2006/04: Jugend und Medien
Dass Jugendliche heute durch Medien geprägt werden, ist zu einem Gemeinplatz der öffentlichen Rede geworden. Das vorliegende Heft will einen Beitrag dazu leisten, über allgemeine Aussagen hinaus auszuleuchten, welchen relativen Stellenwert das Medienensemble sowie ausgewählte Einzelmedien für Jugend als Lebensphase und für Jugendliche als in ihren Lebenswelten handelnde Akteure einnehmen.
thema
Andreas Lange und Bernd Schorb: Zwischen Entgrenzung und Restabilisierung
Ausgehend von den Entgrenzungs- und Verflüssigungsphänomenen von Jugend als Generationsgestalt durch den früheren Zugriff der Logik der Qualifizierung und der Arbeitsmarktkonkurrenz stellt sich die Frage nach dem Stellenwert der Medien für die Definition von Jugendlichkeit.
Einerseits sind sie wesentliche Transporteure der neuen Zumutungen und Unsicherheiten, andererseits tragen Medien und Medienpraktiken dazu bei, dass Jugend als eigenständige Lebensphase sichtbar bleibt
. In diesem Rahmen bieten sie auch vielfältige Identitätsangebote. Nicht vergessen werden darf dabei aber, dass die Chancen zur Nutzung dieser Angebote sozial strukturiert, das heißt, sozial ungleich verteilt sind.
(merz 2006-04, S. 8-14)
Beitrag aus Heft »2006/04: Jugend und Medien«
Autor: Andreas Lange, Bernd Schorb
Beitrag als PDFEinzelansichtDagmar Hoffmann: Die Mediennutzung von Jugendlichen im Visier der sozialwissenschaftlichen Forschung
Medien spielen für Jugendliche eine wichtige Rolle. In den öffentlichen Debatten werden sie jedoch meist nur unter dem Aspekt der Jugendgefährdung diskutiert, nach ihrer alltäglichen Bedeutung für Jugendliche wird kaum gefragt. Auch in der Jugendmedienforschung herrscht offensichtlich Schubladendenken vor: Die einen hängen einer kulturpessimistischen Perspektive an und können den Medien nichts Positives abgewinnen.
Die anderen verfolgen medienkulturelle Ansätze, in denen die Potenziale der Medien für Jugendliche betont werden. Um ein angemessenes Bild der Bedeutung der Medien für Jugendliche zu erhalten, wäre es an der Zeit, sich von diesen ‚Schubladen’ zu lösen.
(merz 2006/04, S. 15-21)
Angela Tillmann und Ralf Vollbrecht: Cliquen, Jugendkultur und Medien
In jugendlichen Peergroups haben Medien seit jeher einen hohen Stellenwert, wobei besonders die sozialen und kommunikativen Funktionen von Jugendlichen geschätzt werden.
Während bislang jugendliche Cliquen und auch die frühen territorial-bezogenen Jugendkulturen sozial-räumlich eng begrenzt waren, eröffnen die neuen Medien die Bildung überörtlicher Gesellungsformen und Gemeinschaftsbildungen.
Diesen Veränderungen spürt der Beitrag an einigen Beispielen jugendlicher Mediennutzungen und eines kreativen Mediengebrauchs nach.
(merz 2006/04, S. 22-27)
Beitrag aus Heft »2006/04: Jugend und Medien«
Autor: Angela Tillmann, Ralf Vollbrecht
Beitrag als PDFEinzelansichtJörg Müller-Lietzkow: Leben in medialen Welten
Der nachfolgende Beitrag untersucht vor dem Hintergrund der starken Zunahme der Popularität des E-Sports bei Jugendlichen in Deutschland die Frage nach möglichen Transferfeldern, wo neben dem Spielelement Lernanteile liegen könnten. Dabei wird von einem wettkampf- beziehungsweise leistungsorientierten E-Sportverständnis ausgegangen.
Dies erlaubt, grundsätzlich auf die Grundlagen der Leistungsmotivationspsychologie zurückgehende Gedanken mit in den Kanon der Transferüberlegungen aufnehmen zu können.
Am Ende stehen ein Ausblick und drei Forderungen nach a) verstärkter Forschung, b) Pilotversuchen im Schulalltag und c) der Ausweitung des Angebots.
(merz 2006/04, S. 28-33)
Beitrag aus Heft »2006/04: Jugend und Medien«
Autor: Jörg Müller-Lietzkow
Beitrag als PDFEinzelansichtMedienpädagogik auf der Games Convention?
Prof. Dr. Hartmut Warkus von der Universität Leipzig, Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung, stellt die Games Convention (GC) sowie die GC-Family vor und beurteilt die Chancen medienpädagogischer Präsenz auf der sonst kommerziell orientierten Messe.
Er selbst ist seit Jahren ein wichtiger Partner des Bereiches GC-Family und an seiner Entwicklung wesentlich beteiligt. Bernd Schorb führte für merz das Interview und fragt kritisch nach, etwa zur Verträglichkeit von ‚Kommerz und Pädagogik’.
(merz 2006/04, S. 34-38)
Michael Geffken: Soap im Handy
Medien sind duale Güter: Medienunternehmen verkaufen nicht nur Inhalte an ihre Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch Werbeplatz an ihre Werbekunden. Durch die Veränderungen des Medienverhaltens von Kindern und Jugendlichen geraten Verlage und Sender unter Druck – je weniger junge Leute sie erreichen, desto spärlicher fließen die Werbeeinnahmen.
Die Medien suchen nach neuen Wegen, junge Zielgruppen für ihre Inhalte zu begeistern. Marketing und Werbung schichten derweil ihre Ausgaben um: weniger Anzeigen und TV-Spots, mehr Events und mehr Internet-Aktivitäten.
(merz 2006/04, S. 39-43)
spektrum
Anne Fleischhauer: Unsichtbare Lernprozesse
Die wachsende Mediatisierung der Gesellschaft und die fortschreitende Wissensförmigkeit des Lebens- und Berufsalltags sind aufs Engste an spezifische Lern- und Qualifikationsformen gebunden.
Gefordert wird in diesem Zusammenhang eine neue Lernkultur, die sowohl die Notwendigkeit lebenslangen Lernens als auch eine eigenverantwortliche Lernhaltung betont.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag mit der Bedeutung des selbstgesteuerten Lernens innerhalb der Medienkompetenzdebatte. Die Ausführungen münden in einem Modell, in dem Medien- und Selbstlernkompetenz aufeinander bezogen und verbunden werden.
(merz 2006/04, S. 44-51)
Marc Lachmann: Mit MOODLE zum schuleigenen Lern-Management-System
Die wachsende Mediatisierung der Gesellschaft und die fortschreitende Wissensförmigkeit des Lebens- und Berufsalltags sind aufs Engste an spezifische Lern- und Qualifikationsformen gebunden. Gefordert wird in diesem Zusammenhang eine neue Lernkultur, die sowohl die Notwendigkeit lebenslangen Lernens als auch eine eigenverantwortliche Lernhaltung betont.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag mit der Bedeutung des selbstgesteuerten Lernens innerhalb der Medienkompetenzdebatte. Die Ausführungen münden in einem Modell, welches Medien- und Selbstlernkompetenz aufeinander bezieht und verbindet.
(merz 2006/04, S. 52-55)
Christof Neugebauer: MIDI-Controller und Soundsampler im Kunst- und Werkunterricht
Computer sind im Kunstunterricht längst eine Selbstverständlichkeit geworden. Allerdings kann neben Vektorgrafik, Bildbearbeitung und Filmschnitt die Soundverarbeitung und die gezielte Ansteuerung von Klängen im Rahmen der künstlerischen Arbeiten eine sinnliche Erweiterung darstellen. Durch den Einsatz der MIDI-Technologie in den künstlerischen Fächern entstehen neue Impulse.
(merz 2006-04, S. 56-62)
Beitrag aus Heft »2006/04: Jugend und Medien«
Autor: Christof Neugebauer
Beitrag als PDFEinzelansichtManfred Feyk: Kritische Gedanken zum Einsatz von Geografischen Informationssystemen (GIS) in allgemeinbildenden Schulen
Ein mächtiges Instrumentarium für die Analyse und die Visualisierung räumlicher Zusammenhänge bildet heute ein Geografisches Informationssystem (GIS).
Es wird auf sehr komplexe Datenstrukturen angewendet, deren Analyse mit konventionellen Formen der Datenhaltung kaum zu bewältigen wäre.
Mit GIS wird modelliert, strategisch geplant, manipuliert und abgebildet. Wenn es um die Verwendung eines solchen Systems im allgemeinbildenden Unterricht geht, ist besondere Aufmerksamkeit angebracht.
(merz 2006/04, S. 62-69)
Tom Knieper: Die mediale Inszenierung von Opfern und Helden in der Sportberichterstattung
Neben Siegern und Verlierern gibt es im Sport auch Helden und Opfer. Wie aber sind die Begriffe semantisch belegt? Welche Arten von Sporthelden gibt es aus Sicht des Publikums? Welche Rolle spielt die visuelle Stereotypisierung bei der medialen Präsentation? Wann wird ein Sportler zum Opfer? Auf der Basis einer Gruppendiskussion liefert der nachfolgende Essay erste Antworten auf diese Fragen.
(merz 2006-04, S. 70-75)
medienreport
e-teaching.org
Das Portal www.e-teaching.org ist ein Informations- und Qualifizierungsangebot, das sich explizit an Hochschullehrende wendet. Seit August 2003 wird dort das Thema E-Learning und E-Teaching in all seinen Facetten beleuchtet. Um den Austausch zwischen engagierten Lehrenden, aber auch Beraterinnen und Beratern aus dem Hochschulbereich zu unterstützen startet das Portal nun mit dem Angebot umfangreicher Community-Funktionen, die allen Interessentinnen und Interessenten offen stehen.
Die redaktionelle Betreuung und Weiterentwicklung ist am Institut für Wissensmedien in Tübingen angesiedelt, finanziert wird das Portal vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).www.iwm-kmcr.de
Alexander Buck: "Hostel" und andere tödliche Unterkünfte
„Wieviel Schmerz hältst du aus?“ – diese Frage stellt das offizielle deutsche Filmplakat von „Hostel“ und meint wohl mehrere Ebenen: szenarisch die der Protagonisten, jedoch sublim auch (und vielleicht zuvorderst) die der Rezipienten.Bereits vor gut einem Jahr wäre diese Frage schon bei „Saw“ zu stellen gewesen, dem Film, der derart erfolgreich war, dass im Februar diesen Jahres „Saw II“ in den Kinos lief und „Saw III“ (wie auch „Hostel II“) bereits produziert werden. Alle genannten Filme wurden von Lions Gate Film produziert, nach eigenen Angaben die größte ‚Independent Film’-Produktionsfirma, welche unter anderem „The Descent“ und „L.A. Crash“ herausbrachte. Nun ist es begrüßenswert und entspricht wohl auch der Nachfrage, dass Filme nach jahrzehntelangem Quasi-Monopolismus der Branchengiganten auf breiterer Basis unabhängig und zu einem Bruchteil der klassischen Produktionskosten realisiert werden (können). Selbst die diesjährige Oscar-Verleihung ließ den Trend nicht unberücksichtigt, wie beispielsweise „L.A. Crash“ sowie „Tsotsi“ belegen. Jedoch lässt sich innerhalb dieser Entwicklung eine verstörende Tendenz zu einer neuen Qualität von Horrorfilmen ausmachen, welche medienpädagogisch zu analysieren und aufzuarbeiten sind.
Eine Chronologie des Horrors
Grundstein für die hier zu entwickelnde Chronologie soll der Film „Saw“ liefern, welcher 2004 produziert und auf dem „Sundance Film Festival“ im gleichen Jahr erstmals vorgeführt wurde. Er erzählt die Geschichte von „Jigsaw“, einem vermeintlichen Serienkiller, welcher jedoch selbst keine Personen tötet – er inszeniert ‚Spiele’, in denen sich die Protagonisten gegenseitig umbringen sollen/müssen. Seine Intention ist Menschen, welche sich unmoralisch verhalten und das eigene Leben nicht wertschätzen (zum Beispiel Drogenabhängige), mit drastischsten Mitteln davon zu überzeugen, wie sehr sie an ihrem eigenen Leben hängen und wie lebenswert es sei.Die Einstiegssequenz spielt in einer Art verfallenem, überdimensionalen Badezimmer, indem sich Adam (Leigh Whannell, welcher auch das Drehbuch schrieb) und Dr. Gordon (Cary Elwes) angekettet in den gegenüberliegenden Ecken wiederfinden, ohne zu wissen, wie sie in diese missliche Lage gekommen sind. In der Mitte des Raumes liegt eine blutüberströmte Leiche, mit einer Pistole sowie einem Diktiergerät in den Händen. Als Adam und Dr. Gordon ihre Taschen durchsuchen, stellen sie fest, dass sie beide Microcassetten für das Diktiergerät besitzen.
Auf den Cassetten befinden sich die ‚Spielanweisungen’ von „Jigsaw“: Dr. Gordon hat acht Stunden Zeit, Adam zu töten, ansonsten werden Gordons Frau und Tochter getötet. Eine Art Puzzlespiel entwickelt sich – weitere Hinweise geben den Protagonisten computerspielähnlich weitere Gegenstände an die Hand, unter anderem auch zwei Knochensägen ...
In Rückblenden wird die Geschichte von „Jigsaw“ durch Detective David Tapp (Danny Glover) aufgerollt, welcher dem Wahnsinnigen bereits auf der Spur ist. So beispielsweise im Fall der Drogensüchtigen Amanda (Shawnee Smith), die sich mit einer mönströsen Apparatur, ähnlich einer Bärenfalle, auf dem Kopf in einem Raum wiederfindet. Um das ‚Spiel’ zu gewinnen und um zu vermeiden, dass ihr Schädel nach Ablauf der Zeit durch die Apparatur zerfetzt wird, muss Amanda an den Schlüssel kommen. Im Raum befindet sich ein Freund, paralysiert durch Drogen auf dem Boden liegend, jedoch bei vollem Bewusstsein. Der Schlüssel befindet sich in seinem Magen ...Amanda gelingt es, sich zu befreien und erklärt bei ihrer Vernehmung, „Jigsaw“ hätte ihr geholfen, den Wert des Lebens wieder zu finden – sie sei ihm dafür dankbar.
In der Zwischenzeit haben Dr. Gordon und Adam herausgefunden, warum auch sie Teil des ‚Spiels’ wurden: Dr. Gordon betrachtet seine Patienten im Krankenhaus lediglich als Nummern und vergnügt sich neben seiner Ehe mit einer asiatischen Krankenschwester; Adam ist eine Art ‚Privatschnüffler’, welcher Foto-Überwachungsaufträge übernimmt. Die Spur von „Jigsaw“ führt zu Zep Hindle (Michael Emerson), welcher als Krankenpfleger arbeitet und tatsächlich Dr. Gordons Frau und Tochter gefangen hält ...
„Die meisten Menschen sind so undankbar dafür, dass sie noch leben, aber Sie nicht. Jetzt nicht mehr! Das Spiel ist aus!“ – so das Zitat von „Jigsaw“ gegen Ende des Films, der die Spannung durchaus bis zum Schluss hält und ein zwar eingeführtes, jedoch überraschendes und unerwartetes Ende preis gibt.
„Saw“ spielte bei einen Budget von 1,2 Millionen US-Dollar weltweit über 102 Millionen Dollar ein und spaltete Publikum wie Kritiker. Es ist das Erstlingswerk von zwei australischen Filmstudenten (James Wan und Leigh Whannell, beide 1977 geboren), welche sich geschickt und schonungslos der Genres bedienen und einen Thriller konzipierten, welcher „Sieben“ an Spannung durchaus ebenbürtig ist. Jedoch sind es die Figuren und deren filmische Einführung, welche, dies sei an dieser Stelle bereits benannt, eine Verstörung beim Zuschauer hinterlassen. Letztlich, diese These ist allen Filmen gemeinsam, wird eine Empathie oder gar ein Mitleid mit den Opfern tendenziell erschwert, bzw. verunmöglicht. So auch bei „Saw II“, welcher nahtlos an den ersten Teil anknüpft (der Cliffhanger am Ende von „Saw“ macht es möglich), jedoch noch eine härtere Gangart einschlägt. Die Opfer sind, vielleicht mit Ausnahme des jungen Sohns eines ermittelnden Polizisten, allesamt sehr oberflächlich charakterisiert und lassen eine Empathie des Zuschauers kaum zu. Erschwerend kommt hinzu, dass die Protagonisten sich nicht gerade kooperativ oder sozial einander gegenüber verhalten, was natürlich von „Jigsaw“ auch durch die gestellten Aufgaben verhindert wird.
Beiden Teilen ist die stark ethisch motivierte ‚Täterstruktur’ von „Jigsaw“ gemein, welcher, überspitzt formuliert, die richtige Philosophie besitzt, jedoch diese mit fürchterlichen, fatalen Mitteln an die Menschheit bringen will. Da er selbst schwerkrank ist, versteht er (durchaus zurecht) nicht, warum andere Menschen ihr Leben vergeuden oder achtlos wegwerfen. Seine ‚Versuchsaufbauten’ jedoch sind menschenverachtend, perfide und bisweilen sadistisch sowie pervers. Er tötet nicht – er lässt töten und führt seine eigene Überzeugung damit ad absurdum.Wer sich in die falsche Behausung begibt ...Wurden bei „Saw I“ und „Saw II“ die Opfer gegen ihren Willen in auswegslose, tödliche Situationen geworfen, so ist dies bei „The Descent“ sowie „Hostel“ gar nicht mehr nötig – die potenziellen Opfer begeben sich freiwillig und aus purer Freude in solche.
In „The Descent“ begibt sich eine Gruppe befreundeter junger Frauen bei einem ihrer ‚Abenteuerurlaube’ in eine Höhle ohne Wiederkehr. Das wohl jährlich stattfindende Event soll dieses Mal eine Tour durch eine bekannte und unter Höhlenkletterern Kultstatus besitzende Höhle führen. Doch leider hat die planende Protagonistin absichtlich nicht diese Tour gewählt, sondern führt ihre Freundinnen in eine bis dato noch nicht erforschte Unterwelt ...Doch bis es dazu kommt, wird dem Zuschauer durch ein nicht enden wollendes Gegacker und Gekichere die Sympathie mit den Damen förmlich ausgetrieben. Hinzu kommt eine abwertende, ausführlich dargestellte Naivität, welche ein Übriges dazu beiträgt. Das Bild von autonomen, emanzipierten Frauen wird hier dekonstruiert, ohne einen adäquaten Gegenentwurf anzubieten. Stattdessen, und eben dies scheint bei allen besprochenen Filmen Methode, wird hier der Zugang zu den Opferrollen verunmöglicht – man ist förmlich erleichtert, wenn eine Protagonistin nach der anderen ablebt und somit das Gekreische und Gegackere langsam nachlassen. Denn in dieser noch nicht erforschten Höhle leben Wesen, welche optisch wie die Zombie-Ausgabe von „Gollum“ in „Herr der Ringe“ daherkommen – jedoch einige Klassen böser, aggressiver und destruktiver. In höchster Freude und Erregung über die willkommene sowie unerwartete Extra-Nahrung fallen sie nach und nach über die Kletterinnen her. Teilweise müssen diese Wesen nicht einmal großartig selbst zur Tat schreiten – teilweise nehmen ihnen die Protagonistinnen die Arbeit ab ...
Ohne Zweifel ist „The Descent“ ein hervorragend gemachter Horror-Thriller, welcher die Spannung exzellent aufbaut und ein sehr perfides Ende parat hält. Doch auch hier – kein Mitleid möglich.Von der Höhle ins HostelAbschließend nun zur aktuellsten Produktion dieses Zirkels; der Film „Hostel“. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei amerikanische Männer und ein Isländer (jung, und zumindest die beiden Amerikaner Studenten) wollen in Europa was erleben. Hierfür scheint Amsterdam genau das richtige Pflaster zu sein – Drogen, Alkohol und viele junge Frauen. Doch der ‚richtige Kick’ stellt sich nicht ein – bis der junge Slowakier Alex (Lubomir Bukovy) ihnen von einem Hostel in Bratislava erzählt, wo alle ihre Wünsche in Erfüllung (vor allem in sexueller Hinsicht) gehen sollen ...
Die drei Protagonisten machen sich unverzüglich auf den Weg, sie wollen schließlich noch etwas erleben. Bestärkt von einem holländischen Geschäftsmann (Jan Vlasák), welcher ihnen das Abenteuer schmackhaft macht und dem sie später noch in ganz anderer Funktion begegnen sollen, fahren sie in den ‚wilden Osten’. Und tatsächlich scheinen all´ ihre Wünsche zunächst in Erfüllung zu gehen – doch schon am nächsten Morgen fehlt Oli (Eythor Gudjonsson), ihr isländischer Reisefreund; angeblich ist er abgereist (der aufmerksame Zuschauer findet ihn jedoch – zumindest seinen Kopf – im Foltermuseum von Bratislava wieder, welches die beiden Amerikaner besuchen).Als am nächsten Tag auch noch Josh (Derek Richardson) verschwindet, wird Paxton (Jay Hernandez) stutzig. Er will wissen, wo sein Freund ist, da dieser unmöglich ohne ihn abreisen würde. Svetlana (Jana Kaderabkova), eine der höchst willigen Frauen, welche den beiden Freunden so fürsorglich begegnet sind, führt ihn in das Zentrum des Grauens.
Es ist ein ehemaliger Fabrikkomplex, in welchem solvente europäische Männer ihre perversen Fantasien ausleben können: Für bis zu 10.000 € bekommen sie von der Agentur „Elite Hunting“ junge Asiaten, Europäer und (am teurersten!) Amerikaner geliefert, welche sie quälen, foltern und zu Tode massakrieren können. Auch die an einen gehobenen Baumarkt erinnernde Ausstattung ist inklusive – ebenso die fachgerechte Entsorgung der ‚Überbleibsel’.
Minutiös und detailliert werden die folgenden Folterszenen in Szene gesetzt (unter anderem taucht auch der ‚nette’ holländische Geschäftsmann in einer Folterzelle auf, welcher Josh zu Tode bringt), ohne jedoch die Möglichkeit zu bieten, Mitleid zu empfinden. Es ist eine mechanisierte, anonyme Schlachterei – so grauenvoll und detailliert, dass selbst Quentin Tarrantino (Coproduzent) vor dem Film warnte und von Ohnmachtsanfällen sowie Erbrechen des Preview-Publikums berichtete. Wie durch ein Wunder überlebt Paxton die Torturen seines Foltermeisters und entkommt. Doch eben jener Geschäftsmann, welcher seinen Freund getötet hat, reist mit ihm im Zug – die Zeit der Rache ist gekommen ...
Neue Ebenen und ein neuer Moralismus
Der Regisseur Eli Roth, welcher im Produktionsstab von David Lynch seine cineastischen Erfahrungen sammelte, liefert hier sicherlich den verstörendsten und brutalsten Film ab. Neben der erwähnten Neutralität der ‚Opfer’ gegenüber kommen hier weitere Ebenen sowie ein Moralismus zur Geltung, welche neu für das Genre sind. So wird beispielsweise Osteuropa als Müllplatz der Welt gezeigt, wo jeder Mensch korrupt und selbst Kinder stumpf und brutal sind. Für Geld ist hier alles möglich, jeder verdient daran, der Rest sieht weg. Die Polizei ist mit von der Partie, schließlich sind ja zahlungswillige Europäer (!) in Hülle und Fülle vorhanden.Mache als Amerikaner einen falschen Schritt, schon landest du in einem Albtraum. Osteuropa – der noch nicht gesäuberte Hinterhof hegemonialer amerikanischer Allmachtsphantasien – Westeuropa, degeneriert, drogensüchtig und ebenfalls käuflich. Geradezu xenophob mag einem dieses Schauspiel anmuten.Einzig und allein die Folterexzesse von Abu Ghraib scheinen hier eine ermöglichende Rolle gespielt zu haben – kann man doch nun Folter offen und legitim zeigen. Weder treffen in dieser Form die in der letzten merz von Sandra Pitum sowie von Ronald Gaugler hervorragend besprochenen Klassifizierungen zu (vgl. Gaugler 2006, Pitum 2006), noch ist dieses Phänomen eine bloße Weiterentwicklung des Horror-Genres. Zu deutlich mischen sich hier andere Werte- und Normenvorstellungen bei, verbunden mit einer geradezu naiven Bedienung von Klischees. Doch bleibt auch jegliche Gewaltverherrlichung sowie eine Sympathie mit den Tätern aus. So gelingt hier eine Gratwanderung, welche zwar „keine Jugendfreigabe“ (FSK) bedingt, dennoch essenzielle Sinnfragen aufwirft. Dies sei nun kein Plädoyer für eine strengere oder gar restriktive Verfahrensweise mit diesen (und folgenden) Filmen – doch scheint dieses Phänomen es wert, weiterhin genau betrachtet und analysiert zu werden.
„Hostel“ – USA 2005 – 93 min. Regie: Eli Roth
„Saw“ – USA 2004 – 99 min. Regie: James Wan
„Saw II“ – USA 2005 – 93 min. Regie: Darren Lynn Bousman
„The Descent“ – GB 2005 – 96 min. Regie: Neil Marshall
Wolfgang Reißmann: Die Rennaissance des Piratenfilms
Der exzentrische und sympathisch-konfuse Pirat Jack Sparrow (Johnny Depp) ist zurück und legt auch im zweiten Teil von „Fluch der Karibik“ („Pirates of the Caribbean“) Wert auf den Titel „Captain“.
Mit der Fortsetzung entführt er die Zuschauer abermals in die Südsee, die Mythenwelt der Piraten und natürlich in actionreiche Abenteuer. Um an sein geliebtes Schiff, die „Black Pearl“, zu gelangen, hat er sich auf einen faustischen Deal eingelassen. Er muss sich nun aus der Blutschuld des Urvaters aller Piraten, Davy Jones (Bill Nighy), befreien. Als Herrscher der Tiefe des Meeres und Kapitän des legendären „Flying Dutchman“ steht dieser dem Teufel in Sachen Bösartigkeit in nichts nach. Jacks Ausweg hat, der Untertitel deutet es an, zu tun mit der „Truhe des Todes“ („Dead Man’s Chest“), besser: mit ihrem lebenden Inhalt. Allerdings ist Jack nicht alleine hinter der Truhe und ihrem Geheimnis her. Die Gouverneurstochter Elizabeth Swann (Keira Knightley) und Will Turner (Orlando Bloom) stehen zu Beginn des Films kurz vor ihrer Hochzeit, als sie unter einem Vorwand verhaftet werden und in den Sog der Geschichte geraten. Damit bleibt den Fans das Dreigestirn der HauptdarstellerInnen aus dem ersten Teil erhalten.
Im Frühsommer 2007 wird bereits der dritte Teil von „Fluch der Karibik“ auf den Leinwänden zu sehen sein. Der Cliffhanger am Ende und ein altbekanntes Gesicht machen es möglich. Mit dieser Trilogie erlebt das fast vergessen geglaubte Genre der Piratenfilme eine bis dato äußerst erfolgreiche Renaissance. Der am 27. Juli in den deutschen Kinos angelaufene zweite Teil konnte zumindest die amerikanischen KinogängerInnen bereits überzeugen. Sie rannten den Kinos am ersten Wochenende sprichwörtlich die Türen ein. Zumindest Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer kann sich also zurücklehnen: Der Film spielte an den ersten drei Tagen in den USA circa 132 Millionen Dollar ein und führt diese Bestenliste nunmehr an. Auch in Europa und Deutschland ist zu erwarten, dass „Fluch der Karibik 2“ einer der Kino-Sommerhits wird. Und in der Tat ist es den Filmemachenden um Regisseur Gore Verbinski („Ring“) gelungen, unterhaltsames und zumeist kurzweiliges Popcorn-Kino auf Celluloid zu bannen, wobei die Geschichte auch in weniger als zweieinhalb Stunden Spielzeit hätte erzählt werden können. Insgesamt gehört der Film aber zu den anspruchsvolleren Hollywood-Produktionen, kann also auch für diejenigen etwas sein, die mit „Blockbuster“-Kino sonst wenig anfangen können.
Dazu trägt neben dem Genuss der atemberaubend schönen Schauplätze wie schon im Original vor allem die ausgefeilte Charakterfigur des Jack Sparrow bei, der seinen Humor, Sprachwitz und rumbenebelten Gang auch in der Fortsetzung nicht verloren hat. Wer allerdings „Fluch der Karibik“ in seinem Filmgedächtnis als Komödie gespeichert hat, sollte sich darauf gefasst machen, dass der zweite Teil streckenweise deutlich düsterer und gruseliger daher kommt als das Original.
Die Einstufung der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist mit dem Prädikat „ab zwölf Jahre“ nicht zu hoch gewählt. Die ausgeprägte Actionorientierung beinhaltet auch eine Menge Gewaltszenen und spannungsgeladenene Momente, die nicht zuletzt durch die intensive musikalische und akustische Untermalung wirken. Wer partout keine Fortsetzungen mag, ‚weil sie immer schlechter sind als der erste Teil’, wird auch in diesem ‚Teil II’ seine Überzeugungen bestätigen können. Vieles ist bekannt, vieles wiederholt sich. Die eingefleischten Fans werden hingegen ihren Spaß gerade daran haben, bekannte Gesichter in komischen Situationen wieder zu sehen. Wolfgang Reißmann
Fluch der Karibik 2 – Die Truhe des Todes
USA 2006, 150 Minuten
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Orlando Bloom, Johnny Depp, Keira Knightley
Verleih: Buena Vista International
Wolfgang Reißmann: Brockhaus multimedial 2006 premium
Der Brockhaus multimedial 2006 premium. DVD-ROM, Win 98/ME/NT/2000/XP, Mac OS/X und Linux, Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus, 2006, 99,95 €
Den „Brockhaus multimedial 2006 premium“ (im Weiteren: Bmp 2006) begleitet das Image eines ‚Wissens-Allrounders’ für die ganze Familie. Im vergangenen Jahr erhielt er zum wiederholten Mal den begehrten Softwarepreis „Gigamaus“. Geadelt wurde das Produkt als Gesamtsieger in der Kategorie „Familie – Nachschlagen“. Nachfolgend soll die Software in ihren zentralen Bestandteilen vorgestellt werden. Dabei wird Wert darauf gelegt, Potenziale und Grenzen des Programms als ‚Familien-Wissens-Allrounder’ abzustecken. Zunächst einige allgemeine Bemerkungen zur Software.
Positiv hervorzuheben ist ihr Umfang, der tatsächlich für alle Familienmitglieder ab dem späten Kindesalter/frühen Jugendalter (schätzungsweise ab etwa elf/zwölf Jahre) entsprechende Angebote bietet. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich das Nachschlagen. Insgesamt kann mit dem Bmp 2006 auf etwa 255.000 Artikel und 330.000 Stichwörter zugegriffen werden, wobei die 120.000 Wörter-bucheinträge des integrierten „Duden-Oxford“ bereits eingerechnet sind.
Zum Vergleich: Eine 15-bändige Druckausgabe des Brockhaus’ kommt auf ungefähr 140.000 Stichwörter. Den jüngeren Anwendern steht ein Kinder- und Jugendlexikon zur Verfügung. Ein genereller Vorteil gegenüber den Druckausgaben besteht in der komfortablen Verlinkung der Artikel und den zahlreichen Schnittstellen zum Internet, etwa in Form von weiterführenden Web-Links. Die Suchfunktionen und -optionen sind ausgereift und führen schnell zum Rechercheerfolg. Besonders die so genannten „Wissensnetze“ (computergenerierte Kontexte) sind hilfreiche Gefährten, die zum Weiterschauen und Weiterdenken animieren. Vorgegebene Themensammlungen im Kinder- und Jugendlexikon wie auch im ‚Erwachsenenlexikon’ laden ebenfalls zum Lesen und Anschauen ein.
Multimedialität erreicht das Produkt zudem über seine circa 20.000 Fotos und Illustrationen, einen zusätzlichen Online-Zugang zu zwei Millionen Bilder der dpa sowie zwanzig Stunden Tonmaterial. In Relation dazu und verglichen mit der Masse an Stichworten erscheinen die 330 enthaltenen Videos und Animationen sowie die 73 interaktiven Anwendungen etwas wenig (wohlgemerkt in der Premiumversion). Neben dieser ‚lexikalischen Grundversorgung’ bietet der Bmp 2006 eine Reihe interessanter Features, die wohl für alle Familienmitglieder gleichermaßen Spannendes bergen. So zum Beispiel die „Zeitleiste“, die in beide Lexika integriert ist und von der Altsteinzeit bis zur Bundespräsidentenwahl in Österreich im Jahr 2010 (!) einen Überblick zur Geschichte sowie den Errungenschaften in Kunst, Gesellschaft, Politik, Technik/Naturwissenschaft etc. gibt.
Alle Einträge führen als Links zu den entsprechenden Einträgen im Lexikon. Ebenso anschaulich und leicht handhabbar ist der Atlas mit etwa zwei Millionen geografischen Einträgen. Informativ und spannend ist es nicht nur für jüngere Nutzerinnen und Nutzer, im „Höhenlabor“ den Meeresspiegel zu heben und zu sehen, wie sich die Welt und unser Lebensraum damit verändert. Darüber hinaus kann man auch Mond und Mars einen Besuch abstatten und diese detailliert betrachten.
Ein weiteres Highlight ist „Anima: der gläserne Mensch“. In einer 3D-Animation des menschlichen Körpers kann die Lage sämtlicher Venen, Organe, Knochen etc. angezeigt werden. Im Bereich „Lernen“ stehen speziell den Heranwachsenden verschiedene Angebote zur Verfügung. Zentral ist die Rubrik „Schule und Lernen“, die den Kindern und Jugendlichen in insgesamt zehn Fächern die Möglichkeit gibt, ihr Wissen auszubauen. Die Artikel sind verständlich geschrieben und durch viele Illustrationen veranschaulicht. Begrüßenswert ist die Tatsache, dass dieses Angebot im Internet unter www.schuelerlexikon.de auch kostenlos zu erreichen ist. Im Lernbereich finden sich zudem Hinweise zur Gestaltung von schriftlichen Arbeiten und Referaten sowie ein Wissensquiz. Generell können mit der Software auch eigene Artikel verfasst und Mappen als Materialsammlungen angelegt werden. Diese Möglichkeiten sind für die Bearbeitung der Hausaufgaben, bei der Vorbereitung von Referaten und beim Verfassen von Texten sicherlich hilfreich.
In der Stärke des Bmp 2006 liegt zugleich eine Schwäche begründet. Es wurde ein Paket ge-schnürt, das Jung und Alt gleichermaßen ansprechen soll. Die Erfahrung lehrt, dass diese Rechnung meist nicht aufgeht und die einzelnen Zielgruppen nicht adäquat angesprochen werden. Dieses mediendidaktische Problem zeigt sich auch bei dieser Software. Zwar ist in den teilweise nach Alter differenzierenden Angeboten das Bemühen zu erkennen, eine jeweils adäquate Ansprache und Gestaltung zu finden, dennoch stellt der Bmp 2006 eine Plattform dar, die in den Grundzügen ihres Layouts – sicherlich erwünscht – einem einheitlichen Erscheinungsbild verpflichtet ist. So wechseln zwar Hintergrund, Schriftzug und Farbgebung im Kinder- und Jugendlexikon, dennoch bleibt in der oberen Toolleiste und den links befindlichen Such- und Medienfenstern der nüchterne, bisweilen technisch anmutende Eindruck aus dem ‚Erwachsenenlexikon’ erhalten. Es ist fraglich, ob sich die jüngeren Anwender hier wieder finden. Darüber hinaus sollten sich Eltern genau überlegen, mit welchen Erwartungen sie den Bmp 2006 als ‚Familiensoftware’ anschaffen würden.
Wenn damit der Wunsch verbunden ist, einen Mehrwert für die Bildung der Kinder zu erzielen, sollte prinzipiell abgewogen werden, inwieweit ein multimediales Lexikon der geeignete Weg für das jeweilige Kind ist. Sicherlich bietet gerade der Bmp 2006 viele interessante und animierende Features, dennoch steht der Natur des Produktes nach die Darstellung von Wissen im Vordergrund. Im Vergleich zu anderer Lernsoftware arbeiten multimediale Lexika nicht oder nur in geringem Maße mit Spiel, Kontrolle, Feedback und Belohnung. Sie erfordern viel Eigeninitiative und bereits vorhandenes Interesse. Wenn das besteht, werden Kinder wie Eltern Spaß am multimedialen Recherchieren und Informieren haben. Kritikwürdig ist der hohe Preis der Software, zumal, wenn der Reiz des multimedialen Lexikons auch darin liegen soll, mit Updates im Besitz der jeweils aktuellsten Artikel zu sein. Diese monatlich angebotenen Updates gibt es für jede Version immer nur für das laufende Jahr, das heißt für den Bmp 2006 noch bis zum 31. Dezember.
Die Premium-Version kostet 99,95 Euro. Die Standardversion gibt es zwar für 49,95 Euro, allerdings auch mit spürbaren Einschnitten: kürzere Artikel; weniger Fotos/Aktivfotos, Tonmaterial, Videos/Animationen; ohne „Anima“; kaum interaktive Anwendungen. Wer nicht auf das Geld achten muss und es sich leisten kann, mit einer solchen Software die ‚innerfamiliäre Bildung’ zu flankieren, ist mit dem Bmp 2006 sicherlich gut beraten. Alle anderen sollten bei Kaufwunsch zumindest die in Kürze zu erwartende nächste ‚Ausbaustufe’ für das Jahr 2007 abwarten.
Daniel Ammann: Auf zum Leuchtturm
Max fährt Bus, Bahn und Schiff. CD-ROM, Win 98/ME/2000/XP, Mac OS 9.2 bis OS X. Deutsch und Englisch. Berlin: Tivola, 2006, 19,99 €
„Endlich der neue Max“, steht auf der Hülle der CD-ROM. Das Warten hat sich durchaus gelohnt. Die siebte Spielgeschichte in Barbara Landbecks Reihe mit dem kleinen „Schweinehund“ Max präsentiert sich als frische und abwechslungsreiche Fortsetzung. Während Max und sein erfinderischer Onkel Pong gemütlich zu Hause sitzen, erreicht sie ein Hilferuf des kranken Leuchtturmwärters. Vor Einbruch der Dunkelheit muss unbedingt die kaputte Glühbirne des Leuchtturms ersetzt werden.
Mit Hilfe der Spielerinnen und Spieler macht sich Max gleich auf den Weg. Auf seiner Einkaufsliste stehen nebst Glühbirne auch eine Zeitung, etwas Obst und ein Blumenstrauß für den kranken Freund. Außerdem gilt es, an den verschiedenen Schauplätzen sechs Spielfiguren zu finden, die für das von Pong entwickelte Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel benötigt werden. Max fährt mit dem Bus in die Stadt, besucht das Lampengeschäft, nimmt am Bahnhof nach weiteren Einkäufen den Zug zum Hafen und gelangt – sofern er seine Liste abgearbeitet hat – in einem heiklen Lenkspiel per Boot zum Leuchtturm. Das im Wesentlichen als Suchspiel angelegte Alltagsabenteuer mutet Kindern ab vier Jahren bereits etwas Orientierungssinn und Selbständigkeit zu. So muss man an der richtigen Haltestelle aussteigen und sein Geld für die nötigen Einkäufe und zum Lösen von Fahrkarten einteilen. Mit Musikdarbietungen auf dem zusammenklappbaren E-Piano können zwischendurch allerdings auch wieder ein paar Hundetaler dazuverdient werden. Eine kindgerechte Navigation, ansprechende Illustrationen nach handgemalten Vorlagen, kleine Lieder zum Mitsingen und witzige Effekte machen die Klick-Geschichte zu einem kurzweiligen Lernspiel. Vereinzelte Texttafeln sowie die Möglichkeit, Erzählung und Dialoge jederzeit auf Englisch umzustellen, vermitteln beiläufige Leseanreize und ermöglichen eine spielerische Begegnung mit der Fremdsprache.
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