2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute
Jung, frei, anders – nichtkommerzielle Lokalradios waren lange Zeit eine Bastion derer, die sich nicht mit dem ‚Mainstream‘ zufrieden geben wollten. Studierende, die nach der Vorlesung ins Studio fuhren, um ihren Hörerinnen und Hörern die ‚wirklich gute‘ Musik zu präsentieren. Politische Randgruppen, die aus dem Untergrund ihre Wellenlängen bedienten und damit bisweilen erstaunlich viel Aufsehen erregten. Oder einfach Hobby-Radiomacherinnen und -macher, die Spaß daran hatten, selbst aktiv zu werden.Mit der Digitalisierung der Welt, mit Internetradio und Podcasts ändert sich allerdings gerade für nichtkommerzielle Lokalradios alles. Wenn jeder online seine Nische findet – braucht er dafür noch einen kleinen, oft schwer empfangbaren Radiosender? Wenn jede Musikrichtung und jede politische Einstellung dort schon Gehör finden, für die Radiomacher aber die finanziellen und rechtlichen Hürden wachsen, haben sie dennoch Zukunft?merz 2/2011 stellt sich diesen Fragen und beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema Nichtkommerzielle Lokalradios heute. Die Geschichte und die Wurzeln freier Radios werden aufgezeigt, aus theoretischer und praktischer Perspektive werden die Chancen und Potenziale, aber auch die Grenzen beleuchtet, die offene Kanäle, Aus- und Fortbildungsradios gerade Jugendlichen bieten – und es wird die aktuelle Situation betrachtet, diskutiert und ein Blick in die Zukunft geworfen. Abrundend lassen zwei Interviews Einblicke in die tatsächliche Situation der freien Kanäle in Deutschland und Österreich zu.
aktuell
Susanne Eggert: Bridge-IT – Brücken bauen mit dem Internet
Strahlender Sonnenschein an einem wunderschönen Frühlingsmorgen – so begrüßt Barcelona die über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus 16 Ländern zur Abschlusskonferenz des von der Europäischen Kommission geförderten Projekts Bridge- IT am 10. und 11. März 2011 angereist sind. Bridge-IT ist ein Netzwerk, dem mehr als 20 Partnerinstitutionen in Europa angehören, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die gesellschaftliche Teilhabe von Immigrantinnen und Immigranten und ethnischen Minderheiten in Europa mithilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), voranzubringen (www.bridge-it-net.en).
Die zweijährige Projektarbeit war bestimmt von drei Schwerpunktthemen: Bildung, Arbeitsmarktintegration und Partizipation am öffentlichen Leben. Vor diesem Hintergrund entstand ein Booklet mit goodpractice-Beispielen aus den beteiligten Ländern. Darüber hinaus wurden Guidelines (Richtlinien) erarbeitet, wie IKT zur Förderung von sozialer und digitaler Inklusion und kultureller Verschiedenheit genutzt werden kann.Die Abschlusskonferenz stand unter dem Motto „ICT for Social Inclusion and Cultural Diversity!“ Networking und Erfahrungsaustausch standen insgesamt im Mittelpunkt der Konferenz und wurden von den Teilnehmenden auch ausgiebig genutzt. In mehreren Arbeitsgruppen wurden die Schwerpunktthemen weiter diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht.Daneben stand am Ende des ersten Abends ein Social Dinner auf dem Programm, bei dem Kontakte geknüpft und vertieft werden konnten.
Am darauffolgenden Tag gab es die Gelegenheit, auf einem ‚Markt der Möglichkeiten’ die eigenen Projekte und Initiativen zu präsentieren.Die Konferenz markierte nicht nur den Endpunkt des Projekts, sondern gab auch Anregungen für neue Projekte und mögliche Kooperationen. Es wurde deutlich, wo Handlungsbedarf besteht,aber auch wo es aus Sicht der Forschung noch Leerstellen gibt, die es zu bearbeiten gilt.
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Autor: Susanne Eggert
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: Keine Bildung ohne Medien. Kongress
Bereits seit zwei Jahren (März 2009) gibt es die „Initiative Keine Bildung ohne Medien!“ sowie deren „Medienpädagogisches Manifest“, das eine breite Verankerung von Medienpädagogik in allen Bildungsbereichen, flächendeckend und nachhaltig, fordert. Mehr als 1.350 Personen, Institutionen, Verbände et cetera haben ihre Unterschrift unter die Forderungen gesetzt und zeigen ihre Unterstützung für die Anliegen des Manifestes.
Um dieses noch einmal zu diskutieren, mit Nachdruck zu formulieren und damit auch politisch Gehör zu finden, lud Prof. Dr. Horst Niesyto, Sprecher der Initiative, am 24. und 25. März 2011 zum Medienpädagogischen Kongress nach Berlin – die Resonanz sprengte alle Erwartungen.Statt der ursprünglich geplanten 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich mehr als 400 Interessierte auf den Weg in die Hauptstadt gemacht, um dort zwei Tage lang zu diskutieren, sich zu vernetzen, Ideen einzubringen und Forderungen zu formulieren. Volle Hallen und viele Meinungen waren da garantiert – leider aber auch ein paar organisatorische Schwierigkeiten. Dennoch wurden in 13 Arbeitsgruppen (fast) alle denkbaren medienpädagogischen Themen gesammelt, erörtert und weitergedacht, in Vorträgen Schlaglichter, Erfolge und Ziele aufgezeigt und in zwei Podiumsdiskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik Meinungen ausgetauscht und mitunter hitzig diskutiert. Und so flogen auch die Forderungen nur so durch die Luft in den Seminarräumen und unter dem hohen Dach des Lichthofes.
Die wichtigste Forderung: Medienpädagogik darf nicht weiterhin nur punktuell und projektbezogen gefördert werden, sondern muss auf einer breiten, nachhaltigen und gut vernetzten Basis stehen. Und: Es braucht – auch und gerade von politischer Seite – Nägel mit Köpfen. Das vor allem war das Anliegen der anwesenden Medienpädagoginnen und -pädagogen, auch wenn dies vielen noch längst nicht weit genug ging.Es bleibt doch zu hoffen und liegt nun am Engagement sowohl von Einzelnen wie von Institutionen, dass die vielen ausgearbeiteten Forderungen und Anregungen Gehör finden, wenn sie im Nachklang des Kongresses in die Enquete Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ eingebracht werden – und dass die vielen engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung auch weiterhin nicht ruhen, ihre Ideen und Anregungen voranzutreiben und umzusetzen – die im Kongress formuliert und auch die vielen anderen, innovativen Ideen, die auf dem Kongress noch wenig Raum fanden.Damit es in Zukunft immer mehr Bildung in den Medien, immer mehr Medien in der Bildung und immer mehr Nägel mit großen, medienkompetenten Köpfen gibt.
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Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtKIM-Studie 2010
Die seit 1999 durchgeführte KIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) ist eine Basisstudie zur Erhebung des Stellenwerts von Medien im Alltag von Kindern zwischen sechs und 13 Jahren. 2010 wurden 1.214 Kinder sowie deren Haupterziehende befragt. Dabei standen vor allem Computer- und Internetnutzung im Fokus.
89 Prozent der Kinder haben zu Hause einen Internetanschluss, jedes zehnte Kind sogar im eigenen Zimmer. Es stellte sich heraus, dass 57 Prozent der Mädchen und Jungen zumindest selten das Internet nutzen, die Nutzung von Communitys aber deutlich zugenommen hat und jetzt 43 Prozent beträgt. So werden auch vermehrt persönliche Daten preisgegeben. 29 Prozent der Kinder haben bereits Fotos oder Filme von sich, 22 Prozent Bilder von ihrer Familie veröffentlicht.Die Lieblingsaktivität im Internet ist unangefochten die Nutzung von Suchmaschinen, während sich ‚Kinder-Seiten nutzen‘, ‚Filme und Videos anschauen‘ und ‚Online Communitys nutzen‘ den zweiten Platz teilen. Insgesamt können sich ein Viertel der sechs bis 13-Jährigen ein Leben ohne Computer und Internet nicht mehr vorstellen.
Untersucht man den Umgang mit Computern genauer, kommt man zu dem Ergebnis, dass Computerspiele die häufigste Nutzungsform und das zweithäufigste Medium in Kinderhand überhaupt sind. Trotz allem ist aber das Fernsehen weiterhin das zentrale Medium für Kinder: Drei Viertel der Sechs- bis 13-Jährigen sehen jeden oder fast jeden Tag fern – durchschnittlich 98 Minuten. Dennoch ist auch das Buch noch begehrt: Drei Fünftel der Mädchen und zwei Fünftel der Jungen lesen regelmäßig.Der Handybesitz hat sich leicht verstärkt. Trotz aller Mediennutzung hat die KIM-Studie allerdings auch ergeben, dass die befragten Kinder die Kontakte zu ihren Freundinnen und Freunden immer noch persönlich durch Treffen pflegen, danach folgt der Kontakt via Telefon und SMS.
Die gesamte KIM-Studie unter: www.mpfs.de/?id=192
D21-Bildungsstudie
Die digitale Welt gehört längst zum Alltag von Schülerinnen und Schülern, aber welche Rolle spielt sie in den Schulen? Dieser Frage geht die Bildungsstudie Digitale Medien in der Schule auf den Grund. Befragt wurden 305 Lehrerinnen und Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften in Deutschland.Die zentralen Ergebnisse sind ernüchternd: Zwar verfügen 89,5 Prozent der Schulen über Computer, allerdings steht nur in 7,5 Prozent der Fälle jeder Schülerin und jedem Schüler ein Computer zur Verfügung.
Eine Umfrage im Auftrag des Verbands BITKOM unter 500 Schülerinnen und Schülern ergab, dass der PC im Schulunterricht bei 43 Prozent aller Schülerinnen und Schüler entweder gar nicht oder seltener als einmal pro Woche zum Einsatz kommt. Nur 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler nutzen ihn täglich in der Schule, 41 Prozent immerhin mindestens einmal pro Woche. Die befragten Lehrerinnen und Lehrer sehen zwar zu 80 Prozent einen positiven Nutzen in der Verwendung von Internet und Computer im Unterricht, es fehlt ihnen aber, nach eigener Einschätzung, an fachlicher Kompetenz. So fühlen sich über 70 Prozent der interviewten Lehrkräfte bei technischen Fragen auf sich allein gestellt.
„Entsprechend ist es die Aufgabe aller Verantwortlichen, die Schulen nicht nur finanziell, sondern auch konzeptionell stärker zu unterstützen“, resümiert Stephan Griebel von Texas Instruments Deutschland und Vorstandsmitglied bei D21. Die Vorteile des Internets weiß die Mehrheit der befragten Lehrkräfte durchaus zu schätzen. Für ihre Unterrichtsvorbereitung nutzt mittlerweile mehr als die Hälfte das Internet.
Weitere Informationen unter: www.bildungsklick.de
Elisabeth Jäcklein-Kreis: Stichwort Crawler
Er wühlt sich durch die Seiten, kriecht in jeden Winkel, durchforstet alles, was er findet und nimmt mit, was wertvoll aussieht, um seine Schätze dann anzuhäufen und zu katalogisieren. Vor nichts macht er halt und niemand ist vor ihm sicher, wenn er seine Streifzüge antritt. Die Rede ist vom sogenannten ‚Crawler‘, zu deutsch etwa: ‚Kriecher‘ – bisweilen tritt er aber auch als ‚Spider‘, ‚Robot‘ oder ‚Searchbot‘ auf.
Sein engster Komplize ist der Indexer: Er wartet geduldig, um die Schätze zu horten, die der Crawler ihm bringt. Was vielleicht anmuten mag, wie ein futuristisches Wesen aus einem Science-Fiction-Film, ist tatsächlich ein Programm, das im Internet alltäglich ist. Vor allem Suchmaschinen wissen die Vorteile von Crawlern zu schätzen: Sie rüsten die Kriechprogramme mit einer Liste an Homepages aus, die diese nach und nach besuchen, um deren Inhalt auszulesen. Jeder Link, den ein Crawler auf einer besuchten Seite findet, wird zur Liste hinzugefügt, so dass im Schneeballsystem schließlich alle miteinander verlinkten Seiten Besuch vom Crawler bekommen. Alle dort vorhandenen Informationen werden dem Indexer zugespielt, der sie erfasst, in relevant und irrelevant sortiert und dann – der Name lässt es vermuten – indexiert, also systematisiert und katalogisiert.
Für Suchmaschinen dient dies einem ganz einfachen Zweck: Wenn das ganze WWW bereits als dicker, digitaler Katalog vorliegt, lässt sich darin viel schneller ein gewünschtes Ergebnis ausmachen, als wenn die Maschine tatsächlich bei jeder Anfrage auf die mühsame Wanderung durch das unendliche Netz gehen müsste.Doch natürlich lässt sich so ein Crawler auch prima als „Trüffelschwein“ einsetzen und wird deshalb auch oft verwendet, um etwa RSS-Newsfeeds, E-Mail-Adressen oder andere Informationen zu suchen und zu sammeln – das ist dann wiederum nicht immer ganz im Sinne der Betroffenen.
Wie bei der sprichwörtlichen Medaille mit den beiden Seiten gilt also auch hier: Als Suchender kann mir der Crawler durchaus nützlich sein – als Akteur sollte ich mir gut überlegen, was ich ihm unter die digitalen Augen kommen lassen möchte.
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Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
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thema
Friedrich Krotz: Editorial 2011
Es ist nicht ganz einfach zu sagen, was heute eigentlich genau „Radio“ bezeichnet. Früher war Radio Hörfunk, noch früher wurde er Rundfunk genannt, und gemeint war damit ausgestrahlter und technisch empfangener Ton. Heute wird zunehmend das Internet zu einem zweiten Bein dessen, was früher Radio hieß: Wenn etwa Radiomacher ihre Sendungen ins Netz stellen, mit Texten und Bildern versehen, dann werden so Hörerdiskussionen möglich und immer selbstverständlicher. Ist es vielleicht auch Radio, wenn jemand regelmäßig jede Woche einen kleinen Podcast, also ein Hörangebot via Internet zugänglich macht? Wenn jemand hunderte Stunden Musik und Texte auf seinen iPod lädt und dies an andere weitergibt? Wieso ist es Radio, wenn ein Computer aus einem vorgegebenen Musikvorrat und gesprochenen Texten rund um die Uhr irgendetwas zusammensetzt? Was hat es mit Radio zu tun, wenn wir ein Internetradio anschließen, das uns jederzeit allein schon ein paar hundert Sender der Welt anbietet, die Bluesmusik ausstrahlen? Und überhaupt, was passiert eigentlich mit dem Hören und Zuhören als ein Typus kommunikativen Handelns, den wir alle kennen, aber vielleicht nicht immer alle gleich praktizieren? Gibt es noch ein Radio hören (und ein Radio machen), das etwas Eigenes und Besonderes ist?
Immerhin, unter Lokalradio kann man sich auch heute noch vorstellen, dass es sich um Musik und gesprochene Texte handelt, die in einem lokalen Raum gehört werden können. Oft ist es aber auch beim Lokalradio so, dass die Musik, die ausgestrahlt wird, sich von der, die Radios 1.000 Kilometer weiter ausstrahlen, nicht weiter unterscheidet: konfektionierte, erwartete Tonfolgen, die überall zu hören sind, der Rest sind vielleicht nur standardisierte Nachrichten und Staumeldungen, die sich dann immerhin auf unterschiedliche Autobahnkreuze beziehen. Darauf beschränkt sich ihr lokaler Bezug dann aber oft weitgehend. Also schränken wir noch ein wenig weiter ein – es gibt unter den lokalen Radios auch nichtkommerzielle Privatsender, offene Kanäle und Campusradios bzw. Ausbildungskanäle, die sich von den kommerziellen und auch von den öffentlichrechtlichen unterscheiden. Sie sind die unscheinbaren unter den Radiokanälen. Sie sind in der Regel von Landesmedienanstalten, Hochschulen und anderen Institutionen abhängig. Manchmal senden sie auch schwarz und ohne Lizenz. Aber das, was sie klein macht – die Zahl ihrer Hörerinnen und Hörer – ist zugleich die Voraussetzung dafür, dass sie oft ein großes Programm komponieren und verteilen. Denn sie sind es, die lokal bekannt und vernetzt sind. Auf sie bündeln sich die Hoffnungen von Bürgerinitiativen, zu Wort zu kommen und Öffentlichkeit herzustellen. Dort werden sonst vergessene Jubiläen lokaler Bedeutung und verschwiegene Hintergründe berichtet. Sie arbeiten in der Regel mit lokalen Institutionen, mit Schulen, Jugendzentren und Stadtteilkomitees, Basisorganisationen und Umweltinitiativen zusammen. Auf offenen Kanälen kann sogar wie im berühmten Londoner Hydepark jeder Einzelne zu Wort kommen und die Kraft der eigenen Argumente erproben. Hier machen auch Jugendliche erste Erfahrungen, wie es denn ist, wenn man selbst eine Sendung entwirft und umsetzt, wenn man am Mikrofon sitzt und den anderen etwas zu sagen hat.
Klar – im Internet oder auf YouTube kann man glatt zwei Milliarden Menschen erreichen. Aber die erreicht man nie, dort geht das Einzelne unter, während Radio sozial über die eigene und oft einzelne Stimme im lokalen Netzwerk funktioniert und dort gehört wird. Es geht im lokalen Radio dabei nicht nur um Information und Mitteilung, vielmehr ist es gegen die Beliebigkeit der Milliarden Websites im Internet auf Verständigung hin angelegt.Schade, dass die zuständige Landesmedienanstalt – gewiss mit Einverständnis des Hamburger Senats – den offenen Kanal Hamburg schon vor Jahren eingestellt hat und die Gelder für andere Zwecke verwendet werden. Ärgerlich ist dies auch unter dem Aspekt, dass viele Gelder der Landesmedienanstalt über die Medienstiftung dann doch wieder in die gigantischen Töpfe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fließen. Schade auch, dass viele von den Landesmedienanstalten unterstützte offene Kanäle oder Lokalradios kein Geld haben, ihre Sendungen, die oft hervorragend sind, ins Internet zu stellen – Geld braucht man auch deswegen, weil dann immer auch GEMA-Gebühren anfallen und Rechtsfragen zu klären sind. Man kann wohl sagen, dass die Landesmedienanstalten die ihnen anvertrauten und von ihnen lizensierten nichtkommerziellen Radios, offenen Kanäle und Ausbildungsradios in der Regel weder finanziell noch organisatorisch hinreichend unterstützen, auch dann nicht, wenn diese nicht auf Profit ausgelegt sind.Wir leben heute in einer Postdemokratie, wie der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch die politischen Verhältnisse in den Industrieländern von heute nennt, mit denen wir zurechtkommen sollen.
Damit ist gemeint: Es gibt dort heute zwar Recht und Gesetz, es sind demokratische Institutionen zu finden und die Gerichte wachen über die Einhaltung von Regeln. Aber trotzdem finden immer mehr politische Prozesse nicht mehr auf nachprüfbare Weise statt. Sie sind für die breite Öffentlichkeit nicht mehr transparent, denn Entscheidungen werden immer häufiger hinter der Bühne und in immer graueren Rechtszonen, also jenseits gerichtlicher Nachprüfbarkeit und demokratisch notwendiger Partizipation von Betroffenen und Bevölkerung ausgehandelt. Dazu gehört auch, dass die Parteien in wachsendem Maße die öffentlichrechtlichen Sender kontrollieren, während die privaten in der Regel ohnehin nur gnadenlos den Mainstreamgeschmack bedienen, um die Quote hochzuhalten. Der Bürgerrundfunk gehört hingegen noch der Zivilgesellschaft – als letztes der klassischen Massenmedien. Wenn überhaupt, dann wird hier das gesagt, was nicht im Interesse von Staat und Wirtschaft, sondern im Interesse der Bürgerinnen und Bürger ist. Das ist ein Grund, warum es des Bürgerrundfunks bedarf und warum wir unbedingt einen gut ausgestatteten Bürgerrundfunk brauchen. Auch dann, wenn nur wenige aus den lokalen Netzen zuhören, was wohl meistens der Fall ist.Das Lokalradio ist aber nicht nur ein wichtiges Medium der Zivilgesellschaft, das leicht zugänglich ist und nur beschränkt technische Kenntnisse als Voraussetzungen für seine Verwendung verlangt. Es eignet sich aufgrund dieser Eigenschaften insbesondere auch hervorragend dazu, als Erfahrungsraum für Kinder und Jugendliche zu dienen und sie in die Möglichkeiten und Problematiken einer gesellschaftlichen Partizipation in Demokratie einzuführen. Es ist ein Erfahrungsraum, der Zugang zum Medienmachen ermöglicht und zugleich auch einen Zugang in die lokale Gesellschaft, in der sie leben. Dabei finden diese ersten die alltägliche Lebenswelt übergreifenden Partizipationserfahrungen nicht allein und isoliert wie vor dem Fernseher oder ohne direkte Rückmeldung wie meist im Internet statt, sondern sozial vermittelt in der Gruppe. Obendrein ist dieser Erfahrungsraum „Lokalradio“ auch einer, an dem man lernen kann, wie Demokratie in unseren Breiten funktioniert – strukturell ist sie heute fest an Institutionen gebunden, die ihren eigenen Interessen folgen und die die Sphären von Alltag und Gesellschaft fest in der Hand haben: Vermachtet, hat der frühe Habermas das noch genannt. Partizipation ist da nie so recht erwünscht, wenn sie sich den vorgegebenen Regeln nicht unterwirft, sondern Interessenskonflikte deutlich werden lässt. Nicht lebendige Demokratie, sondern Anpassung an die Regeln sind verlangt, und wer sich nicht daran hält, bekommt Schwierigkeiten. Auch das wird man lernen, wenn man Lokalradio macht, diese Konfliktfähigkeit braucht, wer Demokratin oder Demokrat werden will.
Das hier vorgelegte Heft setzt sich mit Radio, insbesondere Lokalradio und Jugendlichen auseinander. In einem ersten Beitrag geht Wolf-Dieter Roth der Geschichte der freien Radios in Deutschland nach. Erstaunlicherweise gab es selbst im ordentlichen Deutschland auch immer wieder ganz unterschiedliche Piratensender, bei denen es mal um Musik und ein spezifisches Lebensgefühl, mal um lokale Praxis und Betroffenheiten, mal um politische Stellungnahmen und Aktivierung ging – es ist sein Resümee, dass politische Piratensender, die noch einen wichtigen Beitrag zur Formierung der Ökologiebewegung geleistet hatten, in den letzten Jahrzehnten kaum mehr eine Rolle spielten – der Text wirft somit implizit auch die Frage auf, welche politische Rolle das genehmigte Lokalradio heute noch spielt. Wolfgang Reißmann und Anja Hartung berichten in ihrem Text von den Ergebnissen einer umfangreichen Studie über Hörfunk- und Musikmedienaneignung durch Jugendliche. Dabei ging es nicht nur um die Feststellung, welchen Stellenwert Radio heute im Alltag der Jugendlichen hat, sondern auch um das Erproben neuer Formen des kollektiven Radiomachens; sie attestieren dem Radio insgesamt ein Nischendasein, in dem aber auch wichtige Teilhabechancen angelegt sind.
Theresa Steffens und Thomas Gottweiss sind in einer einjährigen Projektarbeit zusammen mit weiteren Studierenden der Universität Erfurt der Frage nachgegangen, welchen Sinn Bürgerrundfunk im Zeitalter des Internet eigentlich noch haben kann; sie haben dazu Fallstudien zum Bürgerrundfunk sowie zu lokal angelegten Internetangeboten durchgeführt und die Ergebnisse miteinander verglichen. Sie stellen vor allem die lokale Vernetzung des Bürgerrundfunks in den Vordergrund, wenn sie über die Zukunft solcher Sender nachdenken. Schließlich geht Steffen Griesinger den vielfältigen Möglichkeiten nach, heute in einer medienpädagogischen Absicht Radio gemeinsam mit Jugendlichen zu machen und ihnen so neue Erfahrungsräume zu eröffnen, die zu ihrer Medienkompetenz wesentlich beitragen können. Er stellt auch eine ganze Reihe von Internetsites vor, die solche Radioarbeit unterstützen.
Abgerundet wird das Thema durch Kurzinterviews mit Jürgen Linke, Geschäftsführer des Bundesverbands Offener Kanäle e. V. , und Markus Schennach, Geschäftsführer des Freien Radio Innsbruck FREIRAD 105.9 und Obmann des Verbands der Freien Radios Österreich (VFRÖ). Sie nehmen Stellung dazu, welche Veränderungen aus Sicht des Radios mit der Etablierung des Internets einhergehen und inwiefern das Radio dennoch eine wichtige Rolle hinsichtlich eines partizipativen Medienumgangs gerade Jugendlicher und junger Erwachsener spielt.Lokales, nichtkommerzielles Radio als Medium der Zivilgesellschaft könnte also eine Zukunft haben, insofern hier lokale Vernetzungen ihren Ausdruck finden und so Partizipation ermöglichen. Dabei kommt heute zum Hören immer auch das Internet dazu, das sich immer mehr zu einem Basismedium entwickelt, auf das sich andere Medien beziehen: Medien substituieren und verdrängen sich nicht, so die immer wieder ignorierte Lehre auch hier, sondern sie befruchten und entwickeln sich in Auseinandersetzung miteinander. Es wäre wichtig, dass die zuständigen Institutionen wie die Landesmedienanstalten diese Schritte unterstützen. Es wäre allerdings auch wichtig, dass sich das Lokalradio mehr bemerkbar macht. Man gewinnt leicht den Eindruck, dass das Radio immer weiter aus dem Blickfeld der Jugendlichen verschwindet, weil sie es nicht erleben, weil ihre Medienmenüs sehr viel komplexer angelegt sind und zwischen privat organisierter Musik und medienbezogener Information deutlich unterscheiden. Sie sehen die Chancen für Partizipation und lokale Vernetzung nicht mehr oder immer weniger. Das sollte nicht sein, und das wird sich ändern, wenn die Radios sich aktiv in der sich verändernden Medienlandschaft positionieren – und dazu auch die Möglichkeiten erhalten.
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Autor: Friedrich Krotz
Beitrag als PDFEinzelansichtWolf-Dieter Roth: Vom Piratensender zum Bürgerfunk
Rundfunk war in Deutschland zuerst rein militärisch, dann staatlich, dann öffentlich-rechtlich, dann kommerziell. Doch als ‚Piratensender‘ gab es immer schon auch Stationen, die nicht kommerziell und auch nicht öffentlich-rechtlich waren. Sie stehen dem heutigen ‚Bürgerfunk‘ und den ‚offenen Kanälen‘ inhaltlich am nächsten.
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Autor: Wolf-Dieter Roth
Beitrag als PDFEinzelansichtSteffen Griesinger: App-Entwicklung mit Jugendlichen, am Beispiel der Kaiserdom-App
Mit Jugendlichen eine App zu entwickeln, ist mit App Inventor kein großes Problem. medien+bildung.com startete bereits vor drei Jahren ein erstes Modellprojekt um mit dem App-Baukasten von Google ein Stadtspiel zu realisieren. Seit dieser Zeit hat sich technisch vieles verbessert, aber das Projekt Kaiserdom- App zeigt auch die Grenzen solch eines Baukasten-Systems.Literatur:IDC: Android Pushes Past 80% Market Share While Windows Phone Shipments Leap 156.0% Year Over Year in the Third Quarter, According to IDC, www.idc.com/getdoc.jsp?containerId=prUS24442013, 2013Interrogare & SevenOne Media: Mobile Barometer 01/2013
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Autor: Steffen Griesinger
Beitrag als PDFEinzelansichtWolfgang Reißmann und Anja Hartung: Jugend und Radio.
Welche Bedeutung hat das Radio in immer differenzierteren Medienrepertoires junger Menschen? Was vermag Radioarbeit als eine Besonderung aktiver Medienarbeit auch heute zu leisten? Die Klammer bildet eine Studie, in der das Musikmedienensemble von jungen Menschen untersucht wurde und dabei unter anderem die Radioarbeit als ein Untersuchungsinstrument eingesetzt wurde.
Literatur
Bloech, Michael; Fiedler, Fabian; Lutz, Klaus (Hrsg.) (2005): Junges Radio. Kinder und Jugendliche machen Radio. München: kopaed.
Hartung, Anja (2008): Humor im Hörfunk und seine Aneignung durch Kinder und Jugendliche. Eine qualitative Untersuchung. München: kopaed.
Hartung, Anja; Reißmann, Wolfgang; Schorb, Bernd (2009): Musik und Gefühl. Eine Untersuchung zur gefühlsbezogenen Aneignung von Musik im Kindes- und Jugendalter unter besonderer Berücksichtigung des Hörfunks. SLM-Schriftenreihe, Bd. 17. Berlin: Vistas
Hasebrink, Uwe; Domeyer, Hanna (2010): Zum Wandel von Informationsrepertoires in konvergierenden Medienumgebungen. In: M. Hartmann, A. Hepp (Hrsg.), Die Mediatisierung der Alltagswelt. Wiesbaden, S. 49-64.
Palme, Hans-Jörg; Schell, Fred (Hrsg.) (1998): Voll auf die Ohren 2. Kinder und Jugendliche machen Radio. Beispiele, Anregungen, Ideen. München: Kopäd.
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.) (2009): JIM 2009. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart.
Schell, Fred (2005): Grundlagen aktiver Medienarbeit mit Audio. In: Bloech, Michael; Fiedler, Fabian; Lutz, Klaus (Hrsg.): Junges Radio. Kinder und Jugendliche machen Radio. München: kopaed, S. 9-19.
Schorb, Bernd; Hartung, Anja (2003): Gewalt im Radio: Eine Untersuchung zur Wahrnehmung, Bewertung und Verarbeitung von Unterhaltung im Hörfunk durch 9- bis 16-Jährige. AML-Schriftenreihe, Bd. 2. Berlin: Vistas.
Wagner, Ulrike; Theunert, Helga (Hrsg.) (2006): Neue Wege durch die konvergente Medienwelt. BLM-Schriftenreihe, Bd. 85. München: Fischer.
Die Autor/innen Dr. Anja Hartung, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig.Wolfgang Reißmann, M.A., ist Stipendiat im Promotionskolleg „Communication and Digital Media“ der Universität Erfurt.
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Autor: Wolfgang Reißmann, Anja Hartung-Griemberg
Beitrag als PDFEinzelansichtTheresa Steffens und Thomas Gottweiss: Bürgerrundfunk und sein Potenzial für Jugendliche im Zeitalter des Internet
Jugendliche sind eine wichtige Zielgruppe der Förderung einer selbstbestimmten medialen Partizipation. Der Bürgerrundfunk verfolgt dieses Ziel. Um seinem normativen Grundgedanken in einem veränderten medialen Umfeld gerecht werden zu können, sollte er sich jugendliche Medienwelten, vor allem das Internet, als Tätigkeitsfeld erschließen.
Literatur
Adam, Martin/Binder, Juliane/Gottweiss, Thomas/Laatz, Elise/Lang, Anna/Steffens, Theresa (2010). Bürgermedien im Wandel. Eine qualitative Studie über die Bedeutung von Bürgerrundfunk und partizipativen Internetplattformen als Zugang zur Öffentlichkeit. In: Thüringer Landesmedienanstalt (Hrsg.). Chancen lokaler Medien. Modelle, Bewertungen und Anforderungen von lokalem Hörfunk und Fernsehen – zwei explorative Untersuchungen. TLM-Schriftenreihe. Band 21. Berlin: VISTAS Verlag GmbH, S. 17-179.
Busemann, Katrin/Gescheidle, Christoph (2010). Web 2.0: Nutzung steigt – Interesse an aktiver Teilhabe sinkt. In: Media Perspektiven, 40(7-8), S. 359-368.
Frieling, Jens (2010). Zielgruppe Digital Natives: Wie das Internet die Lebensweise von Jugendlichen verändert. Neue Herausforderungen an die Medienbranche. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH.
Hahn, Harald (2001). Freie Radios als Ort der aktiven Jugend-Medien-Arbeit. Stuttgart: ibidem-Verlag.
Keilhauer, Jan (2010). Gesellschaftliche Partizipation. Auch mit Medien kein Selbstläufer. In: merz | medien + erziehung, 54(5), S. 28-34.
Krotz, Friedrich (2007). Mediatisierung: Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. Wiesbaden: VS Verlag.
MPFS (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) (2010). Jugend, Infomation, (Multi-)Media (JIM). Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland.
Prensky, Marc (2001). Digital Natives, Digital Immigrants. In: On the Horizon, 9(5). S. 1-6.
Schmidt, Jan-Hinrik/Hasebrink, Uwe/Paus-Hasebrink, Ingrid (2009). Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Berlin: Vistas.
Schneider, Silke/Warth, Stefan (2010). Kinder und Jugendliche im Internet. In: Media Perspektiven, 40(10), S. 471-482.
Schorb, Bernd (2009). Gebildet und kompetent. Medienbildung statt Medienkompetenz? In: merz | medien + erziehung, 53(5), S. 50-56.
TLM (Thüringer Landesmedienanstalt) (2004). Formenreichtum als Erfolgsprinzip. Organisation, Nutzer und Beiträge in den Offenen Kanälen in Thüringen. TLM-Schriftenreihe. Band 18. München: Kopaed.
Wagner, Ulrike (2010). Partizipation mit und über Medien. In: merz | medien + erziehung, 54(5), S. 11-18.
Warth, Stefan/Schneider, Silke/Schmeißer, Daniel (2010). User-Experience von Kindern im Internet. In: Media Perspektiven, 40(1), S. 359-368.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Theresa Steffens
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Markus Schennach, Politologe, Geschäftsführer des Freien Radio Innsbruck FREIRAD 105.9 und Obmann des Verbands der Freien Radios Österreich (VFRÖ)
Markus Schennach, Politologe, Geschäftsführer des Freien Radio Innsbruck FREIRAD 105.9 und Obmann des Verbands der Freien Radios Österreich (VFRÖ) spricht über die Bedeutung und die Zukunft der offenen Kanäle, ihre Funktion als Gegenöffentlichkeit und die Nutzungsprofile von Radiohörerinnen und Radiohörern.
Interview mit Jürgen Linke, Geschäftsführer des Bundesverbands Offene Kanäle
Jürgen Linke, Geschäftsführer des Bundesverbands Offene Kanäle spricht über die veränderte Verbreitung von Radio durch die Etablierung des Internets, die Funktion von Radio heute sowie über die jugendlichen Radio-Nutzer und die Zukunft des Radios.
spektrum
Jan Boelmann und Maximilian Reinsch: Plagiate und E-Learning
Plagiate sind für Lehrende eine ärgerliche Realität, die im Rahmen von E-Learning-Seminaren eine neue Qualität gewinnt. Während im klassischen Seminar durch Plagiate nur Teilleistungen mit Hilfe von Sekundärliteratur oder Internetquellen unrechtmäßig erworben werden können, ist es im E-Learning-Kontext möglich, ganze Seminare durch Formen unerlaubter Zusammenarbeit zu erschleichen.
Literatur:
Gast, Wolfgang (1989). Lesen oder Zuschauen? Weiterbildung und Medien, 6, S. 30-33.
Schwarzenegger, Christian/ Wohlers, Wolfgang (2006). Plagiatsformen und disziplinarrechtliche Konsequenzen, unijournal, 4, S. 3. plagiat.htw-berlin.de [Zugriff: 01.08.2010]
Schwarzenegger, Christian/Wohlers, Wolfgang (2006). Plagiatsformen und disziplinarrechtliche Konsequenzen, unijournal, 4, S. 3. plagiat.htw-berlin.de [Zugriff: 01.08.2010]
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Jan Boelmann, Maximilian Reinsch
Beitrag als PDFEinzelansichtCornelia Hoffmann, Cillie Rentmeister, Caroline Salzmann, Manuel Zeh unter Projektmitarbeit von Dajana Heß und Daniel Frede: Erstmal die Wände hoch: Geocaching in Erfurt
Die Idee des Geocachings war im Jahr 2005 gerade fünf Jahre alt, da regte bereits focus Schule zur GPS-gelenkten Schatzsuche mit Schulklassen an und gab auch gleich praktische Tipps. Schon damals war klar: Diese Idee, dieses Medium ist fantastisch gestaltbar und „pädagogisch wertvoll“. Im Sommersemester 2010 begab sich ein Projektteam aus fünf Studierenden der FH Erfurt ziemlich theorielos, aber hoch motiviert auf das neue Terrain.
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Autor: Cornelia Hoffmann, Cillie Rentmeister
Beitrag als PDFEinzelansichtUte Bender: „Aber bitte mit Unterhaltung"
Kochsendungen werden auf vielen Kanälen ausgestrahlt. Können sie in ernährungspädagogischer Absicht genutzt werden? Eine explorative Studie mit Jugendlichen des achten Jahrgangs im Raum Karlsruhe deutet an, dass Kochsendungen zur Weitergabe von ernährungsbezogenen Kenntnissen, kaum aber zur Veränderung von Einstellungen oder als Handlungsmodelle einsetzbar sind. Nach Ansicht der Jugendlichen sollten die Sendungen jugendnah und unterhaltsam gestaltet sein, um attraktiv für ihre Altersgenossen zu wirken.
Literatur:
Adema, Paula (2000). Vicarious consumption: Food, television and the ambiguity of modernity. Journal of American & Comparative Cultures, 23, S. 113-124. AWA 2009. Institut für Demoskopie Allensbach. Auf Anfrage erhalten.
Bandura, Albert (2004). Social Cognitive Theory for Personal and Social Change by Enabling Media. In: Arvind Singhal/Michael J. Cody/Everett A Rogers/Miguel Sabido (Hg.), Entertainment-Education for Social Chance. Mahwah, NJ/London: Lawrence Erlbaum Ass. S. 75-96.
Bender, Ute (2009). Medialer Koch-Hype im Spiegel der Ernährungsbildung. In: ErnährungsUmschau 56 (2009), H. 2, S. 80-85.
Bender, Ute (2010). Kochsendungen – eine begrenzte Möglichkeit zur Ernährungsbildung? Veröffentlichung zugesagt. Erscheint in: ErnährungsUmschau, 57.
BMBF 2003, Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hg.) (2003). Bildungsreform Bd 1. Expertise: Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Berlin: BMBF.
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Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Ute Bender
Beitrag als PDFEinzelansichtClaudia Meier-Behr und Thorsten Ziegler: Gefangen in Azeroth
In den Medien wird Computerspielsucht häufig plakativ und einseitig dargestellt, doch gerade die Eltern von Betroffenen stehen oft hilflos vor einem Phänomen, das die nicht einordnen können und mit dem sie nicht umzugehen wissen. Das Jugendhilfswerk Freiburg e. V. bietet hier Hilfe an, indem es durch Aufklärung und Gespräch zu vermitteln sucht.
Literatur:
Bergmann, Wolfgang/Hüther, Gerald (2008). Computersüchtig – Kinder im Sog der modernen Medien, Weinheim und Basel, Beltz Verlag.
Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V. www.biu-online.de.
Grüsser, Sabine M./Thalemann, Ralf (2006). Computerspielsüchtig? – Rat und Hilfe. Bern: Verlag Hans Huber.
Grüsser, Sabine M./Thalemann, Carolin N.(2006). Verhaltenssucht – Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Verlag Hans Huber.
Lischka, Konrad (2002). Spielplatz Computer – Kultur, Geschichte und Ästhetik des Computerspiels. Hannover: Verlag Heinz Heise GmbH & Co. KG.
Schelske, Andrea (2007). Soziologie vernetzter Medien – Grundlagen computervermittelter Vergesellschaftung. In Herczeg, Michael (Hrsg.), Lehrbuchreihe Interaktive Medien. München, Wien: Oldenbourg Verlag.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Claudia Meier-Behr, Thorsten Ziegler
Beitrag als PDFEinzelansichtAndrea Geisler und Sandra Boltz: Wissen nutzen – Wissen vermehren
Das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) hat ein zentrales Online-Serviceportal mit gebündelten Informationen über das Lehramtsstudium konzipiert, um den Lehramtsstudierenden die Orientierung an der Universität Duisburg-Essen und das Studium zu erleichtern. In merz 5/2008 haben die Autorinnen skizziert, wie sich der Prozess von der Bedarfsanalyse bis zum Start des LehramtsWikis gestaltete. Der Fokus liegt nun auf der Weiterentwicklung des LehramtsWikis sowie auf der Erhebung des Nutzungsverhaltens.
Literatur
Berlinger, Donatus (2008). Aktive Beteiligung und Verbindlichkeit bei E-Lernaktivitäten in Foren und Wikis. www.aeb.ch/newsletter_template/pdf/Beteiligung.pdf [Zugriff 27.05.2010].
Boltz, Sandra/Geisler, Andrea (2008). Das LehramtsWiki an der Universität Duisburg-Essen. Der Ausweg aus dem Dschungel der Informationen? – Ein Erfahrungsbericht. merz 54/5, S. 65-70.
Frost, Ingo (2006). Das Wikipedia-Phänomen. Zeitschrift Wissensmanagement 8. S, 51-53.
Moskaliuk, Johannes/Kimmerle, Joachim (2008). Wikis in der Hochschule – Faktoren für den erfolgreichen Einsatz. www.eteaching.org/didaktik/kommunikation/wikis/08-11-19_Moskaliuk-Kimmmerle_Wikis.pdf [Zugriff 27.05.2010)].
Nielsen, Jakob (2006). Participation Inequality: Encouraging More Users to Contribute. In: Jakob Nielsen’s Alertbox, October 9. www.useit.com/alertbox/participation_inequality.html [Zugriff 17.05.2010]
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Andrea Geisler, Sandra Boltz
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medienreport
Daniela Hilkert: Sicher in sozialen Netzwerken
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in sozialen Netzwerken. Dieser selbstverständliche Umgang in der alltäglichen Kommunikation kann jedoch auch mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden sein. Denn die meisten Userinnen und User gehen sehr offen und sorglos mit ihren privaten Daten und Fotos um. Einstellungen, welche die Selbstdarstellung im Netz einschränken, werden oft nicht genutzt, da sie unbekannt sind.
Um Heranwachsende hinsichtlich dieser Problematik zu stärken, entwickelte Schulen ans Netz e. V. das Lernangebot Soziale Netzwerke – Sei sicher dabei! für junge Erwachsene. Das Angebot befindet sich auf qualiboXX, dem Portal für Berufs- und Ausbildungsvorbereitung von Schulen ans Netz e. V. unter www.qualiboxx.de und soll Heranwachsende in berufsvorbereitenden Maßnahmen für die Themen „Positive Darstellung in sozialen Netzwerken“, „Gezielter Schutz eigener Daten“ und „Rechte anderer Userinnen und User“ sensibilisieren und somit eine reflektierte Nutzung von sozialen Netzwerken ermöglichen.
Die Userinnen und User begleiten in dem Lernangebot die beiden Jugendlichen Sabrina und Kemal beim Anmelden bei einem sozialen Netzwerk. Dabei erklärt Kemal Sabrina und den Lernenden verständlich den Einstieg in eine Online-Community – hier am Beispiel des Netzwerkes schülerVZ. Das Angebot ist in die drei Kapitel Einstieg, Profil und Verantwortung mit je sechs Inhaltsseiten und sechs bis acht Übungen in Form eines Wissenstestes untergliedert. Zu den vermittelten Inhalten gehört der Anmeldevorgang mit der Wahl eines Passwortes und der Erläuterung von Begriffen wie AGBs und Datenschutzerklärung. Die Erstellung eines Profils mit der Thematisierung der Problematiken des Profilbildes, dem Anlegen eines Fotoalbums und der Nutzung der Pinnwand. Ebenso werden verantwortliches Handeln und die Spielregeln im Netz mit den Bereichen Datenschutz, Netiquette und Urheberrecht vermittelt.
In dem zur Verfügung gestellten Wissenstest werden die Lernenden aktiv angesprochen, denn auch Freunde wie Elena und Andrej möchten Mitglied bei schülerVZ werden und brauchen wertvolle Tipps. Jeder Block endet mit Wissensfragen in Form von Multiple-Choice-Fragen oder Satzergänzungen, die sich streng an den Stoff des Kapitels halten. Die Auswertung erfolgt direkt im Anschluss an die Beantwortung der Frage und gibt eine kurze Erklärung. Durch die gleichzeitige direkte Anwendung des Gelernten und die ansprechende und realistische Aufmachung beispielsweise durch Screenshots verspricht das Angebot einen hohen Lernerfolg. Zusätzliche kleine Infoboxen, die weitere Hintergrundinformationen bereitstellen und ein ausführliches Glossar ergänzen das Lernangebot. Auf dem Portal befinden sich ebenfalls weiterführende Informationen und Links für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Lehrkräfte. Leider ist das Angebot nicht offen zugänglich. Die Durchführung des Lernangebotes setzt eine Anmeldung auf dem Portal voraus. Diese Hürde ist ein Manko, da interessierte Schülerinnen und Schüler das Angebot nicht eigenständig ohne Freischaltung nutzen können.
Auch verschiedene soziale Netzwerke haben die Wichtigkeit der Aufklärung ihrer Nutzerinnen und Nutzer verstanden und bieten hier Hilfestellung an. Beispielsweise veröffentlichte das soziale Netzwerk wer-kennt-wen zum diesjährigen Safer Internet Day am 8. Februar 2011 den Leitfaden „Tipps zur Sicherheit auf wer-kennt-wen“.Der ansprechende im Comic-Stil gehaltene Leitfaden richtet sich vor allem an junge Nutzerinnen und Nutzer und veranschaulicht in einfachen Worten mögliche Gefahren.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Daniela Hilkert
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniela Hilkert: Gefangen im virtuellen Raster
Das Science-Fiction-Abenteuer Tron: Legacy ist eine Fortsetzung des Films Tron aus dem Jahre 1982 und läuft seit Ende Januar in den deutschen Kinosälen. Doch nur wenigen Kinogängern und -gängerinnen wird bekannt sein, dass es sich bei dem Film um die Fortsetzung eines Klassikers handelt. Denn die Fortführung der Geschichte schafft es, einen unabhängigen Film zu erschaffen. Der Spieleentwickler Kevin Flynn, der wie auch im ersten Teil von Jeff Bridges gespielt wird, ist seit 20 Jahren gefangen in seiner selbst geschaffenen, virtuellen Welt. Sein Sohn Sam (Garrett Hedlund) bekommt über Alan Bradley (Bruce Boxleitner) eine Nachricht von seinem Vater übermittelt. In der alten Spielhalle seines Vaters stößt Sam auf ein Labor und wird in das virtuelle Raster gezogen. Nun beginnt ein spannender Kampf, denn in der Welt von Tron haben sich die Programme weiterentwickelt und Clu, das Abbild von Kevin Flynn, möchte die Weltherrschaft an sich reißen. Gemeinsam mit Quorra (Olivia Wilde) begibt sich Sam auf eine gefährliche Reise, in der es wie in der realen Welt plötzlich um Leben und Tod geht.
Viele Filmfans freuten sich auf den Kinostart des heiß ersehnten 3D-Kinohighlights des Winters. Freuten sich auf nie gesehene Computereffekte, Animationen, Musik, geschrieben von Daft Punk, und eine in den Bann ziehende Handlung. Doch beim Verlassen des Kinos sind bei den Zuschauerinnen und Zuschauern nur vereinzelt strahlende Augen zu sehen. Denn die Fortsetzung erreicht lange nicht das, was Tron im Jahre 1982 schaffte. Ein Film, der damals mit seinen Special-Effects alles andere übertraf. Die Möglichkeiten der Filmbranche haben sich weiterentwickelt und so sind die Erwartungen des Kinopublikums nicht leicht zufriedenzustellen. Trotzdem sind die Effekte der digitalen Welt, der Lichträder und atemraubenden Kämpfe mit Identitätsdiskursen auf hohem Niveau, ansprechend und actionreich computeranimiert und durch die Musik vom Elektro-Duo Daft Punk bestens untermalt.
Gute Effekte alleine reichen leider jedoch nicht aus und so ist die ‚belanglose’ Story ein großer Schwachpunkt des Filmes. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Vater-Kind-Beziehung zwischen Sam und Flynn. Allerdings ist diese nicht mitreißend und tritt so leider neben den Effekten eher in den Hintergrund, anstatt die Emotionen der Zuschauenden zu wecken. Der Film bekam eine FSK 12-Freigabe, die durchaus gerechtfertigt ist, da jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer aufgrund der undurchsichtigen Handlung dem Film nicht folgen könnten und auch durch die gewalthaltigen Kämpfe, in denen es für die Protagonisten um Leben und Tod geht, verängstigt werden. Das Game Over in der digitalen Welt ist das Aus für den Spieler oder die Spielerin in der Realität. Die Schwierigkeit ist es, Realität und Computerspiel auseinanderzuhalten. Die Grenzen verschwimmen, was auch eindeutig von Regisseur Joseph Kosinski gewollt ist.
Für Heranwachsende besonders interessant sind natürlich die dazugehörenden Computerspiele wie beispielsweise Tron: Evolution, ein Actionspiel für die Play Station 3 oder die Xbox360, in dem man sich in einem digitalen Universum unterwegs auf Lichträdern durchkämpfen muss. Auch mit dieser Ergänzung scheint Disney kein Trumpf gelungen zu sein, doch davon sollte sich jeder selbst sein eigenes Bild machen und dem rasanten Abenteuer die Chance geben, sich in das virtuelle Raster der digitalen Welt ziehen zu lassen.
Daniela Hilkert
Tron: Legacy (2010)
Regisseur: Joseph Kosinski
Schauspieler: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner, James Frain und Beau Garrett
FSK 12
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Daniela Hilkert
Beitrag als PDFEinzelansichtSonja Rehbein: Das vierte Fragezeichen
Die drei ??? – Das Quiz, United Soft Media Verlag GmbH, PC CD-ROM, 11,97 €.
„Packende Quiz-Spannung bei Rätseln und Aufgaben rund um die Welt der drei Kultdetektive“, das verspricht das PC-Quiz allen Fans der Drei ??? . Die Spielenden bewerben sich als Assistenz-Detektive in Rocky Beach und müssen beweisen, dass sie der Zusammenarbeit mit den Drei ??? würdig sind. Erst dann dürfen sie den Drei ???und Inspektor Cotta bei der Jagd auf Victor Hugenay, den berühmt berüchtigten Kunstdieb und Dauerkontrahenten der Drei ???, helfen. Um sich als gewiefter Detektiv auszuweisen, müssen vier ‚Meisterfragen‘ gelöst werden, die an den unterschiedlichsten Stellen in Rocky Beach verteilt und mit einer Fahne gekennzeichnet sind. Die fiktive Küstenstadt wird mittels eines Spielplans dargestellt, auf dem sich die Amateurdetektive schrittweise bewegen können. Als Spielfigur kann anfangs entweder Justus, Peter oder Bob gewählt werden. Wer allerdings glaubt, von einem der Drei ??? oder Inspektor Cotta, der immer am unteren linken Rand zu sehen ist, Hilfe zu bekommen, hat sich geirrt.
Um sich mit seiner Spielfigur fortbewegen zu können, muss das kompassähnliche Symbol im rechten oberen Bildrand angeklickt werden, welches dann eine Zahl zwischen eins und drei angibt. Diese Zahl beschreibt den Radius, in dem sich die Spielfigur auf dem Spielplan bewegen darf. Um gehen zu dürfen, muss jeweils eine Quizfrage beantwortet werden, die nicht von schlechten Eltern ist. So muss man beispielsweise Buch- oder Kassettencover der jeweiligen Drei ???-Folge zuordnen, eine Hörprobe identifizieren und den passenden Titel dazu ermitteln oder aber eines der Minispiele lösen. Diese Aufgaben haben meist eine sehr knappe zeitliche Begrenzung, die teilweise zum Problem werden kann und kein längeres Nachdenken erlaubt. Es gibt auch ‚normale‘ Quizfragen ohne Zeitlimit. Hier geht es oft um detaillierte Einzelheiten, die sowohl Bücher und Hörspiele, aber auch die beiden Kinofilme, die neu aufgelegten Drei ??? Kids oder DiE DR3i, eine Hörspielserie, die auf der US-amerikanischen Jugendbuchserie The Three Investigators sowie den Drei ??? basiert, betreffen können. Auch vor detaillierten Einzelfragen über die Charaktere, die verschiedenen Autorinnen und Autoren, Synchronstimmen oder Schauspielerinnen und Schauspieler der Kinofilme macht das Spiel nicht Halt.
Um alle Fragen beantworten zu können, müssen die angehenden Detektive entweder eine komplette Bibliothek aller Drei ???-Werke griffbereit haben oder aber über ein enormes Fachwissen gepaart mit einem nahezu meisterlichen Gedächtnis verfügen. Auch ist es von Vorteil, wenn man nicht nur alle Folgen der Serie gehört, sondern auch gelesen hat, denn manchmal tauchen Fragen auf, deren Antworten in keinem Drei ???-Hörspiel, sondern nur in den Büchern Erwähnung finden. Natürlich kommt es vor, dass man eine Frage falsch beantwortet. Das verschlechtert dann nicht nur das persönliche Gesamtergebnis, hier kommt auch Inspektor Cotta wieder ins Spiel. Mit Sprüchen wie „Jetzt denk doch mal nach!“ oder „Ich bin sprachlos vor Entsetzen!“ äußert er dann sehr direkt seinen Unmut über die ‚schlechte‘ Leistung des angehenden Detektivs. Hat man endlich alle ‚Meisterfragen’ gelöst, kann man mit den erworbenen ‚Detektiv-Punkten‘ detektivische Hilfsgegenstände erwerben, die einem bei der späteren Jagd auf Victor Hugenay behilflich seien sollen. Die Jagd auf Hugenay gestaltet sich genau wie die vorangegangene Suche nach den Fähnchen mit den ‚Meisterfragen‘. Hier sollte man seine Schritte allerdings so wählen, dass man dem gesuchten Knstdieb möglichst nahe kommt. Steht man irgendwann mit ihm auf demselben Feld, hat man ihn ‚erwischt‘.
Auch Hugenay hat nur den begrenzten Radius von ein bis drei Schritten zur Verfügung. Wann er allerdings wie viele Schritte macht, ist nicht ersichtlich. Hat man den berüchtigten Kunstdieb und Dauerwidersacher der Drei ??? dann dingfest gemacht, wird der persönliche Highscore ermittelt und die Tauglichkeit als Detektiv geprüft. Dies geschieht anhand der Zeit und der Fragen, die der ‚Detektiv‘ gebraucht hat, um ans Ziel zu gelangen. War die benötigte Zeit zu lang, oder wurden zu viele Fragen falsch beantwortet, wird die Spielerin oder der Spieler als ‚zu schlecht‘ befunden und nicht in das Detektivteam aufgenommen. Ist dies der Fall, wird das der Juniordetektivin oder dem Juniordetektiv von Inspektor Cotta durchaus ucharmant gesagt. Für ganz Eifrige besteht auch die Möglichkeit, den persönlichen Highscore im Internet mit anderen zu vergleichen.
Auch wenn das Spiel ohne Altersbegrenzung freigegeben ist, heißt das nicht, dass es für Kinder aller Altersstufen geeignet ist – im Gegenteil. Insgesamt ist die Handhabung des Spiels teilweise problematisch, da die Menüführung nicht selbsterklärend und teilweise unübersichtlich ist. Dieser Umstand weist das Spiel, besonders für Kinder unter zwölf Jahren, als ungeeignet aus. So ist beispielsweise von Anfang an nicht ersichtlich, wo das momentane Spiel gespeichert werden kann. Schließt das Kind die Spieloberfläche versehentlich, wird nicht darauf aufmerksam gemacht, dass das Spiel gespeichert werden muss, da sonst alle erspielten Punkte verloren gehen. Zu Beginn des Quiz‘ wird der Spielerin oder dem Spieler zwar auf Wunsch der Verlauf des Spieles erklärt, während des Spiels besteht aber keine Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, wenn man etwas nicht verstanden hat – eine Hilfefunktion gibt es nicht. Die Informationen beziehen sich außerdem ausschließlich auf den ‚Inhalt‘ des Spiels, nicht aber auf die Handhabung oder die Menüoptionen. So kann auf dem Spielplan auch nichts angeklickt werden, das helfen würde, Fragen zu beantworten oder den richtigen Weg zu finden. Eine Spielanleitung ist ebenfalls nicht vorhanden.
Die zugrundeliegende Coverstory ist ferner sehr dürftig. Zwar wird anfangs erklärt, was der Auftrag ist und warum die ‚Meisterfragen‘ beantwortet werden müssen, während des eigentlichen Spiels ist davon aber nicht mehr viel zu bemerken. Auch die Kommentare, die Inspektor Cotta vom Spielfeldrand verlauten lässt, werden schnell einseitig. Neben den eigentlichen Quizfragen müssen immer wieder Minispiele, die aus Gedächtnisaufgaben, Suchbildern und ‚Dechiffrieraufgaben‘ bestehen, gelöst werden.
Diese wiederholen sich aber häufig und werden mit der Zeit langweilig. Insgesamt ist das Quiz eine nette Unterhaltung für Drei ???-Fans, die allerdings schnell ihren Reiz verliert. Für Kinder unter zwölf Jahren ist das Drei ??? -Quiz nicht geeignet, da das geforderte Fach- und Überblickswissen über die drei Kultdetektive beträchtlich ist und von jüngeren Kindern kaum aufgebracht werden kann.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Sonja Rehbein
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniela Hilkert: Medienpakete zum Thema Gewalt
Programm polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. (2009). Abseits. Medienpaket. Stuttgart. Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V.
Günther Gugel. (2011). Medien und Gewalt. Problemfelder und Handlungsmöglichkeiten. Praxisbox. Tübingen.
Playstation, Internetzugang, Handy – so sieht der heutige Alltag der meisten Kinder und Jugendlichen aus. Besitzen sie kein eigenes Gerät, so zumindest oft die Möglichkeit, sich Zugang zu verschaffen. Neben den vielen Vorzügen der sogenannten neuen Medien und positiven Inhalten bieten diese auch Zugang zu gewalthaltigen Darstellungen, denen Kinder oft schutzlos ausgesetzt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass mittlerweile nicht mehr nur Eltern die Vermittlung von Medienkompetenz als wichtiges Erziehungsziel ansehen, sondern auch die Schule ihre wichtige Aufgabe erkannt hat. Es finden sich zahlreiche Medienpakete und Arbeitsmaterialien zu den Themen Medien und Gewalt, sei es direkt zu in den Medien vermittelte Gewalt oder zur Gewaltprävention, die medial vermittelt wird. Nachfolgend sollen zwei Materialien vorgestellt werden, die sich nicht nur für den Einsatz im Unterricht eignen, sondern auch in der offenen Jugendarbeit eingesetzt werden können.
Abseits ist ein Gewaltpräventionspaket für Schülerinnen und Schüler ab neun Jahren. Das Medienpaket bestehend aus einer DVD mit sechs Filmsequenzen zu erschiedenen Formen der Gewalt und einem Filmbegleitheft, legt den Schwerpunkt auf Aufklärung und Opferschutz. Es sollen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, sowie das Helfer- und Zeugenverhalten bei Opfern aktiviert und die Empathie gefördert werden. Die einzelnen Filmsequenzen dauern je drei bzw. fünf Minuten und behandeln die Themenschwerpunkte verbale Aggression, Mobbing, körperliche Aggression, Sachbeschädigung – Graffiti und Erpressung – Abzocken.
Im Jahre 2009 wurde das Medienpaket aktualisiert, das heißt angeglichen „an aktuelle Entwicklungen jugendtypischer Gewaltphänomene“ (Filmbegleitheft, S. 5) und um eine neue Filmepisode zumThema Handygewalt, dem sogenannten „Happy-Slapping“ erweitert. Die Filmsequenzen können als Film im Ganzen oder einzeln präsentiert werden. Die Kurzfilme sind sehr realitätsnah aus dem Schulalltag von Kindern und Jugendlichen gegriffen, dementsprechend regen sie die Betrachterinnen und Betrachter an, sich mit dem Geschehen intensiv auseinanderzusetzen. Die jugendaffine Aufmachung mit der Verwendung altersentsprechender Sprache, ‚cooler‘ Hintergrundmusik und den spannenden Schnitten unterstützt diese Wirkung. Verantwortlich ist das Programm polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Die ergänzte Episode zum Thema Handygewalt wurde mit Unterstützung des Informationszentrums Mobilfunk produziert. Das praktische, eher kurz gehaltene Begleitheft richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer und bietet zu jedem Themenschwerpunkt allgemeine Zielsetzungen, Konzepte, Lernziele und stellt eine mögliche Unterrichtsumsetzung vor. Das Begleitheft rät, bei einer eher kognitiven Auseinandersetzung mit den Themenkomplexen circa zwei Stunden zur Bearbeitung der Inhalte einzuplanen. Allerdings können die Unterrichtseinheiten erweitert werden, wenn „die Umsetzung der Konzepte (Kommunikationstraining, Selbstbehauptungstraining et cetera) intensiv und unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung von Handlungs- und sozialen Kompetenzen und deren Umsetzung in zukünftigen relevanten Situationen geschieht“ (Filmbegleitheft, S. 6).
Das Paket bietet somit eine gelungene Orientierung für Lehrerinnen und Lehrer, da zwar ein Rahmen für die Verwendung der Materialien vorgeschlagen wird, dieser aber nicht zwingend eingehalten werden muss und so Freiraum für den Einsatz bietet. Zusätzlich enthält das 18-seitige Programmheft, welches der DVD beigefügt ist und auch im Internet frei zur Verfügung steht, Tipps für Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Handygewalt mit wertvollen Links und vorgedruckte Elternbriefe in deutscher, türkischer und russischer Sprache. Die Elternbriefe sollen das Thema weiter in die Öffentlichkeit bringen, Informationen über das Projekt geben und gleichzeitig die Eltern bestärken. Interessant ist auch die Bastelanregung, ein Würfel zum Ausschneiden, der zentrale Botschaften vermittelt wie „Was Gewalt ist, entscheidet das Opfer“ (Filmbegleitheft, S. 29) und eine freie Seite für persönliche Statements bereithält. Die ‚kleine Basteleinheit‘ kann gut in den Unterricht integriert werden. Der Hintergedanke ist klar ersichtlich, allerdings bleibt offen, ob man die Zielgruppe, die das Paket erreichen möchte, von der ‚Auflockerung‘ begeistern kann.
Für Pädagoginnen und Pädagogen sehr hilfreich ist das für das eher dünne Begleitheft ausführliche Literaturverzeichnis. Hier finden sich zahlreiche, gut gegliederte Literaturangaben, die ergänzend bearbeitet werden können und eine weitere Vertiefung in das Thema Gewaltprävention erlauben. Heutzutage dürfen auch wertvolle Internetseiten nicht fehlen, entsprechende Links finden sich am Ende des Heftes. Die Praxisbox Medien und Gewalt des Instituts für Friedenspädagogik Tübingen e. V. beschäftigt sich im Gegensatz zum Medienpaket Abseits nicht mit realer Gewalt auf den Schulhöfen, sondern mit den Problemfeldern und Handlungsmöglichkeiten von Medien, speziell Fernsehen, Video, Internet und Computerspiele. Die Praxisbox möchte jedoch einen Bezug der medialen Gewalt zur realen Gewalt, welcher Kinder und Jugendliche im Alltag ausgesetzt sind, herstellen. Bereitgestellt werden ausgewählte Materialien und didaktische Zugänge für verschiedene Bildungsinstitutionen. Im Vordergrund steht der eigene produktive Umgang mit den verschiedenen Medien. Neben einem Booklet mit wichtigen Hintergrundinformationen über Gewalt in Bildschirmmedien, bieten klar gegliederte Materialien unter anderem zu den Themen Mediennutzung, Gewalt in Medien, Computerspiele, Darstellungsformen, Probleme und Risiken im Internet oder Umgang mit Gewalt in Medien Tipps und Möglichkeiten für den direkten Praxiseinsatz. Die Jugendlichen werden beispielsweise aufgefordert, ein eigenes Medienprotokoll zu erstellen oder sie werden mit einem Facebookprofil konfrontiert, welches die Gefahren der Onlinepräsentation zeigen soll. Zusätzlich enthält die Praxisbox 30 Bildkarten, die Werbeplakate aus den Bereichen Film, Computerspiele und Fernsehen seit den 1950er Jahren zeigen. Gewalt in den Medien ist also kein neues Thema. Bei der Diskussion über Merkmale und Unterschiede sind hitzige Debatten vorprogrammiert. Auf der Rückseite der Bildkarten finden sich Texte, die konkrete Situationen des Umgangs mit Medien schildern und eine eigene Stellungnahme fordern.
Der Einsatz der Karten ist erst in höheren Klassen empfehlenswert, allerdings eignen sich diese sehr gut, um Diskussionen anzuregen und den eigenen Standpunkt beispielsweise zu den Themen Privatsphäre im Internet oder Computersucht zu ergründen. Das Booklet beschreibt eine mögliche Umsetzung in der Praxis. Eine CD-ROM bietet ultimediale Zugänge und Quellenmaterialien, Filmbeispiele oder Interviews für die Praxis und den Filmkatalog von Cinema of Peace, der Filme für den Schulunterricht einstuft und beschreibt. Auch für die Arbeit mit der CD-ROM gibt es im Booklet Vorschläge. Die Vorteile der Praxisbox liegen eindeutig in den umfangreichen didaktischen Zugängen und Möglichkeiten für den Einsatz in der Praxis. Beide kostenlosen Materialien sind empfehlenswert, um im Unterricht oder in der offenen Jugendarbeit das Thema „Medien und Gewalt“ zu thematisieren. Wichtig ist, dass man sich als Pädagogin oder Pädagoge über seine genaue Zielsetzung aber auch seine eigenen Vorkenntnisse bewusst wird. Die Praxisbox Medien und Gewalt bietet zwar einen guten Einstieg mit wichtigen und ausführlichen Informationen zum Thema, lässt allerdings in der didaktischen Umsetzung viel Spielraum. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Materialien ist Voraussetzung. Im Gegensatz zu dem eher vorstrukturierten Medienpaket Abseits, welches neben klaren Zielsetzungen, Konzepten und Lernzielen sich sehr gut auch für ‚Neulinge‘ im Bereich der Medienarbeit eignet.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Daniela Hilkert
Beitrag als PDFEinzelansichtElisabeth Jäcklein-Kreis: Spiel, Spaß und Ärgernis mit dem ‚klügsten Stift der Welt‘
tiptoi® Stift, Ravensburger, 34,99 €, (Im Lieferumfang: Stift, USB-Kabel, ausführliche Bedienungsanleitung), ab 4 Jahre Tiptoi Globus Puzzleball, Ravensburger, 49,99 € (Im Lieferumfang: Globus; Stift muss separat erworben werden.), ab 8 Jahre, 96 Teile
96 kleine Plastikstücke liegen vor mir auf dem Tisch verstreut. Sie sind bilderbuch-pastellfarben bemalt und alle ein bißchen verbogen und verdellt. Daneben ein oranges Plastik-Gerät, das entfernt an eine Karotte, noch entfernter an einen adipösen Kugelschreiber erinnert. Außerdem verschiedene, undefinierbare Plastikteilchen in allen Größen, Farben und Formen. Beim Anblick des chaotischen Kunststoff-Berges beschleicht mich langsam Hilflosigkeit und das Gefühl, vier Jahre alt zu sein und gerade das große tausend-Teile-Puzzle über den Esstisch geschüttet zu haben: Nur mit Mühe kann ich dem Drang widerstehen, laut und weinerlich „Papaaa“ zu rufen. Leicht resigniert werfe ich nach einigen Anläufen, Ordnung in den Tumult zu bekommen, schließlich meine Trial-and-Error-Ambitionen über Bord und ziehe ergeben die mitgelieferte Bedienungsanleitung aus dem Karton. tiptoi® – Der klügste Stift der Welt brüllt mir die Packung dabei entgegen und ich frage mich, ob der klügste Stift der Welt wohl auch den klügsten Bediener der Welt erfordert.
Doch die Überraschung folgt auf dem Fuß: Als ich derart eingeschüchtert beginne, in der Hochglanz-Anleitung zu blättern, erwarten mich keine aus dem Japanischen übersetzten Grammatik-Ungeheuer, sondern eine nett gestaltete Einführung, die mir schnell eine wahre Ballsaal-Beleuchtung aufgehen lässt. Und dann kann die Bastelstunde losgehen: zwei Plastik-Kärtchen fungieren als Vorlage, die anderen Teile setzen sich nach und nach zu einem Globus zusammen, auf dem mich in bunten Farben nicht nur die Kontinente, sondern auch Schmankerln wie in den jeweiligen Ländern beheimatete Tiere sowie eine tiptoi-Bedientafel anstrahlen. Die Hartplastik-Karotte wird mit einigem Geschraube und Geziehe und zwei kleinen Batterien zum Leben erweckt und fertig ist das ‚audiodigitale Lernsystem‘, die allerneueste Innovation aus dem Hause Ravensburger. Mein kluger Stift begrüßt mich mit einem fröhlichen Dreiklang, lässt sich per USB- und Internet-Verbindung mit dem nötigen Wissen füttern (denn natürlich gibt’s den tiptoi nicht nur für den Globus, sondern für zahlreiche andere Bücher, Puzzles und Lernspiele) und wünscht mir dann viel Spaß mit meinem neuen Globus. Noch etwas skeptisch beginne ich, wahllos auf Länder und Meere zu tippen und mir von der etwas blechernen Stift-Stimme Ländernamen aufsagen zu lassen, die ich auch lesen könnte. Meine Versuche, die Stimme im Stift durch völlig planloses Tippen zu ärgern, scheitern natürlich und sind auf Dauer auch nicht sehr kurzweilig – das hätte mir aber sicher auch ein Vierjähriger sagen können und der befindet sich, im Gegensatz zu mir, an der Untergrenze der Altersempfehlung für den tiptoi. Also schlage ich eben doch wieder die Anleitung auf und lerne nun, was es mit den beiden silbernen Tafeln auf sich hat, die im Paket dabei sind: Die darauf eingezeichneten kleinen Formen und Zeichen fungieren sozusagen als Mittler zwischen intellektuellem Stift und wissbegierigem Anwender. So bringt man das orange Superhirn etwa durch Klick auf eine Art Skyline dazu, statt Ländernamen nunmehr Hauptstädte auszuspucken. Ein Tip auf ein Mund-Symbol beschert hernach Informationen über die Sprache des jeweiligen Landes, außerdem hält der Stift Wissen zu Fläche, Zeitzone, Geografie, Tieren, aber auch „Interessantes“ bereit.
Nach und nach lerne ich so kluge Dinge wie „Dieses Land heißt Marokko“, „Finnland hat 5.300.000 Einwohner“, „Kolumbien hat 1.140.000 m2“, „Die Hauptstadt von Kanada ist Ottawa“, „Eine der einzigartigsten Landschaften der Welt befindet sich an der Nordseeküste und ist 2009 zum Weltkulturerbe ernannt worden: das Wattenmeer“. Zwar hätte der Stift mit seiner etwas freudlosen Stimme vermutlich wenig Chancen als Radiosprecher, aber die Informationshäppchen sind kurz und prägnant, so dass man wirklich etwas erfahren kann. Dennoch braucht es wohl eine ausgeprägte Geografie-Affinität oder wahlweise herannahende Probearbeiten in der Schule, um tatsächlich die Motivation aufzubringen, länger als drei Minuten damit zu verbringen, sich Fakten über aller Herren Länder vor die Füße bzw. die tippenden Finger schmeißen zu lassen. Auch hier kann das Plastik-Wunderwerk aber Abhilfe schaffen und bietet vier verschiedene Spiele an, die je einer bis vier Spieler gemeinsam bestreiten können. In kleinen Variationen sind sie alle Schnelligkeits-Memorys, es gilt, vor dem Gegner Länder, Tiere oder Städte zu finden. Als Gegenspieler können entweder Freundinnen und Freunde herhalten oder – sollten solche gerade nicht greifbar sein – auch der unschlagbare Stift. Der ist zwar – im Gegensatz zu echten Antagonisten –unermüdlich und ein äußerst guter Verlierer, irgendwie ist er mit seiner blechernen Besserwisserei dann aber doch nicht der Gesprächspartner, den ich mir für lange Abende bei Kerzenschein und Rotwein wünsche. Und als ich mich daher von ihm verabschiede, schenkt er mir einen ebenso freudigen Dreiklang wie zur Begrüßung. Er wird mich wohl auch nicht vermissen.
Was bleibt zum Schluss meines Intermezzos mit dem schlauen Gerät? Spaß hat es definitiv gemacht. Der Globus ist schön und liebevoll gestaltet, der Aufbau herausfordernd aber auch spaßig. Kinder brauchen definitiv Hilfe dabei, sowohl kognitiv als auch in Form von Muskelkraft, denn die harten Teile halten zwar für immer, wenn sie einmal am richtigen Platz sind, müssten dorthin aber erst gezwungen werden. Auch die Bedienung ist durchaus reizvoll, der tiptoi hat den „Aha“-Effekt definitiv auf seiner Seite und besticht durch seine Andersartigkeit: Sich einen Globus, ein Bilderbuch oder Ähnliches von einem sprechenden Stift erklären lassen – das will jeder mal probieren. Natürlich ist es unter Umständen auch sinnvoll: Als Geografie-Nachhilfe, um Kindern ein langweiliges Thema ‚peppig‘ zu verkaufen, wenn gerade niemand Zeit hat … Und doch: Nach der ersten Faszination bleibt das langweilige Thema eben doch langweilig, auch wenn es von einem orangen Stück Plastik präsentiert wird. Und nach der ersten Testrunde sind sicher auch Spielkameraden aus Fleisch und Blut auf Dauer reizvoller, als der kleine artifizielle Besserwisser.
Obendrein lässt sich die innovative, digitale Vorleseoma stolz bezahlen: 34,99 Euro muss man für den Stift berappen, die passenden Produkte kommen obendrauf – im Fall Globus wären das 49,99 Euro. Für den Preis kann man die echte Oma schon fast in einen Zug setzen, anreisen lassen und ihr Kaffee und Kuchen spendieren. Bei ihr darf man beim Bilderbuch-Blättern dann nämlich auf einem Schoß sitzen, kann sich interessante Geschichten erzählen lassen und auch mal zurück fragen, kann ganz ohne digitale Unterstützung Memory spielen mit einem Gegner, der nicht auf gewonnene wie verlorene Züge mit gleich bleibendem Phlegma reagiert – und am Ende knipst sie noch das Licht aus und sagt nett „gute Nacht“ statt „Ding Dang Dong“.
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
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publikationen
Klausegger, Isabella (2009). HipHop als subversive Kraft. Zur Konzeption von Machtverhältnissen und deren Dynamik in den Cultural Studies, Wien: Löcker Verlag, 319 S., 24,80 €.
Mit einem anregenden, aufschlussreichen und zur Lektüre motivierenden Titel für die dann folgende Studie setzt Isabella Klausegger an ihre Arbeit selbst hohe Maßstäbe. Leider wird sie ihnen trotz eines ausgedehnten Texts schließlich nicht gerecht. Die Argumentation kommt zu weitschweifig, zu unfokussiert und zu ungenau daher, als dass man nach der Lektüre den Eindruck gewonnen hätte, über das Phänomen HipHop wissenschaftlich mehr erfahren zu haben. Zwar bettet die Autorin ihre Frage in den derzeit gängigen Diskurs um Jugend und Jugendkulturen, Popularkulturen und Kommerzialisierung durchaus ein. Aber bereits das Motto ihres Buchs verrät ihre normative Position („Ein Tribut an den HipHop”, S. 13).
Im Verlauf der Lektüre beschleicht die Leserin bzw. den Leser dann gelegentlich ein irritierendes Gefühl: Isabella Klausegger trennt nicht zwischen Deskription und Rezeption, Analyse, Verarbeitung und Diskussion sowie Interpretation und Folgerung. Sie unterscheidet ebensowenig einen wissenschaftlichen Duktus von unkritischem, szenenahem Slang. Damit macht sie sich in problematischer Art und Weise gemein mit den zu beschreibenden, den zu analysierenden Sachverhalten. Sie offenbart demzufolge zu ihrem Gegenstand unzureichende Distanz. Dies trübt zwar ihr Urteil, erlaubt jedoch einen engagierten Duktus. Der oft flapsige Sprachstil, anbiedernd-distanzlos und die vielen zu ungenau gefassten Begriffe tragen nicht zur Qualität der Arbeit bei. In der Arbeit fehlen überdies quellenkritische Anmerkungen, was die Beliebigkeit von Quellen und deren unkritische Indienstnahme zur Folge hat.
Gegenüber einem Thema, das eine systematische Betrachtung durchaus benötigen würde, weil es ja darum geht, dem vielfältigen Material gerecht zu werden, es zu ordnen, seine Implikate sichtbar zu machen, erscheint die Autorin über weite Strecken hilflos. Darum häufen sich Wiederholungen und Überschneidungen. Das Fazit am Schluss der Arbeit fällt mit gerade mal zwei Seiten zu kurz aus. Wie geht die Autorin vor? Nach der Einleitung und der Einbettung der Fragestellung widmet sich Isabella Klausegger im dritten Teil den Cultural Studies als einem Forschungsparadigma, diskutiert dann Macht und Machtverhältnisse, bevor sie im fünften Abschnitt den Wurzeln des HipHop in den USA nachgeht und schließlich beim HipHop in Deutschland und Österreich landet. Ein umfangreicher Anmerkungsteil, das Literatur- und das Videoverzeichnis folgen dem knappen Résumée.
Dieser Band ist jenen Leserinnen und Lesern zu empfehlen, die über den Charakter des HipHop mehr erfahren möchten, nicht aber jenen, welche eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem HipHop (und ganz besonders: mit dem HipHop als subversiver Kraft) erwarten. Um diesem Anspruch zu genügen, hätte die Autorin eine weit vertieftere Syntheseleistung zu vollbringen gehabt. Die Argumentationsdichte hätte höher sein müssen. Die Argumentation wäre an vielen Stellen erheblich zu vertiefen gewesen. Insofern verweist diese Dissertation zwar auf die Produktivität einer phänomenologischen Herangehensweise, welche zwar auf der deskriptiven Ebene genügt, die analytischen Aspekte jedoch zu wenig berührt und, was die Folgerungen, die Schlüsse und die Synthese betrifft, deutlich zu wünschen übrig lässt.
Hans-Ulrich Grunder
Basisheft Wochenschau, Ausgabe Nr. 5 September/Oktober 2010: Medien. Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Von Dieter Bohlen bis Richard Nixon, von Medienvielfalt bis Massenmedien – die monatlich erscheinende Zeitschrift Wochenschau des Wochenschau Verlags beschäftigt sich in ihrer neusten Ausgabe Nr. 5 September/Oktober 2010, Sek. I, Basisheft „Medien“ mit wesentlichen Aspekten des gegenwärtigen Mediengeschehens in Deutschland.
Die Wochenschau, die sich als Ergänzung zum Politikunterricht ersteht, richtet sich an Jugendliche, um ihnen in den verschiedenen Ausgaben einen breit gefächerten Überblick sowohl über innenpolitische als auch über weltpolitische Themen und Ereignisse nahezubringen, zum Beispiel in „Was kann die UNO?“, „Arbeitsmarkt in der Krise“ und „Das neue Parteiensystem“. Die Beiträge der Hefte geben Hintergründe kurz und bündig wieder, sind anschaulich und übersichtlich in Farbe aufbereitet. Neben Graphiken und Statistiken gestalten Infokästen, Karikaturen und Fotos die abwechslungsreiche Lektüre. In der neusten Ausgabe werden die jungen Leserinnen und Leser spielerisch, aber fundiert an Themen wie Computersucht und Cyberbulling herangeführt, bekommen durch Fallbeispiele die eigene Lebenswirklichkeit und Gesichtspunkte rund um den Medienkonsum Jugendlicher verdeutlicht.
Darüber hinaus wird ein Blick auf die Medienlandschaft in Deutschland geworfen, welche Medienvielfalt den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung steht und wie die einzelnen Medien zu ergleichen oder zu differenzieren sind. Die Rubrik „Vom Ereignis zur Nachricht“ geht den Tatsachen auf den Grund, indem nachvollzogen wird, wie Nachrichten entstehen, welchen Wert manche Nachrichten haben oder auch nicht, welche Faktoren erfüllt sein müssen, dass ein Ereignis zur Nachricht wird. Es wird aber auch die andere Seite beleuchtet, dass Presse unter Umständen zu weit geht, dass es zu Verunglimpfungen kommen und dies für Betroffene weitreichende und schwerwiegende Folgen haben kann. Zwar besitzt die Presse vor allem politische Aufgaben, aber immer mehr rückt der nterhaltungswert gegenüber den Informationen in den Vordergrund („Politainment“), bis hin zum Phänomen des Sensationsjournalismus. Was allerdings passiert, wenn Presse unfrei ist und zensiert wird, beschreibt ein anderer Beitrag, der die Medien als Vierte Gewalt in den Blick nimmt und die pressepolitische Situation in Russland und Italien darstellt.
Das Basisheft „Medien“ schaut hinter die Kulissen, regt nicht nur zur kritischen Hinterfragung und Stellungnahme an, zum Beispiel bezüglich Formaten wie Deutschland sucht den Superstar, sondern es werden konkrete Projektvorschläge gemacht und Arbeitsblätter zu jedem behandelten Thema zur Verfügung gestellt. Die Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, das Erfahrene umzusetzen und anzuwenden, um beispielsweise eine Tageszeitung und wie sie funktioniert unter die Lupe zu nehmen. Zudem wird für Lehrerinnen und Lehrer eine methodisch-didaktische Anleitung geboten, wie mit dem Heft Unterricht gestaltet werden kann. Die Wochenschau holt wichtige politische Themen, die gerade jungen Leuten oft sehr weit weg und unverständlich erscheinen, anschaulich und spannend in die Lebenswirklichkeit und leistet so einen nützlichen Beitrag zur (politischen) Meinungsbildung jugendlicher Leserinnen und Leser.
Judith Königer
Kümmerling-Meibauer, Bettina/Koebner, Thomas (2010). Filmgenres: Kinder- und Jugendfilm. Stuttgart: Philipp Reclam jun. Verlag. 368 S., 9 €.
Streng genommen gibt es das Genre „Kinderfilm“ überhaupt nicht. Lässt man den Erotikfilm mal beiseite, entstammen die Produktionen für die jüngste Zielgruppe allen Genres: vom Drama über die Komödie sowie dem Fantasy-, Science-Fiction- und Abenteuerfilm bis hin zum Krimi. In den entsprechenden Lexika wiederum werden Werke, die sich an Kinder richten, in der Regel nicht berücksichtigt. Irgendwo dazwischen steckt auch noch der Familienfilm; ganz zu schweigen von Filmen, die eigentlich für Erwachsene produziert worden sind, aber ein großes jugendliches Publikum erreicht haben. Entsprechend verzwickt sind also die grundsätzlichen Überlegungen, wenn man eine Übersicht über die Kinder- und Jugendfilme der letzten hundert Jahre zusammenstellen will, zumal ohnehin jede Leserin und jeder Leser bestimmte Titel vermissen wird. Keine leichte Aufgabe also.
Trotzdem ist den Herausgebern Bettina Kümmerling-Meibauer und Thomas Koebner für ihr Buch aus der Reclam-Reihe „Filmgenres“ eine gute Mischung aus populären Produktionen und anspruchsvollen Nischenfilmen gelungen. Gerade aus deutscher Sicht verwundert jedoch, dass keiner der einheimischen Kinoknüller der letzten Jahre berücksichtigt worden ist, weder die Wilden Kerle noch Die wilden Hühner; dafür kommen Titel vor, die allein ausgesprochenen Kennern des Genres etwas sagen werden (Kes, Walkabout). Zu viele der bis zu acht Seiten langen Besprechungen beschränken sich zudem auf langatmige Inhaltsangaben und verzichten dafür auf analytische und kritische Aspekte. Und was womöglich noch schwerer wiegt: Bei einigen Filmen wird schlicht nicht klar, warum ausgerechnet sie in diesem Lexikon berücksichtigt worden sind.
Tilmann P. Gangloff
Carlsson, Ulla (Hrsg.) (2010). Children and Youth in the digital Media Culture. From a Nordic Horizon. International Clearinghouse on Children, Youth and Media. Yearbook 2010. Göteborg: Nordicom. 251 S., 20 €.
Die neuen Medien wie das Internet haben den Alltag entscheidend geprägt und auch verändert. Man hat Freundinnen und Freunde im Internet, die die Bezeichnung an sich kaum verdienen, die Email läuft dem Brief den Rang ab und verändert damit die Kommunikation, die Sprache. Solche Veränderungen sind in vielen Teilen der Welt zu beobachten, man kann also von einer digitalisierten globalisierten Welt sprechen. Welche Auswirkungen das auf die Kinder und Jugendlichen hat, die in der neuen Medienwelt aufwachsen, untersucht seit einigen Jahren das Clearinghouse on Children, Youth and Media. In dem neuen Jahrbuch Children and Youth in the digital Media Culture richten die Autorinnen und Autoren nun den Fokus auf die nordischen Länder, die zwar mit einer Gesamtpopulation von rund 25 Millionen Menschen nur einen kleinen Teil der Welt ausmachen, sich aber in ihren Medienlandschaften sehr ähnlich sind und im weltweiten Vergleich zu den fortschrittlichsten Ländern gehören, wenn es um Mediennutzung geht.
In verschiedenen Beiträgen werden die Forschungsbemühungen in den einzelnen Ländern aufgegriffen und so ein guter Überblick geboten, der international sicherlich auch zu weiterer Forschung anregen wird. Neben Daten zur generellen Mediennutzung der Heranwachsenden, Definitionsversuchen von zentralen Begriffen wie ‚digital literacy’ und ‚media literacy’ werden die Heranwachsenden auch etwa als Konsumentinnen und Konsumenten in der kommerziellen Welt beleuchtet und die Rolle der Werbung, aber auch Möglichkeiten der Partizipation behandelt. Neben den Chancen und Möglichkeiten, die den Heranwachsenden aus der neuen Medienwelt erwachsen, wird aber auch auf die Gefahren eingegangen, etwa mediatisierte Gewalt oder auch Datenschutz, ebenso wird die Rolle von Computerspielen vielschichtig dargestellt. Für Medien- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ist das Jahrbuch ebenso hilfreich wie für Medienpädagoginnen und -pädagogen aus Forschung und Praxis.
Hartmann, Maren/Hepp, Andreas (Hrsg.) (2010). Die Mediatisierung der Alltagswelt. Wiesbaden: VS. 325 S., 34,95 €.
Die moderne Gesellschaft wird gerne als ‚Informationsgesellschaft’ oder sogar als ‚Mediengesellschaft’ bezeichnet. Angesichts der Allgegenwart von Handy, Fernseher und Internet sind diese Bezeichnungen sicherlich auch nicht ganz unzutreffend, geht diese doch auch einher mit der wachsenden wirtschaftlichen wie auch sozialen Bedeutung von Information.
Vor diesem Hintergrund setzt sich der Sammelband Die Mediatisierung der Alltagswelt mit dem Konzept der Mediatisierung, also der wechselseitigen Beziehung von Medienwandel, Gesellschaftswandel und Kulturwandel auseinander. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln greifen die Autorinnen und Autoren das Konzept auf, das im deutschen Sprachraum vor allem von Friedrich Krotz entwickelt wurde. Diesem ist das Herausgeberwerk als Festschrift auch ausdrücklich gewidmet, was sich etwa in einer besonderen Würdigung dessen Arbeit bereits in der Einleitung sowie einer umfassenden Bibliographie niederschlägt.
Diese Widmung bedeutet aber nicht, dass die Autorinnen und Autoren sich scheuen würden, Krotz’ Konzept auch einmal anders aufzugreifen oder bestimmte Sichtweisen kontrovers zu diskutieren – gerade das macht die Stärke der Publikation aus, die sowohl für Medien-, Kommunikations- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Lehrende und Studierende der Fachrichtungen eine interessante Lektüre ist. Lediglich Einsteigerinnen und Einsteigern in die Thematik wird der Sammelband angesichts des starken theoretischen Schwerpunktes etwas schwerer im Magen liegen.
Hugger, Kai-Uwe/Walber, Markus (Hrsg.) (2010). Digitale Lernwelten. Konzepte, Beispiele und Perspektiven. Wiesbaden: VS. 298 S., 29,95 €.
Digitale Medien sind heute aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken und durchdringen auch zunehmend formelle und informelle Lernprozesse. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das auf das Lehren und Lernen hat und in Zukunft haben wird, wie Lernprozesse durch digitale Welten beeinflusst werden und wie sich dadurch unterschiedliche pädagogische Arbeitsfelder verändern könnten. Kai-Uwe Hugger und Markus Walber versuchen in Digitale Lernwelten Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu finden. Die Beiträge der verschiedenen Autorinnen und Autoren lassen sich dazu in drei Themenbereiche gliedern. So befassen sich die Beiträge im ersten Teil der Publikation mit theoretischen Facetten digitaler Lernwelten. Hier wird also vornehmlich die Bedeutung von digitalen Lernwelten mit Blick auf ausgewählte theoretische Perspektiven oder Fragestellungen analysiert, etwa im Zusammenhang mit einer neuen Perspektive der pädagogischen Beschäftigung mit Computerspielen, der Notwendigkeit begrifflicher Differenzierungen oder der Bedeutung sozialer Interaktionen für professionelle Wissenskonstruktion.
Im zweiten Teil des Herausgeberwerks finden sich Beiträge, die sich mit digitalen Lernwelten in pädagogischen Aufgaben- und Professionsfeldern auseinander setzen, also der gegenwärtigen Bedeutung von digitalen Medienfür Lernprozesse in Schule, Hochschule, der Erwachsenen- und der Weiterbildung. Hier wird etwa erörtert, wie sich informelles Lernen mit E-Learning verknüpfen lässt und ob durch die Integration von Web 2.0-Techniken in das Studium tatsächlich neue Chancen für selbständiges und sozial verankertes Lernen entstehen. Für Fachkräfte aus der Praxis findet sich vor allem im dritten Teil des Buchs Interessantes, denn hier wird anhand von Fallbeispielen aus der Praxis gezeigt, wo die Implementierungsmöglichkeiten, aber auch -grenzen liegen.Abschließend wird ein Blick in die Zukunft gewagt und diskutiert, wie digitale Lernwelten zukünftig das Lehren und Lernen weiter verändern könnten.
Digitale Lernwelten punktet mit facettenreichen Beiträgen und vor allem der Kombination aus theoriegeleiteten Texten mit umfassenden Begriffsklärungen und praktischen Beispielen, die das Werk vor allem für Praktikerinnen und Praktiker aus Lehre und Weiterbildung interessant und hilfreich machen.
Ottersbach, Béatrice/Schadt, Thomas (Hrsg.) (2010). Filmproduzenten-Bekenntnisse. Konstanz: UVK Verlag. 296 S., 24,90 €.
Niemand, der ins Film- und Fernsehgeschäft will, träumt von einer Karriere als Produzent. Kein Wunder: Eine Produktion zu stemmen, sagt Karsten Aurich (Berlin Calling) in Anlehnung an Werner Herzogs Film Fitzcarraldo, sei das Gleiche, als wolle man auf schlammigem Boden und mit schlechten Seilen ein Schiff über einen Berg ziehen. Trotzdem versichern die 19 Autorinnen und Autoren, sie hätten ihren Traumberuf gefunden. Unbequeme Wahrheiten, gerade solche über ihre Partner, die Fernsehredakteurinnen und -redakteure, sprechen sie hingegen eher selten aus, weshalb das Interview mit Georg Feil (Die Krupps) umso lesenswerter ist.
Nicht nur in Sachen Freitagsfilme der ARD-Tochter Degeto („künstlerischer Wert nicht mehr messbar“) findet Feil deutliche Worte. Auch Nico Hofmann bietet keine Nabelschau, sondern beschreibt sehr anschaulich, wie der Alltag des Produzenten aussieht. Offen und ehrlich spricht er über den „Raubbau an sich und anderen“, ohne den man in dem Beruf nicht weit komme. Ebenso amüsant wie bezeichnend sind diverse Anekdoten, etwa Doris Kirchs Sprung aus dem ersten Stock, um der Zustellung einer einstweiligen Verfügung zu entgehen. Viele Beiträge verdeutlichen, dass zu diesem Beruf neben Idealismus auch eine gewisse Neigung zum Masochismus gehört; erst recht, wenn man mühsam zwanzig verschiedene Geldgeber gefunden hat und ein Film kaum Publikum findet. tpg
Resch, Franz/Schulte-Markwort, Michael (Hrsg.) (2009). Kindheit im digitalen Zeitalter. Kursbuch fürintegrative Kinder- und Jugendpsychotherapie. 124 S., 49,00 €
Das 2009 erschienene Buch Kinder im digitalen Zeitalter ist das sechste Buch der integrativen Kinder- und Jugendpsychotherapie-Ausgabe. Das Buch befasst sich mit dem Themenschwerpunkt der Digitalisierung in Bezugnahme auf die Kindheit heute. Zunächst eröffnet das Buch Einblicke in elementare psychologische Grundlagen, indem die Struktur des Gedächtnisses erklärt wird. Zudem wird unter anderem auf die Entwicklung des Selbst, Motivation und Intention eingegangen. Nach dieser theoretischen Hinführung wird die allgemeine Lebenssituation von Kindern der westlichen Welt dargelegt. Sozioökonomische und familiäre Aspekte, die Geschlechterrollen, mediale und weitere außerfamiliäre Aspekte werden diskutiert.
In einem Essay werden final die Bedeutungen und die Folgen einer digitalisierten Welt für die Kindheit besprochen. Zum Ende des Buches wird erkennbar, dass die Digitalisierung eine Anpassungsleistung für Kinder und Jugendliche bedeutet, welche die Mehrheit ganz nebenbei absolviert. Bei einer Anforderung von einer Anpassungsleistung gibt es allerdings immer auch einen gewissen Prozentsatz in der Bevölkerung, die in der Anpassung, in dem Fall der Digitalisierung, versagen und sich Probleme, wie psychische Störungen, eröffnen können. Die Publikation richtet sich an pädagogische Lehrkräfte und möchte eine Orientierung im Zeitalter der digitalisierten Kindheit geben.
Schumacher, Peter (2009). Rezeption als Interaktion. Wahrnehmung und Nutzung multimodaler Darstellungsformen im Online-Journalismus.Baden-Baden: Nomos. 300 S., 29 €.
In Zeiten, in denen die Tages-und Wochenzeitungen mit Problemen wie sinkenden Auflagen und schwindenden Anzeigenerlösen zu kämpfen haben, gewinnt der Online-Journalismus zunehmend an Bedeutung, auch jenseits der Diskussion um paid content. Im Online-Journalismus vermischen sich bisher weitgehend getrennte Darstellungsmodi zu neuen Darstellungsformen wie interaktiven Infografiken oder Audio-Slideshows. Was das journalistische Arbeiten verändert, stellt auch die Leserinnen und Leser vor neue Herausforderungen. Wie geht man mit der neuen Gestaltungsform um und werden auch tatsächlich Informationen behalten?
Peter Schumacher geht in Rezeption als Interaktion der Frage nach Wahrnehmung und Nutzung solcher multimodaler Darstellungsformen nach. Nachdem eingangs die grundlegenden Begrifflichkeiten geklärt werden und der Ansatz theoretisch verankert wird, wirft der Autor zunächst einen kurzen Blick auf die Rezeption von hypertextuellen und multimodalen Darstellungsformen. Danach nimmt die Rezeptionsstudie, die in allen Schritten von der Konzeption über die Wahl der Instrumente bis hin zur Durchführung und den Ergebnissen ausführlich geschildert wird, den Hauptteil der Publikation ein. Für Online-Journalistinnen und -Journalisten sowie Kommunikations- und Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und Studierende bietet das Buch gute Einblicke in die Möglichkeiten des Online- Journalismus.
kolumne
Elisabeth Jäcklein-Kreis: Ich bin online, also bin ich
Demletzt, im ÖPNV meines Vertrauens, wurde ich unfreiwillig Zeugin eines Gespräches zweier Mädchen, mittleres Teenie-Alter, angetan mit Chucks, Eastpaks, Haarreifen und iPods. Thema – natürlich – Liebesglück und Liebesleid. Objekt der Begierde – in diesem Fall – „der süße Typ aus dem Schulbus“.
Problem – naheliegend – die Kontaktaufnahme. Während das leidgeplagte Opfer von Amors neuestem Pfeil nur scheue Blicke aus der Ferne wagte, erwies sich die zu Rate gezogene Freundin als patenter und musste nicht lange um gute Ratschläge gebeten werden: „Ganz klar, du gehst hin und fragst nach seiner Handynummer!“
Ganz klar war dabei allerdings leider nur: „Das trau ich mich nicht.“
Eine einfachere Version musste also her und ward schnell gefunden: „Du fragst nach der E-Mail-Adresse.“ Doch leider, bei allen großen Gefühlen, auch der Plan wurde mangels Courage verworfen. Blieb also in den Augen der Ratgeberin nur eine Lösung: „Jemand anders geht hin. Ich könnte zum Beispiel hingehen, dann frag ich ihn, ob er bei facebook ist und dann könnt ihr euch befreunden.“
Noch etwas skeptisch, doch schon weitaus hoffnungsfroher bedachte die unglücklich Verliebte den Vorschlag und kam zum Ergebnis: „Super. Dann kann ich erst mal kucken, wie der so drauf ist und wir schauen uns alle Fotos an und so.“
Nur ein Unsicherheitsfaktor blieb, der schnell identifiziert wurde: Was, wenn der Angebetete nicht bei facebook ist? Plan B und C wurden also gefasst: „Ich frag, ob er bei facebook ist. Wenn er ‚Nein‘ sagt, frag ich, ob er bei SchülerVZ ist. Wenn er wieder ‚Nein‘ sagt, frag ich nach Lokalisten. Und wenn er dann noch ‚Nein‘ sagt … dann ist er eh komisch und du vergisst ihn.“
Darauf schließlich konnten sich die Verkupplungs- Expertinnen einigen und sich an der nächsten Haltestelle zufrieden mit einem „Bis später, im ICQ“ verabschieden. Was aus der gedanklich angebahnten Romanze geworden ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis, doch die Moral von der Geschichte ist klar: Erstens: Soziale Netzwerke machen unkommunikativ, einsam und sozial isoliert – zumindest den, der nicht drin ist. Denn wer sich weigert, im digitalen Poesiealbum des 21. Jahrhunderts sein schönstes Foto nebst Hobby, Lieblingsfach und Beziehungsstatus (ganz wichtig!) zu hinterlassen und seine Pinnwand virtuos mit Musikvideos, witzigen Links und Buchstaben-Bildern zu gestalten, der kann nicht alle Gurken im Glas haben und ist entweder Eremit, Sektenanhänger, dem Mittelalter entflohen oder hat was zu verbergen – auf alle Fälle ist er aber, da mag er im Bus so süß aussehen wie er will, ganz schnell weg vom Dating-Fenster.
Zweitens: Datenschutz hin oder her – die online auffindbare Visitenkarte muss stimmen. Musste man früher seine Interessen noch umständlich, analog und nach und nach bekannt geben, gilt jetzt: Ich bin online, also bin ich. Das birgt so manche Herausforderung bei der Interessen- und Fotoalbum-Gestaltung. Schließlich braucht man ein paar seriöse Bilder für Lehrer und eventuelle Arbeitgeber, ein paar coole Bilder für die Freunde, ein paar nette Bilder für neugierige Mädchen aus dem Bus – und natürlich muss man das mühevoll gestaltete Alter Ego mindestens stündlich mobil checken und pflegen, denn der Super GAU wäre natürlich, wenn zwischen der Freundschaftsanfrage der mutigen Bus-Mitfahrerin und dem nächsten eigenen Status-Update etwa Tante Klara auf die grandiose Idee kommt, das Blockflötenkonzert vom letzten Weihnachtsfest mit all ihren Freundinnen und Freunden zu teilen und alle fleißigen Akteure zu verlinken.
Drittens, letztens und der ganzen, schönen neuen Welt zum Trotz: Ob in Zeiten der Cholera oder in Zeiten der weltweiten Vernetzung, die wirklich wichtigen Fragen des Lebens bleiben dann eben doch immer gleich: Irgendjemand muss erstmal selbst ‚hingehen‘…
Beitrag aus Heft »2011/02: Nichtkommerzielle Lokalradios heute«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
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Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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