Durch rechtzeitiges Erschrecken kann man sich den Schlüssel zu eigen machen und so den verschlossenen Hebel aktivieren, um doch noch zum Ausgang zu gelangen. Mit der Zeit bekommt der Pudding eine größere Auswahl an Waffen. Dadurch steigert sich das Schwierigkeitsniveau, da die Waffen nicht willkürlich einzusetzen sind, sondern jede ihre spezielle Funktion besitzt. Diese wachsende Komplexität stellt die Spielenden vor neue Herausforderungen, geschickt mit den Waffen umzugehen und aktiviert auf diese Weise Konzentrations- sowie Kombinationsfähigkeiten. Besonders gefordert werden dabei jüngere Spielerinnen und Spieler, da durch die zunehmenden Funktionen und Möglichkeiten des Spiels eine schnelle Auffassungsgabe benötigt wird, um den Pudding sicher zum Ausgang zu geleiten. Zu diesen Funktionen zählen beispielsweise eine neue vielseitige Waffe namens „Shelter Bag“, die mehr kann als nur Monster zu erschrecken, oder auch der „Rail Rotor“, der dafür sorgt, dass an Kreuzungen die Fahrtrichtungen geändert werden können. Im Verlauf des Spiels werden alle Möglichkeiten, obgleich es sich um verschiedene Waffen oder Monster handelt, immer mehr miteinander kombiniert. So steht der Pudding vor immer neuen Herausforderungen. Mal geht es darum, geschickt die richtigen Waffen gegen die Monster einzusetzen ohne dass die pinkfarbenen Tokens ausgehen, ein anderes Mal muss sich der süße Pudding mit wenig Waffen und viel Kombinationsgeschick durch das Level und an den Monstern vorbei kämpfen. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich im Verlauf einer Welt und verlangt den Spielenden einiges ab. Deswegen braucht man allerdings nicht zu verzweifeln, denn mit etwas Übung und Durchhaltevermögen ist es jeder Spielerin und jedem Spieler möglich, die Schwierigkeiten zu meistern und mit dem kleinen Pudding in neue Welten einzutauchen.
Das Fazit
Dieses Spiel, das sowohl Action- als auch Geschicklichkeitselemente beinhaltet, bringt von Anfang an jede Menge Spaß mit sich. Ob Groß oder Klein – die Abenteuer des kleinen grünen Wackelpuddings machen neugierig. Die Grafik ist insgesamt sehr ansprechend gestaltet. Der Pudding an sich sticht besonders hervor, da er von der ersten Sekunde an die spielende Person – trotz einfacher Gestaltung – liebreizend und ansprechend ansieht. Unterstrichen wird das Spiel mit witziger Hintergrundmusik und Geräuschen. Die Handhabung ist recht einfach gehalten und somit leicht anwendbar. Etwas störend ist, dass man bei jedem Level die Kameraführung manuell einschalten muss, denn sonst fährt der Pudding auf den Gleisen, ohne dass man ihn dabei sehen kann. Während der Fahrt kann es zwischendurch zu kleinen Sichtstörungen kommen, die beispielsweise aufgrund von Kurven auftreten. Dies kann schon mal dazu führen, dass man ein Monster zu spät sieht, da sich diese Wesen schneller bewegen als der Pudding, der deshalb Mutenergie verliert. Hilfeoptionen sind nicht direkt gegeben, sind allerdings auch nicht nötig, da jede neue Aktion von Anfang an erklärt wird und sich deswegen später keine Fragen ergeben. Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Spiel sehr viel Spaß macht, wenn man die benötigte Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Konzentration mitbringt. Außerdem regt es die Kombinationsfähigkeit an und motiviert durchzuhalten. Trotzdem kann es schon mal passieren, dass man an einem Level verzweifelt, da der Schwierigkeitsgrad fortwährend zunimmt. Freigegeben ist das Spiel zwar ab sechs Jahren, jedoch könnten Kinder dieses Alters doch auch an ihre Grenzen stoßen.
Cornelia Pläsken studiert Pädagogik und Kommunikationswissenschaften an der LMU München. Sie ist studentische Hilfskraft bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Cornelia Pläsken
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: Alter Schabernack auf neuen CDs
Paul Maar/Capella Antiqua Bambergensis/Murat Coskun (2012). Das fliegende Kamel – Ucan Deve. Geschichten von Nasreddin Hodscha neu erzählt von Paul Maar. Bamberg: CAB Records. Doppel CD. 19,50 €.
„Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“ Ein vermutlich kluger Mensch (hartnäckig wird behauptet, es sei Kurt Tucholsky) hat das einmal recht treffend bemerkt und sich damit tausendfach in Zitatbücher, auf Postkarten und Facebook-Profile katapultiert und dort verewigt. Wie es zu dem Spruch kam und wo sich der Sprecher selbst einsortieren müsste, bleibt unklar. Sicher ist aber, dass er damit ziemlich treffend ein Lebensmotto auf den Punkt bringt, das sich eine berühmte Figur mündlicher Prosa hervorragend zu eigen gemacht hat: Till Eulenspiegel, Afántí, Kožanasyr oder auch: Nasreddin Hodscha. Den weisen Narr, der durch die Lande zieht und den Menschen abwechselnd einen Spiegel vorhält und augenzwinkernd das Geld aus der Tasche zieht, kennen fast alle Kulturkreise. Sie haben unterschiedliche Namen für ihn und erzählen leicht abgewandelte Geschichten; bisweilen sind Lebensdaten und scheinbare Beweise der echten Existenz eines dieser pfiffigen Spaßvögel im Umlauf, Nasreddin Hodscha treibt seinen Schabernack mit den Menschen sogar so weit, dass er gleich in mehreren Gräbern in der Türkei, im Iran und im Irak begraben sein will. Doch ob es ihn gab oder nicht, wie er hieß und was er wirklich erlebte – klar ist, dass die Geschichten des Schelmes sich über hunderte Jahre von Mund zu Mund verbreiteten, dass sie Kinder zum Staunen und Erwachsene zum Schmunzeln brachten, so manches Aha-Erlebnis oder einen fallendes Groschen produzierten und immer wieder die Menschen genau an ihren ‚menschlichsten‘ Punkten trafen.
Damit gerade Nasreddin Hodscha, der schelmische Lehrer, der im 14. Jahrhundert in Anatolien seine absurden, philosophischen, oft närrischen,fast immer mit einer weisen, tiefsinnigen oder zumindest überraschenden Geschichten erlebt haben will, nicht in einem seiner diversen Gräber verschwindet, hat sich Paul Maar, der deutsche Kinderbuchautor und Sams-Papa, jetzt dem arabischen Schalk angenommen. Denn gerade weil viele junge Menschen türkischer Herkunft in Deutschland nicht mehr richtig Türkisch lernen, die Sprache oft kaum lesen und schreiben können, verlieren sie den Kontakt und Bezug zu den traditionellen Geschichten ihres Kulturkreises. Das findet Paul Maar schade, das findet auch die Ernst Reuter Intitiative für Dialog und Verständigung zwischen den Kulturen schade und so entstand die Idee, den Schalk der ‚alten Zeiten‘ wieder aufleben zu lassen, ihm den Staub vom einzigen Mantel zu klopfen, seinen alten Esel wieder auf die Hufe zu stellen und ihn nicht nur in zeitgemäßer, sondern auch noch gleichzeitig in deutscher und türkischer Sprache den Kindern und Jugendlichen des 21. Jahrhunderts zu präsentieren.
Dazu hat Paul Maar getan, was er am besten kann, nämlich (nach der Vorlage der alten Sagen) Nasreddins Abenteuer (neu) geschrieben. Anschließend sperrte sich erst Paul Maar mit Murat Coskun für die deutsche Version und dann Murat Coskun mit Ibrahim Sarialtin für die türkische Version in ein Studio und sie erzählten den Mikros, was der alte Schelm so alles erlebt, wenn der Tag lang ist. Und zu guter Letzt packte noch die Capella Antiqua Bambergensis ein paar Instrumente und Kostüme aus und steuerten Klänge bei, die die Zuhörerinnen und Zuhörer direkt ins bunte Treiben und Summen und Brummen der Marktplätze des arabischen Kulturkreises im 14. Jahrhundert versetzen. Herausgekommen sind zwei CDs mit je 28 Geschichten des spitzbübischen Hodscha, insgesamt je fast eine Stunde Hör-Zeit, in der man dem weisen Mann, seinen klugen Pointen und dazu dem fidelen Klang der mittelalterlichen Instrumente lauschen kann. Das ist kurzweilig und spaßig, manchmal erhellend und manchmal verblüffend, manchmal zum Schmunzeln und manchmal zum an-die-eigene-Nase-Fassen. Gerade für Kinder, denen man einen Zugang zu diesem Kulturkreis verschaffen will – vielleicht auch genau so, wie Paul Maar es im Sinn hatte – eignen sich die zwei CDs sehr gut und weil die einzelnen Geschichten gar so kurz sind, können sie auch schön als auditiver Impuls und Aufhänger für die verschiedensten Themen herangezogen werden – um über Ehrlichkeit und Lüge, über Geiz oder einfach über Parabeln zu sprechen etwa. Etwas schade ist, dass der kulturübergreifende Ansatz sich darauf beschränkt, die Geschichten auf einer CD deutsch und auf einer türkisch zu lesen – so bleibt dieser Zugang allen verwehrt, die nur eine Sprache sprechen. Wären die Geschichten noch im Begleitheft abgedruckt oder die Sprachen hin und wieder gemischt, hätte viel mehr Zusammenhang hergestellt werden können.
So bleibt das einzig gemeinsame der beiden CDs die Hintergrundmusik – und wer etwa nur die deutsche CD hören kann, hätte fast ebenso gut auf Till Eulenspiegel zurückgreifen können. Dennoch bleibt die CD ein charmantes Stück Literatur, die wahlweise Zugang zum arabischen Kulturkreis, einen Einstieg in Satire als Humorform, die Beschäftigung mit zahlreichen tiefgründigen Themen oder einfach ein nettes Hörvergnügen bieten kann. Kostprobe gefällig? An einem heißen Sommertag war der Hodscha mit seinem Esel unterwegs. Mittags legte er sich zur Rast in den Schatten eines Walnussbaumes. Ganz in der Nähe sah er ein Feld voller reifer Wassermelonen. Nasreddin Hodscha dachte eine Weile nach, dann sagte er: „Wie eigenartig ist doch Gott, der die großen Wassermelonen so geschaffen hat, dass sie an einem kleinen Stengel wachsen, während die kleinen Walnüsse an einem riesiggroßen Baum wachsen.“ Genau in diesemMoment fiel eine Walnuss vom Baum und traf den Hodscha am Kopf. Nasreddin Hodscha rieb seinen schmerzenden Schädel und sagte sinnend: „Gott weiß es doch am besten, warum die Wassermelonen nicht auf Bäumen wachsen.“
Elisabeth Jäcklein-Kreis ist Redakteurin bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
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publikationen
Elisabeth Jäcklein-Kreis: Keine Ausreden mehr für Eltern
Häusler, Tanja/Häusler, Johnny (2012). Netzgemüse. Aufzucht und Pflege der Generation Internet. München: Wilhelm Goldmann Verlag. 288 S., 9,99 €.
Albers-Heinemann, Tobias/Friedrich, Björn (2012). Das Facebook-Buch für Eltern. Köln: O‘Reilly. 333 S., 17,90 €.
Klicken, posten, chatten, streamen ... Auch 2013 verstehen viele Eltern nur ‚Böhmische Dörfer’, wenn der Nachwuchs vor dem Computer sitzt und in die digitalen Welten abtaucht. Facebook, YouTube, World of Warcraft, der Gefällt-mir-Button und Cybermobbing – was Kinder und Jugendliche im Internet tun, ist für viele Eltern ein großes Fragezeichen aus vielen unverständlichen Begriffen, leeren Schlagworten und angstbesetzten Medienthemen. Um der digital solchermaßen unversierten Generation ein bisschen Nachhilfe zu geben, gibt es aber inzwischen diverse Angebote – etwa Mein Kind ist bei Facebook von Thomas Pfeiffer und Jöran Muuß-Merholz (siehe merz 4/2012) oder Das Facebook-Buch für Eltern von Tobias Albers-Heinemann und Björn Friedrich und Netzgemüse von Tanja und Johnny Häusler. Eine Reihe ausgewiesener Expertinnen und Experten stellt sich da der schwierigen Aufgabe, allen negativen Schlagzeilen und furchteinflößenden Implikationen manch anderer Publikationen zum Trotz Eltern eine aufgeklärte, reflektierte und verständnisvolle Sicht auf das digitale Treiben ihrer Kinder zu ermöglichen. Dabei gehen sie denkbar unterschiedlich vor.
Das Facebook-Buch kommt schon beim ersten Hinsehen eher als Handbuch daher: Ein querformatiges Buch mit zwar insgesamt 333 Seiten, von denen aber jede zweite von einem Bild belegt wird – und mit einer so kleinteiligen Gliederung, dass die farblichen Markierungen der Gliederung am Seitenbeschnitt mindestens ein Regenbogenspektrum abbilden. Auch inhaltlich steht offensichtlich der praktische Nutzen im Vordergrund: Die Gliederung arbeitet sich vom Allgemeinen (Was sind eigentlich Medien? Was ist Facebook? Zahlen und Daten.) über Technisches (Wie funktioniert Facebook? Welche Funktionen gibt es?) zu Inhaltlichem (Was tun Jugendliche da? Welche Einstellungen gibt es, welche Probleme können auftauchen? Wie können sich Eltern verhalten?). Außerdem gibt es einen Blick ‚darüber hinaus‘, der mobile Medien, Werbung, Kostenfallen, Viren, Datensicherheit et cetera ins Zentrum stellt und schließlich Hilfe, Links, Glossar, Index. Insgesamt wirkt die Gliederung fast wie ein FAQ, in einem ausführlichen Rundumschlag werden sehr viele Themen aufgemacht und jeweils kurz, knackig und per Bild oder Grafik veranschaulicht und auf einer, höchstens zwei Seiten besprochen. Auch der Schreibstil ist kurz, prägnant und praxisbezogen, es gibt kaum ‚Expertenwissen‘, sondern anschauliche, leicht verständliche Antworten auf (fast) alle alltäglichen Fragen: Von ‚Wie erstelle ich ein sicheres Passwort?‘ bis ‚Wo meldet man rechtsradikale Inhalte?’ Das alles ist sehr knapp, vermittelt aber die wichtigsten Fakten, damit Eltern sich sicher fühlen können, erklärt alles rund um Bedienung und potenzielle Ängste, gibt praktische, aber nicht allzu plakative Tipps – und ist so ein praktisches Nachschlagwerk, das am besten direkt neben dem PC stehen sollte und bei Bedarf sofort nach einer schnellen Antwort auf eine drängende Frage konsultiert werden kann. Die begleitende Homepage, www.facebook-elternbuch.de weist (bislang) eher grundlegende Informationen auf, gibt einige Infos über die beiden Autoren, weist auf Rezensionen hin, enthält ein Probekapitel, auf der zusätzlichen Facebook-Seite findet man außerdem immer wieder neue Informationen, Links, interessante Artikel ...
Ganz anders kommt Netzgemüse daher: Tanja und Johnny Häusler, die sonst den Spreeblick-Blog betreiben, legen kein Handbuch vor, sondern eher einen zu lang geratenen, ausgedruckten Blogartikel: Sie machen ihr Thema zwar scheinbar breiter auf, nehmen sich ‚digitale Medien‘ bzw. ‚das Internet‘ ganz allgemein als Thema vor, behandeln inhaltlich aber ein ähnliches Themenspektrum – nur dass Videospiele, Smartphones et cetera im Facebook-Buch eben in den Anhang geschoben sind, während sie bei Netzgemüse einen Gliederungspunkt bekommen. Für Wenig-Leserinnen und -Leser und Menschen auf der Suche nach schnellen Informationshäppchen ist das Buch erst einmal abschreckender, auf den 288 Seiten findet sich ausschließlich gegliederter Text, keine Anleitungen, keine Grafiken, keine Bilder. Und im Text überschaubar viele Informationen. Stattdessen launige Geschichten darüber, wie das Ehepaar Häusler, seine Nachbarn, Verwandten, Freundinnen und Freunde und deren jeweiliger Nachwuchs sich so im Netz tummeln, was sie da erleben, wie sie das finden, welche Abenteuer sie gemeinsam meistern und wie sie sich dabei fühlen.
Das alles in der Ich-Pespektive und nach einer scheinbar gefühlten Logik. Informationen suchen, sich gezielt schlauer machen oder ein konkretes Problem mitbringen sollte man nicht, wenn man dieses Buch öffnet – man kann sich aber durchaus einen netten Leseabend machen, statt dem üblichen Krimi mal Netzgemüse zum Einschlafen lesen, über die Geschichten schmunzeln und hier und da dennoch ein paar eigene Schlüsse ziehen. Auch zu diesem Werk gibt es begleitend eine Homepage, in dem Fall www.netzgemuese.com, die bisher auch ganz ähnliche Inhalte bietet wie des Elternbuch:
Infos zum Buch, Rezensionen, ein Probekapitel, weiterführende Links, ein 30-minütiger Podcast. Insgesamt also zwei durchaus empfehlenswerte Bücher, als Nachschlagwerk, als Gute-Nacht-Lektüre und hoffentlich immer als Elternhorizont- Erweiterung.
Elisabeth Jäcklein-Kreis ist Redakteurin bei merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtFrank, Stephen (2012). eLearning und Kompetenzentwicklung. Ein unterrichtsorientiertes didaktisches Modell. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 16,90 €.
Stephen Frank versucht in dieser als Dissertation an der Universität Heidelberg entstandenen Veröffentlichung den Gegenstand eLearning mit dem begrifflich-theoretischen Instrumentarium der Allgemeinen Didaktik zu erfassen. Aus dieser Perspektive heraus entwirft er eine präskriptive eLearning-Didaktik, die neben wissenschaftlicher Fruchtbarkeit, vor allem Verstehens-, Reflexions- und Gestaltungshilfen für den Praktiker bieten soll. Der Hauptteil der Arbeit umfasst fünf Kapitel: In Kapitel 1 verortet Frank seine Herangehensweise im „Forschungsparadigma“ des Design-Based-Research, hinter dem, wie er kontrafaktisch annimmt, keine ausgearbeitete Methodologie stehe. Dennoch sei der Ansatz dazu geeignet, praktische Bildungsprobleme zu lösen und zugleich den wissenschaftlichen TheorieÜberbau fortzuentwickeln. Dies geschieht über einen iterativen Prozess aus Analyse, Design, Durchführung und Evaluation von Bildungsveranstaltungen. Die Auswertung zum Zwecke seiner didaktischen Modellbildung erfolgt auf dem Wege einer nicht näher spezifizierten ex-post-facto-Reflexion der gesammelten Erfahrungen. Kapitel 2 beinhaltet einen Überblick über das „empirische Fundament“ auf dem Frank sein didaktisches Modell errichten will. Es besteht aus vier eLearning-Kursen, die er im Universitätskontext entwickelt und teils mehrfach realisiert hat.
Die didaktische Konzeption wirdjeweils aspektorientiert geschildert. eLearning im kraftlosen Griff der Allgemeinen Didaktik Mit dem dritten Kapitel führt Frank in den Theorierahmen ein, den er für die Entwicklung seines didaktischen Modells auserkoren hat. Den Ausgangspunkt hierfür bildet die Defizitdiagnose, dass das Phänomen eLearning bislang nur unzureichend in die Theoriestränge der Allgemeinen Didaktik und Erwachsenenbildung eingeordnet worden sei. Es folgt eine knappe Rekapitulation einiger eLearning-relevanter Theorieströmungen. Darauf aufbauend wird die Frage erörtert, ob die Erklärungskraft der bestehenden Zugänge so defizient ist, dass es einer speziellen eLearning-Didaktik bedarf. In Kapitel 4 beschreibt der Autor nun Besonderheiten, die sich für (s)eine dezidierte eLearning-Didaktik ergeben. Er hebt drei Aspektbereiche hervor: Die Bedeutung kompetenztheoretischer Überlegungen bei der Wahl der Lehrinhalte, die Möglichkeit eLearning als computer- bzw. internetvermittelten Unterricht zu rekonstruieren und die besondere Rolle des Mediums beim eLearning. Kapitel 5 führt all diese Vorarbeiten synthetisierend zusammen und entwickelt daraus eine eLearning-Didaktik, die Frank als „präskriptives Prozessmodell für die Analyse und Planung von eLearning-Veranstaltungen“ (S. 12) verstanden wissen will. Theoriearchitektonisch handelt es sich dabei um ein Kompetenzentwicklungsschema, das aus den drei spiralförmig aufeinander bezogenen Ziel-Facetten „Wissen“, „Bewerten“ und „Handeln“ besteht. Handlungsmöglichkeiten, mit denen sich diese didaktisch realisieren lassen, werden exemplarisch aufgezeigt.
Insgesamt kann der Autor seinen Anspruch, eine fundierte, präskriptive eLearning-Didaktik vorzulegen, nicht einlösen. Weder das methodisch fragile empirische Fundament, welches viele publizierte Befunde zur computergestützten Lehre ignoriert, noch der allgemein-didaktische Theorieüberbau erweisen sich unter dieser Belastung als tragfähig. Franks Arbeit überzeugt noch am ehesten, solange sie bei der abstrakten, metatheoretischen Aufarbeitung von Problemen der didaktischen Theoriebildung im eLearning-Kontext verbleibt.Hierbei leistet sie eine durchaus umsichtige und kritische Einordnung des Phänomens eLearning in die „einheimischen“ didaktischen Theoriewelten. Diesen Stärken bei der abstrakten Reflexion stehen jedoch merkliche Defizite bei der Explanation und Präskription gegenüber. In dieser Hinsicht bleiben die Aussagen aus Franks eLearning-Didaktik zu vage und abstrakt, als dass von einer handlungsleitenden Hilfestellung für eLearning-Macher die Rede sein könnte. Mitverantwortlich hierfür ist das um den Kompetenzbegriff herum angelegte, explanative Konstruktsystem. Dieses ist so verschwommen konturiert, dass konkrete Empfehlungen nicht stringent abgeleitet werden können. Damit immunisiert sich der Entwurf leider auch gegenüber der Möglichkeit, ihn logisch-systematisch eingehender zu analysieren oder ihn gar empirisch zu validieren.
Beides wäre jedoch für die von Frank angestrebte wissenschaftliche Fruchtbarkeit entscheidend gewesen. Immerhin einen abschließenden Rat kann man dem Buch entnehmen: Der Verfasser selbst weist auf Seite 59 darauf hin, dass sich gerade die pädagogische Teildisziplin Didaktik für eine Zusammenführung der interdisziplinären Forschungsbeiträge anbieten würde. Eine konsequente Umsetzung dieser Einsicht hätte die Arbeit merklich aufwerten können, denn es ist tatsächlich so: Außerhalb der deutschen Didaktik „alter Schule“ gibt es viel zu lernen! Zum Beispiel im internationalen Forschungsfeld des Instruktionsdesigns, das in vielerlei Hinsicht komplementäre Erkenntnisse bereitstellt.Prof. Dr. Theo Bastiaens ist Professor an der Fernuniversität in Hagen mit dem Lehrgebiet Mediendidaktik. Er hat Bildungswissenschaften an der Rijksuniversiteit Utrecht studiert und hat seine Promotion ‘Lernen und arbeiten mit Electronic Performance Support Systems’ an der Technischen Universität Twente geschrieben.Alexander Lipka ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrgebiets Mediendidaktik an der FernUniversität in Hagen.
Kuckartz, Udo (2012). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis. Computerunterstützung. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. 188 S., 14,95 €.
Er kam, sah und schrieb: Weil er so viele Studierende, Kolleginnen und Kollegen und Bekannte daran scheitern sah, wie qualitative Inhaltsanalyse in der Praxis umgesetzt werden kann – klar strukturiert und nachvollziehbar genug, um wissenschaftlich zu sein und doch offen und flexibel genug, um qualitativ zu bleiben – fasste sich Udo Kuckartz, wie er in seiner Einleitung erklärt, schließlich ein Herz und machte sich daran, diesem Spagat etwas entgegenzusetzen. Ein Buch, Qualitative Inhaltsanalyse, das „anwendungsbezogene Anleitung zur inhaltsanalytischen Auswertung qualitativer Daten“ liefern sollte. Fundiert und umfassend, aufbauend auf den Veröffentlichungen von Philipp Mayring, sollte es sein, Basisverfahren vorstellen, dennoch keine Patentrezepte anbieten, Wege aufzeigen, qualitative Daten methodisch kontrolliert und systematisch auszuwerten, statt ‚schwammig‘ zu sein. Kuckartz holt weit aus dazu, geht von den ersten (vermuteten) Anfängen der Inhaltsanalyse bis zu den aktuell diskutierten und angewandten Methoden. Dabei legt er umfassend Theorie und Hintergründe sowie die wichtigsten und bedeutendsten Vertreterinnen und Vertreter zu diesem Thema dar, ohne aber dort stecken zu bleiben: Aus jedem Ansatz, Vertreter oder Diskussionspunkt arbeitet er die praktische Quintessenz heraus, macht deutlich, welche Implikationen für die praktische Arbeit mit dem Material enthalten sind und formuliert übersichtliche Zusammenfassungen und Leitfäden.
Dabei beginnt er mit Begründungen und Einsatzfeldern der qualitativen Inhaltsanalyse, geht ausführlich auf Kategorien ein (beschreibt etwa, welche Arten von Kategorien es gibt, wie Kategorien gebildet und angewandt werden können und warum man sie braucht) und vermittelt schließlich in seinem zentralen Kapitel „Drei Basismethoden qualitativer Inhaltsanalyse“: Die inhaltlich strukturierende, die evaluative und die typenbildende Inhaltsanalyse. Er geht jeweils auf Eigenheiten und Einsatzfelder, Grenzen und ganz praktische Methoden ein und reichert seine Erklärungen mit vielen anschaulichen Beispielen an. Wer ihm so weit gefolgt ist, sich für eine Methode und ein Kategorienset entschieden hat und bereit ist, seine Daten damit zu konfrontieren, für den schließt Kuckartz ein ausführliches Kapitel zur Arbeit mit Computerunterstützung an, erläutert Datenmanagement, verschiedene Softwares und Auswertungsmethoden, auch hier mit ausführlichen Beispielen und Umsetzungsanregungen. Abgerundet durch einen kurzen Blick auf Gütekriterien, Dokumentation, Tagungen, Webseiten und Literatur zum Thema legt der Autor so ein umfassendes und dennoch überschaubares Werk vor, das Menschen, die sich mit qualitativer Inhaltsanalyse beschäftigen, in (fast) jedem Stadium und bei (fast) jeder Frage nützlich und hilfreich ist und schlussendlich zwar die Methode, dazu aber keine Frage offen lässt.
Elisabeth Jäcklein-Kreis ist Redakteurin bei merz | medien + erziehung.
Rösch, Eike/Demmler, Kathrin/Jäcklein-Kreis, Elisabeth/Albers-Heinemann, Tobias (Hrsg.) (2012). Medienpädagogik Praxis. Handbuch. Grundlagen, Anregungen und Konzepte für Aktive Medienarbeit. München: kopaed. 416 S., 25 €
Handreichungen „dürfen keine Rezepte sein, die nachgemacht werden, sondern Modelle, die durch fähige Medienpädagoginnen und Medienpädagogen in ihrem Umfeld und in ihrer Adressatengruppe entsprechend abgewandelt und so erfolgreich durchgeführt werden können.“ Diese Feststellung von Bernd Schorb, Professor für Medienpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Leipzig findet sich auf S. 90 des Bandes Medienpädagogik Praxis. Handbuch. Und es ist der Leitgedanke, dem die Herausgeberinnen und Herausgeber, Kathrin Demmler und Elisabeth Jäcklein-Kreis vom JFF – Institut für Medienpädagogik und Eike Rösch und Tobias Albers-Heinemann, Verfasser des Medienpädagogik Praxis-Blog bei der Sammlung und Zusammenstellung der Projekte – oder besser: Konzepte, denn auf die zugrunde liegenden Projektkonzepte und die dabei zum Einsatz kommenden Methoden wird insbesondere Wert gelegt – für ihr Handbuch gefolgt sind. Auf gut 300 Seiten stellen mehr als sechzig Medienpädagoginnen und Medienpädagogen fast 100 erprobte und übertragbare Konzepte Aktiver Medienarbeit vor. Gegliedert sind sie nach den hauptsächlich eingesetzten Medien: Audio, Foto, Games, Mobile (Medien), Video und Web. Dazwischen findet sich auch ein Kapitel, das mit „Quer“ überschrieben ist. Die hier vorgestellten Projekte lassen sich nicht nach Medien kategorisieren, sondern haben beispielsweise bestimmte pädagogische Ziele im Blick, so zum Beispiel wenn Jugendliche und Seniorinnen und Senioren gemeinsam eine Kochshow auf die Beine stellen oder wenn mithilfe von selbst erstellten Fotostorys, Hörspielen ... Kinder dazuangeregt werden, genau hinzuhören oder Dinge anschaulich zu beschreiben und dadurch ihre sprachlichen Kompetenzen gefördert werden.
Hier finden sich aber auch Anregungen bzw. Erfahrungen, wie eine Kinderzeitung realisiert werden kann oder wie die Erstellung einer Kampagne durch Jugendliche gelingen kann. Die Darstellungen der Konzepte sind sehr übersichtlich und ansprechend aufbereitet. Mithilfe eines grafischen Elements wird auf den ersten Blick ersichtlich, welche Medien zum Einsatz kommen und welche Zielgruppe im Zentrum des vorgestellten Projekts steht. Die Projektbeschreibungen folgen alle dem gleichen Prinzip: Zunächst werden in kurzen Stichworten die Ziele der vorgestellten Methode aufgeführt sowie eine Checkliste, mit den wichtigsten Punkten, die bei der Realisierung beachtet werden müssen. Unter der Überschrift „Ab.lauf“ wird dann nicht nur beschrieben, wie ein entsprechendes Projekt ‚ablaufen‘ kann, sondern es werden auch die anfänglich stichwortartig genannten Ziele noch einmal aufgegriffen und näher erläutert und es finden sich hier auch Hinweise, wie die Methode in andere Kontexte übertragen werden kann. Anschließend werden weitere für das vorgestellte Projekt interessante Punkte abgehandelt: Welche Möglichkeiten gibt es, das Projekt abzuwandeln („Vari.anten“)? Gibt es hilfreiche Tipps und Kniffe, um ein entsprechendes Projekt erfolgreich durchzuführen („Tipps.Tricks“)? Aber auch Probleme, die im Zusammenhang mit dem Projekt auftreten können oder schon aufgetreten sind, werden nicht ausgespart, sondern als „Schwierig.keiten“ offen diskutiert und unter der Überschrift „Feed.back“ kann nachgelesen werden, wie das Projekt bei der Zielgruppe ankam. Abgerundet wird die Projektdarstellung durch den Punkt „Links.Material“.
In einem an jede Projektdarstellung angehängten „Steck.brief“ kann man erfahren, wer das Projekt schon durchgeführt hat und folglich Erfahrungen weitergeben kann; ein wichtiger Punkt, da es ein zentrales Anliegen der Publikation ist, Anregungen für die eigene Realisierung medienpädagogischer Projekte zu geben und mit Blick darauf möglichstviele Hürden schon im Vorhinein abzubauen. Im Zentrum aktiver Medienarbeit in pädagogischen Zusammenhängen steht die Vermittlung von Medienkompetenz. Dass diese nur vor einem entsprechenden theoretischen Hintergrund gelingen kann, wissen auch die Herausgeberinnen und Herausgeber des Medienpädagogik Praxis. Handbuchs. Den Konzeptdarstellungen, die das Herz der vorliegenden Publikation darstellen, ist deshalb ein theoretischer Teil vorangestellt, in dem relevante Basics aufgegriffen werden. Ulrike Wagner erläutert, welche grundlegenden Bedeutungen Medien für Kinder und Jugendliche haben, und beschreibt Veränderungen, die mit der Entwicklung des Social Web einhergehen. Die neuen Möglichkeiten, die die Medien Heranwachsenden bieten und damit verbundene veränderte Umgangsweisen der Mädchen und Jungen mit den Medien wirken sich auch auf die praktische medienpädagogische Arbeit aus. Kathrin Demmler und Eike Rösch legen dar, was nach wie vor der Kern aktiver Medienarbeit ist und sein muss, aber auch mit welchen neuen Herausforderungen und Erwartungen Medienpädagoginnen und Medienpädagogen heute konfrontiert sind. Theresa Schmidt schließlich erläutert „wegweisende Begriffe“ (S. 27), die das theoretische Fundament aktiver Medienarbeit, wie sie in diesem Handbuch vorgestellt wird, darstellen. Dieses Hintergrundwissen wird ergänzt durch praktische Grundlagen.
In fünf Kapiteln geht es darum, wie die Inszenierung medienpädagogischer Praxisprojekte gelingen kann (Albert Treber), was es bei der Projektplanung zu bedenken gibt (Sebastian Ring und Kati Struckmeyer), worauf zu achten ist, damit bei einem Projekt die Balance zwischen Prozess- und Produktorientierung nicht aus dem Lot gerät (Eike Rösch), wie es gelingt, eine Gruppe für ein Thema zu begeistern (Günther Anfang) und welche Bedeutung die Veröffentlichung der Ergebnisse medienpädagogischer Projektarbeit hat (Andreas Hedrich). Abschließend hat Elisabeth Jäcklein-Kreis in einem Glossar die wichtigsten Begriffe für das Arbeiten mit dem Handbuch zusammengestellt. So ist hier ein Gemeinschaftswerk mit zahlreichen guten Ideen und Anregungen für kreatives pädagogisches Arbeiten mit Medien in verschiedenen Situationen und mit den unterschiedlichsten Zielen entstanden, dem zu wünschen ist, dass es von einem Vielfachen der Anzahl der hier versammelten Autorinnen und Autoren immer wieder in die Hand genommen wird.
Darüber hinaus lohnt sich aber auch ein Blick ins Netz: Unter www.medienpaedagogik-praxis.net finden sich alle im Handbuch vorgestellten Konzepte und darüber hinaus noch einmal etwa genauso viele, die im Buch keinen Platz gefunden haben.
Dr. Susanne Eggert ist verantwortliche Redakteurin von merz | medien + erziehung.
Beitrag aus Heft »2013/01: Medien und Arbeitswelten«
Autor: Susanne Eggert
Beitrag als PDFEinzelansichtExner, Christian/Kümmerling-Meibauer, Bettina (Hg.): Von wilden Kerlen und wilden Hühnern. Perspektiven des modernen Kinderfilms. Schüren Verlag, Marburg 2012. 304 S., 29,90 €.
Den Kindern kann‘s egal sein, aber spätestens bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mitdem Sujet muss man sich der Frage stellen: Was ist eigentlich ein Kinderfilm? In ihrer Aufsatzsammlung über die Perspektiven des modernen Kinderfilms gehen Christian Exner und Bettina Kümmerling-Meibauer schon in der Einführung von einer Prämisse aus, an der sich die Geister scheiden. Sie führen Filme wie Hugo Cabret oder Alice im Wunderland als Belege für den weltweiten Erfolg von Kinderfilmen an. Puristen würden einwenden, beide gehörten eher ins Genre Familienfilm. Auch die Harry Potter-Reihe taugt nicht als Beleg, schließlich sind die Filme zum Teil erst ab zwölf Jahren freigegeben. Von wilden Kerlen und wilden Hühnern heißt das Buch, aber die beiden Reihen sind den Herausgebern offenbar viel zu brav, denn „wahrhaft wild im Sinne von provozierend“ seien sie gerade nicht: Von Grenzverschiebungen oder gar -überschreitungen könne keine Rede sein.
Es folgen die üblichen, aber notwendigen Bestandsaufnahmen des Schattendaseins, das der Kinderfilm führt; in den Besprechungen der Tageszeitungen wie in der Wissenschaft. Der Klage über das Fehlen einer Theorie des Kinderfilms lassen die Herausgeber indes Taten folgen: Gerade die ersten Buchbeiträge liefern wertvolle Grundlagen und verdeutlichen, wie unbrauchbar der diffuse Begriff Kinderfilm ist. Die Aufsätze behandeln zwar überwiegend sehr spezielle und mitunter auch abwegige Aspekte des Themas, sind aber fast ausnahmslos interessant, zumal die Analyseansätze durchaus unterschiedlich sind. Das Ergebnis aber ist einhellig: Den Kinderfilm als solchen gibt es gar nicht. tpg
Schuhler, Petra/Vogelgesang, Monika (2011). Abschalten statt Abdriften. Wege aus dem krankhaften Gebrauch von Computer und Internet. Weinheim, Basel: Beltz. 173 S., 29,95 €.
Das Internet bietet unzählige Möglichkeiten und Angebote. Doch birgt diese Fülle auch Gefahren. Eine davon ist das Abdriften in die virtuelle Welt, sei es in Chatrooms oder in Online-Spielen. Dieses Phänomen nimmt mit steigender Tendenz zu, immer mehr Menschen leiden an Computer- und Internet-Abhängigkeit. Abschalten statt Abdriften nimmt sich dieser Problematik an und ist hauptsächlich als Therapiebegleiter für Patientinnen und Patienten gedacht. Basis bildet die jahrelange klinische Erfahrung mit Betroffenen. Die Autorinnen haben das Buch nach einer eigenen Systematik aufgebaut. Jedes Kapitel beinhaltet einen eigenen Aspekt, der anhand von vier Rubriken erklärt wird. Diese bestehen aus Sachtexten, Materialien zum Bearbeiten, Tipps und Empfehlungen, sowie aus einem Ratgeber zum Mitnehmen, dem sogenannten Vademecum. Um die Übersichtlichkeit zu bewahren, werden Sachtexte, Arbeitsmaterialien und das Vademecum in unterschiedlichen Farben dargestellt. Inhaltlich geht es zu Beginn um die Frage, auf welche Weise seelische Probleme, die durch krankhaften Umgang mit Computer und Internet entstanden sind, mithilfe einer Psychotherapie überwunden werden können.
Des Weiteren werden normaler und krankhafter PC- und Internet-Gebrauch unterschieden, die Rolle des Selbstbewusstseins bei Entwicklung und Überwindung von krankhaftem Verhalten herausgearbeitet, die Bedeutung von Gefühlen und des Verstands bezüglich der Thematik herausgefiltert und die gegenseitige Beeinflussung von sozialen Kontakten und PC- und Internet-Gebrauch dargestellt. Außerdem geht es um die Blockade und Wiedererweckung der Antriebskräfte, den Einfluss von Stressbelastung und die damit zusammenhängenden Möglichkeiten der Stressreduzierung, die Wiederkehr von Farbe und Freude in die eigene Realität und um die Möglichkeiten, die die Familie oder die Partnerschaft auf dem Weg der Besserung bieten können. Abschließend verweisen die Autorinnen auf Institutionen und Hilfeangebote, die man in Anspruch nehmen kann.
Das Buch richtet sich an Patientinnen und Patienten mit dem Krankheitsbild der Computer- und Internetsucht, aber auch an Psychotherapeutinnen und -therapeuten,wie auch Angehörige der Betroffenen. Ebenso interessant ist es für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen, die sich mit Themen wie Computer und Internet beschäftigen. cp
Wechselberger, Ulrich (2012). Gamebased Learning zwischen Spiel und Ernst. Das Informations- und Motivationspotenzial von Lernspielen aus handlungstheoretischer Perspektive. München: kopaed. 343 S., 22,80 €.
Spielbasierte Lehr- und Lernformen genießen immer größeres Ansehen in der Welt der Wissenschaft und Bildung. Dabei stellt sich die Frage, welches Potenzial in Computerspielen steckt, wenn es um Information und Motivation geht. An dieser Stelle knüpft Ulrich Wechselberger mit seinem Buch Game-based Learning zwischen Spiel und Ernst an. Er arbeitet diese Thematik innerhalb von sechs Kapiteln auf und stellt seine empirischen Ergebnisse vor. Zu Beginn beschäftigt sich der Autor mit der Begrifflichkeit des „Spiels“, wobei hier zwischen Handlungs- und Rahmendimension einerseits und Konstruktdimension andererseits unterschieden wird. Ebenso wird näher auf die Wirkungspotenziale rund um das Thema „Spiel“ eingegangen. Dabei erläutert Wechselberger sowohl die Einflüsse auf Lernprozesse, als auch auf das Spielvergnügen und dessen Ausprägungen. In Kapitel drei liegt der Fokus auf digitalen Lernspielen. Diese untergliedert er in die Systematik digitaler Lernspiele und eine zusammengefasste Argumentation zu Game-based Learning.
Weiter leistet der Autor anspruchsvolle Integrationsarbeit in Bezug auf die einzelnen Theoriefragmente, indem er diese in ein handlungstheoretisches Rahmenmodell überträgt. Computerspielen als soziales Handeln wird aus Sicht der Situationslogik, Selektionslogik und Integration detailliert betrachtet. Die bisher dargebotenen theoretischen Überlegungen werden im vorletzten Kapitel, übertragen in eine empirische Untersuchung, dargestellt. Die Ergebnisse der Untersuchung sowie die Implikationen werden zum Schluss ausführlich diskutiert und von einem Ausblick abgerundet. Insgesamt bietet dieses Autorenwerk einen ausführlichen Überblick über die Thematik und zeigt gleichzeitig neue Perspektiven auf.
Deshalb richtet sich das Werk hauptsächlich an medienpädagogische Fachkräfte, die in diesem Bereich tätig sind, sowie an alle Pädagoginnen und Pädagogen, die Interesse an lernbasierten Computerspielen haben. cp
kolumne
Klaus Lutz: James Bond und die Elementarpädagogik
Wir verlieren unsere Jungs auf dem langen Weg durch die Bildungsinstitutionen. Das Abitur wird zunehmend weiblich, die Folgen davon sind – wie beim Klimawandel – nicht absehbar. Es scheint nur einen Ausweg zu geben: Mehr Männer braucht die Pädagogik! Doch woran liegt es, dass sich Männer bislang nicht für Erziehungsaufgaben im Elementarbereich begeistern lassen? Ist es die schlechte Bezahlung, sind es die geringen Aufstiegsmöglichkeiten, das weibliche Image des Berufs oder – wie so oft – die Medien, die in ihrer Rollenzuschreibung Kindererziehung als Aufgabe der Frauen sehen? Da die Medien schon für so viele Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft verantwortlich gemacht wurden, kann man ihnen dieses Problem ja auch noch zuschreiben. Oder mal ganz anders gedacht: Hängt das Desinteresse des starken Geschlechts vielleicht sogar mit der Abwesenheit von Medien zusammen? Jeder, der schon einmal einen Elternabend in Kindergarten oder Grundschule besucht hat, stellt fest, dass der Anteil der Männer dort überschaubar ist. Spielen bei solchen Veranstaltungen aber Medien eine Rolle, etwa gemeinsames Computerspielen von Kindern und Eltern, steigt ihr Anteil sprunghaft an.
Meist sind ja auch die Väter für die mediale Infrastruktur zuständig: Homepage einrichten, Netzwerkarchitektur aufbauen oder den Film vom letzten Sommerfest schneiden. Auf diese Rolle werden schon die ganz jungen Jungs geeicht. Wenn etwa ein Elfjähriger in seiner Klasse als Held gefeiert wird, weil er einen Laptop an den Beamer anschließen kann, ist klar, dass er nie einen Beruf ergreifen wird, in welchem Medien primär als Störfaktor gesehen werden. Und wer den neuen James Bond gesehen hat, in dem 007 vom jungen Q (regelmäßiges Rasieren ist noch nicht notwendig) erklärt wird: „Ich kann mit meinem Laptop frühmorgens im Pyjama mehr Schaden anrichten, als Sie in einem Jahr Außeneinsatz!“ weiß, aus welchem Holz die zukünftigen Helden sind. Vielleicht sollte man sich ohnehin Skyfall zum Vorbild nehmen und die guten alten Kitas ein wenig ummodeln: Jedes Kind bekommt ein Chip-Armband (kennt es ja schon aus dem all-inclusive-Familiencluburlaub) und ein Passwort – gerne auch mit Symbolen aus Bobbycar, Apfel und Fußball – womit es sich in die Mittagsspeisung einloggen kann. Die Erziehenden, immer per Headset verbunden, verfolgen auf dem großen Flatscreen in der Kommandozentrale, wie sich das Kind bewegt, welche Kinder es trifft und was es zum Mittagessen ordert; erstellt dann Profile, mit welchen die Erziehungsberechtigten beim nächsten Elterngespräch fundiert über Bewegungs-, Essens- und Spielvorlieben sowie Sozialkontakte informiert werden.
Die vom Kind gewählten Speisen und Getränke werden auf Vitamin-, Ballaststoff- und Fettgehalt analysiert und etwaigenFehlentwicklungen wird sachte entgegengewirkt. Nein, es geht natürlich auch eine Nummer kleiner. Wenn Kitas und Grundschulen das Interesse von Kindern an der Mediennutzung stärker in ihre pädagogische Arbeit integrieren würden, wäre schon viel gewonnen. Die Kinder könnten den aktiven Umgang mit Medien lernen, das pädagogische Personal könnte von den Kindern lernen, die Väter würden sich in die Elternarbeit einbringen und vielleicht gäbe es dann auch mehr Männer in Kitas und Grundschulen. Möglicherweise enden Kinderbücher in der Zukunft dann auch einmal so: „Und lange schallt´s im Kindergarten noch: unser WLAN lebe hoch.“
Ansprechperson
Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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