Claudia Lampert
Beiträge in merz
- Lampert, Claudia: Gesundheitsförderung im Unterhaltungsformat
Lampert, Claudia: Gesundheitsförderung im Unterhaltungsformat
Lampert, Claudia (2007). Gesundheitsförderung im Unterhaltungsformat. Baden-Baden: Nomos Verlag. 303 S., 69 €
Gesundheitskommunikation ist ein in den USA seit Jahrzehnten etabliertes Forschungsfeld. Neben interpersonalen Kommunikationsbeziehungen geht es dabei auch um die Wechselwirkungen zwischen medialer Kommunikation und Gesundheit bzw. Krankheit. In der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft spielt das Thema Gesundheitskommunikation hingegen noch eine ver-gleichsweise geringe Rolle. Diese Lücke beginnt sich nun allmählich zu schließen: Medienangebote und deren Rezeption durch Jugendliche standen im Mittelpunkt der Dissertation von Claudia Lampert, die unter anderem der Frage nachging, ob und auf welche Weise gesundheitsrelevante Themen im Kontext fiktionaler Unterhaltung wahrgenommen werden und inwieweit die Verbindung von Unterhaltung und pädagogischer Intention im Sinne von „Entertainment Education“ ei-ne geeignete Möglichkeit darstellt, insbesondere Jugendliche mit gesundheitsfördernden Informationen zu erreichen.
Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand wird eine Systematisierung von sogenannten „bildenden Unterhaltungsangeboten“ vorgenommen und der „Entertainment Education“-Ansatz ausführlich vorgestellt. In der sich anschließenden qualitativen Rezeptionsstudie betritt Claudia Lampert insofern Neuland, als bislang keine umfangreichen inhaltsanalytischen Studien vorliegen, die Aufschluss darüber geben, in welchem Ausmaß und in welcher Form Gesundheitsthemen im Fernsehprogrammangebot vorkommen. Die Ergebnisse aus der Befragung stellen eine erste Annäherung an diese Thematik dar und zeigen, welche Darstellungsformen bei Jugendlichen auf Interesse stoßen bzw. von ihnen abgelehnt werden. Insgesamt ein vor allem für (Medien-) Pädagoginnen bzw. Pädagogen und Kommunikationswissenschaftlerinnen beziehungsweise Kommunikationswissenschaftler äußerst lohnendes Buch, das nicht nur sehr kompakt und verständlich einen Überblick über wissenschaftliche Forschungsergebnisse zum Thema „Entertainment Education“ gibt, sondern auch neue Forschungsfelder im Bereich der Gesundheitskommunikation aufzeigt.
- Claudia Lampert: Digitale Gesundheitspraktiken von Kindern und Jugendlichen. Mehrwert oder Risiko?
Claudia Lampert: Digitale Gesundheitspraktiken von Kindern und Jugendlichen. Mehrwert oder Risiko?
Die Digitalisierung hat vielfältige Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit eröffnet, sei es durch die Suche nach gesundheitsbezogenen Informationen oder die Nutzung von Apps oder Wearables zur Dokumentation und Auswertung eigener Gesundheitsdaten. Bislang gibt es allerdings nur wenige Studien dazu, welcher Stellenwert digitalen Gesundheitsangeboten im Medienrepertoire von Kindern und Jugendlichen zukommt. Im Beitrag wird gezeigt, dass das Thema Medien und Gesundheit über die Frage nach gesundheitsbezogenen Wirkungen des Medienkonsums hinausweist und dafür plädiert, den digitalen Gesundheitspraktiken mehr Aufmerksamkeit zu schenken – auch um etwaigen negativen (Neben-)Wirkungen frühzeitig entgegenwirken zu können.
Literatur
Albrecht, Urs-Vito (2016). Kapitel Kurzfassung. In: Albrecht, Urs-Vito (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, S. 14–47. www.digibib.tu-bs.de/?docid=60004 [Zugriff: 05.01.2022]
Bernath, Jael/Suter, Lilian/Waller, Gregor/Külling, Céline/Willemse, Isabel/Süss, Daniel (2020). JAMES: Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Ergebnisbericht zur JAMES-Studie 2020. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/2020/ZHAW_Bericht_JAMES_2020_de.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Bernath, Jael/Suter, Lilian/Waller, Gregor/Willemse, Isabel/Külling, Céline/Süss, Daniel (2020). JAMESfocus – Mediennutzung und Gesundheit. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. www.zhaw.ch/storage/psychologie/upload/forschung/medienpsychologie/james/jamesfocus/2020/JAMESfocus_Medien_Gesundheit.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Grist, Rebecca/Porter, Joanna/Stallard, Paul (2017). Mental Health Mobile Apps for Preadolescents and Adolescents: A Systematic Review. In: Journal of Medical Internet Research, 19 (5). DOI: 10.2196/jmir.7332.
Lampert, Claudia/Scherenberg, Viviane (2021). HealthApps4Teens Report. Hamburg/Bremen. www.tk.de/resource/blob/2101504/ae883e8a876f22a63cfbf118505e9e32/healthapps4teens-data.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
Lampert, Claudia/Scherenberg, Viviane (2019). Gesundheits-Apps für Kinder und Jugendliche. In: Public Health Forum, 27 (4), S. 301–303. DOI: 10.1515/pubhef-2019-0066.
Park, Eunhee/Kwon, Misol (2018). Health-Related Internet Use by Children and Adolescents: Systematic Review. In: Journal of Medical Internet Research, 20 (4). DOI: 10.2196/jmir.7731.
Rideout, Victoria/Fox, Susannah/Well Being Trust (2018). Digital Health Practices, Social Media Use, and Mental Well-Being Among Teens and Young Adults in the U.S. In: Articles, Abstracts, and Reports, 1093. Providence St. Joseph Health Digital Commons. https://digitalcommons.psjhealth.org/publications/1093 [Zugriff: 05.01.2022]
Sardi, Lamyae/Idri, Ali/Fernández-Alemán, José Luis (2017). A systematic review of gamification in e-Health. In: Journal of Biomedical Informatics, 71, S. 31–48. DOI: 10.1016/j.jbi.2017.05.011.
Sedrati, Hayat/Nejjari, Chakib/Chaqsare, Souad/Ghazal, Hassan (2016). Mental and Physical Mobile Health Apps: Review. In: Procedia Computer Science, 100, S. 900–906. DOI: 10.1016/j.procs.2016.09.241.
Smahel, David/Wright, Michelle F./Cernikova, Martina (2015). The impact of digital media on health: Children’s perspectives. In: International Journal of Public Health, 60 (2), S. 131–137. DOI: 10.1007/s00038-015-0649-z.
Wartella, Ellen/Rideout, Vicky/Montague, Heather/Beaudoin-Ryan, Leanne/Lauricella, Alexis (2016). Teens, Health and Technology: A National Survey. In: Media and Communication, 4 (3), S. 13–23. DOI: 10.17645/mac.v4i3.515.
Wartella, Ellen/Rideout, Vicky/Zupancic, Heather/Beaudoin-Ryan, Leanne/Lauricella, Alexis (2015). Teens, Health, and Technology. Report of the Center on Media and Human Development, School of Communication, Northwestern University. Northwestern University. http://cmhd.northwestern.edu/wp-content/uploads/2015/05/1886_1_SOC_ConfReport_TeensHealthTech_051115.pdf [Zugriff: 05.01.2022]
- Claudia Lampert/Christa Gebel: Editorial: Zwischen Suche, Sucht und Selbstoptimierung. Gesundheitsbezogene Herausforderungen für die Medienpädagogik
Claudia Lampert/Christa Gebel: Editorial: Zwischen Suche, Sucht und Selbstoptimierung. Gesundheitsbezogene Herausforderungen für die Medienpädagogik
Beim Thema Medien und Gesundheit denken viele sicherlich aktuell an die intensive Mediennutzung während der Covid-19-Pandemie. Ungesunde Ernährung, verzerrte Körperbilder, Handynacken, Mediensucht und Depressionen sind weitere Beispiele, die man mit dem Thema in Verbindung bringt. Schnell fällt auf, dass insbesondere die negativen Wirkungen auf die physische und psychische Gesundheit im Vordergrund stehen.
Auch die aktuelle Forschungslage verstärkt diesen Eindruck. So zeigen verschiedene Studien, dass sich die (notgedrungene) übermäßige Nutzung insbesondere in der ersten Phase der Pandemie vor allem auf die mentale Gesundheit negativ auswirkte. Vor diesem Hintergrund erscheint es für manche vermutlich nur folgerichtig, dass die chinesische Regierung Ende August 2021 anordnete, die Online-Computerspielzeit für Kinder und Jugendliche auf drei Stunden in der Woche (freitags und am Wochenende zwischen 20 und 21 Uhr) zu begrenzen (Kirchner 2021). Ungeachtet der staatlichen Übergriffigkeit und der mangelnden Sinnhaftigkeit der Maßnahme, zeigt sich an diesem Beispiel sehr deutlich, dass der Diskurs über Medien und Gesundheit primär auf Folgen einer übermäßigen Nutzung reduziert wird (vgl. auch Smahel et al. 2015). Auf der inhaltlichen Ebene stehen vor allem die Wirkung von Süßigkeitenwerbung oder von schlanken, zum Teil mit Photoshop bearbeiteten Bildern auf gesellschaftliche Schönheitsideale und das eigene Körperbild im Fokus.
Wenig Beachtung findet das Thema Gesundheit bislang im Kontext der allgemeinen Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Dabei ist es naheliegend und nachweisbar, dass Heranwachsende auch auf Medien zurückgreifen, um sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die sie im Rahmen ihrer physischen und psychischen Entwicklung oder eines aktuellen Ereignisses wie der Covid-19-Pandemie beschäftigen. Die Forschungslage ist diesbezüglich zwar noch sehr dünn. Über die Sozialen Medien lässt sich jedoch schnell ein Eindruck darüber gewinnen, welche Gesundheitsthemen von besonderem Interesse sind und wie die Heranwachsenden digitale Medien nutzen, um sich dazu zu informieren, sich zu orientieren, sich zu vernetzen oder eigene gesundheitsbezogene Herausforderungen zu bewältigen.
Angesichts neuer Technologien, wie Gesundheits-Apps und Wearables, die gesundheitsbezogene Daten erfassen, stellen sich aber auch neue Fragen. Wie werden solche Angebote genutzt, wie wirken sich die Anwendungen auf gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen aus und welche Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen sind mitunter mit solchen Anwendungen verbunden? Seit Mitte 2020 gibt es Digitale Gesundheitsanwendungen (sogenannte DiGAs) auf Rezept (vgl. Krügerbrand/Haserück 2020), ein schier unüberschaubares Angebot an Tools, um die eigene Gesundheit zu optimieren. In den Sozialen Medien findet sich eine Reihe an Sinn- oder Healthfluencer*innen mit zum Teil beachtlicher Reichweite, die ihre Vorstellungen von einem gesunden Lifestyle verbreiten. Vermutlich hat sich keine Generation zuvor so intensiv mit unterschiedlichen Ernährungsformen, Fitnessprogrammen und Möglichkeiten der Selbstoptimierung befasst. Allerdings verweisen einige Studien auch darauf, dass die neuen digitalen Möglichkeiten das Gefühl von Stress verstärken können, der aus dem wahrgenommenen Selbstoptimierungsdruck oder dem Gefühl, nichts verpassen zu wollen, resultieren kann.
Aber in wessen Verantwortungsbereich liegt das Thema Medien und Gesundheit eigentlich? Kritische und warnende Stimmen kommen aktuell vor allem von Mediziner*innen, Psycholog*innen und Pädagog*innen, die in der Regel pauschal dafür plädieren, den Medienkonsum zu reduzieren. Die Gesundheitswissenschaftler*innen richten ihren Fokus besonders auf die Förderung von (digitaler) Gesundheitskompetenz, verstanden als die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen finden und einordnen zu können. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Akteur*innen, wie App-Entwickler*innen und Krankenkassen, die die digitalen Möglichkeiten für die Gesundheitsförderung und -versorgung ausloten. Sowohl die Kinder-Medien-Forschung als auch die Medienpädagogik haben sich bislang eher wenig mit dem Thema befasst. Nur vereinzelt finden sich Studien, die sich mit gesundheitsbezogenen Medieninhalten, gesundheitsrelevanten Fragen der Mediennutzung oder den medienbezogenen Möglichkeiten der Gesundheitsförderung beschäftigen. Auch unsere Suche nach medienpädagogischen Projekten mit Gesundheitsbezug brachte nur wenige Ergebnisse. Dabei kann gerade ein Themenzugang über die praktische Medienarbeit eine Alternative zu einem mahnenden ‚Esst mehr Gemüse‘-Gestus bieten. Hinweise auf aktuelle Projekte sind jederzeit willkommen. Im KMK-Strategie-Papier ‚Bildung in der digitalen Welt‘ (2017) wird der Schutz der Gesundheit im Kompetenzbereich 4 ‚Schützen und sicher agieren‘ aufgeführt, verbunden mit dem Ziel, Suchtgefahren zu vermeiden und sich selbst und andere vor möglichen Gefahren zu schützen sowie digitale Medien gesundheitsbewusst und für soziales Wohlergehen und Eingliederung zu nutzen. Was diese Zielsetzungen konkret und zum Beispiel für unterschiedliche Altersgruppen bedeuten können und wie sie sich erreichen lassen, bleibt relativ unklar und bedarf einer Ausdifferenzierung – am besten im Austausch und unter Beteiligung von Vertreter*innen der oben genannten Akteur*innengruppen.
Wir möchten mit der vorliegenden Ausgabe diesbezüglich ein erstes Angebot machen und zunächst die Vielfältigkeit des Themenfeldes aufzeigen sowie Forschungsbedarfe, aber vor allem auch medienpädagogische Schnittstellen identifizieren. Was wissen wir beispielsweise über die verschiedenen digitalen Gesundheitspraktiken von Heranwachsenden? Welche gesundheitsbezogenen Angebote und Informationen finden Jugendliche auf Plattformen wie TikTok? Was kennzeichnet eigentlich einen gesunden Medienumgang? Welche medienpädagogischen Praxisprojekte befassen sich mit gesundheitlichen Aspekten der Mediennutzung oder zielen auf einen gesunden Umgang mit Medien? Die versammelten Beiträge aus Forschung und Praxis geben erste Eindrücke, aber auch wertvolle Hinweise für weitere Diskussionen und notwendige (Forschungs-)Projekte. Überdies haben wir für dieses Heft diverse aktuelle Studien gesichtet, die sich mit unterschiedlichen Facetten dieses Themenfeldes befassen. Da diese nicht alle in die Printausgabe passen, kann diese Zusammenschau unter www.merz-zeitschrift.de/alle-ausgaben/details/2022-01-gesundheit-und-medien eingesehen werden.
Literatur:
Kirchner, Ruth (2021). Nur drei Stunden wöchentlich. China beschränkt Videospielzeit für Kinder. tagesschau. www.tagesschau.de/ausland/asien/china-computerspiele-101.html [Zugriff: 10.12.2021]
Krüger-Brand, Heike E./Haserück, André (2020). Digitale Gesundheitsanwendungen: Apps auf Rezept ab August. In: Deutsches Ärzteblatt, 117 (31-32): A-1480/B-1272. www.aerzteblatt.de/archiv/214888/Digitale-Gesundheitsanwendungen-Apps-auf-Rezept-ab-August [Zugriff: 13.12.2021]
Smahel, David/Wright, Michelle F./Cernikova, Martina (2015). The impact of digital media on health: children’s perspectives. In: International Journal of Public health, 60 (2), S. 131–137. DOI: 10.1007/s00038-015-0649-z.
- Kira Thiel/Claudia Lampert/Uwe Hasebrink: Same same, but different. Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Europa
Kira Thiel/Claudia Lampert/Uwe Hasebrink: Same same, but different. Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen in Europa
2010 veröffentlichte der Forschungsverbund EU Kids Online Ergebnisse einer umfassenden internationalen Vergleichsstudie zu Online-Erfahrungen von Neun- bis 16-Jährigen in 25 Ländern. Zehn Jahre später ist nun erneut eine vergleichende Auswertung erschienen, die inhaltlich und methodisch an die vorherige Studie anknüpft und Ergebnisse aus insgesamt 19 Ländern präsentiert. Die Befunde verweisen einerseits auf übergreifende Trends und andererseits auf länderspezifische Besonderheiten. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die vergleichende Studie und ausgewählte Befunde.
Literatur:
Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Thiel, Kira (2019). Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. 2. überarb. Auflage. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. https://www.hans-bredow-institut.de/uploads/media/default/cms/media/9rqoihm_EUKO_DE_191209.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia/Thiel, Kira (2020).Digitale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. https://leibniz-hbi.de/uploads/media/Publikationen/cms/media/m5ggcq0_EUKidsDigitaleTeilhabe200207.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke (Eds.) (2012). Children, Risk and Safety Online: Research and Policy Challenges in Comparative Perspective. Bristol: Policy Press.
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke/Ólafsson, Kjartan (2011). Risks and Safety on the Internet: The Perspective of European Children. Full Findings. London: LSE, EU Kids Online. http://eprints.lse.ac.uk/33731/ [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia (2014). Risk and Harm on the Internet. In: Jordan, Amy/Romer, Daniel (Eds.), Media and the well-being of children and adolescents. Oxford: Oxford University Press. pp. 129–-146. http://eprints.lse.ac.uk/62124/1/Risk_and_harrm_on%20_the%20_internet.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Livingstone, Sonia/Mascheroni, Giovanna/Staksrud, Elisabeth (2015). Developing a framework for researching children’s online risks and opportunities in Europe. EU Kids Online. London. http://eprints.lse.ac.uk/64470/1/__lse.ac.uk_storage_LIBRARY_Secondary_libfile_shared_repository_Content_EU%20Kids%20Online_EU%20Kids%20Online_Developing%20framework%20for%20researching_2015.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2019). KIM-Studie 2018. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger. Stuttgart: MPFS. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2018/KIM-Studie_2018_web.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2020). JIM-Studie 2019. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart: MPFS. www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2019/JIM_2019.pdf [Zugriff: 28.04.2020]
Smahel, David/Machackova, Hana/Mascheroni, Giovanna/Dedkova, Lenka/Staksrud, Elisabeth/Ólafsson, Kjartan/Livingstone, Sonia/Hasebrink, Uwe (2020). EU Kids Online 2020: Survey results from 19 countries. Doi: 10.21953/lse.47fdeqj01ofo
- Ingo Bosse, Nadja Zaynel, Claudia Lampert: Mediennutzung und Vermittlung von Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen: Ergebnisse der MeKoBe-Studie
Ingo Bosse, Nadja Zaynel, Claudia Lampert: Mediennutzung und Vermittlung von Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen: Ergebnisse der MeKoBe-Studie
Die Bremische Landesmedienanstalt hat den Auftrag, allen Bremerinnen und Bremern „Angebote zur Förderung des aktiven und bewussten Umgangs mit Medieninhalten“ zu unterbreiten. In diesem Bewusstsein hat die Institution eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Fortbildungsbedarfe für Einrichtungen der Behindertenhilfe ausgeschrieben, verbunden mit dem Ziel, ein Fortbildungskonzept zur Medienkompetenzvermittlung an Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung zu entwickeln. Dieser Artikel stellt die wesentlichen Ergebnisse der Studie vor.
Ausgangspunkt und Rahmen
Die im Rahmen des Digitalindex 2018/19 erhobenen Daten machen deutlich, dass im Jahr 2018 84 Prozent der Deutschen das Internet zumindest gelegentlich nutzten. Dies bedeutet zugleich, dass 16 Prozent dieses nicht nutzen. Alter, Bildung, Berufstätigkeit und Geschlecht sind Faktoren, welche das Nutzungsverhalten wesentlich beeinflussen (vgl. Initiative D21 2019).
Mit dem Digital Divide oder der digitalen Kluft werden Ungleichheiten in der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Medien beschrieben, die von folgenden Faktoren beeinflusst werden: sozio-ökonomische Faktoren, Bildung, geografische und geopolitische Region, ethnische Zugehörigkeit und Beeinträchtigung. Wird der Aspekt einer Beeinträchtigung berücksichtigt, verwenden einige Autorinnen und Autoren auch den Begriff des Digital Disability Divide (vgl. Sachdeva et al. 2015; Heitplatz et al. 2019). Bei Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung zeigt sich sowohl der Digital Divide, also die Kluft in dem Zugang zu digitalen Kommunikationstechnologien, als auch der Second-Level Digital Divide, nämlich die Kluft in der Nutzungsqualität, die sich durch mangelnde Medienkompetenz ergibt (vgl. Dobransky/Hargittai 2006). Ein weiterer Unterscheid zeigt sich im Vergleich der Wohnsettings: Menschen, die in stationären Wohneinrichtungen leben, haben deutlich seltener Zugang zu digitalen Medien (vgl. Bosse/Hasebrink 2016). Besonders Menschen mit geistiger Behinderung sind auf Impulse und Unterstützung bei der Nutzung digitaler Medien angewiesen, sodass sie von einer fördernden und begleitenden Haltung gegenüber digitalen Medien in ihrer Medienkompetenz profitieren und gegenteilig nicht durch eine bewahrende Haltung benachteiligt und exkludiert werden. Ob es digitale Medien in stationären Wohneinrichtungen gibt und ob der Umgang mit diesen gefördert wird, hängt vor allem von der Haltung in der Einrichtung ab. Darüber hinaus ist Medienbildung bisher nur in sehr wenigen Einrichtungen Bestandteil von Entwicklungskonzepten. Heitplatz et al. (2019) konnten außerdem den starken Einfluss des Betreuungspersonals auf die Internet- und Smartphonenutzung von Menschen, die in stationären Einrichtungen leben, nachweisen.
Abb. 1: Mangels Zugang zu Smartphone und Co. erleben Menschen mit Behinderung in stationären Einrichtungen häufiger Ausgrenzung
In der MeKoBe-Studie lag der Schwerpunkt vor allem auf sozialen Faktoren, den sogenannten Gelegenheitsbarrieren nach dem Partizipationsmodell von Beukelman und Mirenda (1998), die sich nicht auf individuelle, sondern auf sozio-kulturelle Barrieren beziehen. Dabei spielten vor allem Fragen zur Haltung der Mitarbeitenden der Behindertenhilfe gegenüber Medien generell sowie zur Mediennutzung der Klientinnen und Klienten eine große Rolle. Das Partizipationsmodell zielt auf die Planung und Implementierung von Interventionen und mündet in Schulung und Training (vgl. Thiele 2016). Daher erschien es als theoretische Rahmung für die Studie besonders geeignet. „Das Partizipationsmodell verdeutlicht in diesem Zusammenhang, dass in dem Prozess der Implementierung nicht nur die oder der Betroffene selbst, sondern auch dessen Umfeld einbezogen und geschult werden muss, um die jeweilige Interventionsstrategie langfristig und nachhaltig zu implementieren.“ (Bosse et al. 2018, S. 5) Dieses Modell steht im Zusammenhang mit dem der Studie zugrundeliegenden Verständnis von Behinderung, auf welches sich die Weltgesundheitsorganisation international verständigt hat. In der Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit werden Situationen der Behinderung beschrieben. Damit ist eine Behinderung immer von den jeweiligen Umweltfaktoren und personenbezogenen Faktoren abhängig. Ausgangspunkt sind veränderte Körperstrukturen bzw. -funktionen, die sich individuell unterschiedlich auf Möglichkeiten zu Aktivitäten und damit auf die Teilhabe bzw. Partizipation einer Person auswirken können (vgl. DIMDI 2010). Aus dieser Perspektive wirken sich auch nicht-barrierefreie Medien als Umweltfaktoren negativ auf die digitale Teilhabe aus.
Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung sind aber keine einheitliche Gruppe mit festgesetzten und umschriebenen Eigenschaften. Havemann und Stöppler (2010) bezeichnen den Begriff als „Sammelbegriff für ein Phänomen mit oft lebenslangen, aber verschiedenen Äußerungsformen einer unterdurchschnittlichen Verarbeitung kognitiver Prozesse und Probleme mit der sozialen Adaption“ (S. 20). Eine Besonderheit im deutschsprachigen Raum ist die Differenzierung zwischen geistiger Behinderung und Lernbehinderung. Das Netzwerk People-First lehnt diese Unterscheidung ab und schlägt den Begriff ‚Personen mit Lernschwierigkeiten‘ vor. Wir übernehmen den Begriff, auch wenn er das Problem nicht löst, dass diese Teilgruppe schwierig einzugrenzen ist.
Die Studie zur Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen (MMB16) hat deutlich gemacht, dass das Internet von der Gruppe der Menschen mit Lernschwierigkeiten deutlich weniger genutzt wird als von der Durchschnittsbevölkerung. Dies hängt unter anderem mit ihrer Medienausstattung zusammen. So verfügten lediglich 42 Prozent der 14- bis 29-Jährigen und 25 Prozent der ab 50-Jährigen mit Lernschwierigkeiten über ein Smartphone (vgl. Bosse/Hasebrink 2016, S. 100).
Bisher existieren nur wenige zielgruppenspezifische oder auch inklusive Angebote, die sich mit der Vermittlung von Medienkompetenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten beschäftigen. Nur wenige dieser Projekte werden wissenschaftlich evaluiert (für einen Überblick siehe Bosse et al. 2018). Einen aktuellen Überblick über das Berufsfeld Tagesförderung/Wohneinrichtungen im Kontext von Inklusion und Medienbildung liefert Mayerle (2019), der resümiert, dass „unter der Perspektive von inklusiver Medienbildung eine anwendungsbezogene Praxisforschung von Nöten [ist], welche die Teilhabemöglichkeiten in digitalen Räumen von Bewohner_innen stationärer Wohnformen in den Blick nimmt und Prozesse der (kommunalen) Planung und Entwicklung von Angebotsstrukturen und die Entwicklung von Einrichtungsformen, Unterstützungsdiensten und pädagogischen Handlungskonzepten vor einem fachwissenschaftlichen Hintergrund begleitet und evaluiert“ (S. 178). Ein Kernaspekt bisher vorliegender Studien ist weiterhin die Verunsicherung von Bezugspersonen von Menschen mit Lernschwierigkeiten in ihrer eigenen Medien- und medienpädagogischen Kompetenz (vgl. Mihajlovic 2012; Zaynel 2013). Hier setzt die MeKoBe-Studie insofern an, als sie ein Fortbildungskonzept zur Vermittlung von Medienkompetenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt.
Studiendesign, Methoden und Instrumente
In einem qualitativ angelegten Forschungsdesign wurden 14 leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden und Leitungspersonen von stationären und ambulanten Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe im Land Bremen geführt. Die Leitfadeninterviews wurden durch zwei Gruppendiskussionen ergänzt. Die eine Gruppe setzte sich aus Expertinnen und Experten aus der Behindertenhilfe zusammen, die sich mit der Umsetzung von Medienkompetenzvermittlung beschäftigen. Die andere Gruppe setzte sich rollenübergreifend zusammen, sodass sowohl Mitarbeitende als auch Leitungspersonen gemeinsam mit Klientinnen und Klienten über die Medienkompetenzvermittlung in der Einrichtung diskutierten. Alle Interviews und Diskussionen wurden transkribiert und mittels zusammenfassender Inhaltsanalysen ausgewertet. Die deduktiven Kategorien wurden dafür aus dem Partizipationsmodell und der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) der WHO abgeleitet.
Ergebnisse im Überblick
Mediennutzung und -ausstattung
Grundsätzlich wurde eine Unterscheidung zwischen der Medienausstattung von Einrichtungen und Klientinnen und Klienten vorgenommen. Der Fernseher ist das hauptsächlich genutzte Medium und wurde, sofern genannt, als wichtigstes Medium bezeichnet. Vorhandene dienstliche Computer für Mitarbeitende können begleitet auch von Klientinnen und Klienten genutzt werden. Mitarbeitende sind somit immer bei der Computernutzung dabei. Weitere Geräte müssen die Klientinnen und Klienten selbst anschaffen. Das Smartphone ist weit verbreitet: Der Privatbesitz ist bei ambulant betreuten Klientinnen und Klienten weit höher als bei stationär untergebrachten. Soziale Netzwerke, auch YouTube, werden häufig genutzt; teilweise auch Datingplattformen. Im ambulant betreuten Wohnen ist WhatsApp häufig das Hauptkommunikationsmedium zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden.
Etwa die Hälfte der Einrichtungen verfügt über W-LAN, zum Teil über die Mitarbeitenden. Meist müssen sich die Klientinnen und Klienten eigenständig darum kümmern. Der Wunsch nach der Möglichkeit, das Internet nutzen zu können, wurde mehrfach genannt. Tablets sind nur vereinzelt verfügbar und werden selten genutzt. Auditive Medien wie Radio und Tonträger haben in einzelnen Einrichtungen eine hohe Bedeutung, teilweise auch Spielekonsolen; in diesem Kontext wurde auch die soziale Funktion („Spielen verbindet“) besonders betont.
Der Grad der selbständigen Nutzung ist sehr unterschiedlich. Teilweise wird der Unterstützungsbedarf der Klientinnen und Klienten als sehr hoch angesehen. Teilweise wird versucht, bedarfsorientiert Unterstützung zu leisten. Regeln zur Mediennutzung gibt es aus unterschiedlichen Gründen nicht, unter anderem weil es keine Probleme gebe oder die Klientinnen und Klienten erwachsen seien.
Medienbezogene Haltungen und Medienkompetenzvermittlung
Die Haltung der Mitarbeitenden zur Mediennutzung der Klientinnen und Klienten ist sehr divers. Es sind sowohl bevormundende und verbietende Haltungen als auch solche des Begleitens vorhanden. Gleichzeitig wurde deutlich, dass eine progressive Haltung durch Gespräche intensiviert werden kann.
Die Haltungen wirken sich auch unmittelbar auf die Medienkompetenzvermittlung aus. Medienkompetenz wurde als Thema lange Zeit vernachlässigt oder sei oft gar kein Thema. Es wird auch als „Feuerlösch-Thema“ bezeichnet, welches erst noch in den Alltag implementiert werden müsse. Für Mitarbeitende liegen die Herausforderungen im Kern in der mangelnden Technikausstattung, knappen zeitlichen und personellen Ressourcen, im mangelnden trägerübergreifenden Austausch und Know-how sowie in persönlichen Unsicherheiten. Bezogen auf die Klientinnen und Klienten liegen aus Sicht der Mitarbeitenden die wesentlichen Herausforderungen in mangelnder Abstraktionsfähigkeit sowie motorischen Einschränkungen. Zudem werden mögliche Risiken wie Vereinsamung, Eskapismus, Abhängigkeit und Suchtgefahr antizipiert; auch Streit im Internet, Kosten, Bestellungen und Datenschutz wurden genannt. Deutlich wurde zugleich, dass Klientinnen und Klienten auch aus negativen Erfahrungen lernen.
Medienkompetenz der Mitarbeitenden
Das Thema Medienkompetenz ist bei den Mitarbeitenden von großen Berührungsängsten geprägt. Diese lassen sich zusammengefasst auf folgende Faktoren zurückführen:
- Alter – Erfahrungen und Einstellungen gegenüber Medien: Bei älteren Mitarbeitenden wird ein fehlender Bezug zu Medienthemen beschrieben. Junge Kolleginnen und Kollegen hätten weniger Berührungsängste, da digitale Medien für sie alltäglich seien. Bei den Älteren bestehen größere Berührungsängste gegenüber dem Computer (z. B. etwas versehentlich zu löschen), aber auch Vorbehalte bezüglich der Erreichbarkeit über Diensthandys.
- Unwissen & Unsicherheiten: Es bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der medienbezogenen Möglichkeiten und Freiräume für Klientinnen und Klienten. Je geringer das Wissen über Medien, desto größer ist die Angst und Unsicherheit.
- Sorgen vor möglichen rechtlichen Konsequenzen: Es besteht die große Sorge vor negativen Vorfällen und draus resultierendem Ärger. Unklarheiten und Unsicherheiten sind insbesondere bezüglich der Aufsichtspflicht und rechtlicher Rahmenbedingungen vorhanden.
Überdies lassen sich verschiedene Barrieren und Förderfaktoren hinsichtlich der Mediennutzung und Medienkompetenz der Mitarbeitenden identifizieren, die sich nach strukturellen, technischen und individuellen Faktoren zusammenfassen lassen (Tab. 1).
Tab. 1: Rolle von Medien im Kontext der Arbeit
Als Barrieren in Bezug auf den Medieneinsatz in den Einrichtungen lässt sich festhalten, dass die Positionen zu einzelnen Themen zum Teil weit auseinanderliegen. Eine große Rolle spielt die Altersstruktur im Team. Einige Kolleginnen bzw. Kollegen, die kurz vor der Rente stehen, würden versuchen, sich dem bis dahin zu entziehen. Die medienbezogenen Interessen und Chancen für die Klientinnen und Klienten werden oft nicht beachtet bzw. nicht ernstgenommen. Die technische Unterstützung wird mit Verantwortung und der Gefahr von Schuldzuweisung verbunden.
Der Grad der Medienaffinität der Mitarbeitenden hat deutliche Auswirkungen auf den Zugang zu Medien für Klientinnen und Klienten: Medienaffine Mitarbeitende sind Impulsgebende. Die Medienkompetenzvermittlung findet vorzugsweise zwischen Klientinnen und Klienten und Bezugsbetreuerinnen und -betreuern statt. Damit sind Klientinnen und Klienten mit wenig medienaffinen Bezugsbetreuenden auf andere Mitarbeitende angewiesen. Dennoch werden in der überwiegenden Zahl der Einrichtungen Fortbildungen lediglich angeboten, wenn Klientinnen und Klienten dies explizit fordern. Eine wichtige Rolle spielt der Grad des Vertrauensverhältnisseszwischen Mitarbeitenden und Klientinnen und Klienten. Dieser wirkt sich auf die Bereitschaft aus, sich mit Medienthemen auseinanderzusetzen. Es gibt Fragen, welche Klientinnen oder Klienten nicht allen Mitarbeitenden stellten würden. Daher stellt sich die Frage, ob medienbezogene Probleme offengelegt werden oder verborgen bleiben. Klientinnen und Klienten fragen bei intimen, privaten Fragen eher andere Klientinnen und Klienten als Mitarbeitende.
Es wird kein Fortbildungsbedarf gesehen, da bei Fragen auf Personen im Team zurückgegriffen wird, die medienaffiner sind. Das Interesse an entsprechenden Fortbildungen ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die ausschlaggebende Gelegenheitsbarriere ist die medienpädagogische Haltung in der jeweiligen Einrichtung. Erkennen Personen im Team die Potenziale digitaler Medien für die Lebensgestaltung von Klientinnen und Klienten, so fördern sie diese. Haben sie hingegen eine bewahrpädagogische Haltung gegenüber digitalen Medien, so geben sie Klientinnen und Klienten keine Impulse bei der Nutzung digitaler Endgeräte. Häufig geht diese Haltung mit der eigenen fehlenden Medienkompetenz einher.
Wünsche und Erwartungen an Fortbildungen zur Vermittlung von Medienkompetenz
Wünsche für Fortbildungen beziehen sich insbesondere auf die Klärung personeller Zuständigkeiten. Es wird eine Anlaufstelle in den Einrichtungen mit entsprechenden Expertinnen bzw. Experten gewünscht, aber auch der gemeinsame Austausch im Team. Es sollte zudem eine eindeutig beauftragte Person pro Gruppe oder Team geben. Die Personen sollten sich freiwillig für diese Aufgabe melden und das Kollegium und Klientinnen und Klienten personenzentriert schulen. Dies ermögliche eine spezifischere Bearbeitung des Themas mit Fachkräften für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Barrieren werden hinsichtlich der einheitlichen Vorgehensweise gesehen und der Benennung nur einer verantwortlichen Person, da die Klientinnen und Klienten dann auf diese angewiesen seien. Ergänzend wird auch eine zentrale Anlaufstelle in Bremen als sinnvoll erachtet.
Förderfaktoren für die Gestaltung von Fortbildungen werden darin gesehen, Klientinnen und Klienten als Lehrende einzubinden, offene, inklusive Angebote zu schaffen, Mitarbeitende auch in Bezug auf Haltung und Motivation zu schulen und trägerübergreifende Fortbildungen für Fachkräfte anzubieten.
An konkreten inhaltlichen Wünschen wurden am häufigsten soziale Medien genannt. Dabei standen Risiken und Gefahren, die sinnvolle Nutzung sowie Chancen und Möglichkeiten der Entlastung für die Nutzenden im Fokus. Weiterhin wurde der Wunsch nach einer Veranschaulichung konkreter Auswirkungen medialer Handlungen geäußert, da zahlreiche Klientinnen und Klienten nicht lesen können. Als nützlich wurde auch alltagsrelevantes Funktionswissen eingeschätzt, wie die Nutzung von Fahrplan-Apps. An zweiter Stelle rangiert das Wunschthema ‚Netiquette in sozialen Medien‘. Fortbildungswünsche beziehen sich unter anderem auf das Verfassen von Posts und das (bewusste) Hochladen von Bildern, auf die Eigenpräsentation und den Umgang mit persönlichen Informationen.
An förderlichen Rahmenbedingungen wurden von den Befragten unter anderem genannt: eine vorherige Abfrage aktueller Bedarfe, die Entwicklung eines Konzept zur Bewerbung von Kursen, eine intensive Schulung, die über eine Tagesfortbildung hinausgeht, sich wiederholende Fortbildungen, Veranstaltungen, die gemeinsam mit Klientinnen und Klienten durchgeführt werden, ein nach der Vermittlung von Grundlagen offenes Konzept, kleine Gruppen, eine inklusive Ansprache, langsames Lernen mit viel Zeit und die Organisation als modularisierte Fortbildung.
Handlungsempfehlungen für bedarfsorientierte Fortbildungen
Auf Grundlage der Befunde wurde ein modulares, übertragbares Fortbildungskonzept entwickelt. Die vier Module können in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen werden (Abb. 1). Die Erarbeitung eines gemeinsamen Medienprojekts sollte aber immer am Ende stehen.
Abb. 2: Empfehlung für ein Fortbildungskonzept aus vier Module
- Reflexion eigene Mediennutzung und Mediennutzung der Klientinnen & Klienten: Im ersten Modul geht es um die Reflexion der Mediennutzung, der Einstellungen in Bezug auf Medien sowie die Haltung gegenüber digitalen Medien. Dabei ist es zunächst sinnvoll, sich mit der eigenen Mediennutzung auseinanderzusetzen. Ein zentraler Aspekt ist die Haltung gegenüber der Mediennutzung von Klientinnen und Klienten in der Einrichtung. Da für diese Frage im Arbeitsalltag selten Zeit bleibt, ist es umso wichtiger, im Rahmen einer Fortbildung den unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen der Mitarbeitenden Raum zu geben.
- Medienausstattung & rechtliche Aspekte: Das zweite Moduldreht sich vor allem um die individuelle Beratung der jeweiligen Einrichtungen in der Anschaffung, Installation und Wartung von Technik sowie die Handhabung der entsprechenden Mediengeräte. Eng damit verknüpft sind rechtliche Aspekte, die vorab geklärt werden sollten, wenn Klientinnen und Klienten im Internet zum Teil eigenverantwortlich surfen.
- Medienpädagogische Kompetenz : Das dritte Modulumfasst drei zentrale Bausteine: Mediendidaktische Möglichkeiten und Konzepte, medienerzieherische Ansätze sowie methodische Fragen. Die Annäherung erfolgt jeweils über eine Reflexionsphase. Dabei soll im Team beleuchtet werden, wie sich beispielsweise die eigene, aber auch die gemeinsam entwickelte Haltung gegenüber der Mediennutzung von Klientinnen und Klienten auf erzieherische und didaktische Handlungen auswirkt bzw. auswirken könnte. Gleichzeitig gilt es zu schauen, welche methodischen Kompetenzen vorhanden sind, um Klientinnen und Klienten auf kreative Weise den Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen.
- Realisierung von Medienprojekten: Das vierte Modul ist praktisch angelegt, daher sollte hierfür mehr Zeit zur Verfügung stehen. Zunächst sollte es einen Auftakttag geben, an dem Best-Practice-Projekte vorgestellt werden. Auf Basis dessen erarbeiten die Teilnehmenden ein Konzept für ein eigenes Medienprojekt. Am zweiten Fortbildungstag präsentieren und diskutieren die Mitarbeitenden ihr Konzept, die Planung sowie die anstehende Durchführung mit den anderen. Am Ende steht die Evaluation des eigenen Medienprojekts.
Fazit und Ausblick
Die MeKoBe-Studie hat erstmals die Mediennutzung und Vermittlung von Medienkompetenz in der Behindertenhilfe in Bremen untersucht. Auf Grundlage der Ergebnisse konnten differenzierte Fortbildungsmodule entwickelt und praktisch durchgeführt werden. Für die Einrichtungen stellt sich dabei häufig die Frage der Refinanzierbarkeit, sowohl von Fortbildungen zur Medienkompetenzvermittlung als auch für die Medienkompetenzvermittlung selbst. Neue Möglichkeiten könnten sich mit dem im Jahr 2018 verabschiedeten Bundesteilhabegesetz (BTHG) ergeben, insbesondere mit Verweis auf Paragraph 81 (Leistungen zum Erwerb und Erhalt praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten, zu denen auch digitale Kenntnisse und Fähigkeiten zählen können) und Paragraph 84 (Hilfsmittel, hier bezogen auf das Recht auf barrierefreie Computer und der Unterweisung in der barrierefreien Technik), deren Gültigkeit jeweils im Einzelfall zu prüfen ist.
Neben dem beschriebenen Konzept für zielgruppenspezifische Angebote wäre es wünschenswert, wenn die Wahlmöglichkeit zwischen diesen und inklusiven Angeboten zur Medienbildung für Erwachsene bestände. Daten der MeKoBe-Studie machen deutlich, dass Angebote von Volkshochschulen und anderen bereits von Menschen mit Behinderungen – gemeinsam mit anderen – inklusiv genutzt werden. Inzwischen liegen fundierte Erkenntnisse vor, wie sich Volkshochschulen inklusiv weiterentwickeln können und wie Kurse für Bevölkerungsgruppen, die besonders von der digitalen Kluft betroffen sind, erfolgreich gestaltet werden können (vgl. Hemm 2018; Becker et al. 2019).
Die Qualität des Erwerbs von Medienkompetenz im Rahmen von Fortbildungen ist immer von der Kompetenz derjenigen abhängig, die diese vermitteln. Geschieht dies in Fortbildungen auf Augenhöhe, erweitern beide Seiten ihre Kompetenzen und können selbstbestimmt und selbstbewusst im doppelten Wortsinn mit Medien umgehen.
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Literatur
Becker, Manuela/Benner, Alexandra/Borg, Katrin/Hüls, Jan/Koch, Marina/Kost, Annika et al. (2019): How to Design an Intervention to Raise Digital Competences: ALL DIGITAL Week – Dortmund 2018. In: Antona, Margeritha/Stephanidis, Constantive (eds.), Universal Access in Human Computer Interaction. Theory, methods and tools, Bd. 11572: Springer (Lecture notes in computer science), S. 389–407.
Bosse, Ingo/ Hasebrink, Uwe (2016). Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen. Forschungsbericht. Unter Mitarbeit von Annegret Haage, Sascha Hölig, Sebastian Adrian, Gudrun Kellermann und Theresa Suntrup. file://delphi/clampert/Downloads/Studie-Mediennutzung_Menschen_mit_Behinderungen_Langfassung.pdf [Zugriff: 21.08.2019].
Bosse, Ingo/Zaynel, Nadja/Lampert, Claudia (2018). MeKoBe – Medienkompetenz in der Behindertenhilfe. Bedarfserfassung und Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Fortbildungen zur Medienkompetenzförderung. Ergebnisbericht. www.bremische-landesmedienanstalt.de/uploads/Texte/Meko/Forschung/MekoBe_Endbericht.pdf [Zugriff: 21.08.2019].
Heitplatz Vanessa/Bühler Christian/Hastall, Matthias (2019). Caregivers’ Influence on Smartphone Usage of People with Cognitive Disabilities: An Explorative Case Study in Germany. In: Antona, Margeritha/ Stephanidis, Constantive (eds.), Universal Access in Human-Computer Interaction. Multimodality and Assistive Environments. HCII 2019. Lecture Notes in Computer Science, vol. 11573. Springer, Cham.
Hemm, Michael (2018). So gelingt inklusive Erwachsenenbildung. Der Bamberger Weg zu einer inklusiven Volkshochschule – ein Praxisleitfaden. Gemeinsames Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung an der Volkshochschule. 1. Auflage. Marburg: Verlag der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.
Initiative D21 (2019). D 21 Digitalindex 2018/19. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. https://initiatived21.de/app/uploads/2019/01/d21_index2018_2019.pdf [Zugriff 21.08.2019].
Mayerle, Michael (2019). Berufsfeld Tagesförderung/Wohneinrichtungen. In: Bosse, Ingo/Schluchter, Jan-René/Zorn, Isabel (Hrsg.), Handbuch Inklusion und Medienbildung, Weinheim, Basel: Beltz/Juventa, S. 170–180.
Mihajlovic, Christopher (2012). Die Nutzung von Computer und Internet an Förderschulen. In: merz. medien + erziehung 56 (01/12), S. 25–31.
Sachdeva, Neeraj/Tuikka, Anne-Marie/Kimppa, Kai Kristian/Suomi, Reima (2015). Digital disability divide in information society. A framework based on a structured literature review. In: Journal of Information, Communication and Ethics in Society 13 (3/4), S. 283–298.
Thiele, Annett (2016). Assistive Technologien für Menschen mit einer körperlich-motorischen Beeinträchtigung. Interdisziplinäre Handlungsfelder und Eckpfeiler einer Qualifikation von Pädagog/innen mit einem sonderpädagogischen Profil. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete 85 (4), S. 307–322.
Zaynel, Nadja (2013). Wie Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom fernsehen. In: merz- Medien + Erziehung57 (4), S. 50–55.
Dr. Ingo Bosse ist Junior-Professor für motorisch-körperliche Entwicklung an der Technischen Universität Dortmund. Er hat zahlreiche nationale und internationale Publikationen zu seinen Forschungsschwerpunkten Barrierefreiheit, Inklusion und Medien/ Technologien sowie inklusive Medienbildung verfasst. Außerdem ist er Sprecher der Fachgruppe Inklusive Medienbildung der GMK.
Dr. Nadja Zaynel leitet das PIKSL Labor Düsseldorf. Sie promovierte zur Internetnutzung Jugendlicher und junger Erwachsener mit Down-Syndrom und ist Sprecherin der Fachgruppe Inklusive Medienbildung der GMK.
Dr. Claudia Lampert ist Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung des Hans-Bredow-Instituts und befasst sich mit Fragen des Aufwachsens in digitalisierten Medienumgebungen sowie mit dem Themenfeld der Gesundheitskommunikation.
- Hardy Dreier / Claudia Lampert: Kinder im Netz der Marken
Hardy Dreier / Claudia Lampert: Kinder im Netz der Marken
Im dem Beitrag werden Ergebnisse einer umfangreichen Studie vorgestellt, die das Phänomen „Medienmarken“ aus einer medienökonomischen und aus einer rezipientenorientierten Perspektive beleuchtet.
(merz 2005-1 S.24-30)
- Claudia Lampert: Gezielte Lebenshilfe durch Entertainment-Education?
Claudia Lampert: Gezielte Lebenshilfe durch Entertainment-Education?
Das Konzept des „Entertainment-Education-Ansatzes“ stellt eine Art Lebenshilfe für den Zuschauenden dar.
Der seit den 60er-Jahren weiterentwickelte Ansatz beabsichtigt, insbesondere in Serien und Daily Soaps, pädagogisch wertvolle Botschaften zu vermitteln, um gleichermaßen Unterhaltungswert zu bieten und zu erziehen. Basierend auf der Theorie des sozialen Lernens nach Albert Bandura, repräsentieren positive Modelle die zu vermittelnden prosozialen Werte und Einstellungen, während negative Modelle als Gegenpart agieren.
merz 2005-05, S. 33-37
- Claudia Lampert und Elisabeth Jäcklein-Kreis: Aktuelle Literatur zum Thema Kinder – Medien – Gesundheit
Claudia Lampert und Elisabeth Jäcklein-Kreis: Aktuelle Literatur zum Thema Kinder – Medien – Gesundheit
Aufenanger, Stefan/Große-Loheide, Mike/Hasebrink, Uwe/Lampert, Claudia (Hrsg.) (2002). Alkohol – Fernsehen – Jugendliche. Programmanalyse und medienpädagogische Praxisprojekte. Berlin: Vistas Verlag.
Die Studie gibt einen umfassenden Überblick über die Darstellung von Alkohol im Fernsehen. Die Analyse des Sendeangebots von acht Sendern innerhalb einer künstlichen Woche (520 Stunden Programm) zeigt, dass Alkohol in allen Formaten und Genres präsent ist, der Konsum aber nur selten zum Thema gemacht wird. In Ergänzung zur quantitativen Inhaltsanalyse wurden qualitative Interviews und medienpraktische Projekte mit Jugendlichen im Alter von zwölf bis 22 Jahren durchgeführt, die sehr deutlich zeigen, dass die Jugendlichen die Alkoholdarstellungen nicht in der Weise wahrnehmen, wie es die Ergebnisse der Inhaltsanalyse vermuten lassen, und dass die Einstellungen gegenüber Alkohol vor allem durch persönliche Erfahrungen mit Alkohol und das jeweilige soziale Umfeld geprägt sind.
Baumann, Eva (2009). Die Symptomatik des Medienhandelns. Zur Rolle der Medien im Kontext der Entstehung, des Verlaufs und der Bewältigung eines gestörten Essverhaltens. Köln: Herbert von Halem Verlag.
Im Rahmen einer aufwändigen Mixed Method Studie untersucht die Autorin den Zusammenhang zwischen einem gestörten Essverhalten, dem Körperbild und dem Umgang mit Medien. Dafür wurden 45 qualitative Leitfadeninterviews mit Patientinnen im Alter zwischen 15 und 52 Jahren mit unterschiedlichen Formen von Essstörungen durchgeführt. Die qualitativen Daten wurden zunächst computergestützt (Atlas.ti) ausgewertet und die Codes anschließend in ein Statistikprogramm exportiert, mittels dessen schließlich 17 Medienhandlungstypen identifiziert wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswahl bestimmter Medienangebote individuellen und krankheitsbezogenen Motiven folgt und sowohl essstörungsbestätigende als auch -bewältigende Funktionen übernehmen kann. Mit Blick auf die Prävention und die Behandlung von Essstörungen plädiert die Autorin dafür, sich intensiver mit den medialen Vorlagen auseinanderzusetzen und den kritischen Blick von Heranwachsenden auf übermäßig schlanke Vorbilder zu schärfen.
Bergsma, Lynda J./Carney, Mary E. (2008). Effectiveness of health-promoting media literacy education: a systematic review. In: Health Education Research, 23, 3, S. 522-542.
Wie kann man jungen Menschen erfolgreich ‚media literacy‘, also Medienkompetenz, anhand von Gesundheitsthemen beibringen? Welche Voraussetzungen und Umstände müssen gegeben sein und wie gestaltet sich die Vermittlung – inhaltlich, personell, zeitlich – am effizientesten? Und was kommt schließlich an? Diese Fragen stellten sich Bergsma und Carney und versuchten, mit Hilfe einer systematischen Auswertung vorhandener Erfahrungen, zu belastbaren Antworten zu gelangen. Dazu zogen sie insgesamt 26 Veröffentlichungen heran, die zwischen 1990 und 2006 in englischsprachigen, peer reviewten Zeitschriften veröffentlicht wurden, und versuchten aus deren Ergebnissen eine Systematik zu erstellen. Sie orientierten sich dabei an verschiedenen Fragen: Auf welche Art und in welchem Rahmen wurde Medienkompetenz vermittelt, wer trat als ‚Vermittler‘ auf und wie alt waren die unterrichteten Kinder und Jugendlichen? Auf welche Medien bezogen sich die jeweiligen Anstrengungen und welche ‚Gesundheitsthemen‘ standen im Vordergrund? Und schließlich: Konnten kurz- oder langfristige Ergebnisse erzielt und beobachtet werden? In übersichtlichen Tabellen geben die Autorinnen einen ausführlichen Überblick über die Arbeiten in ihren verschiedenen Ausprägungen. Auch wenn die beobachteten Auswirkungen schließlich aus verschiedenen Gründen recht knapp ausfallen und wenige Aussagen über langfristige Erfolge oder Misserfolge getroffen werden können, bietet der Artikel dennoch eine lohnende Systematik.
Borzekowski, Dina L. G./Rickert, Vaughn I. (2001). Adolescents Cybersurfing for Health Information. Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, 155, S. 813-817.
Angesichts der Bedeutung des Internets als Informationsquelle für gesundheitsbezogene Themen untersuchen Borzekowski und Rickert, inwieweit auch Jugendliche im Internet nach Gesundheitsthemen bzw. -Informationen suchen. Hierzu wurden 412 Schülerinnen und Schüler (Durchschnittsalter 15,8 Jahre) gefragt, welche Quellen sie nutzen, um sich über ausgewählte Gesundheitsthemen zu informieren (Familienplanung/sicherer Sex, Diät/Ernährung/Bewegung, Dating/Gewalt in der Familie). 49 Prozent der Befragten gaben an, im Internet schon einmal nach Gesundheitsthemen gesucht zu haben. Nach 17 Gesundheitsthemen befragt, gaben 42 Prozent der Jugendlichen an, schon einmal nach Informationen zu den Themen Sex (sexuelle Aktivitäten, Verhütung, Schwangerschaft) und Fitness/Sport gesucht zu haben, gefolgt von sexuell übertragbaren Krankheiten und Diät/Ernährung (jeweils 37 %). Am wenigsten wurde nach Selbsthilfegruppen (7 %), Gesundheit von Eltern und Kindern (9 %) sowie mentaler Gesundheit (15 %) gesucht.
Große-Loheide, Mike/Neuß, Norbert (Hrsg.) (2007). Körper. Kult. Medien: Inszenierungen im Alltag und in der Medienbildung. Bielefeld: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationsstruktur in der Bundesrepublik.
Der Band versammelt verschiedene Beiträge, die sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Körperinszenierungen befassen. Neben Beiträgen zur medialen Körperinszenierung, zum Zusammenhang zwischen Essstörungen und Medien sowie zu den Potenzialen der Medien für die Gesundheitsförderung werden Beispiele praktischer Medienarbeit zu gesundheitsbezogenen Themen oder mit Betroffenen (z. B. Heranwachsenden mit Behinderungen) vorgestellt.
Hancox, Robert J./Milne, Barry J./Poulton, Richie (2004). Association between child and adolescent television viewing and adult health: a longitudinal birth cohort study. The Lancet, 364, 9430, S. 257-262.
Im Zusammenhang mit der Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen der Mediennutzung wird immer auf den Bedarf von Langzeitstudien hingewiesen. Die Autoren nehmen in ihrer Studie die Auswirkungen der Fernsehnutzung in der Kindheit auf die gesundheitliche Verfassung im Erwachsenenalter in den Blick und untersuchten hierzu knapp 1.000 Kinder, die zwischen 1972 und 1973 geboren sind, bis zum 26. Lebensjahr. Die Befunde deuten auf einen Zusammenhang zwischen der Fernsehnutzung in der Kindheit und späterem Übergewicht, geringerer körperlicher Fitness, erhöhtem Cholesterinspiegel und dem Rauchverhalten hin, wohingegen kein Zusammenhang zwischen der Fernsehnutzung und dem Blutdruck festgestellt werden konnte. Wenngleich kein kausaler Zusammenhang unterstellt wird, verweisen die Autoren vor dem Hintergrund ihrer Befunde auf die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen übermäßiger Fernsehnutzung im Kindesalter und schließen sich der Empfehlung der American Academy of Pediatrics (2001) an, die Fernsehnutzungsdauer von Kindern auf eine bis maximal zwei Stunden zu begrenzen.
Lampert, Claudia (2007). Gesundheitsförderung im Unterhaltungsformat. Wie Jugendliche gesundheitsbezogene Botschaften in fiktionalen Fernsehprogrammen wahrnehmen und bewerten. Baden-Baden: Nomos Verlag.
Die Studie untersucht unter Berücksichtigung des Gesundheitsinformationsverhaltens von Jugendlichen das Potenzial fiktionaler Unterhaltungsangebote für die Gesundheitsförderung. Durchgeführt wurden zwölf Gruppeninterviews mit Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren. Die Ergebnisse der qualitativen Studie zeigen, dass fiktionale Angebote, in denen Gesundheitsthemen aufgegriffen werden, durchaus ihre Spuren hinterlassen und zu einer Sensibilisierung für und zu einer Auseinandersetzung mit gesundheitsbezogenen Themen und dem eigenen Gesundheitsverhalten beitragen können. Vor dem Hintergrund des Mediennutzungs- und Gesundheitsinformationsverhaltens von Jugendlichen werden die Potenziale und Grenzen des Entertainment-Education-Ansatzes diskutiert, auf dessen Grundlage insbesondere in den USA und in Ländern der Dritten Welt unterhaltsame Bildungsprogramme zu gesundheitsbezogenen oder prosozialen Themen konzipiert werden, und abschließend Konsequenzen für Programmgestaltung, Gesundheitsförderung und Medienpädagogik aufgezeigt.
Lampert, Claudia/Schwinge, Christiane/Tolks, Daniel (2009). Der gespielte Ernst des Lebens: Bestandsaufnahme und Potenziale von Serious Games (for Health). MedienPädagogik. Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Themenheft 15/16: Computerspiele und Videogames in formellen und informellen Bildungskontexten). Online verfügbar unter: www.medpaed.com/15/lampert0903.pdf [Zugriff: 31.10.2011].
In den letzten Jahren hat sich mit den „Serious Games“ eine Kategorie für Spiele etabliert, die nicht der reinen Unterhaltung dienen, sondern die interaktiven Möglichkeiten für pädagogische Zwecke nutzen. Der Beitrag gibt in Abgrenzung zu anderen Formen computerspielbasierter Wissensvermittlung einen Überblick über einen Teilbereich der Serious Games, die sich mit gesundheitsbezogenen Themen befassen und zeigt die Chancen und Grenzen dieser Angebotsform für Prävention, Gesundheitsförderung und Therapie auf.
Lampert, Thomas/Sygusch, Ralf/Schlack, Robert (2007). Nutzung elektronischer Medien im Jugendalter. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bundesblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 50, S. 643-652.
Die Beobachtung, dass sich die Mediennutzung zunehmend intensiviert, wirft immer wieder die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen auf. Der Beitrag untersucht auf der Grundlage des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) den Einfluss der Mediennutzung auf die gesundheitliche Verfassung von Elf- bis 17-Jährigen. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass eine übermäßige Mediennutzung sich negativ auf die körperlich-sportliche Aktivität auswirkt und die Vielseher (mehr als fünf Stunden täglich) zudem stärker von Adipositas betroffen sind.
Nunez-Smith, Marcella/Wolf, Elizabeth/Huang, Helen Mikiko/Chen, Peggy G./Lee, Lana/Emanuel, Ezekiel .J./ Gross, Cary P. (2008). Media and child and adolescent health: a systematic review. Online verfügbar unter:
www.commonsensemedia.org/sites/default/files/Nunez-Smith%20CSM%20media_review%20Dec%204.pdf.
Der Beitrag bietet eine übersichtliche Gliederung und Zusammenfassung von 137 Artikel, in denen die Ergebnisse von 173 Studien zum Thema ‚Medien und Gesundheit‘ referiert werden. Aufgenommen wurden Studien, die Medieninhalte betrachten ebenso wie Studien, die die reine Nutzungsdauer behandelten sowie Kombinationsstudien; auf der ‚Gesundheits‘-Seite wurden Suchterkrankungen (Alkohol, Tabak und Drogen), Übergewicht, Leistungsabfall und Aufmerksamkeitsstörungen einbezogen. Die Ergebnisse fallen mehr als deutlich aus: Nur eine der untersuchten Studien konnte positive Auswirkungen von Mediennutzung auf die Gesundheit nachweisen, alle anderen fanden negative Auswirkungen in verschiedenen Ausprägungen – während Tabakgebrauch in 88 Prozent der darauf fokussierten Studien mit Mediennutzung in einen Zusammenhang gebracht werden konnte, ein verändertes, weniger zurückhaltendes Sexualverhalten gar von 93 Prozent der dies untersuchenden Studien gefunden wurde, konnten sich verschlechternde Schulleistungen nur in 69 Prozent der entsprechenden Studien gezeigt werden. Insgesamt aber fanden 80 Prozent der Studien einen Zusammenhang zwischen Mediennutzung bzw. Medieninhalten und negativen, gesundheitlichen Auswirkungen.
Pagani, Linda/ Fitzpatrick, Caroline/ Barnett, Tracie A./ Dubow, Eric (2010). Prospective associations between early childhood television exposure and academic, psychosocial, and physical well-being by middle childhood. Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, 164, 5, S. 425-431.
Die kanadische Langzeitstudie untersucht die Auswirkungen der Fernsehnutzung im frühen Kindesalter auf die psychische und physische Entwicklung sowie die Schulleistungen von Zehnjährigen. Befragt wurden 1.314 Eltern und Lehrkräfte. In Bezug auf die gesundheitliche Entwicklung bzw. Verfassung der Kinder zeigen die Ergebnisse, dass diejenigen, die als Kleinkinder mehr als zwei Stunden am Tag fernsahen, später weniger aktiv und weniger sportlich waren, mehr Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten aßen und schon als Zehnjährige fünf Prozent mehr wogen als Kinder, die weniger ferngesehen haben.
Rideout, Victoria (2001). Generation Rx.com. How Young People use the Internet for Health Information. Menlo Park, California: Henry J. Kaiser Family Foundation. Online verfügbar unter:
www.kff.org/entmedia/loader.cfm?url=/commonspot/security/getfile.cfm&PageID=13719
Zwei nur am Rande verwandte Themen werden in der Studie behandelt: Die Frage, ob und wie Jugendliche das Internet nutzen, um sich über gesundheitsbezogene Themen zu informieren sowie die Frage, wie häufig Jugendliche online mit Pornografie in Kontakt kommen und wie sie damit umgehen bzw. was sie von Filtersoftware halten, um dies zu verhindern. Der Zusammenhang ist nicht zu finden, es wird auch nicht ernsthaft versucht, einen herzustellen, die Studie muss wohl als multithematisch hingenommen werden. Dennoch: Zunächst wird untersucht, wie stark Jugendliche das Internet nutzen, um sich über Fragen im Themenfeld Gesundheit zu informieren, wobei sowohl Aufklärung und Information über Themen wie Vorsorge, Verhütung, gesunde Lebensweise als auch spezielle Hilfen bei Krankheiten in Frage kommen. Insgesamt wurden in einer Telefonbefragung 1.209 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren zu diesem Thema befragt, wobei deutlich wurde, dass Jugendliche das Internet zwar nach wie vor für das am wenigsten vertrauenswürdige Medium halten, dennoch stark darauf zugehen, wenn sie Fragen oder Wissensbedarf haben. 75 Prozent aller befragten Jugendlichen hatten bereits online zu Gesundheitsthemen recherchiert – manche vereinzelt, manche regelmäßig. Mehr als ein Drittel der Befragten gab zudem an, die gefundenen Informationen für sehr nützlich befunden und daraufhin das eigene Verhalten geändert zu haben. Bei einigen führen die neu gefundenen Informationen auch zu Gesprächen mit Eltern, Freundinnen und Freunden oder Ärzten. Pornografie, so belegt die Studie, ist 70 Prozent der befragten Jugendlichen bereits online begegnet, während mehr als die Hälfte dies zwar nicht verstörend oder belastend fand, spricht sich dennoch eine Mehrheit dafür aus, Filtersoftware auf öffentlichen Computern zu installieren, etwa ein Drittel hat Filtersoftware auf dem eigenen PC. Fast die Hälfte der Befragten wurde von dieser Software aber auch bereits davon abgehalten, ‚normale‘ Seiten zu besuchen.
Steinhauff, Nicola (2007). Gesundheitswebsites für Jugendliche. Das Internet als Partner für Jugendliche in Gesundheitsfragen. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.
Angesichts der steigenden Zahl von gesundheitsbezogenen Onlineangeboten geht die Autorin der Frage nach, inwieweit Internetseiten für die Prävention und Gesundheitsförderung von Jugendlichen geeignet sind. Genauer in den Blick genommen werden drei Internetseiten aus Deutschland (Drugscom), den USA (Teenshealth) und Großbritannien (Mind, Body & Soul), die hinsichtlich ihrer Nutzerfreundlichkeit, ihrer Informationsqualität sowie bezüglich datenschutzrelevanter Aspekte und der Transparenz im Hinblick auf Anbieter, Autoren und Finanzierung des Angebots beschrieben und bewertet werden. Vor dem Hintergrund der Analyse skizziert die Autorin ihre eigene Modellkonzeption für eine jugendspezifische Gesundheitswebsite.
Stern, Susannah R. (2005). Messages from Teens on the Big Screen: Smoking, Drinking, and Drug Use in Teen-Centered Films. Journal of Health Communication, 10, S. 331-346.
In der Studie werden 43 erfolgreiche Filme aus den Jahren 1999-2001, in denen mindestens ein Jugendlicher eine Hauptrolle spielte, in Bezug auf die Darstellung bzw. den Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen untersucht. Insgesamt wurden 146 jugendliche Charaktere (zwischen zwölf und 19 Jahren) erfasst, von denen 40 Prozent Alkohol tranken, 17 Prozent rauchten und 15 Prozent illegale Drogen konsumierten. Kurzfristige Wirkungen der Drogennutzung werden bei einem Drittel der Charaktere gezeigt, die Alkohol trinken und bei zwei Fünftel, die illegale Drogen konsumieren, längerfristige Folgen werden nur bei einem Viertel der Alkoholkonsumenten und bei einem Zehntel der
Beitrag aus Heft »2011/06: Medien und Gesundheitsförderung«
Autor: Elisabeth Jäcklein-Kreis
Beitrag als PDF - Claudia Lampert: Editorial
Claudia Lampert: Editorial
Die Bedeutung der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen steht im Zentrum des 13. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung. Dabei geht es darum, die Ressourcen und Fähigkeiten zu verbessern, die Voraussetzung für eine souveräne Lebensführung von Kindern und Jugendlichen sind und ihr soziales, psychisches und physisches Wohlbefinden fördern. Gesundheitsförderung wird in dem Bericht als gesamtgesellschaftliche Aufgabe formuliert. Die Frage, welche Bedeutung Medien in diesem Kontext haben, wird immer wieder sehr kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die der Meinung sind, dass bestimmte Medieninhalte oder die Mediennutzung selbst dem körperlichen und seelischen Wohl von Kindern und Jugendlichen abträglich seien, auf der anderen Seite wird die Auffassung vertreten, dass sie einen Beitrag zur Bewältigung von gesundheitlichen Problemen und zur Gesundheitsförderung leisten können. Entsprechend breit gefächert ist die Forschungslage zum Themenkomplex Kinder, Medien und Gesundheit. Die Themen reichen auf der Negativseite von der Werbung für gesundheitsbelastende Produkte (Genuss- und Suchtmittel) oder der Glorifizierung gesundheitsgefährdender Einstellungen und Praktiken in Internetforen (Anorexie-, Ritzer-, Suizidseiten etc.) über Bewegungsmangel und soziale Deprivation durch übermäßigen Medienkonsum bis hin zu exzessiven, suchtähnlichen Formen der Mediennutzung. Auf der Positivseite, die in der Öffentlichkeit meist weniger wahrgenommen wird, reicht das Spektrum von der Thematisierung von gesundheitsfördernden Botschaften in Spielfilmen, Fernsehserien oder Computerspielen, über groß angelegte Gesundheitskampagnen, in denen das breite Medienspektrum ausgeschöpft wird, professionelle Online-Beratungsangebote und Selbsthilfeforen bis hin zu Computer- und Videospielen, die zu mehr Bewegung motivieren wollen oder Medienanwendungen zur Unterstützung von Therapieprozessen.
merzWissenschaft möchte mit dem vorliegenden Heft einen Impuls für die Diskussion über gesundheitsrelevante Aspekte im Kontext der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen geben. So vielfältig die gesundheitsbezogenen Themen und die medialen Möglichkeiten sind, so heterogen ist auch die Forschungslage in diesem Bereich und so unterschiedlich sind die hier versammelten Beiträge, die das Themenfeld aus gesundheitswissenschaftlicher, pädagogischer, psychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive betrachten.
Einen allgemeinen Rahmen um das Thema spannt der einleitende Beitrag von Heiner Keupp aus gesundheitswissenschaftlicher Perspektive auf, in dem er anhand des 13. Kinder- und Jugendberichts darlegt, welche Herausforderungen sich an die Gesundheitsförderung stellen und wie sich diese verändert hat. Die aktuelle Leitidee der Gesundheitsförderung ist demnach geprägt von einer spezifischen Sicht auf das Subjekt, das mehr denn je für seine Gesundheit verantwortlich ist. „Befähigungsgerechtigkeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Bedingungen derart gestaltet sein müssen, dass Heranwachsende die Möglichkeit haben, das eigene Leben und die eigene Gesundheit selbstbestimmt zu gestalten. Dass dabei auch die Medien als ein relevanter Sozialisationsfaktor in den Blick zu nehmen sind, zeigen die anschließenden Beiträge sehr eindrücklich und auf ganz unterschiedliche Weise, wobei sich zwei grobe Schwerpunkte abzeichnen: Ein Teil der Beiträge beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen der Mediennutzung und dem Gesundheitsverhalten von Kinder und Jugendlichen, aber auch mit den Folgen für die Familie und die Eltern, während die anderen Beiträge den Fokus stärker auf die Möglichkeiten der Medien für die Auseinandersetzung mit gesundheitsbezogenen Themen und die Gesundheitsförderung richten.
Diana Raufelder, Danilo Jagenow und Angela Ittel befassen sich in ihrem Beitrag mit dem Zusammenhang zwischen Freizeitverhalten, Medienkonsum und Körperzufriedenheit. Ihre Untersuchung von acht- bis zwölfjährigen Berliner Schülerinnen und Schülern (N=166) zeigt, dass ein normales Körpergewicht nicht immer mit körperlicher Zufriedenheit korrespondiert und dass 43 Prozent der unzufriedenen Kinder lieber dünner wären. Überdies zeigen die Ergebnisse, dass die Kinder, die mit ihrem Körperbild unzufrieden sind, einen höheren Medienkonsum aufweisen.Angesichts der jungen Altersgruppe plädieren die Autorinnen und Autoren dafür, Kindern möglichst frühzeitig Möglichkeiten zu bieten, sich auch mit medial vermittelten Körperbildern und Schönheitsidealen auseinandersetzen und diese kritisch reflektieren zu können. Der Beitrag von Angela Ittel und Kate Drury ergänzt die Befunde durch eine geschlechtsspezifische Perspektive. Die vorgestellten Ergebnisse, die ebenfalls auf der oben genannten Berliner Stichprobe basieren, zeigen unter anderem, dass die Mädchen mehr in ihrem Freundeskreis über körperbezogene Themen sprechen als die Jungen und dass sie sich hinsichtlich ihrer Körperwahrnehmung stärker an medialen Vorlagen orientieren, woraus die Autorinnen die Forderung nach geschlechtssensiblen Gesundheitsförderungsprogrammen ableiten.Eine andere Perspektive auf das Thema des Schwerpunktheftes nimmt der Beitrag von Lena Hirschhäuser und Rudolf Kammerl ein, der sich mit den Folgen exzessiver Mediennutzung befasst, dabei allerdings nicht die Sichtweise der Kinder, sondern die der Eltern in den Mittelpunkt stellt. Vorgestellt werden Ergebnisse eines großangelegten Forschungsprojekts, in dem neben einer standardisierten Befragung von 1.700 Familien und Gruppendiskussionen mit Eltern und Kindern auch Experteninterviews mit therapeutischen, pädagogischen sowie in der Suchtberatung tätigen Fachkräften durchgeführt wurden, die auch die Basis für die vorgestellte Auswertung bilden. Die Fokussierung auf die Sichtweise der Eltern auf den Medienumgang ihrer Kinder zeigt dabei sehr deutlich, dass sich die exzessive Mediennutzung der Kinder belastend auf das Familiensystem auswirken und durchaus auch gesundheitliche Folgen für die Eltern haben kann. Vor dem Hintergrund der Befunde sehen Hirschhäuser und Kammerl einen Bedarf an Informations- und Unterstützungsangeboten, die Eltern dabei helfen, Anzeichen einer problematischen Mediennutzung frühzeitig erkennen bzw. einer solchen vorbeugen zu können.
Sind die Medien also doch in erster Linie als Risikofaktoren für die gesundheitliche Entwicklung zu betrachten? Die nachfolgenden Beiträge geben darauf keine Antwort, doch zeigen sie auf ganz unterschiedliche Weise, dass eine risikoorientierte Perspektive zu kurz greift und dass Massenmedien, Social Web-Anwendungen sowie Video- und Computerspiele durchaus vielfältige Möglichkeiten für die Krankheitsbewältigung und Gesundheitsförderung bieten.
Angesichts der Bedeutung der Medien auch als Quelle für gesundheitsbezogene Themen und Orientierungsangebot geht Claudia Lampert in ihrem Beitrag der Frage nach, inwieweit die von Heranwachsenden favorisierten Medienangebote wie zum Beispiel Fernsehserien, Computerspiele und Soziale Netzwerkseiten in die Gesundheitsförderung eingebunden werden können, um vor allem diejenigen zu erreichen, die sich eher wenig für präventive und gesundheitsfördernde Themen interessieren. Sie sieht hier durchaus großes Potenzial, zeigt aber auch die Grenzen für die Gesundheitsförderung auf.
Gerade die Entwicklung des Social Web und erfolgreiche Beispiele viralen Marketings im politischen Bereich haben dazu geführt, dass viele Institutionen und soziale Initiativen sich erhofften, durch die Nutzung von Social Web- Anwendungen und insbesondere durch die Präsenz in sozialen Online-Netzwerken ähnliche Erfolge zu erzielen und neue Zielgruppen zu erreichen. Über die Faszination der technischen Möglichkeiten wurden allerdings häufig die Nutzerinnen und Nutzer vergessen. So zeigt der Beitrag von Anders Svensson, Vivian Vimarlund und Klas Gäre am Beispiel eines schwedischen Gesundheitsangebots für Jugendliche (www.umo.se) sehr anschaulich, dass die Einbindung sozialer Netzwerkstrategien wie zum Beispiel einer Facebook-Fan-Seite nicht immer automatisch von den Nutzerinnen und Nutzern angenommen, sondern im Gegenteil durchaus kritisch gesehen wird. Aus der Analyse von Pinnwand-Einträgen und Nutzerbefragungen kristallisierte sich heraus, dass der Einsatz von Social Web-Anwendungen grundsätzlich zwar durchaus positiv gesehen wird, doch dass die Idee von Fan-Seiten nicht mit dem Wunsch der Nutzerinnen und Nutzer des Gesundheitsportals vereinbar ist, sich anonym über sensible Themen informieren zu können. Der Beitrag macht deutlich, dass nicht nur die medialen Möglichkeiten in den Blick genommen werden dürfen, sondern dass immer auch das Informationsverhalten und die Mediennutzungspräferenzen der Zielgruppe in den Blick zu nehmen sind.
Welche Bedeutung die Medien einerseits für die Entstehung von Krankheitsbildern und welche Potenziale sie andererseits für die Krankheitsbewältigung und die Gesundheitsförderung haben können, zeigt der Beitrag von Eva Baumann. Anschaulich beschreibt sie, wie sich Patientinnen und Patienten mit Essstörungen im Rahmen von Medienworkshops mit den Medieneinflüssen auf ihre Gesundheit auseinandersetzten, indem sie unter anderem eigene Kollagen und Videoclips erstellten. Anhand dieser Beispiele stellt sie heraus, dass die handlungsorientierte Medienarbeit den Beteiligten nicht nur Möglichkeiten zur Reflexion bietet, sondern ihnen darüber hinaus hilft, der Krankheit „eine Gestalt und ein Gesicht zu geben und sie damit greifbarer zu machen“, was wiederum den Bewältigungsprozess unterstützen kann.
Die medialen Bewältigungsmöglichkeiten stehen auch im Mittelpunkt des abschließenden Beitrags von Julia Hünniger, Natalie Metzinger, Steffi Koch und Klaus Bredl, in dem Ergebnisse einer qualitativen Analyse des Selbsthilfeonlineangebots Deutsches Forum für Liebeskummer vorgestellt werden. Die Autorinnen und der Autor plädieren vor dem Hintergrund ihrer Fallstudie dafür, dass auch selbstorganisierte Beratungsangebote als ernstzunehmende Ressource für die Gesundheitsförderung betrachtet werden sollten.Im Anschluss an die vorgestellten Beiträge bietet eine Zusammenstellung einschlägiger Literatur einen Überblick über das Themenfeld Heranwachsende, Medien und Gesundheit in der aktuellen internationalen Forschung.
Sicherlich repräsentieren die in diesem Heft versammelten Artikel nur einen Ausschnitt des Themenfeldes Heranwachsende, Medien und Gesundheit und natürlich dürfen die Medien in ihrer Bedeutung für die Gesundheit weder in die eine noch in die andere Richtung überbewertet werden. Die Beiträge verweisen jedoch darauf, dass die Mediennutzung auf ganz unterschiedliche Weise für die gesundheitliche Entwicklung von Heranwachsenden bedeutsam ist und entsprechend auch bei der Entwicklung von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen mit berücksichtigt werden sollte – sowohl als ein Faktor, der neben anderen gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen mit prägt, aber durchaus auch als eine Möglichkeit zur Bewältigung gesundheitlicher Problemlagen und als Ressource für die gesundheitliche Selbstbestimmung.
- Süss, Daniel/Lampert, Claudia/Wijnen, Christine W. (2010). Medienpädagogik – Ein Studienbuch zur Einführung. Wiesbaden: VS Verlag. 236 S., 19,99 €.
Süss, Daniel/Lampert, Claudia/Wijnen, Christine W. (2010). Medienpädagogik – Ein Studienbuch zur Einführung. Wiesbaden: VS Verlag. 236 S., 19,99 €.
Das Buch Medienpädagogik – Ein Studienbuch zur Einführung will Studierenden den Einstieg in das Themenfeld mittels eines breiten Übersichtsspektrums erleichtern und die Neugier der Studieneinsteiger wecken. Die neun Kapitel decken von der medienpädagogischen Relevanz als Einstieg bis hin zu praxisnahen medienpädagogischen Arbeitsfeldern als Schlussgedanke ein breit gefächertes Themenspektrum ab und ermöglichen es den Leserinnen und Lesern so, sich einen hilfreichen Überblick über die Thematik zu verschaffen. Anfangs werden grundlegende Terminologien und Ansätze des Faches in den Fokus gerückt. In den folgenden Kapiteln heben die Autorinnen und Autoren die Themengebiete Medienkompetenz und Medienerziehung hervor, während später auch der wichtige Bereich Didaktik angesprochen wird.
Das vorletzte Kapitel, welches die Medienpädagogik im internationalen Vergleich darstellt, gewährt einen guten Überblicküber Kennzeichen, Strömungen und mögliche grenzübergreifende Programme der Medienpädagogik. Besonders interessant für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger auf diesem Gebiet ist jedoch das letzte Kapitel des Buches Medienpädagogik. Es beschäftigt sich mit medienpädagogischen Arbeitsfeldern und gibt den Leserinnen und Lesern so einen wertvollen praktischen Nutzen für die berufliche Zukunft an die Hand. Die Struktur des Buches ist einheitlich, gut verständlich und nachvollziehbar. So wurde darauf geachtet, einen flexiblen Zugang durch viele Querverweise zu ermöglichen. Kleine didaktische Helfer wie gekennzeichnete Definitionen, Zusammenfassungen, Fragen und weiterführende Literatur sind einheitlich im ganzen Buch durch Symbole gekennzeichnet und erleichtern so merklich das Arbeiten.
- Claudia Lampert: Den Bock zum Gärtner machen?!
Claudia Lampert: Den Bock zum Gärtner machen?!
Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen wird durchaus ambivalent gesehen. Je mehr sich Heranwachsende für Medienangebote begeistern und je intensiver sie diese nutzen, desto größer ist das Unbehagen auf Seiten von Eltern und Pädagogen. Schulische Misserfolge oder gesundheitliche Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Übergewicht oder Essstörungen werden oft vorschnell und allein auf die Mediennutzung zurückgeführt. Eher selten wird der Frage nachgegangen, ob die Medienaffinität nicht auch für die Gesundheitskommunikation fruchtbar gemacht werden kann bzw. wie es gelingen kann, an gesundheitsbezogenen Themen eher desinteressierte Kinder und Jugendliche für präventive und gesundheitsfördernde Themen zu sensibilisieren. An ausgewählten Beispielen wird verdeutlicht, welche Medienangebote und Kommunikationsstrategien sich eignen, um Heranwachsende mit gesundheitsfördernden Botschaften zu erreichen.
Media consumption of children and adolescents is seen ambivalently. The more adolescents get into the media and the more frequent they use them, the more parents and teachers feel discomfortable. Failures in school or adverse health effects (e. g. overweight, eating disorders) are often and simply explained by media usage. Rather rarely the question is asked, how media can be used to sensitize health disinterested adolescents to preventive and health related topics. Along selected examples, the text points up which media and communication strategies are useful to reach adolescents with health messages.
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- Christa Gebel/Claudia Lampert: Jugendmedienschutzindex 2022. Online-Risiken und Jugendmedienschutz aus der Perspektive von Eltern und 9- bis 16-Jährigen
Christa Gebel/Claudia Lampert: Jugendmedienschutzindex 2022. Online-Risiken und Jugendmedienschutz aus der Perspektive von Eltern und 9- bis 16-Jährigen
Die Ergebnisse des Jugendmedienschutzindex 2022 zeigen für die Zielgruppe Eltern erheblichen medienpädagogischen Handlungsbedarf im Hinblick auf das Wissen und den Umgang mit Online-Risiken auf. Diskrepanzen zwischen risikobezogenen Sorgen, Einstellungen zu Schutzmaßnahmen und medienerzieherischem Handeln der Eltern unterstreichen Erfordernisse zur Steigerung elterlicher Fähigkeiten, ihre Kinder im Umgang mit Online-Risiken zu unterstützen.
Literatur
Gebel, C., Lampert, C., Brüggen, N., Dreyer, S., Lauber, A. & Thiel, K. (2022). Jugendmedienschutzindex 2022. Der Umgang mit onlinebezogenen Risiken – Ergebnisse der Befragung von Eltern und Heranwachsenden. Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e. V. (FSM).
Beitrag aus Heft »2023/04: Ökonomie und Medien. Entwicklungen - Zusammenhänge - Herausforderungen«
Autor: Christa Gebel
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