2007/04: Stimmungsregulation durch Medien
In Heft 4/2007 wird die Stimmungsregulation durch Medien in den Blick genommen.Das Radioprogramm am Morgen, Zocken am Computer, Musikhören in der Jugendclique oder auch das allabendliche Ansehen der Lieblingssoap – Medien sind eng mit dem Gefühlsleben von Rezipientinnen und Rezipienten verbunden. Sowohl die beabsichtigte Regulation von Gefühlen und Stimmungen durch die Rezeption verschiedenster Medien als auch unbewusste emotionale Auswirkungen der Mediennutzung sind dabei Felder, denen sich die Kommunikations- und Medienwissenschaften wieder zunehmend widmen. merz liefert daher einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zum Thema und diskutiert daraus resultierende Herausforderungen für die Pädagogik.
aktuell
Stichwort Instant Messenging
„Instant Kaffee“, „Instant Suppen“ – alles Produkte eines schnelllebigen Lebensstils, die für schnelle Zubereitung, wenig Aufwand und meist einen etwas faden Geschmack stehen. Wie reiht sich in diese Linie „Instant Messenging“ ein? Zunächst handelt es sich hierbei nicht um Lebensmittel, sondern um eine Kommunikationsform im Internet. Mit sogenannten Instant Messengern ist es möglich, anderen Nutzerinnen bzw. Nutzern eine Nachricht zu schicken oder bspw. mit ihnen zu chatten.
Der große Unterschied zu E-Mail oder herkömmlichen Webchats ist, dass in den meisten Instant Messengern über die Kontaktliste direkt ersichtlich ist, ob die Empfängerin oder der Empfänger gerade on- oder offline ist. Vielleicht sind Instant Messenger deshalb bei Jugendlichen recht beliebt, da es möglich ist, den eigenen Freundeskreis online abzubilden und unmittelbar zu erfahren, wenn jemand gerade „ins Netz“ gekommen ist, um sie/ihn instantly zu begrüßen.
Das macht Spaß und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, einen privaten Chatkreis zu bilden, in dem keine Fremden stören oder belästigen. Doch moderne Messenger bieten weit mehr: Dateiversand, Videotelefonie, direkt eingebundene Homepages, Blogs, Casts oder Videoportale bilden ein Rundum-Internetpaket. Ein Urteil über diese oftmals kommerziellen Angebote ist Geschmacksfrage.
Fad schmeckt auf jeden Fall die Voreinstellung zum freizügigen Umgang mit der Präsenzinformation, wann und wie lange man online ist.
thema
Anja Hartung und Wolfgang Reißmann: Emotionales Erleben von Musik im Jugendalter
Musik hat im Leben vieler Jugendlicher eine besondere emotionale Bedeutung und auch Jugenderinnerungen Erwachsener sind häufig an bestimmte Musiktitel, Bands oder Musikstile geknüpft. Der Beitrag versucht, die Vielfalt des emotionalen Erlebens von Musik im Jugendalter zu bündeln und zeigt auf diese Weise, dass das Zusammenspiel von Musik und Gefühl weit über die Regulierung situativer Befindlichkeiten hinaus geht.(merz 2007-4, S. 23-30)
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Autor: Anja Hartung-Griemberg, Wolfgang Reißmann
Beitrag als PDFEinzelansichtHeinz Kindler: Emotionsregulation im Kindes- und Jugendalter: Ein Überblick
Was wird unter Emotionsregulation verstanden? Welche Fähigkeiten besitzen die meisten Kinder beziehungsweise Jugendlichen in diesem Bereich? Zu diesen Fragen bietet der Beitrag eine knappe Einführung.
Auf die Erläuterung von Grundbegriffen folgt eine Skizze des normativen Entwicklungsverlaufs. Am Ende stehen mögliche Schnittstellen zwischen dem Thema Emotionsregulation und der Medienforschung.
(merz 2007-4, S. 8-13)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Heinz Kindler
Beitrag als PDFEinzelansichtHolger Schramm und Werner Wirth: Stimmungs- und Emotionsregulation durch Medien
Der Beitrag stellt die wichtigsten Begrifflichkeiten, Theorien und Befunde der Forschung zur Stimmungs- und Emotionsregulation durch Medien vor. Ein besonderes Gewicht wird dabei auf die Mood-Management-Theorie von Dolf Zillmanns gelegt.(merz 2007-4, S. 14-22)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Holger Schramm, Werner Wirth
Beitrag als PDFEinzelansichtIngrid Möller: Emotionen beim Konsum von Bildschirmspielen
Emotionen spielen sowohl bei der Auswahl als auch während des Konsums von Bildschirmspielen eine bedeutsame Rolle. Positiver Affekt führt oftmals zu einer Weiterbeschäftigung mit dem Medium, negativer Affekt in Form von Frustrationserleben oder Ärgergefühlen kann zum Abbruch des Spielens führen. Während durch gezielte Nutzung eine beabsichtigte Stimmungsregulation erfolgen soll, führt der Konsum vor allem gewalthaltiger Bildschirmspiele aber auch zu unbeabsichtigten Wirkungen auf das Gefühlsleben der Spielerinnen und Spieler.
(merz 2007-4, S. 31-37)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Möller Ingrid
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spektrum
Carsten Gansel und Wolfgang Gast: Krimi und Agenda-Pushing
Nach wie vor zählen Krimis zu den beliebtesten fiktionalen Formaten im deutschen Fernsehen. Gleichzeitig befindet sich das Genre in beständiger Entwicklung, was sich in formalen und inhaltlichen Veränderungen der Krimi-Serien und Filme ausdrückt. Vor dem Hintergrund einer inhaltsanalytischen medienwissenschaftlichen Panelstudie an der Universität Gießen werden Veränderungen des Genres sowie der Nutzungsmotive detailliert dargestellt.
Dabei wird deutlich, dass Krimiformate heute zunehmend einen Einfluss auch auf die Wahrnehmung und Bewertung politisch-gesellschaftlicher Themen seitens der Rezipientinnen und Rezipienten nehmen.
(merz 2007-4, S. 38-45)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Wolfgang Gast, Carsten Gansel
Beitrag als PDFEinzelansichtCristina Scraba: Chancen und Grenzen des Internet für die Bildung am Beispiel der Universität Bukarest
Im Fokus dieses Beitrags steht das E-Learning-Angebot an rumänischen Universitäten. Chancen und Grenzen der internetgestützten Lernangebote werden am Beispiel der Universität Bukarest im Hinblick auf die im Lehr-, Lern- und Bereitstellungsprozess der Bildungsangebote involvierten Akteure und die Frage nach dem Potenzial des Internet für die Bildung als Motor für gesellschaftlichen Wandel identifiziert und diskutiert.
(merz 2007-4, S. 52-57)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Cristina Scraba
Beitrag als PDFEinzelansichtDennis Wortmann: Jugendschutz im Pay-TV
Laut dem Staatsvertrag über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien (JMStV) haben Rundfunkanbieter eine Fürsorgepflicht gegenüber unter 18-Jährigen. Diese Richtlinie gilt auch für Pay-TV-Angebote.
In diesem Zusammenhang werden inhaltliche und technische Formen des Jugendschutzes am Beispiel des Pay-TV-Senders Premiere vorgestellt.
Dabei wird Jugendschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden, an der sich Staat, TV-Anbieter und Eltern bzw. Erziehende gleichermaßen beteiligen müssen. (merz 2007-4, S. 63-67)
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Autor: Dennis Wortmann
Beitrag als PDFEinzelansichtKatja Batzler: TanzMedia – Getanzte Medienkompetenz!
Die Projektreihe TanzMedia eröffnet Jugendlichen kreative Experimentierräume für die Verbindung und Schulung von Körperausdruck und medialen Ausdrucksformen. Die hier vorgestellten Zwischenergebnisse reflektieren dabei sowohl Potenziale als auch Grenzen des Projekts, das sich vor allem für die Vermittlung von kultureller Bildung als Form der Persönlichkeitsbildung einsetzen möchte.
(merz 2007-4, S. 58-62)
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Katja Batzler
Beitrag als PDFEinzelansichtUrsula Atkinson und Karen Campbell: Instructional Technology in World Language Education: Digiclass, BabelMOO, The SIMS 2
An der Rutgers Universität in New Brunswick, im amerikanischen Bundesstaat New Jersey, spielt Technologie im Fremdsprachenunterricht eine bedeutende Rolle. Ein hochmodernes, multimediales Sprachlabor, das Studierenden zusätzlich zu einer weiten Palette von althergebrachten Medien wie Audiokassetten und Videos auch neue Medien, wie zum Beispiel Sprachlernsoftware und digitalisierte Sprachlernmaterialien zur Verfügung stellt, ermöglicht es, Sprachkenntnisse mit didaktisch und technisch aktuellen Programmen zu erwerben und zu vertiefen.
(merz 2007-4, S. 46-51)
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Autor: Ursula Atkinson, Karen Campbell
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medienreport
Andrea Koch und Pertra Baumgartner: Parallelwelten auf dem Vormarsch
Die Sims 2. Vier Jahreszeiten. ErweiterungspackWindows 98/2000/ME/XP/Electronic Arts, Pentium III 1.3 GHz, 256 MB RAM Direct X 9,09 kompatible Grafikkarte mit mind. 32 MB. Festplattenbedarf 1,5 GB; USK: ohne Altersbeschränkung; 25 €
Seit mehreren Jahren begeistert die Simulation
Die Sims 2 Spielende fast jeden Alters. Sie bauen Häuser, ziehen mit der Familie dort ein, kaufen Möbel und kümmern sich mehr oder weniger liebevoll um jedes einzelne Familienmitglied. Aufgrund des Erfolges wurde die Welt der Sims durch mehrere Add-Ons ständig ausgebaut. Neuerdings gibt es das Erweiterungspaket Vier Jahreszeiten. Der neueste Zusatz bereichert die Sims-Welt um alle Facetten des Wetters. Egal ob Sommer oder Winter, die einzelnen Jahresabschnitte wirken sich auf die Gemütsverfassung der Sims aus und eröffnen zudem neue Aktionsmöglichkeiten. Die Spielenden erwarten den Jahreszeiten entsprechende Aktivitäten, wie Leuchtkäfer jagen, Schneeballschlachten, im Laub rumtoben und mehr. Neue Aufgaben wie das Stärken der Familienbande im Winter, das Genießen des Frühlings oder das Erleben des Sommer mit den Freunden gilt es zu meistern. Trotz der Vielfältigkeit des Erweiterungspakets bleibt der grundlegende Gedanke des Spieles unverändert. Im Mittelpunkt des Spielverlaufes stehen immer noch das Gestalten und Beeinflussen einer eigenen Familie, das Spiel mit anderen Rollen, Berufen und Charakteren sowie das Bauen und Ausstatten der Häuser. Die Sims 2 ist gerade deswegen eines der wenigen Spiele, das auch bei Mädchen und Frauen beliebt ist. Es geht nicht in erster Linie ums Gewinnen, sondern um die (Über-)Lebensstrategie.
Ebenso beliebt beim weiblichen Geschlecht ist die Realität und Lebensnähe, die durch die komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen der Sims-Bevölkerung gegeben ist. Wie im realen Leben haben soziale Anerkennung, sowie berufliche und finanzielle Erfolge einen hohen Stellenwert. Da es schon den Testerinnen schwer gefallen ist, die komplexen Beziehungsgeflechte zu durchschauen, dürfte dies jüngeren Kindern min-destens genauso viele Schwierigkeiten bereiten. Deswegen liegt unsere Einschätzung, ab welchem Alter das Spiel bewältigt werden kann, bei acht Jahren. Gerade auch wegen seiner Komplexität ist es fast nicht möglich, ohne ein zusätzliches Handbuch in das Spiel hineinzufinden, wohingegen das Zusatzpaket Vier Jahreszeiten in seiner Handhabung keine Schwierigkeiten mit sich bringt, wenn die grundlegenden Spielzüge bekannt sind. Ebenso ansprechend wie gelungen ist die 3D-Grafik des Add-Ons, die den Wechsel der vier Jahreszeiten realitätsnah abbildet. Alles in allem werden die Spielenden in eine bunte und facettenreiche Welt mit vielen Überraschungen und spannenden Geschichten geführt. Nichtsdestotrotz bleibt das Erweiterungspaket ein zusätzliches Angebot, das je nach Interesse der Spielenden die virtuelle Welt erweitern vermag, aber für den Spielgenuss nicht unbedingt erforderlich ist.
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Autor: Andrea Koch, Petra Baumgartner
Beitrag als PDFEinzelansichtGünther Anfang: documenta 12
Noch bis zum 23. September findet in Kassel die documenta 12 statt. Als eine der bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst zieht sie alle vier Jahre eine Menge kunstinteressierter Menschen in das verschlafene Kassel. Ihr künstlerischer Leiter ist dieses Jahr Roger-Martin Buergel, als Kuratorin fungiert Ruth Noack. Gemeinsam entschieden sie über die Konzeption der Ausstellung und die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. An sechs Ausstellungsorten werden über 500 Arbeiten von mehr als 100 Kunstschaffenden aus aller Welt gezeigt. Bereits während der Vorbereitung der documenta 12 wurde von den Ausstellungsmachern der hohe Stellenwert der Kunstvermittlung betont. Diese sei keine Zusatzdienstleistung, sondern „integraler Bestandteil der kuratorischen Komposition“. Die Macher betonten „Wie das Leben hat die Kunst keinen Sinn; Sinn muss ihr erst zu-gedacht werden“. Die Kunstvermittlung soll im Rahmen der „Bildungsinstitution“ documenta die „Kunstwerke sprechen [...] lassen“. Dies hat der gegenwärtigen documenta auch bereits den Ruf der Überdidaktisierung eingebracht, denn einige Maßnahmen, den Besucherinnen und Besuchern die documenta nahe zu bringen, schießen über das Ziel hinaus.
So gibt es einen Audio-Guide, der, von Martin Buergel selbst gesprochen, doch arg oberlehrerhaft daherkommt. Da wird man nicht neugierig auf die Kunstwerke gemacht, sondern aufgrund der monotonen Sprech- und Erklärungsweise eher eingeschläfert. Kunstvermittlung, wie sie nicht einmal mehr in der Schule erfolgt! Positiv ist jedoch, dass sich die documenta-Macher eine Menge für die jüngeren Besucherinnen und Besucher ausgedacht haben. So steht unter der Überschrift „aushecken“ für Kinder und Jugendliche ein eigener Ort innerhalb der 100 Tage Ausstellung zur Verfügung. Das Areal von „aushecken“ befindet sich in der Karlsaue in einem historischen Heckenkabinett der Orangerie. Betreten wird es durch eine große weiße Tür, hinter der sich Kinder und Jugendliche mit Zeichenmaterialien, digitalen Fotoapparaten und sogar einer Videokamera austoben können. Natürlich bietet die documenta aber auch für diejenigen, die nicht selbst aktiv werden wollen, eine Menge. Als Ausstellungsorte fungieren die bereits bewährten Gebäude Fridericianum, Neue Galerie und documenta-halle. Eigens gebaut wurde als temporäres Bauwerk der Aue-Pavillon. Außerdem bezieht die Ausstellung erstmals auch das Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark Wilhelmshöhe sowie das Kulturzentrum Schlachthof ein.
Somit braucht man mindestens zwei Tage, um sich einigermaßen einen Überblick zu verschaffen. Von der ausgestopften Giraffe bis zum „Dream Boat“ sind eine Vielzahl von Kunstwerken zu bewundern, die eher unaufgeregt, aber oft auch sehr politisch, zu aktuellen gesellschaftlichen Situation Stellung beziehen. Mich hat am meisten eine Videoinstallation von Harun Farocki fasziniert. In „Deep Play“ werden an zwölf Monitoren verschiedene Perspektiven auf das Endspiel Italien gegen Frankreich der letzten Fußball WM gezeigt. Obwohl ich kein Fußballfan bin, hat mich diese Analyse und zeitgleiche Sicht auf ein und dasselbe Geschehen in den Bann gezogen. Ob das Kunst ist, weiß ich nicht, aber das ist, denke ich, nicht so wichtig. Vieles, was man auf der documenta sehen kann, hinterlässt einfach nur Eindrücke. Gehe jeder/jede selbst hin, um sie zu erfahren.
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Autor: Günther Anfang
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview: Der Weg ist das Ziel – Der Skandal um die Große Nierenspenden Show
Trotz Kritik im Vorfeld wurde am 1. Juni 2007 ‚De Grote Donor Show’ in den Niederlanden ausgestrahlt: Eine kranke Frau wählt einen Kandidaten aus, dem sie durch eine Nierenspende das Leben rettet. Die Show war nur ein Fake, Teil einer Kampagne, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf den prekären Mangel an Spendernieren zu lenken. Kai Hanke sprach für merz mit Laurens Drillich, Chairman beim verantwortlichen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender BNN, über das kontroverse TV-Event.
merz: „The Great Donor Show“ was a programm produced by Endemol N. V., however BNN was responsible for broadcasting the show. Who took the initiative for the show and what were the motives for broadcasting it?
Drillich: Endemol came up with the plan, one year prior to broadcasting. BNN is known for cutting edge programs and BNN wanted to honour founder Bart de Graff, who died in May 2002 of a kidney-related disease. Therefore the rough idea of Endemol was immediately considered seriously. The goal was to attract the maximum amount of publicity of the deplorable state of organ donorship in the Netherlands. Less people registering, less attention in the media, no political moves.
merz: It suggests itself that ethical issues related to the specifically unusual combination of format (casting show) and theme (organ donation) of the show must have been pre-estimated by its producers. Can you describe BNN’s process of considering arguments leading to the decision to finally broadcast the show? Did you have any experiences with previous shows that helped you in this process?
Drillich: We felt it was right from the beginning. It was an extreme measure, but it’s also an extreme situation. If some 200 people die unnecessaryly every year, ethics become a theoretical issue. How unethic is not doing anything? BNN has made controversial shows before that attracted a lot of attention prior to broadcasting. So far every time we have been right: after broadcasting usually the critics would be silent or we would even be applauded for our efforts and programs.
merz: After the show a good deal of those who criticized it beforehand considered „The Great Donor Show“ a very intelligent instrument to draw attention to the serious lack of organ donors. However, it seemed that there have been much more proponents in the Netherlands than in Germany. Why are the responses to the show so divers in different countries?
Drillich: I have no idea how Germany responded, but we noticed that the international media loved to jump this case when they still thought that they were reporting on a scandal coming from the Netherlands and after it was known that this was not the case, they moved on (to another scandal somewhere, or a Paris Hilton prisonterm) without reporting properly what had happened during and after our Donor Show, leaving people in many countries ill-informed. Also, we tried to change the situation in the Netherlands, we felt it was not our responsibility to do so in other countries, including Germany.
merz: In Germany some media critics blamed BNN, or Endemol respectively, for using some people’s distress in need for a kidney to force up BNN’s viewer level (see Funk Korrespondenz 23/2007). What is your opinion on this reproval?
Drillich That is a joke and an insult. BNN is a public broadcaster that is not depending on ra-tings or advertisement. Endemol did not make any money on this onetime show that had a total budget of under € 200.000. Journalists should do their homework properly and not resort to easy prejudices. These fine media critics should ask the opinion of people on the waiting list for organs in the Netherlands if BNN acted immoral. Who better to judge ?
merz: Retrospectively the Donor Show was interpreted as an inventive sort of Guerilla Marketing with much more potential for publicity campaigns than conventional instruments may display. Considering responses before and after the show, does BNN plan to realize media events comparable to „The Great Donor Show“ in the near future?
Drillich: We would be crazy to say that we will. So no, we won’t.
Jürgen Bofinger: Laptops im Unterricht - Unnützes Zeug?
In regelmäßigen Abständen wird in der Öffentlichkeit das Bild von der Wertlosigkeit eines computergestützten Unterrichts, speziell mit Schülerlaptops, heraufbeschworen. Das fing mit diversen nationalen Tests an, die fachliches Wissen abfragten und dadurch haarscharf am wichtigsten Nutzen von Laptops vorbei zielten, nämlich überfachliche Schlüsselqualifikationen zu vermitteln, setzte sich fort mit Re-Analysen von PISA-Ergebnissen, die von einer Verdummung durch zu viel Computerumgang sprachen, ohne näher auf die Frage nach der Art des Umgangs mit Computern als Arbeits-, Lern- und Spielgerät einzugehen, und es endete (vorläufig) mit Meldungen aus den USA, nach denen Laptops an einigen Schulen wegen Erfolglosigkeit wieder abgeschafft wurden: „Seeing No Progress, Some Schools Drop Laptops“ lautete entsprechend die Schlagzeile der New York Times vom 4. Mai 2007. Abgesehen von der erstaunlichen Tatsache, dass bei der Würdigung dieses Ergebnisses die besonderen Verhältnisse an amerikanischen Schulen hierzulande keine große Rolle spielten, bedürfen diese Hiobsbotschaften zweier Klarstellungen:1. Schülerlaptops sind außerordentlich nützliche Lern- und Arbeitswerkzeuge in der Schule. Sie haben sich belegbar bewährt. Mehr jedenfalls als jede andere Medienkonfiguration, von den mobilen PC-Einheiten bis zum Computerraum.2. Wenn sich Einsatzprobleme ergeben, so keine laptopspezifischen. Hauptverantwortlich sind die vorherrschende Schul- und Unterrichtssituation (Zeit-, Arbeitsbelastung der Lehrkräfte), eine verbreitete Mehrwertskepsis, die durch solche Nachrichten neue Nahrung erhält, die geringe Verbindlichkeit des Medieneinsatzes und die desolate Finanzlage mancher Sachaufwandsträger.
Zu Punkt 1: Wie wird der Mehrwert von Schülerlaptops von Lehrkräften eingeschätzt? Eine repräsentative Lehrerbefragung aus dem Jahr 20061 gibt folgende Antwort (Grafik nur in Original-Version des Artikels im Heft):In der Grafik werden Laptop-Lehrkräfte mit jenen verglichen, die vorwiegend in anderen digitalen Medienumgebungen arbeiten. Das Ergebnis: In allen angesprochenen Mehrwertdimensionen mit Ausnahme der Lernmotivation (Gleichstand) sprechen Laptop-Lehrkräfte häufiger als ihre Kolleginnen und Kollegen von einem Mehrwert des Medieneinsatzes für ihre Schülerinnen und Schüler. Besonders deutlich heben sie sich in den Dimensionen Selbstbewusstsein ihrer Schülerinnen und Schüler („Stolz“), beim (fast selbstverständlichen) Erwerb technischer Kompetenz ab, interessanterweise aber auch beim Erwerb fachlicher Kompetenz und (auf insgesamt niedrigerem Niveau) bei der Ausdrucksfähigkeit der Mädchen und Jungen in Wort und Schrift – eine Folge der in Laptopklassen besten Möglichkeit, Heranwachsende selbsttätig recherchieren und Themen sachgerecht präsentieren zu lassen.
Zu Punkt 2: Unter welchen Bedingungen bringt der Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht den größten Mehrwert? Die Studie zeigt, dass in einem offenen, schülerorientierten Unterricht, in dem Schülerlaptops dazu noch regelmäßig eingesetzt werden, nach Aussage der befragten Lehrkräfte der höchste unterrichtliche Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler erzielt wird, während ein eher lehrerzentrierter Unterricht, in dem gelegentlich eine mobile PC-Einheit (,Medienwagen‘) eingesetzt wird, den geringsten Mehrwert bringt (weil Medien hierbei eher der Zeitersparnis im Instruktionsunterricht einer Lehrkraft dienen). Um dieses Resultat auf die Füße zu stellen: Ein Unterricht, in dem die Selbsttätigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Mädchen und Jungen im Vordergrund steht, profitiert in besonderer Weise von Schülerlaptops – aber eben in dieser Reihenfolge. Offensichtlich scheinen in amerikanischen Schulen solche schulischen und unterrichtlichen Voraussetzungen, zu denen auch eine gewisse Methodenkompetenz (an die viel zu wenig gedacht wird, weil dem Wollen (Schülerselbsttätigkeit) immer auch ein Können (eben die Methodenkompetenz) vorausgeht) und Lerndisziplin der Mädchen und Jungen gehört, für einen gewinnträchtigen Einsatz von Schülerlaptops zu fehlen trotz ihres technologischen Vorsprungs.Wie zunehmend wichtiger die schulischen und unterrichtlichen Rahmenbedingungen auch hierzulande für das Gelingen des schulischen Medieneinsatzes sind, belegen die Gründe, die Lehrkräfte trotz großer Bereitschaft (was sich bei ihrer wesentlich häufigeren Unterrichtsvorbereitung mit digitalen Medien zeigt) daran hindern, digitale Medien im Fachunterricht einzusetzen – hier in einem Zeitvergleich (vgl. Tabelle):
Während 2002 noch der Zweifel am Mehrwert digitaler Medien für einen Verzicht im Vordergrund stand, sind es 2006 besonders die schulischen und unterrichtlichen Rahmenbedingungen, die allgemeine Zeit- und Arbeitsbelastung, die Lehrkräfte am Einsatz digitaler Medien in ihrem Unterricht hindern. Insofern wächst auch bei uns die Gefahr, dass der Ausbau des Medieneinsatzes, speziell der Einsatz von Schülerlaptops, langfristig an den äußeren Bedingungen scheitern könnte. Aber so zu tun, als sei der Nutzen digitaler Medien, speziell von Laptops, erwiesenermaßen nicht gegeben, ist einfach unlauter. Die Folgerung aus den vorliegenden Erkenntnissen lautet anders: Eine moderne, schülerorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung ist zunächst das Hauptthema, mit allen organisatorischen, didaktischen und zeitschaffenden Konsequenzen bis hin zum Erwerb der nötigen Methodenkompetenz der Schülerinnen und Schüler für ein selbstständiges Lernen. Aber jede moderne Schul- und Unterrichtsentwicklung ist in einem zweiten Schritt ohne Einbezug digitaler Medien undenkbar, wobei speziell Schülerlaptops bei einer stärkeren Schülerorientierung ihre besondere Leistungsfähigkeit beweisen können (selbsttätiges Lernen, arbeitsteiliges Lernen, modernes Lernmanagement, Individualisierung und Differenzierung des Lernens, Vielfalt von Lernorten u. Ä.).
Es gibt ein weiteres schlagendes Argument für die Notwendigkeit einer intensiven Beschäftigung mit modernen Medien in der Schule, abgesehen von ihrem didaktischen Nutzen: Oft wiederholt und trotzdem richtig: Eine zeitgemäße Schule kann die Lebenswelt der Heranwachsenden und die Erfordernisse einer modernen Berufswelt nicht einfach ausblenden. Die Anknüpfung an die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen erfordert daher auch ein Anknüpfen an ihre Medienwelten. Und die auflebende Wertediskussion in der Schule bleibt ohne eine medienerzieherische Thematisierung auch unvollständig. Andernfalls wird die Schule weder den modernen Auffassungen vom Lernen noch ihrem allgemeinen Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht. Worum geht es also letztlich? Es geht- nicht um noch mehr Produktion und Bereitstellung digitaler Materialien (wir erleben gegenwärtig eine Inflationierung einschlägiger ‚Portale’, die zu einer neuen Unübersichtlichkeit führt), sondern um die Entwicklung geeigneter Implementationsstrategien (wie gelangen die bestehenden Angebote am besten in die Unterrichtspraxis?),- um eine stärkere Anbindung medienpädagogischer Aktivitäten an die allgemeine Schul- und Unterrichtsentwicklung (weil ‚neue’ Medien noch nicht einen ‚neuen’ Unterricht bewirken, aber ein ‚neuer’ Unterricht durch ‚neue’ Medien erfolgreicher wird),- um eine koordinierte und zentrale Planung, Steuerung und Sicherung schulischer Medienumgebungen (weg von den üblichen Insellösungen und Leuchttürmen mit wenig Leuchtkraft),- um eine stärkere Verbindlichkeit der Medienbildung im Regelunterricht (Medien als Unterrichtsmittel, Medien als Unterrichtsthema), weil inzwischen alles andere als Medienarbeit ‚verpflichtender’ geworden ist – aber nicht als besondere Zusatzaufgabe, sondern als integraler Bestandteil des Unterrichts,- und nicht zuletzt um eine stärkere Förderung der Medienerziehung als besonders wichtiges Thema schulischer Werteerziehung (‚Ernst machen’ mit dem schulischem Erziehungs- und Bildungsauftrag).
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Jürgen Bofinger
Beitrag als PDFEinzelansichtKai Hanke: Aufgewacht
Manche Veranstaltungen stehen in langer Tradition, was nicht bedeutet, dass sie deswegen auch rechtzeitig stattfinden. Aber immerhin: Am 13. und 14. Juni 2007 trafen sich Vetreterinnen und Vertreter aus Journalismus, Politik und Medienwissenschaft im Hambacher Schloss, um problematische Entwicklungen hinsichtlich der freien Berichterstattung und allgemeinen Pressefreiheit zu diskutieren. Historischer Hintergrund der vom Deutschen Journalisten Verband (DJV) und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) organisierten Tagung „Pressefreiheit und Demokratie“ war das Hambacher Fest, Sinnbild für das Recht auf Presse- und Meinungsfreiheit. Die Tagung schloss mit einem Aufruf ab: Der Hambacher Appell fordert dazu auf, einer zunehmenden Aushöhlung der Pressefreiheit in Deutschland entgegen zu treten: „Es gehört zum Selbstverständnis der Journalistinnen und Journalisten, Verlegerinnen und Verleger in Deutschland, dass sie die Pressefreiheit mutig wahrnehmen. Wann immer es das öffentliche Informationsinteresse erfordert, sollten dabei alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden.“
Das vom DJV und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) institutionell gestärkte Statement ließ in Anbetracht der Entwicklungen vor allem in den letzten drei Jahren beängstigend lange auf sich warten. Den Anfang einer Reihe von Einschränkungen der Pressefreiheit bildeten die verfassungswidrigen Durchsuchungen von Redaktionsräumen des Cicero-Magazins im September 2005 durch die Staatsanwaltschaft Potsdam. Das mediale Echo war zwar durchaus groß, jedoch schien sich kein längerfristiger gesellschaftlicher Disput über den Wert der Pressefreiheit entspannen zu wollen. Schnell waren alle wieder beim Tagesgeschäft. Lippenbekenntnisse zur Pressefreiheit en masse, keine weiteren Fragen.2007 nahmen staatliche Einschränkungen der Pressefreiheit neue Formen an. Im Vorfeld und während der Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm kam es zu einer Vielzahl von Durchsuchungen, die maßgeblich durch die Bundesanwaltschaft veranlasst und vom Bundeskriminalamt bzw. verschiedenen Landeskriminalämtern durchgeführt wurden. Dabei wurde auch vor Redaktionen und Verlagen nicht haltgemacht. Hinzu kam die Verletzung des Postgeheimnisses durch Hamburger Polizeibeamte im Mai. Kurz vor Beginn des Gipfels entzog das Bundespresseamt zudem 24 Journalistinnen und Journalisten ohne konkrete Begründung die bereits erteilte Akkreditierung für eine Berichterstattung innerhalb der Sicherheitszone. 40 Personen hatten gar nicht erst eine Akkreditierung erhalten.
Verwiesen wurde dabei lediglich auf „erhebliche Sicherheitsprobleme“ bei den betroffenen Journalistinnen und Journalisten. Über die Datengrundlage und -erhebung, die zu dieser Einschätzung führten, machte das Bundespresseamt keine Angaben. Damit jedoch nicht genug. Ohne Akkreditierung durften sie nicht nur aus der Sicherheitszone nicht mehr berichten, auch zwei Kilometer um die Sicherheitszone wurde ihnen zeitweilig der Zugang versagt. Zurückblickend weisen DJV und BDZV bei der Hambacher Tagung auf eine ganze Reihe weiterer Beeinträchtigungen der Pressefreiheit hin. Der DJV dokumentierte beispielsweise 180 Durchsuchungen von Redaktionen und Wohnungen von Journalistinnen und Journalisten sowie geplante Vorratsdatenspeicherungen sowie Verschlechterungen beim Informantenschutz. Beschäftigte von Regionalzeitungen beklagten bei der Tagung die sich neuerdings mehrenden Verstöße gegen die Auskunftspflicht durch lokale Verwaltungen und Behörden – vor allem wenn es um politisch wenig populäre Entscheidungen ging. Auch ließe sich eine Zunahme von Presserechtsprozessen gegen Redaktionen verzeichnen, mittels derer Wirtschaft, Politik und Showprominenz gegen unliebsame kritische Berichterstattungen vorgingen. In solchen, oftmals kostspieligen Prozessen, so die Kritik von Klaus Sedelmeier (Verfasser des Presserecht-Kommentars), neigten Gerichte zu schnell zu einstweiligen Verfügungen gegen Redaktionen und Pressevertreter. Obwohl im Presserecht explizit als Ausnahme vorgesehen, würden einstweilige Verfügungen heute meist umstandslos und ohne mündliche Verhandlung erlassen.
Dies führt laut Presseanwältin Dorothee Bölke in Redaktionen oftmals zu einem Klima der Einschüchterung und ängstlichen Vorsicht.Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der SZ, äußerte hingegen die Ansicht, Pressefreiheit und Medien schienen in Teilen der Bevölkerung nicht mehr den Stellenwert wie früher, beispielsweise während der Spiegel-Affäre 1962, zu genießen. Indes betonte Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, dass sich auch Journalistinnen und Journalisten aktiver für ihre Eigenständigkeit einsetzen müssten und auf eine beispielsweise von Politik und wirtschaftlicher Pressearbeit unabhängige Berichterstattung achten sollten. Möglicherweise ist also auch innerhalb der journalistischen Berufsgruppen das Bewusstsein für bedenkliche Entwicklungen der Rahmenbedingungen ihrer journalistischen Arbeit nicht mehr so ausgeprägt wie vor einigen Jahren. Als bezeichnend mag dahingehend die Reaktion einer Online-Journalistin (mit Akkreditierung für den G8-Gipfel) auf den Ausschluss ihrer Kolleginnen und Kollegen vom Gipfel gewertet werden: Solange sie selbst Zugang habe, gäbe es doch keinen Grund für besondere Aufregung. Gerade aus journalistischer Perspektive scheint es schwer nachvollziehbar, warum eine Erklärung wie der Hambacher Appell erst jetzt ihren Weg in die Öffentlichkeit findet. Zugegeben, es herrschen keine Zustände, unter denen eine freie journalistische, investigative Arbeit bundesweit nicht mehr möglich wäre.
Bedenklich aber ist die aktuelle Tendenz, vormals unangetastete demokratische Freiheiten unter Vorgabe sicherheitstechnischer Bedenken oder durch die Überbetonung privater Interessen einzuschränken. Und so trivial sich heute diese Feststellung lesen mag, scheinbar gewinnt ihre stetige Betonung doch wieder zunehmend an Notwendigkeit: Eine solche Tendenz kann nicht im Sinne einer demokratischen Allgemeinheit stehen. Es bleibt abzuwarten, welche Reaktionen der Hambacher Appell langfristig nach sich ziehen wird. Die Tradition scheint da nicht vielversprechend: 1832 folgte auf das Hambacher Fest eine Welle von Repressionen durch den Deutschen Bund, die Presse- und andere Freiheiten noch weiter einschränkten als vor der Veranstaltung. Was bleibt also? Aus der Geschichte lernen? Öffentlich sind sich ja ohnehin alle Beteiligten und Unbeteiligten über den Wert der Pressefreiheit einig. Nur in der Praxis, da hapert es eben noch an der einen oder anderen Stelle.weitere Informationen: www.djv.de
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Kai Hanke
Beitrag als PDFEinzelansichtKai Hanke: Ekel und Geschichte
Der Mensch erkennt sich selbst im Ekel. Laut einem gerne und oft zitierten Existenzialisten führt erst der Ekel vor der eigenen Existenz als etwas sinnlosem, die Abscheu vor der Absurdität seines Daseins den Menschen zur Möglichkeit der Freiheit. Doch dies nur am Rande. Zunächst ist die spanisch-britische Produktion „Salvador – Kampf um die Freiheit“ selbst schon ein Akt der Befreiung. Denn der Film greift das Schicksal des in Spanien wohlbekannten anarchistischen Widerständlers zur Zeit der Franco-Diktatur auf: Salvador Puig Antich. Lange schien auch in Spanien die ernsthafte, publikumstaugliche filmische Auseinandersetzung mit der eigenen politischen Vergangenheit verbannt ins stille, kleine, intellektuelle Kämmerlein. Zur Zeit der Transición, des „friedlichen“ Übergangs vom faschistischen Franco-Regime zur Demokratie, war das Thema ohnehin tabu. Auch noch lange danach war die Zahl der in das damalige Regime Verstrickten zu groß, und zu groß damit auch der gesellschaftliche Widerstand gegen eine differenzierte Aufarbeitung der Geschichte. Doch allmählich hat sich das geändert. Zunehmend kommt es zu Großproduktionen, die das Thema auch im publikumstauglichen, kommerziell erfolgreichen Kino verankern. Dementsprechend: Drei Oscars für Pan’s Labyrinth eine merz-Besprechung für Salvador Puig Antich.Der Film beginnt mit der Festnahme Salvadors (Daniel Brühl) im September 1973 in Madrid. Dabei wird nicht nur er selbst schwer verletzt, auch ein Beamter der Guardia Civil wird tödlich verwundet. Obwohl die Indizien gegen Salvador als Mörder sprechen, verurteilt ihn ein Militärgericht im Eilverfahren wegen Polizistenmordes zum Tode. Es ist für Salvador der Beginn einer leidvollen Zeit als politischer Gefangener, bestimmt durch den Kampf gegen das Urteil und die verzweifelte Hoffnung auf Begnadigung. Im Zuge der Gespräche mit seinem Anwalt (Tristán Ulloa) wird in Rückblenden Salvadors Geschichte bis zu seiner Festnahme erzählt. Gemeinsam mit seinen Freunden schließt er sich als Student der iberischen Befreiungsbewegung MIL (Movimiento Ibérico de Liberación) an. Alles scheint wie im Spiel. Die Gruppe von jungen Aktivisten überfällt Banken, um mit dem erbeuteten Geld ihre politische Arbeit und die Unterstützung von Gewerkschaften sowie politischen Gefangenen zu finanzieren. Das Leben im Untergrund, ausgelassene Feiern, Freund- und Liebschaften: eine aufregende, sorglose, eine genussvolle Zeit. Doch all das ändert sich, als die Gruppe zunehmend ins Visier der staatlichen Ermittler gerät. Es kommt zu Unfällen, Freundschaften und persönliche Beziehungen zerfallen. Die Gruppe löst sich auf.
Die Entwicklungen werden durch geschickte Montagen miteinander in Beziehung gesetzt. Mehr und mehr entsteht dadurch ein Bild von Salvador als einem politisch empörten Heißsporn, naiv, radikal, kompromisslos, trotzig. Voller Fürsorge und Liebe für seine Nächsten bringt er doch alles in Gefahr, was ihm etwas bedeutet.In geschicktem Kontrast dazu wird parallel Salvadors weitere Entwicklung im Gefängnis erzählt. In der gezwungenen Enge der Gefängnismauern setzt er sich mit seiner Vergangenheit auseinander und baut eine Beziehung zu seinem Wärter Jesús auf (Leonardo Sbaraglia). Seine Hoffnung auf Begnadigung, sein Lebenswille und nicht zuletzt seine persönlichen und politischen Überzeugungen beeindrucken den wenig gebildeten, politisch ignoranten Jesús. Die beiden Männer finden trotz aller Widersprüche zueinander und eröffnen sich gegenseitig ihre Sicht auf die Welt. Im Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart, leise und Schritt für Schritt entfaltet sich diese Öffnung gegenüber dem anderen. Und während seine Familie und Freunde verzweifelt gegen seine Hinrichtung kämpfen, ohne dass er etwas dazu beitragen könnte, vollzieht sich – unbemerkt von der Außenwelt – erst in seiner verständnisvollen Beziehung zum regimetreuen Jesús die letzte Konsequenz von Salvadors Sehnsucht nach Freiheit.Der Film wartet bei alledem mit einer Fülle von Konfliktebenen auf, die trotz ihrer Vielzahl virtuos verwoben werden. Allerdings – ein Wermutstropfen – erscheinen gerade hierbei die weiblichen Rollen oftmals marginalisiert und geraten ins dramaturgische Abseits des männlich geprägten Films. Beeindruckend hingegen ist die Zusammenführung einzelner, kleiner Schicksale in Salvadors Geschichte. Sie gelingt vor allem aufgrund der geduldigen und letztlich schlüssigen Dramaturgie von Regisseur Manuel Huerga und der eigentümlichen, jedoch hoch wirkungsvollen Kameraarbeit von David Omedes. Das stete Spiel mit experimentellen Elementen, teils fast expressionistischer Ausleuchtung und dann wieder einer sehr geringen Distanz der Kamera zu den Protagonisten bildet eine seltsam vereinnahmende und doch distanzierende filmische Atmosphäre.
Eine Atmosphäre, zu der auch ein schauspielerisch sensibler, vielseitiger Daniel Brühl beiträgt, dessen beeindruckendem Spanisch man fasziniert lauschen mag – Originalfassung in Spanisch, Katalanisch und Französisch vorausgesetzt. Insgesamt kann „Salvador Puig Antich“ trotz eines etwas pathetischen Endes und der tendenziell patriarchalen Verengungen als geglücktes politisches Drama mit exzellenter Besetzung überzeugen. Das Publikum wird durch die spannende Verknüpfung von Erzählebenen und die formell anspruchsvolle Umsetzung in das persönliche Drama eines jungen Menschen entführt, der seine Hoffnung, seinen Stolz und damit seine Würde auch angesichts der drohenden Hinrichtung zu bewahren versucht. Laut Kommentar zu Beginn des Films soll die Geschichte eines politischen Menschen erzählt werden, der mit seinen Überzeugungen, aber ohne Angst lebte. Seine persönliche Freiheit jedoch findet Salvador erst spät. „Ekel“, denkt er kurz vor dem Ende „ich spüre nichts als Ekel.“ Er steht kurz vor seiner Hinrichtung.
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Kai Hanke
Beitrag als PDFEinzelansichtKathrin Sachs und Ulla Hannig: 25. Kinderfilmfest München
Auch in diesem Jahr bot das Münchner Kinderfilmfest eine Woche Unterhaltung für Jung und Alt. Alle großen und kleinen Filmbegeisterten waren vom 23. bis 30. Juni 2007 ins Kinderkino im Gasteig eingeladen, sich von spannenden Geschichten aus aller Welt auf der großen Leinwand bezaubern zu lassen. Aufgrund des 25-jährigen Jubiläums des Filmfests München und somit auch des Kinderfilmfestes wurde in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum München (MZM) ein Trickfilmtrailer produziert. Die Kurzgeschichte sowie die visuelle Umsetzung wurden gemeinsam mit dem KinderHOUSE in Neuhausen erstellt. Der Trailer wurde vor jeder Vorstellung gezeigt und bot eine schöne Einleitung zu den Filmen. Der diesjährige Eröffnungsfilm war die deutsche Produktion Blöde Mütze (vgl. merz 2/07). Daneben waren noch acht weitere internationale Produktionen aus Schweden, Finnland, Israel, Belgien, Frankreich, Norwegen und Kroatien auf dem Kinderfilmfest zu sehen. Diese wurden alle in der Originalfassung gezeigt und im Kino live in deutscher Sprache eingesprochen.Die Filme waren sehr unterschiedlich besucht. In Sven und Ratte und das geheimnisvolle Ufo war das Kino bis auf den letzten Platz belegt, sogar auf den Treppen saßen noch Kinder. Das lag zum einen daran, dass viele Schulkassen sich die Neun-Uhr-Vorstellung als Ausflugsziel ausgesucht hatten und zum anderen daran, dass dies der zweite Teil des erfolgreichen Rattenfilms war.
Die kroatische Produktion Der Geist aus dem Sumpf von Branko Istvancic, der um elf Uhr gezeigt wurde, war leider nicht sehr gut besucht. Neben acht Erwachsenen saß nur ein etwa sechsjähriges Mädchen im Saal. Vermutlich war der Grund dafür die ungünstige Startzeit des Films. Der Geist aus dem Sumpf ist seit 20 Jahren der erste Kinderfilm, der in Kroatien gedreht wurde. Erzählt wird die Geschichte von Miron und Melita, die ihren Freund Liptus auf dem Land besuchen, um dort ein paar entspannende und schöne Winterferientage zu genießen. Doch Zeit für Entspannung und Ruhe bleibt nicht, denn ein Geist verwirrt und beunruhigt das Dorf. Als ihr Freund Liptus im Krankenhaus liegt und ständig das Wort „Geist“ stammelt, beschließen die Freunde, der mysteriösen Sache nachzugehen.Der Film ist spannend und unterhaltsam. Wie bei einem Krimi wartet man auch hier gespannt auf die Lösung des Rätsels und macht sich schon während des Films Gedanken über dessen Ausgang. Gerade durch die von dem Regisseur bewusst gewählten Motive (Dunkelheit, Nebel, düstere Musik) kann die Spannung zum größten Teil bis zum Ende gehalten werden. Die düstere und schaurige Stimmung wird hierdurch gut transportiert.
Der Film hat aber leider auch seine Durchhänger, da die Protagonisten teilweise sehr lange brauchen um ihrem Ziel immer wieder ein Stück näher zu kommen. Der Geist aus dem Sumpf greift Themen wie Freundschaft, Mut und Zusammenhalt auf. Themen, die Kinder interessieren und die sie spannend finden. Dennoch stellte das einzige Kind in dieser Kinovorstellung oftmals Fragen zur aktuellen Handlung und zu Details im Film an die Eltern. Die Tatsache, dass der Film in Originalsprache gezeigt wurde, ein englischer Untertitel ein-geblendet und der Text von einem Sprecher live in deutscher Sprache eingesprochen wurde, machte das Verständnis des Films für das Kind nicht einfacher. Kritisch zu betrachten ist auch der Waffeneinsatz im Film. Nicht unbedingt, weil Wilderer mit ihren Gewehren zu sehen sind, sondern eher die Art, wie die Waffen eingesetzt werden. Sie dienen vor allem dazu, das Geschehen – teilweise unnötig – zu dramatisieren. Trotz der ein oder anderen Kritik ist es ein schöner Kinderfilm. Die Akteure erleben während ihrer Suche nach dem geheimnisvollen Geist aus dem Sumpf viele Abenteuer, denen zu folgen für Jung und Alt ein unterhaltsames Vergnügen darstellt. Zudem gibt der Film einen kleinen Einblick in die kroatische Kultur und Lebensart. Wie nach jeder Vorstellung des Filmfests durften die Kinder den Film bewerten, indem sie ihre Kinokarte in eine von vier Boxen warfen. Eins bedeutet dabei „sehr gut“ und vier bedeutet „gar nicht gefallen“. Dadurch wurde der Publikumsliebling ermittelt, der zum Abschluss des Kinderfilmfests noch einmal kostenlos gezeigt wurde. Das Mädchen, das sich den Film Der Geist aus dem Sumpf anschaute, hat diesen mit der Note DREI bewertet. Der Film wurde ab acht Jahren empfohlen, was auch gerechtfertigt ist, denn wie man an den Reaktionen des Mädchens während des Films feststellen konnte, hatte die Sechsjährige Probleme, den Film zu verstehen.
Außerdem hatten Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre auch die Gelegenheit, auf der Internetseite des Filmfests Kommentare zu den gesehenen Kinderfilmen abzugeben und nahmen dadurch automatisch an der Verlosung von drei Digitalkameras teil.Somit bot das Kinderfilmfest ein abwechslungsreiches Programm, das nicht nur Kinderherzen höher schlagen ließ, sondern auch die Erwachsenen in seinen Bann zog und zahlreiche Diskussionen auslöste. Bleibt zu hoffen, das die kommenden Kinderfilmfeste ein genauso breitgefächertes und verschiedenartiges Repertoire an Filmen präsentieren, die Jung und Alt begeistern und in die Kinos strömen lassen.
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Kathrin Sachs, Ulla Hannig
Beitrag als PDFEinzelansichtPetra Baumgartner: Gucha – Distant Trumpet
Seit vierzig Jahren treffen sich im kleinen serbischen Städtchen Gucha die besten Blechbläser des Balkans und tragen vor einer Viertelmillion Zuhörerinnen und Zuhörern den Wettstreit um die „Goldene Trompete“ aus. Vor diesem authentischen Hintergrund spielt der Film Gucha:Der serbische Regisseur Dušan Miliæ hat einen eigenen Weg gefunden, die Grundidee des bekannten Shakespeare-Dramas von Romeo und Julia zu erzählen – anders als bei den Montagues und Capulets endet die Liebesgeschichte hier nicht tödlich. Der 16-jährige Romeo (gespielt von Marko Marković) spielt in der Band seines Stiefvaters Trompete. Jährlicher musikalischer Höhepunkt des Gypsy-Orchesters ist die Teilnahme am Wettbewerb der Blaskapellen in Gucha. Der Favorit für den diesjährigen Titel ist Vladisho Trandafilovic, genannt Satchmo (Mladen Nelević). Als Romeo sich in Satchmos Tocher Juliana (Aleksandra Manasijević) verliebt, manifestieren sich Vorurteile und ethnische Konflikte zwischen der serbischen Familie von Juliana und den Roma, zu denen Romeo und seine Familie gehören. Nur zu einem Zugeständnis lässt sich Satchmo hinreißen: Wenn der Jugendliche ihn bei der Meisterschaft in Gucha übertrumpft, soll Romeo seine Juliana bekommen. Für den jungen Musiker hängt viel davon ab: seine musikalische Identität und auch sein persönliches Glück. Regisseur Dušan Milić hat seinen Film an Originalschauplätzen mit weitgehend unerfahrenen Schauspielerinnen und Schauspielern gedreht, und so wirkt das Geschehen streckenweise wie ein Dokumentarfilm. Hier liegen auch die Stärken des Filmes: in der natürlichen Inszenierung, in der Unbefangenheit seiner Darstellerinnen bzw. Darsteller und in der überbordenden von Dejan Pejović komponierten Filmmusik.
Sie ist energetisch und schnell, so wie man sich Musik vom Balkan vorstellt. Über die Grenzen des Balkans hinaus würde jedoch kaum jemand diesen Musikstil kennen, hätte nicht der Filmregisseur Emir Kusturica zu seinem Film Underground mit den Gucha-Preisträgern vom Boban Marković Orkestar den passenden Soundtrack gewählt. Zum Orchester gehört auch Boban Markovićs Sohn Marko, er ist der männliche Hauptdarsteller von Gucha. Marković überzeugt als junger talentierter Trompeter und eher schüchterner, zurückhaltender Romeo voll und ganz. Es ist wohl die jahrelange Bühnenerfahrung als Musiker, die ihn so natürlich vor der Kamera agieren lässt. Die filmüberspannende Gypsy-Musik ist roter Faden und Stilisierung zugleich. Im Kern geht es um den Wettstreit rivalisierender Musikstile und unterschiedlicher Traditionen. Satchmos schnelle Fanfaren und serbische Folklore konkurrieren gegen die bluesige Musik der Gypsies. Der Film möchte Musik als Modell der Völkerverständigung zeigen, berührt wichtige Themen dabei aber nur am Rande – die lang tradierten und wahrscheinlich unüberbrückbaren Vorurteile zwischen Roma und Serben werden nur gestreift. Und so bleibt der Film unabhängig von der Vielfalt an Nebenschauplätzen, Figuren und kleinen Konflikten an der Oberfläche. Das Ergebnis ist ein heiteres serbisches Märchen, in dem sich am Ende Romeo und Juliana in die Arme schließen dürfen. Wägt man die Stärken und Schwächen ab, ist der Film sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene durchweg empfehlenswert. Es ist eine Musik-Love-Story im Stil des Bollywood-Kinos, made in Serbia: Farbenprächtig, folkloristisch, voller Romantik, ein Musical rund um das größte Brassmusik-Festival des Balkans in Gucha. Produziert wurde der Film unter anderen von dem Cannes- und Venedig-Gewinner Emir Kusturica, Schöpfer von Arthouse-Klassikern wie Schwarze Katze, Weißer Kater. Nicht zuletzt die überschäumende Lebensfreude, die auch die Kusturica-Filme auszeichnet, macht die Besonderheit des Filmes aus.
Beitrag aus Heft »2007/04: Stimmungsregulation durch Medien«
Autor: Petra Baumgartner
Beitrag als PDFEinzelansichtPetra Baumgartner: Homework – What’s that?
Vincent, Andreas (2006). Englisch mit Bibi Blocksberg. Verhexte Feste. Mit dem Hex-Tagebuch James, München: Hueber Verlag, 47 S., Hörspiel-Audio-CD € 14,95In ihrem Abenteuer „Verhexte Feste“ begibt sich Bibi Blocksberg auf eine Zeitreise. Sie liebt das Feiern – mehr als „homework“ – und erzählt dies ihrem Tagebuch James. Dieses schwelgt in Erinnerungen und schwärmt von rauschenden Festen, die seine frühere Besitzerin vor einem Jahr-hundert feierte. Prompt hext sich Bibi zusammen mit James auf die Partys der Hexe O´Doolia und macht dort die merkwürdigsten Bekanntschaften. Allerdings unterläuft ihr bei dieser Zeitreisen-Hexerei ein folgenschwerer Fehler ...Die unterhaltsame und spannende Geschichte macht Kinder ab acht Jahren spielerisch mit der fremden Sprache vertraut. Das Lern-Hörspiel-Paket besteht aus einer Audio-CD, auf der die Geschichte von den Originalsprechern wiedergegeben wird, und einem Bilderbuch. Das Buch stellt einfache Dialoge, englische Begriffe, Redewendungen und das englischsprachige Vokabular in der deutschen Übersetzung vor.
Ein informatives Vorwort bietet Eltern und Lehrerinnen bzw. Lehrern Hinweise für den richtigen Umgang mit dem Sprachlernkurs, dessen Niveau sich am Lehrplan der Grundschule orientiert. Alle Mitwirkenden am Hörspiel sprechen einen bunten Mischmasch aus Englisch und Deutsch. Der Sprecher übersetzt schwierige Passagen, außerdem werden ganze Sätze, einzelne Satzteile oder ganze Wörter auf Deutsch wiederholt. So ist die Audio-CD auch für Sprachanfängerinnen bzw. Sprachanfänger verständlich. Das Bilderbuch kann begleitend zur Audio-CD gelesen werden. Jüngeren Kindern dürfte das Mitlesen jedoch schwer fallen, da dass Klangbild der englischen Wörter oft nicht der Schreibweise entspricht. Englisch mit Bibi Blocksberg lässt sich sehr gut als Basis für den Schulunterricht nutzen. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern das Lern-Hörspiel-Paket erproben. Sie können den Kindern notwendige, bedeutungstragende Wortschatzelemente anhand der Bilder vorweg erklären. Fazit: Eine hervorragend inszenierte, spannende und lustige Geschichte für Bibi Blocksberg Fans.
Damit das spielerische Lernen durch entdeckendes Betrachten der Bilder und entspanntes Hören der Texte, Lieder und Reime auf der CD einen längerfristigen Effekt für die Aneignung von Sprache auf verschiedenen Ebenen (zum Beispiel Aussprache, Wortschatz, Redewendungen) hat, sollten Eltern ihre Kinder bei den Lernerfahrungen begleiten.
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Autor: Petra Baumgartner
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kolumne
Hans-Dieter Kübler: Wozu noch eine Tageszeitung?
Es ist immer noch ein (eigentlich) unentbehrliches, angenehmes Ritual: Zu Frühstücksei, Kaffee und Brötchen gehört die Lokalzeitung. In zehn bis 15 Minuten ist sie auch schnell geschafft. Im überregionalen Teil gilt das Interesse nur Schlagzeilen und Artikeln, die nicht schon in Fernseh- und Radionachrichten waren und den regionalen Blick bestreiten, dann noch ein Blick auf Seite zwei und drei, knappe, wohl abgewogene Kommentare und einige eilige Reportagen, eine Karikatur und ein paar Fotos. Regionale Nachrichten etwa über das Bundesland: Fehlanzeige, stattdessen lieber rührende Tiergeschichten, dazwischen etwas Gruseliges über Verkehr und Verbrechen, Heimeliges über Land und Leute. Auf zwei Wirtschaftsseiten verlautbarte Informationen von Firmen und Konzernen, Jahresbilanzen oder gar PR-Lancierungen.
Immer noch wird Platz für Börsenkurse verschwendet, die schon vor der Drucklegung überholt sind. Alles in allem brauche ich acht Minuten, mit Kaffee und Brötchen dazwischen vielleicht zehn. Der lokale Teil ist schnell überflogen. Mehr und mehr wird er zur Plakatwand für die Vereine und deren Repräsentanten, die sich gern in einer Art von Familienfotos ablichten lassen. Politische Themen oder gar Konflikte finden sich äußerst spärlich, zumal über die Ratssitzungen hinaus. Bleibt noch der Blick über das ein- bis zweiseitige Feuilleton, halbiert zwischen überregionalen, meist von Agenturen übernommenen Artikeln und wenigen selbst geschriebenen aus der Stadt. Wer sich nicht noch bei Familien-, Kontakt- und Werbeanzeigen aufhalten will, dem reicht besagte Zeit. Sie liegt fast um die Hälfte unter dem Durchschnitt, den die Deutschen immer noch für die Zeitungslektüre in den letzten Jahren aufbrachten, und genügt dennoch, das Informations- und Orientierungspotenzial seiner Lokalzeitung ausgeschöpft zu haben. Wenn nun wieder einmal das Wehklagen – professionell vom BDZV verbreitet und von den Reflexionsgazetten dankbar aufgenommen – über das schleichende Absterben der immer noch am üppigsten entfalteten Zeitungslandschaft anhebt, dann müsste man mehr über das Informationsangebot und vor allem den Lesernutzen der Tageszeitung wissen. Viel Geld und Ressourcen haben die Verlage in Online-Offerten, die obligatorischen Websites, aber auch in E-Papers gesteckt, wenig scheinen sie hingegen in ihr redaktionelles Kerngeschäft investiert zu haben, im Gegenteil; Redaktionen wurden massiv gekürzt, verschlankt oder sogar ganz outgesourct.
Fragt man Jugendliche, dann reagieren sie erstaunt oder lächeln überheblich: Ja, natürlich interessieren sie sich noch für Nachrichten, Politik, Sport, sogar für Kultur, aber warum dafür bezahlen, eine sperrige Zeitung kaufen oder gar abonnieren, wenn sie im Internet doch alles kostenlos bekommen. „It´s the content, stupid“, muss man Verlegern wie dem Springer-Vorstand Döpfner vorhalten, die die Zukunft der Zeitung allein in Online-Formaten sehen. Dort haben sich längst andere Kommunikationsformen wie Weblogs, Foren und Portale etabliert, die keine festen, ressortspezifisch professionalisierten Redaktionen brauchen. Den kommunikativen Mehrwert der Tageszeitung müssen die Verleger schon selbst erbringen, und er kann nicht nur in Mitmach-Aktionen und allerlei Zusatzgeschäften liegen. Jedenfalls: Ein Frühstück zwischen Tastatur und Display kann ich mir (noch) nicht vorstellen, und wenn die ältere Bevölkerung auf absehbare Zeit in ganz Europa und darüber hinaus anwächst, dann ist das immer noch die Leserschaft, die ihre Tageszeitung täglich vermisst. Und was in 50 Jahren sein wird, das können selbst die optimistischsten Online-Apologeten nicht prognostizieren.
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Autor: Hans-Dieter Kübler
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