2010/04: Eltern im Abseits
„Wenn du größer bist, darfst du auch mal an den Computer!“ – Über solche Sätze können viele Heranwachsende heute wohl nur noch schmunzeln. Denn wenn es um Computer und Internet, Spielkonsole und Handheld, Handy und MP3-Player und dergleichen mehr geht, hat die junge Generation der‚Digital Natives‘ häufig den deutlich besseren Durchblick als ihre Eltern. Je nach Alter, Bildungsniveau und persönlichem Interesse können Mütter und Väter häufig nur staunend bis ratlos zusehen, was ihre Kinder ‚mit den Medien‘ so alles machen. Und das im guten wie im weniger guten Sinn: Medial versierten Kindern, die die neuen Angebote kompetenz und reflektiert nutzen und vielleicht ihren Eltern – oder auch Großeltern – noch etwas beibringen, würde niemand Steine in den Weg werfen wollen. Doch Medien bergen auch Gefahren und Risiken und nicht selten stehen Eltern diesen rat- und hilflos gegenüber, ohne so recht zu wissen, wie sie ihre Kinder an kompetentes Medienhandeln heranführen und sie dabei begleiten sollen.merz 4/2010 thematisiert genau diese Zwickmühle und stellt Eltern im Abseits in den Mittelpunkt. Dabei werden theoretische Erkenntnisse, Forschungs- und Projektergebnisse zum Medienverhalten unterschiedlicherGenerationen ebenso vorgestellt, wie Expertinnen und Experten aus der Praxis zu Wort kommen, die tatsächliche Handlungsfelder erläutern und vorhandene Probleme, aber auch Unterstützungsmaßnahmen verschiedenster Art thematisieren und kritisch betrachten.
aktuell
stichwort Handy Clip Film
Nahezu alle Jugendlichen und auch immer mehr Kinder sind heute im Besitz eines Handys, das in den meisten Fällen auch über eine Kamera verfügt. Das Handy ist immer griffbereit und begleitet die Heranwachsenden durch den Alltag. Mit Hilfe der Kamera, die mittlerweile nahezu mit einer modernen Digitalkamera mithalten kann, können Handynutzerinnen und -nutzer rasch und unkompliziert sogenannte Handy-Clip-Filme produzieren, also Filme, die mit dem Handy gedreht werden. Durch den begrenzten Speicherplatz ist ein Clip meist etwa drei Minuten lang und wird auf dem Handy automatisch als 3GP-Datei gespeichert, was für „3rd Generation PartnershipProjects“ steht. Um die Clips am Computer zu bearbeiten, benötigt man deshalb eine spezielle Handysoftware.
Die Möglichkeiten des Handys für die Kinder- und Jugendarbeit nutzt auch die Medienpädagogik seit einiger Zeit und so werden entsprechende Projekte mittlerweile auch in Schulen und Jugendeinrichtungen angeboten. Mit dem Handy gedrehte Filme sind heute auch im Rahmen von Filmfestivals zu sehen und es werden verschiedene Handy Clipwettbewerbe ausgeschrieben, etwa der bundesweite Wettbewerb Ohrenblick, der sich 2010 dem Thema „Du und deine Nachbarn“ widmet.
nachgefragt Falk Lüke, Referent für Verbraucherrechte in der digitalen Welt beim Verbraucherzentrale Bundesverband
Heute kann man sich kaum mehr vorstellen, auf das Internet zu verzichten. Online einkaufen, sich mit Freundinnen und Freunden austauschen, Bankgeschäfte erledigen – das Internet erleichtert vieles. Doch bei allen Erleichterungen stellt sich auch immer wieder die Frage nach dem Schutz derInternetnutzerinnen und -nutzer. Bleibt man etwa bei einem Einkauf im Supermarkt meist anonym, so werden beim gleichen Vorgang im Netz persönliche Daten abgefragt und gespeichert. Wie können sich Verbraucherinnen und Verbraucher online schützen? Was lässt sich seitens der Nutzerinnen und Nutzer in Sachen Datenschutz und Urheberrecht gegen das Vorgehen der Onlineanbieter tun? Falk Lüke vom Verbraucherzentrale Bundesverband befasst sich mit diesen und ähnlichen Fragen. In merz schildert er, wo im Internet die Herausforderungen für den Verbraucherschutz liegen, was sich bei den sozialen Netzwerken in Sachen Datenschutz tut und wo aktuell die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt werden müssen.
merz Was macht ein „Referent für Verbraucherrechtein der digitalen Welt“ beim VerbraucherzentraleBundesverband eigentlich? Können Sie uns Ihre Aufgaben und Arbeitsfelder kurz schildern und erklären?
Lüke Das ist gar nicht so schwer zu beantworten, wie es im ersten Moment scheint. Zwar ist es fast unmöglich, die digitale von der analogen Welt zu trennen, da beide Bereiche mit und ineinander verknüpft sind. Aber grundsätzlichbeschäftigen wir uns mit allen Bereichen, in denen das Internet verbraucherrelevante Veränderungen entweder selbst zeitigt oder sie aufzeigt. Das heißt, dass wir uns zum Beispiel Anbieter und bestimmte Dienstleistungen, aber auch neue technische Entwicklungen genauer anschauen und auf ihre Bedeutung für die Verbraucherinnen und Verbraucher analysieren und gegebenenfalls auch mit den uns zurVerfügung stehenden Mitteln, also in erster Linie Aufklärung und Rechtsinstrumenten wie Klagen, für die Verbraucherinnen und Verbraucher tätig werden. Wir lassen uns dafür auch von Verbraucherinnen und Verbrauchern auf unserer Internetseite www.surfer-haben-rechte.de über schwarze Schafe informieren.
merz Das Projekt Surfer haben Rechte vertritt schon mit dem Namen eine klare Position. Sind die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Internet so klar geregelt? Wo gibt es Herausforderungen?
Lüke Immer wieder hört man den Satz, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sein dürfe. Dieser Satz ist so griffig wie grundfalsch: Das Internet ist noch nie ein rechtsfreier Raum gewesen und ist es auch heute nicht. Aber manche Anbieter im Internet verhalten sich nichtsdestotrotzgenau so. Und deshalb ist es so wichtig, ihnen klar aufzuzeigen, dass nicht alles, was technisch vielleicht möglich wäre, auch tatsächlich zulässig ist. Es gibt ja eine sehr lange Historie von Verbraucherrecht und das findet auch im Internet Anwendung.
merz Mediale Aufmerksamkeit erreichten dievom Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. imJuli 2009 angestrengten Abmahnungen gegen Klauseln in den Geschäftsbedingungen von großen Sozialen Netzwerk-Diensten auf dem deutschen Markt. Hat sich in der Folge tatsächlich etwas getan?
Lüke Die abgemahnten Netzwerke, darunter auch zwei Anbieter aus den USA, haben allesamt Unterlassungserklärungen abgegeben, das heißt, dass sie nun die beanstandeten Klauseln ändern mussten. Ob und in wie weit das bereits wirklich geschehen ist, prüfen wir derzeit. Sollten manche Anbieter ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sein, werden wir vor Gericht gehen müssen.
merz Wo sehen Sie aktuell Bereiche, in denen Verbraucherrechte in der digitalen Welt verteidigt werden müssen?
Lüke Neue Herausforderungen sind insbesondereim Bereich Datenschutz entstanden, das war in der rein analogen Welt noch sehr viel einfacher als heute. Speicherplatz kostet fast nichts mehr, so dass viele nach dem Motto ‚viel hilft viel’ agieren und über Verbraucherinnen und Verbraucher alles Mögliche speichern und verarbeiten.Aber auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Urheberrecht, gibt es neue Herausforderungen. Hier haben die Anbieter lange versucht, die Zeit anzuhalten und ihre bisherigen Geschäftsmodelle in der gleichen Form weiter zu betreiben, mit mäßigem Erfolg. Sie haben auf Modelle gesetzt, die die Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber der analogen Welt maßgeblich benachteiligen und diese reagierten mit vollkommener Missachtung der Rechte der Urheberinnen und Urheber. Heute können Sie zwar für tausende Euro Musik im Internet erwerben – aber sie dürfen und können sie dann im Regelfall nicht einfach weiterverkaufen, auch wenn sie sie bei sich löschen. Das ist im Vergleich zur analogen Welt ein ganz großer Nachteil undden Verbraucherinnen und Verbrauchern auch so gut wie nicht zu erklären. Auch der Bereich der Anonymität ist einer, der im Internet nach wie vor sehr problematisch ist. Wenn Sie im normalen Leben Musik erwerben wollen, gehen Sie in einen Laden und bezahlen bar, sie bleiben während des gesamten Kaufvorgangs anonym. Im Internet wird viel zu oft viel zu viel von Ihnen verlangt. Wenn Sie ein MP3 oder einen Film bezahlen und herunterladen, wird dort im Regelfall durch sogenannte Wasserzeichen in der Datei vermerkt, wer diese Datei erworben hat, sie müssen viele Daten über sich Preis geben. Das ist aber nur ein Teil der Dinge, bei denen für die Verbraucher im Digitalen noch längst nicht alles rosig aussieht. Wie die Politik ja auch bereits erkannt hat, verändert das Vorhandensein des Internets die Welt graduell. Und nicht alles, was vorher war, war auch besser. Aber erklärtwerden muss es trotzdem – das ist Teil unserer Aufgabe hier.
thema
Mareike Düssel: Familiäre Mediennutzung: Einsam oder gemeinsam?
Gibt es wirklich eine Kluft im Medienhandeln von Eltern und ihren Kindern? Wie wird mit Mediennutzungsmustern im familiären Umfeld umgegangen und haben Eltern überhaupt Einfluss auf die Medienvorlieben ihrer Kinder? Aktuelle Studien zur Mediennutzung von Heranwachsenden werden im Hinblick auf diese Fragestellungen untersucht. Besonderes Augenmerk gilt dabei Aspekten sozialer Benachteiligung.
Literatur
BildungsMedienZentrum des Landes Oberösterreich (2010). 2.Oö. BIMEZ Kinder-MedienStudie 2010. Das Medienverhalten der 3- bis 10-Jährigen in OÖ. www.bimez.at/uploads/media/pdf/medienpaedagogik/kinder_medien_studie2010/chart_eltern_2010.pdf [Zugriff: 10.06.2010]
Burkhardt, Wolfgang (2010). Machbarkeitsstudie: Medienerziehung durch Eltern - Medienkompetenzförderung in der Familie zwischen Anspruch und Realität. Projektbeschreibung. LfM. www.lfm-nrw.de/downloads/Ausschreibungsunterlagen_Initiative_Meko%20in_NRW-Kigas_2009-2011.pdf [Zugriff: 10.06.2010]
European Commission (2008). Towards a safer use of the internet for children in the EU – a parent´s perspective. Analytical Report. Flash Eurobarometer 248 - The Gallup Organisation. ec.europa.eu/public_opinion/flas/fl_248_en.pdf [ Zugriff: 10.06.2010]
Feierabend, Sabine/Klingler, Walter (2007). Kinder und Medien: Ergebnisse der KIM-Studie 2006. Der Medienumgang Sechs- bis 13-Jähriger nach Sinus-Milieus. In: Media Perspektiven, 11/2007, S. 492-505.
Feil, Christine u. a. (2010). Projekt: Digital Divide – Digitale Medien und Kompetenzerwerb im Kindesalter. München: DJI.
Fisch, Martin/Gscheidle, Christoph (2009). Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur in Communitys. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2008. In: Media Perspektiven, 7/2008, S. 356-364.
Kuchenbuch, Katharina (2003). Die Fernsehnutzung von Kindern aus verschiedenen Herkunftsmilieus. Eine Analyse anhand des Sinus-Milieu-Modells. In: Media Perspektiven, 1/2003, S. 2-11.
Kutscher, Nadia u. a. (2009). Medienkompetenzförderung für Kinder und Jugendliche in benachteiligten Labenslagen. Konzept zur inhaltlichen, didaktischen und strukturellen Ausrichtung der medienpädagogischen Praxis in der Kinder- und Jugendarbeit. LfM-Dokumentation Band 36. Düsseldorf: LfM.
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie (2009). Kurzversion von EU Kids Online: Abschlussbericht. LSE, London: EU Kids Online. www.lse.ac.uk/collections/EUKidsOnline/Report/de_summary.pdf [ Zugriff: 10.06.2010]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.)( 2008). KIM-Studie 2008. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Stuttgart:
mpfs. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.)(2009). JIM-Studie 2009. Kinder und Medien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart: mpfs.
Mohr, Inge/Schuhmacher, Gerlinde (2006). Die Rolle der Eltern – Mediennutzung und Erziehungsstile. In: Frey-Vor, Gerlinde/ Schuhmacher, Gerlinde (Hrsg.): Kinder und Medien 2003/2004. Eine Studie der ARD/ZDF-Medienkommission. Baden-Baden: Nomos, S. 33-70.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Bichler, Michelle (2008). Mediensozialisationsforschung. Theoretische Fundierung und Fallbeispiel sozial benachteiligte Kinder. Wien: Österreichischer Studienverlag.
Rideout, Victoria/Foehr, Ulla G./Roberts, Donald F. (2010). Generation M2: Media in the Lives of 8- to 18-Year-Olds. A Kaiser Familiy Foundation Study. Kaiser Family Foundation.
Rideout, Victoria/Hamel, Elizabeth (2006). The Media and Family: Electronic Media in the Lives of infants, toddlers, preschoolers and their parents. Kaiser Family Foundation.
Schäffler, Burkhard (2009). Mediengenerationen, Medienkohorten und generationsspezifische Medienpraxiskulturen. Zum Generationenansatz in der Medienforschung. In: Schorb, Bernd/Hartung, Anja/Reißmann, Wolfgang (Hrsg.): Medien und höheres Lebensalter. Theorie – Forschung – Praxis. Wiesbaden: VS, S. 31-50.
Schmidt, Jan/Paus-Hasebrink, Ingrid/Hasebrink, Uwe (2009). Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0 –Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen Kurzfassung des Endberichts für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: LfM.
Wagner, Ulrike (Hrsg.)(2008). Medienhandeln inHauptschulmilieus – Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsresource. München: kopaed.
Ingrid Paus-Hasebrink: Fernsehen als Familienmittelpunkt
Vor allem in sozial benachteiligten Familien nehmen Medien eine bedeutende Rolle ein. In diesem Beitrag gilt der Blick speziell dem Medienhandeln von Eltern und Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Jahren. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich im Umgang mit Medien zwischen sozial benachteiligten Eltern und ihren Kindern identifizieren? Wo zeigen sich spezifische mit der sozialen Lage der Familien verknüpfte Handlungsweisen?
Literatur
Barthelmes, Jürgen/Sander, Ekkehard (2001). Erst dieFreunde, dann die Medien. Medien als Begleiter in Pubertätund Adoleszenz. Opladen: Leske + Budrich.
Charlton, Michael/Neumann, Klaus (1986). Medienkonsumund Lebensbewältigung in der Familie. Methode undErgebnisse der strukturanalytischen Rezeptionsforschung– mit fünf Falldarstellungen. München / Weinheim: PsychologieVerlags Union.
Paus-Hasebrink, Ingrid (2009). Zur Relevanz von Ungleichheitsforschung im Kontext der Mediensozialisationsforschung. In: Onlinezeitschrift für Medienpädagogik. www.medienpaed.com/17/paus-hasebrink0905.pdf [Zugriff: 28.06.2010]
Paus-Hasebrink, Ingrid/Bichler, Michelle (2008). Mediensozialisationsforschung – theoretische Fundierung und Fallbeispiel sozial benachteiligte Kinder. Wien: Österreichischer Studienverlag (unter Mitarbeit von Christine Wijnen).
Spanhel, Dieter (2006). Handbuch Medienpädagogik.Band 3: Medienerziehung. Stuttgart: Klett-Cotta.
Beitrag aus Heft »2010/04: Eltern im Abseits«
Autor: Ingrid Paus-Hasebrink
Beitrag als PDFEinzelansichtELTERNTALK bringt Eltern ins Gespräch
ELTERNTALK greift das Bedürfnis vieler Mütter und Väter auf, sich über Erziehungsfragen rund um Medien, Konsum und Suchtvorbeugung auszutauschen, ihre Erfahrungen im Erziehungsalltag mit anderen Eltern zu teilen und von- und miteinander zu lernen – unabhängig von Bildung und Herkunft. Seit Projektbeginn 2001 steigt die Nachfrage kontinuierlich: So beteiligten sich 2009 circa 7.000 Eltern an den Gesprächskreisen, insgesamt wurden bisher circa 25.000 Eltern erreicht. Elisabeth Ziesel und Angelika Schmiedt da Silva, die Projektleiterinnen von ELTERNTALK, beantworten im Interview Fragen zu Konzeption, Methoden und Ansatz des Projektes und leiten aus ihrer langjährigen Erfahrung Hinweise und Forderungen für eine gelingende medienbezogene Elternarbeit ab.
Literatur
Eltern für Eltern – ELTERNTALK bringt Eltern ins Gespräch;Kurzbeschreibung, Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstellee.V. (Hrsg.), München 2010
ELTERNTALK – Interne Evaluation 2008, Aktion Jugendschutz,Landesarbeitsstelle e.V. (Hrsg.), München 2009
ELTERNTALK – Interne Evaluation 2007, Aktion Jugendschutz,Landesarbeitsstelle e.V. (Hrsg.), München 2008
In den Broschüren werden die Jahresergebnisse der Moderatorinnen/ Moderatoren- und Gästebefragung vorgestellt. „Was Eltern über den Elterntalk denken...“
Wissenschaftliche Begleitstudie zum Projekt „ELTERNTALK“, Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle e.V. (Hrsg.), München, November 2004.
ELTERNTALK Kartenset: Computer- und Konsolenspiele18-teiliges Bildkartenset mit 40-seitiger Begleitbroschürefür lebensweltorientierte Bildungsmaßnahmen. AktionJugendschutz, Landesarbeitsstelle e.V. (Hrsg.), München,Dezember 2007.
ELTERNTALK Kartenset: Internet16-teiliges Bildkartenset mit 44-seitiger Begleitbroschürefür lebensweltorientierte Bildungsmaßnahmen. AktionJugendschutz, Landesarbeitsstelle e.V. (Hrsg.), München,Dezember 2008
Anja Hartung: Medienkulturen des Miteinanders
Die Rede vom Generationendialog hat Hochkonjunktur. Das Postulat eines tiefgreifenden Wandels im Verhältnis der Generationen hat nicht allein dazu geführt, dass die Generationenthematik (wieder) Einzug in die erziehungswissenschaftlichen Diskursarenen gefunden hat, sondern zugleich umfangreiche Bemühungen zur Folge, in der sozial- wie medienpädagogischen Praxis den Generationendialog zu stärken. Im Beitrag werden Perspektiven und Handlungspotenziale eines solchen Unterfangens am Beispiel eines Modellprojektes ausgelotet und diskutiert.
Literatur
Hartung, Anja/Reißmann, Wolfgang/Schorb, Bernd (2008). Perspektiven für die medienpädagogische Praxis. In: Hartung, Anja/Reißmann, Wolfgang/Schorb, Bernd (2008), Musik und Gefühl. Eine Untersuchung zur gefühlsbezogenen Aneignung von Musik im Kindes- und Jugendalter unter besonderer Berücksichtigung des Hörfunks. Berlin: Vistas, S. 227-237.
Hartung, Anja/Schorb, Bernd/Küllertz, Daniela/Reißmann, Wolfgang (Hrsg.) (2009). Alter(n) und Medien. Theoretische und empirische Annäherungen an ein Forschungs- und Praxisfeld. Berlin: Vistas.
Hartung, Anja/Reißmann, Wolfgang/Schorb, Bernd (2008). Perspektiven für eine Medienkompetenzförderung im höheren Lebensalter. SPIEL: Siegener Periodicum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft. 24 (2005), Heft 1, S. 119-135.
Jörissen, Benjamin/Marotzki, Winfried (2009). Medienbildung – Eine Einführung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt/ UTB.
Kade, Sylvia (1994): Altersbildung, Lebenssituationen und Lernbedarf. Frankfurt am Main: DIE.
Klercq, Jumbo (1993). The Rolling Stones are coming, In: Lebensweisen im Wechsel-blick. Verband der Volkshochschulen in Niedersachsen.
Küllertz, Daniela/Hartung, Anja (2009). „Wenn das eigentliche Leben beginnt“ – Zur Entstehung von Medienbildungsräumen durch die Digitalisierung und Vernetzung von Lebensräumen älterer Menschen. In: Schorb, Bernd/Hartung, Anja/Reißmann, Wolf-gang (Hrsg.), Medien und höheres Lebensalter. Wiesbaden: VS Verlag, S.187-210.
Mader, Wilhelm (1990): Generationenbeziehungen. Reihe Berichte Materialien Planungshilfen. Bonn: DIE.
Marotzki, Winfried (2001). Jugendliche Kompetenz und erwachsene Inkompetenz? Verkehrt sich das Wissensgefälle zwischen Jugendlichen und Erwachsenen? In: Kramer, Rolf-Torsten/Helsper, Werner/Busse, Susann (Hrsg.), Pädagogische Generationenbeziehungen. Opladen: Leske + Budrich, S. 293-304.
Schäffer, Burkhard (2003). Generationen – Medien – Bildung. Medienpraxiskulturen im Generationenvergleich. Opladen: Leske + Budrich. Schorb, Bernd/Theunert, Helga (2000). Kontextuelles Verstehen der Medienaneignung. In: Paus-Haase, Ingrid/Schorb, Bernd (Hrsg.), Qualitative Kinder- und Jugendmedienforschung. München: kopaed, S. 33-57.
#Schorb, Bernd (2005). Medienkompetenz. In: Schorb, Bernd/Hüther, Jürgen (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. München: kopaed, S. 257-262.
Schorb, B. (1995): Medienalltag und Handeln. Opladen.
Beitrag aus Heft »2010/04: Eltern im Abseits«
Autor: Anja Hartung-Griemberg
Beitrag als PDFEinzelansichtNadine Kloos: Orientierungs- und Informationsbedarf von Eltern
Eltern haben einen Informations- und Orientierungsbedarf was Erziehung im Allgemeinen und Medien(-erziehung) im Speziellen betrifft. Wie sieht dieser heute vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Bedingungen von Erziehung aus? Welche Bedarfe haben sie? Gegenüber welchen Informationswegen sind sie aufgeschlossen und wie können medienpädagogische Materialien Eltern in Sachen Medienerziehung adäquat unterstützen und begleiten? Ausgewählte Beispiele zeigen unterschiedliche Herangehensweisen und Konzepte auf.
Literatur
Arbeiter, Ursula (1998). Medienpädagogische Elternarbeit.In: ajs-Informationen, 4/1998, Stuttgart: Aktion Jugendschutz,Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg, S. 1-4.
Aufenanger, Stefan (2004). Konzeptionelle Überlegungenzu medienpädagogischen Handreichungen für Eltern,Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen. In: Paus-Hasebrink,Ingrid/Neumann-Braun, Klaus/Hasebrink, Uwe/Aufenanger, Stefan (Hrsg.), Medienkindheit – Markenkindheit. München: kopaed, S. 265-280.
Burkhardt, Wolfgang (2001). Förderung kindlicher Medienkompetenz durch die Eltern. Grundlagen, Konzepteund Zukunftsmodelle. Opladen: Leske + Budrich.
Mühling, Tanja/Smolka, Adelheid (2007). Wie informierensich bayerische Eltern über erziehungs- und familienbezogeneThemen? Ergebnisse der ifb-Elternbefragung zur Familienbildung 2006. www.ifb.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifb/materialien/mat_2007_5.pdf [Zugriff: 09.07.2010]
Smolka, Adelheid (2008). Angebote der Familienbildungim Erziehungsalltag – Bedarf und Nutzung aus Elternsicht.In: Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis3/2008, S. 67-71.
Tschöpe-Scheffler, Sigrid (2005). Was Eltern brauchenund Elternkurse bieten können. www.elternbildung-tirol.at/folder/elternbildung_05_1.pdf [Zugriff: 09.07.2010]
spektrum
Christa Gebel: Kompetenz erspielen – kompetent spielen?
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Erkenntnis, dass populäre Computerspiele Kompetenzpotenziale bergen können? Steht versiertes Spielen für Kompetenzerwerb – steht Spielexpertise für ‚Computerspielkompetenz’ im Sinne von Medienkompetenz? Wohl kaum, auch wenn es von interessierter Seite gerne so gesehen wird. Aber was bedeutet Medienkompetenz in Hinblick auf Computerspiele eigentlich?
Literatur
Eggert, Susanne/Gebel, Christa/Wagner, Ulrike (2008). Dievertieften Handlungsschwerpunkte Spielen, Kommunizierenund Produzieren. In: Wagner, Ulrike (Hrsg.), Medienhandelnin Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktionals Bildungsressource. München: kopaed, S. 119-185.
Fritz, Jürgen (2004). Das Spiel verstehen. Eine Einführung in Theorie und Bedeutung. Weinheim: Juventa.
Fromme, Johannes/Petko, Dominik (Hrsg.) (2008/2009).Computerspiele und Videogames in formellen und informellenBildungskontexten. Zeitschrift MedienPädagogik,Themenheft 15/16. www.medienpaed.com/zs/content/blogcategory/39/67 [Zugriff: 27.05.2010]
Fromme, Johannes/Jörissen, Benjamin/Unger, Alexander(2008). Bildungspotenziale digitaler Spiele und Spielkulturen.Zeitschrift MedienPädagogik, Themenheft 15/16.www.medienpaed.com/zs/content/blogcategory/39/67[Zugriff: 27.05.2010]
Gebel, Christa (2009). Lernen und Kompetenzerwerb mitComputerspielen. In: Bevc, Tobias/Zapf, Holger (Hrsg.),Wie wir spielen, was wir werden. Computerspiele in unsererGesellschaft. Konstanz: UVK, S. 77-94.
Gebel, Christa/Gurt, Michael/Wagner, Ulrike (2005).Kompetenzförderliche Potenziale populärer Computerspiele.In: Arbeitsgemeinschaft Berufliche Weiterbildungsforschung(ABWF) (Hrsg.), E-Lernen: Hybride Lernformen,Online-Communities, Spiele. QUEM-report, Heft 92.Berlin: ABWF, S. 241-376. www.abwf.de/content/main/publik/report/2005/report-92b [Zugriff 12.05.2010]
Geisler, Martin (2009). Clans, Gilden und Gamefamilies.Soziale Prozesse in Computerspielgemeinschaften. München:Juventa.
Kringiel, Danny (2009). Computerspiele ‚lesen’ lernen –Grundlagen einer computerspielspezifischen Medienkompetenz. In: merz | medien + erziehung, 53 (2009), 2, S. 43-49.
Mogel, Hans (2008). Psychologie des Kinderspiels., 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Berlin, New York: Springer.
Quandt, Thorsten/Wimmer, Jeffrey/Wolling, Jens (Hrsg.) (2008). Die Computerspieler. Studien zur Nutzung vonComputergames. Wiesbaden: VS Verlag.
Schorb, Bernd/Kießling, Matthias/Würfel, Maren/Keilhauer,Jan (2008). Die Online-Spieler: Gemeinsam statt einsam.MeMo_OSR08. Medienkonvergenz Monitoring. Online-Spieler-Report 2008. www.uni-leipzig.de/~mepaed/sites/default/files/MeMo_OSR08.pdf [Zugriff: 12.05.2010]
Theunert, Helga (2009). Medienkompetenz. In: Schorb,Bernd/Anfang, Günther/Demmler, Kathrin (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik Praxis. München: kopaed, S.199-204.
Karin Ehler: Förderung von Talent und Interesse
Für Jugendliche mit besonderem Interesse an dem Themengebiet Medien und Technologie organisiert das Fraunhofer Institut IDMT in Erfurt jedes Jahr eine dreitägige Veranstaltung, in der sie das wissenschaftlicheArbeiten kennenlernen und in der Praxis erproben können.
Bastian Pelka: Die Potenziale des Web 2.0 bei der Unterstützung von Lernprozessen
Taugen die Angebote des Web 2.0 zur Unterstützung von Lernprozessen? In drei Schritten soll dieser Frage nachgegangen werden: Zunächst werden die Anforderungen an Lernen in der Wissensgesellschaft umrissen und ‚klassische’ formale Bildungsangebote kritisiert. Anschließendwerden Potenziale des Web 2.0 für informelle Lernprozesse bestimmt. In einem dritten Schritt werden Communitys und Wikis als praktische Beispiele für Web 2.0-gestütztes informelles Lernen diskutiert. Auf dieser Basis können mögliche Einsatzfelder und nächste Schritte zu einer breiteren Nutzung von Web 2.0-gestütztem informellem Lernen skizziert werden.
Literatur
Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmbf) (Hrsg.) (2001). Das informelle Lernen: Die internationale Erschließung einer bisher vernachlässigten Grundformmenschlichen Lernens für das lebenslange Lernen aller. www.bmbf.de/pub/das_informelle_lernen.pdf [Zugriff: 11.09.2008]
Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmbf) (Hrsg.) (2008). Stand der Anerkennung non-formalen und informellen Lernens in Deutschland im Rahmen der OECD Aktivität „Recognition of non-formal and informal Learning.“ www.bmbf.de/pu/non-formales_u_informelles_lernen_ind_deutschland.pdf [Zugriff:11.09.2008]
Harney, Klaus/Hochstätter, Hans-Peter/Kruse, Wilfried(2007). Zentren Lebensbegleitenden Lernens (ZLL) – Einstruktureller Fortschritt im Bildungssektor? Zur Begründungeines strategischen Projekts der Hessischen Landesregierung.In: Hessische Blätter für Volksbildung 2/2007, S. 126-140.
MMB Institut (Hrsg.) (2008). Learning Delphi 2009. ELearning2.0 unterstützt Blended Learning. Weiterbildung und Digitales Lernen heute und in drei Jahren. www.mmb-institut.de/2004/pages/trendmonitor/download/MMB-Trendmonitor_2008_I.pdf [Zugriff: 11.10.2009]
Panke, Stefanie (2007). Unterwegs im Web 2.0: Charakteristiken und Potenziale. www.e-teaching.org/didaktik/theorie/informelleslernen/Web2.pdf [Zugriff:11.09.2008]
Pelka, Bastian/Kaletka, Christoph (2010, im Erscheinen). Ist das Web 2.0 eine Soziale Innovation? In: Howaldt, Jürgen et al (Hrsg.) (2010), Soziale Innovation. Wiesbaden: VS Verlag.
Pelka, Bastian/Görting, Leonie/Schmitt, Julia (2008). Potenziale von Wikis in der Hochschullehre. Eine Theoriegeleitete explorative Erprobung von Konzeptionsprinzipienfür die Nutzung von Wikis in der Web 2.0-gestützten Lehre. www.e-teaching.org/materialien/praxisberichte/08-11-19_wiki_pelka_schmitt_goerting.pdf [Zugriff: 27.05.2010]
Rheingold, Howard (1992). Virtuelle Welten. Reisen imCyberspace. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Zwiefka, Natalie (2007). Digitale Bildungskluft. InformelleBildung und soziale Ungleichheit im Internet (Band 28).München: Verlag Reinhard Fischer.
Sarah Lubjuhn und Julia-Lena Reinermann: Entertainment-Education in Deutschland
Entertainment-Education (E-E) ist eine aus der Kommunikationswissenschaft stammende Strategie, die bildende und unterhaltende Elemente in Medienbotschaften kombiniert, um gesellschaftliche Veränderungsprozesseim Sinne einer nachhaltigen Entwicklung voranzutreiben. DerArtikel zeigt anhand von drei Beispielen auf, wie Entertainment-Education von Bildungsakteurinnen und -akteuren und TV-Macherinnen und -Machern in Deutschland umgesetzt wird. Abschließend wird diskutiert, wie diese aktuelle Praxis für zukünftige Entertainment-Education Projekte genutzt und weiterentwickelt werden kann.
Literatur
Lubjuhn, Sarah/Pratt, Nadine (2009). Media communicationstrategies for climate-friendly lifestyles – Addressing middle and low class consumers for social-cultural change via Entertainment-Education. In: IOP Conf. Series (2009), Earth and Environmental Science, IOP Publishing, Volume 8/2009, 012009. www.iop.org/EJ/article/1755-1315/8/1/012009/ees9_8_012009.pdf [Zugriff:27.05.2010]
Lubjuhn, Sarah/Bouman, Martine (2009). Entertainment-Education in den Niederlanden und den USA. Was kannDeutschland davon lernen? In: merz | medien + erziehung,53 (2009/, 4, S.44-49.
Singhal, Arvind/Rogers, Everett M. (1999). Entertainment-Education. A communication strategy for social change. Mahwah, New Jersey, London: Lawrence ErlbaumAssociates.
Singhal, Arvind/Cody, Michael J./Rogers, Everett M./Sabido,Michael (2004). Entertainment-Education and social change. History, research and practice. Mahwah, New Jersey, London: Lawrence Erlbaum Associates.
Schwender, Clemens/Schulz, Werner F./Kreeb, Martin (o.J.). Medialisierung von Nachhaltigkeit. Das Forschungsprojekt balance (f): Emotionen und Ecotainment in den Massenmedien. Marburg: metropolis.
Beitrag aus Heft »2010/04: Eltern im Abseits«
Autor: Sarah Lubjuhn, Julia-Lena Reinermann
Beitrag als PDFEinzelansichtChristoph Schäfer: Kreativ im Klassenzimmer
Leseförderung in ein umfassendes Konzept von Kreativitätserziehung einzubinden und dabei nicht zuletzt auch den Umgang mit neuen Medien zu schulen: Das ist das Ziel des Geschichten-Erfinder-Bastel-Wettbewerbs. Die Abenteuer von Tesalino und Tesalina der Stiftung Lesen und der tesa SE, der seit 1999 jährlich alle Grund- und Förderschulklassen zum Mitmachen einlädt. Welche Erfahrungen machen Lehrkräfte mit dem Wettbewerb und wie kann er zur Stärkung der Themen „Kreativitätsförderung“ sowie „Medienerziehung“ im Schulalltag beitragen?
medienreport
Laura Handlos: Physik? Ein Kinderspiel!
„Cool, Physik!“ – ein Ausspruch dieser Art dürfte in den Schulen nicht allzu häufig zu vernehmen sein. Denn gerade die sogenannten ‚MINT’-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, erfreuen sich häufig bei Schülerinnen und Schülern nicht allzu großer Beliebtheit. Zu trocken der Stoff, zu weit weg von der Lebenswelt der Heranwachsenden, vor allem in niedrigeren Jahrgangsstufen, wird geklagt. Dass das auch anders geht und besonders die Naturwissenschaften in zahlreichen Experimenten auch für Jüngere greibar gemacht werden können, will die Online-Plattform Junior Physics (www.intelinteraktiv.de) zeigen, die Bestandteil der Intel-Bildungsoffensive ist.
Junior Physics, eine nach der Registrierung kostenlos zugängliche Plattform, bietet Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften die Möglichkeit, in verschiedenen kleinen Experimenten die Welt der Physik zu entdecken und herauszufinden, wie Naturwissenschaften funktionieren. Zum Start der Plattform Ende März 2010 sind derzeit fünf verschiedene Tools verfügbar, die sich etwa mit der Spiegelung von Licht durch Planspiegel, der Lichtbrechung durch verschiedene Linsen oder der Funktionsweise von Elektromagneten befassen. Jedes Tool verfolgt ein klar definiertes Ziel, wodurch die Schülerinnen und Schüler die klar strukturierte Herangehensweise an Experimente lernen sollen. Optisch kommt die Plattform recht sachlich und nüchtern daher. In einer Übersicht werden die einzelnen Tools sowie das Ziel der Übung jeweils kurz beschrieben, durch einen Klick auf den Tool-Namen öffnet sich direkt ein eigenes Fenster, in dem das Experiment durchgeführt werden kann. Bevor die Schülerinnen und Schüler nun versuchen können, etwa durch die richtige Drehung der Planspiegel das Licht wie gewünscht zu spiegeln, wird die Funktionsweise des Tools noch einmal in einer anschaulichen Grafik erklärt. Dann kann es auch schon losgehen – ohne zeitliche Beschränkung können sich die Nachwuchsphysikerinnen und -physiker nun an der Fragestellung versuchen und nach Lust und Laune experimentieren.
Grafisch sind die Experimente ansprechend gestaltet, ohne überladen zu wirken. Die einzelnen Experimente zielen auch darauf, den Forschergeist der Kinder zu wecken und ihre Kreativität sowie ihr Vorstellungsvermögen zu schulen. So gilt es herauszufinden, wie weit sich das Gas in einem Ballon ausdehnen muss, damit der Ballon eine Brücke so stützt, dass ein Auto darüber fahren kann, oder wie der Magnetismus eines Krans verändert werden muss, um die geforderte Menge Schrott in den Container zu bewegen. Wenn auch beim Tool zum Thema „Masse und Volumen“, in dem durch Untersuchungen in einem Kriminallabor ein Kriminalfall aufgeklärt werden soll, leider die Möglichkeit fehlt, den Fall tatsächlich zu lösen, erschließen sich in diesen Experimenten den Schülerinnen und Schülern physikalische Phänomene auf spielerische Weise, wie es häufig im Unterricht wünschenswert wäre. Als erste Schule hat eine Grundschule in Dresden die Plattform bereits in den Unterricht integriert – schließlich bietet die Plattform nicht nur wertvolle Anregungen und Ergänzungen für den Physikunterricht, sondern fördert durch die Einbeziehung digitaler Medien auch die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Und damit vielleicht auf in Zukunft den Ausspruch „Cool, Physik!“
Elisabeth Jäcklein-Kreis: Klebst du noch oder surfst du schon?
Arbeitsblätter waren schon immer ein Phänomen: Links klebte ein ausgeschnittener Lexikon-Eintrag, rechts oben stand mit Bleistift „Name“ und „Klasse“, darunter eine bis fünf Schreibmaschinen-getippte Fragen und per Hand gezogene Linien für die Antworten. Unten noch eine Ergänzung, vom Arbeitsblatt einer Kollegin ausgeschnitten und dazugeklebt. Bei besonders schönen Exemplaren gab es vielleicht noch einen Comic aus der Tageszeitung. Die ganze Collage wurde dann in den großen Ordner gepackt und 40 Schuldienst-Jahre lang zu Tode kopiert, bis selbst die neuesten Auflagen aussahen wie im Antiquariat erstanden … doch was bleibt den Pädagoginnen und Pädagogen auch übrig, um ihr Wissen mundgerecht und DIN A 4-förmig an die Schülerinnen und Schüler zu bringen, wenn ihnen als einzige Arbeitsmaterialien Bücher und Blätter, Schere und Kleber und der berühmt-berüchtigte Schulkopierer zur Verfügung stehen? Viel! Nach der Schuluniform, dem Rohrstock und dem Federkiel wird es langsam aber sicher auch für zusammen-kopierte Arbeitsblätter Zeit, in die Mottenkiste der Schul-Erinnerungen abzuwandern, denn ihre geistigen Väter und Mütter wandern immer häufiger ganz wo anders hin ab: in die unendlichen Weiten des World Wide Web, wo die digitale Konkurrenz zu den vergilbten Eselsohren schon lange hellwach ist. Und sie macht es den von unfreiwilligen Bastelstunden geplagten Lehrerinnen und Lehrern wahrlich leicht, neue, digitale Wege bei der Stundenvorbereitung zu beschreiten: Selbst wer sich nur zögerlich vorwagt und – den offenen Pritt-Stift noch neben der Maus bereit haltend – erst einmal unbeholfen nach „Unterrichtsmaterial“ oder „Arbeitsblätter“n sucht, wird vom Freund und Helfer Google bereits mit etwa einer halben Million Treffern belohnt. Das stürmt zwar nicht gerade alle Google-Rankings, kann es mit dem Schulkopierer aber auf alle Fälle aufnehmen (und zwar in jeder Hinsicht: bei Google findet man den alten Gesellen nämlich nur etwa 7.500 mal) und macht doch zumindest realistische Hoffnungen, dass auch etwas Brauchbares für die nächste Mathe-Stunde dabei ist. Hoffnungsfroh kann jetzt also der Pritt-Stift zugestöpselt, die Schere bei Seite geschoben und die Tastatur zurecht gerückt werden – jetzt geht es ans Aussortieren und Aussuchen. Und das kann bei großer Auswahl bekanntlich auch zur sprichwörtlichen Qual werden. Bildungsserver und Schulportal, klingende Namen wie netzwerk-lernen und eher pragmatische wie unterrichtsmaterial-schule, professionelle Download- Server und private Tausch-Communitys buhlen hier um Aufmerksamkeit, machen die Entscheidung schwer – und lassen unheilvolle Vorahnungen an unfruchtbare Klick-Odysseen aufkommen. Deshalb gilt: Augen auf beim Arbeitsblätter- Download.
Blätter-tauschen mit ruedi und berni: Angebote von und für Lehrerinnen und Lehrer(n)
Es wäre sicher übertrieben, zu behaupten, alles „was Lehrer können, können nur Lehrer“ – nichtsdestotrotz sind Kolleginnen und Kollegen bestimmt nicht die schlechtesten Ansprechpartner auf der Suche nach sinnvollem Unterrichtsmaterial. Das hat sich längst auch online herumgesprochen und so finden sich im Netz diverse Homepages und Foren, auf denen Pädagoginnen und Pädagogen sich gegenseitig Arbeitsblätter, Klassenarbeiten, Projektideen und Erfahrungswerte kredenzen. Bekanntestes Portal ist wohl 4teachers.de, eine Open-Source-Community, die 1999 von zwei visionären Referendaren (die heute noch als ruedi und berni dort unterwegs sind) ins Leben gerufen wurde und sich mittlerweile zum wahren Pädagogen-Mekka gemausert hat: Mehr als 580.000 tauschwillige Mitglieder tummeln sich auf den Seiten, klicken durchschnittlich sieben Millionen mal pro Monat darin herum und bieten ihre Materialien feil. Kein Wunder: Auch wenn die Seite auf den ersten Klick kein Eye-Catcher ist, sondern bescheiden grau-grüne Raufasertapeten-Optik präsentiert, überzeugt sie doch schnell durch Bedienung und Inhalte. Links alle wichtigen Rubriken von „Stundenentwürfe“ über „Foren“ und „Service“ biszum Impressum ordentlich untereinander, rechts die Anmeldung und der direkte Weg zur Community, dazwischen ein paar aktuelle Informationen über Seminare, Events, Publikationen – für so eine ordentliche Heftführung möchte man gleich einen Fleiß-Stempel aus dem integrierten 4teachers-Shop vergeben. Wer sich über eine – erfrischend unkomplizierte – Maske angemeldet hat, kann dann auch gleich in der Community mitmischen und sich durch das schier endlose Angebot klicken. Da gibt es Arbeitsblätter und Klassenarbeiten, kleine Ideen und komplette Sequenz-Entwürfe, interaktive Materialien, Sounds und Videos, didaktische und methodische Hinweise, Rezensionen, Linksammlungen, ein Wiki – und zu guter Letzt, wenn der Kopf summt und der Daumen schmerzt, auch noch Forum, Chat und eine „Just4tea“-Spaßecke. Zwar ist die Bedienung nicht überall ausgefeilt, so wird das Material etwa nur nach Fächern sortiert angezeigt, nicht aber nach Jahrgangsstufen und ein Durchklicken bis zum richtigen Dokument kann sich sehr mühsam gestalten. Dafür wird man aber mit einer Suchfunktion entschädigt, die zu fast jedem beliebigen Thema eine Ergebnisliste präsentiert, bei der Lehrer-Herzen Loopings schlagen dürften. Natürlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass hier jedes Los ein Gewinn, sprich jedes Ergebnis von gleich hoher Qualität ist – das von einem komplett ehrenamtlich geführten und gefüllten Portal zu verlangen, wäre aber auch reichlich unverfroren. Dennoch bieten fast alle Ergebnisse zumindest Anregungen oder verwertbare Bestandteile, bisweilen finden sich auch wahre Goldstücke wie komplette Lehrproben oder professionell ausgearbeitete Sequenzen darunter – und als Sahnehäubchen obendrauf sind alle Inhalte garantiert schulerprobt und praxistauglich, die allermeisten sind sogar noch um Kommentare zu ihrer Tauglichkeit erweitert. Material für ein ganzes Lehrerleben also, dazu ein kleiner Shop, ein nettes Forum zum Austausch mit kathi23, klaush und BerlinerIn und das alles kostenlos und ehrenamtlich – damit verdient sich 4teachers eine ganze Tonne voll Fleiß-Bienchen.
Natürlich sind berni und ruedi aber nicht die einzigen rührigen Pädagogen weit und breit und so offeriert das weltweite Netz noch viele weitere Homepages, auf denen Lehrerinnen und Lehrer ihr Können und Wissen der Welt zugänglich machen. Horst Hicke etwa, Sonderschullehrer aus Gomaringen, bietet die Erträge seiner Schullaufbahn auf www.unterrichtsmaterial-schule.de an und hat dort eine ansehnliche Sammlung an Arbeitsblättern, Klausuren et cetera im Angebot. Da die Seite keine Community, sondern nur die öffentlich zugängliche Datensammlung einer einzelnen Person ist, bietet sie natürlich einen Bruchteil der Materialflut auf 4teachers, auch die Bedienung gestaltet sich etwas schwieriger: Um zu einem Ergebnis zu gelangen, muss man sich meist durch lange, unsortierte Listen scrollen und wer dies per Suchfunktion umgehen will,wird umständlich zu Google und zurück geleitet. Dennoch punktet die Seite mit vielen interessanten Inhalten und bietet vor allem zahlreiche Links kreuz und quer durch’s Web, wie zu klassenarbeiten. de oder abfrager.de. Als Haus-und- Hof-Materiallieferant eignet sich diese – und die vielen ähnlichen, privat betriebenen – Seite(n) nicht, ist sie aber auch nicht gedacht. Schaden kann es aber auch nicht, sie in die Browser-‚Lesezeichen’ aufzunehmen – gut möglich, dass Horst Hicke einem noch einmal die kurzfristige Vertretungsstunde retten kann!
Dieses Arbeitsblatt wird Ihnen präsentiert von … Angebote von Unternehmen
Doch nicht nur wohlmeinende Kolleginnen und Kollegen können Lehrkräfte auf ihrer Wanderschaft durch’s weltweite Netz treffen: Auf der Suche nach dem perfekten Arbeitsblatt landet so mancher bei Siemens, Minimax oder dem Schweizer Fleischerfachverband – und das nicht etwa aus Gründen der fehlenden Motivation. Tatsächlich wird auf zahlreichen Plattformen Unterrichtsmaterial von Anbietern bereit gestellt, von denen man eigentlich eher Telefone, Feuerwehrschläuche oder Schnitzel erwartet hätte– doch unverhofft kommt schließlich oft. „Wo Schule und Wirtschaft sich treffen“ etwa sitzt kiknet.org, ein Angebot der Schweizer Kommunikationsagentur kik AG. Die übersichtlich gestaltete, sehr professionell aufgemachte Seite bietet nicht nur Arbeitsblätter, sondern ganze Sequenzpläne, Präsentationen, Tests, dazu Lehrerinfos und nette Hilfsmittel wie ein ‚Ämtliblatt’. Leider beschränkt sich das Angebot zwar bisher auf digitale Print-Materialien; Videos, Sounds oder andere Medien sucht man umsonst. Auch insgesamt ist die Auswahl sehr überschaubar, doch die Anbieter prophezeien stolz, dass sie um „mindestens drei Lektionen pro Monat“ wachsen soll. Diese Anbieter, dasist zunächst einmal natürlich die kik AG, bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass jedes Arbeitsblatt seinen eigenen Anbieter hat:Warner Brothers präsentiert die Sequenz zum Film Buddenbrooks, Minimax steuert Vorschläge zu einem Projekttag „Feuerwehr“ bei und der Fleischereifachverband zeichnet für ein Arbeitsblatt zum Thema „Berufe“ verantwortlich, nach dessen eingehender Besprechung die Bewerberquoten in den Metzgereien landauf landab explodieren dürften. Das ist natürlich erfreulich für karnivorische Feinschmecker, Verfechter der unabhängigen Bildung könnte es aber weniger begeistern. Dem kompletten Portal Schleichwerbung unterstellen zu wollen wäre allerdings etwas radikal und auch nicht fair. Immerhin bietet es großteils wirklich gut gestaltetes Material, das meist sehr schön und professionell gemacht ist und wirklich hilfreich sein kann, sofern es kritisch betrachtet und nicht ungeprüft kopiert und verteilt wird – dass das allerdings unabhängig von kiknet immer und überall angebracht ist, darin wären sich wohl nicht nur die besagten Karnivoren und Bildungsverfechter einig.
Ein zweites Portal mit eher überraschendem Anbieter ist das Medienportal der Siemens Stiftung. Auch bei dem Elektronik-Konzern tummeln sich offenbar Menschen, die kommenden Schüler-Generationen ihre traumatischen Arbeitsblatt-Erfahrungen ersparen wollen und zwar mit Hilfe von www.medienportal.siemens-stiftung.org. ImVergleich zu den meisten anderen Seiten ist diese so professionell aufgemacht, dass vorbeiklickende Pädagoginnen und Pädagogen sich wohl erst einmal verwundert die Augen reiben dürften: Sie werden von einem Begrüßungstext inklusive Einführungsvideo in Empfang genommen, um sich dann mittels ausgeklügelter Suchfunktion durch die Materialfluten zu klicken. Das Portal beschäftigt sich zwar fast ausschließlich mit den MINTFächern, also mit naturwissenschaftlichen und technischen Themen, bietet dazu aber ein nicht enden wollendes Sammelsurium an Informationen, Ideen, Material. Die Masse birgt allerdings auch ihre Schwierigkeiten: So hat die Suchfunktion zwar mehr Eingabefelder als andere Seiten überhaupt Inhalte, liefert aber trotzdem (oder vielleicht deshalb?) bisweilen eher abstruse oder gar keine Ergebnisse, dann wieder so viele Treffer, dass man den Sinn einer eingrenzenden Suche kurz anzweifeln möchte. Und auch wenn es schön ist, eine Auswahl zu haben: Wenn schon die Ergebnisliste leichten Schwindel hervorruft, kann das die Motivation zum Durchklicken schnell beeinträchtigen. Wirklich angenehm sind dagegen die angebotenen „Medienpakete“, die Informationen zu einem Themenkomplex übersichtlich und sortiert bündeln und so bisweilen schlüssiges und sinnvolles Material für ganze Sequenzen wie „Wasser“ oder „Kommunikationstechniken“ bieten. Das entschädigt tatsächlich wieder für die müßige Suche und zaubert vor allem auf Physik- und Chemielehrerinnen und -lehrer-Gesichter sicher das ein oder andere Lächeln.
Mein LO – Spiel, Spaß und Spannung bei Lehrer Online
Last but not least darf natürlich die Mutter aller Schul-Portale nicht fehlen: Lehrer Online. 1998 von Schulen ans Netz e.V. gegründet, um es Lehrerinnen und Lehrern zu erleichtern, auch neue Medien im Unterricht einzusetzen, erhielt das Portal einen solchen Zuspruch, dass es nach zehn Jahren seine eigene Betreibergesellschaft – die lo-net GmbH – gründete und sich vom kleinen Hilfe-Tool zur umfassenden Hamsterkiste gemausert hat, in der Lehrerinnen und Lehrer fast alles finden können, was man sich wünschen kann im Schulalltag. „Einmal hin, alles drin“, möchte man sagen. Zentrales Angebot ist nach wie vor Lehrer-Online.de, wo es Nachrichten, Infos, Tipps, Rezensionen – und vor allem natürlich Unterrichtsmaterialien aller Art gibt. Auch wenn Menschen mit ausgeprägtem Ordnungssinn bei Anblick der Seite kurz in Stress geraten könnten und auch die Zeremonie, bis man tatsächlich auf der Seite angemeldet ist, heftiges Geklicke und Getippe und einen langen Geduldsfaden erfordert, entschädigt das Portal mit seinen Inhalten allemal. Hier wird nämlich eine Fülle an Materialien angeboten, die sich großteils am Lehrplan orientieren, ordentlich markiert und sortiert sind und zu fast jedem Thema wirklich nützliche Informationen, Vordrucke, Ideen et cetera bieten. Und das Sahnehäubchen dazu: Lehrer Online bietet nicht nur ‚normale’, analoge Arbeitsblätter in digitaler Form, sondern hat sich auch inhaltlich ganz der Medienkompetenz verschrieben. So gibt es zu den meisten Themen Links, Online-Infos, WebQuests, Filme, Audio-Beiträge, Anleitungen zur medialen Aufarbeitung und und und. Nicht nur Reproduktion, sondern gleich eine richtig schöne Transferleistung dazu also. Neben den 'Hauptseite’ bietet LO außerdem noch lo-net2, einen komplett digitalen Arbeitsraum für ganze Schulen oder einzelne Klassen, wo Lehrende und Lernende mit Hilfe von eigenen Seiten, Wikis, Messengern, Gruppenräumen und Lesezeichen an ihren Themen und Projekten arbeiten können und primolo, einen Webseiten-Generator für Grundschulen. Und schließlich gibt es zusätzliche, nützliche Seiten wie lo-recht, lo-eltern, lo-kompakt oder lo-shop. Alles in allem lässt sich festhalten: Wer nicht nur auf der Suche nach ein paar neuen Comics für die Arbeitsblätter ist, sondern es ernst meint mit den neuen Medien, wird bei Lehrer Online schnell sein persönliches Schlaraffenland finden.
Fazit: Klassenziel erreicht
4teachers, kiknet, Lehrer Online – die fünf vorgestellten Angebote sind natürlich nur ein winziger Ausschnitt dessen, was das Internet zu bieten hat. Eines zeigen sie aber: Die Pädagoginnen und Pädagogen haben ihre Hausaufgaben gemacht und so mancher Pritt-Stift dürfte schon gnadenlos eingetrocknet sein, während dagegen die eine oder andere Tastatur aus dem Glühen kaum heraus kommt. Das heißt natürlich nicht, dass alles was digital ist, gleich gut ist – kritisches Mitdenken ist von den Lehrerinnen und Lehrern sowohl off- als auch online gefragt. Nichtsdestotrotz bieten die Weiten des Netzes eine schier endlose Fülle an nützlichem, schlauem, sinnvollem,unterhaltsamem, gutem Material und wer sich die Mühe macht, findet sicher zu jedem Thema gute Hilfen, Anregungen und Rüstzeug für den Schulalltag und das ganz ohne Vergilbungen und Eselsohren. Das gibt eine klare 1 mit Sternchen.www.4teachers.dewww.unterrichtsmaterial-schule.dewww.kiknet.orgwww.medienportal.siemens-stiftung.orgwww.lehrer-online.de
Beitrag aus Heft »2010/04: Eltern im Abseits«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDFEinzelansichtLaura Handlos: Lust auf Kino?
Von Norwegen über Serbien, Polen, Deutschland und Frankreich nach Indien, Japan und Nepal – das Kinderfilmfest, das parallel zum Filmfest München vom 25. Juni bis zum 3. Juli 2010 stattfand, bot auch in diesem Jahr eine facettenreiche Auswahl an nationalen und internationalen Produktionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während die Filme aus Indien und Nepal die Zuschauerinnen und Zuschauer in die zum Teil recht harte Realität der jeweiligen Länder entführten und sich dabei nahezu dokumentarischer Mittel bedienten, erschufen die meisten Beiträge aus den westlichen Ländern eine bunte Fantasiewelt, in der magische Stühle Wünsche erfüllen, ein sprechender Ast zum besten Freund wird und das Sandmännchen Abenteuer im Traumland erlebt. Der Kontrast könnte also kaum größer sein und doch macht gerade diese Mischung das Programm des Kinderfilmfests für junge und auch ältere Besucherinnen und Besucher so reizvoll. So können in der polnischen Produktion Der magische Baum nicht nur die vielen Kinder, sondern auch die anwesenden Erwachsenen herzhaft über die Kapriolen des roten Stuhls lachen, der, aus dem Holz einer magischen Eiche gefertigt, Wünsche erfüllen kann.
„Super Sache, so ein Stuhl“, mag so mancher im Vorführraum gedacht haben, doch so leicht und wunderbar wie gedacht, klappt auch das mit dem Wünschen nicht immer. Das stellen auch die drei Geschwister im Film fest. Gerade ist ihnen der rote Stuhl quasi zufällig auf das Dach des Familienautosgefallen und der jüngste Spross, der drollige Kuki, nimmt den Stuhl kurzerhand mit auf das Konzert seiner Eltern auf einem Straßenfest. Die klassischen Musiker sind ständig blank, und so ist jede Gelegenheit recht, um mit der geliebten Musik etwas dazu zu verdienen. Hier zeigt der Stuhl dann auch das erste Mal seine Zauberkraft, als Handwerker, die mit ihrem Lärm das Spiel der Eltern stören, wie von Kuki gewünscht nahezu fluchtartig das Weite suchen. Schlag auf Schlag erfüllen sich nun die Wünsche des Familienmitglieds, das auf dem Stuhl Platz genommen hat. Da wird Pizza geliefert und ein lukrativer Job für die Eltern an Land gezogen – doch genau da hat die Sache mit dem Wünschen einen Haken.
Denn der Job mag zwar lukrativ sein, doch wie sollen die Eltern ein Jahr lang an Bord eines Kreuzfahrtschiffs musizieren, ohne die Kinder mitzunehmen? Natürlich ist der Vorschlag der von den Kindern ungeliebten Tante, die Kinder so lange bei sich aufzunehmen, für die Eltern undiskutabel. Bis die Tante auf dem Stuhl sitzt und sich wünscht, ihre Schwester möge endlich vernünftig sein und das Angebot annehmen. Schnell sind nun die Koffer gepackt, die Kinder bei der Tante untergestellt, und für die beginnt nun eine rasante Jagd nach dem zaubernden Stuhl, der als einziger die Situation retten kann. Doch die Kraft des Stuhls ist begrenzt und die Eltern sind zu weit entfernt, als dass man sie einfach herbeiwünschen könnte. Also machen sich die Kinder in Begleitung der aus Versehen geschrumpften Tante auf den Weg, um das Schiff noch rechtzeitig zu erreichen ...
Vor der Familienzusammenführung stehen allerdings einige Abenteuer und knifflige Situationen, die es zu bewältigen gilt. Und am Ende zählt doch nur, wieder vereint zu sein. Die Mischung aus ‚Magie‘ und realen Problemen wie der angespannten finanziellen Situation der Eltern und deren Versagensängste kommt bei den Kindern gut an. Die witzigen Dialoge und misslungenen Wünsche bringen die jungen Zuseherinnen und Zuseher ebenso zum Lachen wie die Kunststücke des Stuhls, der hüpft, tanzt, dem Bösewicht, der die Kinder verfolgt, entkommt und sogar auf einem Roller fährt. So drehte sich das anschließende Gespräch des Regisseurs Andrzej Maleszka mit dem Publikum auch vor allem um die Special Effects, die bei den jungen Filmfans einige Begeisterung ausgelöst haben. Dem Regisseur gelingt es aber auch, die Kinder mit seiner eigenen Begeisterung für den Film anzustecken und in einem rasch improvisierten Workshop angehenden Jungschauspielerinnen und -schauspielern die Grundlagen der Schauspielerei näher zu bringen.Weniger zum Lachen als zum Nachdenken gebracht hat das junge Publikum der indische Film Harun – Arun, der von dem Jungen Harun erzählt, der mit seinem Großvater das Dorf in Pakistan verlässt, um in das eigentliche Heimatdorf des Alten nach Indien zu gehen. Um an der Grenze nicht gefangen zu werden, trennt sich der Großvater von Harun. Doch bevor er den Jungen alleine in das Dorf weiterziehen lässt, gibt er ihm einen Brief an einen alten Freund mit, an den sich Harun wenden soll, sowie eine alte Medaille, anhand derer der Freund den Jungen als den Enkel des Alten erkennen wird. Denn der Freund trägt die gleiche Medaille, die die beiden Männer vor der Vertreibung des Großvaters aus dem Dorf bei einem Seifenkistenrennen gewonnen haben. Während der Großvater die patrouillierenden Polizisten an der Grenze ablenkt, macht sich Harun alleine auf den Weg in das Heimatdorf seines Großvaters. Doch er bekommt Fieber und wird von drei Kindern aufgegriffen, die ihn kurzer Hand im Kuhstall verstecken und gesund pflegen.
Es dauert nicht lange und die Mutter der drei kommthinter das Geheimnis und nimmt den Jungen auf, der in Indien aber Arun genannt wird, das moslemische Harun kommt den Kindern gar zu fremd vor. Der Name, der in beiden Ländern anders ausgesprochen wird, wird zum Symbol für die Trennung der Länder, die verschiedenen Religionen, die in den Ländern das Leben bestimmen und die Grenze in den Köpfen mancher Dorfbewohnerinnen und -bewohner, die den fremden Jungen argwöhnisch beäugen. Dieser komische Junge soll ein entfernter Verwandter dieser Familie sein? Unmöglich. Der Teppichhändler im Dorf zettelt eine Verschwörung an mit dem Ziel, den Jungen des Dorfes zu verweisen und die Frau zu bestrafen, die ihn aufgenommen hat. Doch durch viel Geschick und die Offenheit der Kinder dem Neuen gegenüber, der eigentlich genau wie sie ist, gelingt es Harun, das Komplott aufzuhalten.
Der Film transportiert auf unaufdringliche Art und Weise und für das junge Publikum sehr anschaulich die Problematik der durch eine künstlich gezogene Grenze seit über 60 Jahren getrennten Länder und zeichnet dabei ein hoffnungsvolles Bild einer besseren Zukunft. Ohne besondere Effekte inszeniert der Regisseur Vinod Ganatra, der sonst hauptsächlich Dokumentarfilme dreht, einen einfühlsamen Film, der zum Nachdenken anregt. Doch dabei ist der Film nie nur ernst, sondern unterhält die Kinder ebenso wie die Erwachsenen. Im Gespräch mit dem Regisseur zeigten sich die Kinder ebenso interessiert an der Heimat des Filmemachers wie am Filmemachen selbst. Mit diesem facettenreichen Programm bietet das Kinderfilmfest viel Unterhaltung, ohne oberflächlich zu sein oder sich den Problemen, mit denen auch Kinder heute immer wieder konfrontiert sind, zu verschließen. Auch die witzigsten Filme enthielten meist einen Hauch Ernst, und die eher problemorientierten Beiträge aus Indien und Nepal wussten dennoch, auch gut zu unterhalten. Ein großes Plus des Kinderfilmfests war es aber sicherlich auch, dass sich die Regisseurinnen und Regisseure meist den Fragen und Anregungen des jungen Publikums stellten. Dadurch entstand eine große Nähe zwischen den Kindern und den Filmemacherinnen und Filmemachern, das junge Publikum fühlte sich ernst genommen und brachte sich begeistert ein. Damit macht das Kinderfilmfest auch vor allem eines – Lust auf Kino.
Heidi Seyfferth und Laura Handlos: In die Seele gebrannt
„Der Mensch ist aus Stahl, der Panzer nur aus Eisen“ steht an der Innenwand des Panzers geschrieben, in dem die vier jungen Soldaten Yigal, Shmulik, Hertzel und Assi in ihren ersten Kampfeinsatz ziehen. Im Juni 1982, in den ersten Libanon-Krieg. Laut ihrem Kommandanten handelt es sich bei diesem ersten Einsatz um ein „Kinderspiel“, schließlich gilt es lediglich, eine Stadt nach dem Kahlschlag durch die Luftwaffe endgültig zu ‚reinigen’. Erst ab dem Hotel St. Tropez wird aus dem Einsatz ein echter Krieg, so der Kommandant. Und der muss es ja wissen, denken sich die unerfahrenen Soldaten, die in ihrer Militärausbildung bisher nur auf Fässer geschossen haben. Doch auf einmal haben diese ‚Fässer’ Gesichter, Gefühle, Erinnerungen, kurz: ein Leben. Ein Leben opfern, um selbst am Leben zu bleiben – aus dem ‚Kinderspiel’ wird innerhalb von Sekunden bitterer Ernst.
Der israelische Regisseur Samuel Moaz thematisiert seine persönlichen Erfahrungen im ersten Libanon-Krieg, den er mit Anfang 20 als Richtschütze der Panzerbesatzung miterlebt hat. Erst 2007 sah sich der Regisseur in der Lage, diese Erlebnisse in einem Drehbuch zu verarbeiten – Lebanon, der Mitte Juli 2010 in die deutschen Kinos kommt, ist das Ergebnis. Maoz nimmt in diesem Film die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in das Innere eines Panzers. Sie sitzen hier auf engstem Raum zusammen mit den vier jungen Soldaten, zwischen leeren 7Up-Dosen, Zigarettenkippen und Phosphorgranaten, deren Einsatz durch geltendes Kriegsrecht verboten ist – weswegen sie als „flammender Rauch“ bezeichnet werden, was einen Einsatz freilich rechtfertigt. Es ist heiß, der Boden ist mit Wasser bedeckt, vermengt mit Urin. Der Panzer setzt sich in Bewegung, die Kamera vibriert im Takt mit dem Dröhnen des Motors, es ist laut. Unerträglich laut. Durch diese ungewöhnliche und einzigartige Perspektive erlebt das Publikum diesen Krieg hautnah. Lediglich durch denSucher des Zielfernrohrs wird die Umgebung wahrgenommen, teils bei Tageslicht, teils auch durch das Nachtsichtgerät in grünlicher Färbung. Das durch die sehr subjektive Perspektive ohnehin sehr intensive Erleben der Handlung wird durch die Kameraführung und die langen Einstellungen noch verstärkt. Im Gegensatz zu der Dramatik des Kriegsgeschehens ist die Kameraführung des Films äußerst ruhig und langsam. Dadurch werden die emotionalen Bildsequenzen nahezu unerträglich lang betont – ein leidendes Tier mit offenem Bauch und beinahe sichtbaren Tränen in den Augen, ein Junge, der gerade seine Familie und die restlichen Dorfbewohnerinnen und -bewohner verlorenhat und eine vollkommen verstörte Frau, deren Mann und die fünfjährige Tochter gerade vor ihren Augen erschossen wurden.
Lebanon ist ein verstörender Film. Wie kaum ein Kriegsdrama schafft er es, den Zuseherinnen und Zusehern die ganze Tragweite eines Krieges nahe zu bringen, ohne politisch Stellung zu beziehen oder sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Im Mittelpunkt stehen die vier Soldaten, deren Leid das Publikum nahezu selbst erlebt – mit jedem Zittern der Hand Shmuliks, der den Abzug drücken muss, mit jedem Blinzeln der Augen, mit dem die Tränen und der Schweiß am Weiterlaufen gehindert werden sollen, zum Teil vergeblich. Damit ist der Film nicht das, was man guten Gewissens als Unterhaltung bezeichnen kann, nichts, das Erholung nach einem harten Arbeitstag verspricht. Man wird das Kino wohl nicht entspannt, sondern aufgewühlt, bewegt und nachdenklich verlassen. Durch die Stärke der Bilder, die nahezu unerträglich langen Einstellungen und den Lärm der Einschläge ist Lebanon für zarte Seelen eine Herausforderung. Allerdings eine, der sich zu stellen lohnt – denn der Film ist damit auch ein Plädoyer gegen den Krieg, egal ob im Libanon, im Irak oder in Afghanistan. Gerade vor dem Hintergrund der nach wie vor nicht beruhigten Situation im Nahen Osten eignet sich Lebanon sicherlich auch für den Einsatz in der Schule, angesichts der Brutalität zwar erst in den älteren Jahrgangsstufen, doch dort dürfte eine Thematisierung im Geschichtsunterricht sowohl für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler ein Gewinn sein. Denn auch wenn Geschichtsbücher den Kriegsverlauf darlegen mögen, das Gefühl, im Inneren des Panzers unter Beschuss zu stehen, können sie nicht vermitteln. Den Film, der unter anderem mit einem Goldenen Löwen bei den es vergönnt ist, gesund und sicher aus einem Kriegseinsatz heimzukehren“. Denn Kriegserlebnisse, so Maoz, sind ein Leben lang in die Seele eingebrannt. Mit diesem Film sind sie es auch ein wenig in die des Publikums.
Lebanon
Israel 2009Kinostart: 15.07.2010
Regie: Samuel Maoz
Darsteller: Yoav Donat, Italy Tiran, Oshri Cohen, Michael Moshonov, Zohar Strauss, Dudu Tassa, Ashraf Barhom, Reymonde Amsellem
Musik: Nicolas Becker
Laufzeit: 93 min
Freigegeben ab 12 Jahren
Verleih: Senator Film Verleih
Beitrag aus Heft »2010/04: Eltern im Abseits«
Autor: Heidi Seyfferth, Laura Handlos
Beitrag als PDFEinzelansichtHeidi Seyfferth: Was würdest du tun?
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. (2010)
Weggeschaut ist mitgemacht.
DVD. Stuttgart.„Es passiert täglich, überall und am hellerlichten Tag: Ein Mensch wird belästigt, bedroht oder tätlich angegriffen – in der Straßenbahn, in der Fußgängerzone oder beim Einkaufen, es werden Parkbänke oder Spielplätze beschädigt, Gebäude und Verkehrsmittel besprüht und demoliert oder Friedhöfe geschändet. (...) Nur wenn Polizei und Bevölkerung an einem Strang ziehen, gelingt es, die Sicherheit auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu verbessern.“ (S. 1 Filmbegleitheft) Die polizeiliche Kriminalprävention hat primär die Aufgabe, die Bürger über Möglichkeiten des Selbstschutzes aufzuklären. Mit der aktion-tu-was gibt die Polizei praktische Tipps an die Hand, wie man anderen Opfern helfen und sich selbst schützen kann. Eingebunden in diese Aktion ist das Medienpaket Weggeschaut ist mitgemacht. Dieses Angebot richtet sich an pädagogische Lehrkräfte für den Einsatz in Schulen und der Jugendarbeit. Ziel des Medienangebots, bestehend aus vier Filmsequenzen und einem Filmbegleitheft, ist es, mehr Bürgerengagement und Zivilcourage im öffentlichen Raum zu schaffen.
Vier Episoden können in dem Hauptmenü der DVD Weggeschaut ist mitgemacht angewählt werden. Die Themenfelder reichen von Alkohol und Gewalt, Drogendeal, Handyraub bis hin zum Ladendiebstahl. Beim Anwählen einer Szene werden realistische Darbietungen geboten. Jugendliche im Alter der Zielgruppe geraten in einen Konflikt. Eine Hauptakteurin oder ein Hauptakteur stehen jeweils im Mittelpunkt der Handlung. Anschließend stoppt die Filmszene. Die Jugendlichen haben dann die Option, in der Gruppe zu diskutieren oder alleine zu überlegen, welche Alternativen moralisch und vernünftig sind. Das Menü stellt drei Handlungsoptionen bereit. Alle drei können angewählt und diskutiert werden. Eine der vier Filmsequenzen zeigt Jugendliche auf einem Spielplatz. Es werden alkoholische Getränke konsumiert. Ein Jugendlicher hat bereits zuviel Alkohol getrunken, wird aus einem banalen Grund wütend und verlässt die Gruppe. An der nächsten Bushaltestelle randaliert er und ein älterer Mann spricht ihn darauf an. Der Jugendliche geht aggressiv auf den älteren Mann zu, einer seiner Freunde erscheint im Hintergrund. Dieser ist der handelnde Akteur. Die Filmsequenz stoppt. Nun werden die Zuschauerinnen und Zuschauer gefragt: „Was machst du?“ Anschließend werden die drei Handlungsoptionen geboten. Eine der drei Wahlmöglichkeiten ist: „Ich mach’ doch meinen Kumpel nicht an!“ Hier sieht man, wie der Hauptakteur nichts unternimmt und den Kumpel strafrechtliche Konsequenzen verfolgen. Die zweite Option ist: „Der hat sie doch nicht alle – den stopp ich!“ Der Hauptakteur wird in diesem Falle selber zum Opfer und wird von seinem Kumpel geschlagen.
Die dritte Variante stellt sich als die richtige Handlung heraus. Der Hauptakteur holt seine Freundinnen und Freunde zu Hilfe, gemeinsam stoppen sie ihren Kumpel, reden ihm gut zu und entschuldigen sich bei dem älteren Mann. Das Filmbegleitheft enthält Erläuterungen zum Film sowie didaktische Hinweise für Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal, um das Medienangebot mit den Jugendlichen zu bearbeiten. Beispielsweise sollte als Lehrbeauftragte und Lehrbeauftragter darauf hingewiesen werden, dass es kein Rezept für eine Reaktion gibt. Der Einzelfall ist entscheidend. Daneben enthält das Heft Hinweise zur aktion-tu-was und damit ebenso praktische Handlungstipps zur Hilfe und zum Selbstschutz im Alltag. Das Medienangebot ist gut durchdacht. Neben dem Medienbezug, was für die Jugendlichen wie ein Eye-Catcher wirken müsste, wird die Zielgruppe auch direkt mit eigenen Gedanken und Diskussionsbeiträgen gefordert. Ebenso vorteilhaft ist, dass verschiedene Optionen in dem Medienbeitrag dargestellt werden, so dass alle Handlungsoptionen in ihren Folgen vorstellbar werden.
Das Medienangebot ist eingebundenin die Initiative aktion-tu-was und steht somit in einem größeren Zusammenhang. Neben dem Bewusstsein, was durch das Medienangebot Weggeschaut ist mitgemacht geschaffen werden kann, wäre es sinnvoll die Kinder und Jugendlichen in die übergeordnete aktion-tu-was einzubinden, so dass die moralisch einwandfreie Intention des umsichtigen Miteinanders über die Schwelle des Klassenzimmers hinausgehen kann. Beispielsweise könnten die Kinder und Jugendlichen, mit Unterstützung derPolizeilichen Kriminalprävention, selbst einen Film zum Thema drehen.
publikationen
Schluchter, Jan-René (2010). Medienbildung mit Menschen mit Behinderung. München:kopaed. 206 S., 16,80 €
Wenngleich die Medienpädagogik in den letzten Jahren verstärkt die Verschränkung mit anderen Pädagogikfeldern sucht (z.B. Erlebnispädagogik, Kunstpädagogik), so führt doch die Medienarbeit mit Menschen mit Behinderung eher ein Schattendasein. Dies liegt sicher darin begründet, dass zwar einige praktische Erfahrungen damit vorliegen, es aber an theoretischen Konzepten für eine solche Arbeit mangelt. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass der Fokus beim Einsatz von Medien in der Behindertenpädagogik nicht auf der „Medienbildung“ oder gar der „aktiven Medienarbeit“ liegt, sondern dass Medien in erster Linie als technische Hilfsmittel gesehen und mit dem Begriff der „Kompensation“ von Behinderung verknüpft werden. Das vorliegende Buch von Jan-René Schluchter macht hier den ersten Schritt, sich wissenschaftlich mit dem Thema „Medienbildung mit Menschen mit Behinderung“ zu befassen und liefert für die Intersektion von Medienpädagogik und Behindertenpädagogik wichtige Impulse.
Die Analyse von Experteninterviews in Anlehnung an die „Grounded Theory“ zeigt deutlich, dass großes Potenzial in der Medienarbeit mit Menschen mit Behinderung liegt, welches bei weiten nicht ausgeschöpft ist. Vor allem die Einbeziehung als Expertinnen und Experten aus der Praxis eröffnet die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in die Theoriebildung einfließen zu lassen, was viel zu selten geschieht. Bei aller Unterschiedlichkeit der Definition von Behinderung und Behindertenpädagogik bildet das Konzept des Empowerments einen übergeordneten Bezugsrahmen, der für die Behindertenpädagogik wie auch für die aktive Medienpädagogik Geltung besitzt. Hier zeigt sich ganz deutlich: Je weiter sich die Medienarbeit mit Menschen mit Behinderung vom kompensatorischen Ansatz der technischen Hilfestellung löst, desto mehr Schnittstellen ergeben sich mit dem Konzept der aktiven Medienarbeit nach Fred Schell. Denn sowohl bei nicht behinderten wie bei behinderten Menschen gilt es im Bildungsprozess vor allem, den Beteiligten das Erleben von ‚Selbstwirksamkeit‘ zu ermöglichen. Hier weist die Arbeit nicht nur die Wirksamkeit einer solchen Medienarbeit nach, sondern zeigt neben dem Bedarf an der Entwicklung von weiteren theoretischen wie praktischen Konzepten auch die Wirksamkeit einer Medienbildung mit Menschen mit Behinderung auf. Vor allem aus der letzten Erkenntnis erwächst eine soziale Verantwortung, die Medienarbeit mit Menschen mit Behinderung weiter auszubauen - auch jenseits von Sparzwängen und Finanzkrisen.
Der vorliegenden Arbeit ist zu wünschen, dass es ihr gelingt, den ins Stocken geratenen Diskurs über die Medienbildung mit Menschen mit Behinderung wieder stärker in den Fokus der medienpädagogischen Diskussion zu rücken. Für die weitere Diskussion könnte auch die der Inklusionspädagogik, die vor allem innerhalb der Behindertenpädagogik starke Beachtung findet, weitere Impulse geben: Hier gibt es radikale Vorstellungen – etwa die separierte Beschulung behinderter und nichtbehinderter Menschen völlig aufzuheben – , die weit über die Idee der bloßen Integration hinausgehen und darauf abzielen, gemeinsame Bildungsprozesse von Menschen mit und ohne Behinderung zu organisieren. Vor allem muss es aber gelingen, jenseits von Barrierefreiheit und Kompensation von Behinderungen über medienpädagogische Konzepte mit Menschen mit Behinderungen nachzudenken. Für eine solche Diskussion liefert das vorliegende Buch genügend Ansatzpunkte. Bleibt nur zu hoffen, dass diese auch genutzt werden.
Geimer, Alexander (2010). Filmrezeption und Filmaneignung. Eine qualitativ-rekonstruktive Studie über Praktiken der Rezeption bei Jugendlichen. Wiesbaden: VS Verlag. 297 S., 39,95 €
Anhand des Spielfilms The Others (Regie Alejandro Amenábar, 2001) entwickelt die vorliegende empirische Studie fünf Typen der Rezeption durch Jugendliche. Der Autor befasst sich vor allem mit dem Typus der „produktiven Aneignung“, bei dem sich habituelle Orientierungen der Jugendlichen in wichtigen Komponenten verändern. Das Buch ist zugleich Geimers Dissertation, die er 2009 an derFreien Universität Berlin vorgelegt hat. Offen interviewt wurden 14 Jugendliche im Alter von 18 bis 22 Jahren: nicht nur zum genannten Film, sondern auch zu ihrem Umgang mit Filmen allgemein. Den Film The Others haben die Jugendlichen zudem schriftlich nacherzählt, ergänzt um den persönlichen Eindruck und das eigene Urteil. Geimer hat die Nacherzählungen und die Interviews bei der Auswertung jeweils aufeinander bezogen (ausgewertet wurde mittels der dokumentarischen Methode). Gestützt auf die praxeologische Wissenssoziologie Ralf Bohnsacks versteht Geimer das Medium „Film als Ressource zur Welterfahrung“ (S. 101). Sie wird wirksam, wenn die von einem Film inszenierte Praxis von Jugendlichen verknüpft wird mit ihrer Alltagspraxis und ihren eigenen Orientierungen.
Ausführlich referiert und diskutiert Geimer Konzepte zur Zuschaueraktivität, vor allem (sozial‑)konstruktivistische Ansätze (kognitive Filmpsychologie, systemtheoretische Rezeptionsforschung und Cultural Studies). Er richtet diese Darstellung schon an ersten, grundlegenden Ergebnissenseiner Interviewanalyse aus. Deshalb kritisiert er einen zu weit gefassten theoretischen Aneignungsbegriff, der dazu tendiert, jeden Gebrauch von Filmen im Alltag als Aneignung zu bezeichnen – auch, wenn etwa ein Kinobesuch nur äußerer Anlass für soziale Kontakte ist. Wie verändern sich dagegen beim Typus der „produktiven Aneignung“ grundlegende Erfahrungs- und Wissensstrukturen? Geimer rekonstruiert anhand der Filmnacherzählung eines Jugendlichen, wie dieser sich dadurch „auch an eigenen Problemlagen [..] abarbeitet“ (S. 165). Wie der Jugendliche im Interview immer wieder betont, versucht er „‘Metaphern‘ aus dem Film zu ziehen“ (ebd.), mittels derer er seinen eigenen Alltag beobachten kann. Solche im Zuge der Rezeption entstehenden Metaphorisierungen können laut Geimer „neues Wissen generieren“, so dass sich „die eigene Situation neu und anders fassen lässt“ (ebd.). Werden vorhandene Erfahrungs- und Wissensstrukturen durch den Film nur gespiegelt, spricht Geimer von einer „reproduktiven Aneignung“. Werden Spezialdiskurse, etwa zur Filmgeschichte oder Filmästhetik geführt, um den Film zu verorten, entspricht dies dem Typus einer „ästhetisierenden Formalisierung“. Eine „polyseme Interpretation“ nennt Geimer es, wenn auf allgemein präsentes Weltwissen und den Common Sense zurück-gegriffen wird. Der fünfte Typus heißt „konjunktive Abgrenzung“ (angelehnt an die Sprache der Wissenssoziologie): Hier werden eigene Erfahrungs- und Wissensstrukturen gegenüber den Orientierungen des Films betont. Es ist zu beachten, dass sich diese Idealtypen inder Rezeptionspraxis ein und derselben Person sowohl vermischen als auch ablösen können. Die produktive Aneignung wird von Geimer als eine ästhetische Erfahrung begriffen, die von den Erfahrungen des Alltags abhebt und dieeinen spontanen und impliziten Bildungsprozess anstoßen kann. Geimer diskutiert dazu einige Konzepte ästhetischer Erfahrung und geht zur weiteren Klärung vor allem ein auf das Mimesis-Konzept von Christoph Wulf und Gunter Gebauer. Damit versteht er produktive Aneignung als einen Prozess der Kreation von Neuem.
Insgesamt überzeugt Geimers theoretische Diskussion, die er eng an seine empirische Analyse anknüpft. Die bildungstheoretischen Aspekte stellen eher einen Ausgriff auf eine weiter zuführende Debatte dar. Von empirischer Seite aus wäre dazu die Art der produktiven Aneignung detaillierter zu erforschen (worauf Geimer auch selbst hinweist): etwa mit Blick auf kollektive Aneignung, auf Dauer und Nachhaltigkeit derVeränderungen oder im Hinblick auf bestimmte Milieus – bei der jetzigen Studie hatten die meisten Interviewten Abitur.Methodisch handelt es sich um eine reflektierte Untersuchung. Eingehender ließe sich aber diskutieren, dass Geimer bewusst auf eine Produktanalyse des Films The Others verzichtet. Er nimmt an, dass Praktiken der Rezeption habitualisiert und deshalb vom speziellen Film gelöst sind. Das Buch ist allen zu empfehlen, die sich auf fundierter theoretischer und empirischer Basis für Praktiken der Filmrezeption und ‑aneignung interessieren. Durch die bildungstheoretische Reflexion der Ergebnisse kann es zudem eine (medien‑)pädagogische Diskussion anregen.
Bucher, Ulrike/Maros, Finka (2008). The Electronic City. Berlin: Wissenschafts- Verlag. 256 S., 25 €
Neue Informations- und Kommunikationsmedien sind in den heutigen Zeiten kaum noch wegzudenken. Aber wer denkt dabei gleich an damit verbundene Veränderungen im städtischen Leben? Was zieht die Einführung digitaler Medieneigentlich für Konsequenzen für das alltägliche, städtische Leben nach sich? Können Veränderungen im Verhalten, in den Beziehungen und in Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern, die in einer virtuellen, digitalisierten Welt leben, festgestellt werden? Wie können sich alle Personen, ob jung oder alt, den elektronischen Umgang, zum Beispiel von E-Government und E-Learning zu nutzen machen und damit von den Verbesserungen der Wissensgesellschaft profitieren?In den dreizehn wissenschaftlichen Beiträgen gehen unterschiedliche Autorinnen und Autoren mit differenziertem Hintergrundwissen und verschiedenen Sichtweisen an das Thema „Informationsgesellschaft im städtischen und regionalen Raum“ heran. Die anspruchsvollen Artikel zeigen anhand von Fallstudien verschiedener europäischer Länder, welche Auswirkungen die Einführung der neuen digitalen Techniken auf die Entwicklungsprozesse städtischer und regionaler Gebiete hat. Wie verändert sich das städtische Leben? Wie können Städte die neuen Technologien zur eigenen Darstellung nutzen? Wie können mit technischen Hilfen Bürgerinnen und Bürger erreicht werden?
Das Buch fasst die überarbeiteten Forschungsbeiträge der erstenInternationalen Konferenz „Electronic City“ zusammen, die 2005 in Bratislava in der Slowakei stattgefunden hat. In Zusammenarbeit mit dem Projekt Zukunft Stadtforschung „Future“ soll nicht nur das Augenmerk auf die Informationsgesellschaft, sondern auch auf die Funktion desstädtischen Lebens in Europa gelegt werden. Vor allem junge Forscherinnen und Forscher sollen motiviert werden, sich für Trainingsprogramme wie „Electronic City“ zu begeistern und gemeinsam Wissen austauschen. Was ist in Zeiten derGlobalisierung für europäische Städte wichtig? So sind die Beiträge in diesem Buch interdisziplinär und stellen ein Gemeinschaftsprojekt von unterschiedlichen Universitäten, unter anderem aus der Slowakei, Schweden, Deutschland undSpanien dar. Die verschiedenen Perspektiven der Autorinnen und Autoren, die teilweise aus den unterschiedlichsten Fachdisziplinen stammen, macht die Betrachtung und Heran-gehensweise an das Thema digitale Medien und städtisches Leben spannend. Anhand von Tabellen, Graphiken, Fotos und Landkarten werden die einzelnen Forschungsergebnisse anschaulich wiedergegeben und zusammengefasst. So wird im ersten Kapitel der Frage nachgegangen, was eine Stadt eigentlich ausmacht und inwiefern virtuelle und fiktive Prozesse stattfinden. Zudem wird die Verbindung von Technologien und städtischem Raum sowie die Darstellung von Netzkunst im städtischen Raum behandelt. Welche Vorteile, aber auch Nachteile bietet E- Government und EDemocracy? Wie sieht es in anderen Ländern mit Methoden der Stadtplanung aus? Im Blickpunkt des Buches steht das „elektronische Europa“ und die Frage, welche Probleme, aber auch Chancen für regionale und städtische Räume durch die Digitalisierung auftreten können.
Boesken, Gesine (2010). Literarisches Handeln im Internet. Schreibund Leseräume auf Literaturplattformen. Konstanz: UVK. 290 Seiten, 29 Euro
Mit dem Schreiben von Geschichten Geld zu verdienen –das ist für viele Hobby-Schriftstellerinnen und -Schriftstellerein heimlich gehegter Traum. Und auch wenn sich dieser inden seltensten Fällen erfüllen wird, so eröffnet doch das Internet für Nachwuchsautorinnen und -autoren neue Möglichkeiten. Auf Literaturplattformen im Netz können eigeneTexte veröffentlicht und Gleichgesinnten zugänglich gemachtwerden, durch den Austausch mit anderen Mitgliedern derverschiedenen Communities ist es leichter, Verbessungen an den eigenen Texten vorzunehmen und auch konstruktive Kritik an den Beiträgen anderer zu üben. Gesine Boesken untersucht in Literarisches Handeln im Internet die Strukturen und Mechanismen, die den verschiedenen Literaturplattformen zugrunde liegen. Dazu werden zunächst Begrifflichkeiten wie ‚Literarisches Handeln’ geklärt, bevor im Anschluss auf die Eigenheiten des Internets, etwa als Raum für anonymes und dennoch Plattform für soziales Handeln eingegangen wird.
Die Analyse von acht verschiedenen Literaturplattformen nimmt schließlich den Hauptteil der Publikation ein. Neben Eckdaten zu den einzelnen Plattformen sowie Angaben zu Struktur und Nutzung wird auch auf die Nutzerinnen und Nutzer eingegangen. Fragen nach einem Nutzerprofil werden ebenso beantwortet wie die nach der sonstigen Mediennutzung der Personen, die in solchen Plattformen aktiv sind. Auch der Wahrnehmung von solchen Literaturplattformen geht die Autorin nach und versucht dabei, auch Fragen der Identität und Netzwerke von Autorinnen und Autoren aufzugreifen. Den Schlusspunkt bildet eine Darstellung von Bedingungen, unter denen virtuelleSchreib- und Leseräume gelingen können. Für Sprach- undLiteraturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowieStudierende der Fächer ist die Publikation eine interessanteLektüre, aber auch interessierte Laien oder Personen, dieselbst in diesen Foren tätig sind, werden Freude an demBuch haben.
Döring, Jörg/Thielmann, Tristan (Hrsg.) (2009). Mediengeographie. Bielefeld: transcript Verlag, 654 S., 39,80 €
Der geografische Raum wird seit einem Paradigmenwechselin der Kultur- und Sozialwissenschaft 1980 wieder als kulturelle Größe wahrgenommen. Seither ist neben der Zeit auch der Raum in den kulturwissenschaftlichen Untersuchungen von Bedeutung. Durch die Erfindung von Medien wurde der Raum auf soziotechnische Weise reorganisiert. Geomedien wie Google Earth, GPSoder Satellitenbilder sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die Autoren Jörg Döring und Tristan Thielmann, beide Medienwissenschaftler, stellen sich die Frage, wie Geomedien unsere Weltanschauung verändern. Außerdem versuchen sie mittels verschiedener Beiträge von Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen darzustellen, wie sich die Mediengeografie als neues Forschungsfeld etabliert hat. Der Einstieg wird mit einerumfangreichen Darstellung von Geomedientheorien, wiebeispielsweise dem Konzept der „immutable mobiles“, der „unveränderlichen mobilen Elemente“ von Bruno Latourgemacht. Anschließend folgt ein Abschnitt zur Geomediengeschichte. Die beiden letzten Hauptpunkte des Buches bilden die Erarbeitung der digitalen und der lokalen Mediengeografie.
Ein sehr anschauliches Beispiel wie Medien die Wahrnehmung des geographischen Raumes beeinflussen können, zeigt Lisa Parks Beitrag zum Projekt „All Eyes on Darfur“. Google Earth und das United States Holocaust Memorial Museum entwickelten dieses Projekt,um die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Darfur-Konflikt zu lenken. Berichte Informationen von Organisationen,Zeugenaussagen von Opfern und ähnliches wurde auf dem weltweit größten, virtuellen Globus veröffentlicht. Es gelang, ein Bewusstsein für die Lage in Darfur zu schaffen, eine Intervention konnte allerdings nicht herbeigeführt werden. Insgesamt gelingt es den Autorinnen und Autoren, eine vielschichtige Darstellung der Mediengeografie zu liefern.Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studierendeaus den Disziplinen der Geografie, Medienwissenschaft und Ethnologie ist Mediengeographie ein aussagekräftiges Gesamtwerk.
Gapski, Harald/Gräßer, Lars (2010). Medienkompetent in Communitys. Sensibilisierungs-, Beratungs-, und Lernangebote. Schriftenreihe des Landes Nordrhein-Westfalen. München: kopaed. 125 S., 14,80 €
Der neue Band der Schriftenreihe Medienkompetenz des Landes Nordrhein-Westfalen thematisiert Social Networks und Online-Spiele in Kombination mit entsprechenden Sensibilisierungs-, Beratungs-, und Lernangeboten. Verschiedene Autorinnen und Autoren bringensich zu dieser Thematik in die Publikation ein und zeigen mittheoretischen und praktischen Zugängen die Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der Sensibilisierung,Beratung und des Lernens in Online-Communitys und Online-Spielen. Insbesondere Jugendliche sind die Zielgruppe dieser digitalen Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten.Zunehmende Probleme wie das Cybermobbing oder die digitale reine Weste, die durch unzureichenden Datenschutzgefährdet wird, nehmen die Autorinnen und Autoren in den Blickpunkt. Initiativen und Aufklärungskampagnen auf speziellen Websites und Musikkanälen wurden bereits initiiert. Ob und inwieweit die Jugend erreicht wird steht offen im Raum. Allerdings stellt sich die Frage, ob eine Medien- und Sozialarbeit direkt in den Online-Communitys effektiver wäre. In dem Buch beschreibt die Autorin Maren Gaidies zwei Kampagnen im SchuelerVZ und erklärt, wie Sensibilisierungsangebote funktionieren.
Daniel Poli beschreibt als Autor das Web 2.0 als jugendkulturellen Raum, in dem Informationen gefunden und Identität geschaffen werden kann. Die Autorin Tanja Adamus gibt hingegen einen Einblick, wie Spielerinnen und Spieler in Online-Spielen agieren. Hier plädiert sie allerdings für keine pädagogischen Eingriffe von außen, sondern für eine Peer-to-Peer-Strategie für mehr Medienkompetenz. Diese und weitere Autorinnen und Autoren diskutieren die Thematik der Medienkompetenz im Internet und versuchen verschiedene Blickwinkel offen zu legen. Die Publikation richtet sich an pädagogische und medienpädagogische Fachkräfte.
Roose, Jochen/Schäfer, Mike S./ Schmidt-Lux, Thomas (Hrsg.) (2010). Fans. Soziologische Perspektiven. Wiesbaden: VS. 442 Seiten, 34,95 Euro.
Jugendliche tapezieren die Wände ihrer Zimmer mit Postern ihrer Lieblingsfiguren aus Twilight, dem Gewinner derletzten DSDS-Staffel oder dem favorisierten Fußballer beim Lieblingsverein, eingefleischte Fußballanhänger greifen bei der Namenswahl des eigenenKindes auf den Vornamen des Club-Managers zurück und somancher nimmt für ein Konzert ‚seiner’ Band lange Fahrtwegeund Wartezeiten sowie teils horrende Kosten in Kauf. Wohl jeder Mensch hat sich im Laufe seines Lebens einmal als Fan bezeichnet – sei es von einem Sportverein, einer Band oder auch einem Betriebssystem. Doch was ist das eigentlich, ein Fan? Was zeichnet das Fantum aus und lassen sich überhaupt generelle Aussagen über Fans machen? Jochen Roose, Mike S. Schäfer und Thomas Schmidt-Lux haben sich in ihrem Herausgeberwerk Fans diesen Fragen angenommen und die Beiträge verschiedener Autorinnen und Autoren zusammengestellt, die das Phänomen im Kontext soziologischer Kategorien systematisch ausleuchten. Im Mittelpunkt steht dabei stets die eigenständige theoretische Bearbeitung. So werden nach der Klärung des Begriffs Fan in den ersten Beiträgen einleitend allgemeine Theorien der Soziologie betrachtet und hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit für eine Analyse des Fantums überprüft. Danach werden gegenstandsspezifische Theorien auf Fans bezogen sowie unterschiedliche Fanszenen als empirische Belege angeführt.
Insgesamt ist dabei der Einsatz quantitativer und qualitativer Methoden in den Beiträgen recht ausgewogen. Im einzelnen befassen sich die Autorinnen und Autoren etwa mit Fantum im Zusammenhang mit Emotionen, Sozialisation, Gender oder auch Gewalt, Medien und Religion. Das Werk vermittelt einen sehr guten Einblick in die Fanszenen und die Forschung zu diesem Thema, wenn auch deutlich wird, dass eine weitere Beschäftigung mit der Thematik noch nötig ist. So ist Fans, das in den verschiedenen Beiträgen die soziologische Analyse von Fans systematisch und vielseitig fundieren kann, auch als Anregung für weitere Forschungsbemühungen zu verstehen. Für Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlerund insbesondere für Soziologinnen und Soziologen sowie Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Lehrende und Studierende der Fachbereiche ist die Lektüre des Buches sicherlich zielführend und zudem durch die verschiedenen Facetten der Beiträge auch ein angenehmerZeitvertreib.
Welker, Martin/Wünsch, Carsten (Hrsg.) (2010). Die Online-Inhaltsanalyse. Forschungsobjekt Internet. Köln: Herbert von Halem. 480 Seiten, 28 Euro.
In den Sozialwissenschaften im Allgemeinen und in der Medien- und Kommunikationswissenschaft im Besonderen zählt die Inhaltsanalyse zu den Schlüsselmethoden. Schließlich lassen sich durch eine Inhaltsanalyse Text, Bild und Ton Recht kostengünstig, nonreaktiv und komplexitätsreduzierend erfassen. Doch wie steht es um die Erfassung von Online-Inhalten? Der Online-Bereich stellt eine besondere Herausforderung für die Methode dar – denn Merkmale wie die Dynamik, Multimedialität, Hypertextualitätund Nonlinearität führen zu spezifischen Problemen, denensich die Methode der Inhaltsanalyse annehmen muss. Damit sind die Formen der Online-Kommunikation eine methodische Herausforderung für die Wissenschaft. Der Sammelband Die Online-Inhaltsanalyse nimmt sich dem Problem an und leistet mit verschiedenen Beiträgen, die sich sowohl mit der Theorie- Reflexion auseinander setzen sowie praktische Beispiele von Online-Inhaltsanalysen geben, einen wichtigen Beitrag zur gesonderten Methoden-Reflexion im Online-Bereich.
Der Band folgt in seinem Aufbau dabei dem Ablauf eines Forschungsprozesses. So werden zunächst die theoretischen Grundsteine gelegt, bevor in weiteren Beiträgen Grundgesamtheit und Stichprobenziehung, Analyseeinheit und Kategorienbildung, das Problem der Reliabilität und Validität sowie die Methodenkombination und das Feld der statistischautomatisierten Inhaltsanalyse behandelt werden. Der Band wird zudem durch Fallbeispiele und Anwendungsfelder aus der Praxis abgerundet und bietetinsgesamt eine übersichtliche und aufschlussreiche Darstellung des Themenfeldes. Positiv zu vermerken ist dabei vor allem der hohe Praxisbezug, der durch kleinere Anwendungsbeispiele auch in den eigentlichen Theorie-Beiträgen stets gegeben ist. Der Sammelband bietet für alle Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, insbesondereaus der Medien- und Kommunikationswissenschaft, eine gute Handreichung für die Praxis und ist auch für Lehrende und Studierende der Fachrichtungen zu empfehlen.
kolumne
Bernd Schorb: Zerreguliert
In regelmäßigen Abständen wird der Rundfunkstaatsvertragneu geregelt – zum vierzehnten Mal diesen Sommer – und damit meist auch der Jugendmedienschutz. Inzwischen ist dieses Werk so komplex und unverständlich wie die meisten deutschen Gesetze. Gut, die Medien nehmen zu, kommenin neuen Gewändern daher und sind immer schwerer zu durchschauen – dafür sorgen Microsoft und Google – und zusätzlich erzwingen Partei- undWirtschaftsinteressen Kompromisse und Verwässerungen.Vor allem die Eltern, die den Schutz mit gewährleisten sollen, verstehen allenfalls Bruchstücke von dem, was hier geregelt werden soll. Die Teil-Evaluation des letzen Jugendmedienschutzstaatsvertrages, die das JFF aus der Perspektive von Eltern und Heranwachsenden durchgeführt hat, konstatierte denn auch: „Mangelnde Transparenz und Inkonsistenz ... sind Ankerpunkte für Missverständnisse und Fehlinterpretationen“ und forderte „Transparenz – Voraussetzung eines alltagspraktisch effektiven Jugendmedienschutzes“. (Theunert & Gebel in merz 1/2009, S. 1-25)
Löblich ist sicher die Absicht, eine bessere Kontrolle des Internets zu schaffen. Doch ob das auf dem Weg immer stärkerer Selbstregulierung gelingt? Die Einführung der ‚regulierten Selbstregulierung‘hat vor allem Selbstkontrollorgane hervorgebracht, getragen von der Medienindustrie, die die selbst kontrollierten Inhalte produziert. Darüber thront die KJM (Kommission Jugendmedienschutz), die aber – in der Regel – nicht selbst konkrete jugendgefährdende Angebote prüft, sondern lediglichdie Selbstkontrolleure zulässt und beaufsichtigt. Mit der jetzigen ‚Verfeinerung‘ des Systems wird dieses Kontrollorgan noch etwas machtloser. Denn nach § 19 gelten nun „Einrichtungen der freiwilligen Selbstkontrolle ... als anerkannt, soweit es die freiwillige Alterskennzeichnung von ... Spielprogrammen und für das Kino produzierten Filmen betrifft, wenn diese ... zum Herunterladen im Internet angeboten werden.“ Soll heißen, jetzt können sich die Selbstkontrolleure auch selbst zulassen. Wer keine eigene Regulierungsstelle hat, darf seine Angebote von einem bestehenden Organ prüfen lassen – was richtig teuer werden kann. Oder er übernimmt die Regeln eines zugelassenen Selbstregulierers und macht sich so zu einer ‚Quasi-Selbstregulierungsstelle‘. So verzinkt wie die Selbstregulierung ist auch die Alterskennzeichnung. Mit der Etablierung des kommerziellen Fernsehens entstand in den achtziger Jahren die Idee, die Altersklassifikation dererfolgreichen FSK (Freiwillige Selbstkontrolle Kino)auf das Fernsehen zu übertragen. Dazu wurde die Ideologie der bundeseinheitlichen Zubettgehzeiten erfunden und bestimmt, dass Filme, die erst ab 16 bzw. 18 Jahren zugelassen sind, erst nach 22 bzw. 23 Uhr ausgestrahlt werden dürfen. Das wird jetzt aufs Internet übertragen, indem Filme mit entsprechender Einstufung erst ab diesen Zeiten abrufbar sind – Ausnahmen impliziert,versteht sich. Wenn der Anbieter nämlich „durch technische oder sonstige Mittel die Wahrnehmung des Angebots durch Kinder oder Jugendliche ... unmöglich macht oder wesentlich erschwert“ (§ 5), können Altersverifikationen odertechnische Filter die Zeiten-Regel ersetzen.
Diese Idee hatten Anfang des Jahrtausends schon die Anbieter des Pay TV – der Versuch hielt der Realität nicht stand. Die Eltern konnten oder wollten die Filtertechnik nicht installieren. Also wurdensenderseitige Sperren verpflichtend gemacht, die von den Eltern nicht ein-, sondern ausgeschaltet werden müssen (Schorb & Theunert: Jugendmedienschutz – Praxis und Akzeptanz. Berlin 2001). So werden Kinder und Jugendliche im Pay TV wieder unabhängig von Vermögen und Willender Eltern geschützt, wie es auch im Grundgesetz bestimmt ist. So viel Selbstregulierung aber wollte man der Internetindustrie wohl nicht zumuten.
Ansprechperson
Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
kati.struckmeyer@jff.de
+49 89 68 989 120
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