2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts
Der Einfluss von Medienprodukten aus dem asiatischen Kulturraum auf hiesige jugendkulturelle Szenen ist nicht zu übersehen: Er zeigt sich zum Beispiel am Siegeszug der so genannten Bollywood-Filme oder den Martial-Arts-Filmen, die – zumeist von männlichen Jugendlichen – geschätzt werden. Darüber hinaus erfreuen sich japanische Manga in Printform wie auch in ihrer audiovisuellen Form als Animes seit etwa 15 Jahren hierzulande vor allem bei Kindern und Jugendlichen wachsender Beliebtheit. Auch im Bereich der virtuellen Unterhaltung ist der asiatische Raum prägend. Als Beispiel sei hier eine relativ neue Form des virtuellen Wettkampfs genannt, der E-Sport. merz beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle asiatische Medienprodukte für Heranwachsende spielen, worin die Faszination solcher Angebote liegt und welche Konsequenzen sich vor diesem Hintergrund für die medienpädagogische Forschung und Praxis ergeben.
thema
Young people viewing Hindi films: ideology, pleasure and meaning
Trotz der andauernden Popularität so genannter Bollywood-Filme in Großbritannien und Indien wurden von wissenschaftlicher Seite bisher kaum ernsthafte Versuche unternommen, die Rezeption dieser Filme und ihre Bedeutung für Heranwachsende zu untersuchen. Die Autorin hat sich in einer dreijährigen Untersuchung intensiv mit der Rezeption von Hindi-Filmen durch junge Inder und Briten südasiatischer Herkunft auseinander gesetzt und beschreibt unter dem Fokus Geschlecht und Ethnizität ausgewählte Ergebnisse. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Heranwachsenden in den Bollywood-Filmen eine große Bandbreite an Interpretationsmustern und Bedeutungszuschreibungen finden. (merz 2006-03, S. 12-18)
Zwischen Faszination und Abscheu
Japanische Filme unterscheiden sich von Hollywoodfilmen nicht hinsichtlich der Quantität der gezeigten Gewalt, sondern in der Art der Gewaltdarstellung. Wenn sich also die Art der Gewaltdarstellung unterscheidet, liegt die Frage nahe, ob sich diesbezüglich auch die Wahrnehmung von Japanern und Europäern unterscheidet. (merz 2006-03, S. 19-25)
Elektrischer Schatten und schattenloser Kick
Verwurzelt in der chinesischen Tradition und beeinflusst von westlicher Lebensart steht das Hongkong-Kino seit jeher zwischen den Kulturen. Nach seinem Aufstieg zu einer der weltweit führenden Filmindustrien wurde seit den 1970er Jahren besonders dem Genre „Martial Arts“ international Aufmerksamkeit zuteil. Obgleich einem steten Wandel unterworfen, bleibt der spezifische Umgang mit Gewalt, präziser Körperkontrolle und extremer Kinetik das Hauptmerkmal des Hongkong-Films und beeinflusst das Actionkino weltweit. So lässt sich der gegenwärtige Stand – auch populärer Hollywoodproduktionen wie „Matrix“ oder „Tiger and Dragon“ – erst im Rückblick auf die Tradition und vor dem Hintergrund kultureller und politischer Entwicklungen Hongkongs entschlüsseln.
(merz 2006-03, S. 26-32)
Höher, schneller und weiter
Spätestens seit der Einführung des Kabelfernsehens Mitte der 1980er Jahre sind Zeichentrickserien ein fester Bestandteil der deutschen Fernsehlandschaft. Beliebte Vertreter dieses Genres sind die aus Japan stammenden Animes. Waren es früher meistens Abenteuergeschichten nach europäischen Literaturvorlagen („Biene Maja“, „Nils Holgersson“), bildet heute oftmals Sport den Inhalt dieser Comics. Zwei bekannte Vertreter dieser Gattung sind „Mila Superstar“ und „Die Kickers“.
Da Comicserien oft eine Kommunikationsplattform aus dem medialen Erfahrungsbereich der Kinder und Jungendlichen bilden, soll im nachfolgenden Beitrag dargestellt werden, welche Ideale solche Serien vermitteln. Im Mittelpunkt steht die Frage, in welcher Weise hier Tugenden und Werte wie Sportlichkeit, Teamgeist und Leistung als Orientierung begriffen werden. Ist der Sport-Zeichentrickfilm die Verlängerung der Heldenmärchen? Welche genderspezifischen Ausprägungen dieser Werte und Tugenden zeigen sich in den Serien?
(merz 2006-03, S. 33-39)
"Das Manga-Lesen an sich ist spannend..."
Japanische Comics, Manga genannt, unterscheiden sich inhaltlich wie stilistisch-zeichnerisch sehr stark von der europäischen und amerikanischen Comic-Tradition, haben sich hierzulande aber längst als ernst zu nehmende Konkurrenten etabliert. Vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfreuen sich Manga außerordentlicher Beliebtheit. In Deutschland ist der Hamburger Carlsen Verlag einer der Marktführer in Sachen Manga.
Nadine Kloos und Susanne Eggert haben versucht, dem Phänomen Manga und seiner Faszination auf Heranwachsende in einem Interview mit Friederike von Ludowig, Presse- und Öffentlichkeitssprecherin bei Carlsen Comic, Cartoon und Manga, ein Stück näher zu kommen.
(merz 2006-03, S. 40-42)Virtueller Wettbewerb
Das wettkampfmäßige Spielen von Computerspielen, auch E-Sport genannt, gilt in Europa als Phänomen der digitalen Jugendkultur und wird von der etablierten Gesellschaft kaum beachtet. Im Gegensatz dazu ist E-Sport in Korea gesellschaftlich akzeptiert. Um diesen Unterschied verstehen zu lernen, ist es notwendig, der geschichtlichen Entwicklung des E-Sport in den letzten zehn Jahren nachzugehen.
(merz 2006-03, S. 43-46)
spektrum
Möglichkeiten und Chancen digitaler Medien für die Bildungsarbeit in der Dritten Welt
Unzureichende Rahmenbedingungen der Nutzung von digitalen Medien sind für die Entstehung des multidimensionalen Phänomens „Digitale Kluft“ verantwortlich. Unter der Prämisse der maximalen Partizipation von Ländern der Dritten Welt an den Möglichkeiten dieser Medien sind bei der Konzipierung von Bildungsprojekten spezifische Kriterien des Medieneinsatzes zu beachten. Anhand der Darstellung zweier Projekte aus der praktischen Bildungsarbeit soll überprüft werden, ob sie einen Beitrag dazu leisten, die Digitale Kluft zu verringern.
(merz 2006-03, S. 47-52)
"Da hat's gedonnert und da kam von einmal er"
Filme sind ein wichtiger Bestandteil des Alltags von Kindern. Bereits 4- bis 8-Jährige beschäftigen sich mit Filmgeschichten und Filmfiguren. Filmwahrnehmung und Filmer-leben dieser jungen Zielgruppe sind bisher kaum untersucht worden. Im Herbst 2005 führte die Stiftung Lesen im Auftrag der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) ein Kinoprojekt für Kindergarten- und Grundschulkinder durch, im Rahmen dessen Eindrücke über den kindlichen Filmumgang gewonnen wurden.
In dem vorliegenden Artikel werden ausgewählte Ergebnisse dieses Projekts vorgestellt.
(merz 2006-03, S. 53-58)
Parents Strongly Cautioned
Was in Deutschland die Altersfreigaben eines Kinofilmes, das sind in den USA die Altersempfehlungen. Beides wirkt sich entscheidend auf den wirtschaftlichen Erfolg aus, auch wenn die Altersgrenzen in den USA wenig rechtliche Verbindlichkeit besitzen, sondern hauptsächlich Richtlinien sind, die Eltern eine Hilfestellung bieten wollen. Wie die Altersempfehlungen in den USA vergeben werden und wie sie wirken, soll deshalb hier dargestellt werden.
(merz 2006-03, S. 59-62)
Das Web 2.0 als Herausforderung für die Medienpädagogik
Dieser Artikel beschreibt die Web 2.0 Internetanwendungen und beschäftigt sich mit ihren medienpädagogisch relevanten Herausforderungen. Es wird betrachtet, welche aktuellen Entwicklungen im Internet unter dem Begriff Web 2.0 stattfinden und welche gestalterischen Prinzipien diese Angebote kennzeichnen. Anhand der technischen Neuentwicklungen werden neue Herausforderungen für MediennutzerInnen deutlich. Im zweiten Teil des Artikels werden medienpädagogische Konzepte aufgezeigt, die Kinder und Jugendliche dazu anleiten, sich einen reflektierten Umgang mit Web 2.0 Anwendungen im Sinne eines entdeckenden Selbstlernens zu erarbeiten.
(merz 2006-03, S. 63-66)
Michael Scheibel: "Under Construction"
In vielen bildungspolitischen und -reformerischen Aktivitäten stand lange Zeit die Integration neuer Medien in die herkömmlichen Bildungsinstitutionen und Lehrsituationen im Vordergrund. Seit einigen Jahren zeichnet sich eine Fokussierung auf den institutionellen Kontext ab. E-Learning, E-Teaching etc. werden nicht mehr isoliert betrachtet, sondern in Bezug auf die Transformation des Bildungssystems. Im Vordergrund steht nun eine umgekehrte bildungspolitische Herausforderung: Wie muss sich das Bildungssystem selbst unter den Bedingungen der neuen Medien verändern?
(merz 2006-02, S. 71-74)
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Michael Scheibel
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medienreport
Christina Oberst-Hundt: Blockade vor der Schlossallee
Das war diesmal nichts mit der Schlossallee! Dank KEK und Kartellamt war sie nun doch nicht zustande gekommen, die Megafusion aus „BILD, BamS und Glotze“. Im „großen Monopoly“ auf dem „Medienmarkt Deutschland“ mussten die beiden Player, Springer und ProSiebenSat.1, nach langem Tauziehen um die absolute Medienmacht in Deutschland schließlich doch ihr Vorhaben aufgeben. Angesichts der klaren Beweisführung des Bundeskartellamts und der Kommission zur Ermittlung der Konzentration (KEK) gegen die sich abzeichnende marktbeherrschende Meinungsmacht hatten der Großverlag und der von US-Investor Saban sanierte frühere Kirch-Konzern keine Chance, den geplanten Zusammenschluss ohne Aufgabe marktrelevanter Unternehmensteile, etwa den Verkauf des TV-Senders ProSieben, zu realisieren. Auch der Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt (BLM) Prof. Ring konnte sich mit der Forderung, die Fusion wegen des vermuteten Wettbewerbsvorteils im globalisierten Markt zu genehmigen, nicht durchsetzen. Und die von Unions-Standortapologeten aus Bayern und Hessen propagierte Ministererlaubnis durch den CSU-Wirtschaftsminister Glos war den Fusionären schließlich selbst nicht mehr genehm, hätte dies doch die politische Stoßrichtung des gesamten Unternehmens allzu deutlich hervortreten lassen.
Ein Vierteljahrhundert Medientage in der Evangelischen Akademie TutzingAm Abend des 20. März, gewissermaßen als übergreifender medienpolitischer Einschub zum aktuellen Thema, wurde das Jubiläum begangen, prominent gewürdigt vom ARD-Vorsitzenden, BR-Intendant Gruber, und – als „Gegenpol“ - BLM-Präsident Ring. Die Evangelische Akademie Tutzing, so Gruber, biete alljährlich im Frühjahr „die Chance zum intensiven Dialog, zur kritischen Erörterung und eingehenden Analyse von Entwicklungen auf dem Medienmarkt“. Und der BLM-Präsident lobte das „Gespür für das Brandaktuelle und zugleich Zukunftsträchtige“ und, mit Bezug auf die Fusionsdebatte wünschte er, „die richtige Balance“ zu finden „zwischen einer Begrenzung von Meinungsmacht und der Wettbewerbsfähigkeit und den berechtigten ökonomischen Interessen der Unternehmen.“ Was aber ist die ‚richtige Balance’? Dazu gab es in Tutzing verschiedene Antworten.„Medienfusion – Gefahr für die Meinungsvielfalt?“Dieser ursprünglich für die Tagung vorgesehene Titel fand sich wieder im Einführungsreferat Prof. Siegfried Weischenbergs (Universität Hamburg). Er hatte darauf eine klare Antwort und ließ Fakten sprechen. Fünf Konzerne, allen voran Springer mit seiner BILD-Zeitung, dominieren den Print-Markt. In über 60% der Städte und Kreise gibt es nur noch eine Zeitung. Das privat-kommerzielle Fernsehen besteht weitgehend aus dem Duopol RTL-Group und ProSiebenSat.1. Der noch vorhandene Rest an Medienpluralismus wird derzeit durch „diagonale Konzentration zwischen Print- und Funkmedien in bisher nicht gekanntem Ausmaß bedroht.“ Die Übernahme von ProSieben.Sat1 durch Springer „hätte hier die Dämme brechen lassen. Deshalb war das Verbot geboten.“Inzwischen haben sich neue Medien zu einem zusätzlichen und vor allem finanzstarken Markt entwickelt. Internet-Portale wie Google oder Kabelbetreiber wie Unity-Media, deren Tochter Arena die Pay-TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga gekauft hat, treten nun in Konkurrenz zu den ‚alten’ Playern. Frankreich macht vor, welche Entwicklungen auf dem Medienmarkt noch möglich sind. Dort gibt der Rüstungskonzern Lagardere Zeitschriften wie zum Beispiel ‚Paris Match’ heraus, betreibt Radiostationen und ist an Pay-TV beteiligt. „Medien und Waffen“, so Weischenberg, das „worst case szenario für die Finanzierung von Pressefreiheit“. Hierzulande wird derweil vor allem im Zeitungsbereich das Modell ‚Outsourcing’ praktiziert. Ganze Redaktionen werden in neue Gesellschaften ohne Tarifbindung überführt. Monopoly im neuen Format zulasten eines unabhängigen Journalismus und derjenigen, die ihn produzieren (sollten).Weblogs, diese mehr oder weniger professionellen Inseln im worldwideweb, so fürchtet Weischenberg, könnten „angesichts der Megafusionen auf den Medienmärkten zum letzten Hort der Meinungsvielfalt werden.“„Heuschrecken“ grasen in beide RichtungenDie weiland von Müntefering, als er noch SPD-Vorsitzender war, ins Leben gerufene „Heuschrecken“-Debatte erlebte in Tutzing eine Renaissance. Ausgelöst hatte sie vor allem die Übernahme des Berliner Verlags durch den britischen Investor Montgomery. „Heuschrecken“ bei uns zu attackieren, während deutsche Unternehmen wie Bertelsmann, Springer, Burda oder die WAZ-Gruppe „seit Jahren jenseits der Grenzen dicke Gewinne einfahren“ (Weischenberg), diese Sichtweise verkenne, dass „Heuschrecken auf den Wegstrecken der Globalisierung in beiden Richtungen unterwegs sind“. Prof. Miriam Meckel (Universität St. Gallen), widmete weite Teile ihres Referats diesem Thema, allerdings ohne die Bedingungen für die Beschäftigten solch globaler Unternehmen, etwa Murdoch in Großbritannien, Irland Italien, Bulgarien und den USA oder auch deutscher Verlage, die nach dem Fall der Mauer das Terrain in Mittel- und Osteuropa sondierten, zu hinterfragen und wie es dort um die Pressefreiheit steht.
Die deutschen Regulationsinstanzen: ungeeignet für den globalen Wettbewerb?Von „Regulierungswut“, die vor allem der KEK angelastet wurde, war in Tutzing viel die Rede. Mitunter lag der Verdacht nahe, dass vor einer „übertriebenen“ Regulierung auch deshalb gewarnt wurde, um künftig Untersagungen, wie der gerade verfügten, wirksamer entgegentreten zu können. CSU-Generalsekretär Markus Söder nahm kein Blatt vor den Mund: „Die KEK blockiert den Medienstandort Deutschland. Brauchen wir die überhaupt noch?“
Meckel ging ausführlich auf das „chaotische Zusammenspiel der Regulationsinstanzen“ ein, das bewirkt habe, dass „die geplante Übernahme in einer Verfahrenssackgasse stecken bleiben musste“. Das deutsche Regulationsmodell könne im „internationalen Wettbewerbsgeschehen nicht mehr mithalten“. Die nach Tutzing geladenen Vertreter der Kontrollorgane, der Vizepräsident des Bundeskartellamtes, Peter Klocker, und der Leiter der KEK-Geschäftsstelle, Bernd Malzanini, sahen das anders. Mit der Untersagung des geplanten Machtzuwachses von Springer haben, so Malzanini, die Prüfkommissionen „nur das getan, wofür sie eingesetzt sind, nämlich Missbrauch von Meinungsmacht entgegenzuwirken.“„Vorherrschender Meinungsmacht vorbeugend entgegenwirken!“
Das ist der staatsvertraglich gesicherte Auftrag der KEK. Um ihm im Fall Springer/ProSiebenSat.1 gerecht zu werden, hatte die sechsköpfige Kommission eine Reihe umfangreicher Berechnungen durchzuführen, da es hier eine crossmediale Verbindung von medienrelevanten verwandten Märkten zu untersuchen galt, die mit dem für den Rundfunkbereich festgelegten Zuschaueranteilsmodell, bei dem ab 25% „vorherrschende Meinungsmacht vermutet“ werden kann, allein nicht zu ermitteln gewesen sei. Kein „Hexeneinmaleins“, wie von der Kritik behauptet, sondern, so Malzanini, „gerichtlich überprüfbar“.
Auch der – in Tutzing vor allem von Meckel – heftig kritisierte Vorschlag, einen ‚Fernsehbeirat’ zur Binnenkontrolle des fusionierten Unternehmens zu installieren, war keineswegs von der KEK, sondern von Springer selbst gekommen. Die KEK, so Malzanini, habe deshalb einen Entwurf vorlegen müssen, wohl wissend, dass er „nie akzeptiert würde“. Ob allerdings ein ‚Beirat’ sogleich als späte Realisierung der 68er-Forderung ‚Enteignet Springer!’, laut Meckel „schon aktienrechtlich unmöglich“, abgetan werden sollte?Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Springer hätte, wie Klocker ausführte, nach dem Kartellrecht eindeutig „zu einer nicht genehmigungsfähigen Marktmacht geführt“ und zwar auf dem Fernsehwerbemarkt, auf dem Lesermarkt für Straßenverkaufszeitungen und auf dem bundesweiten Anzeigenmarkt. Das derzeitige im Fernsehbereich marktbeherrschende Duopol von Bertelsmanns RTL-Group und der ProSiebenSat1.Media wäre mit dem Hinzutreten Springers durch Angleichung der markt- und unternehmensbezogenen Strukturmerkmale noch stärker geworden mit der Folge „wettbewerbsbeschränkenden Parallelverhaltens“. Was wäre gewesen, wenn ….… die Untersagung nicht zustande gekommen wäre? Eine von Jens Hagen im Auftrag des NDR erstellte Untersuchung über die Medienberichterstattung in verschiedenen Tageszeitungen ließ ahnen, welche Art von Berichterstattung sich dann auch im Fernsehen hätte etablieren können. Just bis vor Bekanntgabe des Scheiterns der Fusion wird, folgt man BILD-Schlagzeilen, dem „Saustall ARD“ die Schleichwerbeaffäre vorgehalten (während der gleiche Vorgang in Sat.1 – allerdings mit Wissen der Unternehmensleitung – kaum ein Thema war), ihr unterstellt, „über Gebühr gierig“ zu sein und deshalb gefordert: „Jetzt müssen die Gebühren runter“. Erschwerend kommt dann noch hinzu: „Und die Bosse machen Urlaub!“ Kampagnen-Journalismus wie gehabt, wenn BILD bestimmte Sichtweisen seinen zwölf Millionen Leserinnen und Lesern nahe legen will. Dasselbe in den Sat.1- oder ProSieben-Nachrichten?„Aufklärender Journalismus“, so Martin Dieckmann von ver.di in der Abschlussdiskussion, ist „ohne innere Medienfreiheit, ohne Kontrolle ökonomischer Macht“ nicht gewährleistet. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Helmut Heinen, war da ganz anderer Meinung: „Das wäre die Abkoppelung von der wirtschaftlichen Verantwortung des Journalisten. Für uns ist der Markt das Wichtigste!“Mit der ,richtigen Balance’ zwischen Begrenzung von Meinungsmacht und ökonomischen Interessen ist es also noch nicht so weit her. Aber die Schlossallee im Medien-Monopoly ist erst einmal wirksam gesperrt. Zum Glück!
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Christina Oberst-Hundt
Beitrag als PDFEinzelansichtTilmann P. Gangloff: Die Früchte der Arbeit
Der Münchner Prix Jeunesse ist das älteste Festival seiner Art, in vielerlei Hinsicht einzigartig – und trotzdem beinahe Geschichte geworden: Vor zwei Jahren teilte der Bayerische Rundfunk mit, er könne sich die Veranstaltung nicht mehr leisten. Als dann auch das ZDF und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ihre Zahlungen einstellen wollten, schien die 21. Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden Festivals auch die letzte zu sein. Allen Unkenrufen zum Trotz ist gerade der 22. Prix Jeunesse zu Ende gegangen, und zwei der fünf von allen Teilnehmern vergebenen Preise blieben sogar im Lande.Auch das Festival verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Offenbar ist kaum einem Besucher aufgefallen, dass die Veranstalter mit einem drastisch niedrigeren Etat auskommen mussten. Hinter den Kulissen hat sich allerdings einiges ganz entscheidend verändert. Das Selbstverständnis des Prix Jeunesse beschränkt sich traditionell nicht allein auf das Festival. Die Organisation hat stets auch „Entwicklungshilfe“ betrieben. Der so genannte Prix-Jeunesse-Koffer bringt preisgekürte Sendungen und innovative Fernsehformen auch zu all jenen Redaktionen, die sich eine Reise nach München nicht leisten können. Das Netzwerk der lateinamerikanischen Redakteure beispielsweise ist überhaupt erst durch die Vermittlung des Prix Jeunesse geknüpft worden. Zum Workshop-Angebot der Veranstaltung zählen daher auch Seminare, bei denen die Redaktionen berichten, wie sie den Prix-Jeunesse-Koffer einsetzen. Aber die Teilnehmer fahren nicht nur mit Anregungen nach Hause. Unschätzbar gerade für ärmere Sender ist der von der Union Europäischer Rundfunkveranstalter (EBU) initiierte „Items Exchange“: Jeder teilnehmende Sender bringt fünf Magazinbeiträge ein und darf dafür kostenlos aus den Vollen schöpfen. Ganz ähnlich funktioniert das UNICEF-Projekt „OneMinutesJr“, für das bereits mehrere hundert Minifilme entstanden sind. Der Koffer muss, mit verstärkter Unterstützung des Goethe-Instituts, in Zukunft alleine reisen; allerdings nicht allein aus finanziellen Gründen. Die neue Leiterin Maya Götz führt in Personalunion auch das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI, ebenfalls BR). Das hat den Vorteil, dass die beiden Institutionen viel stärker als früher voneinander profitieren und miteinander kooperieren können. Deshalb gab es als Herzstück des Festivals einen Ableger der alljährlichen vorweihnachtlichen IZI-Tagung: Unter dem Titel „What’s so funny?“ informierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt, was Kinder im Fernsehen lustig finden. Auch die Sender waren bei ihren Einreichungen gehalten, auf humoristische Aspekte zu achten.
Trotzdem fehlte den Diskussionen etwas die Würze. Die nach Alterszielgruppen und in die Bereiche „Fiction“ und „Non-Fiction“ unterteilten Sendungen zeichneten sich zwar durch eine eindrucksvolle Durchschnittsqualität aus, doch gleichzeitig mangelte es deutlich an Ausreißern nach oben wie nach unten. In früheren Jahren sorgte amerikanische Empörung über europäische Freizügigkeit auch schon mal für kleine Eklats. In diesem Jahr erschöpfte sich die Aufregung in Gesprächen über einen kurzen Film aus Holland, der unterschiedlichste Menschen beim Tanzen zeigt; einige von ihnen nackt. Groß gestört hat sich keiner dran. Auch ein Beitrag über Verdauung stieß einigen Teilnehmern unangenehm auf. Ohnehin scheint die Welt, wenn Sendungen und Abgesandte einigermaßen repräsentativ waren, wieder ein bisschen zusammengerückt; jedenfalls beim Kinderfernsehen. Natürlich gibt es nach wie vor unübersehbare kulturelle Unterschiede; unüberbrückbar aber scheinen sie nicht, im Gegenteil. So herrschte zum Beispiel weitgehend ablehnende Einigkeit in der Frage, ob Filme für Kinder explizit unglücklich enden sollten. Gerade in der Altersgruppe Grundschulkinder waren ungewöhnlich viele Produktionen mit Themen wie der Verarbeitung familiärer Traumata, Emigration, Problemen mit der eigenen Rolle oder gar dem Kampf ums nackte Überleben auffallend ernsthaft und wirklichkeitsnah. Trotzdem verzichteten die meisten Filme weitgehend auf allzu pädagogische Botschaften, die die Kinder erfahrungsgemäß verschrecken; diese Erkenntnis hat sich offenbar auch in Afrika und Asien durchgesetzt, wo man bis zuletzt unverdrossen mit erhobenen Zeigefingern gefuchtelt hat. Dass sich hingegen auch die handwerkliche Qualität signifikant verbessert hat, mag sich in Teilen mit gesunkenen Preisen für technische Ausrüstung erklären lassen; vor allem aber zeigen sich nun die Früchte eines jahrzehntelangen Engagements für das Kinderfernsehen in aller Welt. PreisträgerBei der 22. Ausgabe des Kinderfernsehfestivals Prix Jeunesse International (5. bis 10. Mai) haben WDR und ZDF zwei der fünf wichtigsten Preise gewonnen. In der Kategorie „Fiction“ für Vorschulkinder zeichneten die rund 370 Teilnehmer durch ihre Stimmenabgabe den kurzen Zeichentrickfilm „Pantoffelhelden“ von Susanne Seidel aus. Die Produktion der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ lief im Rahmen der „Sendung mit der Maus“ (WDR) und hat vor zwei Jahren bereits den Erich Kästner Preis erhalten. In der gemischten Kategorie „12 bis 15 Jahre“ siegte das ZDF mit dem Porträt „Kevin – lasst mich reden“ aus der Reihe „Stark!“. Ohne jeden Kommentar begleitet Autor Georg Bussek einen Jungen, der sich nur stotternd verständigen kann, die Behinderung aber im Verlauf eines Seminars mehr und mehr unter Kontrolle bekommt. In der Kategorie „Non-Fiction, 7 bis 11 Jahre“ wurden zwei weitere deutsche Produktionen nur knapp geschlagen: Eine Sonderausgabe der „Sendung mit der Maus“ über Japan kam auf Platz zwei, die Fußballshow „Toggo United“ (Super RTL) auf Platz vier. Weitere Preisträger sind die schwedische Produktion „Eva’s Winterplaster“ (Non-Fiction für Vorschulkinder), „The Scepter“ (Polen; Fiction, 7 bis 11 Jahre) sowie „Amigo“ (Dänemark; Non-Fiction, 7 bis 11 Jahre). Dieser Film erhielt auch den „Themenpreis“ des Festivals, das den Schwerpunkt „Humor im Kinderfernsehen“ hatte. „The Scepter“ wurde ebenso wie die BBC-Produktion „Serious Arctic“ von der Kinderjury ausgezeichnet. Neben diesen Preisen gibt es weitere, die im Namen von UNICEF und UNESCO vergeben werden. Der UNICEF-Preis zeichnet eine Sendung aus, die in vorbildlicher Weise schildert, wie Kinder ein gesundes, erfülltes und glückliches Leben führen können; er geht an „The Domaseller and the Badamwalla“ aus Bhutan, einen Film über Kinderarbeit, der mit dem Appell endet, wie wichtig es für Kinder ist, zur Schule zu gehen, damit ihnen das Schicksal der Hauptfiguren erspart bleibt. Der UNESCO-Preis belohnt Produktionen, die das interkulturelle Verständnis fördern. Preisträger ist „Little Peace of Mine“, ein israelischer Dokumentarfilm über einen zwölfjährigen Jungen, der einen Protest von Kindern gegen den über fünfzig Jahren währenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern organisiert hat. Der „BMW Spezialpreis“ gilt Sendungen, die mit denkbar niedrigem Budget zustande gekommen sind. Der Preis geht an den ägyptischen Film „Fatma“, das Porträt eines zehnjährigen Mädchens, das gegen den Willen seines Vaters eine Schule besucht.
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Tilmann P. Gangloff
Beitrag als PDFEinzelansichtChris Schüpp: OneMinutesJr
Als der Workshop vorbei ist, bricht Christin (14 Jahre) aus Bochum in Tränen aus. Fünf Tage lang hat sie mit 16 anderen Jugendlichen verbracht und fast pausenlos an den OneMinutes gearbeitet. Sie war Regisseurin, Darstellerin, hat die kleine Handycam bedient und den Trainern beim Schnitt über die Schulter geschaut und Anweisungen gegeben. Jetzt sind die 17 Filme fertig – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben alle ihr eigenes OneMinute-Video produziert – und gleich geht es ab nach Hause.
Für mich als Projektleiter ist es kein ungewohntes Bild, dass am Ende eines Workshops Tränen vergossen werden. Das Arbeiten mit rund 20 Kindern/Jugendlichen in so komprimierter Form – fünf Tage, rund um die Uhr – schafft eine Gruppendynamik, die es schwer macht, nachher wieder ins „normale Leben“ zurückzukehren. Ich erinnere mich an einen Workshop in Rumänien vor zwei Jahren, wo wir mit 20 Roma-Kindern OneMinutes produziert haben. Am Ende haben fast alle geweint, inklusive der Video-Trainer. Aber es ist noch mehr als die entstandene Gruppendynamik, was das Ende eines OneMinutesJr-Workshops so emotional macht. Es ist eine Mischung aus Freude, Trauer, Stolz und Erschöpfung: Freude darüber, dass man fünf Tage mit 20 anderen Jugendlichen verbracht hat und viel Spaß gehabt hat. Trauer darüber, dass jetzt alles vorbei ist. Stolz, weil man eine Menge geschafft hat: 20 Jugendliche haben innerhalb kürzester Zeit 20 Ideen entwickelt und in Kurzfilmen umgesetzt. Und schließlich Erschöpfung, weil viel gearbeitet und geredet wird bei so einem Workshop, so dass der Schlaf meistens entschieden zu kurz kommt…
Im Jahr 2002 kam die Europäische Kulturstiftung (ECF) mit Sitz in den Niederlanden auf das UNICEF-Regionalbüro für Südosteuropa und die GUS-Staaten mit der Idee zu, ein Medienprojekt für Kinder und Jugendliche zu starten. Dieses Medienprojekt sollte eine Weiterentwicklung einer „Kunstdisziplin“ sein, die das Sandberg Institut, eine Kunsthochschule in Amsterdam und Projektpartner der ECF, Ende der 90er Jahre eingeführt hatte. Die Sandberg-Studenten hatten sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, kleine Geschichten oder Ideen filmisch umzusetzen und dabei den zeitlichen Rahmen von exakt 60 Sekunden weder zu unter-, noch zu überbieten. Die „OneMinutes“ waren geboren. UNICEF fand die Idee interessant, vor allem vor dem Hintergrund des Young People’s Media Network (YPMN), einer vom UN-Kinderhilfswerk ebenfalls im Jahr 2002 gegründeten Initiative, die Kindern und Jugendlichen in Europa mehr Raum in den Medien schaffen soll. Kurzum, die OneMinutes bekamen Nachwuchs: Die OneMinutesJr – für Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 20 Jahren. OneMinutesJr – Was Jugendliche beschäftigtDer erste Workshop fand im Jahr 2003 im Europäischen Jugendzentrum des Europarates in Budapest statt. Knapp 30 Jugendliche aus mehr als zehn Ländern in Osteuropa und vom Balkan waren die ersten Teilnehmer und produzierten OneMinutesJr-Filme, die bei den Projektpartnern kollektives Erstaunen auslösten: Die Direktheit, mit der die Jugendlichen ihre Ideen, Wünsche, Träume und Probleme in den Filmen umgesetzt hatten, übertraf alle Erwartungen. Auch die künstlerischen Aspekte verblüfften und so waren alle zufrieden: Die Europäische Kulturstiftung, weil Kunst und Kultur gefördert wurden. UNICEF, weil Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekommen hatten, sich selbst über die Medien aktiv in der Gesellschaft einzubringen und ihren Ideen neue Wege geben konnten, eine große Zahl von Menschen zu erreichen. Und die Kinder und Jugendlichen natürlich, die eine fantastische Woche in Budapest verbracht hatten, Filme produziert und eine Menge neuer Freunde gewonnen hatten. Übrigens: Das „traditionelle Tränenvergießen“ fing bereits in Budapest an. Damals waren es die jüngsten Teilnehmerinnen, zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen aus der Ukraine, die nicht wirklich schon wieder nach Hause wollten …
Drei Jahre später sind die OneMinutesJr-Filme ein fester Bestandteil der Jahresplanung von ECF und UNICEF geworden. Außerdem haben europäische Fernsehsender das Potenzial der Filme erkannt. Von Schweden bis Portugal laufen die OneMinutes erfolgreich auf verschiedenen Sendern und in verschiedenen Formaten. SVT in Schweden hat eine eigene OneMinutesJr- Internetseite auf schwedisch entwickelt und ruft dort und im OneMinutesJr-Programm im Fernsehen einheimische Kinder und Jugendliche dazu auf, selbst Filme zu drehen und diese einzusenden. Mit Erfolg! Beim „OneMinutesJr Award“, dem alljährlichen Festival der OneMinutes in Amsterdam, kamen im Jahr 2005 fast die Hälfte der nominierten OneMinutesJr-Filme aus Schweden. Zur Zeit senden neben SVT auch die BBC, YLE (Finnland), RTE (Irland), RTP (Portugal), TV3 Catalunya (Spanien) und RAI 3 (Italien) die OneMinutesJr regelmäßig in ihrem Programm. Andere Kooperationspartner sollen im Mai 2006 beim Prix Jeunesse in München, „angeworben“ werden. Da die OneMinutesJr ein „non-profit“-Projekt sind, bekommen die Fernsehsender die Filme kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Projektpartner ist der wichtigste Aspekt, dass die Kurzfilme so vielen Zuschauern wie möglich zugängig gemacht werden. Je mehr Menschen sich mit den Gedanken der jungen Filmemacher auseinandersetzen, desto besser. Denn selbst für die geübten OneMinutesJr-Trainer, die Projektleiter von ECF und UNICEF sowie die Studenten des Sandberg Instituts, bringt fast jeder Film und jeder Workshop wieder eine neue Erkenntnis.In den vergangenen drei Jahren hat das OneMinutesJr-Team fast ganz Europa bereist. Workshops fanden unter anderem in Island, England, Nordirland, Deutschland, den Niederlanden, Ungarn, Moldawien, Mazedonien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Georgien und in der Türkei statt. Außerdem entwickelt UNICEF das Projekt in Lateinamerika weiter, wo die „Un Minutos“ demnächst sogar bei MTV laufen werden. Doch was genau macht die OneMinutes so erfolgreich? Zum einen trifft sicherlich das gute alte Sprichwort zu: „In der Kürze liegt die Würze!“ Eine Minute ist lang genug, um eine Menge zu sagen – aber gleichzeitig auch kurz genug, um für jeden x-beliebigen Medienkonsumenten zugänglich zu sein. In unserem heutigen Medienzeitalter muss Wichtiges auf ein „konsumierbares Maß“ runtergekocht werden. Genau darin liegen für die jungen Medienmacherinnen und -macher auch der Reiz und die Herausforderung. Einen komplizierten Gedankengang, eine fixe Idee, das gesamte Gefühlsleben eines Teenagers – und das in einer Minute …Zudem sind die OneMinutes das perfekte Format für einen Workshop. Wenn 20 Kinder oder Jugendliche, die sich vorher nicht kannten, fünf Tage lang auf engstem Raum zusammenarbeiten, dann müssen die Filme „kurz und knackig“ sein. Dann müssen Story-writing, Dreh und Schnitt machbar sein. In 20-facher Dosis natürlich. Lange Dokumentarfilme sind in so einem Rahmen ausgeschlossen und wenn alle an einem einzigen Film arbeiten würden, gäbe es sicherlich auch 20 verschiedene Ansichten, wie das Drehbuch zu gestalten wäre. Daher der „Einfachheit“ halber: Jede und jeder schreibt und produziert ihren/seinen eigenen Film. Und der muss eben genau 60 Sekunden lang sein. Vom Einzelgespräch zur FilmpremiereEinen OneMinutes-Workshop darf man sich natürlich nicht als ein Treffen von Alleinunterhaltern vorstellen. Die zwei oder drei Video-Trainer, die den Workshop leiten, zeigen nach einer lockeren Einleitung am Vormittag des ersten Tages bereits produzierte OneMinutes, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Gefühl für die Filme bekommen und sehen, was andere Jugendliche bereits gemacht haben. Danach werden die Filmgedanken einzeln aufgeschrieben, bevor es an die „Einzelgespräche“ geht. Diese sind wahrscheinlich der wichtigste Teil eines jeden Workshops, da hier aus den Ideen Bilder werden. Da die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch keinerlei Filmerfahrung haben, fällt es machen Jugendlichen schwer, die Texte zu „bebildern“. Einen Anfang machen da Skizzen, die so genannten „Storyboards“, bei denen die einzelnen zu filmenden Szenen gezeichnet werden, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was nachher gedreht werden muss. Die Gespräche der Trainer mit den einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dauern zumeist den Rest des ersten Tages an, während die anderen Workshop-Teilnehmer sich gleichzeitig in Spielen oder Gesprächen besser kennen lernen. Für den zweiten und den dritten Tag entwerfen die OneMinutes-Trainer dann einen Drehplan, der davon abhängt, zu welcher Tageszeit die einzelnen Filme gedreht werden sollen (Wie muss das Licht sein, welche Stimmung soll erzeugt werden?), wo gedreht werden soll und wer in welchem Film als Darsteller benötigt wird. Die Teamwork fängt an und in diesem Miteinander, wo jeder mal RegisseurIn, DarstellerIn oder Kamerafrau/Kameramann ist, entwickeln sich neben einer intensiven Gruppendynamik auch exzellente Filme. Außerdem lernen alle von allen: Der eine kann schon mit den vom OneMinutes-Team mitgebrachten DigiCams umgehen, die andere nicht. Dafür ist der eine ein besserer Regisseur, die andere eine bessere Darstellerin. Jeder findet seine Rolle – vor oder hinter der Kamera. Am vierten Tag werden die Filme dann an den ebenfalls mitgebrachten Laptops geschnitten. Hier übernehmen die Trainer das Kommando, allerdings nur, was das „Knöpfedrücken“ anbelangt. Die professionellen Schnittprogramme können in der Kürze der Zeit nicht vermittelt werden, allerdings ist der jeweilige Regisseur immer nah dran und gibt Anweisungen, welche Szene folgen soll, ob Spezialeffekte angewendet werden sollen und wo das Material auf den Mini-DV-Bändern zu finden sein könnte. Die letzte Nacht ist zumeist sehr lang, noch länger als die anderen Nächte. Beim ersten Workshop in Budapest im Jahr 2003 sollte die „Final Presentation“, die Premiere aller produzierten Filme, gegen 20 Uhr stattfinden. Zuerst wurde sie großzügig auf Mitternacht verschoben, dann hieß es „gegen Mitternacht“, und als um kurz vor 6 Uhr in der Früh die Sonne über dem ungarischen Parlament auf der anderen Donauseite aufging, wurde der Raum im Europäischen Jugendzentrum für die von den Teilnehmenden euphorisch gefeierte Filmvorführung wieder abgedunkelt.Seitdem sind in Europa und Zentralasien, dem eigentlichen „Verbreitungsgebiet“ des Projektes, rund 700 OneMinutesJr-Filme produziert worden. In Workshops, in Zusammenarbeit mit Fernsehsendern, aber auch in Eigenregie, einfach, weil es Spaß macht, einen kurzen Film zu drehen, der genauso lang ist wie die anderen, die unter www.theoneminutesjr.org im Internet zu sehen sind. Filme, die zum Nachdenken anregenFür UNICEF und die Europäische Kulturstiftung sind die Erkenntnisse wichtig, die das Projekt gebracht hat und immer wieder bringt. Die Probleme, die in den Filmen aufgeworfen werden, regen zum Nachdenken an. Manchmal werden die Workshops thematisch „gesteuert“, wie in Bochum im April 2006, wo UNICEF Deutschland die zum größten Teil selbst davon betroffenen Jugendlichen aufforderte, Filme zum Thema „Kinderarmut in Deutschland“ zu produzieren. Aber selbst dann verblüfft die Vielschichtigkeit der Ideen, die Klarheit der Aussagen und die Unverblümtheit, mit der die Dinge des täglichen Lebens angegangen werden. Die Authentizität der OneMinutes ist das Wertvollste am ganzen Projekt. Echte Filme, produziert von echten jungen Menschen mit echten Gefühlen und keine kühl produzierten Werbe- oder Imagefilme für eine bessere Welt.
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Chris Schüpp
Beitrag als PDFEinzelansichtCarola Schöppel: Ein Wiegenlied für Hamza
Die Vielfalt in der gesellschaftlichen Zusammensetzung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Reisejournalist Mark Gielen wollte herausfinden, wie europäische Kindertageseinrichtungen dieser Vielfalt begegnen. Auf seiner Reise durch das multikulturelle Europa besuchte er vier Städte: Gent (Belgien), Auby (Frankreich), Berlin (Deutschland) und Birmingham (Großbritannien). Seine Eindrücke hat er auf einer DVD dokumentiert. Er stellt jede Stadt kurz vor und charakterisiert die jeweiligen Besonderheiten und Bedürfnisse vor Ort, die die Gestaltung und Entwicklung der Arbeit in den Tagesstätten bestimmen. Es gibt aber auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Alle vier Einrichtungen betonen die Vielfalt des Umfelds, der Familien und des Personals und machen diese zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit. In diesen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sind die Eltern in die tägliche Arbeit einbezogen. Die Erziehung der Kinder findet nicht isoliert in der Einrichtung statt, sondern ist in den Kontext der Gemeinde eingebunden.„’t Sleepken“, so der Name der Kindertagesstätte in Gent, setzte sich vor einigen Jahren zum Ziel, herauszufinden, welche Einrichtung den Bedürfnissen und Interessen der Familien im Umfeld am meisten gerecht würde. Dabei ging es auch darum, die Familien zu erreichen, die gesellschaftliche Ausgrenzung erleben. Heute ist „’t Sleepken“ eine Einrichtung für Kinder zwischen null und drei Jahren, die die Bedürfnisse im Umfeld aufgreift.
Die Kindertagesstätte „L’lle aux Enfants“ in Auby wurde ursprünglich von Eltern als eine eigene Einrichtung zur Betreuung ihrer Kinder gegründet. Später wurde „L’lle aux Enfants“ von den zentralen Sozialen Diensten in Auby übernommen; die Tradition, dass die Eltern, auch jene mit Migrationshintergrund, die Konzeption und die alltägliche Arbeit mitprägen und bestimmen, blieb jedoch erhalten.
Sowohl Krippen- und Kindergarten- als auch Hortbetreuung werden im „Kinder- und Elternzentrum Dresdener Straße“ in Berlin angeboten, d. h. Kinder zwischen null und zwölf Jahren leben hier zusammen. Das Team entschloss sich bereits vor einigen Jahren, sich bewusst mit kultureller Vielfalt auseinander zu setzen. Eine Besonderheit dieser Einrichtung stellen die Eltern-Gesprächskreise in türkischer Sprache dar. Diese Foren helfen türkischsprachigen Eltern und Erzieherinnen, sich die eigenen Erziehungsvorstellungen bewusst zu machen und interkulturelle Unterschiede in der Erziehung zu thematisieren.
Die Einrichtung „St Thomas Excellence Centre“ in Birmingham betreut ebenfalls Kinder im Alter von null bis zwölf Jahren und setzt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Formen von Vielfalt: Kulturelle Vielfalt, Vielfalt der Familiensprachen, Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder männliche Erzieher im Team. Die Dokumentation betont immer wieder die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher, die durch ihre tägliche Arbeit Ungleichbehandlung und Diskriminierung entgegenwirken. Hier wird beispielhaft gezeigt, wie Kinderbetreuungseinrichtungen zur Gestaltung einer gerechteren Gesellschaft beitragen können.
Ein Wiegenlied für Hamza
England/Deutschland/Frankreich/Niederlande 2004, 50 Min.
Produktion: Jan Peeters
Reporter: Mark Gielen
Herausgegeben vom Europäischen Netzwerk für frühkindliche Bildung
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Carola Schöppel
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniel Ammann: In alter Frische
Neues vom berüchtigten Mann mit den sieben Messern und der Pfefferpistole gibt es gleich in verschiedenen Medien. Eine aktuelle Verfilmung mit prominenter Besetzung packt die Geschichte der beiden ersten Bücher mit einigen Veränderungen in einen kurzweiligen Kinofilm und der Cornelsen Verlag setzt mit „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ seine gelungene und buchnahe Spieladaption der Kasperlegeschichte fort. Mit einer List befreit sich der dreiste Räuber in der zweiten Folge aus dem Spritzenhaus und entführt die Großmutter auf dem Fahrrad des Oberwachtmeisters. Wiederum haben Kasperl und Seppel schnell einen Plan ausgeheckt und nehmen die Verfolgung auf. Eine Flaschenpost mit Schatzkarte soll den Schurken zurück ins Gefängnis locken.
Das interaktive Abenteuer präsentiert sich erneut als virtuelles Kasperletheater mit turbulenten Szenen und kleinen Spielaufgaben. Die farblich frische Umsetzung des zweiten Hotzenplotz-Bandes kommt originell daher und wird dem beliebten Klassiker von Otfried Preußler durchaus gerecht. Wenn die Figuren zur Überleitung vor den Vorhang treten oder sich Hilfe suchend an die Kinder wenden, sind gedämpfte Stimmen aus dem unsichtbaren Zuschauerraum zu vernehmen. Sogar Zwischenrufe des Publikums werden ins Spiel einbezogen und lassen beinahe richtige Theateratmosphäre aufkommen. Die lustigen, wenn auch nicht herausragenden Denk- und Geschicklichkeitsspiele sorgen nebst den präsentativen Episoden wieder für viel Spaß und garantieren ein paar Stunden Unterhaltung. Hat man alle Herausforderungen gemeistert und den Räuber schließlich hinter Schloss und Riegel gebracht, kann man über dreizehn Bildmotive nach Belieben einzelne Szenen wiederholen und sich nochmals an den Spielaufgaben messen. Ein ausführliches Booklet erklärt die Bedienelemente und gibt Einblick in die verschiedenen Kapitel.Ob als Buch, Hörkassette, Computerspiel oder in der jüngsten Kinofassung mit Armin Rohde als Räuber und Piet Klocke als Dimpfelmoser – die archetypische Räubergeschichte sollte den Kindern auf keinen Fall vorenthalten werden.
Neues vom Räuber Hotzenplotz. CD-ROM, Win 98/ ME/ 2000/ XP, Mac ab OS 8.1/ OS X. Nach Motiven des Buches von Otfried Preußler mit Illustrationen von F. J. Tripp. Berlin: Cornelsen, 2005. 24,95 €
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Daniel Ammann
Beitrag als PDFEinzelansichtMichaela Bittner: Suchmaschine für die Schule
„Der neue Internet Guide für Schüler 3.0.“ will Schülerinnen und Schülern die zeitintensive Onlinerecherche erleichtern und per Mausklick Hilfe bei Hausaufgaben, Referaten und Prüfungsvorbereitungen bieten. Effektiver als eine Suchmaschine will der Internet Guide nützliche Links zur Verfügung stellen.
Empfohlen für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen zwei bis 13 bietet die CD-Rom nach Fächer geordnete Links zu verschiedenen Themen. Es finden sich Links zu Referats-Servern, Foren und Hausaufgaben-Beratungsdiensten. Der Guide ist im Stil eines Lexikon sehr simpel aufgebaut und weist eine hohe Informationsdichte auf. Die Links sind ausführlich kommentiert und per Mausklick zu erreichen. Volltextsuche und eine Lesezeichenfunktion erleichtern die Arbeit mit der CD-Rom. Zur Einführung erhalten die Nutzerinnen und Nutzer darüber hinaus einen kurzen Einblick in die Geschichte des Internets, der als reiner Text zum Scrollen Interessierten angeboten wird. Das Programm ist als Steuerungselement aufgebaut und verschwindet per Mausklick an den rechten Monitorrand. Zwar ist die Navigation sehr einfach, wird aber durch die listenartige Aufzählung der Fächer und Unterthemen in einer Leistennavigation durch langes Scrollen erschwert. Da sich das Tool außerdem nicht über den ganzen Bildschirm öffnet, lässt sich die kleine Schrift schwer lesen und die aufgereihten Links und Kommentare wirken etwas unübersichtlich. Die einzelnen Kommentare sind darüber hinaus nicht ausreichend miteinander verlinkt.Als Internet Guide für Schülerinnen und Schüler von der zweiten bis zur 13. Klasse ist die Software leider nicht geeignet. Einer derart großen und in den Lern- und Verhaltensmustern differenzierten Zielgruppe kann die CD-Rom nicht gerecht werden. So finden sich Kinder der zweiten Klasse mit dem Programm wohl kaum zurecht. Die Navigation und der Aufbau der CD-Rom ist den Anforderungen dieser Altersstufe in keiner Weise angepasst, auch die dargebotenen Inhalte überschreiten den Kenntnisstand dieser Altersstufe erheblich. Für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen andererseits dürfte der Guide überflüssig sein.
Es bleibt die Frage nach dem Nutzen eines solchen Internet Guides – ohne die Qualität der Links beurteilen zu wollen. Auch wenn der Guide als Anregung und Impuls verstanden werden kann, scheint es ohne Zweifel sinnvoller, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern, anstatt ihnen ausgewählte Links an die Hand zu geben. Ein Internet Guide sollte dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche mit der Informationsflut des Internets umzugehen lernen, Informationen einschätzen und relevante Aspekte filtern lernen, anstatt auf Referatsdatenbanken zu verweisen. Mit Hilfe eines Internet Guides sollten Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet werden, Informationen und wichtige Links aktiv und selbstständig zu suchen, um so mit Hilfe des World Wide Web ihr Wissen zu erweitern.
Der neue Internet Guide für Schüler 3.0. CD-Rom, Windows 98, Windows Me, Windows 2000, Windows XP, München: United Soft Media Verlag GmbH, JUNIOR, 2006, 16,90 Euro
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Michaela Bittner
Beitrag als PDFEinzelansichtMichaela Bittner: Das Kinderzimmer wird zum Hörsaal
Wissenschaftssendungen erfreuen sich vor allem bei einem jungen Publikum großer Beliebtheit. Diesem Trend schließt sich auch die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz mit der Kinderuni-DVD „Die Welt ist bunt“ an. Junges Publikum wird zudem an den Hochschulen seit langem zu Kindervorlesungen begrüßt, um so das Interesse an der Wissenschaft frühzeitig zu wecken. Doch gelingt dies auch auf einer DVD?
Die DVD bietet für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sechs ‚Vorlesungen’, in denen verschiedensten Fragen aus unterschiedlichen Fachrichtungen nachgegangen wird. Mit Phänomenen aus dem Alltag der Kinder soll deren Neugier geweckt werden und so beispielsweise in Chemie ergründet werden, warum Farben farbig sind, in Geowissenschaften woran die Dinos starben oder in Rechtswissenschaften was erlaubt und was verboten ist. Durch den Stundenplan, den sich jedes Kind individuell zusammenstellen kann, begleiten Namia und Daniel in die Welt der Wissenschaft. Die einzelnen ‚Vorlesungen’ werden als Reportagen dargeboten. Mit Spielfilmszenen oder Comic-Elemten werden die Themen kindgerecht aufbereitet, ein Sprecher führt durch die Vorlesungen. Szenen aus dem Alltag der Kinder schaffen einen Bezug zu deren Erlebniswelt und ermöglichen so ein leichteres Verständnis der Phänomene. Die Dozentinnen und Dozenten klären schließlich knifflige Fragen, zusätzlich besuchen Kinder auch Expertinnen und Experten aus der Praxis und befragen zum Beispiel einen Polizisten oder eine Ohrenärztin. Simon Schlaumeier fragt in jeder Vorlesung außerdem genauer nach. So werden in kurzen Sequenzen zusätzlich Begriffe oder Begebenheiten erklärt wie beispielsweise die Bedeutung der einzelnen Verkehrsschilder.
Neben den Vorlesungen bietet die DVD zu jedem Thema einen Extrateil. In diesem kann man die Fragen von Simon Schlaumeier nochmals ansehen oder ein einfaches Rätsel bzw. eine Übung zu dem jeweiligen Gebiet versuchen, um so sein Wissen zu testen bzw. anzuwenden. Dieses Zusatzangebot besteht aus einfachen Zuordnungsübungen, Rätseln oder Mitmach-Spielen. Weiterforschen können Neugieriggewordene auf der Kinder-Suchmaschine helles-köpfchen.de (www.helles-köpfchen.de). Die einfache Navigation der DVD und ihr übersichtlicher und konsequenter Aufbau erlaubt den Kindern einen intuitiven Umgang. Leider kann durch die CD-Rom die Atmosphäre und die Faszination der Universität und Wissenschaft nicht so vermittelt werden, wie es live im Hörsaal während Kindervorlesungen geschieht, da die Vorlesungen auf der DVD als Reportagen à la „Willi wills wissen“ (ARD) konzipiert sind. Dies tut der Tatsache, dass die DVD einen interessanten Einblick in die Welt der Wissenschaft gibt, keinen Abbruch. Für alle kleinen neugierigen Nachwuchsforscherinnen und -forscher ist diese daher sicherlich sehr empfehlenswert und am Ende kann sich schließlich jeder seinen ersten Hochschulabschluss, das Schlaumeierdiplom, abholen.KinderUni-DVD. Die Welt ist bunt. Video-DVD/Vollbild 4:3/Stereo 2.0/Länge: 100 Minuten und 20 Minuten Extras. Johannes Gutenberg Universität Mainz (Hg.). Remscheid: Gardez Verlag, 2005, 14,95 Euro
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Michaela Bittner
Beitrag als PDFEinzelansichtMichaela Bittner: Lilipuz macht Schule
Lilipuz, das tägliche Radioprogramm für Kinder auf WDR5, macht immer mittwochs Schule und sendet live aus einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen. Lilipuz bietet seinen Hörerinnen und Hörern täglich ein buntes Radioprogramm und richtet sich vorrangig an Kinder im Grundschulalter.
Täglich beginnt Lilipuz mit den Kindernachrichten „Klicker“, in denen dem jungen Publikum in fünf Minuten alle wichtigen Ereignisse des Tages altersgerecht erklärt werden sollen. Je nach Thema folgen dann Reportagen über für Kinder interessante Dinge, den Zeitkreisel, in dem historische Ereignisse thematisiert werden, oder Peters Leibesübungen, mit denen Sportreporter Peter neue Sportarten testet. Hörspiele werden ebenso gesendet wie Themen rund um Wissenschaft oder ein Serviceteil für Kinder mit einer Aufklärungsreihe und Kochtipps. Jeden Mittwoch gestalten nun die Hörerinnen und Hörer selbst die Sendung.
Nach einer erfolgreichen Pilotphase kann sich jede vierte Klasse einer Grundschule in Nordrhrein-Westfalen bewerben. Umfangreiches Begleit- und Unterrichtsmaterial ergänzen den Lilipuztag und ermöglichen eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Medium Radio im Unterricht.Während des Medienprojekts sollen Schülerinnen und Schüler im Unterricht die Besonderheiten des Mediums Radios anhand von Lilipuz kennen lernen. Das Thema Nachrichten bildet einen weiteren Schwerpunkt des Projektes. Mit dem Ziel, eine eigene Klicker-Ausgabe zu produzieren, sollen die Kinder ergründen, wie Nachrichten ausgewählt, und geschrieben werden, woher die Informationen dafür kommen und was das besondere an Kindernachrichten ist. Der Höhepunkt des Projekts ist nach einer circa zwei-wöchigen Vorbereitungsphase der Tag der Live-Sendung, an dem das Lilipuz-Team mit einem Übertragungswagen an die jeweilige Schule kommt. In zwei Gruppen bereiten die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag die Sendung vor. Während die eine Gruppe die Kindernachrichten „Klicker“ erstellt, die Themen hierfür auswählt und die Mitteilungen schreibt, bereitet eine andere Gruppe die Lilipuz-Sendung vor. Aus den zahlreichen Formaten, die Lilipuz bietet, wird abwechselnd ein geeignetes ausgewählt, so stehen manchmal Peters Leibesübungen an oder die Hexenküche wird aufgebaut oder es ist Erzähltag und die gesamtes Schule diskutiert zu einem bestimmten Thema, das die teilnehmende Klasse vorher festlegt hat. Egal wie die Lilipuz-Sendung aussieht, alle erleben und gestalten Radio aktiv mit. Im Unterricht soll die Sendung schließlich ausführlich nachbereitet werden. Zur Vor- und Nachbereitung steht ein grundlegendes Materialpaket für die Lehrkräfte zur Verfügung. Unterrichtsvorschläge können in die Stunden integriert werden. So kann zum Einstieg anhand einer Lilipuz-Sendung über Radio diskutiert und die Lilipuz-Internetseite ergründet werden. Altersgerechte Arbeitsblätter regen die Schülerinnen und Schüler hierbei zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema an. Dokumentationen, Zeitpläne und Checklisten erleichtern den Lehrkräften die Organisation. Mit Lilipuz macht Schule soll Schülerinnen und Schülern ein kreativer Zugang zum Medium Radio, aber vor allem auch zum Hören und Zuhören vermittelt werden. Das Konzept Kinder machen Radio für Kinder wird durch eine fundierte und umfangreiche Unterstützung des Lilipuz-Teams begleitet. Das Projekt kann als Beispiel für eine umfangreiche, abgestimmte und integrierte Medienarbeit in der Grundschule gelten und es bleibt die Hoffnung, dass Lilipuz nicht nur ein einmaliges Projekt ist, sondern Schulen einen Impuls gibt, einen fächerübergreifenden und aktiven Umgang mit Medien zu fördern und in den Unterrichtsalltag zu integrieren. Trotz allen medienpädagogischen Überlegungen will „Lilipuz macht Schule“ aber vor allem eines: Den Kindern Spaß machen.
Informationen unter www.lilipuz.de
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Michaela Bittner
Beitrag als PDFEinzelansichtCarola Schöppel: Klassische Musik für die Kleinsten
Bach, Mozart, Vivaldi & Co. schon im Kinderzimmer? Das klingt im ersten Moment nach Bildungsehrgeiz und Überforderung. Diese CDs jedoch sollen keine Initialzündung für eine spätere Komponistenkarriere à la Mozart oder Mendelssohn sein. Sie wollen vielmehr Babys, Kleinkinder und natürlich auch ihre Eltern zum entspannten, förderlichen und kreativen Umgang mit klassischer Musik einladen.Der Gehörsinn gehört zu den ersten Sinnesorganen, die sich während der Monate im Mutterleib entwickeln, und es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bereits allererste Erfahrungen wie das Hören der Mutterstimme prägend sein können.
NAXOS hat mit den beiden CDs „Hören, Lernen, Wachsen“ und „Hören, Lernen, Wachsen – Musik zur Guten Nacht“ eine Auswahl an beruhigender, klassischer Musik zusammengestellt, die den gemeinsamen Hörgenuss von Eltern und Kind fördern sollen.Die Vielfalt der ausgewählten Lieder, teilweise nur von einem Klavier, teilweise aber auch von einem ganzen Orchester gespielt, reicht von Brahms’ berühmtem „Wiegenlied“ über Bachs „Air“ bis hin zu Mozarts „Kleiner Nachtmusik“.Die CDs ermöglichen einen leichten Einstieg zur klassischen Musik und werden somit zum Hörerlebnis für Groß und Klein!Hören, Lernen, Wachsen (2004)/Hören, Lernen, Wachsen – Musik zur Guten Nacht (2005). Münster: Naxos. www.naxos.de, jeweils 6,99 €
Beitrag aus Heft »2006/03: Manga, Bollywood und Martial Arts«
Autor: Carola Schöppel
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