2010/03: Sexualisierung in den Medien
Beziehungen führen lernt man in der Daily Soap, wie Sex geht kann man sich im Nachtprogramm anschauen und erste Erfahrungen sammelt man am besten online per Chat oder Social Community. Liebe, Sex und Zärtlichkeit werden scheinbar immer stärker medial aufgearbeitet und verhandelt und Heranwachsende gehen darauf zu. Als Rezipientinnen und Rezipienten auf der Suche nach ‚Lebenshilfe‘ oder aktiv als Gestalterinnen und Gestalter. Was sie dort finden? Sexuelle Befreiung. Und Verwahrlosung. Tatsächlich?Jugendliche sind nicht gleich Jugendliche und Sex ist nicht gleich Sex, auch nicht medial. In der Diskussion wird Sex in den Medien dennoch häufig pauschalisiert. merz 3/2010 beschäftigt sich deshalb mit diesem viel diskutierten und doch oft wenig differenzierten Thema. Was bieten Medien tatsächlich? Wie transportieren sie Inhalte aus den Themenbereichen Sexualität, Liebe und Erotik? Und wie gehen Jugendliche darauf zu? Was suchen sie, was finden sie, was tragen sie selbst dazu bei? Diese Fragen stellen, diskutieren und verfolgen die Autorinnen und Autoren der aktuellen merz. Aus theoretischer und praktischer Warte, mit Blick auf die verschiedensten Medien, Umstände und Fragestellungen setzen sie sich mit diesem Thema auseinander, stellen Diskussionsansätze vor und präsentieren eigene Erfahrungen, Ideen und Konzepte. Dabei kommen theoretische und empirische Herangehensweisen ebenso zu Wort wie die Praxis und die Heranwachsenden selbst.
aktuell
stichwort Location Based Services
Wer kennt das nicht – man ist in einer fremden Stadt und sucht den nächsten Geldautomaten,eine Tankstelle oder ein Café. Man könnte nun eine Passantin oder einen Passanten fragen. Oder aber das GPS-fähige Mobiltelefon. Denn dank ‚Location Based Services’, zu Deutsch ‚standortbezogenen Diensten’, ist die Antwort auf die Frage nach dem nächsten Geldautomaten schon nah. In Dienste wie etwa Google Maps oder Qype Radar muss nur der Suchbegriff eingegeben werden, schon werden etwa die Cafés in der Nähe angezeigt, inklusive Wegbeschreibung, zum Teil auch Bewertung. Damit gehen Location Based Services über das Angebot reiner Navigationshilfen hinaus, die uns lediglich von A nach B bringen. Die neueren standortbezogenen Dienste versorgen die Nutzerinnen und Nutzer mit mehr Kontextinformationen – an Stelle der Frage, wo man sich befindet, tritt die Frage danach, was man an diesem Ort unternehmen kann.
Location Based Services können damit nicht nur im Alltag praktisch sein, sondern bieten auch Medienpädagoginnen und -pädagogen neue Möglichkeiten. So bietet sich zum Beispiel ein Einsatz in der Kinder- und Jugendarbeit an, etwa in Form von GPS-Schnitzeljagden ähnlich dem Geocaching (merz 2/10). Lern- und Bildungsinhalte können so durch eine aufregende Schnitzeljagd vermittelt werden, zudem wird die Kompetenz im Umgang mit dem Handy und GPS gefördert. Bei manchen Angeboten ist aber Vorsicht geboten – denn zur Eingabe des eigenen Standpunkts ist oft die Preisgabe persönlicher Daten nötig. So wissen zwar vernetzte Freundinnen und Freunde, wo man sich befindet, aber auch die Anbieter der jeweiligen Dienste haben so einiges über die Nutzerinnen und Nutzer in Erfahrung gebracht, was so manchem wohl zu weit gehen dürfte.
nachgefragt Prof. Dr. Gabi Reinmann Universität der Bundeswehr München
Lernen 2.0 – Zukunftsmusik oder nur leeres Schlagwort?
‚E-Learning‘ und Co. sind mittlerweile in aller Munde und bleiben doch recht unbestimmt. Was genau ist E-Learning eigentlich? Welche Erkenntnisse und welche praktischen Bemühungen gibt es dazu bereits, wo gibt es Schwierigkeiten mit dem‚digitalen Lernen’ und was können wir in Zukunft erwarten? Prof. Dr. Gabi Reinmann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema E-Learning/Blended Learning und Wissensmanagement in Schule, Hochschule, Non-Prof it-Bereich und Wirtschaft. Inmerz gibt sie einen Einblick in ihre Arbeit, erklärt, was E-Learning für sie bedeutet und warum derBegriff vielleicht doch kein so guter ist.
merz Blended Learning, Computer Based Training, Serious Gaming – was vor wenigen Jahr(zehnt)en noch recht exotisch war, scheint heute alltäglich. Viele Verlage, Einrichtungen, auch Schulen haben ‚digitales Lernen’ im Programm. Doch bleibt oft unklar, was im Einzelfall dahinter steckt. Wo positionieren Sie sich in diesem Feld, was ist für Sie ‚echtes’ E-Learning und was halten Sie von der rasanten Entwicklung?
Reinmann Leider zeigt sich zunehmend, dass der an sich recht einfache Begriff ‚E-Learning‘ – also Lernen mit elektronischen bzw. digitalen Medien – offenbar ungünstig gewählt ist. Das wird umso deutlicher, je mehr Computer und Internet zu alltäglichen, selbstverständlichen Werkzeugen im Informations- und Kommunikationsverhalten werden. Da auch beim Lernen Informationen aufgenommen werden und kommuniziert wird, spielen digitale Medien inzwischen in irgendeiner Form auch beim Lernen und Lehren meist eine Rolle: CDs, DVDs und das Internet dienen als Informationsträger und -vermittler, wir verständigen uns via E-Mail, Chat und in sozialen Netzwerken, suchen Informationen ohnehin vor allem online und so weiter. Das hat man früher als Novum empfunden, das ist heute in vielen Kontexten üblich. Würde man das noch als ELearning bezeichnen, müsste man in der Schule auch vom Tafellernen oder an der Hochschule von PowerPoint-Lernen sprechen. Ist also nur komplett virtuelles Lernen ‚echtes‘ E-Learning? Letztlich sind diese Fragen müßig: Es geht darum, geeignete Medien für didaktische Szenarien zu finden, die der Zielgruppe, der Lehr-Lernsituation und dem Gegenstand gerecht werden. Nicht das Tempo der technischen Entwicklung ist dabei entscheidend, sondern die didaktische Kompetenz, Entscheidung und Gestaltung.
merz In Fortbildungseinrichtungen, bei freien Trägern und in Universitäten hat E-Learninglängst Einzug gehalten. Aber gerade Schulen, mit die wichtigsten Bildungseinrichtungen, scheinenhinterher zu hinken. Häufig fehlen selbst Beamer oder Computerräume, dazu kommen Lehrkräftemit wenig Affinität zu neuen Medien – haben Schulen so überhaupt die Chance, mitzuhalten? Welche Ansätze gibt es, was würden Sie sich wünschen?
Reinmann Ich glaube nicht, dass die digitalen Medien das eigentliche Problem bzw. die zentraleHerausforderung sind, sondern die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, die Organisation desLernens und – wie gesagt – die Didaktik. Schule bewegt sich in einem engen Korsett, an demalle möglichen Interessensgruppen zerren, die permanent neue Ansprüche anmelden. Dieses Problem löst man nicht durch Medieneinsatz. Medien machen Unterricht nicht besser, wennes keine didaktischen Ideen und die Chance gibt, diese umzusetzen. Ich würde mir daher wünschen, dass man den Druck von Schulen nimmt, sie experimentieren lässt und sie berät und unterstützt, sich didaktisch zu erneuern. Dann kommt man vielleicht ganz nebenbei auch darauf, wie man sich mit digitalen Medien manche Prozesse erleichtern und andere ganz neu aufziehen kann.
merz Eine Möglichkeit, im Unterricht mit neuen Medien zu arbeiten, ist das Angebot Tech Pi und Mali Bu (www.techpi-und-malibu.de), das Sie wissenschaftlich begleiten. Wie funktioniert dieses Angebot und wie wird es bisher angenommen?
Reinmann Die Grundidee hinter Tech Pi undMali Bu besteht darin, dass speziell in der Grundschule das Erzählen ein didaktischer Anker ist, der wenig genutzt wird. Tech Pi und Mali Bu sind außergewöhnliche Protagonisten, die Abenteuer erleben und sich so als Merk-, Vernetzungs- und Motivationsfiguren für den Unterricht anbieten. Aktuell gibt es drei Geschichten zu Lehrplan-Themen sowie Online-Werkzeuge, mit denen die Kinder selbst aktiv werden können: Sie können etwa die Geschichten anhalten und mündlich oder schriftlich kommentieren und verschiedene,von der Lehrkraft individuell zusammengestellte Aufgaben bearbeiten. Wir haben bereits einigeKlassen bei der Arbeit mit der Umgebung beobachtet und festgestellt, dass sich Kinder mit Eiferm auf dieses Lernangebot einlassen, dass es aber besonders auf das Geschick des Lehrenden ankommt, welche Wirkungen erzielt werden. Dies bestätigt meine obige Anmerkungen, dass wir uns allem voran auf didaktische Kompetenzen und Szenarien konzentrieren müssen.
merz Von den Schulen zurück an die Universität: Wie sieht der ‚nächste Schritt’ Ihrer Beschäftigung mit dem Themenfeld aus? Welche Projekte und Ideen verfolgen Sie gerade, wasbringt uns die ‚Zukunft des E-Learning’ auf der wissenschaftlichen Seite?
Reinmann Mich inspirieren digitale Medien – ob Web 1.0 oder Web 2.0 – oft zu neuen didaktischen Szenarien und zwar in Kombination mit Gegenstand und Zielgruppe: Was ist fürwen unter welchen Bedingungen geeignet und sinnvoll? Es gibt so unendlich viele Möglichkeitendes Medieneinsatzes, dass einseitige Vorstellungen von dem E-Learning ausgesprochen hinderlich sind. Genau das aufzulösen muss ein Ziel der nächsten Jahre sein. Projekte, die wir gerade verfolgen, drehen sich etwa um den Einsatz digitaler Medien im Qualifizierungssystem des organisierten Sports und in der Ausbildung von Fahrlehrerinnen und -lehrern. Das sind Gegenstandsbereiche, die sich stark von den Inhalten und Zielen in Schule und Hochschule unterscheiden. Entsprechend anders gestalten sich die Möglichkeiten, mit digitalen Medien Lernen und Lehren zu unterstützen oder in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Mankann viel über das Lernen mit digitalen Medien an sich erfahren, wenn man so unterschiedlicheKontexte aufsucht, dort mediengestützte Szenarien erprobt und untersucht und die Erfahrungentheoretisch aufarbeitet. Diese Form von Bildungsforschung als Entwicklungsforschung aber ist noch unterbelichtet. Es ist eines meiner Ziele zu zeigen, dass wir gerade auch solche Forschung brauchen, um die Bildungspraxis – mit oder ohne digitale Medien – zu verbessern.
thema
Friedrich Krotz: Editorial 2010
Massenmedien werden und sind immer schon von den Gesellschaften, in denen sie genutzt werden, kontrolliert und geregelt worden. Zensur und Scheiterhaufen, Geheimräte und Innenministerien, Landesmedienanstalten, Zivil-, Straf- und Schutzgesetze machten zu allen Zeiten erwartbar, was man lesen, hören, sehen konnte. Dadurch werden Medien zugleich aber auch zu verlässlichen Institutionen und zum vertrauten Teil des Alltags der Menschen und darüber wird auch dafür gesorgt, dass die Medien am gesellschaftlichen Rahmen immer nur kratzen, ihn aber fast nie fundamental in Frage stellen. Neue Medien und neue Entwicklungen der alten Medien unterliegen solchen Regelungen oft erst einmal nicht, sie stiften Unruhe und sind deshalb immer schon verdächtig. Die neue Möglichkeit zu Zeiten der Reformation, Flugblätter zu drucken und zu verbreiten, hat die katholische Kirche irritiert, die Rotationspresse und die Fotografie im 19. Jahrhundert diente einer neuartigen politischen Öffentlichkeit und setzte den autoritären Staat unter Druck. Was das Internet und die digitalen Medien alles möglich machen – da stecken wir derzeit mitten drin und das hängt auch davon ab, wie wir als Zivilgesellschaft damit umgehen.
Deshalb war und ist mit den Potenzialen neuer Medien verbunden, dass sie in Grenzbereicheder Gesellschaft vordringen oder Grenzen überschreiten. Berichte aus den Kriegen des 19.Jahrhunderts warfen die Frage auf, ob Soldaten Mörder sind, die Vorstellung, eine Frau wolleMedizin und Anatomie an der Universität studieren, galt als obszön und auf der anderen Seite wurde der Respekt vor dem Papst mit Feuer und Schwert aufrecht erhalten oder der Tatbestandder Majestätsbeleidigung polizeilich überwacht. Vor allem die im christlichen Abendland so tabuisierte Sexualität ist mit jedem neuen Medium wieder ein Thema. Casanova, Lolita und de Sade als Buchevents, Fotografien aus den Boudoirs der Damen, Schlüpfriges in den Journalen,Rotlichtabteilungen im Internet wurden und werden angeboten und nachgefragt. Wer darfwas wissen, denken, sehen, fühlen, fantasieren und insbesondere, was passiert mit Kindern und Jugendlichen, wenn sie immer leichter Zugang zu sexuellen Informationen, Kontakten, Bildernund Fantasien haben? Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das vorliegende Heft mit Sexualität in den und Sexualisierung durch die elektronischen und elektrischen Medien von heute. In Musik und Chats, im Fernsehen, per Handy und im Internet. Wie bei allen neuen Medien werden Besorgnisse massiv thematisiert: All das verändere die Gehirnwellen (die offensichtlich unbedingt so bleiben müssen, wie sie sind), mache die Jugendlichen kaputt und leistungsfeindlich und führe zur Medien-, zur Jugend- und insbesondere zur sexuellen Verwahrlosung.
Das Argument für solche pauschalen Befürchtungen ist allerdings erst einmal das alte Missverständnis, bei dem Zugang und Wirkung verwechselt werden: Gewiss haben Jugendliche mit den digitalen Medien auf neue und leichte Weise Zugang zu sexuellen Inhalten, Bildern, Gedanken. Die Frage ist aber, ob sie das von sich aus eigentlich interessiert, was sie damit machen und was sich daraus für sie selbst und für die Gesellschaft ergibt. Drei Ebenen müssen hier unterschieden werden. Erstens geht die Sexualisierung der Gesellschaft nicht von den Jugendlichen aus, sondern entsteht in der Gesellschaft der Erwachsenen und unter dem Diktat der Werbung. Jugendliche, so die Studievon Dagmar Hoffmann, interessieren sich gerade deswegen für sexuelle Darstellungen im deutschen Fernsehen, weil sie erwarten, dass sie hier akzeptierte Formen von Sexualität vorgeführt bekommen, die Exzentrizitäten im Internet bleiben ihnen in der Regel eher fremd. Dass es trotzdem gefährdete Gruppen gibt und dass Jugendliche sexuelle Darstellungen auch benutzen, um sich von den Erwachsenen abzugrenzen, ändert daran nichts. In eine ähnliche Richtung geht der Text von Wolfgang Reißmann, der die Bedeutung von Bildern, insbesondere von sexuellen Bildern im Leben von Jugendlichen untersucht. Zweitens gehört es natürlich zu den Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen, sich ein Verhältnis zu ihrer eigenen Sexualität und zum je anderen Geschlecht zu erarbeiten.
Dass jeder, der im Internet unterwegs ist, an jeder Ecke in sexuell inszenierte Angebote hineingelockt werden oder sie mit dem berühmten Klick erreichen kann, dass Jugendliche bekanntlich auch im Internet häufig sexuell angemacht werden, dass die Handy- und Klingeltondienste aufdringlich Angebote nahe legen und deren Coolness behaupten, macht die Dinge für sie nicht leichter. Auch dafür lassen sich die Texte von Hoffmann und Reißmann als Beleg anführen. Darüber hinaus macht der Aufsatz von Michael Ahlers und Christoph Jacke deutlich, dass Popmusik und Musik, Emotion und Sex unter den Bedingungen von heute zusammen gehören; die beiden Autoren entwickeln ein Forschungsprogramm, mit dem solche Zusammenhänge untersucht werden können und setzen es in einzelnen Teilen mit Studentinnen und Studenten um. Und schließlich drittens lässt sich aus all dem einmal mehr die Forderung ableiten, die Jugendlichen mit der Lösung ihrer Entwicklungsaufgaben auch auf diesem Gebiet nicht alleine zu lassen. Fünf Praktikerinnen und Praktiker nehmen zu diesen Fragen Stellung und berichten aus ihrer Arbeit: Lukas Geiser von der Fachstelle für Sexualpädagogik in Zürich gibt einen Überblick über sexuelle Sozialisationsprozesse bei Jugendlichen, deren eigenen Umgang mit Angeboten sowie wichtige Rahmenbedingungen. Barbara Flotho und Daniel Hajok setzen sich mit Pornografie in der Jugendarbeit auseinander, Johann Hartl vom pro familiaLandesverband Bayern stellt die neuen Herausforderungen für die Sexualpädagogik dar und Arnfried Böker von der Landesstelle Kinder- und Jugendschutz in Sachsen-Anhalt berichtet abschließend von seinen praktischen Erfahrungen im Jugendschutz.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Friedrich Krotz
Beitrag als PDFEinzelansichtDagmar Hoffmann: Sexualität in Film und Fernsehen
Von Kuppel-Shows am Vorabend über Bettszenen in Spielfilmen bis hin zu eindeutiger Werbung für Erotik-Hotlines: Im Fernsehen findet man zahlreiche Darstellungen von Sexualität. Wie gehen Jugendliche darauf zu, was suchen sie darin, was ziehen sie sich heraus und was halten sie davon? Diesen Fragen wurde im Rahmen einer Triangulationsstudie nachgegangen.
Literatur
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Kluge, Norbert/Hippchen, Gisela/Kaul, Melanie (2000). Das Körperkonzept der Deutschen. Die neue Körperlichkeit in ihren Auswirkungen auf Einstellungen und Verhaltensweisen. Frankfurt/M.: Peter Lang.
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Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Dagmar Hoffmann
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Ahlers und Christoph Jacke: Sex – Popmusik – Medien
Welche Rolle spielt Sex in der (populären) Musik? Und welche Rolle spielt Musik beim Sex? Diese Fragen stellten sich zwei Seminare an der Uni Paderborn. Um sie zu klären, analysierten sie die aktuelle Forschungssituation, betrachteten die Musiklandschaft, untersuchten sie bezüglich erotischer/pornografischer Künstlerinnen und Künstler, Sparten und Lieder und starteten schließlich eine Befragung dazu, die interessante und teils überraschende Ergebnisse zutage förderte.
Literatur
Ahlers, Michael/Jacke, Christoph (2010). Kopulations-Kulissen: Ergebnisse und Forschungsperspektiven einer explorativen Studie zu Selektions- und Nutzungsbedingungen von Popmusik in erotischen und sexuellen Kontexten. In: Helms, Dietrich/Phleps, Thomas (Hrsg.), Thema Nr. 1 – Sex und populäre Musik. Beiträge zur Popularmusikforschung. Bielefeld: Transcript [im Erscheinen].
Appen, Ralf von/Doehring, André/Rösing, Helmut (2008). Pop zwischen Historismus und Geschichtslosigkeit. Kanonbildung in der populären Musik. In: Helms, Dietrich/Phleps, Thomas (Hrsg.), No time for loser. Charts, Listen und andere Kanonisierungen in der populären Musik. Beiträge zur Popularmusikforschung 36. Bielefeld: Transcript, S. 25-49.
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Zierold, Martin (2006). Gesellschaftliche Erinnerung. Eine medienkulturwissenschaftliche Perspektive. Berlin: de Gruyter.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Michael Ahlers, Christoph Jacke
Beitrag als PDFEinzelansichtWolfgang Reißmann: Zweideutige Bilder
Groß ist die Sorge um Jugendliche, die sich in Internetnetzwerken freizügig präsentieren. Nacktheitsskandale markieren aber nur das Ende der Fahnenstange. Sexualisierung wird von kulturellen Praxen getragen, an deren Bestehen auch diejenigen Teil haben, die sie beklagen. Denn visuelle Selbstpräsentation ist eng verbunden mit Schönheitsidealen, Attraktivitätsnormen und Beziehungsvorstellungen.
Literatur
APA – American Psychological Association, Task Force on the Sexualization of Girls (2007). Report of the APA Task Force on the Sexualization of Girls. Washington, DC: APA. www.apa.org/pi/wpo/sexualization.html [Zugriff: 15.03.2010]
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Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Wolfgang Reißmann
Beitrag als PDFEinzelansichtLukas Geiser: Sexuelle Sozialisationsprozesse bei Jugendlichen
Jugendliche müssen lernen, wie sie sich im jeweiligen sexuellen Kontext zu verhalten haben. Medien beeinflussen diese sexuelle Sozialisation. Wer ist nun für das Sozialverhalten von Jugendlichen verantwortlich? Neben korrekter Wissensvermittlung über Medien und von Erwachsenen ist entscheidend, dass Jugendliche ein Selbstkonzept und eine Selbstwirksamkeitserwartung entwickeln können sowie soziale Resonanz von anderen Jugendlichen und Erwachsenen erhalten.
Literatur
Altstötter-Gleich, Christine (2006). Pornographie und neue Medien. Eine Studie zum Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet. pro familia Deutschland. Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V.
Bengel, Jürgen/Meinders-Lücking, Frauke/Rottmann, Nina (2009). Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen – Stand der Forschung zu psychosozialen Schutzfaktoren für Gesundheit. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
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Schmidt, Renate-Berenike/Schetsche, Michael (2009). Sexuelle Sozialisation, sechs Annäherungen. Berlin: Logos Verlag.
Süss, Daniel (2009). Jugendsexualität im Wandel der Zeit:, Veränderungen, Einflüsse, Perspektiven. Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen.
Süss, Daniel (2004). Mediensozialisation von Heranwachsenden, Dimensionen – Konstanten – Wandel. Wiesbaden: VS Verlag.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Lukas Geiser
Beitrag als PDFEinzelansichtBarbara Flotho und Daniel Hajok: Pornograf ie und sexuelle Übergriffe im Internet
Viele Jungen im Teenageralter haben Kontakt mit Pornografie. Fast alle Mädchen chatten. Positiven Erfahrungen im Internet stehen unliebsame und verunsichernde Erfahrungen gegenüber. Es ist nicht möglich, Jugendliche vor allen Risiken zu schützen. Umso wichtiger ist es, ihre Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien zu fördern sowie sie bei der Bewältigung ihrer kommunikativen und sexualitätsbezogenen Medienerfahrungen zu unterstützen. Gerade die sexual- und medienpädagogische Arbeit ist hier gefragt.
Literatur
Aufenanger, Stefan (2001). Multimedia und Medienkompetenz – Forderungen an das Bildungssystem. In: Aufenanger, Stefan/Schulz-Zander, Renate/ Spanhel, Dieter (Hrsg.), Jahrbuch Medienpädagogik 1. Opladen: Leske + Budrich, S. 109-122.
Eichenberg, Christiane (2007). Wirksamkeit und Wirkweise. Evaluation eines Pro Familia-Angebotes. In: Zeitschrift für Sexualforschung, Jg. 20, Heft 3/2009, S. 247-262.
European Commission (2008). Towards a safer use of the Internet for children in the EU – a parents' perspective. ec.europa.eu/information_society/activities/sip/docs/eurobarometer/analyticalreport_2008.pdf [Zugriff: 25.03.2010]
Flotho, Barbara/Hajok, Daniel (2009). Pornografie und sexuelle Übergriffe im Internet als Themen in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen. In: tv diskurs, Heft 50, S. 8-11.
Harris Interactive (2008): Norton Online Living Report – Survey. www.symantec.com/content/de/de/about/downloads/PressCenter/Symantec_NOLR_Report_Results.pdf [Zugriff: 25.03.2010]
Hajok, Daniel (2009). Pornografie im Internet. Angebot und Nutzung durch Jugendliche, unterstellte Wirkungen und Konsequenzen für Jugendmedienschutz und pädagogische Praxis. In: JMS-Report, Heft 5/2009, S. 2-6. www.akjm.de/akjm/wp-content/uploads/2008/10/Pornografie%20im%20Internet%20JMS-Report%2005-2009.pdf [25.03.2010]
Katzer, Catarina (2009). Sexuelle Viktimisierung von Mädchen in Internet-Chatrooms. In: Betrifft Mädchen, Heft 3/2009, S. 117-121.
Katzer, Catarina/Fetchenhauer, Detlef (2007). Cyberbullying: Aggression und sexuelle Viktimisierung in Chatrooms. In: Gollwitzer, Mario/Pfetsch, Jan/Schneider, Vera/Schulz, André/Steffke, Tabea/Ulrich, Christian (Hrsg.), Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen. Band I: Grundlagen zu Aggression und Gewalt in Kindheit und Jugend. Göttingen: Hogrefe, S. 123-138.
MPFS (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) (Hrsg.) (2009). JIM 2009. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart.
Sielert, Uwe/Keil, Siegfried (1993). Sexualpädagogische Materialien für die Jugendarbeit in Freizeit und Schule. Weinheim: Beltz.
Staude-Müller, Frithjof/Bliesener, Thomas/Nowak, Nicole (2009). Cyberbullying und Opfererfahrungen von Kindern und Jugendlichen im Web 2.0. In: Kjug – Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis, Heft 2/2009, S. 42-47.
Treu, Luise (2009). Sexuelle Gewalt und Belästigung im Chatroom und im Instant Messenger. Grundlagen für die Präventionsarbeit mit Mädchen und jungen Frauen. Bern. www.punkt12.ch/news/datei/Sexuelle_Gewalt_im_Chat.pdf [Zugriff: 25.03.2010]
Wanielik, Rainer (2009). Medienkompetenz und Jugendschutz. Überlegungen zur sexualpädagogischen Arbeit mit Pornografie.In: BZgA FORUM Heft 1-2009, S. 33-38.
Weber, Mathias (2009). Die Nutzung von Pornografie unter deutschen Jugendlichen. In: BZgA FORUM, Heft 1-2009, S. 15-18.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Babara Flotho, Daniel Hajok
Beitrag als PDFEinzelansichtJohann Hartl: Neue Medien – Neue Herausforderungen für die Sexualpädagogik
Sexuelle Lernprozesse heutiger Jugendlicher sind kaum mehr ohne den Einfluss digitaler Medien zu denken. Die Sexualpädagogik steht damit vor der Herausforderung, die veränderten Lebenswirklichkeiten Jugendlicher konzeptuell wie auch methodisch zu reflektieren, um den gewandelten Ansprüchen ihrer Zielgruppen weiterhin entsprechen zu können.
Literatur
Altstötter-Gleich, Christine (2006). Pornografie und Neue Medien. Eine Studie zum Umgang Jugendlicher mit sexuellen Inhalten im Internet. Mainz: pro familia LandesverbandRheinland-Pfalz.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2006). Jugendsexualität. Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17-Jährigen und ihren Eltern. Köln: BZgA.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2009). Forum Sexualaufklärung. Medien. Köln: BZgA.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Johann Hartl
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spektrum
Gerhard Tulodziecki: Medienkompetenz und/oder Medienbildung?
In merz 5/2009 und 1/2010 haben Bernd Schorb und Dieter Spanhel mit der Frage „Medienbildung statt Medienkompetenz?“ eine wichtige Diskussion zu Grundbegriffen der Medienpädagogik aufgegriffen. Während Schorb für einen reflexiven Bezug beider Begriffe eintritt, geht es nach Spanhel um „die Gegenüberstellung unterschiedlicher Auffassungen über theoretische Grundlagen der Medienpädagogik“ mit dem Ziel der Klärung der Begriffe (S. 49). Bei aller Unterschiedlichkeit wird das gemeinsame Anliegen einer Vertiefung des medienpädagogischen Diskurses erkennbar. Vor diesem Hintergrund nehme ich die entsprechenden begrifflichen und konzeptionellen Fragen auf und entwickle einen Vorschlag, wie Überlegungen zur Medienkompetenz mit Entwürfen zur Medienbildung verbunden werden können.
Literatur
Aufenanger, Stefan (2000). Medien-Visionen und die Zukunft der Medienpädagogik. In: medien praktisch. 24 (2000) 93, S. 4-8.
Baacke, Dieter (1996). Medienkompetenz als Netzwerk. Reichweite und Fokussierung eines Begriffs, der Konjunktur hat. In: medien praktisch, 20 (1996) 78, S. 4-10.
Baacke, Dieter (1997). Medienpädagogik. Tübingen: Niemeyer.BLK – Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (1995). Medienerziehung in der Schule. Orientierungsrahmen. Bonn: BLK.
Gapski, Harald (2006). Medienkompetenzen messen? Eine Annäherung über verwandte Kompetenzfelder. In: Gapski, Harald (Hrsg.), Medienkompetenzen messen? Verfahren und Reflexionen zur Erfassung von Schlüsselkompetenzen. München: kopaed, S. 13-28.
Herzig, Bardo (2001). Medienerziehung und informatische Bildung – ein (semiotischer) Beitrag zu einer integrativen Medienbildungstheorie. In: Herzig, Bardo (Hrsg.), Medien machen Schule. Grundlagen, Konzepte und Erfahrungen zur Medienbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Hugger, Kai Uwe (2006). Medienkompetenz versus Medienbildung? Anmerkungen zur Zielwertdiskussion in der Medienpädagogik. In: Lauffer, Jürgen/Röllecke, Renate (Hrsg.), Dieter Baacke Preis. Methoden und Konzepte medienpädagogischer Projekte. Handbuch 1. Bielefeld: GMK, S. 29-36.
Jörissen, Benjamin/Marotzki, Winfried (2009). Medienbildung – eine Einführung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt/ UTB.
Klieme, Eckhard u. a. (2003). Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Frankfurt a.M.: Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, 02/2003.
Marotzki, Winfried (2004). Von der Medienkompetenz zur Medienbildung. In. Brödel, Rainer/Kreimeyer, Julia (Hrsg.), Lebensbegleitendes Lernen als Kompetenzentwicklung. Analysen – Konzeptionen – Handlungsfelder. Bielefeld: wbw Bertelsmann, S. 63-74.
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Moser, Heinz (2006). Standards für die Medienbildung. In: Computer + Unterricht. 16 (2006) 63, S. 16-18 und 49-55.
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Spanhel, Dieter (2006). Medienerziehung. Erziehungs- und Bildungsaufgaben in der Mediengesellschaft. Stuttgart: Klett-Cotta.
Spanhel, Dieter (2010). Mediale Bildungsräume – Ihre Erschließung und Gestaltung als Handlungsfeld der Medienpädagogik. In: Bauer, Petra/Hoffmann, Hannah/Mayrberger, Kerstin (Hrsg.), Fokus Medienpädagogik – Aktuelle Forschungs- und Handlungsfelder. München: kopaed, S. 29-44.
Theunert, Helga (1999). Medienkompetenz: eine pädagogisch und altersspezifisch zu fassende Handlungsdimension. In: Schell, Fred/Stolzenburg, Elke/Theunert, Helga (Hrsg.), Medienkompetenz. Grundlagen und pädagogisches Handeln. München: KoPäd, S. 50-59.
Tulodziecki, Gerhard (1997). Medien in Erziehung und Bildung. Grundlagen und Beispiele einer handlungs- und entwicklungsorientierten Medienpädagogik. 3. Auflage, Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Tulodziecki, Gerhard (2007). Was Schülerinnen und Schüler im Medienbereich wissen und können sollen. Kompetenzmodell und Bildungsstandards für die Medienbildung. In: medienimpulse, 15 (2007) 59, S. 24-35.
Wehnes, Franz-Josef (2001). Theorien der Bildung – Bildung als historisches und aktuelles Problem. In: Roth, Leo (Hrsg.), Pädagogik. Handbuch für Studium und Praxis. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, München: Oldenbourg, S. 277-292.
Weinert, Franz Emanuel (2001). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In: Weinert, Franz Emanuel (Hrsg.). Leistungsmessungen in den Schulen. Weinheim: Beltz, S. 17-31.
Wragge-Lange, Irmhild (1996). Kritische Medienerziehung als Teilaspekt der Schulpädagogik. Oldenburger Universitätsreden, Nr. 83. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Gerhard Tulodziecki
Beitrag als PDFEinzelansichtHorst Niesyto: Bildungsprozesse unter den Bedingungen medialer Beschleunigung
Gesellschaftliche Beschleunigungsprozesse beeinflussen die Art und Weise der Wahrnehmung und Erfahrung von Wirklichkeit – doch welchen Einfluss haben soziale und mediale Beschleunigung im Hinblick auf Fähigkeiten zu Distanz und Reflexion? Wie gestalten sich Bildung und Wissen(skultur) im medialen Zeitalter?
Literatur
Charlton, Michael (1997). Rezeptionsforschung als Aufgabe einer interdisziplinären Medienwissenschaft. In: Charlton, Michael/Schneider. Sylvia (Hrsg.), Rezeptionsforschung.Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 16-39.
Dewey, John (19341/ 1988). Kunst als Erfahrung. Frankfurt/M.
Horton, Donald/Wohl, R. Richard (1956). „Mass Communication and Para-Social Interaction“. In: Psychiatrie 19:3, S. 215-229.
Marotzki, Winfried/Jörissen, Benjamin (2010). Dimensionen strukturaler Medienbildung. In: Herzig, Bardo/Meister, Dorothee M./Moser, Heinz/Niesyto, Horst (Hrsg.). Jahrbuch Medienpädagogik 8. Medienkompetenz und Web 2.0. Wiesbaden: VS, S. 19-39.
Niesyto, Horst (2009). Digitale Medien, soziale Benachteiligung und soziale Distinktion. In: MedienPädagogik, Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Themenheft 17: Medien und soziokulturelle Unterschiede. [Online verfügbar unter: www.medienpaed.com/17/ niesyto0906.pdf; Zugriff: 04.05.2010].
Rosa, Hartmut (2005). Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Schirrmacher, Frank (2009): Payback. München: Karl Blessing Verlag.
Sünker, Heinz (2001). Bildung. In: Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hrsg.). Handbuch Sozialarbeit Sozialpädagogik. 2. Auf l. Neuwied: Ernst Reinhardt Verlag, S. 162-168.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Horst Niesyto
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrich Kumher: Frankenstein reloaded
Die Fortschritte auf dem Gebiet der Biotechnologie sind immer wieder Thema wissenschaftlicher, politischer und religiöser Debatten. Doch auch und gerade Unterhaltungsf ilme nehmen auf die rasanten Entwicklungen der Gentechnologie Bezug. Anhand einiger Beispiele wird aufgezeigt, wie die Genproblematik im F ilm aufgegriffen und behandelt wird und welche Auseinandersetzungs- und Bildungschancen die Leinwandproduktionen etwa für die Schule bieten.
Literatur
D’Sa, Francis X. (2006). Regenbogen der Offenbarung. Das Universum des Glaubens und das Pluriversum der Bekenntnisse. Frankfurt/M.: IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation (Theologie interkulturell; 16), S. 140-142, S. 167 ff.
Huxley, Aldous (1991). Schöne neue Welt. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag. (Orig. 1932: Brave New World. London: Chatto and Windus).
Panikkar, Raimon (1996). Ökosophie, oder: der kosmotheandrische Umgang mit der Natur. In: Kessler, Hans (Hrsg.), Ökologisches Weltethos im Dialog der Kulturenund Religionen. Darmstadt: Wiss. Buchges., S. 58-66.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Ulrich Kumher
Beitrag als PDFEinzelansichtWaldemar Vogelgesang: Jugendkulturen und E-Sport
Was vor einigen Jahren noch eine exotische Minderheit war, hat sich mittlerweile zum Breitenphänomen entwickelt: E-Sport. Analog zu ‚anderen Sportarten’ gibt es Mannschaften und Ligen, Turniere und Preisgelder, aber auch Regeln und Sanktionen. Warum kommt dem eine so große Rolle in der Jugendkultur zu? Was macht seinen Reiz aus? Und wie organisiert sich die E-Sport-Szene?
Literatur
Ferchhoff, Wilfried (1995). Jugendkulturelle Individualisierungen und (Stil)differenzierungen in den 90er Jahren. In: Ferchhoff, Wilfried/Sander, Uwe/Vollbrecht, Ralf (Hrsg.) (1995), Jugendkulturen. Faszination und Ambivalenz. Weinheim/München: Juventa, S. 52-66.
Heitmeyer, Wilhelm (2002). Süchtig nach Anerkennung. In: Die Zeit. 19, S. 24.
Hitzler, Roland (1999). Verführung statt Verpflichtung. Die neuen Gemeinschaften der Existenzbastler. In: Honegger, Claudia/Hradil, Stefan/Traxler, Franz (Hrsg.) (1999), Grenzenlose Gesellschaft? Opladen: Leske + Budrich, S. 223-233.
Krempl, Stefan (1999). Unflat online. In: Die Zeit, 29. Juli 1999, S. 30.
Müller-Bachmann, Eckart (2002). Jugendkulturen revisited: Musik- und stilbezogene Vergemeinschaftungsformen (Post-)Adoleszenter im Modernisierungskontext. Münster: LIT.
Müller-Lietzkow, Jörg (2006). Leben in medialen Welten. E-Sport als Leistungs- und Lernfeld. esb.geetac.de/cache/f iledb/Leben%20in%20medialen%20Welten.pdf [Zugriff: 14.10.2009].
Opaschowski, Horst W. (1999). Generation @. Hamburg: Germa-Press.Postman, Neil (1985). Wir amüsieren uns zu Tode. Frankfurt/M.: F ischer.
Theunert, Helga/Demmler, Kathrin/Kirchhoff, Andreas (2002). Vom Ego-Shooter zum Amokläufer? Fragen an PC- und Netzspieler. In: merz | medien + erziehung. 46 (2002), 3, S. 138-142.
Vogelgesang, Waldemar (2009). LAN-Partys: die Eventisierung eines jugendkulturellen Erlebnisraums. In: Hepp, Andreas/Vogelgesang, Waldemar (Hrsg.) (2009), Populäre Events. 2. Auf l. Wiesbaden: VS Verlag.
Vogelgesang, Waldemar (2005). Medien und abweichendes Verhalten. In: Jäckel, Michael (Hrsg.) (2005), Mediensoziologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 125-148.
Vogelgesang, Waldemar (2009). Jugend, Alltag und Kultur. Eine Forschungsbilanz. Wiesbaden: VS Verlag (im Erscheinen).
Wagner, Michael (2006). Virtueller Wettbewerb – Zur Entwicklung des E-Sport in Korea und Deutschland. In: merz | medien + erziehung. 50 (2006), 3, S. 43-46.
Zinnecker, Jürgen (1982). Die Gesellschaft der Altersgleichen. In: Jugendwerk der Deutschen Schell (Hrsg.) (1982), Jugend ‘81. Bd. 1. Frankfurt/Main: Leske + Budrich, S. 422-670.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Waldemar Vogelgesang
Beitrag als PDFEinzelansichtMarc-Rajan Köppler und Sylvia Frin: Die Online-Pflanzen-Datenbank der TU Dresden
Die Online Pflanzen-Datenbank ist ein Projekt des Lehr- und Forschungsgebietes Pflanzenverwendung der TU Dresden. Mit Hilfe der Datenbank sollen Studentinnen und Studenten der Landschaftsarchitektur beim Erlernen von Pflanzen unterstützt werden. Die Datenbankstellt Informationen zu Pflanzen auf unterschiedlichen Ebenen bereit: Neben spezifischen Merkmalen und Standortansprüchen werden jahreszeitliche Entwicklungen anhand von Fotografien aufgezeigt. Darüber hinaus gibt es genaue Standortangaben zu den existierenden Pflanzen im Bereich der TU Dresden.
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Autor: Marc-Rajan Köppler, Sylvia Frin
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medienreport
Christine Then: Mit Eddie im WWW-Weltmeer
Internet ABC (Hrsg.). Wissen, wie´s geht! Mit Spaß und Sicherheit ins Internet. Handbuch und CD-ROM, 223 S., www.internet-abc.de
Browser, URL, Layer – selbst für Erwachsene stellt das Word Wide Web bisweilen noch eine Herausforderung dar. Umso wichtiger ist es, dass Kinder früh damit vertraut werden, um zu kompetenten Userinnen und Usern heranzuwachsen. Das dachte wohl auch Internet-ABC e. V., ein gemeinnütziger Verein, dem zwölf Landesmedienanstalten angehören, und hat deshalb das Handbuch Wissen, wie´s geht! Mit Spaß und Sicherheit ins Internet mitsamt gleichnamiger CD-ROM für Lehrerinnen und Lehrer herausgebracht. Die Materialien sind parallel entwickelt und eng angelehnt an die gleichnamige Rubrik auf der Homepage des Internet ABC – sie bieten Eltern und Lehrkräften die Möglichkeit, Kinder on- oder offline, auf dem Papier oder am Bildschirm und bestenfalls natürlich alles kombinierend an das Internet, seine Chancen und Tücken heranzuführen.
Handbuch und CD-ROM
Das Handbuch Wissen, wie´s geht! beinhaltet elf verschiedene Themenpakete, die immer nach dem gleichen Muster aufgebaut sind: Titelblatt, didaktische Hinweise, Einführungstexte, Lexikon, Checkliste, Arbeitsblätter, Spiel und Lösungsblatt zur Aufgabe. Die Lehrkräfte bekommen Hilfestellung, wie sie beispielsweise das Thema „Suchen und Finden im Netz“ einleiten, mit welcher Erarbeitungsform der Inhalt gut behalten wird und wie eine Hausaufgabe zum entsprechenden Thema aussehen kann. Vor den eigentlichen Lernmodulen informieren didaktische Kommentare zum jeweiligen Thema und geben Hinweise zu erlernbaren Kompetenzen. Die CD-ROM beinhaltet Teile der Homepage eins zu eins: Sie kann eingesetzt werden, wenn kein Internet zu Verfügung steht. Sie eignet sich als Ergänzung zu den Arbeitsblättern des Buches, kann aber auch problemlos alleine verwendet werden. In aufeinander aufbauenden Modulen werden die Kinder hier mit Spiel und Spaß an das Internet herangeführt. Erst lernen sie die wichtigsten Begriffe kennen, dann folgt eine Einführung in die Welt der Tastatur und Maus. Außerdem lernen sie mit Hilfe des Pinguins Eddie, wie man mit Suchmaschinen schnell das erwünschte Ergebnis findet oder warum Werbung im Internet oft gar nicht so leicht zu entlarven ist. Alle Lektionen sind gleich aufgebaut. Bei jedem Modul gibt es zunächst einen Infotext, danach eine Aufgabe und dann ab zum nächsten Infotext. Am Ende einer Lektion werden schließlich ein oder zwei Spiele als Belohnung angeboten. Ist ein Spiel zu Ende, erscheinen bei manchen Spielen Eddie und seine Freundinnen und Freunde und greifen die Thematik des Spieles auf, um eine Transferleistung bei den Kindern anzuregen. Müssen Kinder zum Beispiel gefährliche Gegenstände in einem Koffer erkennen, so erklärt Eddie, dass auch gefährliche ‚Gegenstände’ wie Viren in den Computer geraten können. Des Weiteren wird nach manchen Spielen auf entsprechende Lernkapitel hingewiesen, so dass eine Rückbindung an die eigentlichen Lernaufgaben stattfinden kann.
Jede Information oder Aufgabenstellung kann auch immer angehört werden, so dass auch leseschwächere Kinder dieses Lernmedium nutzenkönnen und die Kinder nicht unbedingt Begleitung durch Lehrkräfte oder Eltern benötigen.Auf der Startseite der CD-ROM gibt es – wie auch online – vier Hauptrubriken: „F it für´s Internet“, „Spiel und Spaß“, „Infos für Eltern“ und „Zur CD-ROM“. Diese können auch unabhängigvon den Lektionen angeklickt werden, so dass die Lektionen und Spiele in jeder beliebigenReihenfolge angesehen werden können. Dies sorgt für Selbstbestimmtheit beim Lernen und bietet auch fortgeschrittenen Kindern die Möglichkeit, mit Spaß und Motivation zu lernen. Zwar verbirgt sich ein sinnvoller Aufbau hinter der Anordnung der Lernmodule, der Einstieg ist aber trotzdem an jeder Stelle möglich und jedes Modul funktioniert auch selbständig. Bei der Einschätzung hilft eineEinteilung der Inhalte in ‚leichte‘, ‚mittlere‘ und ‚schwere‘ Lektionen. Immer im Blickwinkel ist ein Symbol „Elterntipps“, mit dem Eltern darauf aufmerksam gemacht werden, auf was sie bei der jeweiligen Übung oder Aufgabe zu achten haben und welche Vorbereitungen sie treffen sollten. Unter der Rubrik „Infos für Eltern“ bietet die CD-ROM zu jedem Lernmodul einen didaktischen Leitfaden, so dass auch zu Hause ein spielerischer, aber sinnvoller Zugang zum Internet erfolgenkann. Außerdem gibt es auf der CD-ROM auch Spiele, die man sich ausdrucken und ausschneidenkann, so dass die ganze Familie zusammen spielen kann. Das Handbuch sowie die CD-ROM Wissen wie´s geht eignen sich für Grundschülerinnen und Grundschüler ab acht Jahren.
Bei der CD-ROM können grundsätzlich alle Inhalte der Rubriken „Fit für‘s Internet“ und „Spiel & Spaß“ von Kindern alleine erforscht und gelöst werden. Das Risiko ist jedoch gegeben, dass die teils umfangreichen Informationen nicht richtig gelesen beziehungsweise angehört werden und auch an der einen oder anderen Stelle Fragen auftauchen, die eine kompetente Ratgeberin oder einen Ratgeber erfordern. Das Handbuch findet man zum kostenlosen Download auf der Internetseitedes Internet ABC. Außerdem können beide Materialien über das Internet- ABC e. V. sowie die Landesmedienanstalten kostenlos bezogen werden.
Wenn im Unterricht kein Computer zum Abspielen der Audios zur Verfügung steht, werden Audios, die sich in ihrer Reihenfolge nach den Einführungstexten aus dem Lehrerhandbuch richten, ebenfalls zum Download angeboten. Mit dem Handbuch haben die Lehrkräfte einen guten Leitfaden an der Hand, wie man Medienkompetenz bereits im Grundschulalter aufbauen kann. Die CD-ROM bietet im Schulbereich sowie zu Hause die Möglichkeit, erfolgreicher Kapitän im großen WWW-Weltmeer zu werden – nur ohne allzu große Schiffbruch-Gefahr.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Christine Then
Beitrag als PDFEinzelansichtMarkus Achatz: Annäherungen ans Anderssein
Das Programm der Sektion Generation auf den 60. Internationalen Filmfestspielen 2010 in Berlin befasste sich in vielen Fällen mit der Frage nach „Fremdheit“ und was dies bedeuten kann. Hervorgestochen sind Filme, die Andersartigkeit als Chance begreifen, die offen sind für neue Perspektiven und die Neugier ihrer Protagonistinnen und Protagonisten. Die Zugänge zu den teils schwierigen Themen wurden durch Verknüpfungen von Fantasie und Realität erleichtert. Neben rein fiktionalen Kurz- und Langfilmen wurden in diesem Jahr vermehrt Dokumentationen und Mischformen zwischen Doku und Fiktion in die Programmschienen Kplus und 14plus aufgenommen. Die Erweiterung fand beim jungen Publikum erstaunlich guten Zuspruch. Beispielsweise erhielt der Dokumentarfilm Wie wir leben (Neuseeland/Kanada, 2009) eine „Lobende Erwähnung“ der Kinderjury. Der "Gläserne Bär“ als Hauptpreis der 14plus-Jugendjury ging an die deutsche Doku Neukölln Unlimited (2010), in der drei Geschwister einer Familie aus dem Libanon in Berlin zwischen Anerkennung und drohender Abschiebung leben (siehe Beitrag von Isabel Rodde in diesem Heft). Als Kplus-Eröffnungsfilm lief die Dokufiktion Alamar (Mexiko, 2009) von Pedro González-Rubio. Darin begeben sich der fünfjährige Natan und sein Vater auf eine Reise aufs offene Meer. Der Junge lebt eigentlich bei seiner Mutter in Italien, sein Vater stammt aus einer Maya-Familie aus Mexiko. Während der Zeit, die der Junge bei ihm in der mexikanischen Karibik verbringt, lernt Natan unterschiedliche kulturelle Lebensräume kennen und macht völlig neue Erfahrungen mit der Natur und dem Meer.
Märchenhaft: Yuki & Nina
Noch stärker als für Natan in Alamar geht es für die neunjährige Yuki im Spielf ilm Yuki & Nina um das Zurechtkommen mit einer neuen Situation und um neue Erfahrungswelten. Ausgangspunkt der französisch-japanischen Produktion ist Paris. Yuki und Nina sind enge Freundinnen und verbringen zusammen so viel Zeit wie möglich. Ninas Wunsch, dass Yuki mit ihr in den Urlaub fahren darf, stößt auf große Zurückhaltung bei Yukis Mutter. Nach und nach wird klar, woran dies liegt: Yukis Eltern werden sich trennen und die Mutter plant, mit ihr in die japanische Heimat zurückzukehren. Für die beiden Mädchen bricht eine Welt zusammen. Sie beschließen wegzulaufen und als der Umzug nach Japan immer näher rückt, fahren die Kinder mit der Bahn aufs Land. Dort verstecken sie sich in einem Haus, das Ninas von der Familie getrennt lebendem Vater gehört. Als die Mädchen dort beinahe entdeckt werden, fliehen sie weiter in den Wald. Auf dem Weg in die Tiefe des Waldes wandelt sich der Film sachte. Alles scheint sich zu verändern, nicht wie in einem ‚Gruselfilm‘, sondern eher als gäbe es ein tieferes Eintauchen in die Natur. Geleitet von einem unerklärlichen, inneren Wunsch und überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein, verlässt Yuki ihre Freundin und geht immer weiter. Die Geschichte wird zur Fabel, die Märchensymbolik des Waldes zum zentralen Element. Yuki tritt schließlich auf eine Lichtung mit einem Haus. Die folgenden Szenen zeigen sie in einer trauten Runde mit anderen Mädchen spielend und scherzend. DieKinder sprechen japanisch. Yuki ist in ihrem zukünftigen Leben angekommen. Im späteren Verlauf des Films werden Yuki und Nina von Yukis Vater (gespielt von Hippolyte Girardot) im Wald wiedergefunden. Ein erneuter Wechsel am Filmende zeigt Yuki und ihre Mutter, wie sie – inzwischen in Japan angekommen – mit dem Auto an jener Lichtung und dem Haus vorbei fahren. Yuki weiß, dass sie schon einmal dort gewesen ist. Nicht nur die kindlichen Zuschauerinnen und Zuschauer sind von den Szenen wechseln und Brüchen in der Geschichte irritiert. Konsequent behalten die Regisseure das langsame Erzähltempobei. Die Zielgruppe im Kino reagiert unterschiedlich. Während manche ein lautes Gähnen nicht zurückhalten können, zieht andere die sehr poetische Erzählweise in den Bann – auf eine Art wie es auch Märchen schaffen. Das gemeinsame Werk von Nobuhiro Suwa, einem wichtigen Vertreter des japanischen Autorenkinos (Un couple parfait, 2005) und (als Regiedebüt) vonSchauspieler Hippolyte Girardot (u. a. Le Tango des Rashevski, 2005, Le Parfum d’Yvonne, 1994)gibt den kindlichen Protagonistinnen die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Und darinliegt – neben dem überzeugenden Spiel der beiden Mädchen – das Besondere an Yuki & Nina.Den Heranwachsenden wird etwas zugetraut, sie haben die Möglichkeit selbst herauszuf inden,was richtig ist. Nicht durch ein Ausblenden der Zwänge des Alltags und der Probleme derErwachsenenwelt, sondern durch Emanzipation und das Bewältigen neuer Erfahrungen.
Überraschend: Superbror
Weitaus zugänglicher ist dagegen der dänische Spielfilm Superbror (Superbruder, 2009) und kommt dem Anspruch auf gute Unterhaltung im Kino auch deutlich näher. In der Traditionideenreicher und übermütiger skandinavischer Kinder- und Jugendfilme schafft es Regisseur Birger Larsen, ein wirklich schwieriges Thema mit Gefühl, Spannung und positivem Lebensgefühl auszustatten. Im Mittelpunkt stehen die beiden Brüder Anton und Buller. Anton ist mit seinen zehn Jahren eigentlich der ‚Kleine‘, doch er muss ständigauf seinen älteren Bruder aufpassen. Buller ist autistisch und bekommt manchmal Angstattacken,während denen er nicht einmal alleine eine Straße überqueren kann. Ständig kritzelt er Zeichnungen, die er wie Kleinkindbilder der Mutter oder Anton schenkt. Anton ist oft genervt undes fällt ihm zeitweise schwer zu akzeptieren, dass sein Bruder so anders ist. Dennoch sorgt er sichauch um ihn und wird selbst traurig, wenn Buller bei der Mutter weint und sagt: „Ich weiß es nichtin meinem Kopf“. Auch in der Geschichte von Superbor kommt es zu überraschenden Brüchen wenn sie zwischen realistischer Familienstory und Science-Fiction-Abenteuer wechselt. Antonentdeckt in einem Park einen Meteoriteneinschlag und zieht einen dampfenden Stein ausdem Krater. Als sich herausstellt, dass es sich um etwas Außerirdisches handelt, kommt Anton einGedankenblitz. Er sammelt alle in der Wohnung verteilten Kritzeleien seines Bruders ein und setzt die einzelnen Teile wie ein Puzzle zu einem Ganzen zusammen. Das riesige Gesamtbild zeigtden Kometen und Anton wird klar, dass er Buller ins Geschehen einweihen muss. Gemeinsamöffnen sie den rätselhaften Fund und f inden eine geheimnisvolle Fernbedienung. Mit Hilfe des galaktischen „Super Trip Controllers“ wird Buller zum tatsächlichen Superbruder – mit Superkräften und galaktischer Coolness. Anton hat endlich einen Bruder, wie er ihn sich immer gewünscht hatte. Allerdings gibt’s auch Probleme mit der Superfernbedienung, denn die Wirkungszeit ist limitiert, der Countdown zählt unaufhaltsam zurück und Anton verliert die Kontrolle über „Super-Buller“. Was zunächst wie ein Desaster erscheint, macht den Jungen nachdenklich, denn ein fliegender Superbruder mit Superkräften und großer Klappe ist ja auch nicht gerade ‚normal‘. Gemeinsam mit Anton stellt sich auch das Kinopublikum die Frage: „Was ist schon normal?“ Am Schluss ist Anton sehr dankbar dafür, den ‚Wunsch‘-Buller erlebt zu haben, weiß aber gleichzeitig und ganz bestimmt: Er liebt seinen großen Bruder und zwar genau so ‚anders‘ wie er immer war.
Eindrucksvoll: Dooman River
Im 14plus-Programm fiel die koreanisch-französische Koproduktion Dooman River besonders auf. Der Tumen ist ein langer, breiter Fluss, der die Grenze zwischen Nordkorea und China bildet. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist die Region um das Gewässer Schauplatz von Grenzkonflikten und Flüchtlingsdramen. Wenn der Tumen zugefroren ist, wird dasEis zur Verbindung zwischen den Armen auf der chinesischen und den Hungernden aufder nordkoreanischen Seite. Der Spielfilm erzählt in nahezu dokumentarischen Bildern vomAlltag auf der chinesischen Seite und dem Aufeinandertreffen mit den Flüchtlingen. Nachchinesischen Angaben sollen bereits über 400.000 Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner über den Fluss geflohen sein. Die geschilderten Varianten des Umgangs mit der angespannten Situation sind vielfältig: Auf koreanischer Seite wird das Ufer von bewaffneten, schussbereiten Militärs bewacht. Eine Gruppe von Flüchtlingskindern muss ein Mädchen zurücklassen, das auf dem Weg hungrig und geschwächt zusammenbricht. Ein chinesischer Händler agiert als Schlepper. In China werden per Lautsprecher Durchsagen gemacht, dass es verboten sei, sich mit den Fremden einzulassen. Der zwölfjährige Chang-ho lebt mit seiner stummen Schwester Soon-hee im chinesischen Grenzdorf, während die Mutter das ganze Jahr über in einer fernen Großstadt arbeitet. Chang-ho freundet sich mit einem gleichaltrigen Flüchtling an. Die Kinder spielen zusammen Fußball und teilen sich das Essen. Für Chang-ho hat es keine Bedeutung, woherder Junge kommt. Die Lage wird indes dramatischer, als der Flüchtlingsjunge mit ansehen muss, wie ein betrunkener Nordkoreaner Chang-hos Schwester vergewaltigt. Dooman River zeigt die harte Realität. In seinem bewegenden Film schildert der chinesische Regisseur Zhang Lu viele Facetten im Umgang mit der Extremsituation: Großherzigkeit und Diskriminierung, Hilfe und Verrat, Freundschaft und Grausamkeit. Die 14plus-Jugendjury fand in ihrer „Lobenden Erwähnung“ für Dooman River die richtigen Worte: „Zum Schluss des Films herrschte Schweigen. Wir waren perplex von der Wucht der Bilder, von der eindringlichen Botschaft und der Stille, die dieser Film beschreibt. Jeder Aspekt des Films will uns wachrütteln, uns auf etwas aufmerksam machen, das in unserer Gesellschaft kaum jemand kennt. Ohne starke Charaktere und Musik schafft es der Film, in der Stille eine Sprache zu entwickeln, die mehr aussagt als jeder verzweifelte Schrei.
“Yuki & Nina (Yuki & Nina)
Frankreich, Japan 2009, 92 min
Regie: Nobuhiro Suwa, Hippolyte Girardot
Darsteller: Noë Sampy (Yuki), Arielle Moutel (Nina), Hippolyte Girardot (Yukis Vater), Tsuyu Shimizu (Yukis Mutter),Marilyne Canto (Ninas Mutter)
Produktion: Comme des Cinémas (Paris); Weltvertrieb: Films Distribution (Paris)Superbror (Superbruder)
Dänemark 2009, 89 min
Regie: Birger Larsen
Darsteller: Lucas Odin Clorius (Anton), Victor Kruse Palshøj (Bullet), Anette Støvelbæk (Anja), Andrea Reimar (Agnes), Nicolai Borch (Max)
Produktion: Nordisk F ilm AS (Valby); Weltvertrieb: Trust Nordisk (Hvidovre)Dooman River (Dooman River)
Republik Korea, Frankreich 2009
Regie: Zhang Lu
Darsteller: Cui Jian (Chang-ho), Yin Lan (Soon-hee), Li Jinglin (Jeong-jin), Lin Jinlong (Großvater)
Produktion: Lu F ilms (Seoul); Weltvertrieb: Arizona Films (Paris)
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Markus Achatz
Beitrag als PDFEinzelansichtIsabell Rodde: Nenn‘ mich nicht Vater ...
Ein sommersprossiges Mädchen, allein am Strand. Aufmerksam beobachtet sie einen Mann, der das Badezeug seiner kleinen Tochter fürsorglich zusammenpackt. Er ist auch ihr Vater, wird sie später sagen, wenn sie in das Haus der Familie einbricht und alle Fotoalben zerreißt. Im dänischen Kurzfilm Sonnen Schein von Alice de Champfleury verschwimmen Trauer und Wut,Fantasie und Realität. Aber die Sehnsucht nach dem Vater, die ist echt. Abwesende Väter zogen sich wie ein roter Faden durch das Kinder-Programm der Generation-Sektion. Ob im dänischen Science-Fiction-Abenteuer Superbruder (siehe Beitrag von Markus Achatz in diesem Heft), der neuseeländischen Maori-Komödie Boy oder dem koreanischen Adoptionsdrama Ein neues Leben – fehlende Väter wurden von ihren Kindern ersehnt, gehasst, kopiert und immer wieder neu erfunden. In Ein neues Leben (Lobende Erwähnung der Kplus- Fachjury) bringt der Vater die neunjährige Jinhee in ein Waisenhaus in der Nähe von Seoul. Die katholischen Nonnen sollen sie bei wohlhabenden Adoptionseltern unterbringen, aber die ebenso zurückhaltende wie hartnäckige Jinhee will die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Vater wiederkehrt. Sie isst nicht, schläft nicht und lächelt auch nicht, wenn fremde Ehepaare kommen, um sich ein kleines Mädchen auszusuchen. Nur der drei Jahre älteren Sookhee vertraut sie sich an, schließtlangsam Freundschaft. Die koreanisch-französische Regisseurin Ounie Lecomte hat die Trauer,aber auch die Rebellion des Mädchens sehr präzise und ohne jede Melodramatik in Szene gesetzt. Es ist ein Stück eigene Geschichte, das die 43-jährige Filmemacherin in ihrem Spielfilmdebüt erzählt: Sie selbst lebte in den 1970er Jahren zwei Jahre in einem koreanischen Waisenhaus, bis eine französische Familie sie adoptierte und nach Frankreich brachte – in „ein neues Leben“.
Mitten im Geschehen
In Boy (Großer Preis der Kplus-Fachjury) übernimmt Regisseur Taika Waititi selbst die Rolle des Vaters, der in den 1980er Jahren nach einem Gefängnisaufenthalt zu den bei der Großmutter aufwachsenden Kindern zurückkehrt. Sein Sohn Boy ist begeistert – schließlich hat er allen Freunden erzählt, dass sein Vater nicht nur talentierter Rugby-Spieler, Tiefseetaucher und Soldat ist, sondern auch noch ebenso gut tanzt wie Michael Jackson. Doch nach und nach zerplatzen die Träume des elf-jährigen Maori-Jungen vom „Supervater“. „Tu mir einen Gefallen“, sagt der schon bald. „Nenn‘ mich nicht Vater, das klingt irgendwie komisch.“ Die abwechslungsreich montierte, hintergründige Komödie ist ein beeindruckendes Beispiel für das selbstbewusste neue Aborigine-Kino aus Neuseeland und Australien. Es ist vor allem aber auch ein Film, den Filmfestleiterin Maryanne Redpath und ihre Kolleginnen und Kollegen vor Augen hatten, als sie das Kinder-Filmfest der Berlinale 2007 in Generation umbenannten. „Wir zeigen nicht nur klassische Kinderfilme, sondern auch Produktionen, die aufgrund ihrer Thematik und Perspektive für ein junges Publikum interessant sind“, so Redpath. „Viele Filmemacher sind überrascht, wenn ihre Filme bei uns gezeigt werden und sagen: Ich habe doch gar keinen Kinderfilm gemacht.“
Auch Boy ist kein klassischer Kinderfilm: Er konfrontiert die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem revolversüchtigen, kiffenden Vater, der skrupellos die Lieblingsziege seines Sohnes überfährt – bis sich Boys ganze Enttäuschung über den angehimmelten Vater in einem befreienden Schlagabtausch entlädt. Die Produktion, ganz ohne pädagogischen Zeigefinger und nicht in erster Linie für junges Publikum gedreht, begeisterte vielleicht auch gerade deswegen die Kinder im Berliner Zoopalast.
„Man hatdas Gefühl, mitten im Geschehen zu sein“, kommentierte der zwölfjährige Zino Marinekaus dem Team der jungen Berlinale-Journalisten. „Boy ist ein sehr witziger F ilm,der trotzdem den nötigen Ernst hat.“ Väter als Partner Neben den zahlreichen abwesenden Vätern hatte der Kplus-Wettbewerb auch einige „Vorzeige-Väter“ zu bieten. In der mexikanischen Dokufiktion Alamar führt Fischer Jorge seinen fünfjährigen Sohn, der inzwischen mit der Mutter in einer italienischen Großstadt lebt, liebevoll in das Leben in einem Pfahlhaus mitten in der mexikanischen Karibik ein. Die Dokumentation Wie wir leben (Lobende Erwähnung der Kinderjury) begleitet eine achtköpfige Maori-Familie und ihre fünfzig wilden Pferde über vier Jahre in ihrem unkonventionellen, naturverbundenen Alltag in den Bergen Neuseelands. Vater Peter hat ein inniges und partnerschaftliches Verhältnis zu seinen sechs Kindern. Eigentlich lerne er jeden Tag etwas von ihnen, erzählt er im Film. „In unseren Filmen gibt es funktionierende und nicht funktionierende Familien, wie im richtigen Leben auch“, sagt Festival-Leiterin Maryanne Redpath. „Für Kinder und Jugendliche ist es interessant, andere Modelle zu sehen und ob sie funktionieren oder nicht.“ Der Hauptpreis der Kplus-Kinderjury ging an einen Film, in dem eine Familie trotz aller Schicksalsschläge funktioniert. Der chinesische Spielfilm Echo des Regenbogens spielt im britisch geprägten Hongkong der 1960er Jahre. Der kleine Big Ears wohnt mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung über dem Schuhgeschäft der Eltern. Trotz bescheidener Verhältnisse ist das Leben des Achtjährigen unbeschwert. Die Eltern sind liebevoll und nachsichtig, die Nachbarinnen und Nachbarn in der geschäftigen Straße freundlich und auch dieFische und Wasserschildkröten, die Big Ears über alles liebt, scheinen glücklich. Besonders stolz istBig Ears auf seinen großen Bruder Desmond: Anders als er selbst, bringt der gute Zensuren nachHause und gewinnt die Schul-Wettkämpfe im Hürdenlauf. Doch dann bekommt die in warmesLicht getauchte Familienidylle Risse: Erst zerstört ein Taifun das Holzhaus, dann erkrankt der großeBruder an Leukämie. „Ich wollte zeigen, wie wichtig es ist, dass eine Familie zusammenhält“, erzählte Regisseur Alex Law, der diese Geschichte selbst als Junge erlebt hatte, bei der Preisverleihung. Diese Botschaft kam beim jungen Publikum gut an. „Ein tieftrauriger und berührender Film, der wohl niemanden kalt lässt“, schrieb Janus Torp von den Jungen Journalisten, „aber Achtung: Haltet Taschentücher griffbereit!“
Familien-Integration
Auch im Siegerfilm des Jugendwettbewerbs 14Plus ging es um den Zusammenhalt einer Familie. Neukölln Unlimited von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch portraitiert eine libanesischstämmige Familie aus Berlin-Neukölln, die seit 16 Jahren von Abschiebung bedroht ist. Im Mittelpunkt stehen die drei ältesten Geschwister Hassan, Lial und Maradona – alle drei talentierte und preisgekrönte Break- und Streetdancer. Während Maradona immer wieder der Schulausschluss droht, verfolgen Lial und Hassan den ehrgeizigen Plan, der Familie durch ihre Tanz- und Gesangsauftritte einen regelmäßigen Lebensunterhalt und damit das Bleiberecht zu verschaffen. Aber wie sollen sie sich entscheiden, wenn nur sie bleiben dürfen, der Rest der Familie aber nicht? Neukölln Unlimited montiert Alltagsszenen in Schule, Familie und Ausländerbehörde mit Tanz und Gesangsszenen sowie Animationssequenzen, die in Braun-Grau-Schwarz-Tönen von der Abschiebung der Familie vor drei Jahren erzählen.„Ich bin damals aus dem Kinderleben herausgerissen worden“, erinnert sich Hassan. „Wirsahen, wie wir unsere Heimat verloren.“
In Neukölln Unlimited sind es vor allem die beidenältesten Geschwister, die Verantwortung übernehmen und quasi nebenbei den getrennt lebenden Vater ersetzen. Entstanden ist ein vielschichtiges Familienportrait, das von starken Persönlichkeiten, geballter künstlerischer Kreativität und dem ungebrochenen Willen erzählt,sich endlich eine gesicherte Existenz in der deutschen Heimat zu erkämpfen. Jenseits aller gängigen Klischees vermittelt Neukölln Unlimited eindrücklich, wie sehr junge Migrantinnen und Migranten das Leben in Deutschland bereichern. „Ein Film zum Lachen, Weinen, Jubeln und Protestieren“, brachte es die Jugendjury der Generation-Sektion treffend auf den Punkt.Die Internationalen Filmfestspiele Berlin zeigen seit 1978 Filme speziell für Kinder und Jugendliche. 2007 wurde der ursprüngliche Name Kinderfilmfest in Generation umbenannt.
Die Sektion besteht aus dem Kinderwettbewerb Kplus und dem Jugendwettbewerb 14plus. Als Hauptpreise vergeben eine Kinder- und eine Jugend-Jury Gläserne Bären für Lang- und Kurzfilme. Eine international besetzte Fachjury verleiht im Rahmen von Kplus außerdem einen Lang- und Kurzfilmpreis des Deutschen Kinderhilfswerks. Das diesjährige Programm umfasste rund 60 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 31 Ländern. Weitere Informationen:www.berlinale.dewww.jungejournalisten.berlinale.deYeo-haeng-ja (Ein neues Leben)
Republik Korea / Frankreich, 2009, 92 min
Regie: Ounie Lecomte
Darsteller: Kim Saeron, Park Doyeon, Ko A-sung, Park Myoungshin,Oh Mansuk, Sul Kyounggu, Moon Sungkeun
Produktion: Now Films
Weltvertrieb: Fine Cut.Co., Ltd. (Seoul)Boy (Boy)Neuseeland, 2010, 87 min
Regie: Taika Waititi
Darsteller: James Rolleston, Te Aho Eketone-Whitu,Taika Waititi, Moerangi Tihore, Cherilee Martin, Ricky-Lee Waipuka-Russell
Produktion: Whenna F ilms (Wellington)Weltvertrieb: New Zealand Film (Wellington)Shui Yuet Sun Tau (Echo des Regenbogens)Hongkong, China, 2009, 120 min
Regie: Alex Law
Darsteller: Buzz Chung, Aarif Lee, Simon Yam, SandraNg, Ann Hui, Evelyn Choi
Produktion: Sky Cosmos Development Limited (HongKong)
Weltvertrieb: Mei AH Entertainment Group Ltd (HongKong)Neukölln Unlimited (Neukölln Unlimited)Deutschland, 2010, 96 min
Regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch
Darsteller: Hassan Akkouch, Lial Akkouch, MaradonaAkkouch
Produktion: Indi F ilm (Ludwigsburg)
Verleih: GMf ilms (Berlin)Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Isabel Rodde
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Geiger: Eine Maus, zwei Küken, drei Enten ...
Preiß, Gerhard/Braun, Benji (2007). Bellos Bauernhof. Zahlen von 1 bis 10 blitzschnell erfassen. CD-ROM für PC + MAC. 19,00 €.
Was braucht man eigentlich, um Kindern im Vorschulalter und der ersten Klasse den Umgang mit Zahlen beizubringen? In der CD-ROM Bellos Bauernhof Zahlen von 1 bis 10 blitzschnell erfassen ist die Lösung hierzu ganz leicht gefunden: Einen liebenswürdigen sprechenden Hund und einen Bauernhof mit Tieren. Bello spricht während des Spiels mit den jungen Computernutzerinnen und -nutzern und begleitet sie bei ihrem Rundgang auf dem Bauernhof und dem Besuch von Mäusen, Enten, Küken, Kühen und Vögeln. Der spielerische Umgang mit den Zahlen bleibt Hauptbestandteil der Software, während die Kinder lernen sollen, kleinere Zahlen schnell und sicher, sozusagen auf den ersten Blick, zu erfassen. So kann die Zeit, in der die Tiere zu sehen sind, individuell nach den Fähigkeiten der Kinder eingestellt werden. Anschließend muss die Anzahl der Tiere, die auf dem Bildschirm zu sehen waren, wiedergegeben werden. Durch Anklicken des Storches kann die Anzahl der zu sehenden Tiere und die Darstellungsform, zum Beispiel von Zahlen oder Tierabbildungen ausgewählt werden.
Die Kinder müssen selbständig entscheiden, wie viele Tiere zu sehen waren, sich also die Anzahl bzw. die Menge der Tiere ins Gedächtnis zurückrufen. Das Ziel ist hierbei das Erlernen der sogenannten Simultanerfassung, die von großer Bedeutung für die Wahrnehmungsleistung ist und als Voraussetzung für das mathematische Verständnis von Kindern angesehen wird. Haben die Kinder die Tiere richtig gezählt, werden sie durch das Bellen des Hundes gelobt und erhalten Auszeichnungen, die gesammelt werden. Lösen die Kinder eine Aufgabe falsch, weist der Hund Bello sie aufmerksam darauf hin. Bellos Bauernhof ermöglicht es Kindern ab vier Jahren, auf spielerische Weise Zahlenverständnis und Rechenfertigkeiten zu erlangen. Diese Fähigkeiten sind wesentlich, um später in der Schule auch größere Zahlen erfassen zu können.
Das Lernspiel ist verständlich und einfach zu bedienen – lediglich kleinere Kinder benötigen anfangs möglicherweise die Hilfe einer computererfahreneren Person. Vorschulkindern wird die Möglichkeit geboten, sich im Zahlenraum bis fünf zu bewegen, älteren Kindern steht der Zahlenraum bis zehn zur Verfügung. Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern können zusätzlich ein Lernprotokoll für ihre Kinder anlegen und speichern, um deren Fortschritte oder Probleme festzuhalten. Den Kindern wird die CD-ROM bestimmt großen Spaß bereiten, während sie nebenbei schon frühzeitig ihr Mengenverständnis trainieren, ihre Reaktionszeit verbessern und Transfer zwischen Spiel und eigenem Leben herstellen können. Auch die Medienkompetenz und die Geschicklichkeit, zum Beispiel beim Umgang mit der Maus werden beim Spielen geschult.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Lisa Geiger
Beitrag als PDFEinzelansichtLaura Handlos: Wie man ungebetene Gäste vertreibt ...
Ardagh, Philip (2010). Herr Urxl und das Glitzerdings. Übersetzt und gelesen von Harry Rowohlt. Oetinger Audio. ca. 93 Minuten, 13,95 €, ab acht Jahren.Bad Dreckskaff ist auf den ersten Blick keiner dieser Orte, in denen man seine großen Ferien verbringen und mit seinen Freunden Kuchen essen möchte. Bad Dreckskaff ist ganz und gar nicht schön, und ganz und gar nicht einladend. Es ist eine kleine Stadt bevölkert von einer Vielzahl von Exzentrikerinnen und Exzentrikern, die sich nur untereinander an Skurrilität übertreffen. So strickt Specki Gómez etwa gerade an seinem Haus, mit „einem Haufen Wolle und einem Zuschuss von der Stadt“. Bevor die Frage aufkommt, warum dafür Zuschüsse gewährt werden – Specki Gómez ist der Bürgermeister von Bad Dreckskaff und damit auch für die Vergabe von Zuschüssen zuständig. Neben dem Bürgermeister leben noch so einige Gestalten in der Stadt, in der Philip Ardagh’s Geschichte spielt. Da wären zum Beispiel die sieben blonden Nörgel-Schwestern und das Mädchen Yvonne, genannt ‚Ywonne’, die durch einen Zufall zur offiziellen Enteneinsammlerin von Bad Dreckskaff aufgestiegen ist. Diese Aufgabe ist nötig, seit die Mutter der Familie Fuchs nach eigener Aussage durch die Schuld einer Ente durch diepraktische Führerscheinprüfung fiel und nun den Enten Bad Dreckskaffs nach dem Leben trachtet. Und zum Leidwesen der Bewohnerinnen und Bewohner ist da auch Herr Urxl. Der überbietet an Ekelhaftigkeit alle anderen in Bad Dreckskaff. Und das ist wahrlich eine Leistung, die dazu führt, dass man ihn gerne loswerden würde ...Ja, der Brite Philip Ardagh ist kein Freund des ‚Normalen’, Gängigen in der Kinderliteratur.
Und damit ist er mit Harry Rowohlt auf den richtigen Übersetzer getroffen. Nach der Eddie- Dickens-Trilogie – die tatsächlich aus sechs statt den Trilogie-üblichen drei Büchern besteht – entführen Ardagh und Rowohlt nun junge Zuhörerinnen und Zuhörer ab acht Jahren – und vielleicht auch deren Eltern – nach Bad Dreckskaff. Es mag nicht immer alles pädagogisch wertvoll sein, was sich da abspielt. Und auch die Figuren sind auf den ersten Blick kaum realitätsnah und freundlich zu nennen. Doch trotzdem – ein Ausflug in die skurrile Stadt Bad Dreckskaff lohnt sich. Dort steht man vor dem Problem, den ekelerregenden Herrn Manuell Urxl dazu zu bewegen, die Stadt zu verlassen. Denn selbst für die Alteingesessenen in Bad Dreckskaff ist er einfach zu ekelhaft. Sein Gesicht gleicht einer Kartoffel, „die vergessen und sich selbst überlassen wurde, damit sie mal so richtig aus sich herausgehen kann“, und auch seine Körperhygiene und sein Benehmen lassen zu Wünschen übrig. Schließlich muss es ja nicht sein, ausgiebig zu rülpsen, während man in einer Schlange ansteht und so alle um einen herum wissen zu lassen, was es heute zu essen gab. Vor allem bei dem, was Herr Urxl so isst – etwa zwei F liegen, „eine aus Versehen“, die zweite, weil es ihm so gut geschmeckt hat. Doch kaum ist der Entschluss gefasst, den ungeliebten Zeitgenossen der Stadt zu verweisen und ‚Ywonne’ abbestellt, diese Botschaft zu überbringen, da entpuppt Herr Urxl sich als ungeheuer reich. Trillionär, um genau zu sein, und Erbe der „Diamantschürfkompanie“. Da sieht die Sache nun freilich ganz anders aus. Aber es ist Herrn Urxl nicht recht, nur seines Geldes wegen geduldet zu werden. Und auch die freundliche ‚Ywonne’, die den sonderbaren Mann bald ins Herz schließt, zumal er sich nur nicht wäscht, um einen lange zurückliegenden Kuss nicht von seiner Haut zu wischen, hält es nicht für richtig, Freunde für Manuell Urxl zu kaufen. Doch es scheint der einzige Weg zu sein, um ihn nicht aus seiner Heimatstadt vertreiben zu müssen. Bis Herr Urxl beobachtet, wie eine der sieben Nörgel-Schwestern beim Rudern auf dem See aus dem Boot fällt. Er vergisst seine Angst vor Wasser und stürzt sich ins Nass, um das Mädchen zu retten. Und diese Aktion macht ihn nicht nur zum Helden, sondern auch sauber ...
Herr Urxl und das Glitzerdings ist ein besonderes Hörspiel, und das nicht nur durch die nicht alltägliche Geschichte. Harry Rowohlt liest diese Geschichte aus Bad Dreckskaff nahezu virtuos und mit einer Leichtigkeit, die Spaß macht und gerade bei der Fülle an ungewöhnlichen Namen umso bewundernswerter ist. Da braucht es nur Rowohlts Stimme, die für die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner immer eine ganz eigene Färbung bekommt – auf Musik oder andere Untermalung wurde in der Hörfassung verzichtet, was das Hörbuch aber eher trägt alsdass es darunter leidet. Mitunter kommt die eigentliche Geschichte um Herrn Urxl etwas stockend ins Laufen, da so viele Details rund um Bad Dreckskaff und seine Bewohnerinnen und Bewohner erzählt werden, dass sich der rote Faden etwas verheddert – doch diese Details sind so liebevoll und witzig erdacht, dass dieses kleine Manko verschmerzt werden kann. Kinder dürften an der derben, aber nie niveaulosen Schilderung des sonderbaren, aber doch liebenswürdigen Herrn Urxl und seinen Essgewohnheiten ebenso ihre Freude haben wie an der ganzen Stadtgemeinde mit all ihren skurrilen Besonderheiten. Und auch die Eltern kommen auf ihre Kosten, so dass Herr Urxl und das Glitzerdings dazu einlädt, einen verregneten Nachmittag oder frühen Abend gemeinsam mit dem CD-Player zu verbringen. Denn mit Bad Dreckskaff und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ist nicht nur kurzweilige Unterhaltung geboten, sondern auch eine Geschichte, die ans Herz geht und zeigt, dass es hilft, jemanden nicht etwa auf Grund seines Äußeren zu schneiden, sondern den Menschen hinter der sichtbaren Fassade kennenzulernen. Denn nicht selten steckt hinter einer heruntergekommenen Fassade etwas sehr Schönes.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Laura Handlos
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publikationen
medien+bildung.com (Hrsg.) (2010). Fundus Medienpädagogik – 50 Methoden und Konzepte für die Schule. Reihe „Beltz Medienpädagogik“, Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 192 Seiten, 24,95 €
Ein Computerraum für die ganze Schule, Windows 97 auf allen Rechnern und das Internet bleibt aus, wenn eine Klasse an den Computern arbeitet, damit keiner Quatsch macht? Solche Vorstellungen von ‚Medienarbeit in der Schule’ dürften wohl mittlerweile nirgendwo mehr ernsthaft haltbar sein. Mit der wachsenden Medienausstattung der heranwachsenden Generation sehen auch mehr und mehr Lehrerinnen und Lehrer aller Klassenstufen die Notwendigkeit, ihren Schülerinnen und Schülern aktiv zu helfen, mit den Medien sinnvoll umzugehen und Medienkompetenz aufzubauen. Doch nicht überall, wo eine Einsicht bzw. ein Wille ist, tut sich auch gleich ein Weg auf. Stattdessen hapert es bei vielen Pädagoginnen und Pädagogen – sei es mangels Möglichkeiten, Erfahrung oder eigener Kompetenz – an der Konzeption und Umsetzung sinnvoller Medienprojekte. Diesen Problemen möchte das Buch Fundus Medienpädagogik begegnen, das von medien+bildung. com im Beltz-Verlag herausgegeben wurde. Und das kommt viel versprechend daher: 50 Methoden und Konzepte – systematisiert, erprobt und nach Medienarten bzw. Zielgruppen strukturiert bieten die Medienpädagoginnen und -pädagogen von medien+bildung.com an.
Für die Güte der Konzepte verbürgen sie sich mit dem guten Namen des rheinland-pfälzischen Instituts, das dort im Namen der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) und für das rheinlandpfälzische Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) seit Langem erfolgreich Medienprojekte in Bildungseinrichtungen und bei freien Trägern mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern jeden Alters durchführt. Das Buch selbst ist übersichtlich gegliedert und sehr leserfreundlich: Ohne langes Blättern, Suchen und Einlesen geht es nach einer kurzen Einleitung und einem charmanten Dank an alle Beteiligten schon auf Seite acht in die Vollen mit den ersten praktischen Ideen – natürlich – zum Kennenlernen und ‚Warmwerden’ aller Projektbeteiligten. „Reise zum Mond“, „Fernsehecken“ oder „Bilderrätsel“ – hier werden die unterschiedlichsten Möglichkeiten vorgestellt, eine Gruppe miteinander bekannt zu machen, das Eis zu brechen und sie auf das kommende Projekt einzustimmen. Dabei sind alle Vorschläge anschaulich und übersichtlich in Kästen gegliedert, die das ganze Buch lang beibehalten werden, so dass man sich schnell einlesen und zurecht finden kann. Zu jeder Idee gibt es Angabenzur Zielgruppe, Dauer, zur Teilnehmerzahl, zu den zentralen Aspekten der Medienkompetenz und – natürlich – zum Ablauf und möglichen wichtigen Aspekten oder Varianten.
Nach den ‚Kennenlernspielen’ werden Vorschläge präsentiert, wie sinnvolle Arbeitsgruppen gebildet werden können und wie man Ideen für Projekte erarbeiten kann. Dann folgt der zentrale und ausführlichste Teil: die Medienübungen. Hier werden nach Medienarten – Video, Audio, Foto, PC, Print, Handy – sortiert verschiedene kleine Projekte vorgestellt, mit denen man ein Medium kennen lernen und sich damit vertraut machen kann. Von Übungen zu Kameraeinstellungen und -effekten über die Erstellung von Stopptrick-Clips, Musikvideos, Hörspielen oder Fotomontagen bis zu Geocaching-Übungen mit dem Handy sind hier die unterschiedlichsten Ideen vertreten, so dass für fast jedes Alter und jedes Setting etwas dabei sein dürfte. Anschließend werden drei ‚komplette’ Medienprojekte – Schulradio, Weblog und ein Filmprojekt für Kinder – ausführlicher mit Zeitplan und praktischen Tipps vorgestellt und schließlich runden einige Arbeitsblätter, Tipps und ein kurzes Glossar das Buch ab. Egal ob für eine Grundschulklasse, eine Jugendgruppe oder eine Lehrerfortbildung, für drei oder 30 Kinder, ob für eine Freistunde oder eine Projektwoche – in der Fülle der vorgeschlagenen Ideen findet sich tatsächlich für fast alle denkbaren Umstände ein geeigneter Vorschlag. Die Projekte sind dabei tatsächlich durchdacht und umsetzbar und werden durch Hinweise auf eventuelle Problemlagen oder mögliche Variationen sinnvollergänzt, was die Anwenderinnen und Anwender im ‚Härtefall’ sicher zu schätzen wissen.
Für medial völlig unbeleckte Pädagoginnen und Pädagogen wird das Buch zwar nicht geeignet sein: Wie man eine Kamera bedient oder einen PC an- und ausschaltet wird nicht erklärt. Für derartige Grundlagen gibt es aber schließlich genügend andere Literatur – Fundus Medienpädagogik setzt danach an und hilft, technisches Wissen auch in sinnvollen Projekten umzusetzen und nicht ungenutzt verstauben zu lassen. Auf der anderen Seite sucht man auch wissenschaftliche Abhandlungen über den Sinn und Zweck pädagogischer Maßnahmen umsonst, was viele Lehrerinnen und Lehrer wohl danken werden. Statt dessen konzentriert sich das Buch auf das, was es auch will: Praktische Tipps und Anregungen geben, die durchdacht und umsetzbar sind. Damit dürfte es vielen Lehrerinnen und Lehrern Gold wert sein – und sicher auch für den einen oder anderen Medienpädagogen noch hilfreiche Anregungen bieten.
Schäfer, Horst/Wegener, Claudia (2009) (Hrsg.). Kindheit und Film. Geschichte, Themen und Perspektiven des Kinderfilms in Deutschland. Konstanz: UVK. 272 Seiten, 29 €
Eigentlich seltsam, dass der Komplex „Kindheit und Film“ vergleichsweise selten Gegenstandwissenschaftlicher Auseinandersetzungen ist, schließlich ist natürlich auch der Kinderfilm einKind und damit ein Spiegel seiner Entstehungszeit. Um so begrüßenswerter ist diese Aufsatzsammlung. Es gelingt dem Buch geradezu exemplarisch, das Verhältnis von Kindheit und Film in verschiedenen Epochen und im Hinblick auf unterschiedliche Themenfelder zu rekonstruieren.´Die Entstehungsbedingungen deutscher Kinderfilme, aber auch ihr Inhalt werden im jeweils zeitgenössischen Kontext analysiert, und zwar quasi mit Beginn der hiesigen Kinogeschichte. Die ersten Beiträge rekonstruieren die Geschichte des Genres, wobei Herausgeber Horst Schäfer mit seinen Ausführungen über die Höhen und Tiefen des Kinderfilms in Westdeutschland nicht nur in quantitativer Hinsicht Herzstück und Rückgrat des Buches beisteuert. Gemessen daran kommt die Geschichte des Defa-Kinderfilms (Dieter Wiedemann)etwas kurz. Allen Aufsätzen ist gemeinsam, dass ausgewählte Produktionen quasi prototypischfür die jeweilige Epoche unter die Lupe genommen werden.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit ausgewählten gegenwärtigen Themen. Holger Twele sucht nach Zeitströmungen in Kinderfilmen, die zumindest jenseits des ‚Mainstreams‘ durchaus möglich sein können. Das gilt im weitesten Sinn selbst für politische Aspekte, aber auch für Erotik (Christian Exner). Im mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen fällt Ralf Vollbrechts Ausflug in die Welt der japanischen Mangas und Animes: Der Beitrag passt nicht zur Vorgabe, sich auf deutschen Kinderfilm zu konzentrieren, denn die entsprechenden Produktionen sind hierzulande eher als Serien erfolgreich. Außerdem erklärt er nicht, was Kinder und Jugendliche (im Gegensatz zu ihren Eltern) an dieser Ästhetik fasziniert. Werner C. Barg wiederum bietet zwar interessante Ausführungen zur Rolle von Kindern in Filmen für Erwachsene, beschränkt sich aber auf prominente internationale Produktionen; ohnehin wäre ein Beitrag über populäre Kinderfilme wohl sinnvoller gewesen. Das dritte Kapitel ist „Perspektiven“ betitelt, greift jedoch durchaus aktuelle Debatten auf. Margret Albers geht der Frage nach, warum Erfolge im Genre offenbar nur noch mit Literaturverfilmungen erzielt werden können; und Beate Völcker erläutert, warum es Produzentinnen und Produzenten seit Jahren bevorzugen, anstelle reiner Kinderfilme lieber „Family Entertainment“ inszenieren zu lassen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein ähnlich aktuelles Werk über die Geschichte des Kinderfernsehens.
Bachmair, Ben (Hrsg.) (2010). Medienbildung in neuen Kulturräumen. Die deutschsprachige und britische Diskussion. Wiesbaden: VS Verlag. 360 Seiten, 29,95 €
Im Verlauf der Kulturgeschichte haben Medien eine zunehmende Bedeutung im menschlichenBildungsprozess gewonnen. Neue Medienkulturen, die durch Handy und Web 2.0 geprägtsind, stellen gerade die Pädagogik vor neue Herausforderungen. Denn auch wenn die Heranwachsenden mit den neuen Medien aufwachsen, so zeigen auch sie sich von den widersprüchlichen Veränderungen unserer Kultur verwirrt. Damit wird es zur immer wichtigeren Aufgabe der Medienpädagogik, einen Weg durch diese veränderten Kulturen zu finden, der Heranwachsenden eine eigenständige Entwicklung ebenso ermöglicht wie die Teilhabe an der alten sowie der neuen Medienkultur. Ben Bachmair legt mit Medienbildung in neuen Kulturräumen einen Sammelband vor, der diese Problematik aufgreift, aktuelle Analysen sowie praktische Vorschläge beinhaltet. Im Vordergrund steht meist die Aneignung von Medien als Kulturprodukte. Anders als viele andere Werke besticht dieses Herausgeberwerk vor allem dadurch, dass neben der deutschsprachigen Diskussion auch die internationale Sicht aufgegriffen wird. So nehmen sich die Autorinnen und Autoren nicht nur Begriffen wie Medienbildung und Medienkompetenz an, sondern aus internationaler Sicht werden auch media und digital literacy diskutiert.
Das Werk lässt sich in vier große Überkapitel gliedern. Zu Beginn werden in vier Beiträgen die konzeptionellen Angelpunkte der internationalen und der deutschsprachigen Diskussion vorgestellt – besonders empfehlenswert ist hier vor allem der Beitrag von Sonia Livingstone zu Media Literacy. Der zweite Teil der Publikation setzt sich mit mobilen Medien, nutzergenerierten Kontexten und der Medienkonvergenz auseinander, bevor im dritten Teil formelle und informelle Lernräume thematisiert werden. Den Abschluss bilden verschiedeneArtikel zu interkulturellen Räumen und Räumen der Jugendkultur. Sämtliche Beiträge vermitteln einen sehr guten Einblick in die Thematik und punkten gerade durch anschauliche Beispiele und die Vielfalt der dargestellten Ansätze. Und auch wenn die Ansätze zum Teil recht verschieden sind – unter allen Beiträgen besteht Einigkeit darüber, dass Literalität die wesentliche Voraussetzung zur Teilhabe an der Kultur und den Medien ist. Damit ist der Sammelband nicht nur für Medienpädagoginnen und -pädagogen und Erziehende interessant, sondern auch für Dozentinnen und Dozenten sowie Studierende der Medien- und Erziehungswissenschaften und Fachkräfte in Medieninstitutionen.
Bogen, Manfred/Kuck, Roland/ Schröter, Jens (Hrsg.) (2009). Virtuelle Welten als Basistechnologie für Kunst und Kultur. Bielefeld: transcript Verlag. 158 S., 16,80 €
Dreidimensionale Online-Welten haben ihren Ursprung nicht im 20. Jahrhundert. Selbst beiden italienischen Meistern im 15. Jahrhundert war räumliche Illusionsbildung keine Seltenheit.Das behaupten zumindest Manfred Bogen, Roland Kuck und Jens Schröter in ihrem Buch Virtuelle Welten als Basistechnologie für Kunst und Kultur, welches im Rahmen desKulturwissenschaftlichen Forschungskollegs 615 der Universität Gießen entstanden ist. Dieses Herausgeberwerk versucht Virtual-Reality-Technologien und ihrer Essentialität für Kunst und Kultur auf die Spur zu kommen. Es werden Projekte aus dem Bereich der Medieninformatik sowie wissenschaftliche Betrachtungen der Virtuellen Welten und Virtual-Reality-Technologie aus Sicht der Kunstgeschichte vorgestellt. Jeder der zehn Beiträge stellt ein Mosaik bei dem Klärungsversuch der komplexen Fragestellung dar.
Die Autorinnen und Autoren sind sich darüber einig, dass der virtuelle Raum die materielle Widerständigkeit aufgibt unddass virtuelle Welten nicht unbedingt die reale wiederholen müssen, sondern neue vielfältigeSpielräume auszuloten vermögen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Rolle Virtual-Reality-Technologie für Kunst und Kultur spielt. Die Antwort ist eine vielschichtige. Museen,Videospiele oder technische Neuerungen, die zunächst als Modell am Computer konstruiertwerden, machen sich virtuelle Räume zu Nutze. Oder werden durch diese erst visualisiert. So ermöglicht es ein virtueller Raum, materielle Grenzen von Körpern zu überwinden und Gesetzmäßigkeiten, wie zum Beispiel die Schwerkraft, auszuschalten. In Ausstellungen kann virtuelle Räumlichkeit größer dimensioniert sein als reale es jemals sein könnte. Oder wo hat manschon die Möglichkeit, alle sieben Weltwunder an einem Nachmittag zu besuchen? Das Buch ist verständlich geschrieben, aber ein Grundstock an Wissen aus der Medieninformatik ist teilweise von Vorteil. Insgesamt ist es für Leserinnen und Leser geeignet, die mehr erfahren möchten, was die Virtual-Reality-Technologie alles so kann und wo sie bisher bereits zum Einsatz kommt.
Hooffacker, Gabriele (2010). Online- Journalismus. Berlin: Econ (Ullstein Buchverlage GmbH). 269 S., 23,00 €
Anker, Deep Link, Follower und Netzdossier. Dies sind alles Fachbegriffe, die einem im Online-Journalismus begegnen. Doch was ist Online-Journalismus? „Häppchenjournalismus“? Eine Addition von Journalismus und IT? Gabriele Hooffacker, Leiterin der Journalistenakademiein München, hat zu diesem Thema ein Fachbuch verfasst. Gemeinsam mit Walther von La Roche gibt sie die Reihe „Journalistische Praxis“ heraus. Eines der Fachbücher davon ist Online-Journalismus. Von der Beschreibung und Abgrenzung der Tätigkeiten und Arbeitsfelder, über Hypertext und Storyboard bis hin zu den rechtlichen Grundlagen im Online-Journalismus reicht die inhaltliche Darstellung. Ein übersichtlich strukturiertes Inhaltsverzeichnis sowie eine Übersicht zu Fachbegriffen und ein Register erleichtern es den Leserinnen und Lesern, diverse Inhalte im Buch zu finden.
Die Sprache ist klar und einfach verständlich und für einen möglichen Lerneffekt sorgen praktische Übungen. Da den Übungen real existierende journalistische Texte zu Grunde liegen, stammen angebotene Lösungsbeispiele aus bekannten Online-Redaktionen. Ein Computersymbol verweist an geeigneten Textpassagen auf die Internetseite www.onlinejournalismus.de. Diese Verlagseigene Internetseite bietet diverse Links und kurze Informationen zum Thema Online-Journalismus, welche einer ständigen Aktualisierung unterliegen und in abgedruckter Form bald an Gültigkeit verlieren würden. Dieses Handbuch eignet sich ebenso für Einsteigerinnen und Einsteiger wie auch für erfahrene Online-Journalistinnen und -Journalisten. Denn es stellt ein kompaktes Überblickswerk über den Online-Journalismus dar und auch Fachfrauen und Fachmänner haben die Möglichkeit, sich Anregungen zu holen oder generell neue Möglichkeiten in ihrem Arbeitsfeld zu entdecken.
Ottersbach, Béatrice/Schadt, Thomas (Hrsg.) (2009). Filmmusik-Bekenntnisse. Konstanz: UVK-Verlag, 232 Seiten, 19,90 €
So sehr sich die Beiträge der Komponisten hinsichtlich Inhalt, Stil und Umfang unterscheiden,in zwei Kritikpunkten sind sich die meisten Autoren und die Autorin einig. Der eine gilt Siegfried Kracauer und seiner seit Jahrzehnten gern wiederholten Erkenntnis, gute Filmmusik erfülle sich selbst, wenn man sie gar nicht wahrnehme. Des weiteren verfluchen die Komponistinnen undKomponisten die Unsitte, die Rohschnittversion eines Films mit sogenannten „temp tracks“ zu versehen, mit Anleihen bei zeitgenössischen („temporary“) Filmen. Auf diese Weise soll die Atmosphäre einer Szene hervorgehoben werden. Während der umfangreichen Schnittphase haben sich die Regisseurinnen und Regisseure aber so stark an diese meist aus Hollywood-Hits stammende Ersatzmusik gewöhnt, dass den Komponistinnen und Komponisten kaum noch Spielraum bleibt: Man erwartet von ihnen ganz ähnliche Klänge.
Gerade bei TV-Dokumentationenhaben die Konservenklänge dazu geführt, dass sich viele Produktionen wie Batman Begins (Musik: Hans Zimmer/ James Newton Howard) anhören. Abgesehen vom ungleichhöheren Budget gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer Unterschiede zwischen amerikanischenund europäischen Komponistinnen und Komponisten, wie die Schweizerin Christine Aufderhaar (einzige Autorin!) ausführt. Ihre Kollegen konzentrieren sich hingegen überwiegend auf deneigenen Bauchnabel, was keineswegs weniger interessant ist. Einige dieser Beiträge sind sehr biografisch, andere haben den Charakter von Werkstattberichten. Stilistisch am ausgefallensten und am amüsantesten sind die Ausführungen von Jörg Lemberg, die in einen Disput mit seinem ästhetischen und seinem ökonomischen Gewissen münden. tpg
Steinbrecher, Michael (2009). Olympische Spiele und Fernsehen. Programmgestalter im Netz olympischer Abhängigkeiten? Konstanz: UVK-Verlag,. 272 Seiten, 29 €.
Die Erkenntnis ist nicht eben originell: Mit den Idealen von Pierre de Coubertin, der 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit ins Leben rief, haben die heutigen Mega-Veranstaltungennicht mehr viel zu tun. Allerdings sind auch die Ideale nicht mehr ganz zeitgemäß. Dritte Komponente in dieser Gemengelage sind die Massenmedien, und deren Rolle gilt dieses Buch von Michael Steinbrecher. Der ZDFModerator (das aktuelle sportstudio) konzentriert sich dabeinaturgemäß auf das Fernsehen und die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen dem Medium und den sportlichen Darbietungen.
Man hätte den Bogen auch weiter schlagen können, schließlich gelten die Bedingungen für Fußball, den TV-Sport Nummer eins, noch viel extremer. Bei den Olympischen Sommer- und Winterspielen aber offenbart sich das „Netz von Profiteuren“ regelmäßig sehr konzentriert. Und weil dieses komplizierte Geflecht auch einen enormen Einfluss auf den Alltag des Sportjournalismus hat, stellen Steinbrechers Ausführungen für alle, deren Interesse an Sport über den schönen Schein hinausgeht, eine äußerst informative Lektüre dar;selbst wenn er Überschriften und Untertitel etwas inflationär mit Fragezeichen versieht und seine quantitative Analyse der Olympia-Berichterstattung von überschaubarem Erkenntnisgewinnist. tpg
kolumne
Andrea Uehlein: Kein Wort ohne meinen Verleger
Früher war alles besser: Die lieben Kinder setzten elterliche Anweisungen gewissenhaft und gründlich um, ohne nachzufragen. Heute tut das Kind nicht unbedingt etwas, um der Mama eine Freude zu machen oder fürs Leben zu lernen; auch fürstliche Entlohnung reicht als Ansporn kaum noch aus. Allenfalls die Aussicht „gedruckt und gesendet“ zu werden, sorgt für ein Mindestmaß an Motivation. So trug es sich unlängst zu im Kampf um die Hausaufgabe „schreibe eine schöne Nacherzählung in der ersten Vergangenheit, mit vielen Wiewörtern und direkter Rede“, dass ich mich – neben weitschweifigen Ausführungen zu Stilmitteln und innovativem Sprachgebrauch – plötzlich irrwitzige Versprechungen abgeben hörte: „Wenn du die Nacherzählung schön schreibst, dann drucken wir die als Buch – na, wäre das nicht toll? Dein erstes eigenes Buch!“ Zwei bis drei nölende „Nö“ später hat mir das Kind abgerungen, dass sein Buch auch als Hörspiel erscheint. Die dazu passende Kollektion von Merchandising-Artikeln wie Trinkflaschen, Radiergummis et cetera lasse ich mir allerdings nur gegen die Zusage abpressen, auch tatsächlich dieses komische Imperfekt zu verwenden und das Buch eigenhändig zu illustrieren.
Tief seufzend schmiert der Knabe nun eine Geschichte aufs Papier, die mich vor Mitleid fast weinen lässt: Handelt sie doch von einem kleinen Mädchen, das so gerne spielen möchte, aber von seiner sauertöpfischen Mutter gezwungen wird, sinnlose Einmaleins-Aufgaben zu rechnen. Die der traurigen Erzählung innewohnende Transferleistung lässt meine Tränen jedoch schnell wieder trocknen. Richtig ungemütlich wird es erst, als das Kind mich auffordert, still sitzen zu bleiben, denn „ich mal dich jetzt“. Zunächst beginnt er vielversprechend mit einem Kasten, der sich jedoch schnell zu einem Oberkörper à la Arnold Schwarzenegger auswächst. Dem fiktiven Leser seines noch nicht gedruckten ersten Buches mag dies durchaus verheißungsvoll erscheinen, mir indes nicht, denn erstens habe ich relativ wenig Ähnlichkeit mit einem Schrank und zweitens ahne ich, wie es weitergehen wird. Auf den Schrank kommt nämlich als Hals nun eine Art dicker Schlot, aufdem eine kümmerlich kleine, verschrumpelte Erbse platziert wird. Und nur weil der kleine Kreative dann versucht, Augen-Mund-Nase in diese Erbse zu pfriemeln, weiß ich: Das soll der Kopf sein! Als ich vorsichtigen Protest wage, wird beleidigt radiert, neu angesetzt und eine ähnlich kümmerliche Erbse produziert. Nach ausgiebigem Radiergummiverschleiß liegt dann ein zerknittertes Bild vor, das Erwachsene allenfalls als Zwischenergebnis werten würden, während die Kreativabteilung dies mit „Fertig. Krieg ich jetzt mein Hörbuch?“ kommentiert, so dass sich zwangsläufig folgender Ablauf anschließt: „Du, das hast du ganz toll gemacht. Hände wären aber auch nicht schlecht.“ Verächtlich packt der Künstler zwei unförmige Klumpen an die schlauchartigen Arme. „Und vielleicht Finger auch noch?!“ Gestöhne. Dann folgen vier bis sechs dicke Würste pro Klumpen. „Und wie wäre es mit ein paar Haaren?“ Wortlos wird etwas hingekritzelt, an dem Udo Walz nicht gerade seine Freude hätte. Danach herrscht beidseitserschöpftes Schweigen. Um größeres Unglück zu vermeiden gehe ich eine Runde Joggen und das Kind lässt sich vom ausgeleierten Kassettenrekorder Geschichten erzählen.
Als ich verschwitzt wieder zuhause erscheine, pirscht sich plötzlich der Knilch an und berichtet spitzbübisch „Ich hab’s nochmal gemacht“. Und dann erzählt er mir eine wirklich schöne Geschichte, die ein für-immer-als-Hörbuch Festhalten tatsächlich verdient hätte. So aber wird sie erzählt, verklingt – und wird noch lange in meiner Erinnerung bleiben.
Beitrag aus Heft »2010/03: Sexualisierung in den Medien«
Autor: Andrea Uehlein
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