2005/06: Digitale Klüfte
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Wissenschafts-Redaktion: Digitale Klüfte
Phänomene sog. „Digitaler Klüfte“ und deren mögliche Auswirkungen auf gesellschaftliches Zusammenleben bildeten den Ausgangspunkt zur Konzeption dieses Heftes. Wirft man einen Blick darauf, wie Heranwachsende mit Computer und Internet umgehen, ist aus der Perspektive der Medienpädagogik zu konstatieren, dass sich an dieser Stelle mehr Fragen als Antworten auftun.
Eine erste Frage betrifft den Gebrauch von Medien als Vermittler von Wissen und Information. Hier ist eine Kluft zu beobachten zwischen jenen, die als bildungsbevorzugt und jenen, die als bildungsbenachteiligt bezeichnet werden. Letztere geben beispielsweise textbasierten Medien, auch dem Internet, weniger Gewicht und wenden sich auf dem Informationssektor häu-figer den Boulevardangeboten zu. Zudem sind bildungsbenachteiligte Heranwachsende häufig unter jenen zu finden, die sich vorrangig spielorientiert mit PC und Internet beschäftigen. Bildungsbenachteiligte Jugendliche sind offenbar weniger in der Lage, einen reflektierten Umgang mit medialen Informationswelten zu entwickeln, d. h. Informationen einzuordnen und damit deren Relevanz für die eigenen Lebensvollzüge abzuschätzen. Die Forderung nach dem Schließen der Bildungskluft trägt nur einen Teil zur Lösung des Problems bei. Es stellen sich auch Fragen nach den Formen von medialer Wissens- und Informationsvermittlung: Ist ein spielerischer Zugang zu Medien nicht durchaus nutzbar zu machen, um z.B. die Aufbereitung von Information und Wissen neu zu überdenken und damit den unterschiedlichen Bedürfnis-sen und Fähigkeiten von Heranwachsenden Rechnung zu tragen? Welches Wissen ist über welche Medien zugänglich, erweist sich dieses Wissen als brauchbar und genügt es den ver-schiedenartigen Nutzungsansprüchen?
Eine zweite Frage betrifft die geschlechtspezifischen Spielarten medialer Aneignungsprozesse. Es lassen sich zwar im Laufe der medialen Sozialisation der Geschlechter gemeinsame Eckpunkte bestimmen, wie z.B. das Interesse an der medialen Darstellung von Familienalltag und Zusammenleben, die sich teilweise unabhängig vom Geschlecht ausbilden. Es ist aber zu beobachten, dass Mädchen und Jungen von klein auf – innerhalb dieser kinder- und jugendkulturellen Gemeinsamkeiten – auf unterschiedliche Weise mit Medien umgehen, verschiedenartige Präferenzen entwickeln und den Medien verschiedene Funktionen zuschreiben. Ge-rade in Bezug auf den Umgang mit Computer und Internet erhält diese Diskussion neue Aktualität, da das Bild vom männlichen Technikfreak und seinem tendenziell technikfeindlichen weiblichen Gegenpart in dieser Form keineswegs aufrechtzuerhalten ist, wie z.B. die hohe Wertschätzung des Internets bei Jungen wie bei Mädchen im Jugendalter zeigt. Wie kann also der „andere“ Umgang von Mädchen und Frauen mit Informations- und Kommunikationstechniken angemessen gefasst und bewertet werden, ohne Gefahr zu laufen, dass er von vornher-ein als defizitär belegt wird und damit der „männliche“ Umgang als absolut und richtig gesetzt wird?Eine dritte Frage betrifft den Stellenwert von Informations- und Kommunikationstechniken zur Teilhabe an politischer Kultur. Hier gilt es zunächst zu klären, auf welchen gesellschaftlichen Ebenen das Subjekt teilhaben will und kann und welche Formen von Teilhabe an der Gesellschaft medial vermittelt sind. Abhängig davon kann bestimmt werden, wie das verfügbare Medienensemble beschaffen sein soll, um eine entsprechende Teilhabe zu ermöglichen. Dies tangiert z.B. die Entscheidung über die Anschaffung eines Zugangs zu solchen Techniken (die infrastrukturelle Verfügbarkeit vorausgesetzt): Es könnte ja auch eine durchaus be-wusste Entscheidung sein, sich z.B. gegen einen Internetanschluss zu Hause zu entscheiden, da kein Nutzen davon zu erwarten ist. Die Frage lautet daher, wie das Subjekt Medien in sei-nen Gebrauch nehmen kann, um an den für es relevanten gesellschaftlichen Prozessen ange-messen teilzuhaben. Dies betrifft sowohl den Austausch mit anderen im unmittelbaren Nah-raum und im weiteren sozialen Umfeld als auch das Agieren in sozialen Netzwerken, die au-ßerhalb der persönlichen Erreichbarkeit liegen.
Das vorliegende Heft will Anregungen bieten, um sich mit Fragen wie diesen auseinander zu setzen. Dabei geht es weniger darum, fertige Antworten zu liefern, als vielmehr einen Diskurs über ein vielschichtiges Thema anzuregen. Die Autorinnen und Autoren wurden aufgefordert, aus unterschiedlichen Disziplinen und dementsprechend aus verschiedenen Perspektiven Ausschnitte zum Thema „Digitale Klüfte“ zu beleuchten. Wir freuen uns, in diesem Heft ein vielfältiges Spektrum an Beiträgen versammeln zu können, die empirisch und theoretisch fundier-te, interessante und neuartige Aspekte zu den Funktionen von „neuen“ Informations- und Kommunikationsmedien in Bezug auf die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen thematisieren.Im einführenden Artikel „Die Rolle digital-interaktiver Medien für gesellschaftliche Teilhabe“ kontrastiert Heinz Bonfadelli zunächst die technikeuphorische mit der technik- bzw. me-diendeterministischen Perspektive und klärt die grundsätzlichen Annahmen zu den Potenzia-en und Gefahren in der sog. Informationsgesellschaft. Sein Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung erläutert er an ausgewählten Ebenen innerhalb dieses Themas: Am Verhältnis von digitaler Spaltung und Wissensklüften, an den Erwartungen bezüglich demokratischer Entwicklung von Gesellschaft und den Formen politischer Partizipation über Medien, der Frage nach möglicher sozialer Isolation durch eine exzessive Nutzung von Internet und PC sowie den Erfordernissen zur Ausbildung bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten in Bezug auf digital-interaktive Medien.Zwei wichtige Einflussgrößen zur Herausbildung spezifischer Umgangsweisen mit Internet und Computer, die regionale Zugehörigkeit und das Geschlecht, werden in den folgenden Artikeln diskutiert. Den Unterschieden in der Internetnutzung in städtischen und ländlichen Regionen gehen Michael Jäckel, Thomas Lenz und Nicole Zillien in ihrem Beitrag „Stadt-Land-Unterschiede der Internetnutzung – eine empirische Untersuchung der regionalen digita-len Spaltung“ nach. Ihre These lautet, dass neben soziodemografischen Faktoren wie Ge-schlecht, Alter und Bildung die Zugehörigkeit zu städtischer oder ländlicher Region selbst einen Einfluss auf die Übernahme von Internettechnologien ausübt. Einen wichtigen sozio-demografischen Faktor in der Internetnutzung, dem Geschlecht und dessen Zusammenhängen mit dem Umgang mit PC und Internet thematisieren Diana Ðaparnienë und Gediminas Merkys in ihrem Beitrag „Mediennutzung und Geschlechtsspezifität: Von der Diskriminierung zur Emanzipation.“ Sie diskutieren anhand empirischer Daten aus Litauen mögliche Ursachen für diese Nutzungsunterschiede.
Einblicke in das Medienhandeln in jugendlichen Lebenswelten und in außerschulischen Kontexten gewährt der nächste thematische Block. Gemeinsam ist den ersten drei Artikeln die Thematisierung der sozio-kulturellen Verankerung jugendlichen Medienhandelns, das nur mit dem Blick auf die Lebenswelten Jugendlicher zu verstehen ist. Den Anfang macht Nadja Kutscher mit ihrem Beitrag „Wie im ganz normalen Leben auch – Soziale Unterschiede in der Internetnutzung und Bildungsteilhabe von Jugendlichen.“ Sie verdeutlicht, dass in der Realität vorhandene Unterschiede in Bezug auf die sozio-kulturelle Herkunft sich auch in den Um-gangsweisen mit dem Internet fortsetzen und diskutiert diese Ergebnisse in Bezug auf die Erwartungen an Bildungsangebote im Internet. Angela Tillmann stellt basierend auf den Ergebnissen der 2003 durchgeführten Evaluation von LizzyNet, einer Mädchen-Internetplattform, verschiedene Typen von Internetnutzerinnen vor und verdeutlicht den Stellenwert einer nur für Mädchen zugänglichen Plattform im Hinblick auf selbstbestimmte Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten in virtuellen Welten.
Sebastian Hacke, Heike Schaumburg und Sigrid Blömeke geben in ihrem Artikel „Meine Mutter schimpft ja, wenn ich ins Chatten reingehe“ einen Einblick in ein aktuelles Forschungsprojekt zur Medienaneignung deutscher und türkischer Jugendlicher. Ihre Grundannahme lautet, dass jugendliche Medienkompetenz sozial situiert ist bzw. geformt wird, d. h. sich innerhalb von subjektiven Bedeutungszusammenhängen und Möglichkeitshorizonten konstituiert.
Nerds, Geeks und Hacker stehen im Mittelpunkt des Beitrags "Everybody has an innergeek" von Claude Draude. Sie geht der Frage nach, ob der Mythos des technisch versierten Freaks noch in der Form aufrechterhalten werden kann und kommt zu dem Schluss, dass durch die Integration von Kommunikationstechnologien neue Räume entstehen, die in Verknüpfung mit den Lebenswelten der einzelnen, z.B. über kreatives Experimentieren, ästhetisch/künstlerische Aspekte oder gesellschaftspolitisches Interesse – durch Teilhabe an der Welt und eben nicht durch Abkehr von ihr gekennzeichnet sind.
Im Beitrag von Jutta Röser steht „das Zuhause als Ort der Aneignung digitaler Medien“ im Mittelpunkt. Die Autorin veranschaulicht Prozesse der „domestification“ von Medien anhand empirischer Nutzungsdaten und zeigt zugleich deren beschränkte Aussagekraft auf. Ihr zentrales Anliegen ist es, Kontexte und Orte des Medienhandelns wie das Zuhause verstärkt in den Blick zu nehmen, um den Bedeutungszusammenhängen in der Aneignung digitaler Kommunikationstechnologien vertieft nachgehen zu können, was sie anhand eines Fallbeispiels illustriert.
Zwei Beiträge widmen sich der Rolle der Schule bei der Vermittlung von Medienkompetenz. Martin Senkbeil stellt in seinem Beitrag „Gleiche Chancen für alle? - Befunde aus PISA 2003 zum Stellenwert der Schule beim Erwerb von Computerkenntnissen bei benachteiligten Jugendlichen anhand der empirischen Daten von PISA 2003“ dar, welcher Stellenwert der Schu´le beim Umgang mit dem Computer zukommt. Sein Fazit lautet, dass es den Schulen in den OECD-Staaten offensichtlich nicht gelingt, die Defizite bei den in Bezug auf Computeraus-stattung „von Hause aus“ benachteiligten Schülerinnen und Schülern in relevantem Ausmaß zu verringern.Die Rolle der Schule als Ausgleichsinstanz zur Nivellierung einer digitalen Kluft zwischen Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher sozioökonomischer und kultureller Herkunft thematisieren auch Sven Jöckel, Jochen Schöllkopf und Thomas Döbler in ihrem Artikel „Medienzugang und -kompetenz für alle? – Die Rolle der Schule bei der Nivellierung von Unterschieden bezüglich der Nutzung neuer Medien.“ Sie befragten dazu nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern ließen in ihrer Studie auch Schulleiter selbst zu Wort kommen, um ihre Bewertungen und Meinungen zu erheben.
Aus der Perspektive der Wissenskluftforschung geht Mirko Marr abschließend der Frage „Wem nutzt die Netznutzung?“ nach. Aus seiner empirischen Analyse zieht er differenzierte Schlussfolgerungen in Bezug auf den Einfluss des Internets auf das Wissen in verschiedenen demografischen Gruppen und setzt ein grundsätzliches Fragezeichen hinter die Gleichsetzung von Zugangsdisparitäten und der Verschärfung sozialer Ungleichheiten.
Die Redaktion der merzWissenschaft wünscht allen Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre.
Heinz Bonfadelli: Die Rolle digital-interaktiver Medien für gesellschaftliche Teilhabe
Vor dem Hintergrund des Strukturwandels der klassischen Medien skizziert der Beitrag die Spannbreite von Leistungserwartungen, aber auch Befürchtungen und Risiken, die mit den digital-interaktiven Medien hinsichtlich gesellschaftlicher Teilhabe verknüpft werden. Skizziert wird, dass gerade optimistische Argumentationen sich meist einseitig nur auf die technologischen Potenziale des Internets abstützen und Zugang für alle fordern, während die soziale Einbettung des Umgangs ausgeblendet wird. Gerade hier besteht aber die Gefahr, dass bestehende soziale Privilegierungen und bildungsmäßige Ungleichheiten durch das Internet verfestigt werden und sich als Folge Kommunikations-, Wissens- und Partizipationsklüfte weiter verstärken könnten. Unter dem Stichwort „Medienkompetenz“ sind darum bildungspolitische Anstrengungen zur aktiven Befähigung der Nutzer notwendig.
Considering the structural change of classic media this article outlines both the expectations as well as fears and risks about digital and interactive media concerning their potential for social participation. Optimistic argumentations demanding internet access for everybody mainly concentrate on technological potentials of the internet and disregard its social embedding. At this point there is a risk that already existing social privileges and educational differences become even more severe and result in communication-, knowledge- and participation-gaps. Regarding “media literacy” as a key word more educational policy actions are necessary to develop an active and competent internet usage.
Michael Jäckel/Thomas Lenz/Nicole Zillien: Stadt-Land-Unterschiede in der Mediennutzung
Eine digitale Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern existiert. In amerikanischen Untersuchungen wird diese nicht nur mit den sozioökonomischen Unterschieden zwischen erklärt – auch die Stadt-Land-Zugehörigkeit als solche hat Einfluss auf Art und Ausmaß der Internetnutzung. Unsere Auswertungen des ALLBUS 2004 zeigen, dass sich auch in Deutschland die Tatsache, ob eine Person auf dem Land oder in der Stadt lebt, auf die Art der Internetnutzung auswirkt.
A digital gap between urban and rural areas does exist. Several American studies demonstrate that this gap cannot be explained completely by socio-economic differences between urban and rural residents. Whether people are living in a city or in a rural area has some influence of its own on the way people use the Internet. Our own research – based on the ALLBUS 2004 – confirms that this assumption is also evident for Germany.
Beitrag aus Heft »2005/06: Digitale Klüfte«
Autor: Michael Jäckel, Thomas Lenz, Nicole Zillien
Beitrag als PDFEinzelansichtDiana Ðaparnienë/Gediminas Merkys:Mediennutzung und Geschlechtsspezifität: Von der Diskriminierung zur Emanzipation
Es werden die Ergebnisse empirischer Studien über die Mediennutzung von Studierenden vorgestellt. Die Daten dokumentieren geschlechtsspezifische Leistungsdifferenzen, die eine Standardabweichung von einem Wert bis 1,0 erreichen. Es zeigte sich, dass die digitale Kompetenz stark vom PC-Besitz sowie von der Motivation und emotionalen Beziehung zum Computer abhängt, wobei letztere Kriterien auch starke geschlechtsspezifische Effekte aufweisen. Die Erhebung erfasst eine Zeit (2001), die durch massenhaften Eindrang des Computers in den Alltag der litauischen Studierenden gekennzeichnet ist.
This article presents the results of empirical studies concerning the media usage of University students. The data are documenting sex-specific differences up to 1,0 of standard deviation. Computer ownership, motivation and the emotional relation to the computer turned out to be the deciding factors for digital literacy. Both predictors, motivation and emotional relation to the computer, show sex-specific effects. The studies were realized in 2001, when the computer penetrated the everyday-life of Lithunian students in vast numbers.
Beitrag aus Heft »2005/06: Digitale Klüfte«
Autor: Diana Ðaparnienë, Gediminas Merkys
Beitrag als PDFEinzelansichtNadia Kutscher: „Wie im ganz normalen Leben auch“
Untersuchungen zur Internetnutzung von Jugendlichen zeigen, dass der informelle Kontext des Internets einerseits prinzipiell die Aneignung von Wissen, Kompetenzen und Räumen, andererseits auch die Fortsetzung bzw. Reproduktion sozialer Ungleichheit befördern kann. Es wird gezeigt, wie nonformale und sozial kontextualisierte Bildungsangebote zu mehr Bildungsteilhabe führen könnten und damit zumindest teilweise eine Reproduktion gesellschaftlicher Stratifizierung überwinden helfen. In vorliegendem Beitrag werden Bildungstheorien auf der Basis dieser Ergebnisse diskutiert und Thesen zu einem differenzierten Bildungsverständnis im Kontext Neuer Medien entwickelt.
New research on the internet use of young people shows that the informal context of the internet facilitates the appropriation of knowledge, capabilities and space on the one hand but it forces the reproduction of social inequality within the medium (“digital inequality”) on the other hand. Nonformal educational services could lead to more educational participation and reduce at least partially the reproduction of social stratification. In this article learning theories will be discussed based on empirical results and theses are being developed for a differentiated understanding of education in the context of new media.
Angela Tillmann: LizzyNet – Handlungsspielräume für Mädchen im Internet
Die Ergebnisse einer Studie, in deren Rahmen eine Online-Community für Mädchen (Lizzy-Net) evaluiert wurde, weisen darauf hin, dass geschützte Räume für Mädchen auch im Internet Sinn machen. Mittels einer Gesamtstichprobe, 36 Leitfaden-Interviews und teilnehmender Beobachtung konnte gezeigt werden, dass die Mädchen motiviert werden, sich fern der Männer-und Erwachsenenwelt aktiv mit sich und den neuen Medienwelten auseinander zu setzen, sich gegenseitig bei der Ausbildung kommunikativer Kompetenzen zu unterstützen und eigene Aneignungspraktiken zu entwickeln.
The results of the evaluation of an online-community for young girls (lizzynet) highlight the importance of protected, supervised virtual environments for girls only. Taking data gained from sample surveys, 36 face-to-face interviews and observant participation, this evaluation shows how girls use informal settings to support and motivate themselves to active participation, to improve their communication resp. media skills and to develop own activities of appropriation.
Sebastian Hacke/Heike Schaumburg/Sigrid Blömeke: „Meine Mutter schimpft ja, wenn ich ins Chatten reingehe“
Ausgehend von Überlegungen zum Digital Divide und der Wissensklufthypothese wird auf der Grundlage wissenssoziologischer Annahmen eine Betrachtungsweise von Medienkompe-tenz aus der Akteurssicht entworfen, die in soziale Bezüge eingebettet ist. Anhand von Aus-zügen aus Interviews mit türkischen und deutschen Jugendlichen, die im Rahmen der vorlie-genden Untersuchung geführt wurden, wird abschließend illustriert, wie Medienkompetenz mit der sozialen Umwelt Jugendlicher verwoben ist und davon geformt wird.
Taking into account the Digital Divide and the knowledge gap hypothesis, and based on assumptions from knowledge sociology, we look at media competence from a user perspective that is rooted in and shaped by the social environment of the individual. To illustrate this view, extracts of interviews with Turkish an German adolescents which the current study is based on are provided.
Beitrag aus Heft »2005/06: Digitale Klüfte«
Autor: Sigrid Blömeke, Sebastian Hacke, Heike Schaumburg
Beitrag als PDFEinzelansichtClaude Draude: "Everybody has an innergeek"
Der Artikel geht der Frage nach, welche Menschen als technologisch besonders neugierig gelten. Technologische Neugier meint, ein nachhaltiges Interesse an den Gestaltungs- und Wirkprinzipien digitaler Technologie zu entwickeln, welches, über die bloße Nutzung hinaus, Lust auf Einflussnahme auf diese macht. Zunächst werden soziale Konstruktionen technologischer Neugier betrachtet, um in einem weiteren Schritt Momente und Motive ihrer Entstehung auszumachen, die sich von feststehenden identitätslogischen Diskursen lösen. Bei der Analyse technologischer Neugier lässt sich eine ko-konstruktive Kopplung der Ausbildung von Identität und Technologie beschreiben.
This article focuses on people and scenes who can be considered especially curious in digital technology. Technological curiosity is more than using technology furthermore it also implies the fascination for creating and therefore influencing technology. Firstly, the social construction of technological curiosity is discussed. In a second step all aspects of its development will be analysed by deconstructing established discourses of identity. With this analysis a co-constructive connection in developing identity and technology can be described.
Jutta Röser: Das Zuhause als Ort der Aneignung digitaler Medien
Der Beitrag rückt das „Zuhause“ als zentralen Ort der Aneignung digitaler Medien in den Blick. Im Zentrum steht eine theoretische Konzeptionierung des Domestizierungsprozesses und seiner Folgen für gesellschaftliche Teilhabe, die an ethnographischen Ansätzen der britischen Cultural Studies anknüpft. Mit diesem Konzept werden aktuelle Daten zur Internetnutzung analysiert und zu „Digital Divide“-Prognosen kontrastiert. Anhand von Fallstudien werden Dimensionen des häuslichen, insbesondere geschlechtsgebundenen Medienhandelns und ausgewählte Befunde vorgestellt.
This paper discusses the “home” as a significant place for digital media reception. It suggests a theoretical conception of the domestication process and its impact on social participation, drawing on ethnographic approaches of British cultural studies research. This concept is applied to the analysis of prevailing data for internet usage, thereby contradicting some prognoses of the “Digital Divide” position. Based on various case studies, different dimensions of domestic media consumption as well as selected empirical findings are introduced and discussed, particularly concerning the notion of gender.
Martin Senkbeil: Gleiche Chancen für alle?
Eine zentrale Aufgabe der Schule ist es, Chancengleichheit im Zugang zu Wissen und Bildung zu gewährleisten. Anhand der in PISA 2003 erhobenen Daten zur Computervertrautheit wird daher der Frage nachgegangen, inwieweit die schulische Computernutzung zu einer Abnahme des digital divide führt. Die Befunde geben keine eindeutigen Hinweise auf eine Ab- oder auch Zunahme des digital divide. Jedoch lassen sich Staaten (z.B. skandinavische Länder) identifizieren, in denen Schüler mit unzureichender häuslicher Computer-Ausstattung offensichtlich erheblich effektiver gefördert werden als in anderen Ländern. Zu letzteren gehören vornehmlich die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz.
One of the central tasks of school is to ensure equal opportunities in access to knowledge and education. Using the data collected on computer familiarity in PISA 2003, the extent to which the use of computers in schools leads to a decrease in the digital divide is therefore examined. The results do not provide any definite evidence of an increase or decrease in the digital divide. However, some countries can be identified (e.g. Scandinavian countries) where students with inadequate computer equipment at home were evidently supported much more effectively than in other countries. The latter countries include, in particular, the German-speaking countries Germany, Austria and Switzerland.
Sven Jöckel/Jochen Schöllkopf/Thomas Döbler: Medienzugang und -kompetenz für alle?
Zwischen Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Schultyps und verschiedener sozialer Herkunft sowie zwischen deutschen und ausländischen SchülerInnen zeigen sich Unterschiede in der Nutzung von Medien allgemein sowie insbesondere im Hinblick auf den Zugang zum Internet und dessen Nutzung. Die Nivellierung dieser Unterschiede und die Vermittlung eines kompetenten Umgangs mit Medien sind wichtige Aufgaben der Schule, die diese nur begrenzt erfüllen kann. Gelingt es den Hauptschulen vor allem, Zugangsunterschiede ihrer Schüler etwas auszugleichen, vermögen die Gymnasien partiell Mediennutzung kritisch zu reflektieren.
Pupils of different school types and different socio-economic status as well as German and foreign pupils differ in the use of media in general and especially in access and usage of the internet. The levelling of these discrepancies and the improvement of media literacy are central tasks for German schools. However, their possibilities are restricted. Within the three-tiered German School system at the secondary level the lowest school form (Hauptschule) aims at compensating the Digital Divide derived from different socio-economic backgrounds. In the highest level of secondary education (Gymnasium) schools are partially successful in providing a basis for a critical interrogation of media content.
Beitrag aus Heft »2005/06: Digitale Klüfte«
Autor: Sven Jöckel, Jochen Schöllkopf, Thomas Döbler
Beitrag als PDFEinzelansichtMirko Marr: Wem nutzt die Netznutzung?
Auf der Basis eines erweiterten Verständnisses des Problems der digitalen Spaltung und mit Bezug auf theoretische Positionen der Wissenskluftforschung fragt der Beitrag nach dem Einfluss der regelmäßigen Internetnutzung auf den Wissenstand und den diesbezüglichen Differenzen zwischen verschiedenen demografischen Vergleichsgruppen. Die Befunde zeigen, dass die Netznutzung bei weniger gebildeten Personen, bei den Jungen und bei den Männern zu einer Erweiterung des Wissens beiträgt. Dies gilt jedoch allein für die Dimension des Wahrnehmungswissens (knowledge about), während die Internetnutzung auf der anspruchsvolleren Ebene des Erklärungswissen (knowledge of) folgenlos bleibt.
Questioning the expected negative consequences of the digital divide the study asks from a knowledge gap perspective for the effects of internet use on public affairs knowledge across different social groups. The results show that using the internet contributes to knowledge gain among low educated, young and male persons. However, this counts only for the dimension of awareness knowledge, whereas no internet related effects occur on the more sophisticated level of in-depth knowledge.
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