2005/02: Medien machen Schule?!
thema
Hans-Dieter Kübler: Computer installiert - (Medien-)Pädagogik passé?
Die Ausstattung deutscher Schulen mit Computern und Internetanschlüssen hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.
Doch haben sich damit auch die Erwartungen bezüglich neuer Lernformen und medienpädagogischer Erfolge erfüllt, die damit verbunden waren? Dieser Beitrag untersucht, wie es um die Entwicklung der Medienpädagogik und kompetenz derzeit bestellt ist.
(merz 2005-2, S.9-16)
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Hans-Dieter Kübler
Beitrag als PDFEinzelansichtDieter Spanhel: Zehn Jahre schulische Medienpädagogik
Im Jahr 1995 wurde die Medienerziehung in der Schule als Aufgabe festgelegt.
Aus der Perspektive der Schule soll hier untersucht werden, welchen Weg die Medienerziehung und die Mediendidaktik in diesen zehn Jahren genommen haben und wie es momentan um sie bestellt ist.
(merz 2005-2, S.17-22)
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Dieter Spanhel
Beitrag als PDFEinzelansichtChristian Fritsche: Qualitätskriterien für Medienprojekte
Die Zahl der an Schulen durchgeführten Medienprojekte ist unüberschaubar groß und in vielen Fällen werden sie nicht systematisch evaluiert.
Deshalb sollen hier Qualitätskriterien vorgeschlagen und exemplarisch gelungene Modelle vorgestellt werden.
(merz 2005-2, S.23-27)
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Christian Fritsche
Beitrag als PDFEinzelansichtSandra Ostermann / Hendrik Bunke / Heidi Schelhowe: Offene und interdisziplinäre Lernkultur mit Digitalen Medien
In dem vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse aus dem ersten Jahr (2003/04) des Lehr- und Forschungsprojekts ZIM@School (ZIM heißt „Zentrum für Interaktion mit Digitalen Medien“) vorgestellt, das von der Cornelsen-Stiftung „Lehren und Lernen“ gefördert und in der Arbeitsgruppe „Digitale Medien in der Bildung“ (DiMeB) an der Universität Bremen in Kooperation mit Bremer Schulen durchgeführt wird.
Neben Ausgangssituation und Beschreibung des Projekts werden die zentralen Aspekte der wissenschaftlichen Begleitforschung auf der Grundlage von teilnehmenden Beobachtungen und qualitativ erhobenen Daten genannt.
(merz 2005-2, S.28-33)
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Sandra Ostermann, Hendrik Bunke, Heidi Schelhowe
Beitrag als PDFEinzelansichtMedienpädagogische Projekte an Schulen
Nach den vorausgegangenen Beiträgen, die oftmals die mangelnde Implementierung von Medienpädagogik in das Schulsystem beklagen, sollen nun einige medienpädagogische Praxisprojekte steckbriefartig vorgestellt werden. Denn auch wenn es noch kaum systematische schulische Medienerziehung gibt, so werden doch an vielen Schulen mit großem Engagement einzelne Projekte durchgeführt, bei denen Medien nicht nur als technische Hilfsmittel dienen, sondern im Sinne eines ganzheitlichen, selbstbestimmten Umgangs mit Kommunikationsmitteln gebraucht werden. Die folgenden Darstellungen können aufgrund des begrenzten Platzes im Heft nur einen kleinen Eindruck von der Vielfalt solcher Projekte geben. Wir haben uns bemüht, bei unserer Auswahl der Projekte unterschiedliche Schularten, Klassenstufen, Medienarten und Regionen wiederzugeben.WassermusikZiel des Projektes war es, Kinder einer ersten Klasse Grundschule ihre Umwelt medial erkunden zu lassen und die Ergebnisse am Computer mit Hilfe einer Autorensoftware (Mediator 7.0) zu bearbeiten und zu präsentieren. Ausgehend von Händels Wassermusik machten sie sich auf den Weg, um Töne und Bilder zum Thema Wasser einzufangen. Ausgerüstet mit digitaler Fotokamera, Mikrofon und Kassettenrekorder sammelten sie in ihrer unmittelbaren Umgebung Töne und Bilder, um sie anschließend mit der Autorensoftware am Computer zu bearbeiten und zu zeigen, wie Händel heute klingen würde. Das Projekt zielte darauf ab, mit Kindern einer ersten Klasse Möglichkeiten der aktiven Medienarbeit zu erproben. Sowohl digitale Kamera als auch Kassettenrekorder eignen sich hervorragend, um mit Kindern dieser Altersstufe zu arbeiten. Die Arbeit mit der Autorensoftware Mediator 7.0 ermöglicht den Kindern darüber hinaus, kreativ eigene Seiten am Computer zu erstellen und ihre eigenen Kompositionen erklingen zu lassen. Das Projekt wurde außerdem geschlechtsdifferenziert durchgeführt. Um den eigenständigen Zugang der Mädchen und Jungen sowohl zum Thema Wasser als auch zu den Medien zu ermöglichen, wurde in getrennten Mädchen- und Jungengruppen gearbeitet. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Lehrerin der Klasse durchgeführt und in den Vormittagsunterricht der Grundschule eingebaut. Da Wasser Thema des Lehrplans der Grundschule ist, ließ es sich ohne Problem in den normalen Unterricht integrieren. Die Bearbeitung des Themas unterschied sich jedoch erheblich vom normalen Unterricht, da den Kindern ein eigenständiger, interessengeleiteter Zugang ermöglicht wurde.Die Ergebnisse des Projektes wurden sowohl als CD-ROM aufbereitet und der Schule zur Verfügung gestellt als auch im Internet auf der Plattform des virtuellen Umweltbildungszentrums www.vuz-web.de veröffentlicht. Günther AnfangNee, den wollen wir nicht!Den meisten SchülerInnen der Aziz-Nesin Schule, die an dem Projekt teilnahmen, waren Hörspiele fremd. Die Gestaltung von Computerspielen und Fernsehfilmen war ihnen viel vertrauter als die eines Hörspiels. Das Hörspielprojekt sollte dazu beitragen, dass sich dies ändert. Durch die akustisch erzählte Geschichte eines Jungen, der in einem Internat am Meer lebt und von dort Briefe an seine Mutter über seine Erlebnisse schreibt, entdeckten die Schüler Stück für Stück die verschiedenen Hörspielelemente. In den folgenden Stunden konnten sie ihr Wissen dann praktisch erproben: Mit vielen Geräuschen nahmen sie ein Hörbild ihrer Schule auf, testeten das Zusammenwirken von Musik und Sprache anhand eines Gedichtes und erprobten den Ausdruck ihrer Stimme in verschiedenen Übungen. Dann konnten sie sich endlich daran machen, ihr eigenes Hörspiel zu produzieren. Jeder bekam die Aufgabe, sich eine Geschichte zu überlegen und diese in wenigen Sätzen aufzuschreiben. Aus den dabei entstanden Entwürfen wurde eine Geschichte ausgewählt und solange weiterentwickelt, bis ein vollständiges Hörspielskript mit Szenen und Dialogen, der Rollenverteilung und den benötigten Geräuschen und Requisiten feststand. Das Hörspiel der SchülerInnen Nee, den wollen wir nicht setzt sich mit dem Themen �Gewalt in der Schule� und �Gewalt zu Hause� auseinander. Hierzu hatten sich die Schüler in der Stunde zuvor mit Mikrofon und Aufnahmegerät befragt und ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht. Die Geräusche für ihr Hörspiel konnten die Kinder fast alle in der Schule aufnehmen, für die Musikeinspielungen brachten sie CDs von zu Hause mit und nur für die Aufzeichnung der Dialoge gingen sie an einem Nachmittag zum Offenen Kanal Berlin, wo sie unter fast professionellen Bedingungen Aufnahmen machen konnten. Die Premiere des Hörspiels fand kurz vor den großen Ferien in der Schule statt. Wenige Wochen später wurde dann das Hörspiel über den Offenen Kanal in ganz Berlin ausgestrahlt.Britta MüllerLaptopunterrichtBei der Bestimmung der Ziele des Einsatzes neuer Technologien im Unterricht geht es im Kern um die Renaissance der (Reform-)Pädagogik. Lerntheoretisch gesprochen geht es um die Stärkung konstruktivistischer Methoden auf Kosten instruktiver didaktischer Ansätze.Die Zielsetzung des Laptop-Projekts liegt auf zwei Ebenen: Unterricht zu öffnen für reformpädagogische Ansätze (Binnendifferenzierung, Individualisierung, Veranschaulichung, Stärkung der Eigenverantwortlichkeit, Anwendung projektorientierter Methoden) und gleichzeitig Chancengleichheit zu schaffen für alle Schülerinnen und Schüler bei den Zugangsbedingungen und Nutzungsmöglichkeiten bezüglich der neuen Technologien.Im Laptop-Projekt erhält jeder Schüler und jede Schülerin ein eigenes Gerät zur freien Verfügung während des Unterrichts und in der Freizeit. Die Geräte werden von den Eltern im Rahmen eines Ratenkaufes über vier Jahre abbezahlt. Soziale Härten werden durch einen Sozialfonds in jeder Klasse abgefangen. Der Laptop entwickelt sich zum selbstverständlichen täglichen Hilfsmittel (�tool�), die Arbeit an den Inhalten und neuen Methoden behält die Oberhand gegenüber der Beschäftigung mit technischen Besonderheiten des Computers oder der Software.�Computer-literacy� wird eher beiläufig und immer im Kontext mit konkreten unterrichtlichen Zwecken erworben: die Nutzung eines Computers ist in den Unterricht und die Freizeit der Jugendlichen integriert.Unterricht mit Laptops ist anderer Unterricht: Die Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schüler nimmt erheblich zu, neue Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten werden auf der technischen Basis eines Funk-Intranets eröffnet und systematisch genutzt, neue Informationsquellen werden erschlossen und in Unterrichts-Konzepte integriert (CD-ROMs, Internet). Gemeinsame und verbindliche Arbeit an inhaltlich und zeitlich definierten Projekten stärkt die Teamfähigkeit und Verantwortung für den Erfolg von Unterricht. Der Einsatz geeigneter Software zur Lernunterstützung macht individuelle Übungs- und Trainingsphasen möglich.Durch eine wissenschaftliche Begleitung konnte nachgewiesen werden, dass sich sowohl die technische Kompetenz als auch die fachlichen Kenntnisse durch den Einsatz der Laptops z.T. erheblich verbesserten (www.bertelsmann-stiftung.de/medien/pdf/ACFHYv0vb.pdf)Das Laptop-Projekt ist zugleich ein Instrument der Schulentwicklung und der Öffnung von Schule: Intensive Kooperationen und Absprachen zwischen den Lehrpersonen sind erforderlich, schulinterne Fortbildung wird zu einer stetigen Einrichtung (Schule als �lernende Organisation�), systematischer Austausch mit den beteiligten Eltern ist erforderlich, die Rolle der Lehrpersonen während des Unterrichts ändert sich erheblich. Schülerinnen und Schüler übernehmen einen erheblichen Teil der Verantwortung für das Gelingen des Lernprozesses und für das Funktionieren der Technik. Zeitweise werden sie auch zu Lehrenden (gegenüber ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, aber auch gegenüber Lehrerinnen und Lehrern und Eltern).Michael KerberWir und die anderenDie Integrationsklasse bestand aus 25 SchülerInnen, mehrere SchülerInnen hatten Teilleistungsschwächen in Deutsch und Mathematik. Die Radioarbeit stellte sich als ideale Form des gemeinsamen Arbeitens heraus, da die unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten der Kinder zum Tragen kamen. Die Sendungen entstanden in Teamarbeit, wobei zuerst gemeinsam die ungefähren Bestandteile der Sendungen überlegt wurden und die Kinder dann in Gruppen zu den einzelnen Teilen Aufnahmen gestaltet haben. Schließlich wurde gemeinsam ein Sendungskonzept und die verwendete Musik erarbeitet. Die SchülerInnen schnitten die Teile dann am Computer der Mediawien zu einer Sendung zusammen. Dies alles entstand im Fach Deutsch und im zusätzlichen Unterrichtsgegenstand Medienpädagogik. Möglich wurde das auch durch die gemeinsame Betreuung von Hauptschullehrerin und Sonderschullehrerin.Neben mehreren Projekten wie gemeinsame Radioarbeit mit SchülerInnen aus Sarajevo und einer Schule für Schwererziehbare in Hamburg und vielen Radiosendungen beschreiben wir hier ein Projekt mit UngarInnen näher. Gemeinsam mit unserer Partnerschule aus Ungarn, die wir uns für das Projekt gesucht hatten, befassten wir uns mit dem Thema �Vorurteile und Liebe�. Mittels Kassettenbriefen versuchten wir, Gemeinsamkeiten (Mode, Musik, Interessen...) und Unterschiede (Sprache, Kultur...) unseres Nachbarlandes herauszufinden. Die ungarischen SchülerInnen besuchten uns in Wien. Im Herbst 2000 besuchten wir unsere Partnerschule in Mezöbereny. Wir präsentierten unsere Radiosendungen �Ich mag lieben und verliebt sein�, �Bon voyage� und �Wir und die anderen� in unserer Schule. Kristina Reich / Christine WeiglGewalt Macht SchuleFür das Videoprojekt �Gewalt Macht Schule. Schule Macht Gewalt� wurden mit ca. 100 Wuppertaler SchülerInnen 16 Reportagen und Kurzspielfilme zum Thema �Gewalt an der Schule� produziert. Nach dem Motto �Jugendliche klären am besten Jugendliche auf� war der Kern des Projektes, dass Jugendliche authentische und zielgruppennahe Präventionsmittel mit professioneller Unterstützung schaffen, die ihnen selbst im Umgang mit der Gewalt helfen, aber insbesondere massenwirksam andere Jugendliche präventiv zur persönlichen Auseinandersetzung mit Gewalt unterstützen. (Peerinvolvement / Peereducation). Die produzierten Filme behandeln die Aspekte physische und psychische Gewalt von Schülern und Schülerinnen untereinander (insbesondere Mobbing), Gewalt zwischen LehrerInnen und SchülerInnen (auch sexualisierte Gewalt) und Gewaltstrukturen der Schulen selbst. Gewalt wurde anhand authentischer Fallstudien von Jugendlichen verschiedener Schulformen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) und beiderlei Geschlechts aus der Täter-, Opfer- und Zuschauersicht- und Erlebnisweise reflektiert. Hierbei wurden auch die LehrerInnen- und Elternrollen in den Gewaltprozessen einbezogen. Jeder Film der Serie wurde von einer anderen Gruppe unter Anleitung durch eine/n MedienpädagogIn mit fünf bis zehn TeilnehmerInnen im Alter von 14 bis 18 Jahren produziert. Die Filme wurden zuerst sukzessive lokal im Rahmen des Wuppertaler Jugendvideomagazins borderline uraufgeführt und vertrieben. Am Ende des Projektes wurden alle produzierten Filme auf eine DVD bzw. Video zusammengeschnitten, die dann uraufgeführt und deutschlandweit als Bildungsmittel mit einem didaktischen Begleitheft vertrieben. Die Filmreihe soll junge Menschen präventiv aufklären und in den Bildungsinstitutionen bei einer positiven, produktiven Auseinandersetzung mit Gewalt helfen.Beispiel Videoreportage �Außenseiter�: Über 3 Monate wurde mit einer kleinen Gruppe von drei 14-jährigen Mädchen aus der 7. Klasse einer Wuppertaler Realschule eine 15-minütige Reportage gedreht. Die Motivation zur Teilnahme war bei den Teilnehmerinnen, dass sie von einer anderen Mädchenclique ihrer Klasse so massiv gemobbt wurden, dass zwei von ihnen Selbstmordversuche unternommen hatten. Die Mädchen wurden von einem Medienpädagogen beim Filmkonzept, Dreh und Schnitt unterstützt. Der Film beschreibt die Situation durch intensive Interviews aus der Sichtweise der Opfer, der Täterinnen und der Klassenlehrerin und zeigt daneben auf der visuellen Ebene Schülerimpressionen aus dem Schulalltag. Durch das Filmprojekt wurde das Klassenklima des Umgangs miteinander für die Mädchen verbessert. So entwickelten die Mädchen nicht nur Medienkompetenz und Handlungskompetenz im Umgang mit ihren Problemen, sondern erlebten auch tatsächlich spürbare Veränderung.Andreas von Hören. WahlberichterstattungIn der Johann-Gutenberg-Realschule werden im Wahlpflichtbereich I in den Jahrgangsstufen 8 bis 10 je zwei Informatikkurse angeboten. Der Wahlpflichtkurs Medien in der Jahrgangsstufe 9 sowie 10 an der Johann-Gutenberg-Realschule ist nur eine Möglichkeit neben WPIIOnline und Bildbearbeitung, um die Medienkompetenz projektorientiert umzusetzen. Der Kurs 10 baut auf Vorkenntnisse auf, die in der Jahrgangsstufe 9 gelegt wurden, sodass die Schülerinnen und Schüler in der Regel mit Textverarbeitung, Fotografie, digitaler Aufnahmetechnik und Tonschnitt vertraut sind. Kriterien eines zielgerichteten Interviews sind Thema im Deutschunterricht und können hier ebenfalls vorausgesetzt werden. In jedem Jahr wird versucht, im Kurs ein neues medienrelevantes Thema aktuell anzugehen. Jährlich wiederkehrende Großereignisse gehören in den Medienkurskalender � die You-Messe in Essen ebenso wie die GenerationM in Köln.In diesem Jahr bot die Kommunalwahl zusätzlich einen guten Anlass, sich über die Medien zu informieren, diese zu reflektieren und schließlich selbst medial aktiv zu werden. Der Elternförderverein schaffte einen digitalen Camcorder an sowie die nötige Schnittsoftware und ermöglichte somit dieses realitätsnahe journalistische Vorhaben. Die Präsentation vor einer Landtagsabgeordneten stellte � nur 3 Tage nach der Wahl � eine große Herausforderung an alle Beteiligten dar.Am Wahlsonntag (26.09.2004) erstellten 10 SchülerInnen des WP-II-Medien 10 im Rathaus Fotos, Interviews und Videoaufnahmen. Sie durften dabei an Pressekonferenzen teilnehmen und in einem Presseraum arbeiten. Außerdem wurde eine Umfrage in der Dortmunder Innenstadt zu der Kommunalwahl durchgeführt. Dieses Material sowie weitere im Unterricht vorbereitete Inhalte auch von anderen Klassen verschiedener Jahrgangsstufen zu Kommunalpolitik wurden am Dienstag (28.09.2004) als Projekttag zur einer Präsentation zusammengefügt. Am Mittwoch (29.09.2004) kam Frau Krauskopf, Vorsitzende des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie des Landtags Nordrhein-Westfalen und Landtagsabgeordnete, zu Besuch und die SchülerInnen stellten das Ergebnis vor. Es ergab sich ein reger Austausch über Wünsche und Vorstellungen von Kindern und Jugendlichen an die Politik. Aufgrund der Stichwahl wurde auch dieses Ereignis mittels verschiedener Medien festgehalten und in das Medienprodukt integriert. Es folgte ein Besuch in Düsseldorf im Landtag � anlässlich des Tages der Medienkompetenz. Claudia Werner
spektrum
Sabine Schiffer: Der Islam der Medien
Neueste und weniger aktuelle Ereignisse scheinen zu beweisen: Der Islam ist gefährlich. Die Medienanalyse kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, mit diesem sekundär geschaffenen Bild kritischer umzugehen und so in Bezug auf Islam und Muslime, aber auch auf andere Thematiken mehr Distanz zu den medial vermittelten Inhalten zu erlangen.
(merz 2005-2, S.43-48)
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Sabine Schiffer
Beitrag als PDFEinzelansichtSandra Pitum: Geschlechtsspezifische Rezeptionswirkung von Spielfilm-Trailern
Trailer sind heutzutage wesentliche Bestandteile des Fernsehprogramms; sie dienen im Kampf um Einschaltquoten der Eigenwerbung und Imagebildung. Aus diesem Grund ist es notwendiger denn je geworden, die Trailer anhand sorgfältig durchdachter Konzepte zu produzieren.
In der diesem Aufsatz zugrunde liegenden Studie wurde die Rezeption und Wirkung von Spielfilm-Trailern näher untersucht, und zwar unter geschlechtsspezifischem Aspekt.
Als wesentliche Elemente des Trailers wurden hierbei Bildaufbau und Musikuntermalung variiert und auf Erinnerung, Bewertung, Sehabsicht und emotionales Medienerleben hin getestet.
(merz 2005-1, S.60-64)
medienreport
Jürgen Ertelt: Einchecken und einsteigen: netzcheckers.de
Das Jugendportal netzcheckers.de tritt an, um bevorzugt Jugendliche, die bisher nicht online waren, ans Netz zu bringen. Information, Online-Lernen, Online-Beratung, aktive Kommunikation, Unterhaltung und Emotionalität sind die tragenden Säulen dieses Jugendportals der Bundesinitiative Jugend ans Netz. Das Konzept des Portals beinhaltet das Ineinandergreifen von Information, Kommunikation und Aktion, welches eine Anbindung und ein wiederkehrendes Interesse der Jugendlichen an dem Jugendportal zum Ziel hat. Communitytreffs und real-virtuelle Aktionen realisieren die Annahme und Vermittlung von Informationen und befähigen über mediale Mitmach-Aktivitäten von Chat bis Online-Radio zum kompetenteren Umgang mit Multimedia und Internet. netzcheckers.de berücksichtigt hierbei die rezeptiven Mediengewohnheiten der bisher noch offline stehenden Jugendlichen und lädt mit einem frischen gängigen Design und aktuellen Inhalten zum Mitmachen ein.Partizipation ist auf dem Jugendportal Prinzip: Zur Stärkung kommunikativer und sozialer Kompetenzen werden die jugendlichen NutzerInnen durch konsequentes Anbieten und Auffordern zu eigenen Beiträgen ermutigt. Sie sollen sich in jeglicher medialer Form und in vollem Umfang beteiligen können. Ein selbstproduzierter Radiobeitrag, ein geschriebener Kurz-Kommentar zu einem Artikel oder ein geknipstes Bild zum „Thema der Woche“ sind Beispiele für das Mitwirken im Portal. Die Themenbereiche von netzcheckers.de verzweigen in verschiedene Inhalte, zu denen einzelne redaktionelle Beiträge angelegt werden.
Den einzelnen Artikeln sind Aktionsmodule zugeordnet, wie z.B. Weblog1, Chat, Tauschbörse, Forum etc. Das Themenfeld Liebe verzweigt so z.B. zum inhaltlichen Bereich Sexualität und dieser wiederum zum Thema Verhütung. An dem Beitrag Verhütung lassen sich die Angebote von Beratungschats bis Fotostory „andocken“. Über diese thematischen Verzweigungen finden auch Angebote der Jugendhilfe ihre Darstellung auf dem Jugendportal. Ein Feedback der jugendlichen User ist hier jederzeit und überall möglich. Alle redaktionellen Anbieter erhalten damit die Möglichkeit, ihre Beiträge von der jugendlichen Zielgruppe kommentieren und weiterentwickeln zu lassen.Eine Vielzahl an aktiven Modulen von Fotoalbum, Diskussionsforum, Weblog bis hin zum Wikiwiki2 stehen dazu als kombinierbare Werkzeuge zur Verfügung. Den jugendlichen NutzerInnen wird u.a. über Weblogs ein eigener persönlicher Gestaltungsraum angeboten, der leicht eingerichtet und genutzt werden kann. netzcheckers.de bietet zur Gestaltung der Tagebücher vorbereitete Layouts an. Die UserInnen können dort eigene Texte und Bilder ohne HTML-Kenntnisse einstellen. Über die angebotenen vielfältigen Möglichkeiten erschließen sich die jugendlichen NutzerInnen auch im virtuellen Raum ihre Lebenswelt, indem sie aufgefordert sind, aktiv und verantwortlich eigene Standpunkte einzubringen. Sie sind gleichberechtigte Partner in der Ausgestaltung des Jugendportals und in ihren Interessen und Meinungen ernstgenommene Einwohner – nicht nur des Webangebotes.Damit eine Community-Bildung greifen kann, leistet das Portal folgenden Mehrwert:- Navigation für “Einsteiger”- Contentsharing und Infopool. Import und Export von Datenbank-gestützten Inhalten anderer kooperierender Internetangebote werden optional angeboten (RSS-Feeds und Verfügbarmachen einer SOAP-Schnittstelle). So erhalten die Partner die Möglichkeit, unkompliziert und automatisiert Inhalte ins Portal einzubringen.- Niederschwelliges Redaktionssystem. Zur niederschwelligen Nutzung des Redaktionssystems wird ein step by step geführter Ablauf zur Eingabe von Titel, Text, Bild etc. angeboten. Das Redaktionssystem / Contentmangementsystem mit einem fein verzweigten Rechtesystem unterscheidet nicht mehr zwischen Frontend und Backend. Redaktionelle Eingaben werden sofort in die dargestellte Webseite editiert.- Forschung. Unter Zustimmung der jugendlichen Besucher werden die Nutzungsqualitäten befragt und evaluiert. Die Ergebnisse werden zur Optimierung des Portalangebotes im Interesse der Zielgruppe berücksichtigt.- Barrierefreiheit.
Der barrierefreie Zugang wird ständig optimiert.Die Bereiche Information, Online-Lernen, Online-Beratung und Community stellen strukturell auf netzcheckers.de keine voneinander abgetrennten Bereiche dar. Die gesamte Struktur auf dem Portal ist themenorientiert, d.h. zu verschiedenen inhaltlichen Themen (z.B. Musik) werden verschiedene Aktivitäten (z.B. Voting „Popsong der Woche“), Beteiligungsformen (z.B. Anlegen eines Weblogs zur Popsängerin Pink) und Weiterverzweigungen / Links (z.B. zu dem Onlinelernangebot „Digitale Songproduktion“) zugeordnet. Die Gliederung der Themenbereiche wurde unter der Berücksichtigung eines Thesaurus der Jugendinformation vorgenommen. Erfolgreiche Webangebote haben eine Entsprechung im physischen Leben: Kommunikation und Freundschaften im Web entstehen über angebotene Erlebnisräume, die Brücken von „real life“ zu „digital life“ sind. Events und niederschwellige Aktionen schaffen daher Anlässe zum Besuch des Jugendportals. Medien sollen selber (mit-)gestaltet werden. So wird z.B. nicht nur über das Machen einer Zeitung informiert, Schülerzeitungen nicht nur vorgestellt, sondern konkrete Projekte zum Mitmachen empfohlen und angeboten. Die netzcheckers.de-Redaktion begleitet zu diesem Zweck Events vor Ort und schafft die dafür nötigen Voraussetzungen. Die Ideen zu diesen netzcheckers.de-Aktionen sollen gleichwohl Anregung und Beispiel für Einrichtungen und Träger der Jugend- und Kulturarbeit für eigene Angebote sein. Eine Nachahmung ist erwünscht.Lebensbejahende Freude und Spaß, Glaubwürdigkeit, Echtheit und Personenbezüge sind Zutaten, die das Jugendportal zur erfolgreichen Jugend-Startpage machen kann. Die kooperativen Partner-Aktivitäten stärken hierbei die Vernetzung der Jugendhilfe und der Bundesinitiative Jugend ans Netz.
Anmerkungen
1 Weblogs sind Homepages, die wie Tagebücher geführt werden, die privat bleiben, aber auch öffentlich gemacht werden können.
2 Wikiwiki ist eine Form des online Webseiten-Schreibens: Jeder darf den Beitrag des anderen direkt überschreiben / ergänzen. Nach diesem Prinzip funktioniert u.a. auch www.wikipedia.org .
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Jürgen Ertelt
Beitrag als PDFEinzelansichtMonika Herrmann-Schiel: Auch Fernsehen kann man lernen!
Wenn im Kindergarten mal wieder Chaos herrscht und alles drunter und drüber geht, dann ist meistens Montagmorgen. Viele Erzieherinnen klagen darüber, dass die Kinder nach dem Wochenende unruhig, unkonzentriert und voller Bewegungsdrang sind. Manche haben dafür nur eine Erklärung: Das Fernsehen ist schuld! Die Flimmerkiste hat den Kleinen den Kopf verdreht. „Zum Glück ist die Tagesstätte fernsehfreie Zone“, stellen diese Kindergärtnerin erleichtert fest.Für sie muss es gerade zu provokant wirken, wenn die vom KI.KA, dem ZDF, dem NDR, der Vertretung der Katholischen Kirche beim ZDF und dem Rundfunkbeauftragten der Evangelischen Kirche gestartete Medieninitiative dazu aufruft, die „Glotze“ mitten hinein in die Kindergärten zu holen und ins Zentrum medienpädagogischer Projekte zu stellen. Statt das Medium zu verteufeln, sollen die PädagogInnen Kindern und Eltern zeigen, wie man das Angebot sinnvoll nutzt. Schließlich ist Fernsehen nach dem Spielen im Haus die wichtigste Aktivität der Vorschulkinder, wie die von der ARD/ZDF Medienkommission und dem KI.KA in Auftrag gegebene Studie Kinder und Medien 2003 ermittelte. Der Untersuchung zufolge sehen 64 Prozent der Vorschulkinder täglich oder fast täglich fern1. Umso wichtiger ist es, sie in der richtigen Nutzung des Mediums zu schulen. Dabei reicht es nicht aus, über Fernsehen zu reden, denn nur die Übung macht den Meister. Folgerichtig muss das TV-Gerät Einzug in die Kita halten. Deshalb gibt es in dem von Claudia Egenolf und Sabine Müller erstellten Handbuch des KIKA Medienpakets nicht nur jede Menge Tipps für Eltern- und Gruppenarbeit, sondern auch Infos, wie man günstig ein Fernsehgerät und einen Videorekorder bekommt.
Beides benötigt man, um die zum Medienpaket gehörenden Videos mit Episoden aus der Sesamstraße, den Teletubbies und Siebenstein zu nutzen. Die Autorinnen haben mit fünf Kindergärten Projekte zu fünf Themenkreisen erarbeitet, bei denen diese Fernsehfilme gezielt eingesetzt werden. „Wir freuen uns, dass wir dafür keine Lizenzgebühren bezahlen mussten“, berichtet Sebastian Debertin von KIKA. Für 20 Euro, die gerade die Selbstkosten decken, verkauft die „Matthias“-Film GmbH (www.matthias-film.de) in Stuttgart die Videokassetten. Doch die Nachfrage ist gering. Weniger als 200 Kassetten wurden im letzten Jahr verkauft. In Zeiten knappen Geldes sind eben auch 20 Euro ein Posten, der ins Gewicht fällt. Außerdem wirkt die Vorstellung, mit den Kindern in der Tagesstätte fernzusehen, wohl doch etwas abschreckend auf die PädagogInnen. Im Gegensatz dazu steht die Nutzung des kostenfrei im Internet angebotenen 138 Seiten umfassenden Handbuchs (www.medienpaket.kika.de). Rund 1000 Interessierte besuchen die Seite jeden Monat und jeder zweite holt sich das Angebot auf den eigenen Rechner. Offensichtlich besteht großer Informationsbedarf. „Wir haben festgestellt, dass es so gut wie kein Material für die praktische Fernseharbeit in Kindergarten und Grundschule gibt. Die Leute brauchen Hilfestellung“, erläutert Sebastian Debertin. Und die bietet das Medienpaket. Die einzelnen Projekte sind praxisnah ausgearbeitet und geben auch konkrete Anleitungen zur Gestaltung von Elternabenden. Die sind wichtig, denn manche Eltern hören es gar nicht gern, dass ihr Kind jetzt im Kindergarten fernsieht.Dass Medienkompetenz bereits im Vorschulalter erworben werden sollte, propagiert man auch beim KI.KA-Konkurrenten Super RTL. Der Privatsender erstellt zurzeit ein eigenes medienpädagogisches Angebot für Kindergärten und Grundschulen. Die Medienpädagogin und Erzieherin Nora Fleckenstein arbeitet an einem Paket, das jedoch ohne echtes Fernsehgerät auskommt.
Die Kindergarten Box, so der Arbeitstitel, beschränkt sich auf klassisches, vertrautes Material. Sie enthält einen Papp-Fernseher, Anleitungen zum Bau eines Daumenkinos und einer Camera obscura, einen kleinen Toggolino-Stier in Form einer Handspielpuppe und viele Bastelanleitungen, die Figuren aus den Vorschulprogrammen von Super RTL zeigen wie zum Beispiel Bob den Baumeister, die Koala Brüder oder Barney. Die Materialien wurden in Zusammenarbeit mit Kindergärten erprobt und weiter entwickelt. Das Frankfurter Filmmuseum steuerte medienpädagogisches Begleitmaterial in Form von Bastelvorlagen für die „Camera Obscura“ und die „Wundertrommel“ bei. All das soll den Kindern helfen, die Medienwelt besser zu verstehen. „Auch mit einfachen Mitteln kann man Kindern Medienwissen vermitteln“, erklärt Nora Fleckenstein. Bei ihrer Arbeit in den Kindergärten muss sie mit Vorurteilen kämpfen, denn der Sender hat bei ihren Kollegen ein schlechtes Image. Das Medienpaket aus Köln, das in diesem Jahr fertig gestellt werden soll, will daran natürlich einiges ändern und den Erziehern und Erzieherinnen einen Einblick in die Vorschulangebote von Super RTL bieten.Stolz ist man in Köln auch auf die Zusammenarbeit mit dem „Prix Jeunesse“.
Mit einem „Koffer“, der ausgezeichnete Produktionen enthält, wirbt der renommierte, alle zwei Jahre in München vergebene internationale Kinderfernsehpreis seit Jahren für bessere Programme bei Redakteuren und Produzenten in der ganzen Welt. Jetzt hat man in der Münchner Zentrale einen Koffer für Kids zusammengestellt. Super RTL zeigte seinen Inhalt am 10. Dezember 2004 erstmals in Deutschland. Acht Kölner Schulkassen sahen die 36 von der Münchner Kinderjury synchronisierten Beiträge. Anschließend wählten die Viertklässler ihren Favoriten. Der Medienkoffer, der auch die Völkerverständigung fördert, kann von interessierten Schulen und Verbänden beim „Prix Jeunesse“ angefordert werden.Regisseur Dominik Graf beklagte vor kurzem, dass die Bundesrepublik zu einer „Gesellschaft von visuell-intellektuellen Analphabeten“ geworden sei. Medienschulung ist wichtiger denn je. Deshalb ist es erfreulich, dass die Kindersender in Deutschland sich um die Medienkompetenz ihrer kleinen Zuschauer bemühen.
So unterschiedlich ihre Ansätze auch sind, die Grunderkenntnis ist immer die gleiche: Auch Fernsehen kann man lernen!
Anmerkung
1 Kinder und Medien 2003. Studie im Auftrag der ARD/ZDF Medienkommission und des KI.KA, durchgeführt von iconkids & youth / IFAK-Institut, Präsentation im März 2004, S.35
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Monika Herrmann-Schiel
Beitrag als PDFEinzelansichtIsabel Rodde: Herausforderung auf der Berlinale
Im letzten Jahr startete Kinderfilmfest-Leiter Thomas Hailer den Jugendfilmwettbewerb 14+, um die Lücke zwischen Kinderfilmfest und den „erwachsenen“ Berlinale-Sektionen zu schließen. Die diesjährigen 14+-Filme überzeugten durchweg mit anspruchsvollen Geschichten – hart und des öfteren ohne Happy End, dafür aber vielschichtig und realistisch. Das Themenspektrum reichte von Jugendfreundschaft und erster Liebe bis hin zu persönlicher Gewalterfahrung und Kriegserleben. Gewohnt stark waren wieder die skandinavischen FilmemacherInnen vertreten. Die PreisträgerEine Gruppe kleiner Jungen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, wird von bewaffneten Soldaten durch den Schlamm getrieben. In Rückblenden erfahren wir, dass sie erschossen werden sollen – die Strafe dafür, dass sie versucht haben, ihrer Zwangsrekrutierung zu entkommen. Der mexikanische Spielfilm Voces Innocentes erzählt vom Bürgerkrieg in El Salvador in den 80er Jahren. Für den Schauspieler Oscar Torres, auf dessen Kindheitsgeschichte der Film beruht, war das Schreiben des Drehbuchs eine Art Therapie: „Ich erinnerte mich, wie wir als Kinder mitten in diesem Alptraum versuchten, Spiele zu erfinden“, erzählt der 33-Jährige, der mit zwölf Jahren in die USA floh. Regisseur Luis Mandoki, bisher vor allem durch Hollywood-Romanzen und Action-Thriller bekannt (Message in a Bottle, Trapped), schildert die Ereignisse aus der Warte des 11-jährigen Chava, der mit Mutter und Geschwistern in einem kleinen Dorf lebt, das genau zwischen den Fronten des staatlichen Militärs und der Guerrilla-Truppen der FMLN liegt. Jeden Abend durchlöchern Maschinengewehrsalven die Wellblechhütten. Für Chava und seine Freunde ist das Dorf gleichzeitig mörderisches Schlachtfeld und geliebter Spielplatz. Ihre größte Furcht: Nicht mehr elf zu sein – denn mit zwölf Jahren holt einen die Armee.Voces Innocentes schildert die brutalen Kriegserlebnisse konsequent und überzeugend aus Kindersicht. Er erzählt aber auch von der einfallsreichen Gegenwehr der Kinder und ihren ganz „normalen“ Sehnsüchten und Problemen: Von der ersten Verliebtheit zwischen Chava und seiner Klassenkameradin Cristina Maria etwa, von seinem ersten Job bei einem Busfahrer, von Streitigkeiten mit Freunden und Geschwistern. Gerade der Kontrast zwischen beklemmenden Kriegsszenen und witzigen Alltagsanekdoten macht die Stärke der packenden Inszenierung aus. Die Jugend-Jury zeichnete Voces Innocentes mit dem Gläsernen Bären für den besten Film der 14+-Reihe aus. „Wir saßen da mit zugeschnürten Kehlen und wollten am liebsten nur nach Hause“, schrieben die fünf JurorInnen in ihrer Urteilsbegründung. „Der Film zeigte ein Thema, das uns sprachlos macht, über das man aber reden muss.“ Er kommt voraussichtlich im Juni in die Kinos.Auch die iranisch-irakische Koproduktion Lakposhta hâm parvaz mikonand („Auch Schildkröten können fliegen“) schildert Kriegsereignisse aus der Perspektive von Kindern.
Der neue Spielfilm von Bhaman Ghobadi (Zeit der trunkenen Pferde) spielt in einem kurdischen Flüchtlingslager im Grenzgebiet zwischen Iran, Irak und der Türkei kurz vor dem Beginn des (letzten) Irak-Krieges. Ghobadi erzählt von Minenopfern und Kriegswaisen, von Verzweiflung und Überlebenswillen. Der 13-jährige Satellite beispielsweise ist ein echtes Organisationstalent: Er besorgt Satellitenschüsseln und Nachrichten über den bevorstehenden US-Angriff und überwacht das Sammeln von Landminen, mit deren Verkauf an die UN die Kinder ihr Überleben sichern. Doch dann verliebt er sich in die 14-jährige Agrin, die (von irakischen Soldaten vergewaltigt) einen ihr verhassten kleinen Sohn mit sich herumschleppt – und riskiert sein Leben. Anders als Voces Innocentes, der alle dramaturgischen Elemente des Hollywood-Kinos nutzt, beeindruckt Ghobadis Film durch seine poetischen Bilder und eine gleichzeitig fast dokumentarische Erzählweise. Alle Darsteller sind Laien, die der Regisseur während seiner Recherchen im Irak gefunden hat und die im Film ihre eigene Realität spielen.„Selten hat uns ein Film so deutlich gezeigt, wie wertvoll ein Aufwachsen in Schutz und Geborgenheit ist“, begründete die Jugendjury ihre Verleihung einer lobenden Erwähnung. „Wegen der Verbindung von Mystik und harter Realität sowie der packenden Umsetzung haben wir uns für diesen Film entschieden.“ Voraussichtlich ab Mai wird er bei uns zu sehen sein.Weitere FilmePopular Music von Reza Bagher, eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Mikael Niemi, erzählt von einer Jungenfreundschaft in einem nordschwedischen Kaff Ende der 60er Jahre. Matti und Niila gründen eine Rock´n Roll-Band und versuchen so, den dumpfen Dorf-Besäufnissen und familiären Gewaltorgien zu entfliehen. Während Matti seinen plötzlichen Ruhm vor allem für Mädchenkontakte nutzt, will Niila nur eins: Raus in die Welt, am liebsten auf den Himalaya. Eine ebenso witzige wie bitterböse Abrechnung mit der engen, lustfeindlichen Welt harter Trinker und christlich-fundamentalistischer Sekten, in der die Beatles als Retter einer anderen Welt erschienen.Auch Fourteen Sucks schildert die Sehnsüchte und Schwierigkeiten junger Teenager in Schweden. Im Mittelpunkt des von vier jungen FilmemacherInnen kollektiv produzierten Debütfilms steht Emma, die sich auf einer Party sinnlos betrinkt und von einem Freund ihres Bruders vergewaltigt wird. Lange wagt sie es nicht, sich irgendjemand anzuvertrauen.
Erst als sie den Skater Aron und dessen bedingungslose Zuneigung kennen lernt, gelingt es ihr, sich zu öffnen und Unterstützung zu holen. Ein rasantes, ausschließlich mit Handkamera gedrehtes Jugenddrama, das authentisch und ohne jeden pädagogischen Zeigefinger von der ersten Liebe und ihren Kehrseiten erzählt.Auch in der schwedisch-norwegischen Koproduktion Falling Beauty von Lena Hanno Clyne steht ein junges Mädchen im Mittelpunkt. Die 16-jährige Ninni hat sich eigentlich geschworen, sich nicht zu verlieben und selbständig zu bleiben. Aber dann lernt sie Ramón kennen, der in Schweden Asyl sucht. Der charmante Kolumbianer bringt nicht nur ihre Gefühle, sondern auch die ihrer ganzen Familie durcheinander: Nicht nur, dass auch die flippige Mutter auf den attraktiven neuen Nachbarn steht, mit seiner Hilfe wollen die Eltern auch noch eine Bank ausrauben, um ihre Geldprobleme auf einen Schlag zu lösen. Ein spannendes und einfühlsames Portrait eines Mädchens, das sich mehr um ihre Eltern kümmern muss, als ihr lieb ist – dem es aber dennoch gelingt, ihren eigenen Weg zu finden.The Mighty Celt von Pearse Elliott aus Irland überzeugte durch seine realistische Darstellung eines Teenager-Alltags vor dem Hintergrund des noch immer aktuellen Nordirland-Konfliktes. Donal wächst bei seiner Mutter in Belfast auf und verbringt die Freizeit beim Hundezüchter Joe und dessen Windhunden. Obwohl er Joe wie einen Ersatzvater verehrt, ist Donal doch entsetzt über die Skrupellosigkeit, mit der der Züchter erfolglose Rennhunde tötet. Der Junge liebt die Tiere und vereinbart einen Deal: Wenn es ihm gelingt, mit seinem Lieblingshund „Mighty Celt“ drei Rennen zu gewinnen, darf er ihn behalten. Nach zwei erfolgreichen Rennen muss Donal jedoch feststellen, dass auf Joe kein Verlass ist. Unterstützung erfährt er von O, einem früheren IRA-Kämpfer und engen Freund der Mutter, der lange verschwunden war und sich unvermutet als Donals „echter“ Vater entpuppt.Auch in der italienischen Produktion Saimir von Francesco Munzi stand eine Vater-Sohn-Beziehung im Mittelpunkt. Der in Italien lebende junge Albaner Saimir hilft seinem Vater dabei, albanische Landsleute über die Grenze zu schmuggeln.
Als das Geschäft immer schlechter läuft, macht der Vater gemeinsame Sache mit einer Zuhälterbande, die Mädchen aus Osteuropa in die Bordelle der Umgebung zwingt. Saimir, der sich zum ersten Mal in ein italienisches Mädchen verliebt hat, dessen behütetes Elternhaus jedoch meilenweit von seinem eigenen Alltag als illegaler Einwanderer entfernt ist, gerät in immer stärkere Gewissenskonflikte. Wie viele andere 14+-Filme beeindruckte Saimir durch seine authentische Milieuschilderung und brillante Laiendarsteller. Großartige Hauptdarstellerinnen boten auch der japanische Beitrag Hana & Alice (Shunji Iwai) und die britische Produktion My Summer of Love (Pawel Pawlikowski), die von Freundschaften zwischen ganz unterschiedlichen Mädchen erzählten. In My Summer of Love verliebt sich die bodenständige Mona in die charmante, aber überaus verwöhnte Tamsin. Mona wohnt mit ihrem Bruder zusammen, der im Knast zu Gott gefunden hat und nun alle Dorfbewohner missionieren will. Tamsin dagegen lebt mit ihren Eltern auf einem riesigen Luxus-Anwesen. Einen Sommer lang verbringen die beiden Mädchen jeden Tag miteinander, aus Schwärmerei entwickelt sich erste Liebe. Die beiden schwören sich ewige Treue und wollen gemeinsam fortgehen. Aber dann macht Tamsin einen Rückzieher und der „Sommer der Liebe“ findet ein jähes Ende. „Ältere Kinder und Jugendliche wollen ernst genommen werden“, ist Thomas Hailer überzeugt. „Sie genießen es, im Kinosessel mit sperrigen Geschichten herausgefordert zu werden.“ Ausverkaufte Vorstellungen, begeisterter Applaus und nicht zuletzt die Auszeichnungen der beeindruckenden aber auch beklemmenden Anti-Kriegsfilme gaben ihm Recht.Weitere Informationenwww.berlinale.de www.kinderfilmfest.net Voces Innocentes | Innocent VoicesMexiko, 2004, 110 min Regie: Luis MandokiDarsteller: Carlos Padilla, Leonor Varela, Daniel Giménez CachoLakposhta hâm parvaz mikonand | Auch Schildkröten können fliegenIran, Irak, 2004, 98 min Regie: Bahman GhobadiDarsteller: Avaz Latif, Soran Ebrahim; Hiresh Feysal Rahman
Karin Ehler: Was macht Bildungssoftware gut?
Anfang März wurde auf der Bildungsmesse Didakta der digita verliehen, der Deutsche Bildungssoftware-Preis. So wurde in der Kategorie Privates Lernen unter 10 Jahren etwa der Lernspaß für Kinder: The Story of Santa Claus vom Max Hueber Verlag, Ismaning ausgezeichnet, eine Geschichte von Santa Claus, die über verschiedene Medien (Bilderbuch, Audio-CD, DVD) in englischer Sprache präsentiert wird. In acht Kategorien (Allgemeinbildende Schule, Privates Lernen, Berufliche Bildung, Nachschlagewerke, Didaktische Werkzeuge sowie in drei Förderpreiskategorien) wird alljährlich von der Jury das jeweils beste Produkt aus den zuvor von den Herstellern eingereichten Einsendungen ausgewählt. Die Entscheidung beruht auf Gutachten, die zuvor von einem Gutachterausschuss angefertigt wurden. Die Zahl der Einsendungen startete 1995 mit 61 Produkten und liegt seit einigen Jahren bei ungefähr 100. Für den digita 2005 waren 95 Produkte in der Auswertung. Karin Ehler sprach für merz mit Prof. Dr. Wilfried Hendricks, dem wissenschaftlichen Direktor des Deutschen Bildungssoftware-Preises digita.Herr Hendricks, welches Ziel verfolgen Sie mit der Verleihung des digita-Bildungssoftware Preises?Der Preis wurde von 10 Jahren etabliert. Hintergrund war die Feststellung, dass auf dem Bildungssoftwaremarkt auf Seiten der Hersteller wie der Käufer große Desorientierung herrschte, man fand damals nicht so richtig zusammen. Und auf der anderen Seite konnte und kann man auch heute noch nicht richtig einschätzen, welche Produkte den Kauf lohnen. Man kann nicht wie bei einem Buch durchblättern und sich vor dem Kauf ein Bild davon machen.
Damit es am Markt markante Zeichen gibt, die auf Qualität hinweisen, etablierten wir einen Preis. Mit diesen Auszeichnungen sollen Zeichen gesetzt werden, die auch auf die anderen Hersteller zurückwirken. Wir wollen nicht die Richtung vorgeben, in der Software entwickelt werden soll, aber wir wollen ermuntern und zeigen, dass man mit guter Qualität am Markt erfolgreich sein kann. Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass man richtige Markterfolge über den Verkaufspreis erzielt, dass also preisgünstige Produkte sich eher rechnen als die hochpreisigen, qualitativ wertvollen. Diese Problemlage wird nicht so leicht zu lösen sein. Ob wir das Ziel erreicht haben, ist eine andere Sache. Auf dem Markt wird registriert, welche Produkte einen Preis bekommen, nur heißt das nicht, dass die anderen nicht gut wären, weil ja nur die Produkte am Wettbewerb teilnehmen, die von den Herstellern eingereicht wurden. Die Jury der digita besteht nur aus Erwachsenen, kann die bei einer Beurteilung von Software für Kinder und Jugendliche überhaupt das letzte Wort haben?In der Jury und unter den Gutachtern haben wir keine Kinder, sondern erwachsene Fachleute. Aber dort, wo es um Kinderprodukte geht, beziehen die Gutachter in der Regel Kinder ein und sichern ihr Urteil durch Kinder ab. Manchmal kommt es auch vor, dass das Kindervotum ein eher verhaltenes Urteil noch verbessert hat. Wenn ein Gutachter etwas toll findet, aber hinterher feststellt, dass sich die Kinder langweilen, dann wird er auch sein Urteil anpassen.Wie sehen Sie Deutschland im Bezug auf Bildungssoftware im internationalen Vergleich?Die deutschen Hersteller halten sich mindestens ganz oben auf – von der Spitze zu reden wäre vermessen, weil man dazu den Markt weltweit überblicken müsste – und könnten mehr Entschlossenheit zeigen, um mit ihren Produkten auch im Ausland tätig zu werden. Können Sie den inländischen Markt charakterisieren?Grundsätzlich ist der Markt dreigeteilt: Wir haben den schulbezogenen Markt, den Markt für privates Lernen und den der berufsbezogenen Weiterbildung. Wir beobachten, dass sich dieser Weiterbildungsmarkt zunehmend dem Lernen mit neuen Medien öffnet. Der Nachmittagsmarkt scheint gerade eine Durststrecke zu erleben.
Im Moment gehen die Erwartungen der Hersteller dahin, dass der Schulmarkt sich stärker öffnen könnte und dass andererseits Lernsoftware, die mit einem bestimmten Lehrwerk verbunden ist, sich besser verkaufen lässt. Aber man kann mit einem Produkt, das für den Nachmittagsmarkt entwickelt wurde, auch sehr gut im Unterricht arbeiten. Insofern sind die Grenzen fließend.In Deutschland wird derzeit Lernsoftware kaum in der Schule eingesetzt. Sollte man das Ihrer Meinung nach versuchen zu ändern?In den 20 Jahren, seit denen ich die Entwicklung verfolge, sind wir schon relativ weit gekommen. Ich denke, dass das Lernen mit neuen Medien völlig neue Impulse für die jungen Menschen – wie auch für die alten – setzen kann. Wir haben mehrere Probleme zu lösen: Wir haben ein Medium, das die Mehrheit der Lehrer und Lehrerinnen in ihrer Kindheit so nicht erlebt hat, so dass sie auch nicht unbedingt an die positiven Effekte davon glauben. Der nächste Punkt ist die Ausstattung an Schulen. In Deutschland wurden extra Computerräume eingerichtet, was dazu führt, dass die Lehrer immer mitplanen müssen, wann der Computerraum gerade frei und damit verfügbar ist. Einer spontanen Nutzung dieses Mediums ist damit der Weg verbaut. Der Vorteil der Software ist gerade das Lernen nach Bedarf, aber das ist nicht möglich. In der Grundschule hat man Medienecken in den Klassenzimmern, dort aber nur wenige Rechner, so dass die Kinder womöglich davor Schlange stehen.
Früher war das nicht so schlimm, da war die Beschäftigung mit Computern die Aufgabe weniger Lehrer, aber inzwischen wurde viel Lehrerfortbildung betrieben, so dass das Gros der Lehrer in technischer Sicht mit diesen Geräten umgehen können müsste. Der Engpass ist im didaktischen Bereich zu sehen. Die Lehrkräfte müssen jetzt eigentlich den Lehr- und Lernprozess anders sehen und eine neue Rolle für sich finden, aber das ist nicht einfach, weil sie in einer bestimmten Weise sozialisiert sind. Hier jetzt den richtigen Weg zu finden, wie man die Software in ein etabliertes Konzept einfügt oder das etablierte Konzept ändert, das ist das eigentliche Problem. Das könnte gelöst werden, indem man in Lehrerfortbildungen vermittelt, wie auf der fachdidaktischen Ebene Unterricht unter Einbeziehung von Lernsoftware gestaltet werden und zu ganz anderen Ergebnissen führen kann. Das heißt nicht, dass man in jeder Stunde von dem Rechner sitzen muss, sondern der Lehrer muss abwägen, welches Medium unter welcher Zielsetzung gerade adäquat ist. Hier braucht die Bildungspolitik mehr Mut.Das ganze Lernen verändert sich. Wenn man in die berufliche Ausbildungssphäre hineinschaut, dann sieht man, dass selbstständiges Agieren, Team- und Kommuniukationsfähigkeit gefragt sind. Das sind Dinge, die man mit Unterstützung von Software sehr viel besser entfalten kann als ohne. Welches Alter sehen Sie als geeignet an, um mit Lernsoftware zu beginnen?
Die Kinder wachsen heute mehr oder weniger natürlich in die Computerthematik rein. Sie sehen, wie die Eltern oder größeren Geschwister zu Hause am Computer irgendetwas tun, und das wollen sie auch machen, genau wie sie alles andere durch Nachahmen lernen. Es gibt ein Angebot von ausgesprochen guten und kindgerechten Produkten, die auch schon im frühen Alter von 3 Jahren sinnvoll einsetzbar sind. Das heißt nicht, dass die Kinder damit alleine zurecht kommen, sondern sie brauchen Eltern oder ältere Geschwister, die sich die Zeit nehmen müssen, dem Kind dabei zu helfen. Denn wie auch beim Fernsehen sollten kleinere Kinder bei einer solchen Beschäftigung begleitet werden. Wenn ein Kind also feststellt, dass es durch Eingaben am Computer Aktionen auslöst, die es versteht, wenn es akustische oder optische Signale des Computers umsetzen kann, dann kann man dem Kind ein schönes und adäquates Produkt aussuchen. Was sind Ihre Maßstäbe für gute Bildungssoftware?Gute Bildungssoftware zeichnet sich durch gut ausgewählten Inhalt aus, der in einer Art und Weise lernbar gemacht wird, die sehr stark an den potenziellen Interessen der Nutzer orientiert ist. Die Nutzer müssen das Gefühl haben, dass sie sich ihren eigenen Vorstellungen entsprechend in der Software gut bewegen können. Sie müssen ihre Fragen in einer Art beantwortet bekommen, die zu konstruktivem Handeln oder Denken führt. Die grafische Gestaltung darf die Inhalte nicht überlagern, sondern muss eine eher dienende Funktion haben. Die Navigation soll es ermöglichen, dass der Nutzer jeden Moment weiß, wo er sich befindet. Die Interaktivität muss reales Interagieren simulieren.
Sehen Sie auch problematische Aspekte an Lernsoftware? Ich denke an Prof. Pfeiffer, der als Kriminologe eine enge Verbindung zwischen Computerspielen und „dümmeren Kindern“ herstellt.Da bin ich vorsichtig. Als ich Kind war, wurde immer vor der Schundliteratur gewarnt, dann kam das Fernsehen auf und galt als gefährlich und noch später die Comics. Natürlich gibt es eine problematische Weise der Nutzung, aber die Problematik fängt im Elternhaus an, lange bevor die Schule eine Chance hat einzugreifen. Man muss die Entwicklung von Medienkompetenz im Elternhaus schon im Kindesalter anbahnen. Kinder müssen, wie auch in allen anderen Bereichen, lernen, mit den Dingen vernünftig umzugehen. Wenn man ausschließlich Computerspiele spielt, die Gewalt verherrlichen und in denen Unterdrückungsmechanismen vorgemacht werden, ist das eine Konditionierung, die ungünstig ist. Dasselbe gilt für gewaltverherrlichende Filme. Aber auch wer den ganzen Tag nur liest, hat zu wenig Bewegung. Generell ist es wichtig, Maß zu halten. Da muss man als Eltern aufpassen und für ausgewogene Beschäftigungen sorgen.
Daniel Ammann: Schach matt!
Fritz & Fertig – Folge 2: Schach im schwarzen Schloss. CD-ROM Win (98/ME/XP) bzw. CD-ROM Mac (ab 9.2/OS X). München: Terzio, 2004. 39 €
Nachdem Folge 1 der preisgekrönten Lernsoftware Anfängerinnen und Anfänger ab 8 Jahren mit den Grundlagen des Schachs vertraut gemacht hat, wendet sich der gelungene Nachfolgetitel weiteren Finessen des anspruchsvollen Königsspiels zu. Schach im schwarzen Schloss stellt unter anderem verschiedene Eröffnungsarten vor, trainiert die Taktik des Mittelspiels und führt in die heißen Phasen des Endspiels ein. Auch diesmal sorgt eine Rahmenhandlung für Abwechslung. Die originelle Geschichte ist gespickt mit witzigen Dialogen und ironischen Anspielungen.
Aus dem Fernsehen erfahren Prinz Fritz und Cousine Bianca, dass ihr persönlicher Schachcoach, Kanalratte Fred Fertig, spurlos verschwunden ist und deshalb der unliebsame König Schwarz als bester Schachspieler des Landes gehandelt wird. Selbstverständlich wurde Fred von seinem Widersacher entführt und muss aus dessen Fängen befreit werden. Auf der Kutschfahrt zum Schloss werden die wichtigsten Regeln und Spielzüge nochmals repetiert und können anhand von Biancas Tagebuch stets nachgeschlagen werden. Prompt landen die beiden Freunde dann ebenfalls im Kohlekeller des Schurken und müssen sich Stockwerk für Stockwerk hocharbeiten. Haben sie an den unzähligen Automaten mit 21 Übungen und Prüfungsaufgaben genug Gripsenergie gesammelt und die Zahlenkombination auf den Papierschnipseln geknackt, ist Fred wieder frei und man kann mit virtuellen Gegnern weiterüben oder im Zwei-Spieler-Modus sogar gegen einen Freund antreten.
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Daniel Ammann
Beitrag als PDFEinzelansichtNancy Droese: Geniale Physiker
Genius Unternehmen Physik. Windows 98/2000/XP, Cornelsen Software, 2003, Genius: Unternehmen Physik, 39,95 €
Kombinierte Lern- und Spielsoftware für Jugendliche hat häufig einen schweren Stand. Vorrangig von wohlmeinenden Eltern nach Hause getragen, landet sie dort oft als Staubleiche im Regal. Scheinbar ist es besonders schwierig, für diese Zielgruppe Software zu entwickeln, bei der weder der Wissens- noch der Unterhaltungswert zu kurz kommt. Dem 3D Lernspiel Genius gelingt diese Gratwanderung überraschend gut. Hier werden wissenschaftliche Aufgaben der Physik mit dem unter Jugendlichen beliebten Genre des strategischen Simulationsspiels verbunden. In der Rolle eines Erfinderunternehmers hat der Spieler die Aufgabe, sich aus einer einfachen Fahrradfabrik ein Großunternehmen zu schaffen. Dazu braucht er neben bestimmten Rohstoffen, Gebäuden und Löhnen für die Arbeiter vor allem physikalisches Fachwissen für die zahlreichen Sonderaufgaben, in denen er sein Unternehmen beraten muss. Die kniffligen Fragen bringen neben zusätzlicher Abwechslung und Spannung vor allem Produktionssteigerungen und so in der Folge extra Geld. Notwendige Informationen zur Lösung erhält der Spieler aus abonnierten Fachzeitschriften oder persönlicher Korrespondenz mit Physikern wie Thomas Edison oder Carl Zeiss, auf die er während der Aufgabenlösung zurückgegreifen kann, so dass das Wissen nachhaltig am Beispiel erlernt wird. Ein kleiner Wermutstropfen ist die fehlende Anzeige eines Lösungswegs, wenn einmal eine Aufgabe misslingt. Dennoch: Wer das Spiel einmal angefangen hat den packt der Ergeiz, es auch zu beenden.
Martina Baier: Ein neuer Freund für Teddy
Mini Robos – Gute Freunde. WIN 98, ME, XP, läuft nicht auf WIN NT, WIN 2000 und auf Mac, Tivola Verlag GmbH, 2003, 24,95 €Zusammen mit den Mini-Robos spielen: das wünschen sich sicher viele kleine Fans der Fernsehserie. Das Abenteuer beginnt damit, dass Roboter Ringel seinem Teddy einen neuen Freund bauen will. Ein Würfelspiel quer über den Schrottplatz beginnt, bei dem der Spieler gegen einen Freund oder den Computer antreten kann. Ziel ist es, möglichst viele Schrottteile zu sammeln, denn der Spieler mit den meisten Teilen darf am Ende beim Bau eines neuen Freundes für Teddy mithelfen. Wie bei einem Brettspiel rückt die Figur nach dem Würfeln die entsprechenden Felder vor, wo sie dann Schrottteile, kurze Filmausschnitte der TV-Serie oder interaktive Spiele erhält. In den anspruchsvollen Spielen ist neben Schnelligkeit und Fingerfertigkeit auch Kombinationsgabe und visuelle Vorstellungskraft gefragt. Die Bedienung erfolgt über Pfeiltasten und wird zu Beginn jedes Spieles erklärt. Es können drei Schwierigkeitsstufen gewählt werden, die aber lediglich die Schnelligkeit des Computer-Gegners verändern, die Anforderungen hinsichtlich der Aufgabe bleiben gleich. Leider erfährt der Spieler während des Spiels nicht, wie viele Punkte bereits gewonnen wurden. Lediglich an schwer erkennbaren Balken am Bildrand ist der Spielstand ablesbar. Auch Spiele und Videos können weder einzeln angewählt, gespeichert oder übersprungen werden. Somit ist Durchhaltevermögen gefragt, um das Spiel „in einem Rutsch“ durchzuspielen. Zwar fördert die unterhaltsam und aufwändig gestaltete CD-ROM das logische Denken, Kombinations- und Reaktionsvermögen, die Zielgruppe der Vorschulkinder ab drei Jahren dürfte jedoch mit Bedienung und Länge des Spieles überfordert sein.
Beitrag aus Heft »2005/02: Medien machen Schule?!«
Autor: Martina Baier
Beitrag als PDFEinzelansichtNancy Droese: Englisch hören und lernen
Die Maus Sing mit! Englisch macht Spaß! Europa mini, BMG Records GmbH, 2005. 6,99 €Englisch – Abenteuer mit Nic. Axel Juncker Verlag. 4,99 € je ExemplarKinderQuiz – Was wißt ihr? Englisch. Moving by HörCompany, 2004. 12,90 € Englische Verben – Verb Raps. mentor Audio Lernhilfe in Zusammenarbeit mit Langenscheidt, 2004. 9,95 €
Das Erlernen einer fremden Sprache ist heute wichtiger denn je, wobei die einfache Regel gilt: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur noch mit Mühe.“ Gehen dabei Spaß und Lernen Hand in Hand, ist nicht nur die Motivation größer, auch der Wissenserwerb ist anhaltender und besser. Der Anspruch an Bildungsprodukte für Kinder und Jugendliche ist damit entsprechend hoch, gilt es doch, sie so zu gestalten, dass sie ihrer jeweiligen Zielgruppe methodisch gerecht werden.Für Kindergartenkinder und Mausfreunde ab drei Jahren ist die Audio-CD Die Maus – Sing mit! Englisch macht Spaß! ein gelungenes Beispiel dafür, wie auch kleinen Kindern spielerisch die englische Sprache näher gebracht werden kann. In die lustigen einprägsamen Lieder deutscher Sprache werden englische Textbausteine so eingebaut, dass sie verständlich sind und einen direkten Bezug zum Inhalt haben. Lieder wie „Old Mac Donald“ oder „Teddybear turn around“ animieren zum Mitsingen und Tanzen und bringen Kinder spielerisch mit der fremden Sprache in Kontakt.
Das Edutainmentprodukt Englisch – Abenteuer mit Nic vereint die Medien Audio-CD und Buch. Kinder ab 4 Jahren sollen über die Verbindung von Hören (englische Geschichten und Lieder werden von Muttersprachlern gelesen) und Sehen (sowohl englische als auch deutsche Schrift, bunte Bilder) dazu angehalten werden, Englisch zu lernen. So kann die fremde Sprache im Zusammenhang erlebt und in der korrekten Betonung und Lautsprache geübt werden. Auch Grundlagen der Sprache wie Wochentage, Farben oder Zahlen werden im Kontext der Geschichte erlernt und sind so keine trockenen Lerneinheiten. Am Ende jedes Buches werden die wichtigsten Schlüsselwörter in einem Lied wiederholt und können mit Hilfe eines Bilderwörterbuches vertieft werden. Mache ich mir, wenn ich Hunger habe, ein belegtes Brot mit butter and cheese, ice cream oder mashed potatoes? „Did you know it? – Habt ihr’s gewusst?” Die CD Was wisst ihr? richtet sich an Grundschüler mit ersten Englischkenntnissen. In lustigen Fragen wird bestehendes Wissen abgefragt und gefestigt. Auch wer einmal keine Antwort weiß, kann mitraten und so seine Sprachkenntnisse erweitern.
Die Gesamtspielzeit der CD ist mit ihren 60 Minuten sicherlich nicht dazu gedacht, alle Fragen auf einmal zu beantworten, als kleine lustige Übungseinheiten sind sie aber ein schöner Weg, sich mit der englischen Sprache zu beschäftigen. Wie misslungen die Verbindung zwischen Spaß und Wissensvermittlungen aber auch sein kann, zeigt die Audio-Lernhilfe Englische Verben – Verb-Raps. In der an Jugendliche und junge Erwachsene gerichteten CD sollen unregelmäßige Verben durch Unterlegung mit Rap-Musik leichter erlernt werden. Die so genannte Rap-Musik entpuppt sich jedoch als einfach im Rhythmus aufgesagte Verben. Auch die kurzen Melodie- bzw. Liedpassagen sind eher schwach und wenig aktuell. Mit Rap hat das ebenso wenig zu tun wie mit gut gemachter Lernhilfe. Sowohl ambitionierte Englischlerner als auch Rap-Fans dürften sich von dieser CD wenig angesprochen fühlen.
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