Änderung des Blickwinkels
Welchen Nutzen und Effekt haben ein inklusiver Forschungsansatz? Was ist nötig, um eine Wissenschaft auf Augenhöhe zu betreiben? Ein gemeinsamer Workshop aller Kooperationspartner*innen bot die Möglichkeit, in einen intensiven Austausch über Ansätze der inklusiven Forschung zu gehen. Dabei war es das grundsätzliche Anliegen, über das Prüfen der Anwendbarkeit von inklusiven Forschungsansätzen im Projekt PADIGI zu sprechen. Die ideale Grundlage und Anschlussfähigkeit für eine solche Auseinandersetzung bot ein Vortrag von Dr. Oliver König vom Forschungsbüro queraum. kultur- und sozialforschung, der sich schon lange in dem Feld inklusiver Forschung bewegt.
Begleitet von Prof. Dr. Susanne Heidenreich von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, deren Schwerpunkte unter anderem Inklusion und Teilhabe für Menschen mit sogenannter Behinderung sind, fanden in dem Workshop gleichermaßen Möglichkeiten und Wünsche, wie auch Herausforderungen und kritische Nachfragen ihren Platz. Thematisiert wurden Inhalte rund um die Fragestellungen, welche Anteile am geplanten Forschungsdesign inklusiv sind beziehungsweise sein können und welcher Mehrwert aus einem inklusiven Forschungsansatz gezogen werden könnte.
An drei „Stationen“ konnten die Teilnehmenden in intensive Diskussionen einsteigen. Ein sehr wichtiges und grundlegendes Resultat dabei war mitunter der Aspekt einer möglichen „Instrumentalisierung“ von Menschen mit geistiger Behinderung. Forschungsethische Fragen kreisen in vielen Gebieten um die Problematik eines „Objektstatus‘“ von Personen, die in einen Forschungsprozess eingebunden werden. An dieser Stelle zu hinterfragen, wie Menschen auf Augenhöhe in einen Forschungsprozess eingebunden werden können und idealerweise sogar selbst Anteil an der Forschungsarbeit haben, ist oberstes Gebot bei der Auseinandersetzung mit Grundlagen einer Forschungsidee. Das heißt, es muss immer um die Frage gehen, inwiefern ein Projekt einen Nutzen für alle Beteiligten haben kann – und zwar gleichermaßen.
Häufig sollte hier daher eine Änderung des Blickwinkels erfolgen: Es geht nicht darum, Personengruppen im Hinblick auf mögliche Defizite zu adressieren. Vielmehr muss es darum gehen, Personengruppen hinsichtlich ihrer Anliegen und insbesondere ihrer Kompetenzen anzusprechen. Ein Forschungsvorhaben hält idealerweise für alle Beteiligten einen eigenen Platz bereit und ermöglicht einen gleichgestellten Austausch. Machtstrukturen und hierarchische Denkweisen können auf diese Weise thematisiert, offengelegt und im besten Fall zumindest ein Stückweit durchbrochen werden. Kreative Ansätze und neue Wege sind dabei vermutlich ganz entscheidende Kriterien.
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