Prof. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink
Beiträge in merz
- Ingrid Paus-Hasebrink: Klassiker der Sozialisationsforschung
Ingrid Paus-Hasebrink: Klassiker der Sozialisationsforschung
Hurrelmann, Klaus/Bauer, Ullrich/Grundmann, Matthias/ Walper, Sabine (Hrsg.) (2015). Handbuch Sozialisationsforschung., 8., vollst. überarb. Aufl., Weinheim: Beltz. 944 S., 78,00 €.
„Nein, gewiß nicht; jedenfalls wollen wir darüber nicht streiten; es ist ein (zu) weites Feld. Und dann sind auch die Menschen so verschieden.“ Zu diesem Schluss kommt in Theodor Fontanes großem Roman Effi Briest Effis Vater, der alte Briest, wenn es gilt, eine unüberschaubare oder widersprüchliche Lage zu beurteilen oder ein komplexes, brisantes Thema zum Abschluss zu bringen.
Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer, Matthias Grundmann und Sabine Walper werden dem alten Briest vermutlich zustimmen: Auch die Sozialisationsforschung ist ein weites Feld. Das Autorenteam aber, welches das Handbuch Sozialisationsforschung nunmehr in seiner achten Auflage herausgebracht hat, ist nicht davor zurückgeschreckt, sich dem breiten interdisziplinären Feld zu stellen und es erneut zu beackern. Das Handbuch Sozialisationsforschung, erstmals 1980 erschienen (damals von Hurrelmann und Ulich herausgegeben), hat seither allen an Sozialisationsforschung interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, gleich welcher disziplinären Herkunft, mit zahlreichen erfolgreichen Auflagen mit Aktualisierungen, mit seiner Neuausgabe 1991 und seiner Neuausrichtung 2008 (nunmehr herausgegeben von Hurrelmann, Grundmann und Walper) als kundiger und damit unverzichtbarer Begleiter gedient. Es hat in diesen Jahren das weite Feld der Sozialisationsforschung nicht nur vermessen und mit kritischem, aber unvoreingenommenem Blick für seine vielfältigen interdisziplinären Bezüge die Grenzen des Feldes stets weiter herausgeschoben. Vielmehr hat es das Feld Sozialisationsforschung eigentlich erst als zusammenhängendes Forschungsfeld konturiert und damit wahrnehmbar gemacht, so dass sich etwa zehn Jahre nach dem erstmaligen Erscheinendes Handbuchs eine Konsolidierung des Forschungsfeldes abzuzeichnen begann.
Stets kennzeichnet das Handbuch das Bemühen, die Verwobenheit von Individuum und Gesellschaft zu begreifen. Der Forschungsgegenstand wird aus zwei dominanten Perspektiven – dem Blick auf die Handlungssubjekte und dem Blick auf die sozialen Beziehungen des Individuums – bearbeitet und zunehmend auch ihre Verflochtenheit reflektiert. Das Handbuch Sozialisationsforschung zeichnet nicht nur die Geschichte der Sozialisationsforschung nach, es hat sie vielmehr selbst (mit-) geschrieben. Die Erwartungen an die nun vorliegende Neuausgabe (2015) sind deshalb nicht klein. Das Herausgeberteam des Handbuchs – Klaus Hurrelmann, Matthias Grundmann und Sabine Walper – wurde nunmehr durch Ullrich Bauer, Professor für Sozialisationsforschung in Bielefeld, verstärkt, der mehr noch als bisher den Blick für die hohe Relevanz von Ungleichheit und sozialen Milieus in Sozialisationsprozessen öffnet. Vorweg: Das Handbuch wird den Erwartungen gerecht; es zeigt erneut – und mehr denn je – eindrucksvoll, dass die Sozialisationsforschung ein interdisziplinäres Forschungsfeld ist. Aus der Sicht einer Kommunikationswissenschaftlerin ist der Beitrag von Andreas Lange, der Sozialisation in der mediatisierten Gesellschaft behandelt, besonders erfreulich. Ihm liegt die Überzeugung zu Grunde, dass „die Behandlung des Themas Sozialisation durch Medien von einer Integration medienwissenschaftlicher und sozialisationstheoretischer Konzepte und Befunde profitiert“ (S. 537). Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen: Sozialisationsforschung gerät ohne die Rolle von Medien und den Blick auf den Sinn, den Individuen ihnen vor dem Hintergrund ihrer sozio-strukturellen lebensweltlichen Bedingungen im Rahmen ihrer Entwicklungs- und Lebensaufgaben zumessen, in eine Engführung.
Das Handbuch Sozialisationsforschung ist als der Klassiker weiterhin lebendig. Ihm gelingt es in 47 durchweg überzeugenden Beiträgen von namhaf¬ten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die gesamte Spannbreite der Forschung zur Sozialisation auszumessen und die vielfältigen Facetten der Sozialisation in sechs umfangreichen Kapiteln aufzuspannen: Ausführlich bearbeitet werden die interdisziplinären Grundlagen der Sozialisation (1.), von den beiden tragenden Disziplinen, der Soziologie und der Entwicklungspsycholo¬gie, der Erziehungswissenschaft und Philosophie und – modernen Entwicklungen in der Forschung geschuldet – nun auch der Neurowissenschaften. Es folgt die Reflexion relevanter Modelle und Theorien der Sozialisation (2.), die vom Modell des produktiv realitätsverarbeitenden Subjekts (Hurrelmann/Bauer) und der klaren Verortung der Sozialisation innerhalb unterschiedlicher sozialisatorischer Kontexte als Beziehungspraxis (Grundmann) eingeleitet werden. In vier Beiträgen werden für die Sozialisationsforschung relevante methodische Zugänge vorgestellt (3.), darunter auch methodische Zugänge der Genetik, die für die neuereSozialisationsforschung wieder an Bedeutung gewonnen hat und die etwa am Beispiel von Kindesmisshandlung eindrucksvoll Interaktionen zwischen Genetik und Umwelt aufzeigt. Erfreulich gewesen wäre trotz des guten Überblickartikels von Boenke und Hadjar zu Forschungsdesigns und statistischen Verfahren und der darin enthalten kurzen Erläuterung triangulativen Forschens noch ein eigenes Kapitel zu paradigmenüberspannenden Mehr-Methodendesigns.
Den zentralen Kontexten der Sozialisation (4.) wird mit zwölf Beiträgen zu Recht breiter Raum zugemessen. Von der Familie über die Gleichaltrigengruppe, formelle wie informelle Bildungskontexte – um nur einige in diesem Oberkapitel behandelte Themen zu nennen – bis hin zur zentralen Frage nach den sozialen Milieus, die mit ihren jeweiligen Begrenzungen und Ermöglichungen den Rahmen der lebenslangen Sozialisation setzen, und der Frage, was Sozialisation in der Einwanderungsgesellschaft bedeutet. Das mittlerweile breit ausdifferenzierte Konzept der sozialräumlichen Sozialisation wird ausführlich beleuchtet. Erfreulicherweise wird auch die für die deutsche Medienpädagogik relevante, von Dieter Baacke auf Bronfenbrenners Zonen- Modell beruhende, sozial-ökologische Perspektive auf konkrete Handlungs- und Erfahrungsräume junger Menschen gewürdigt. Nach den Dimensionen der Sozialisation (5.) (etwa dem Geschlecht) folgen Beiträge – auch dies anerkennenswert – zur Sozialisation im Lebenslauf (6.). Darin wird der Tatsache Rechnung gezollt, dass Sozialisation mitnichten allein in Kindheit und Jugend stattfindet, sondern dass Sozialisation als ein lebenslanger Prozess zu verstehen ist, der sich in verschiedenen sozialen Zusammenhängen, an denen das Individuum beteiligt ist, vollzieht.
Beitrag aus Heft »2016/03: Empowerment und inklusive Medienpraxis«
Autor: Ingrid Paus-Hasebrink
Beitrag als PDF - Ingrid Paus-Hasebrink: Mediensozialisation in sozial benachteiligten Familien
Ingrid Paus-Hasebrink: Mediensozialisation in sozial benachteiligten Familien
Eine als integrative Familienforschung angelegte Langzeitstudie zeigt, dass die Mediensozialisation sozial benachteiligter Kinder von sozio-ökonomischen wie sozio-emotionalen Faktoren geprägt wird, die die Lebensführung ihrer Familie in zentraler Weise mitbestimmen. Zwar sind die Familien zumeist mit Mediengeräten gut ausgestattet, die Ressourcen der Eltern zur (Medien-)Erziehung ihrer Kinder sind jedoch deutlich begrenzt.
Literatur:
Elias, Norbert (1987). Engagement und Distanzierung. Arbeiten zur Wissenssoziologie I. Frankfurt am Main:Suhrkamp.
Kränzl-Nagl, Renate/Mierendorff, Johanna (2007). Kindheit im Wandel – Annäherungen an ein komplexes Phänomen. In: Sozialwissenschaftliche Gesellschaft: SWS Rundschau, 47(1), S. 3-25.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Bichler, Michelle (2008). Mediensozialisationsforschung. Theoretische Fundierung und Fallbeispiel sozial benachteiligter Kinder. Innsbruck/Wien/Bozen: Österreichischer Studienverlag.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Kulterer, Jasmin (2014). Praxeologische Mediensozialisationsforschung: Langzeitstudie zu sozial benachteiligten Heranwachsenden. Baden-Baden: Nomos.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Ponte, Cristina/Dürager, Andrea/Bauwens, Joke (2012). Understanding digital inequality: the interplay between parental socialisation and children´s development. In: Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke (Hrsg.), Children, risk and safety on the internet. Research and policy challenges in comparative research. Bristol: The Policy Press. S. 257-271.
Statistik Austria (2012). Armutsgefährdung vor und nach sozialen Transfers nach soziodemographischen Merkmalen. www.statistik.at/web_de/static/armutsgefaehrdung_vor_und_nach_sozialen_transfers_nach_soziodemographische_022859.pdf [Zugriff: 22.10.2014].
UNICEF (2012). Measuring child poverty. New league tables of child poverty in the worlds rich countries. www.unicef.de/blob/9338/550775748dbe6cacc983c88fedbc4454/ar043-rc10-eng-web-final-29may-2012-pdf-data.pdf [Zugriff: 22.10.2014].
- Ingrid Paus-Hasebrink, Jasmin Kulterer, Fabian Prochazka und Philip Sinner: Das Internet im Alltag sozial benachteiligter Heranwachsender
Ingrid Paus-Hasebrink, Jasmin Kulterer, Fabian Prochazka und Philip Sinner: Das Internet im Alltag sozial benachteiligter Heranwachsender
Der Beitrag stellt eine qualitative Langzeit-Panelstudie zur (Medien-)Sozialisation sozial benachteiligter Kinder in Österreich vor (2005-2012). Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Stellenwert Online-Angebote im Medienrepertoire von Kindern zwischen elf und 13 Jahren einnehmen; dazu werden Ergebnisse der vierten Panelwelle (2012) präsentiert. Der Studie liegt ein praxeologischer Ansatz zur Erforschung von (Medien-)Sozialisationsprozessen als integrative Familienforschung zu Grunde.
The following article presents a qualitative longitudinal panel study (2005-2012) in Austria on the (media-)socialization of socially disadvantaged children. It discusses how children aged 11 to 13 in socially disadvantaged environments use online media in the context of their media repertoire and their media literacy. The article presents results from the fourth panel wave (2012). It is based on a praxeological approach to research on media socialization.
Literatur:
Apflauer, Kurt (1997). Austrian School Network. In: PCNEWS edu, 55, S. 71-72. d.pcnews.at/_pdf/n550071.pdf[Zugriff: 11.9.2013].
Bourdieu, Pierre (1979). Entwurf einer Theorie der Praxis – auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Dürager, Andrea/Livingstone, Sonia (2012). How can parents support children´s internet safety? London: EU Kids Online. eprints.lse.ac.uk/42872 [Zugriff: 12.9.2013].
Eggert, Susanne/Schwinge, Christiane/Wagner, Ulrike (2013). Muster medienerzieherischen Handelns. In: Wagner, Ulrike/Gebel, Christa/Lampert, Claudia (Hrsg.), Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie. Berlin: Vistas, S. 141-219.
Grundmann, Matthias (2000). Kindheit, Identitätsentwicklung und Generativität. In: Lange, Andreas/Lauterbach, Wolfgang (Hrsg.), Kinder in Familie und Gesellschaft zu Beginn des 21sten Jahrhunderts. Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 87-104.
Hasebrink, Uwe/Paus-Hasebrink, Ingrid/Schmidt, Jan (2010). Das Social Web in den Medienrepertoires von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In: Hepp, Andreas/Höhn, Marco/Wimmer, Jeffrey (Hrsg.), Medienkulturen im Wandel. Konstanz: UVK, S. 331-347.
Hradil, Stefan (1987). Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Von Klassen und Schichten zu Lagen und Milieus. Opladen: Leske + Budrich.
Jansz, Jeroen/Nikken, Peter (2010). Games. In: De Haan, Jos/Pijpers, Remco (Hrsg.), Contact! Children and New Media. Houten: BSL, S. 29-49.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Bauwens, Joke/Dürager, Andrea/Ponte, Cristina (2013). Exploring Types of Parent-Child Relationship and Internet Use across Europe. In: Journal of Children and Media, 7 (1), pp. 114-132.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Kulterer, Jasmin (2013). Praxeologische Mediensozialisationsforschung. Langzeitstudie zu sozial benachteiligten Heranwachsenden. Baden-Baden: Nomos.Unter Mitarbeit von Philip Sinner (in Vorbereitung).
Livingstone, Sonia/Haddon, Leslie/Görzig, Anke/Ólafsson, Kjartan (2011). Risks and safety on the internet. The perspective of European children. Full Findings. London: EU Kids Online. eprints.lse.ac.uk/33731 [Zugriff: 11.9.2013].
MPFS (Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest) (2012). KIM-Studie 2012. Kinder + Medien, Computer + Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf12/KIM_2012.pdf [Zugriff: 11.9.2013].
Spanhel, Dieter (2006). Handbuch Medienpädagogik. Band 3: Medienerziehung. Stuttgart: Klett-Cotta.
Wagner, Ulrike (2008). Multifunktionale Medien in den Lebenswelten von Hauptschülerinnen und Hauptschülern. In: Wagner, Ulrike (Hrsg.), Medienhandeln in Hauptschulmilieus. Mediale Interaktion und Produktion als Bildungsressource. München: kopaed, S. 208-222.
Walper, Sabine/Riedel, Birgit (2011). Was Armut ausmacht. In: DJI Impulse, 1, S. 13-15.
Warth, Stefan/Schneider, Silke/Schmeißer, Daniel (2010). User-Experience von Kindern im Internet. Zur Rolle des Internets bei den „Digital Natives“. In: MediaPerspektiven, 1, S. 19-27.
Weiß, Ralph (2000). „Praktischer Sinn“, soziale Identität und Fern-Sehen. Ein Konzept für die Analyse der Einbettung kulturellen Handelns in die Alltagswelt. In: Medien und Kommunikationswissenschaft, 48 (1), S. 42-62.
Beitrag aus Heft »2013/06: Aufwachsen in komplexen Medienwelten«
Autor: Philip Sinner
Beitrag als PDF - Ingrid Paus-Hasebrink: Fernsehen als Familienmittelpunkt
Ingrid Paus-Hasebrink: Fernsehen als Familienmittelpunkt
Vor allem in sozial benachteiligten Familien nehmen Medien eine bedeutende Rolle ein. In diesem Beitrag gilt der Blick speziell dem Medienhandeln von Eltern und Kindern im Alter zwischen fünf und sieben Jahren. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich im Umgang mit Medien zwischen sozial benachteiligten Eltern und ihren Kindern identifizieren? Wo zeigen sich spezifische mit der sozialen Lage der Familien verknüpfte Handlungsweisen?
Literatur
Barthelmes, Jürgen/Sander, Ekkehard (2001). Erst dieFreunde, dann die Medien. Medien als Begleiter in Pubertätund Adoleszenz. Opladen: Leske + Budrich.
Charlton, Michael/Neumann, Klaus (1986). Medienkonsumund Lebensbewältigung in der Familie. Methode undErgebnisse der strukturanalytischen Rezeptionsforschung– mit fünf Falldarstellungen. München / Weinheim: PsychologieVerlags Union.
Paus-Hasebrink, Ingrid (2009). Zur Relevanz von Ungleichheitsforschung im Kontext der Mediensozialisationsforschung. In: Onlinezeitschrift für Medienpädagogik. www.medienpaed.com/17/paus-hasebrink0905.pdf [Zugriff: 28.06.2010]
Paus-Hasebrink, Ingrid/Bichler, Michelle (2008). Mediensozialisationsforschung – theoretische Fundierung und Fallbeispiel sozial benachteiligte Kinder. Wien: Österreichischer Studienverlag (unter Mitarbeit von Christine Wijnen).
Spanhel, Dieter (2006). Handbuch Medienpädagogik.Band 3: Medienerziehung. Stuttgart: Klett-Cotta.
- Ingrid Paus-Hasebrink, Tanja Jadin und Christine W.Wijnen: Web 2.0-Klasse: Projektorientiertes Lernen mit Wikis
Ingrid Paus-Hasebrink, Tanja Jadin und Christine W.Wijnen: Web 2.0-Klasse: Projektorientiertes Lernen mit Wikis
Mit dem Pilotprojekt Web 2.0-Klasse werden neue Lern- und Lehrmethoden an österreichischen Hauptschulen erforscht. Die wissenschaftliche Evaluation des Projekts verdeutlicht dabei die Potenziale zur Steigerung der Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern durch den Einsatz von Web 2.0 im Unterricht. Darüber hinaus führt dieser zu einer reflektierteren Auseinandersetzung mit dem Medium Internet.
Literatur
Paus-Hasebrink, Ingrid/Jadin, Tanja/Wijnen, Christine W. (2007). Lernen mit Web 2.0. Aktualisierter Bericht zur Evaluation des Projekts „Web 2.0-Klasse“. www.telekom.at/Content.Node/verantwortung/sponsoring/projekte/web20klasse-evaluationsbericht.pdf [Zugriff: 28.01.2008]
Weitere Informationen zum Projekt: www.telekom.at/Content.Node/verantwortung/sponsoring/projekte/web20klasse.php [Zugriff: 28.01.2008]
(merz 2008-2, S. 46-49)
- Ingrid Paus-Hasebrink: Medienpädagogische Forschung braucht gesellschaftskritischen Handlungsbezug
Ingrid Paus-Hasebrink: Medienpädagogische Forschung braucht gesellschaftskritischen Handlungsbezug
Kommunikative Kompetenz ist eine der Schlüsselkompetenzen unserer Zeit und ihre Förderung eine zentrale medienpädagogische Aufgabe. Um dieser eine tragfähige Basis zu schaffen, ist verantwortliche medienpädagogische Forschung dringend notwendig.
(merz 2006-05, S. 22-28)
Beitrag aus Heft »2006/05: 50 Jahre merz - 50 Jahre Medienpädagogik«
Autor: Ingrid Paus-Hasebrink
Beitrag als PDF - Ingrid Paus-Haase, Stefan Aufenanger, Uwe Mattusch: Hörfunknutzung von Kindern
Ingrid Paus-Haase, Stefan Aufenanger, Uwe Mattusch: Hörfunknutzung von Kindern
Kinder und Fernsehen, Kinder und Kassetten, Kinder und Internet: alles erforscht. Nur über die Hörfunknutzung von Kindern gibt es kaum Daten. Im Gegensatz etwa zum Fernsehen gilt das Radio hinsichtlich möglicher schädigender Nebenwirkungen als unverdächtig. Der Hörfunk ist, wie eine von den Landesmedienanstalten in Auftrag gegebene Untersuchung ergab, „im Alltag von Kinder verankert“. Angebote für diese Zielgruppe aber gibt es fast nur von öffentlich-rechtlichen Sendern. Privatsender scheuen die hohen Produktionskosten und die niedrigen Refinanzierungsmöglichkeiten.
Ausdrückliches Ziel der Studie ist daher, privaten Sendern Wege zu zeigen, wie auch dort Kinderradio realisierbar ist. Im Vordergrund stand jedoch die Aufgabe, „dem komplexen Beziehungs- und Bedeutungsgeflecht des Umgangs von Kindern mit Radioangeboten nachzuspüren“. Untersucht wurde zu diesem Zweck das Angebot, die Nutzung und die Bedeutung für Kinder; ergänzend wurden Redakteure befragt.In Nordrhein-Westfalen (dank des lokalen Bürgerfunks) und in Niedersachsen, so das Ergebnis, werden Kinder am besten versorgt; in Bayern gibt es die meisten privaten Radioangebote. Die Detailanalyse ist allerdings nicht sehr ergiebig. Interessanter sind die Nutzungs- und Verbreitungszahlen: In den Kinderzimmern wird die Zahl der Radiogeräte nur noch von jener der Kassettenrecorder übertroffen.
Über 50 Prozent der Kinder hören fast täglich circa eine Stunde Radio. Die meisten schalten jedoch ziellos ein, lauschen dann auch nicht konzentriert. Bei sämtlichen anderen Medien ist die Nutzungsmotivation höher. Das Interesse gilt in erster Linie der Musik. Kinderhörspiele werden fast gar nicht gezielt eingeschaltet; die Kindersendungen sind ohnehin kaum bekannt, die Kinder hören das Programm für Erwachsene. Das ist allerdings eher die Folge mangelnder Informiertheit als von Desinteresse. 66 Prozent der befragten Kinder wünschen sich einen Radio-“Kika“.Auch die Befragung der Redakteure für Kinderfunk führte zu interessanten Ergebnissen. Ihrer Meinung nach hat der Kinderfunk zwar wieder an Bedeutung gewonnen, doch da er in den Programmzeitschriften kaum ausgedruckt ist, wisse die Zielgruppe oft nicht von seiner Existenz. und je früher die Kinder anfingen fernzusehen, um so mehr gingen sie dem Radio verloren.
Abgerundet wird das Buch durch den Bericht über eine Radiowerkstatt für Kinder sowie ein Konzept für ein werbefreies Kinderprogramm, das trotzdem, etwa durch Merchandising, finanziert werden kann.
- Ingrid Paus-Hasebrink, Claudia Lampert: Dragonball und DragonballZ: Action, Abenteuer, Anime
Ingrid Paus-Hasebrink, Claudia Lampert: Dragonball und DragonballZ: Action, Abenteuer, Anime
Japanische Zeichentrickfilme – sog. Animes – hielten bereits in den 60-er Jahren Einzug in das deutsche Fernsehen. Die ersten Produktionen basierten auf literari-schen Vorgaben wie z.B. Biene Maya, Heidi etc. Inzwischen wird insbesondere auf RTL II und auch auf Kabel 1 eine Vielzahl an actionorientierten Animes wie z.B. Ranma , Shin Chan, Dragonball und DragonballZ angeboten, die im Vergleich zu den westlichen Cartoons deutliche Unterschiede hinsichtlich der formalen Präsentationsmittel und der Spannungsgestaltung aufweisen und sehr stark den Action-Charakter betonen. Sendungen wie Dragonball und DragonballZ („Z“ steht für Zen) zählen zu den Pro-grammfavoriten von Kindern und Jugendlichen (Götz/Ensinger 2002a/b). Die TV-Serien basieren auf dem populären japanischen Comic (Manga) Dragonball, das mit über 200 Millionen verkauften Exemplaren die weltweit erfolgreichste Comic-Serie ist. Von 1986 bis 1997 wurden über 500 Folgen produziert , womit die Dragonball-Serie zu einer der langlebigsten TV-Zeichentrick-Serien zählt. Seit ihrer Erstausstrahlung 1986 spielte die Zeichentrickserie weltweit über drei Billionen Dollar an Merchandisingartikeln und Lizenzgebühren ein (vgl. Beauty 1999).
Dragonball startete im September 1999 erstmals auf RTL II im deutschen Fernsehen. Eine Wiederholung der Dragonball-Episoden wird derzeit um 15.15 Uhr ausgestrahlt. Im August 2001 folgte auf RTL II die Erstausstrahlung der DragonballZ-Episoden (derzeit um 19.30 Uhr). Auf der Suche nach den Dragonballs...Dragonball und DragonballZ basieren auf etwa zwanzigminütigen aufeinander auf-bauenden Episoden. Im Mittelpunkt der Handlung steht zum einen die Suche nach den Dragonballs, sieben magischen Kugeln, die es dem Besitzer ermöglichen, sich einen oder mehrere Wünsche zu erfüllen. Zum anderen ist die Ausbildung der Kampftechniken der Charaktere zentrales Thema. Stand zu Beginn der Serie Dra-gonball der Humor noch deutlich im Vordergrund, wurde in DragonballZ zunehmend dem Action- und Kampfcharakter Beachtung geschenkt. Die zugrunde liegende Geschichte beruht auf überlieferten japanischen Legenden und komplexen Sagen. Das Verständnis des Kontextes wird zum einen durch den kulturellen Hintergrund und zum anderen dadurch erschwert, dass die Figuren nicht eindeutig festgelegt bzw. „einem Lager“ zuzuordnen, sondern vielschichtig angelegt sind. Sie entwickeln sich im Verlauf der einzelnen Geschichten und wechseln gelegentlich die Fronten, d.h. die guten Charaktere können zu bösen werden, aber auch die Bösen zu Guten mutieren.
Die gesamte Dragonball-Welt erschließt sich dem Zuschauer in ihrer Komplexität erst nach mehreren Folgen oder über die zusätzlichen Informationen in anderen Medien (Internet, Zeitschriften etc.). Action und Gewalt als zentrale Bestandteile von Action-Animes: brutaler, zynischer und folgenreicherDragonball und DragonballZ ähneln den klassischen Action-Cartoons dahingehend, dass physische und verbale Gewaltformen dominieren (s. dazu Becker et al. 1997). Zentrale Themen sind auch hier Machtgewinn und -erhalt im Zusammenhang mit der Suche nach den Dragonballs, was einen außergewöhnlichen Gewalteinsatz vermeintlich legitimiert. Wie auch in anderen Action-Cartoons finden sich zahlreiche Gewalthandlungen gegenüber Sachen. Häufig zerbersten massive Gegenstände durch den körperlichen Einsatz oder durch die Aktivierung von Energie.Gewalt spielt einerseits eine wichtige Rolle im Kontext sportlicher Wettkämpfe. Andererseits wird Gewalt als zentrales Konfliktlösungsmittel dargestellt ...(den vollständigen Artikel finden Sie in merz 2003/01 S. 28-31)
- Ingrid Paus-Hasebrink: Mediengebrauch und Ungleichheit. Von Klüften und Spaltungen in Kindheit und Jugend
Ingrid Paus-Hasebrink: Mediengebrauch und Ungleichheit. Von Klüften und Spaltungen in Kindheit und Jugend
Medien sind ein konstitutiver Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen und bieten ihnen zahlreiche Möglichkeiten zur Information und Unterhaltung, zur Kommunikation und Selbstpräsentation. Damit sind sie ein wichtiger Faktor für die Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung. Wie gut Kinder und Jugendliche diese Potenziale nutzen können hängt jedoch eng mit den Lebensbedingungen der Heranwachsenden zusammen.
Literatur:
Bernstein, Basil (1961). Social Structure, Language and Learning. In: Educational Research, 3 (3), S. 163–176.
Bourdieu, Pierre (1982). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Hargittai, Eszter (2002). Second-Level Digital Divide: Differences in People´s Online Skills. In: First Monday, 7 (4). http://firstmonday.org/article/view/942/864 [Zugriff: 13.01.2020]
Heitmeyer, Wilhelm (1987). Rechtsextreme Orientierungen bei Jugendlichen. Empirische Ergebnisse und Erklärungsmuster politischer Sozialisation. Weinheim/München: Juventa.
Hradil, Stefan (1999). Soziale Ungleichheit in Deutschland. Opladen: Leske+Budrich.
OECD (2018). Equity in Education: Breaking Down Barriers to Social Mobility, PISA. Paris: OECD Publishing. https://doi.org/10.1787/9789264073234-en.
Paus-Hasebrink, Ingrid (2018). Mediation Practices in Socially Disadvantaged Families. In: Mascheroni, Giovanna/Ponte, Cristina/Jorge, Ana (Hrsg.), Digital Parenting. The Challenges for Families in the Digital Age. Göteborg: Nordicom, S. 51–60.
Paus-Hasebrink, Ingrid (2019). The Role of Media within Young People’s Socialization: A Theoretical Approach. In: Communications. The European Journal of Communication Research, 44 (4), S.407–426. DOI: https://doi.org/10.1515/commun-2018-2016.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Sinner, Philip/Prochazka, Fabian (2014). Children’s Online Experiences in Socially Disadvantaged Families: European Evidence and Policy Recommendations. London: EU Kids Online, LSE. www.lse.ac.uk/media@lse/research/EUKidsOnline/EU%20Kids%20III/Reports/Disadvantaged_children.pdf [Zugriff: 13.05.2020]
Paus-Hasebrink, Ingrid/Oberlinner, Andreas (2017). Sozialisation in unterschiedlichen Sozialisationskontexten. In: Paus-Hasebrink, Ingrid (Hrsg.), Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender. Lebensphase Jugend. Reihe Lebensweltbezogene Medienforschung: Angebote – Rezeption – Sozialisation, Band 5. Baden-Baden: Nomos, S. 241–269.
Paus-Hasebrink, Ingrid/Kulterer, Jasmin/Sinner, Philip (2019). Social Inequality, Childhood and the Media. A Longitudinal Study of the Mediatization of Socialisation. Series Transforming Communications – Studies in Cross-Media Research, Band 4. London: Palgrave Macmillan. https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-030-02653-0 [Zugriff: 13.05.2020]
Rattenhuber, Edeltraud (2020). Auf Dauer abgehängt. In: Süddeutsche Zeitung vom 7.2.2020, 76 (31), S. 4.
Wutz, Isabell (2020). Can the European Child Guarantee be a Tool to Fight Family Poverty? www.coface-eu.org/disability/can-the-european-child-guarantee-be-a-tool-to-fight-family-poverty/ [Zugriff: 25.02.2020]
Beitrag aus Heft »2020/03 Medien und Soziale Ungleichheit«
Autor: Ingrid Paus-Hasebrink
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