2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September
thema
Rudolf Maresch: Öffentlichkeiten under attack
Sich von der Macht der anderenund auch nicht von der eigenen Ohnmacht dumm machen lassenTh.W.Adorno"Auflklärung als massenbetrug", so urteilen dereinst die Dialektiker der Aufklärung über die moderne Pop- und Massenkultur und mutmassten sogleich einen "geheimen Drahtzieher", der unerkannt im Hintergrund die Fäden zieht, die Realität verzerrt und das Publikum mit Botschaften manipuliert.
Eine gehörige Portion Mitschuld an dieser kulturellen Misere trugen laut Horkheimer und Adorno die Herstellungs- und VErbreitungsweisen der Massenmedien, die durch bewusste Auswahl, Darbietung und Verbreitung gängiger Themen und Gegenstände gezielt die Meinungen, den Geschmack und die Lebensstile von Zuschauern, Hörern und Lesern präformierten, steuerten und lenkten.
Statt auf ihre wahren Bedürfnisse, Interessen und Wünsche einzugehen, sie mit anspruchsvollen Programmen zu füttern und zu selbstständigenm Deken, autonomem Handeln und vernunftgemässem Urteilen zu befähigen, machten ihre Agenten und Agenturen in Reklame, Rundfunk und Film sie zu stummen, willfährigen und handlungsunfähigen Kunden und Konsumenten.
Verdummung, Zerstreuung und Desinteresse, Verkümmerung der Vorstellungskraft und Verlust von Spontaneität des Publikums seien unvermeidliche Folge undErgebnis jenes gesellschaftlichen Verblendungszusammenhangs, der durch massenmediale Systeme zu einem "totalen" aufgespreizt wird...
(merz 2002/01, S. 6 - 14 )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Rudolf Maresch
Beitrag als PDFEinzelansichtRita Süssmuth: Bildung als Grundlage für Demokratie
Zu Anfang des 21. Jahrhunderts leben wir in Deutschland in einer Welt, wie sie dynamischer nie war. Den Veränderungen der eigenen Lebenswelt hat sich jeder zu stellen, um nicht in Fremdheit und Unverständnis den Mitmenschen gegenübertreten zu müssen. Die Voraussetzungen dafür werden im wesentlichen in der Erziehung und in der Bildung in all ihren Facetten gesetzt. Die vielfältigen Bildungsenrichtungen von der Grundschule bis zur Universität, vom privaten Internat bis zur Volkshochschule sind Orte, in denen wir lernen, uns mit der Umwelt auseinanderzusetzen und vor allem, sie zu gestalten.
Wir müssen uns bewusst werden, dass dies nicht slebstverständlich ist und dass wir jeden Tag kämpfen müssen, um unseren nicht geringen Ansprüchen erecht zu werden.Der positive Bezug zu unserer Gesellschaft, zu unseren wirtschaftlichen und sozialen Strukturen setzt Verständnis und Kenntnis voraus. Die Quelle von Ablehnung, Unverständnis, Angst und Desinteresse ist häufig in Unkenntnis zu finden. Gerade in der Zuwanderungs- und Integrationspolitik wird dies Problem der fehelnden Kenntnis als Ursache von Fremdenfeindlichkeit und Ablehnung anderer Kulturen und Religionen identifiziert. Diese Unkenntnis mit ihren negativen Folgen zu bekämpfen, haben sich die vielfältigen Bildungseinrichtungen zur Aufgabe gesetzt...
(merz 2002/01, S. 30f )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Rita Süssmuth
Beitrag als PDFEinzelansichtWalter Ch. Zimmerli: Die Wissensgesellschaft als Herausforderung
Eine TechnologierevolutionWieder blühen in den Feuilletons und an den akademischen Stammtischen die larmoyanten Klagen der Bildungsphilister. Nähme man sie beim Wort, dann stünden wir einmal mehr vor dem untergang des Abendlandes: Aus und vorbei sei es mit der Bildung, hört und liest man, schnöde Effizienz- und ERfolgsorientierung hätten deren Stelle übernommen, und es werde nicht mehr lange dauern, bis jener Vorrat an kulturellen Gemeinschaften zusammenkittet.
Der Abscheu vor allem technisch Neuengipfelt in der Behauptung, die Benutzungvon E-mails korrumpiere die hohe Kunst des Briefe Schreibens. Wobei man im Eifer des GEfechts vergisst, dass ohne E-mail diejenigen, die sie jetzt emsig nutzen, gar nicht schreiben würden - ein Verdammungsurteil als Vedummungsurteil! Nach dieser Ansicht frisst die sogenannte Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts auch noch jene letzten Kinder der Bildungsgesellschaft des 19. Jahrhunderts, die den Technologisierungsschock des 20. Jahrhunderts überlebt haben...
(merz 2002/01, S. 31 - 33 )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Walter Ch. Zimmerli
Beitrag als PDFEinzelansichtEva-Maria Stange: Bilden Medien?
Selbständigkeit lernenEinsatz und Nutzung der Neuen Medien - und nur diese sollen hier näher betrachtet werden - bestimmen in immer stärkerem Maße unser alltägliches Leben. So wie Buch, Radio und FErnsehen immer neue Kommunikations- und Bildungsmöglichkeiten eröffnet haben, so ist mit der Informations- und Kommunikations-Technik (IuK) über Computer, E.mail und Internet der Horizont um ein Vielfaches erweitert worden. Kinder werden in dieser Welt hineingeboren und nehmen die medien als selbstverständliche Gegebenheit hin.
Allerdings verirgt sich hier erneut und verschärft die Gefahr der Vertiefung sozialer Spaltung in die, die moderne IuK - Technik im Elternhaus bereits früh nutzen können, und die, die aus überwiegend materiellen Gründen ausgeschlossen sind. Daher ist es folgerichtig, dass spätestens die Schule allen Kindern die Möglichkeit des Erwerbs von Medienkompetenz eröffnet. Gemeint ist damit nicht nur der Umgang mit Computern und Internet, sondern vielmehr neben der Mediennutzung die Kompetenz zur medienkritik, die kreative Gestaltung, letzendlich der verantwortungsbewusste Umgang mit der neuen IuK - Technik...
( merz 2002/01, S. 36f )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Eva-Maria Stange
Beitrag als PDFEinzelansichtThomas Krüger: Politische Bildung
"Anything goes" - alles ist möglich, es gibt keine Tabus mehr. DAmit lässt sich umschreiben, was die einen als Liberalisierung oder Deregulierung glorifizieren und die anderen mit Wertevrall und der Erosion von traditionellen Strukturen und Millieus gleichstzen. Der Prozess der Individualisierung der Gesellschaft hat zu einer Pluralisierung und Segmentierung von Lebensstilen geführrt und gleichzeitig zur Aufkündigung eines gesellschaftlichen (Nachkriegs-)Konsenses.
Diese "Pluralität pur" stellt grundsätzlich alles infrage und fordert eine Differenzierung von Wissen und Meinungen ein. Sie ist allgegenwärtig erfahrbar, wirkt lebendig und leidenschaftlich auf den öffentlichen Diskurs und erhöht gleichzeitig die Anforderungen an die individuellen Lernprozesse...
( merz 2002/01, S. 37f )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Thomas Krüger
Beitrag als PDFEinzelansichtUlrike Leutheusser: Der Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Der 11.September hat die Welt in ihren politischen und moralischen Verankerungen verändert. Was Milan Kundera Die unerträgliche Leichtugkeit des Seins nannte, ist damit eine Sache der Vergangenheit. Aberes wird lange brauchen, bis sich die Welt der Medien, der Bildung und der Erziehung neu zusammensetzt. Dennoch kann man heute schon einige der Linien identifizieren, die in die Zukunft führen.
Dabei müssen die Medien einerseits Führung geben, Begriffe prägen und Perspektiven zeigen. Andererseits müssen sie begreifen, dass sie auch in der Versuchung stehen, sich zu übernehmen, Ängste zu verstärken und statt Rat Ratlosigkeit zu schaffen. Wenn die gesamte Kultur neu definiert wird, so ist das nicht nur Anlass, sondern zwingender Grund für die Massenmedien, ihre eigene Rolle kritsch zu befragen und auf Kritik von außen mehr zu hören als in den wunderbaren Jahren, die nun vorbei sind. "Autismus" könnte den Massenmedien genauso teuer zu stehen kommen wie hechelnde Hektik des Dabeiseins. Bildung kann daraus nicht entstehen...
( merz 2002/01, S. 39 )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Ulrike Leutheusser
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spektrum
Claudia Schmiderer: Ich steckte meine Seele in diese Reise
Eine fremde Kultur in einem fremden Land strahlt nach wie vor eine fast magische Anziehungskraft aus. Ob erzählte Geschichten oder sensibel in Film umgesetzte BIlder, je ästhetischer diese Umsetzung gelingt, umso weniger ist es möglich, sich ihrer Schönheit zu entziehen. So wird auch das sich Einlassen in die Geschichte der afghanischen Journalistin Nafas zu einer Gratwanderung zwischen einerseits der Hingabe an die Schönheit der Bilder des iranischen Regisseurs Mohsen Makhmalbaf in seinem Film "Kandahar" und andererseits der Erinnerung an die Schreckensbilder aus dem mit versteckter Kamera gedrehten Dokumentarfilm der britischen Journalistin Saira Shah, die als Tochter eines Afghanen in das Land des Vaters resit, um dort die von ihm beschriebenen blühenden Gärten zu suchen, aber Unterdrückung und Armut findet.Umsich nicht gänzlich von dem Fluss der betörenden Farben und der fremden Sprache in Makhmalbafs Film mitreißen zu lassen, muss man sich häufiger die Realität in Afghanistan vor Augen halten, sich auf die Internet-Seitee der Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (RAWA) (www.rawa.org) besinnen, auf denen das ganze Ausmaß der Unterdrückung in diesem Land deutlich wird.
Eine Reise ins UngewisseMakhmalbaf, 1957 in Teheran geboren, der als einer der bedeutendsten und auch populärsten iranischen FIlmemacher gilt, hat sich bereits 1998 in seinem Film "The Cyclist" mit dem Thema Afghanistan auseinander gesetzt. Sein Drehbuch für diesen Film nun geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Danach hat eine junge Frau, die vor dem Terror aus Afghanistan nach Kandad geflüchtet war, ihn vor einiger Zeit gebeten, sie auf ihrer Reise dorthin zu begleiten. Sie hatte den Hilferuf einer Freundin erhalten, die drohte, sich aufgrund der unwürdigen Lebensbedingungen umzubringen. Makhmalbaf hat die jungeFrau damals zwar nicht nach Afghanistan begleitet, diese Geschichte aber aufgeriffen, um daraus das Drehbuch für "Kandahar" zu machen, das in einer Art Reisebericht abgefasst ist.So ist, und dies muss man sich während des Filmes immer wieder vergegenwärtigen, "Kandahar" kein dokumentarischer Film, sondern ein Spielfilm, in den Makhmalbaf sein ganzes Wissen über das Land einfließen lässt. Fast kommt das Gefühl auf, dass er durch seine Bildästhetik den Eindruck von Hoffnung vermitteln und auch die Schönheit der Frauen zum Ausdruck bringen will, die unter der Burka - dem von den Taliban verorneten Bewand, einem Baumwollgefängnis gleichend - vollständig verhüllt und eingeschlossen sind.Nafs, jene nach Kanada ausgewanderte junge Frau, deren Nama soviel wie !Atmung! bedeutet, macht sich auf den Weg nach Kandahar, um ihre Schwester ( nach der wahren Begenheit ist es die Freundin ) zu finden. Als Frau allein kann sie sich jedoch nicht weit bewegen, daher ist sie auf die Unterstützung von sie begleitenden "Ehe"männern angewiesen.
Bei jeder Gelegeheit lüftet sie die den Atem hemmende Burka, auch um die Welt nicht ständig als hinter Gittern wahrzunehmen, sondern in ihrer Gesamtheit. Diese befreiende Geste ist den anderen Frauen nicht möglich. Auf ihrer Reise nach Kandahar zeigt sich Nafas ("ich steckte meine Seele in diese Reise") die afghanische Wirklichkeit: die Unterdrückung der Frauen, unter anderem durch die Pflicht, sich in die Burka zu hüllen, unter der auch Pudrdose und Lippenstift zu verschwinden haben, anschaulich und begreifbar gemacht auch in der Szen beim Arzt (Hassan Tantai), der durch einen Vorhang von der Patientin getrennt nur über dritte mit ihr sprechen darf; die vielen Minenopfer, jeder Hoffnung entgegenhinkend - in diesem Fall sind es von Flugzeugen abgeworfene Beinprothesen; die traurigen Lieder zur Hochzeitsfeier; die Abhängigkeit von er Gunst der Mullahs, die über eine geregelte Zukunft eines Kindes entscheiden, deutlich gemacht an dem Jungen Khak (Sadou Teymouri), der nicht für widrig befunden wird, die Koranschule zu besuchen und so auf Geldverdienen angewiesen ist.Die Wirklichkeit hinter den BildernMakhmalbafs Aufsatz "The Buddah Was Not Demolished in Afghanistan; He collapsed Out Of Shame" (www.makhmalbaf.com) ist die realistische Ergänzung zu diesem anrührend schönen Film.
Hier beschreibt er die Ursachen für das Leid, das die afghanische Bevölkerung ertragen muss; die (Nicht-)Wahrnehmung dieses fremden Landes durch die restliche Welt; die Verminung des Landes durch die verschiedenen Stäme, eine Verminung gegen das eigene Volk; die Aufsplitterung des Landes in viele verschiedene Volksgruppen und die damit einhergehende fehlende afghanische Identität.Die einzigen modernen Dinge, so Makhmalbaf in seinen Ausführungen, die es in Afhanistan gibt, sind Waffen. Nach dieser nicht gerade optimistischen Feststellung ist sein Film möglicherweise umso mehr als ein Versuch zu sehen, diesem Land auf seine Art und Weise Anerkennung zu seigen und Hilfe zu bringen.Die Aufmerksamkeit hat 2Kandahar", der im Mai 2001 in Cannes den Preis der ökumenischen Jury erhielt, erst Ende des Jahres aufgrund der dem 11. September nachfolgenden ereignisse eingeholt. Ob Afghanistan inzwischen nach der Befreiung vom Taliban - Regime in eine hoffnungsvollere und freiheitliche Zukunft blicken kann, ist für uns heute wahrscheinlich noch genauso wenig vorherzusehen wie für die Einwohner selbst. Denn auch die Zeit vor den Taliban war von Repressionen und Armut geprägt, nur war es das land damals noch nicht wert, mit der heutigen Aufmerksamkeit bedacht zu werden.
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Claudia Schmiderer
Beitrag als PDFEinzelansichtMichael Bloech: Digitale Bidbearbeitung leicht gemacht
Wer sich nicht zeitraubend in professionelle Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop einarbeiten, aber dennoch verblüffend gute Bildresultate erzielen möchte, sollte sich von MGI hier zu einem erfreulich günstigen Preis eine interessante Alternative. Das Programm kommt mit allen gängigen Bildformaten zurecht und erlaubt problemlos auchdas freie Umwandeln der verschiedenen Speicherformate untereinander. Augenfällig ist bei dem Programm zunächst vor allem die benutzerfreundliche Bedienanleitung, die selbst Computerlaien Schritt für Schritt durch das mächtige Programm führt. Die Erklärungen sind knapp, verständlich und präzise. Bereits nach kurzer Einarbeitungszeit ermöglichen die Bearbeitungswerkzeuge dem Nutzer beispielsweise das Retouchieren von Fotos, das Freistellen von Objekten, lustiges Verfremden und VErzerren von Porträts, die Montage von mehreren Bildern zu einer Collage, das Anfertigen von Panoramafotos und vieles andere Mehr.
Absolutes Highlight des Programms ist das Anfertigen von Mosaiken, wobei über ein erstes Foto viele weitere gezgen werden. Durch das Zusammenschmelzen wird das ursprüngliche Foto dann mosaikartig durch die weiteren Fotos auf eine sehr ansprechende Weise aufgebaut. Natürlich bietet die Software auch die Möglichkeit auf ähnlich bequeme Weise Seiten für das Internet zu gestalten. Allerdings kann es nicht professionelle WEbgestaltungsprogramme wie Frontpage oder Netscape Composer völlig ersetzen, aber für erste Gehversuche ohne Kenntnisse in der html - Programmierung ist es geeignet, zumal Bilder und auch Audiodaten optimal und überraschend einfach in die Seiten eingepasst werden. Ausserdem lassen sich kleine animierte Sequenzen, Minitrickfilme erstellen, sogenannte "animgifs". Die Gestaltung der animgifs istzwar ähnlich einfach wie die übrige Bildbearbeitung aber letzlich ein wenig umständlich. Selbstverständlich können diese kleinen Trickfilme dann auch in die selbst erstellten Netzseiten eingefügt werden.
Vor allem für Schüler, Studenten und natürlich auch die Jugendarbeit empfiehlt sich damit diese Software, die nicht nur viel bietet, einfach zu bedienen ist, sondern auch für diesen Benutzerkreis interessante Rabatte anbietet. (Informationen über Bezugsmöglichkeiten und Preise zu den Schulversionen finden sich auf der Hompage www.logitbyte.de)Zu einem mächtigen Multimediapackage wird das Ganze, wenn es schliesslich als MGI Digital Media Suite geordert wird. Das umfangreiche Softwarepaket enthält dann neben der oben genannten Bildbearbeitungssoftware ein Programm zum Abspielen von DVD-Filmen und die Videoschnittsoftware MGI VideoWave, die allerdings eine entsprechende Videokarte und mindestens eien schnellen Pentium III Rechner als Voraussetung hat. Eine genaue Liste der Konfigurationsbedienugen, die beispielsweise passende Grafik- und Videokarten aufzeigt, findet sich im Internet unter www.mgisoft.de. Zum Trost für die Besitzer älterer Rechner sei gesagt, dass die Bildbearbeitungssoftware bereits mit einem Pentium2 Rechner unter Win98 mit 64 MB Ram Arbeitsspeicher stabil läuft.
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Michael Bloech
Beitrag als PDFEinzelansichtTillmann P. Gangloff: Fantasievolle Leerstellen
Seit Jahrzehnten erforschen Wissenschaftler die Wirkung des Fernsehens auf Kinder. Meist geht es dabei um die Frage, ob Kinder Gewaltdarstellungen imitieren oder sich von der Werbung beeinflussen lassen; wirklich bruachbare Ergebnisse sind allerdings nur selten erzielt worden. Das Münchener Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehens (IZI) hat sich nun eier Herausforderung gestellt, die ungleich grösser scheint: Welchen Einfluss haben die Medien auf kindliche Fantasien? Der Sinn und Zweck dieser Übung mag auf den ersten Blick nicht ganz einsichtig sein, auf den zweiten aber schon: Erst mit Hilfe der Fantasie lassen sich schliesslich all jene Lücken schliessen, die sich nicht nur bei der Mediennutzung, sonder auch im Alltag auftun.
Kunst zum Beispiel arbeitet grundsätzlich mit Leerstellen. Fernsehen und Kino wären ohne dieses Hilfsmittel gar nicht möglich, sonst müssten Filme in Echtzeit erzählt werden. Um etwa eine Flugreise zu illustrieren, genügt es, ein startendes oder landendes Flugzeug zu zeigen; selbst kleine Kinder können dies bereits richtig deuten. Auch Schnitte funktionieren bloß, weil man aufgrund seiner Medienerfahrung die Zwischenräume automatisch ergänzt; bei Comics ist das nicht anders. Fantsie ist allerdings gefragt, wenn ein Künstler bewusst eine Leerstelle lässt (die Rückenansicht einer Frau, deren Gesicht man nicht sieht) oder mit Symbolen arbeitet, denn die können vielfältig interpretiert werden.An der Untersuchung beteiligen sich Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Amerika, Sudkorea und Israel.
Ihre Ergebnisse entlasten das Fernsehen gleich in zweifacher Hinsicht. Bildermedien wie Kino und Fernsehen wird ja vorgeworfen, sie seien Fantasievernichter, weil die kindliche Vorstellungskraft - im Gegensatz zu Büchern - hier brachliege (weshalb sich viele Mütter weigern, ihre den Kinder Harry-Potter-Film zu begleiten). Außerdem wird befürchtet, die Fernsehbilder besetzten sämtliche Freiräume der kindlichen Fantsie. Die Untersuchung, in deren Rahmen knapp 200 acht- und neunjährige Kinder ihre Tagträume beschreiben und malen sollten (hinzu kamen Interviews mit den Eltern), zeigt zwar, dass das Fernsehen in der Tat wie kein zweites Medium seine Spuren hinterlassen hat; doch ein Grossteil der Kinder bezieht das Material für seine Fantastereine auch aus völlig anderen Quellen...
( merz 2002/01, S. 44f )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Tilmann P. Gangloff
Beitrag als PDFEinzelansichtCecilia von Feilitzen: Medienerziehung - Einige Internationale Perspektiven
In den letzten Jahrzehnten wurden Massenmedien, Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) entwickelt und zunehmend verbreitet. Wahrscheinlich wird sich dieser Prozess in Zukunft sogar noch schneller fortsetzen. Die neunziger Jahre können als ein Jahrzehnt bezeichnet werden, in dem die Welt immer mehr von Fernsehen und Satellitenfernsehen überschwemmt wurde, ein Jahrzehnt, in dem elektronische Spiele, Computer mit CD-ROM und Internetzugang in wohlhabenden Haushalten Einzug hielten. Computer wurden außerdem zunehmend im erzieherischen Bereich eingesetzt.Im Jahr 1996 besaßen schätzungsweise 7 von 10 Haushalten in der Welt einen Fernseher — weit mehr als die Zahl der Haushalte mit Telefon.
Seit dem Ende der achtziger Jahre hat sich die Zahl der Fernsehkanäle, der Stunden, in denen ferngesehen wird und die Anzahl der (sich in Besitz befindlichen) Fernsehgeräte verdoppelt. Mit dieser Entwicklung festigte das Fernsehen seine Stellung als das wichtigste Massenmedium neben dem Radio, das aber in weiten ländlichen Gebieten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas immer noch eine größere Bedeutung hat. Die Zahl der transnationalen Satellitenkanäle vervielfachte sich (Lamb 1997). Die Video- und Computerspielindustrie hat sich zum schnellstwachsenden und ertragreichsten Geschäft in der Branche der Kinderunterhaltung entwickelt. In den USA waren die Gewinne aus dieser Form der digitalen Unterhaltung am Kinderunterhaltungsmarkt 1998 größer, als die der Hollywood Kinoindustrie und ein Zehnfaches der Summe, die auf die Produktion von Fernsehen für Kinder verwandt wurde (Kline 2000). Japan führt jedoch weltweit auf dem Gebiet der Videospielindustrie.
Der Markt für Konsolen betrug 1999 etwa zwei Milliarden US$ und über fünf Milliarden US$ im Softwarebereich (Sakamoto 2000). Das Internet hat sich explosionsartig verbreitet. Die Zahl der Internetnutzer weltweit wurde im August 2001 auf 8.5 Prozent der Weltbevölkerung geschätzt (doppelt so viele wie nur zwei Jahre zuvor). Diese Zahl bezieht sich auf Erwachsene und Kinder, die in den drei Monaten vor der Untersuchung (NUA Internet Surveys 2001) mindestens einmal das Internet genutzt hatten. Trotz der ‘Globalisierung’ gibt es gewaltige Unterschiede was die weltweite Verbreitung der Medien angeht. So nimmt man an, dass 65 Prozent aller Internetnutzer in Nordamerika und Europa leben. In diesen Gebieten wohnen jedoch nur 17 Prozent der Weltbevölkerung. Und es sind nur Kinder in Ländern mit hohem Einkommen, und damit etwa 13 Prozent der etwa zwei Milliarden Kinder weltweit (UNICEF 2001), die man wirklich als Multimedia Generation bezeichnen kann. Darüber hinaus ist der Medienzugang innerhalb dieser Länder nicht überall gleichermaßen möglich...
( merz 2002/01, S. 49 - 55 )
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Cecilia von Feilitzen
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kolumne
Florian Rötzer: Das terroristische Wettrüsten
Die Terroranschläge haben wieder einmal die schrecklichen Seiten einer Mediengesellschaft offenbart, die nicht vornehmlich Wissen oder Information verarbeitet, sondern deren Fundament die Erzeugung und Akkumulation von Aufmerksamkeit und, wie man als Reaktion beobachten kann, der Ausbau von Überwachung als der meist weniger beachteten Kehrseite der Aufmerksamkeit ist. Die Anschläge zeigen, dass die Terroristen ebenso wie die Medien gefangen sind in einer Überbietungsspirale, also immer grössere und beeidruckendere Spektakel realisieren müssen, um noch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erhalten. So liess sich in den 90er Jahren zwar beobachten, dass die Zahl der Anschläge welweit zurück gegangen ist, abrer die Zahl der Opfer kontinuierlich zunahm.Ob und was auch immer den Attentätern vom 11.9. an Dramaturgie vorgeschwebt haben mag, so haben sie jedenfalls versucht, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, ein möglichst einprägsames Spektakel zu inszenieren, das offenbar keiner Legitimation mehr bedarf. Das Attentat als l'art pour l'art hat sich zwar schon lange angekündigt, seitdem nicht mehr gezielt bestimmte Menschen i mVisier standen, sonedrn Anschläge seit der Verfügbarkeit von Dynamit ungerichtet nur möglichst viele zufällige Opfer finden sollten, um eine Desabilisierung mit unbekanntem Ende auszulösen, aber es ist mit dem Anschlag auf da World Trade Center sicherlich (vorerst) kulminiert.
Im Unterschied zu früheren Zeiten gibt es heute dank der elektronischen Medien Fernsehen und Internet tatsächlich eine globale Öffentlichkeit. Um deren Aufmerksamkeit zu erreichen, was in erster Linie bedeutet, den Blick der kollektiven Aufmerksamkeitsorgane der Medien als der vorgeschalteten gesellschaftlichen Selektionssysteme auf sich zu lenken, muss in der konkurrenz all der ebenfalls auf die Erzielung von Aufmerksamkeit gerichteten Ereignisse und Spektakel, die weltweit auf allen lokalen, regionalen, staatlichen, kontinentalen und globalen Ebenen stattfinden, etws Herausragendes vorfallen oder inszeniert werden. Terroristen sind in diesem schrecklichen Sinn seit jeher eine Art Medien- und Aufmerksamkeitskünstler gewesen. Die Wirksamkeit der Anschläge beruht nicht allein auf der Grösse des Schadens und der Menge der Opfer, sonern auch auf der Ästhetik der Bilder, die durch sie entstehen. In einer visuell geprägten Gesellschaft sind es vornehmlich die Bilder, die sich verbreiten, die die Aufmerksamkeit anlocken und die sich in die Speicher und Gehirne einbrennen. Die endlose Wiederholung der Bilder nach den Anschlägen auf den Bildschirmen, vor denen dieMenschen wie gebannt saßen, hat die Faszination an dem erhabenen-schaurigen Schauspiel deutlich werden lassen. Nicht allein, weil der Zerstörung am flachen Pentagon weniger eindrucksvoll als die Zerstörung der Türme war, sondern vor allem, weil es keine Live-Bilder vom Aufprall gab, liess die Berichterstattung über das Pentagon mehr in den Hintergrund treten.Die besondere Faszination oder das eingentümliche Grausen an den Bildern des Anschlags auf das World Trade Center war, dass sie nicht nur die hinterlassenen Spuren der Zerstörunng zeigten, sondern den Anschlag selbst - und das beim Crash des zweiten Flugzeugs in den Turm praktisch live.
Der Beobachter ist nicht mehr distanziert, sondern er sieht dem Ablauf der Geschehnisse überrscht zu, ohne zwar in diesen eingreifen zu können, aber ald jemand, der dennoch weiss, dass er i ndiesem Fall noch einmal davon gekommen, ein Überlebender ist. Auch das hat wohl die Wucht der Bilder für das globale Bewusstsein ausgezeichnet, das weniger betroffen oder gelähmt gewesen wäre, wen es sich um eine langsam sich vollziehende Katastrophe gehandelt hätte oder wenn er nur, wie so oft, Bilder der bereits geschehenen Katastrophe zu shen gewesen wären. Ob die Attentäter die Inszenierung aus aufmerksamkeitsstrategischen Gründen auch wirklich so geplant hatten, muss dahin gestellt werden, doch die Zeit zwischen dem Einschlag des ersten Flugzeugs und dem des zweiten hat erst die Live-Bilder aus einer distanzierten Perspekitve von der sich für den Zuschauer schicksalhaft abspielenden Katastrophe ermöglicht, wobei in einer teuflischen Strategie die nacheinander einstürzenden Türme den gesamten Ablauf noch stärker dramatisiert hatten.Ganz offensichtlich unter dem Bann der Bilder stehend, hat ein 15-Jähriger amerikanischer Schüler aus Tampa Anfang Januar versucht, die für ihn als Telebeobachter am Bildschirm virtuell bleibenden Bilder in die Realität umzusetzen, möglicherweise, um selbst im Augenblick des Untergangs zumindest kurz im Strahl einer möglichst großern Aufmerksamkeit zu stehen. Am 5.Januar flog Charles Bishop, offenbar ein exzellenter Schüler, aber ein Einzelgänger und verschlossener Jugendlicher, mit einer viersitzigen Cessna in den 28. Stock des 42-stöckigen Hochhauses der Bank of America, des Wahrzeichens von Tampa, Florida.
Ereignisse, die die kollektive Aufmerksamkeit auf sich lenken und daher medial wirksam sind, lösen einen Drang nach Nachahmung aus. Es sind vor-bildliche Ereignisse, die prominent werden und auch Täter oder Opfer prominent machen können. Aufmerksamkeit und Prominenz sind ni´cht erst in der Mediengesellschaft wertvolle Ressourcen, für den ERwerb vieles unternommen wird, aber Medien transportiernen die Informationen und Bilder zu einem immer grösseren, tendenziell globalen Publikum, so dass auch eher Menschen zur Nahcahmung durch diese Meme infiziert werden. Da Aufmerksamkeit ein begehrenswertes und wertvolles gesellschaftliches Gut zu sein scheint, schliesslich ist sie auch die Grundlage der Anerkennung und der zwischenmenschlichen Existenz, wirken Ereignisse, die in den Medien, den kollektiven Aufmerksamkeitsorganen, an primärer Stelle stehen, ansteckend. Sie fordern auf, die Prominenz nachzuahmen, um an deren Erfolg teilzuhaben, wodurch eine soziale Konformität hergestellt wird. Die Logik der Aufmerksamkeitsgewinnung ist hart. Wer über medienästhetisch beeindruckende Ereignisse wie Katastrophen oder Anschläge prominent werden will, weil er anderweitig vom Markt der kollektiven Aufmerksamkeit wie die meisten Menschen ausgeschlossen ist, muss mitunter selbst sein Leben aufs Spiel setzen, um das Spektakel zu inszenieren, oder zuminidest mit Strafe nach vollbrachter Tat rechnen, die ihn kurzzeitig ins Rampenlicht der Öffenlichkeit gebracht hat. Selbstmordanschläge bedürfen daher keineswegs, wie das in letzter Zeit so erscheinen mochte, einen religiösen Hintergrund. Möglicherweise sind die Selbstmordanschläge etwa der muslimischen Attentäter auch eher aus den aufmerksamkeitsökonomischen Grundlagen heraus zu verstehen, während die vorgeschobenen politischen und religiösen Motive sekundär sind.
Fast schon erstaunlich ist daher, dass die Anschläge auf das WTC erst so spät zu einer Nachahmung geführt haben. Auch wenn die Selbstmordtat im Gegensatz zu den Anschlägen auf das WTC in aller Hinsicht "lokale" Züge hatte, schaffte es Bishop unter Einsatz seines lebens die gesuchte Aufmerksamkeit zu finden und sich so buchstäblich aus seinem Leben als unbekannter und scheuer Einzelgänger heraus zu kapitulieren. Mit dem kleinen Flugzeug blieb der Schaden in dem am Wochenende nahezu leeren Hochhausgebäude allerdings gering. Außer Bishop gab es keine weiteren Opfer.Gefunden wurde bei Bishop eine Art Abschiedsbrief, in dem er seine Bewunderung für Usama bin Laden und die Anschläge vom 11.9. zum Ausdruck brachte. Einen irgendwie gearteten terroristischen Hintergrund gibt es nicht, abgesehen davon. DIe Nachahmung offenbart vielmehr die verführerische Kraft der Ästhetik des Terrors, der der Jugendliche erlegen ist. Der Abschiedsbrief lässt darauf schliessen, dass der Jugendliche den Selbstmordanschlag geplant und nur auf eine Möglichkeit gewartet hatte, ihn in der Nachfolge der Terroristen vom 11.9. auszuführen. Ob er das Hochhaus schon von Anfang an als Ziel im Auge hatte, ist nicht bekannt. Vor dem Sturz in das Hochhaus hatte Bishop die MacDill Air Force Base überflogen, das Hauptquartier des United States Central Command, von dem aus die militärischen Aktionen in Afghanistan aus der Ferne an Bildschirmen geleitet werden.
Beitrag aus Heft »2002/01: Medienwirklichkeiten: der 11. September«
Autor: Florian Rötzer
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