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2015

Jahresbericht 2015

Berichte über die Projekte aus Forschung und Praxis, sowie Informationen über die Publikationen des JFF aus dem Jahr 2014

Schnell noch eine Nachricht vom Smartphone vor dem Abendessen an den Kollegen geschickt, später per Skype gemeinsam am Küchentisch mit Oma und Opa telefoniert und am Tablet noch neue Spiele mit der Tochter ausprobiert. Zum Schlafenge­hen gibt es eine Geschichte aus der neuen Bilderbuch-App für den Jüngsten. Zu guter Letzt die 12-jährige Tochter daran erin­nert, dass für heute Schluss ist mit YouTube und Instagram und die Freunde morgen auch noch da sind.

Dieses zugegebenermaßen plakative Beispiel aus dem familiären Alltag zeigt, wie durch mobile Medien und ihre dazugehörigen Angebote und Dienste vielfältige Veränderungen zu beobachten sind: Sie sind unverzichtbare Werkzeug für Alltagsorganisation, Arbeitsleben und auch die Famili­enkommunikation. Der Umgang mit ihnen verändert Wahrnehmungsweisen in Bezug auf Informa­tion oder Unterhaltung. Für Eltern ebenso wie für Fachkräfte stellen sich vielfältige Fragen, wie ein Aufwachsen mit Medien begleitet werden kann, damit Kinder und Jugendliche zu einem souverä­nen Leben befähigt werden.

Die Arbeit des JFF prägt genau dieser Leitgedanke: Heranwachsende und ihre familiären und erzie­herischen Bezugspersonen sollen für ein Leben mit und in diesen Medienstrukturen stark gemacht werden mit dem Ziel am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Keine einfache Aufgabe für vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Umbruchsituationen und Entwicklungen, die einhergehen mit einer Aushöhlung demokratischer Grundrechte in digitalen wie analogen Räumen.

Gleichzeitig war die Vielfalt an Handlungsoptionen, zumindest für einen Teil der Gesellschaft, noch nie so groß wie heute. Via Smartphone und Tablet besteht nahezu immer und überall Zugriff auf viele Informations- und Kommunikationskanäle sowie Angebote der gesellschaftlichen Teilhabe. Die Medien bieten eine Vielzahl an Orientierungen an. Dabei ist es so wichtig und schwierig wie noch nie, die ‚richtige‘ Wahl zu treffen. Kinder und Jugendliche müssen dabei unterstützt werden, Reflexionsfähigkeiten auszubilden, die es ihnen ermöglicht, Angebote zu unterscheiden, sich ein­zubringen und Medien so zu nutzen, dass sie sie in ihrer Entwicklung zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern unterstützen.

Die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf den Umgang mit mobilen Medien bildeten einen Schwer­punkt der Arbeit des JFF in Forschung und Praxis. Dies zeigt sich in vielen Aktivitäten des JFF. So wurde im Jahr 2015 erneut das mobile clip festival veranstaltet, diverse Trickfilmworkshops mit Tablets angeboten und das Projekt Mobil im Museum neu ausgeschrieben. Basierend auf den mo­dellhaften Erfahrungen aus 2014 konnten bayernweit gemeinsam mit Partnern 14 Projekte in Zu­sammenarbeit von Medienpädagogik, Schule, Jugendarbeit und Museen ausgeschrieben werden. In den Projekten produzieren je ca. 15 Jugendliche und junge Erwachsene Clips zum Thema „Hei­mat”, die dann der Öffentlichkeit in den Museen präsentiert werden. Als künstlerisches Medium dienen dabei Smartphones und Tablets, deren Nutzung als kreativ-gestalterische Medien bestän­dig weiter ausgelotet wird. Der Umgang mit mobilen Medien wurde auch im Kontext familiärer Mediensozialisation und dem erzieherischen Alltag von der Forschungsabteilung des JFF in einer aktuellen Studie beleuchtet: Die Studienergebnisse wurden Anfang 2016 in einer Jahresauftaktta­gung präsentiert und zeigen, dass Eltern wie erzieherische Fachkräfte das Thema Medien sehr ernst nehmen und viele Sorgen und Befürchtungen äußern. Diese werden nicht zuletzt gespeist aus ei­nem medialen Diskurs, der vor allem Ängste schürt. Aufgabe der medienpädagogischen Forschung ist es, hier eine fundierte empirische wie theoretische Grundlage zu schaffen, um sich differenziert mit der Rolle von Medien im Entwicklungsverlauf auseinandersetzen zu können. Aufgabe der me­dienpädagogischen Praxis ist es wiederum, Fachkräften wie Eltern zu sensibilisieren und ihnen all­tagsadäquate Empfehlungen an die Hand zu geben. Darüber hinaus bleibt das handelnde Lernen über die aktive Medienarbeit ein entscheidendes Element der Medienpädagogik und ist wichtiger denn je: Über die Erfahrung der Produktion eigener medialer Werke können gerade dort Reflexi­onsprozesse angestoßen und Hintergrundwissen erworben werden, wo Technik sich hinter smarten Oberflächen der mobilen Gerätschaften verbirgt und dadurch immer weniger durchschaubar für die Einzelnen wird.

Für das JFF war es schon immer wichtig, den Anliegen von Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben. In diesem Sinne hat sich das JFF auch mit interkulturellen Ansätzen beschäftigt und Pro­jekte für alle jungen Menschen in unserem Lande angeboten. Im Jahr 2015 wurde das Format Kino Asyl entwickelt, das Jugendlichen mit Fluchterfahrung in besonderem Maße eine Stimme gibt. Un­terstützt vom Medienzentrum München des JFF (MZM) konnten sie ein eigenes Festival mit Filmen aus ihren Heimatländern auf die Beine stellen, die Filme besorgen, untertiteln, zu einem Programm zusammenstellen und sie letztendlich einer großen, vielfältigen Öffentlichkeit präsentieren. Auf diesem Festival und natürlich auch und besonders in der vorbereitenden Arbeit wurde deutlich, welche kulturellen Schätze die Jugendlichen mitbringen, welche Willen sie haben, diese Schätze und sich einzubringen, um an der Gestaltung ihrer neuen Heimat teilzuhaben.

Die Förderung der Teilhabe junger Menschen ist eines der zentralen Ziele des JFF. „Die können doch schon alles“ ist ein Satz, der gerade von Erwachsenen sehr oft zu hören ist. Jugendliche sind natürlich ihren Eltern in manchen Dingen voraus, erweitern scheinbar spielerisch ihre Fähigkeiten, mit Medien umzugehen. Der Einblick in die medienpädagogische Praxis wie auch in Erhebungen der Forschung zeigen aber, dass dies nur für einen Teil der Heranwachsenden zutrifft: Die Kompe­tenzen, mit Medien und vor allem mit deren Inhalten umzugehen, sind keineswegs gleich verteilt. Gerade da, wo ein Hinter-die-Kulissen-blicken gefordert ist, z.B. Handlungswissen zum Schutz der eigenen Privatsphäre, wird offenkundig, dass viele Jugendliche Unterstützung benötigen. Diese Unterstützung kann sich nicht erschöpfen in Printmaterialien, gefordert sind hier pädagogische Fachkräfte, die mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam mediale Welten erkunden, aber eben auch mit Rat zur Seite stehen und Reflexionsprozesse anstoßen. Die Plattform webhelm.de ist ein Beispiel für diese Arbeit: Sie verzahnt ein Angebot an Materialien und Handreichungen mit der praktischen Arbeit. Konzipiert als Projekt von Jugendlichen für Jugendliche bietet die Plattform inzwischen auch Angebote für Eltern und für Fachkräfte.

Das Jahr 2015 war ereignisreich, vielfältig, spannend, oft erfolgreich und manchmal anstrengend. Dennoch starten wir mit viel Energie in ein neues Jahr. Interessante neue Projekte mit vielen Part­nern liegen vor uns. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit mit den Medienfachberate­rinnen und -fachberatern, die ihre Arbeit auch auf einer neuen Website präsentieren werden. Wir blicken aber auch gespannt auf wissenschaftlich begleitete Medienprojekte in Übergangsklassen zu den Themen Flucht und Vertreibung, Menschenrechte und Kinderrechte. Und neben vielen wei­teren Aktivitäten wird im Jahr 2016 die Geschäftsstelle des JFF – Jugend Film Fernsehen e.V. um­ziehen. Im Mai beziehen wir Räumlichkeiten in der Arnulfstraße 205 in München. Wir freuen uns schon darauf, Sie dort begrüßen zu dürfen und Ihnen Einblicke in unsere Arbeit zu geben.

Prof. Dr. Bernd Schorb
Vorsitzender des JFF – Jugend Film Fernsehen e. V.


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mit der Geschäftsstelle:

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