2003/06: Kinder im Mediennetz
thema
Andreas Lange: Kindsein im Übergang von der fordistischen zur postfordistischen Gesellschaft
Was sind die wesentlichen Entwicklungslinien von Kindheit seit den 1950er Jahren? Sind heutige Kinder „besser dran“ als damals? Schließlich: Welche Rolle nehmen in diesem Gesamtgefüge die Medien ein?
Es wäre vermessen, diese Batterie von Fragen im Rahmen eines kurzen Aufsatzes erschöpfend beantworten zu wollen.
Zu leisten ist eine Skizze, welche erahnen lässt, in welcher Weise gesellschaftliche Trends sich im Leben und Alltag der Kinder niedergeschlagen haben ...
(merz 06/2003, S. 7-17)
Michael Gurt: Medienangebote für Klein- und Vorschulkinder
Der Medienmarkt für Klein- und Vorschulkinder boomt: Von der Musik-CD für Säuglinge über Internetangebote für Drei- bis Achtjährige bis hin zu Lern- und Unterhaltungssoftware für Vor- und Grundschulkinder reicht die Palette.
Dem mannigfaltigen Medienangebot stehen offene Fragen über Sinn und Zweck solcher Angebote gegenüber: Sollen Kinder schon im Windelalter mit Medien konfrontiert werden?
Kann dieser frühe Medienkonsum ihre Entwicklung beeinträchtigen? Oder eröffnet er die Chance, den rechten Umgang mit den Medien von Klein auf zu erlernen und damit Vorteile im späteren Leben zu haben?(merz 06/2003, S. 18-23)
Zum Umgang Heranwachsender mit Konvergenz im Medienensemble
Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (München) und der Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig führen derzeit gemeinsam eine Studie zum Umgang Heranwachsender mit Konvergenz im Medienensemble durch.
Ergebnisse des ersten Abschnitts dieser Untersuchung, einer teilstandardisierten Befragung von über 500 Kindern und Jugendlichen, liegen bereits vor. Über Art und Hintergründe des Projektes sprach merz mit Ulrike Wagner vom JFF ...
(merz 06/2003, S. 24/25)
Christine Feil: Kommerzialisierung der Kindheit und Marktintegration der Kinder
Der Markt ist heute nicht nur eine treibende Kraft des Wandels der Kindheit, er popularisiert auch das Bild vom „frühzeitig reifen“ und „autonom handelnden“ Kind, das weiß was es – konsumieren – will ...
(merz 06/2003, S. 26-33)
spektrum
Daniela Kloock: Der Schriftgläubige
Neil Postman war kein Kulturtheoretiker im Sinne der Frankfurter Schule – wie jüngst in den vielen Nachrufen der Feuilletons zu lesen war. Seine Kapitalismuskritik war bescheiden, von psychoanalytischer Theorie wie von jedweder anderen Großtheorie hielt er gar nichts.
Die französischen Denker der Postmoderne beispielsweise waren ihm verhasst, er hielt sie samt und sonders für geisteskrank. Neil Postman bevorzugte einfache und leicht zu vermittelnde Ideen, denn er war vor allem eines: Pädagoge ...
(merz 06/2003, S. 34-36)
Jörg Knobloch: Harry Potter™ – vom Kinderbuchhelden zum Film-Idol und zur geschützten Marke
Gerade wurde der neueste Band der Erfolgsautorin Joanne K. Rowling in deutscher Übersetzung ausgeliefert und das ganze Land war in Aufruhr: nicht das ganze Land, aber fast das ganze. Postboten machten Überstunden, Buchhandlungen legten Sonderschichten ein und bei der Berichterstattung blieb kein Medium mit den neuesten Nachrichten außen vor.
Wie auch hier wieder einmal kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen und welche Ausmaße dies annimmt, davon gibt der Autor im Folgenden einen Einblick ...
(merz 06/2003, S. 37-40)
Gudrun Marci-Boehncke / Matthias Rath: Wie gut ist, was Kinder sehen? Wie sehen Kinder gut?
Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen jenseits des „guten Buches“ steht unter dem Generalverdacht pädagogischer wie moralischer Fragwürdigkeit. Dabei sind Medien heute die wirkmächtigsten Sozialisationsinstanzen. Statt eine kulturkritische Vermeidungshaltung einzunehmen, muss sich die medienethische und medienerzieherische Forschung fragen, welche emotionalen wie kognitiven Medienpräferenzen Kinder und Jugendliche besitzen, welche Wertangebote in den Medien gemacht und welche Werthaltungen dort vermittelt werden.
Nicht nur die Ergebnisse aktueller Studien, sondern auch die Diskussion um die Gewalt in den Medien und ihre Folgen machen zweierlei deutlich: (1) Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen muss qualitativ erforscht werden. (2) Eine solche Forschung soll zugleich zu pädagogischen und unterrichtsrelevanten Handlungsstrategien führen. Medienerziehung heißt nicht nur, das Verstehen und Bewerten medialer Angebote zu vermitteln, sondern auch die Kompetenz der Kinder und Jugendlichen zu medial und sozial verantwortlichem Handeln zu erweitern und zu stärken.
Der Beitrag stellt ein Forschungsprojekt vor, gefördert von der Stiftung Ravensburger Verlag im Rahmen der „Ravensburger Jugend-Medien-Studien“, das sich damit beschäftigt, wie Jugendliche Medien nutzen und wie mediale Wertevermittlung aussehen kann ...
(merz 06/2003, S. 41-47)
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Gudrun Marci-Boehncke, Matthias Rath
Beitrag als PDFEinzelansichtSascha Düx: Charme auf den Schirm!
Bildlich-mediale Kommunikation hat bei Jugendlichen Konjunktur. Immer mehr Kids sind mit Foto-Handys unterwegs, die MMS-Nachrichten (SMS mit Bild und Ton) verschicken und empfangen. Graffitisprayer und Webfreaks nutzen öffentliche Wände und den öffentlichen Raum des Internet zur Artikulation und Selbststilisierung. Kulturpessimisten befürchten – bestärkt durch PISA – die Verdrängung des Lesens durch die Bilder.
Andersherum können visuelle Kommunikationsformen gerade für Jugendliche, die mit dem Lesen oder der deutschen Sprache Schwierigkeiten haben, einen niedrigschwelligen Einstieg bieten – etwa in die Welt des Internet und der Medienkompetenz.Wie lassen sich visuelle digitale Welten mit pädagogischem Gewinn für die Jugendarbeit erschließen?
(merz 06/2003, S. 49-55)
medienreport
Hans Ulrich Grunder/Ruth Graf: Drei Irrläufer
In den vergangenen Jahren sind deutsche Bildungspolitiker/innen nicht müde geworden, zu fordern, Schulen sollten sich entwickeln, es gelte, im Bildungswesen Vielfalt anzustreben. Abgesehen von manchem neoliberalistischen Fehlschluss beschert die neue bildungspolitische Maxime Schulen, die sich profilieren wollen, viel Arbeit an pädagogischen, didaktischen, unterrichtsmethodischen und institutionellen Fragen. Letztlich geht es aber auch um die Außendarstellung des ‚Gesichts einer Schule’. Dass vollmundige bildungspolitische Phrasen den Schulen nicht weiterhelfen, zeigen die unzureichenden offiziellen baden-württembergischen Versuche, Schulprofile im Internet bekannt zu machen. Dass eine so defizitäre Informationspolitik in Bezug auf Schulentwicklung den Schulen eher schadet als ihnen hilft, belegen die Ergebnisse der nachstehenden kleinen Untersuchung, die in anderen Bundesländern wohl ebenso problematische Resultate zeitigen dürfte.Veraltet und unübersichtlichDie Suche nach Schulen mit Profil und nach Informationen zur Schulentwicklung auf der Homepage des ‚Landesinstituts für Erziehung und Unterricht Stuttgart’ (LEU) (http://www.leu. bw.schule.de) beginnt mit einer Enttäuschung: Der ‚Vorhabensbereich Schulentwicklung’ führt in eine Sackgasse. Die Navigation ist verwirrend; sie erfolgt über die Sitemap.
Der entsprechende Hinweis ist gut versteckt. Ist diese Hürde überwunden, hat man die Wahl zwischen den Abteilungen I-III. Abteilung I ‚Grundlagen, Information und Dokumentation’ informiert über die vier Handlungsfelder der Schulentwicklung: ‚Erziehung und Unterricht’, ‚Verbesserung der Kommunikation in der Schule’, ‚Verstärkung der Mitarbeit von Schülerinnen und Schülern und Eltern’ und ‚Öffnung von Schule für ihr Umfeld’. Einige Beispiele veranschaulichen die praktische Umsetzung der Handlungsfelder. Sie sind jedoch teilweise veraltet. Ebenfalls veraltet ist die Liste derjenigen Schulen, die Schulentwicklung durchführen bzw. durchgeführt haben. Die Einträge stammen aus der Zeit zwischen 1995 und 1998. Auch der Informationsgehalt der Liste lässt zu wünschen übrig: verzeichnet sind Namen und Adresse der Schulen. Einige wenige Schulen geben an, auch im Internet präsent zu sein, wovon jedoch nicht alle tatsächlich online besucht werden können. Eine weitere Liste, die ‚Schulberichte’ verspricht, informiert in Stichworten über 311 durchgeführte und laufende Projekte. Es ist allerdings nicht ersichtlich, wann die Liste das letzte Mal aktualisiert wurde. Vor diesem Hintergrund übertreffen sich die Angaben zur Laufzeit der Projekte an Genauigkeit. Einige konkretere Angaben zur Durchführung von Projekten gibt es zwar, sie liegen allerdings ebenfalls Jahre zurück. Insgesamt fehlen der Website Übersichtlichkeit und Struktur.
Außerdem ist sie hinsichtlich der Schulentwicklung veraltet. Warum ist sie noch online? Diese Frage stellt sich insbesondere im Hinblick auf die ‚aktuelle Website zur Schulentwicklung’ des Landesinstituts für Erziehung und Unterricht’ (LEU) in Stuttgart.Anspruch und WirklichkeitAuf der ‚aktuellen Website zur Schulentwicklung’ des LEU (http://www.leu.bw.schule.de/sep/index.php) ist zu erfahren, dass das Thema ‚innere Schulentwicklung’, das bislang auf vier Handlungsfeldern basierte, inzwischen eine Neustrukturierung seines Systemzusammenhangs erfahren hat. Schulentwicklung wird nun formuliert als eine Trias, bestehend aus Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung und Organisationsentwicklung. Auf der ‚aktuellen Website zur Schulentwicklung’ werden diese drei Begriffe ausführlich erläutert und mit Hilfe von Beispielen veranschaulicht.Die neu gestaltete Homepage des LEU zur praktischen Schulentwicklung versteht sich als Kommunikationsplattform für Schulentwicklung in Baden-Württemberg.
Um den Anspruch einer Kommunikationsplattform einlösen zu können, müssten allerdings mehr als die bisher 36 Projekte zur Schulentwicklung in der Datenbank abrufbar sein. Sind die baden-württembergischen Schulen überhaupt ausreichend informiert darüber, dass sie ihre Schulprojekte hier vorstellen können? Wie kommen die Einträge der Datenbank zu Stande? Auf der Website zur Schulentwicklung ist ein Anmeldeformular abrufbar, mit dem Schulen ihre Schulprojekte in Stichworten vorstellen können. Ist davon auszugehen, dass die Projekteinträge ausschließlich auf den Angaben der Schulen basieren? Oder gibt es Auswahlkriterien, anhand derer entschieden wird, welches Projekt tatsächlich zur Schulentwicklung beiträgt und infolgedessen in die Datenbank aufgenommen wird? Vertrauen die Betreiber der Website auf die Initiative der Schulen, dass sie sich mit ihren Schulprojekten anmelden? Auch die Navigation der Website lässt zu wünschen übrig: Der unscheinbare Button ‚Suche’ führt überraschenderweise zur Datenbank der Website. Die Datenbankrecherche kann zum einen über Regionen erfolgen, zum anderen nach Stichworten. Wird nach Regionen recherchiert, werden mit Hilfe einer Graphik die baden-württembergischen Oberschulämter und Schulämter ausgewählt, die zu den jeweils zugeordneten Schulprojekten führen. Die Recherche nach Stichworten erfolgt über die Kombination einer Schulart (Grundschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Berufliche Schule, Förderschule, Sonderschule), eines Inhalts (Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung, Organisationsentwicklung), eines Landkreises und eines Schlagworts.
Letzteres hat allerdings wegen der wenigen Einträge kaum Aussicht auf Erfolg. Wie passt dies zusammen mit dem erklärten Anspruch der Website, zur Verbreitung von Informationen über laufende und abgeschlossene Schulprojekte beizutragen? Fraglich ist im Übrigen die Qualität der Datenbankeinträge: Teils sind sie unvollständig, teils sind sie zu wenig aussagekräftig, als dass das betreffende Schulprojekt klar umrissen würde. Hilfreich kann dann nur ein Blick auf die schuleigenen Websites sein, wenn die durchgeführten Projekte dort ausführlicher vorgestellt werden, was teilweise der Fall ist. Immerhin 27 der 36 Websites sind bislang online präsent. Besser wäre es, wenn baldmöglichst alle Schulen im Internet zu finden wären – nicht zuletzt um dem Anspruch der landesweiten Schulvernetzung gerecht zu werden. Denkbar wäre doch, im Rahmen eines Projekts eine schuleigene Website zu gestalten?!Guter Inhalt – aber die Verpackung? Auf den Seiten des Landesbildungsservers Baden-Württemberg (http://www.leu.bw.schule.de /allg/projekte/inno1.htm) findet sich eine weitere Seite zum Thema ‚Innovative Schulprojekte’. Dort ist zu erfahren, dass eines der Anliegen der ‚Medienoffensive Schulen Baden-Württemberg’ die Förderung innovativer Schulprojekte war. Alle baden-württembergischen Schulen waren aufgefordert, sich an der Aktion zu beteiligen und schulische Pilotprojekte durchzuführen. Nach Abschluss der vierten Förderrunde der innovativen Schulprojekte steht nun die Auswertung der Projektergebnisse und die Präsentation der Projektberichte in einer Datenbank im Vordergrund. Die Datenbank versteht sich als Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern und Schulen, die sich über Projekte informieren wollen, Anregungen zur Planung und Durchführung eigener Vorhaben erhalten, Materialien austauschen oder bei gleichartigen Projekten miteinander kooperieren möchten.
Zur Dokumentation der Erfahrungen sind alle Schulen, die Schulprojekte mit Fördermitteln durchgeführt, aber bisher noch keinen Bericht verfasst haben, derzeit auf den Seiten der ‚Innovativen Schulprojekte’ aufgefordert, dies baldmöglichst nachzuholen. Ein entsprechendes Berichtsformular ist online verfügbar. Die Datenbank, in der die Berichte der über 1000 durchgeführten Schulprojekte künftig abrufbar sein sollen, ist allerdings merkwürdigerweise über den Button ‚Berichte’ derzeit noch nicht online verfügbar. Bisher kann hier lediglich über die allgemeine Suchmaschine des Landesbildungsservers gesucht werden. Unter dem Button ‚Recherche’ findet sich allerdings ein Link zur Datenbankrecherche auf dem Landesbildungsserver, wo die Projektberichte der insgesamt vier Förderrunden abrufbar sind. Gibt es einen Unterschied zwischen der Datenbankrecherche, die künftig unter ‚Berichte’ abrufbar sein soll und der bereits vorhandenen Datenbankrecherche unter ‚Recherche’? Momentan sind in der vorhandenen Datenbank 1066 Einträge abrufbar. Recherchiert werden kann über eine Suchmaske, über die eine Volltextsuche genauso möglich ist, wie die gezielte Recherche nach Fach, Klassenstufe, Schulart, Medienkategorie und Projektkategorie.
Zusätzlich zu einer ausführlichen Projektbeschreibung enthalten die Projektberichte beispielsweise Angaben zu den Projektlaufzeiten, zu den Zahlen der beteiligten SchülerInnen und LehrerInnen und der Bewertung der Projekte. Soweit vorhanden, werden weiterführende Links zu den schuleigenen Websites zur Verfügung gestellt. Lobenswert ist die Fülle an Datenbankeinträgen, die einen schönen Überblick über laufende und abgeschlossene Schulprojekte bietet. Schade ist jedoch, dass die Gesamtstruktur dieser Website ähnlich unübersichtlich gestaltet ist, wie die zuvor vorgestellten Seiten und dass auch ihre Navigation eher zur Verwirrung als zur Orientierung beiträgt. Schließlich lässt sich festhalten, dass nicht jeder Hinweis auf Schulentwicklung tatsächlich hält, was er verspricht, und dass veraltete Informationen parallel zu aktuellen im Internet abrufbar sind. Beides sollte sich schnellstmöglich ändern, will man dem Anspruch des Internets als eines aktuellen Mediums gerecht werden. Zu wünschen bleibt eine gelungenere Kombination aus Übersichtlichkeit und Aktualität. Für die Betreiber der Seiten bedeutet dies sowohl die Neustrukturierung der genannten Websites, um eine schnelle, übersichtliche Navigation zu gewährleisten, als auch ihre kontinuierliche Überarbeitung, Weiterentwicklung und Aktualisierung. Veraltete Seiten, deren Überarbeitung sich nicht lohnt, sollten sie so schnell wie möglich aus dem Netz nehmen!
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Ruth Graf, Hans-Ulrich Grunder
Beitrag als PDFEinzelansichtTilmann P. Gangloff: Viel Mittelmaß - Bloß keine Experimente
Es gibt kaum einen Marktzustand, den Produzenten mehr hassen als diesen: Bei einem „Käufermarkt“ befinden sich Angebot und Nachfrage in einem äußerst ungesunden Verhältnis; aus Sicht des Verkäufers, wohlgemerkt. Für den Einkäufer hingegen ist es das Paradies: Weil es ein Überangebot an Produktionen gibt, ist die Auswahl groß, der Preis aber klein. Der Bereich des Kinderfernsehens ist gerade dabei, diesen Zustand hinter sich zu lassen. All jene Zeichentrickserien, die während des zurückliegenden Booms, als der Neue Markt viel Geld in die Kassen deutscher Firmen strömen ließ, angestoßen wurden, sind entweder bereits produziert oder auf Eis gelegt. Der gesamte Bereich beruhigt sich also langsam wieder. Billiger geworden war ohnehin bloß das Füllmaterial; für die richtig guten Serien mussten Redakteure nach wie vor tief in die Tasche greifen. Das wird sich auch so bald nicht ändern, erst recht nicht, wenn es in einem Land mehrere Interessenten für ein Produkt gibt. Kaufmessen für Kinderfernsehen wie die Mipcom Junior in Cannes zeigen deutlich, wie sehr sich der Markt stabilisiert. Weit weniger als die Hälfte der präsentierten Programme waren wirklich neu, und selbst von diesen waren diverse schon zuvor als Pilot präsentiert worden. Es wird wieder auf Bedarf produziert, Produzenten und Sender arbeiten schon bei der Stoffentwicklung zusammen. Bestes Beispiel: die ZDF-Serie „Wicked Science“.
Für den Mainzer Sender und seine Vertriebstochter könnte sich das Projekt als Schnäppchen erweisen: Das Recht, „Wicked Science“ nicht nur auszustrahlen, sondern auch in alle Welt verkaufen zu dürfen, hat das ZDF nicht zuletzt dank der großzügigen australischen Film- und Fernsehförderung bloß 25 Prozent des Produktions-Budgets gekostet.Im Mittelpunkt der Geschichten stehen zwei junge Teenager, die durch einen Unfall im Labor zu genialen Wissenschaftlern werden. Während der Junge nur Gutes im Sinn hat und seine Fähigkeiten zum Wohl der Menschheit einsetzen will, denkt das Mädchen ausschließlich an den eigenen Vorteil. Ganz abgesehen davon, dass Mädchen als Fieslinge im Kinderfernsehen äußerst selten sind (sie ist eifersüchtig, weil der Junge ihr eine andere vorzieht). „Wicked Science“ hat Effekte zu bieten, dass einem die Spucke wegbleibt. Ein Tyrannosaurus Rex bricht durch die Wand eines Schuppens, Rasenmäher fliegen durch die Luft und Autos werden unsichtbar. Das Beste aber ist der Preis: Der Produktions-Etat für sämtliche 26 Folgen à 26 Minuten lag insgesamt bloß bei 5,8 Millionen Euro. Denn in Australien herrschen andere Gesetze, dort dürfen Kinder länger als bloß drei Stunden am Tag drehen; und das Produzieren ist insgesamt ohnehin preiswerter. Trotzdem ist „Wicked Science“ laut Jonathan M. Shiff die teuerste australische Kinderserie in der Historie des australischen Kinderfernsehens. Allerdings hat Produzent Shiff mit der Serie durchaus ein Kunststück vollbracht, denn die Bilder sehen dank der Computereffekte deutlich teurer aus. Im KiKa wird „Wicked Science“ (einen deutschen Titel gibt es noch nicht) ab April 2004 gegen 16.30 Uhr zu sehen sein. Damit setzt der Kinderkanal eine Linie fort, zu der zurzeit auch die Disney-Produktion „Lizzie McGuire“ (montags bis freitags um 16.25 Uhr) passt.
Die Serie hat strenggenommen mehr Ähnlichkeiten mit der RTL-Sitcom „Mein Leben & ich“ als mit Kinderfernsehen. „Tweens“ nennt die auf Typologien versessene Branche diese Zielgruppe: junge Menschen zwischen 9 und 14 Jahren, keine richtigen Kinder mehr (zumindest nach eigener Anschauung), aber auch noch keine Teenager. Irgendwas dazwischen eben: Tweens. Wenn es überhaupt derzeit einen Trend im Kinderfernsehen gibt, dann diesen: Der Markt hat den jungen Teenagern deutlich mehr zu bieten als noch vor wenigen Jahren. Dass er sie überhaupt entdeckt hat, daran ist natürlich die Werbung treibende Industrie Schuld. Allein in Amerika gibt es 28 Millionen „Tweenager“, und die verfügen angeblich über ein Kapitalpotenzial von sage und schreibe 38 Milliarden Dollar. Europäische „Tweens“ sind nicht ganz so spendabel wie die jungen Amerikaner: 616 Millionen gibt es laut einer Disney-Studie, und sie geben 6 Milliarden Euro pro Jahr für all die Dinge aus, ohne die man als junger Teenager nun mal nicht leben kann. Jetzt haben auch deutsche Sender diese Zielgruppe entdeckt. SuperRTL zum Beispiel versucht sich mit „Drachenfels“ erstmals an einer eigenen Sitcom. Produziert wird die Serie von TV-Loonland. Das Ergebnis kann sich zumindest in technischer Hinsicht sehen lassen; ob es auch beim Publikum des Marktführers im deutschen Kinderfernsehen ankommt, ist eine andere Frage. Die Machart orientiert sich an den „Dinos“, eine Puppenserie, die mit viel Erfolg schon auf diversen deutschen Sendern zu sehen gewesen ist. „Drachenfels“ ist laut TV-Loonland die weltweit erste Produktion, bei deren Herstellung „professionelles Puppenspiel mit High-Tech-Computeranimation“ verbunden wird. Die Sitcom spielt in einer von Drachen bevölkerten Welt. Allerdings haben die Figuren unübersehbare menschliche Züge; und menschliche Eigenschaften ohnehin.
Ob „Drachenfels“ auch zum umsatzstarken Merchandising-Geschäft wird, muss sich erst noch zeigen; in die Dimensionen von Baumeister Bob oder Spongebob Schwammkopf dürfte die Serie kaum vorstoßen. Der Doppel-Bob wird SuperRTL auch in diesem Jahr zu einem Top-Ergebnis verhelfen. „Bob der Baumeister“ ist der derzeit größte Umsatzbringer im Merchandising-Bereich. Dank seiner starken Position im Markt wird SuperRTL nun auch von seinen Gesellschaftern (RTL und Disney) ernster genommen. Die TV-Erlöse sind gewachsen, die Merchandising-Umsätze sind gestiegen, und gespart wird auch noch. Sie sind ohne Frage gute Kaufleute beim kleinen Kölner Kindersender: Das Ergebnis für das Jahr 2003 wird laut Geschäftsführer Claude Schmit doppelt so gut ausfallen wie im Vorjahr, und zwar nicht zuletzt wegen der guten Vermarktung des Programms. SuperRTL fungiert dabei geschickter Weise nur als Agentur. In der Regel, erläutert Schmit, sei es nicht sinnvoll, die kompletten Rechte an einer Serie zu kaufen; eine bloße Beteiligung sei meist schon profitabel genug – und weniger riskant. Mitunter hätte es aber vermutlich gern ein bisschen mehr sein dürfen: Baumeister Bob brachte seinem Produzenten HIT allein in Deutschland als Spielzeugfigur 120 Millionen Euro ein; SuperRTL ist immerhin mit 10 Prozent dabei. Normalerweise lässt sich der Marktführer die Prominenz der Vermarktungsplattform besser bezahlen. Im Allgemeinen kassieren Lizenzagenturen 20 bis 25 Prozent Provision; SuperRTL am liebsten 40. Im Detail sind diese Deals übrigens durchaus pikant: Anderswo sind Disney und Nickelodeon erbitterte Konkurrenten, in Deutschland verdingt sich eine Disney-Tochter als Lizenzagentur für Nickelodeon-Figuren.
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Tilmann P. Gangloff
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Bloech: Videoschnitt: Alles ganz easy, oder?
Im Videoschnittbereich gibt es für den Computer inzwischen eine Vielzahl von Programmen, die zu unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Von kostenloser Freeware bis hin zu Programmen zu mehr als 1000 Euro ist am Markt alles erhältlich. Welche Programme sind sinnvoll und überhaupt brauchbar? Das hängt einerseits von der Konfiguration des verwendeten Rechners und andererseits von dem Verwendungszweck ab. Soll über eine spezielle analoge Videoschnittkarte ein Videofilm geschnitten werden, dann empfiehlt es sich dringend, die mit der Karte zusammen gelieferte Software zu verwenden, da diese auf die eingebaute Hardware im Allgemeinen gut abgestimmt wurde. Ist aber beabsichtigt DV-Videos, über den speziellen Firewire Eingang des Rechners einzuspielen und zu schneiden, oder sollen über eine videotaugliche Grafikkarte (All-in-one-Wonder) Camcordermaterial oder digitalisierte Fernsehsendungen geschnitten werden, um beispielsweise die lästige Werbung zu verbannen, dann bietet sich inzwischen eine ganze Palette lohnender Programme an. Premiere von Adobe, Media Studio Pro von Ulead, XpressDV von Avid oder Final Cut Pro von Apple sind professionelle Videoschnittsoftware im Bereich des semiprofessionellen Videoschnitts und entsprechend kostspielig. Der Umgang mit diesen mächtigen Programmen ist zumindest gewöhnungsbedürftig und die Anforderungen an die Hardware des Rechners dabei nicht unerheblich. Die Einführung des DV-Formats hatte jedoch zur Folge, dass nicht mehr umständlich und kompliziert analoge Videodaten über einen Wandler digitalisiert werden müssen.
Heute können die digitalen Videodaten mehr oder weniger direkt im Rechner ohne großen technischen Aufwand abgespeichert werden, es erübrigt sich der Aufwand mit den diffizilen Videokarten. Entsprechend hat die Software reagiert, so dass endlich auch preiswerte und teilweise sogar kostenlose Software für den Videoschnitt erhältlich ist. So haben beispielsweise Benutzer des aktuellen Microsoft Betriebssystems Windows XP auf ihren Rechnern mit dem kostenlosen Windows Movie Maker 2.0 generell die Möglichkeit der Videobearbeitung. Allerdings bietet das sehr einfache Programm nur begrenzt Möglichkeiten Bilder zu schneiden, die Tonbearbeitung fiel zudem wirklich äußerst dürftig aus. Die Erstellung von Titeln ist zwar gegeben, aber einige Features beispielsweise zum Erstellen von Rolltiteln fehlen ganz. Zudem kann der fertige Film lediglich im AVI und WMV Format abgespeichert werden, was eine Ausspielung auf einen DV-Camcorder erlaubt, nicht aber das Brennen auf universell lesbare DVDs oder VideoCDs. So gesehen empfiehlt es sich, das Programm für aufwendige Videoprojekte vielleicht besser nicht zu benutzen. Allerdings eignet es sich durchaus gut um kleine Videos für die Veröffentlichung im Internet oder als kurzes Attachment für E-mails zu bearbeiten. Inzwischen existieren jedoch viele kostengünstige Alternativen, mit denen Schnitte und Ausspielungen durchaus möglich sind, wie zum Beispiel Video Edit Magic von DeskShare (www.deskshare.com), das selbst unter Win98 SE läuft. Entscheidender Nachteil des enorm umfangreichen und mit rund 40 Euro vergleichbar preiswerten downloadbaren Programms ist seine eigenwillige Bedienung. Präzise Schnitte exakt nach Bild sind zwar möglich, aber eben nur auf einem umständlich anmutendenden Weg. Im Gegensatz zu dem Windows Movie Maker bietet das Programm jedoch entscheidend kreativere und etwas komfortablere Audiobearbeitungsmöglichkeiten.
Gravierender Nachteil, wie schon beim Movie Maker 2.0, ist jedoch, dass der fertig bearbeitete Film lediglich über den Umweg eines zusätzlich notwendigen Programms auf ein Videoband oder eine DVD ausgegeben werden kann. Video Edit Magic selbst kann den Film lediglich als AVI oder WMF- File abspeichern. Beim Testrechner führte darüber hinaus der integrierte Titelgenerator unter Windows 98 zu Systemabstürzen. Dennoch bietet sich das Programm auf Grund der vielfältigen Trick- und Effektblenden als Alternative für all diejenigen an, die Videos fürs Internet herstellen möchten. In dieser Preisklasse gibt es mit EVE von der Firma Mainconcept (www. mainconcept.de) noch ein weiteres interessantes Videoschnittprogramm. EVE ist optisch recht ansprechend gestaltet, sehr einfach gehalten und übersichtlich zu bedienen. Weitere Vorteile dieses Programms sind vor allem die in der Lautstärke separat zu regelnden drei Stereotonspuren und die Möglichkeit den fertigen Film auch als DVD auszuspielen. Ähnlich wie schon bei Video Edit Magic kann die Montage des Films mittels einer sogenannten Timeline sehr übersichtlich kontrolliert werden. Auch die kleine Softwareschmiede Cyberlink (www.gocyberlink.de) hat Videoschnittsoftware für den Schnitt von DV Material lanciert. Für knapp unter 100 € wird von Cyberlink mit PowerDirector Pro 2.5 ein durchaus interessantes Konkurrenzprodukt angeboten, welches aber aufgrund der umfangreicheren Codierungs- und Abspeichermöglichkeiten in der Handhabung zumindest gewöhnungsbedürftig ist. Keine Menüleiste am oberen Monitorbild wie sonst üblich, sondern ein großer runder Regler führt durch den gesamten Prozeß des Videoschnitts vom Capturen (d.h. Einspielen in den Rechner), dem Editieren (Schneiden) über das Authoring (Erstellung des DVD Menues) bis hin zum Brennvorgang.
Der Drehregler erinnert dabei eher an ein Dampfradio, als an ein modernes Schnittsystem. Vielleicht ist das eine Konzession an die Hauptnutzer des Programms, das aktuell als Softwarebundle zu einem Multimediacomputer in den Filialen eines großen Lebensmitteldiscounters vertrieben wurde. Insgesamt liegen die Stärken des Programms im Bereich der hohen Variabilität der Ausgabeformate und des bequemen Schnitts von Bildmaterial. Soll jedoch der Ton bearbeitet werden, stoßen die Benutzer dieses Programms sehr schnell an Grenzen.Ein wenig unkomplizierter in der Bedienung und mit 90 Euro auch nicht teurer ist das Video Studio 7 von Ulead (www. ulead.com). Intuitiv erschließt sich schnell die Bedienung und auch ein exakter Schnitt ist möglich. Das Programm erlaubt über eine voice-over-Funktion das Zumischen von Geräuschen oder Musik zum Originalton und bietet darüber hinaus noch eine weitere freie Tonspur. Leider ist das individuelle Abmischen der drei Tonspuren nicht möglich.
Ein Pluspunkt ist dagegen, dass das System keine Probleme beim Capturen aufweist und neben internetspezifischen Dateiformaten diverse Ausgabemöglichkeiten zum Beispiel auf DV oder DVD vorhanden sind. In recht ähnlicher Form zu einem vergleichbaren Preis bietet der Konkurrent Pinnacle (www.pinnaclesys.com) mit dem Studio DV 8.0 ein ebenfalls einfach zu bedienendes Programm an, welches gute Bearbeitungs- und Ausgabemöglichkeiten offeriert. Interessanterweise wird für Laptops sogar eine besonders abgestimmte Version von Studio DV angeboten Die Tonbearbeitung ist beim Studio DV recht elegant gelöst, sodass sich diese Software insgesamt als wirklich rundherum empfehlenswert erweist. Allerdings erwarten die Programme von Pinnacle und Ulead einen modernen Computer mit Firewire Anschluss. Ältere Rechner mit langsamer Festplatte, Grafik- oder Videokarte und ähnlichem haben generell wenig Freude mit diesen Softwareprodukten, die sich mit wackeligen Bildern und häufigen Systemabstürzen während der Arbeit bedanken.
Generell sollte daher vor der Anschaffung von Videosoftware die Gelegenheit des kostenlosen Downloads oder von Demoversionen genutzt werden, um die anvisierte Software mit dem eigenen Rechner ausgiebig zu testen und konkret auszuprobieren, ob sich die Rechnerhardware überhaupt mit dem anvisierten Programm verträgt. Wenn dann das gewählte Programm jedoch nicht über die Möglichkeit der Ausspielung auf DVD verfügt, besteht kein Grund zur Verzweiflung, denn Pinnacle bietet mit der Software Expression für unter 50 Euro all denjenigen, die Videos lediglich als AVI im Rechner speichern können, ein sehr interessantes Zusatzprogramm an, welches das Ausspielen eines AVI-Films auf CD in den Formaten VCD und SVCD und DVD zulässt. Das Abspielen des fertigen Films ist nachher mit nahezu allen üblichen DVD Abspielgeräten möglich. Natürlich lassen sich die Mängel der meisten Videoschnittprogramme durch das Koppeln mit zusätzlicher Audioschnittsoftware ausbügeln.
Zwar erfordert dies in der Praxis ein umständliches Hin- und Herwechseln zwischen Programmen, führt aber letztlich zu zufriedenstellenden hörbaren Resultaten. Um die Qual der Wahl noch zu steigern, oder einfach einen Grund zu haben noch ein wenig zu warten, sei folgendes hartnäckige Gerücht noch kurz angemerkt, demzufolge in der zweiten Jahreshälfte von der renommierten Firma Avid möglicherweise eine kostenlose und abgespeckte Version von DVXpress angeboten wird, die wahrscheinlich beim Gebrauch mit Windows PCs optimal arbeiten dürfte. Allerdings ist es wahrscheinlich auch hier so, dass ein entsprechend moderner Rechner vorausgesetzt wird, um das verwendete System für den Videoschnitt zu optimieren. Wer alldem grundsätzlich aus dem Weg gehen möchte, der kann sich die Anschaffung eines komplett integrierten Videoschnittsystems Casablanca Avio der Firma Macrosystem (www.macrosys tem.de) oder eines modernen Apple Computers (www.apple. com/de) überlegen. Die bei Apple problemlos zu bedienende mitgelieferte Software iMovie lässt dabei sogar eingefleischte Anhänger des Videoschnittsystems Casablanca ein wenig vor Neid erblassen. Die Stärken von Avio liegen in der unkomplizierten Einbindung von analogen Videosystemen.
Michael Bloech: Science Fiction - Ein Horrorthriller für Kinder!
Ein Gänsehaut erzeugender Science-Fiction- Thriller für Kinder. Macht das pädagogisch Sinn, ist das überhaupt empfehlenswert? Möglicherweise schon, vor allem dann, wenn der Film sich mit der Frage beschäftigt, welche Geheimnisse Eltern vor ihren Kinder verbergen. Zugespitzt münden diese Zweifel in der Kardinalfrage, mit der sich wohl jedes Kind schon einmal auseinandergesetzt hat, ob seine Eltern wohl tatsächlich seine wirklichen leiblichen Eltern sind. Genau hier knüpft der Film Science Fiction an, wird doch der Held der Geschichte, der 10-jährige Andreas mit eben diesem Identitätsproblem konfrontiert. Wie schon so oft vorher kommt Andreas nach einem Umzug wieder einmal in eine neue Klasse in einer fremden Stadt. Nach den Turbulenzen des Eingewöhnens findet der willensstarke Junge intelligente und mutige Freunde unter seinen Schulkameraden. Eine besonders intensive Beziehung baut er mit der burschikosen Vero auf, die sich in ihrem ausrangierten alten Wohnwagen im Garten ihrer Eltern eine ganz eigene Welt eingerichtet hat. Hier werden nach Herzenslust auf einem bequemen Bett alte Horrorfilme angeschaut. Der Wohnwagen wird schnell zu einem beliebten Treffpunkt der Clique um Vero und Andreas. Bei ihren konspirativen Gesprächen über die Geheimnisse der Eltern offenbart sich nicht nur, dass Veros Vater eine heimliche Geliebte hat; es kristallisiert sich auch ein unheimlicher Verdacht heraus.
Vero vermutet, das sich hinter dem merkwürdigen Verhalten von Andreas Eltern, die auf alle einen überaus distanzierten und kühlen Eindruck machen, etwas Furchtbares verbirgt: Andreas Eltern müssen Außerirdische sein. Andreas glaubt Vero natürlich nicht und schiebt alles auf ihre Leidenschaft für Splattermovies mit Aliens. Doch allmählich häufen sich die Anzeichen, dass das Mädchen mit ihrer kühnen Vermutung durchaus Recht haben könnte. Andreas stellt seinen Eltern nach und durchforstet die ultramoderne und sehr sterile Wohnung des seltsamen Elternpaars, die in Keller und Garten geheimnisvolle, wissenschaftliche Experimente hinter verschlossenen Türen durchführen. Überhaupt herrscht in dem Haus generell eine bedrückende Stimmung, die gekennzeichnet ist durch das strenge Erziehungsverhalten der Eltern und den emotionslosen Umgang der Familie untereinander. Dramatisch wird die Situation jedoch, nachdem die Kinder verbotenerweise in das Labor der Eltern eindringen und jede Menge toter Vögel finden. Jetzt scheint für Andreas alles klar zu sein – Vero hat Recht ...Die Geschichte wird stimmungsvoll in düsteren Bildern erzählt, wobei die Grusel- und Schockeffekte des mehrfach international prämierten Films behutsam, d.h. kindgerecht eingesetzt werden.
Regisseur Dany Deprez verzichtet darauf, atemlose Spannung um ihrer selbst willen zu erzeugen, vielmehr konzentriert er sich auf die Psychologie von Andreas, der immer unsicherer zu werden scheint, seine Eltern misstrauisch beäugt und immer hartnäckiger versucht, hinter das Geheimnis seiner Eltern zu kommen. Der Film schildert einfühlsam und nachvollziehbar, wie Andreas sich allmählich von seinen Eltern ablöst, sie kritisch hinterfragt und sie damit vom Sockel der Unantastbarkeit stößt. Der Film jongliert geschickt mit Wahrheit und Phantasie, Einbildung und Gewissheit. Diese präzise, stimmige und ernsthafte Schilderung kindlicher Identitätsfindung kombiniert mit Science-Fiction- und Horrorelementen könnte jedoch bei Kindern Angst auslösen, wenn bei der Rezeption Parallelen zwischen dem Handlungsverlauf des Films und der eigenen Sozialisation und eigenen Erlebnissen gezogen werden. Der Film fungiert als perfekte Identifikationsplattform und gibt damit reichlich Gelegenheit, sich in das Gefühlsleben der Filmkinder hinein zu versetzen, was in der Folge überaus realistische Angstgefühle auslösen kann. So bewirbt die Verleihfirma Science Fiction auch nicht explizit als Kinderfilm, sondern als Film für die ganze Familie. Und das macht durchaus Sinn, denn der Film liefert genügend Gesprächsstoff für innerfamiliäre Diskussionen.
Hartmut Warkus / Thomas Jacob: Rätselhafte Geschichten
Die deutsche Übersetzung von Adventure lautet „Abenteuer“. Und Abenteuer müssen die Protagonisten in diesem Spielegenre auch regelmäßig bestehen. Allerdings nicht durch Geschicklichkeit und Feuerkraft wie in Actionspielen, sondern durch logisches Kombinieren und das Lösen von Rätseln. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit anderen Spielfiguren und das Verbinden und richtige Einsetzen von gefundenen Gegenständen. Adventures sind mehr oder weniger eine Abfolge von Rätseln, die in eine Geschichte verpackt sind. Die Darstellung dieser Geschichten aber hat sich seit den Anfängen vor über zwanzig Jahren stark verändert. Die Entwicklung des Genres spiegelt auch die Evolution von Computerspielen im Allgemeinen wider. Spielspaß ohne GrafikDie ersten Abenteuerspiele, gleichzeitig auch einige der ersten Computerspiele überhaupt, waren Textadventures, auch als „Interactive Fiction“ bezeichnet. Eine äußerst treffende Bezeichnung, denn die Spiele gleichen Büchern, in denen der Leser den Fortgang der Handlung selbst bestimmt. Und zwar Bücher ohne Bilder, denn Textadventures kommen völlig ohne jede Grafik aus. Die Spielewelt wird mittels Text beschrieben, und der Spieler gibt seine Aktionen als Textbefehle ein. Mittels mehrerer einfacher Befehle untersucht der Spieler hier das Fenster, öffnet es, steigt hinein, nimmt eine Flasche Wasser und versucht, daraus zu trinken, worauf ihn das Programm darauf hinweist, die Flasche doch erst zu öffnen. Die Szene stammt aus dem Spiel „Zork“, das 1980 von der Firma Infocom veröffentlicht wurde. „Zork“ und seine beiden Nachfolger hatten noch keine nennenswerte Handlung, der Spieler durchstreifte ein riesiges Höhlenlabyrinth auf der Suche nach Schätzen.
Schon bald veröffentlichte Infocom aber auch Spiele mit ausgefeilten Storys aus verschiedensten Genres: unter anderem Detektivgeschichten sowie Science- Fiction- und Fantasyabenteuer.Im heutigen Zeitalter von fotorealistischen Grafiken muten Textadventures wie Relikte aus der Computersteinzeit an. Und doch sind sie zeitloser als alle anderen Computerspiele, denn jede noch so gute Grafik gilt schnell als veraltet; Interactive Fiction dagegen lässt die Bilder in der Fantasie des Spielers entstehen. Was die Infocom-Spiele von anderen Textadventures abhob und zu Verkaufsschlagern machte, war die literarische Qualität der Prosa sowie die Flexibilität des so genannten „Parsers“. Der Parser ist der Teil des Programms, der die Eingaben des Spielers interpretiert und umsetzt. Während die meisten anderen Textadventures lediglich Zwei-Wort-Befehle verstanden („open door“), kamen Infocom-Spiele auch mit komplexen Eingaben wie „take the green bottle from the table, then open it and drink water“ zurecht.Technische WeiterentwicklungDer Stern von Textadventures begann Mitte der 1980er Jahre rapide zu sinken. Die Leistungsfähigkeit von Heimcomputern erlaubte es mittlerweile, auch bunte und bewegte Grafiken in Adventures einzubauen. Die Spieler waren fasziniert von den neuen Möglichkeiten, reine Textadventures waren plötzlich kaum noch gefragt. Am erfolgreichsten waren die Spiele der Firma „Sierra“.
Spiele wie „King’s Quest“, „Space Quest“ und „Larry“ und ihre vielen Nachfolger verkauften sich millionenfach. Trotz der neuen, bunten Abenteuerwelten mussten Befehle aber weiterhin, wie in reinen Textadventures, mit Hilfe der Tastatur eingegeben werden. Das änderte sich erst mit den Adventures der Firma „LucasArts“, wie zum Beispiel „Maniac Mansion“ oder der „Monkey Island“-Serie, die auf eine komfortable Maussteuerung ausgelegt waren. Auch die Grafiken und Sounds wurden stetig verbessert, durchgehende Sprachausgabe wurde zum Standard, mehr und mehr konnte man von interaktiven Cartoons statt Büchern sprechen. Mitte der 1990er Jahre erschienen dann auch Spiele mit echten Schauspielern und Filmsequenzen. Das große Manko dieser Spiele war die stark eingeschränkte Interaktivität: Man hangelte sich mit einigen Puzzles von einem Filmchen zum nächsten, die mit meist schlechten Schauspielern und billigen Kulissen nervten. Das merkten recht schnell auch die Spieler, und die so genannten „Interactive Movies“ verschwanden nach kurzer Blütezeit wieder vom Markt.Rückzug ins Nischendasein Doch auch die „klassischen“ Adventures haben es seit einigen Jahren äußerst schwer.
Mit dem Siegeszug der 3D-Shooter schwand das Interesse der Käufer an den eher gemütlichen Denkspielen. Jahrelang erfolgreiche Reihen verkauften sich nicht mehr und wurden eingestellt. Heute kommen nur noch sehr wenige „klassische“ Adventures heraus, meist von kleinen Entwicklerstudios. Äußerst erfolgreich sind dagegen Spiele, die Adventureelemente mit Actionspielen vermischen. Bekanntestes und erfolgreichstes Beispiel ist die „Tomb Raider“-Serie. Lara Croft, die Heldin des Spiels, muss nicht nur rennen, springen und schießen, sondern zwischendurch auch kleine Knobeleien lösen und die richtigen Schalter betätigen. So komplex wie in klassischen Adventures sind die Rätsel aber nie.
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Hartmut Warkus, Thomas Jacob
Beitrag als PDFEinzelansichtDaniela Schmohl: Zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager
Geschichte zu vermitteln ist keine leichte Aufgabe. Das Unbeschreibliche begreifbar zu machen und damit die Erinnerung und die Mahnung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zuhalten, noch viel schwieriger. Gerade in Zeiten, in denen der Zweite Weltkrieg als „Hintergrund“ immer neuer Computerspiele (siehe merz 6/02) dient, Auschwitz als Erklärung für militärische Präventivschläge (siehe Kosovo-Krieg) angeführt wird und trotz aller Regierungsprogramme (von civitas bis entimon) ein Zurückdrängen rechter Gewalt, antisemitischer Propagandadelikte und rassistischer Übergriffe nicht absehbar ist, ist das fundierte Wissen um die nationalsozialistische Terrorherrschaft eine entscheidende Grundlage der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus aber auch der deutschen Geschichte und dem Selbstverständnis einer Demokratie.Gegen das Vergessen II - Häftlingsalltag im KZ Sachsenhausen 1936-1945United Soft Media Verlag GmbH. ISBN 3-8032-1610-9, Preis: EUR 29,90. Systemvoraussetzungen: Win95/Win98/WinMe/WinNT 4.0/Win 2000/Win XP; CPU-Typ Athlon/Pentium, 166 MHz; 64 MB RAM, 15 MB Festplattenspeicher; 1024x768 bei 16 Bit Farbtiefe; 8-fach CD-ROM LaufwerkDie CD-ROM „Häftlingsalltag im KZ Sachsenhausen 1936-1945“ entstand in Zusammenarbeit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen und der United Soft Media Verlag GmbH. Im Mittelpunkt stehen die Biographien von 20 ehemaligen Häftlingen, deren Lebensgeschichte vorgestellt wird. Von zentraler Bedeutung sind dabei Interviews mit den Überlebenden oder ihren Nachkommen.
In sechs Schwerpunkte wird das Leben der Menschen gegliedert: „Wege nach Sachsenhausen“, „Häftlingsgesellschaft“, „Arbeit“, „Raum und Zeit“, „Gewalt, Sterben, Tod“ und „Leben mit der Erinnerung“. Diese Begriffe erschließen sich beim ersten Lesen nicht sofort und auch die sehr kleine graphische Navigation ist am Anfang nicht sehr hilfreich. Erkundet man aber neugierig und mit viel Zeit das Leben eines Menschen, erfährt man anhand der O-Töne und zahlreicher Materialien wie Fotos, Dokumente, Zeichnungen und anderer persönlicher Gegenstände wichtige Details und erhält eindringliche Erkenntnisse über die Systematik nationalsozialistischer Verfolgung und die Geschichte der Konzentrationslager.Anhand der einzelnen Verfolgungsgeschichten werden gleichzeitig die unterschiedlichen Häftlingsgruppen vorgestellt. Hier begegnen uns bekannte Namen wie der Gewerkschafter Lothar Erdmann, der Kommunist Rudi Wunderlich oder der niederländische Widerstandskämpfer Ab Nicolaas, aber auch die polnische Zwangsarbeiterin Janina Krawczyk, der Sinto Walter Winter und der als sogenannter Berufsverbrecher in Sachsenhausen inhaftierte Erich Ziebarth. Neben der bereits genannten biographischen Annäherung und der Unterteilung der Häftlingsgesellschaft in politischen Widerstand, sozial, rassisch oder patriotisch Verfolgte und Zwangsarbeiter kann auch der thematische Zugang über die obigen Kapitel („Wege nach Sachsenhausen“ usw.) gewählt werden. Man erhält zunächst allgemeine Informationen über die Geschichte des Lagers oder der Zwangsarbeit – die einzelnen Biographien dienen hier der Veranschaulichung.
Da die CD-ROM konzeptionell als multimediale Ausstellung angelegt ist, werden die gesprochenen Einführungssequenzen nicht noch einmal zum Nachlesen angeboten und auch für die Vertiefung des Themas stehen z.B. keine Überblicksdarstellungen der Geschichte des Lagers oder ausdruckbare PDF-Dokumente zu den verschiedenen Themen zur Verfügung.Insgesamt sprechen die umfangreichen, wissenschaftlich fundierten Recherchen und die anspruchsvolle multimediale Umsetzung für die CD-ROM. Die Software wurde bereits mit dem „Europrix Multimedia“ in der Kategorie „Wissen“ und dem Deutschen Bildungssoftware-Preis „digita“ ausgezeichnet.Buchenwald – Ein KonzentrationslagerPahl-Rugenstein Verlag Bonn. ISBN 3-89144-335-8, Preis: EUR 24,95 (Staffelpreise für Schulen und Bildungseinrichtungen). Systemvoraussetzungen: Win95/NT - Win XP; ab 366 MHz; ab 34 MB RAM; 800x600, 16 Bit Farbtiefe; 10-fach CD-ROM LaufwerkDie CD-ROM Buchenwald, herausgegeben von der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis e.V. bietet ein anderes Herangehen an die Auseinandersetzung mit dem NS-Terror und dem KZ-System. Sie richtet sich in erster Linie an Jugendliche und sie vermittelt ihr Wissen bewusst aus der Position der überlebenden KZ-Häftlinge. Damit wird neben dem Lageralltag, den Verbrechen der SS und der Arbeit im KZ auch dem Aspekt des organisierten politischen Widerstands große Aufmerksamkeit gewidmet.Auch hier kommen wieder zahlreiche Zeitzeugen in Video- oder Audiobeiträgen zu Wort, zeugen zahlreiche Dokumente (von Haftbefehlen, über Anweisungen des Lagerkommandanten bis hin zu persönlichen Postkarten der Häftlinge und zahlreichen Kunstwerken der Inhaftierten) vom Leben und Sterben, aber auch vom Widerstand im KZ.Bereits im Beiheft der CD-ROM erhält man einen ersten Überblick über die Entwicklung des Systems der nationalsozialistischen Konzentrationslager und die Geschichte Buchenwalds.
Mit dem Start der CD-ROM kann man die Geschichte des Terrors in den Kapiteln KZ-System, Buchenwald, Lageralltag, Arbeit im KZ und SS-Verbrechen selbst nachlesen, hören, Bilder und Fotos ansehen aber auch PDF-Dokumente zum nachlesen und weiterarbeiten ausdrucken. Gerade der Ausdruck zahlreicher Dokumente (von der Hilfe über das Glossar und die Chronik bis hin zu einzelnen Plänen, wie die Zeichnung der Genickschussanlage oder dem nach der Selbstbefreiung verabschiedeten Manifest der demokratischen Sozialisten) ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema und ist zugleich eine wichtige Hilfe für den Einsatz im Unterricht. Eine ganze Rubrik ist der Vorbereitung und Begleitung eines Gedenkstättenbesuchs mit SchülerInnen gewidmet. Hier finden sich neben gedenkstättendidaktischen Hinweisen und Diskussionsvorschlägen auch Arbeitsblätter zum ausdrucken und bearbeiten.Die Kapitel Kunst im KZ, Widerstand und Selbstbefreiung vermitteln ein facettenreiches Bild des Widerstehens gegen den NS-Terror. Besonders hervorzuheben ist dabei die Vermittlung der Solidarität unter den Häftlingen und der illegalen Organisierung vom Krankenrevier bis zur Internationalen Militärorganisation (IMO), die maßgeblichen Anteil an der Durchführung der Selbstbefreiung hatte. Von Historikern ist die Wirksamkeit der IMO bei der Selbstbefreiung unterschiedlich bewertet oder gar negiert worden. Umso wichtiger sind die zahlreichen hier angeführten Zeugenaussagen und Dokumente und die genaue Aufführung der äußeren Umstände (abrücken eines Großteils der SS-Wachtruppen, Nähe der amerikanischen Truppen etc.), die die Selbstbefreiung ermöglichten.
Im Kapitel Vermächtnis werden die Programme für den antifaschistischen Neubeginn dokumentiert, aber auch der Umgang mit den Tätern ins Visier genommen – und dazu gehört auch die Einrichtung des Speziallagers Nr. 2 auf dem Gelände des KZs 1945-50.Kritischer hätte dagegen die Auseinandersetzung mit der Instrumentalisierung des Antifaschismus als „Staatsideologie“ in der DDR (gerade in Bezug auf die Entstehung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald 1958) sein müssen. Auch eine bessere Gliederung der angegebenen Literatur (z.B. in Erinnerungen ehemaliger Häftlinge und Sekundärliteratur) könnte die Auswahl und Einschätzung für Uninformierte erleichtern. Die „Parteilichkeit“ der Sichtweise der ehemaligen Häftlinge und die geschichtsdidaktische Aufarbeitung des Themas für die Arbeit mit Jugendlichen machen diese CD-ROM sehr empfehlenswert.In der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zählt jeder Name, der nicht in Vergessenheit gerät und jede Erinnerung an die geschehenen Verbrechen. Beide CD-ROMs leisten dafür einen wichtigen Beitrag und sind ein Anstoß zur weiteren Beschäftigung mit der deutschen Geschichte.
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Daniela Schmohl
Beitrag als PDFEinzelansichtDanilo Dietsch / Fabian Fiedler: Schnipp-Schnapp-Audioschnitt
Radio macht Spaß! In der medienpädagogischen Arbeit erfreuen sich reine Audioproduktionen trotz der vielfältigen Möglichkeiten, sich vorrangig visuell auszudrücken, nach wie vor großer Beliebtheit. Aber auch Multimediaproduktionen gewinnen dann an Reiz, wenn sie als Cross-Media-Produktionen die gesamte Bandbreite der medialen Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und kommen ohne Sound und akustische Elemente kaum noch aus. In der medienpädagogischen Projektarbeit wird digitaler Audioschnitt vorrangig für O-Töne und weniger für reine Musikproduktion verwendet.Die Produktionsbedingungen sind aufgrund der Digitalisierung wesentlich einfacher geworden. Ein genauer Blick auf die Voraussetzungen und Möglichkeiten für den digitalen Audioschnitt zeigt jedoch, dass dessen Einsatz in der medienpädagogischen Projektarbeit stark vom Vorhandensein und der Beherrschung der Hard- und Software abhängt.Voraussetzungen für die Durchführung eines Audioprojekts
Der Vorteil bei allen Audioschnittprogrammen: Man kann sie sich sukzessive erarbeiten, sie sind leicht erlernbar und intuitiv verständlich. Nach kurzer Einarbeitung ist das Bearbeiten einfacher Straßenumfragen oder Interviews kein Problem. Für die Produktion komplexer Hörspiele mit vielen akustischen Feinheiten sollte man das verwendete Programm schon sehr gut kennen. Computer-Basiswissen ist auf jeden Fall von Nöten und je nach Ausrichtung des Projekts sind auch radiojournalistische Grundkenntnisse vorteilhaft. Bei Anfängergruppen, z.B. zur Produktion eines gebauten Beitrags (Beitrag mit O-Ton), empfiehlt sich ein Teamerschlüssel von max. 1:6.Gut verständliche Aufnahmen sind Voraussetzung für den Schnitt. Sehr leise oder übersteuerte (also zu laut aufgenommene) Interviews oder Aufnahmen mit Störgeräuschen werden trotz vieler Features und Manipulationsmöglichkeiten der Software nie mehr zu guten O-Tönen.Bei der Soundbearbeitung (Audioschnitt) wird zwischen konstruktivem (Positivschnitt) und destruktivem Schnitt (Negativschnitt) unterschieden. Beim konstruktiven Schnitt werden die benötigten O-Töne zur weiteren Bearbeitung aus der Gesamtaufnahme aussortiert/herausgeschnitten, die nicht benötigten Aufnahmen bleiben vorhanden.
Beim destruktiven Schnitt werden alle nicht benötigten O-Töne herausgeschnitten (gelöscht), so dass nur die ausgewählten Aufnahmen verfügbar bleiben und in der gewünschten Reihenfolge arrangiert werden können.Hard- und SoftwareMit einem Pentium 3 Computer (ca. 700 MHz, 256 MB RAM) ist man zur Zeit bei neueren Audioschnittprogrammen auf der sicheren Seite, ältere Versionen kommen noch gut mit weniger leistungsfähigen Rechnern aus. Für die Audiodateien im Wave-Format (.wav) kann man erfahrungsgemäß nie genug Platz auf der Festplatte haben (Richtgröße: 10 Minuten Audiomaterial benötigen ungefähr 100 MB Speicherplatz).Als weitere Hardwarekomponenten werden eine Soundkarte, Boxen, CD-Rom-Laufwerk und -Brenner benötigt. Empfehlenswert sind Soundkarten mit mehreren Ein- / Ausgängen sowie mit digitalen Anschlüssen und anwenderfreundlichen Frontanschlüssen. Da noch nicht alle Programme - vor allem ältere Versionen - unter Windows 2000 und XP laufen, ist Windows 98 für die Soundbearbeitung das problemloseste Betriebssystem. Die Wahl des „Zuspielers“ (Tapedeck oder MD-Player) richtet sich nach dem Aufnahmemedium. Ein Minidiskrecorder bietet den Vorteil, die Aufnahmen bei geeigneter Soundkarte ohne Qualitätsverlust digital in den Rechner überspielen zu können.AudioschnittprogrammeDas Angebot an Soundbearbeitungssoftware ist sehr groß, so legen wir den Schwerpunkt auf einen Querschnitt der gängigsten Programme, die sich im pädagogischen Einsatz, aber auch im professionellen Radiobereich bewährt haben.
Die Preisangaben beziehen sich auf die aktuell recherchierten Listenpreise und sind natürlich von Händler zu Händler Schwankungen unterworfen. Selbstverständlich kann man im Internet auch gebrauchte Originalsoftware ersteigern.Samplitude ist ein anspruchsvolles und professionelles Programm mit vielen zusätzlichen Bearbeitungswerkzeugen. Die Vollversion kostet ca. 499 Euro, allerdings gibt es auch eine kostenfreie Basic-Version, die gelegentlich über verschiedene Computerzeitschriften vertrieben wird. Diese Version besitzt nicht alle Funktionen, so ist u.a. das programminterne Brennen von CDs, mancher Effekt und das Importieren/Exportieren von anderen Dateiformaten nicht möglich. Werden die fehlenden Funktionen benötigt, kann man sich jedoch teilweise mit Freewareprogrammen behelfen. Der einfache Audioschnitt einer Umfrage oder das Erstellen eines kleinen gebauten Beitrags sind mit der Basic-Version aber ohne Einschränkung möglich.Samplitude wird in einer deutschen Version ausgeliefert und man kann sich ein Grundwissen mit den wichtigsten Funktionen relativ gut erarbeiten. Das Programm beinhaltet so viele Möglichkeiten für professionelle Studio(musik-)produktionen, dass es eine gewisse Zeit benötigt, angesichts dieser für ein medienpädagogisches Projekt überdimensionalen Ausstattung eine gute Übersicht über das Programm zu bekommen.Die Bearbeitungsoberfläche besteht aus bis zu 64 Spuren. In jeder Spur können die einzelnen Aufnahmen als separate Objekte bearbeitet werden.
Sowohl konstruktive als auch destruktive Bearbeitung sind übersichtlich gut möglich. Aufnahmen und Bearbeitungsschritte (Fade, Volumenkurve) werden graphisch gut dargestellt und erleichtern so Verständlichkeit und Übersicht. Die Vollversion ermöglicht eine Nachbearbeitung mittels Rauschunterdrückung, Kompressor etc. zur Verbesserung qualitativ schlechterer Aufnahmen. Diese Funktionen sind in der pädagogischen Radioarbeit besonders wertvoll, wenn Aufnahmen nicht den Anforderungen an sendefähiges Material entsprechen.Die Bearbeitung des Audiobeitrages erfolgt virtuell in einer so genannten VIP- Datei. Die Original WAV- Datei bleibt in ihrem Ursprung erhalten. Dies hat den Vorteil, dass alle Bearbeitungsschritte rückgängig gemacht werden können. Weitere Informationen sind unter www. samplitude.de zu finden.Ein kleiner Bruder von Samplitude ist music studio 7 deluxe. Das Programm ist mit ca. 80 Euro wesentlich preiswerter, bietet aber auch weniger Möglichkeiten in der Soundbearbeitung. So sind weniger Bearbeitungswerkzeuge und Funktionen vorhanden. Die Ausstattung ist auch gegenüber Samplitude Basic stark reduziert und seine diffuse Farbgestaltung macht eine Orientierung etwas schwierig. Das Programm ist ebenfalls in deutsch und fällt durch eine ähnliche Benutzeroberfläche auf wie Samplitude, die Bearbeitungsschritte sind identisch. Wer allerdings Samplitude als Soundbearbeitungsprogramm gewöhnt ist, wird sich mit ‚music studio‘ mitunter recht schwer tun.Für medienpädagogische Projekte, zur Produktion von einfachen Umfragen oder gebauten Beiträgen, ist das Programm ausreichend. Für aufwändigere Hörspiele oder andere größer angelegte Produktionen sind umfangreichere Programme von Vorteil.Auch Cool Edit Pro wird im professionellen Audiobereich häufig eingesetzt.
Die Vollversion kostet ca. 300 Euro. Es gibt verschiedene Demoversionen die allerdings für den pädagogischen Einsatz, zur Erstellung von Audiobeiträgen, nur bedingt einsetzbar sind, da die Bearbeitungsmöglichkeiten meist zu stark eingeschränkt sind. Im Gegensatz zu Samplitude ist Cool Edit aus zwei Bearbeitungsoberflächen (Fenstern) aufgebaut. So gibt es im Wave-Fenster die Möglichkeit, die Sound-Datei direkt mittels destruktiven Schnitts zu bearbeiten oder auch die Möglichkeit des Positivschnitts, in dem die benötigten O-Töne markiert werden. Sie müssen dann in den zweiten Bearbeitungsmodus, das Multitrack-Fenster, kopiert werden. Hier stehen mehrere Spuren zur Auswahl, in denen die ausgewählten O-Töne arrangiert werden können.Durch den nötigen Wechsel zwischen zwei Bearbeitungsfenstern ist das Programm im pädagogischen Bereich für den ungeübten User etwas schwierig in der Bedienung. Eine weiteres Handikap kann in der englischsprachigen Benutzeroberfläche mit vielen Fachausdrücken liegen. Ansonsten unterschiedet sich Cool Edit wenig von Samplitude. Seine Stärken liegen in zahlreichen Features, einem guten Klang und einer Vielzahl von Möglichkeiten die Aufnahmen mit verschiedenen Effekten nachzubearbeiten. Unter www.syntrillium.com sind weitere Informationen zu finden.Ein sehr übersichtliches und leicht verständliches Programm ist Easy Cut. Das Programm kostet ca. 390 Euro und auch hier sind Demoversionen erhältlich. Die Benutzeroberfläche ist zweigeteilt. In der oberen Hälfte werden die ausgewählten O-Töne in den zur Verfügung stehenden Spuren arrangiert.
Im unteren Teil können die einzelnen Aufnahmen mittels destruktivem Schnitt bearbeitet werden. Auch bei Easy Cut werden die O-Töne und die Bearbeitung wie z.B. Volumen oder Fade graphisch gut dargestellt. Das Programm bietet allerdings im Vergleich weniger Effekte und Möglichkeiten einzelne Aufnahmen nachzubearbeiten. Das Programm ist in Englisch, besitzt aber eine deutsche Hilfe. Auch mit Easy Cut werden die Aufnahmen virtuell bearbeitet, so das die einzelnen Bearbeitungsschritte rückgängig gemacht werden können. Weitere Informationen sind unter www.cutmaster.de zu finden.Ein weiteres Programm ist WaveLab, welches ab 249 Euro angeboten wird. Auch dieses Programm eignet sich gut für die Produktion von Audiobeiträgen. Das Programm bietet ähnliche Bedingungen wie die beschrieben Programme. Die Demoversion ist mit allen Features ausgestattet, allerdings ist keine Speicherung der Wavedatei möglich.Aktuell erweitern sich die Leistungsfähigkeit der Videoschnittprogramme und Autorenprogramme (zur Erstellung von CD-ROMs) von Version zu Version durch passable Audiooptionen. Umgekehrt wird zum Beispiel das klassische Soundbearbeitungsprogramm Samplitude in der aktuellen Version 7.11 zusammen mit Video Deluxe 2.0 ausgeliefert. Audio- und Videodateien können wechselseitig in beiden Programmen erstellt und weiterverwendet werden. Und zukünftig wird wohl auch im Internet dem Sounddesign eine größere Bedeutung zukommen.
Beitrag aus Heft »2003/06: Kinder im Mediennetz«
Autor: Danilo Dietsch, Fabian Fiedler
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