2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung
Im Titelthema dieser Ausgabe soll dem speziellen Verhältnis von (Online-)Medien und Rassismus auf den Grund gegangen werden. Dabei wird Rassismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen verstanden, welches gesellschaftliche Diskurse, Institutionen und Strukturen durchdringt und sich auch in Handlungs- und Denkmustern individueller gesellschaftlicher Akteur*innen wiederfindet. Rassismus stellt soziale Hierarchien und Klassifizierungssysteme auf. Als in gesellschaftliche Strukturen eingebettete Institutionen können Massenmedien gesellschaftlichen Rassismus ebenso repräsentieren, reproduzieren und produzieren wie Diskurse in Online-Kommunikationsräumen. Ziel ist es zum einen, aufzuzeigen, wie (Online-)Medien Rassismus repräsentieren und (re-)produzieren. Zum anderen soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie (Online-)Medien für anti-rassistische Aufklärung und zum Empowerment rassifizierter Gruppen genutzt werden können. Schließlich werden bestehende Ansätze vorgestellt, die sich kritisch mit ungleichen Strukturen und Praktiken in und mit Medien auseinandersetzen.
aktuell
Katharina Stengl: JIMPLUS 2022 Fake News und Hatespeech
Sexualität (53 %), Art der Körperform (47 %) und Hautfarben (41 %) sind laut der neuen JIMplus Zusatzstudie die drei Hauptinhalte von Hate speech. Obwohl Gefühle wie Wut, Trauer und der Wunsch einzugreifen am stärksten ausgelöst werden, ignorieren die meisten Jugendlichen Hatespeech oder blockieren lediglich den*die Absender*in auf der Plattform, fand die Studie JIMplus Fake News und Hatespeech heraus.
Ähnlich ist es bei Fake News. Zwar sind zwei Drittel der Befragten aktiv und prüfen zumindest gelegentlich die Richtigkeit von Informationen. Jeder Vierte dagegen überprüft Fake News jedoch selten. Zur Kontrolle von zweifelhaften Nachrichten suchen die meisten Jugendlichen nach anderen Quellen (59 %). Als weitere wichtige Instanz beim Überprüfen von Nachrichten gelten die Eltern (49 %). Trotz der Wahrnehmung von Falschnachrichten ist das Ignorieren die verbreitetste Handlungsstrategie. Die Studie macht auch deutlich, dass Jugendliche einen klaren Zusammenhang zwischen Fake News und Hass im Internet sehen. Außerdem steigt der Kontakt mit beiden Phänomenen mit zunehmendem Alter. Die Befragten nehmen einen deutlichen Einfluss von Hatespeech auf die Gesellschaft und auf ihr eigenes Handeln wahr. Ein Drittel der Jugendlichen traut sich aus Angst vor negativen Reaktionen nicht mehr seine Meinung öffentlich zu posten. Hinzu kommt, dass 70 Prozent die Befürchtung haben, dass zunehmender Hass im Internet den Schul- bzw. Ausbildungsalltag verändert.
Die Studie verdeutlicht die Bedeutung eines medienkompetenten Umgangs mit kritischen Inhalten im Internet. Es liegt auch in der Verantwortung der Anbieter, selbst aktiv gegen die Verbreitung von Fake News und Hassrede vorzugehen. Die Durchführung der Zusatzstudie JIMplus erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR). Im Frühjahr 2022 wurden
insgesamt 36 Jugendliche von 14 bis 19 Jahren mithilfe von Tagebüchern und Online-Fokusgruppen befragt. Anschließend folgte eine repräsentative Online-Befragung von 12- bis 19- Jährigen in ganz Deutschland.www.mpfs.de/studien/jim-studie/jimplus-2022
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Autor: Katharina Stengl
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Stichwort: Poppy Playtime
In dem Survival-Horror-Videospiel Poppy Playtime, einer Hetzjagd durch eine leere Spielzeugfabrik, verteilt die Hauptfigur Huggy Wuggy tödliche Umarmungen. Das im Herbst 2021 für Microsoft Windows veröffentlichte erste Kapitel wurde auf Anhieb zum Erfolg, Versionen für Android und iOS wurden dieses Jahr nachgereicht. Ebenso das zweite Kapitel. Das Spiel richtet sich an Erwachsene, doch mittlerweile kennen selbst kleine Kinder Huggy Wuggy. Für sie ist das Spiel jedoch völlig ungeeignet, auch in der Rolle als Zuschauer*innen. Durch Let‘s-Play-Videos wurde das Aushängeschild des Spiels, eine blaue Figur, die einem Plüschtier ähnelt, über die Gamingszene hinaus bekannt. Auch auf TikTok, Instagram und vor allem YouTube kursieren Videoausschnitte. Huggy Wuggy sieht auf den ersten Blick sogar niedlich aus, verschreckt dann aber durch seine spitzen Zähne und fiesen Absichten. Er jagt, ohne Erbarmen.
Eine offizielle Altersfreigabe für Poppy Playtime gibt es nicht, weil es gestreamt wird. Es ist ein Spiel ohne Blut, Gewalt und ‚groteske Todesfälle‘. Trotzdem können die Bilder bei Kindern zu Angstzuständen führen. Teilweise werden Bilder, Handlungen und Spiele in (Grund-)Schulen weiterverbreitet. Auch YouTuber*innen geben vor, von dem blauen Plüschtier mit gruseliger Visage bedroht und entführt zu werden. Besonders jungen Kindern fällt es oft sehr schwer zu durchschauen, dass es sich um fiktive Geschichten handelt. Die Spielzeugfigur wirkt schlicht beängstigend und kann Kinder sogar nachhaltig sehr verstören. Bereits Anfang des Jahres wurde mehrfach auf das Grusel-Plüschtier hingewiesen, dennoch ist es als Merchandise-Produkt überall zu finden – auf Jahrmärkten, in Kinderzimmern, auf Pausenhöfen; in einigen Kindergärten und Schulen ist dessen Mitnahme bereits verboten worden.Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtKati Struckmeyer: Misstrauen in journalistische Arbeit
Die Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland hat kein Vertrauen in die Arbeit von Jounalist*innen und Zeitungen. Zu diesem Ergebnis kommt die Vertrauensstudie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen Kinderförderung des Pharmakonzerns Bayer. Und wer zu viel Zeit in Sozialen Medien verbringt, neigt eher zu Verschwörungsdenken.
75,8 Prozent der Jugendlichen fehlt das Vertrauen in Zeitungen und 71,6 Prozent in Journalist*innen. Mehr als ein Drittel hat diese in Verdacht, bewusst Informationen zurückzuhalten und nur ihre eigene Meinung zu verbreiten (37,9 % bzw. 32,8 %). Auch das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen fehlt der heranwachsenden Generation laut Studie. So vertraue nur jede*r zweite Jugendliche der Bundesregierung (53,9 %) bzw. den Vereinten Nationen (54 %). Dafür genießen die Wissenschaft (76,1 %) und die Polizei (79,9 %) deutlich mehr Vertrauen. Auffällig ist der Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Verschwörungsneigung. Jugendliche, die sich vor allem in Sozialen Medien informieren, zeigen eher eine Verschwörungsneigung (37,6 %). Diese geht über eine normale und gesunde Skepsis hinaus. Für die Vertrauensstudie wurden mehr als 1.500 6- bis 16-Jährige befragt.
www.bayer.com/media
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Autor: Kati Struckmeyer
Beitrag als PDFEinzelansichtSwenja Wütscher: Studie: Mehr Transparenz von Medienintermediären erforderlich
Transparenzvorschriften sollen die Funktionsweise von Google, YouTube, Instagram und Co. für Nutzer*innen nachvollziehbar machen. Es herrscht jedoch erheblicher Nachholbedarf, wie eine von den Medienanstalten in Auftrag gegebene Studie zeigt.
Für Nutzer*innen bedeutet Transparenz im Netz auch, nachvollziehen zu können, warum ihnen bestimmte Inhalte auf Ergebnisseiten von Suchmaschinen- oder Videoplattformen angezeigt werden. Über 80 Prozent der Befragten sind an solchen Informationen interessiert. Die Suche nach den Transparenzangaben erwies sich bei den untersuchten Medienintermediären Google, YouTube und Instagram aber als schwierig – laut gesetzlichen Vorgaben sollten sie „unmittelbar erreichbar“ sein: Im Vergleich schneidet Google am besten ab, wenn auch nur 16 Prozent die Angaben finden, ohne auf einer der beiden nötigen Navigationsebenen zu scheitern. Bei YouTube sind es elf Prozent. Bei Instagram waren sechs Klicks nötig, nur vier Prozent schafften das, ohne auf mindestens einer der Seiten zwei Mal an der falschen Stelle zu klicken. Dies spiegelt sich in der subjektiven Bewertung der Auffindbarkeit der Transparenzangaben wider. Die Gestaltung des Links (Platzierung, Größe, Erkennbarkeit) wurde bei Google am besten bewertet. Bei der Verständlichkeit der Angaben herrscht ebenfalls Nachbesserungsbedarf: 41 Prozent der Befragten attestierten ein hohes Verständnis nach dem Lesen der beiden Instagram-Texte, 32 Prozent bei YouTube, 20 Prozent bei Google. Die Studie ist eine repräsentative Online-Befragung von 3.000 Nutzer*innen im Frühjahr 2022.
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Autor: Swenja Wütscher
Beitrag als PDFEinzelansichtKatharina Stengl: Deutsche sind nachrichtenmüde
57 Prozent der erwachsenen Internetnutzenden interessieren sich im Jahr 2022 für Nachrichten, 2021 waren es noch 67 Prozent. Am deutlichsten ist der Rückgang bei den 18- bis 24-Jährigen (19 Prozentpunkte). Immer mehr junge Erwachsene verlieren ihr Interesse an Nachrichten. Die Hauptgründe: Themenmüdigkeit, das Hervorrufen schlechter Laune und Erschöpfung. Junge Menschen empfinden Nachrichten oft als unwichtig, unverständlich oder nicht nützlich – so der Reuter Institute Digital News Report 2022.
2022 ist das Internet die reichweitenstärkste Quelle für Nachrichten. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen allen voran Soziale Medien. Die Reichweite von Nachrichten auf Instagram und Tiktok steigt, WhatsApp, YouTube und Facebook verlieren. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland zu dem Drittel der Länder, in denen Onliner Nachrichten am meisten vertrauen. Bei Betrachtung des Corona-Vorjahres zeigt sich ein leichter Rückgang des Vertrauens. Im Gegensatz zu den meisten Onlinern erreicht bei jungen Menschen die persönliche Meinungsäußerung von Journalist*innen größere Zustimmung als Berichterstattung in Sozialen Medien. Insgesamt beteiligen sich 18- bis 24-Jährige durch das Teilen oder Reposten von Inhalten öfter an der Berichterstattung als der Durchschnitt der Onliner. 45 Prozent der deutschen Onliner legen besonders viel Wert auf Neutralität in der Berichterstattung zum Klimawandel. Junge Erwachsene fordern eine klare Position der Nachrichtenmedien dazu.
Die deutsche Teilstudie wurde vom Hans-Bredow-Institut (HBI) mit Unterstützung der Landesmedienanstalten und dem ZDF durchgeführt. Im Frühjahr 2022 wurden 93.432 Personen aus 46 Ländern von YouGov befragt.
https://leibniz-hbi.de/de/aktuelles/deutsche-sind-nachrichtenmuede
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Autor: Katharina Stengl
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thema
Mareike Schemmerling/Ana-Nzinga Weiß: Editorial: Medien | Pädagogik | Rassismus. Gedanken, Beispiele und Impulse einer kritischen Auseinandersetzung.
Der im Netz viral gegangene Mitschnitt der Tötung des Afro-Amerikaners George Floyd am 25. Mai 2020 zog ein neues Ausmaß der BlackLivesMatter Bewegung nach sich. Proteste, die sich mit der Bewegung in den USA solidarisierten oder Rassismus in ihren eigenen Ländern anprangerten, sorgten weltweit für Aufmerksamkeit.
Auch in Deutschland blieben entsprechende Proteste nicht aus. Im internationalen Vergleich tat sich der deutsche Kontext bisher durch eine eher geringe Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus hervor (vgl. Çaglar/Sridharan 2021, S. 61 f.; Salem/Thompson 2016). Obwohl sich Deutschland mit der International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination dazu verpflichtet hatte, jeder Form von Rassismus politisch konfrontativ zu begegnen, stellte der UN-Antirassismusausschuss mehrfach fest, dass Deutschland diesen Ansprüchen nicht gerecht wird (vgl. Çaglar/Sridharan 2021, S. 61). Die öffentliche Aufmerksamkeit, die dem Thema Rassismus im Sommer 2020 zu Teil wurde (vgl. Agar 2020; Haruna-Oelker 2020), ist im deutschen Kontext demnach von ganz besonderer Relevanz.
(Online-)Medien spielen in der (Re)produktion und Repräsentation öffentlicher Diskurse eine wichtige Rolle. In dieser Ausgabe der merz möchten wir dem speziellen Verhältnis von (Online-)Medien und Rassismus auf den Grund gehen. Dabei verstehen wir Rassismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen, welches gesellschaftliche Diskurse, Institutionen und Strukturen durchdringt und sich auch in Handlungs- und Denkmustern individueller gesellschaftlicher Akteur*innen wiederfindet. Rassismus ist damit nicht auf interpersonale diskriminierende Handlungen beschränkt, sondern stellt soziale Hierarchien und Klassifizierungssysteme auf. Als in gesellschaftliche Strukturen eingebettete Institutionen können Massenmedien gesellschaftlichen Rassismus ebenso repräsentieren, reproduzieren und produzieren, wie Diskurse in Online-Kommunikationsräumen, wie zum Beispiel in Social-Media-Angeboten. Unser Ziel mit dieser Ausgabe ist es zum einen, aufzuzeigen, wie die (Online-)Medien Rassismus repräsentieren und (re-)produzieren. Zugrunde liegt hier immer das Verständnis, dass Rassismus kein medienspezifisches Phänomen, sondern gesamtgesellschaftlicher Natur ist. Zum wollen wir auch darauf aufmerksam machen, wie die (Online-)Medien für anti-rassistische Aufklärung und zum Empowerment rassifizierter Gruppen genutzt werden können, sowie bestehende Ansätze vorstellen, die sich kritisch mit ungleichen Strukturen und Praktiken in und mit Medien auseinandersetzen. Wir verfolgen damit einen rassismuskritischen, kommunikationswissenschaftlichen und medienpädagogischen Ansatz, der die Beziehung zwischen Medien und Rassismus sowohl in ihrem progressiven Potenzial als auch in ihren kritisch zusehenden regressiven Tendenzen abbilden soll. Der Themenschwerpunkt beginnt mit medienpädagogischen Überlegungen, die anschließend durch einen journalistischen Perspektive ergänzt werden.
Zu Beginn führt Seyran Bostancı in das Verhältnis von Kindheit und Rassismus ein und erklärt, wie Kinder aktiv in der Herstellung von Rassismus als auch davon betroffen sein können. Sie schließt ihre Ausführungen mit handlungsleitenden Empfehlungen für die frühkindliche Bildungsarbeit und betont die Relevanz einer intersektionalen rassismuskritischen Pädagogik.
Raphaela Müller und Fabian Wörz geben Einblicke in die Auseinandersetzung mit Rassismus und den Privilegien als weiße Personen. Sie greifen aktuelle Diskurse in der (medien-)pädagogischen Praxis auf. Die kritische Betrachtung eigener Ansätze zu Rassismus sowie Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Transformation werden zudem fokussiert.
Mareike Schemmerling und Lorenz Narku Laing gehen in ihrem Gespräch mit Matondo Castlo zu Rap, Rassismus und Rassismuskritik unter anderem der Frage nach, welche Bedeutung Rap in der Auseinandersetzung mit Rassismus hat. Der Hip-Hop-Dozent gibt Einblicke in die Wirkkraft von Rap in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen.
Rebecca Wienhold fokussiert die Rolle von Medienpädagogik im Kontext feministischer, rassismuskritscher Mädchenarbeit. Sie führt unter anderem aus, warum eigene Rassismuserfahrungen nicht automatisch zu einer ‚angemessenen‘ rassismuskritischen Kompetenz im Kontext medienpädagogischer Praxisarbeit führen.
Ana-Nzinga Weiß geht auf das Verhältnis zwischen Journalismus und Rassismus in Deutschland ein. Auf Grundlage bisheriger Forschungsarbeiten werden rassistische mediale Repräsentationen aufgezeigt. Im Fokus ihrer Ausführungen steht die Forderung nach mehr Diversität in der journalistischen Produktion.
Passend dazu hinterfragt Iva Krtalic im Gespräch mit ihr das deutsche Mediensystem mit Hinblick auf Diversität und benennt bestehende Herausforderungen. Unter anderem geht die Beauftragte für Integration und interkulturelle Vielfalt des WDR darauf ein, welche Rolle Rassismus in ihrer Arbeit und Definition von Vielfalt und Diversity spielt.
In kompakten Steckbriefen werden die Projekte Firewall – Hass im Netz begegnen (Amadeu Antonio Stiftung), Schule-ohne-Rassismus: Filmprojekt an der Ulrichschule Augsburg(Medienstelle Augsburg des JFF e. V.) und Klappe gegen Rassismus (Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie, Mecklenburg-Vorpommern e. V.) vorgestellt. Sie widmen sich mit unterschiedlichen Blickwinkeln, Herangehensweisen und Zielgruppen dem Thema Rassismus. Die Kurzdarstellungen geben Einblicke in die jeweiligen Vorhaben, greifen Erfahrungen auf, aus denen andere lernen können, und geben konkrete methodische Anregungen.
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Autor: Mareike Schemmerling, Ana-Nzinga Weiß
Beitrag als PDFEinzelansichtSeyran Bostancı: Rassismus und Kindheit
In diesem Artikel werden Kinder als aktive Akteur*innen an der Herstellung von Rassismus dargestellt und als von Rassismus Betroffene. Dazu werden überblicksartig Erkenntnisse aus der Forschung skizziert und es wird auf Forschungsdesiderate hingewiesen. Es wird argumentiert, dass ein interdisziplinärer Theoriedialog vonnöten ist, um die Forschungslücken auf das Erleben von Kindheit und Rassismus zu schließen. Auf Basis dieser Skizzierungen werden handlungsleitende Empfehlungen für die frühkindliche Bildungsarbeit formuliert, um Rassismus in Bildungsinstitutionen zu minimieren.
Literatur
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Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Seyran Bostancı
Beitrag als PDFEinzelansichtRaphaela Müller/Fabian Wörz: Dagegen sein ist nicht genug. Gedanken zu einer rassismuskritischen Medienpädagogik
Mit diesem Beitrag möchten wir erste Gedanken, Ideen und Impulse für eine rassismuskritische Medienpädagogik aufzeigen. Unsere Hoffnung ist es, dass sie eine Diskussion anstoßen und weitergedacht werden. In der Auseinandersetzung mit Rassismuskritik stehen wir noch am Anfang. Gleichzeitig haben uns die Erfahrungen aus der Projektarbeit und die Arbeit an diesem Artikel gezeigt, wie wichtig das Thema ist. Eine Medienpädagogik, die ihre gesellschaftskritischen Wurzeln ernst nimmt, muss sich unserer Meinung nach mit Rassismuskritik befassen.
Literatur
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Schorb, Bernd/von Holten, Susanne/Würfel, Maren/Keilhauer, Jan (2006). Modelle & pädagogische Hinweise für themenzentrierte aktive Medienarbeit zum Thema Gentests.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Beitrag als PDFEinzelansichtStephanie Häusinger: Steckbrief: Firewall – Hass im Netz begegnen
ZIELGRUPPE junge Menschen, Lehr- und Fachkräfte
DURCHFÜHRENDE INSTITUTION Amadeu Antonio Stiftung
FINANZIERS UND PARTNER Bundesministerium der Justiz
LAUFZEIT Januar 2021 bis Dezember 2023
DIESE ZIELSETZUNG WIRD VERFOLGT
firewall – Hass im Netz begegnen ist ein pädagogisch ausgerichtetes Projekt der Amadeu Antonio Stiftung. Das Projekt unterstützt Menschen, die sich für eine demokratische (digitale) Zivilgesellschaft und gegen Hate Speech einsetzen möchten. Antidemokratische und menschenfeindliche Haltungen, wie Rassismus, Sexismus und Antisemitismus, finden seit Jahren besonders über Soziale Medien Verbreitung. Dabei ist Hate Speech keinesfalls erst durch das Internet entstanden, sondern führt bereits bestehende diskriminierende Strukturen und Denkmuster online fort. Deshalb verbindet firewall medienpädagogische Bildung mit diskriminierungskritischer politischer Bildung. Die ausgebildeten Trainer*innen aus unserem bundesweiten Netzwerk vermitteln in ihren interaktiven, praktisch orientierten Workshops konkrete Handlungsstrategien für den Umgang mit Hate Speech. Ziel dabei ist es, Menschen zu befähigen, mit hasserfüllten und menschenfeindlichen Inhalten im Internet umzugehen, ohne sich selbst zu gefährden.Begleitende Fragen sind dabei: Wie zeige ich auch online Haltung gegenüber rassistischen, rechtsextremen und anderen menschenfeindlichen Strategien? Wie unterstütze ich Menschen, die rassistisch angefeindet werden? Wohin wende ich mich, wenn ich selbst betroffen bin?
DESWEGEN IST DAS VORHABEN EIN VORBILD FÜR ANDERE
Wer engagiert gegen Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung eintritt, wer selbst angefeindet wird und Unterstützung sucht, oder wer eher im Stillen das Internet zu einem besseren Ort machen möchte: All diejenigen unterstützt firewall, anderen ein Vorbild zu sein, und wird damit selbst auch zum Vorbild. Unsere Workshops bauen auf der langjährigen Erfahrung und Expertise der Stiftung auf. Unsere Bildungsmaterialien beziehen die immer neuen Entwicklungen der sich schnell wandelnden Online-Welt und ihrer Akteur*innen ein. Wichtig ist uns, in einem stetigen Prozess der selbstkritischen Reflexion und Evaluation gemeinsam mit den Trainer*innen und Partner*innen zu sein: zum Beispiel über das Reproduzieren von diskriminierender Sprache in Bildungsmaterialien, die eigene intersektionale Positionierung und über die kontextbezogene Betrachtung von Hate Speech. Im Austausch mit Kooperationspartner*innen und verwandten Projekten suchen wir nach immer neuen Best-Practice-Strategien, Meldeplattformen und Unterstützungsangeboten, um sie in unseren Workshops weiterzugeben.AUS DIESEN ERFAHRUNGEN, HÜRDEN, FEHLERN KÖNNEN ANDERE LERNEN
Unsere Erfahrung aus vielen Workshops hat uns gezeigt, dass es keinen immer funktionierenden one-size-fits-all Workshop zum Thema Hass im Netz geben kann. Um dem Bedarf gerecht zu werden, muss je nach Kontext, Themenschwerpunkt und Zielgruppe ein passendes Workshopformat zusammengestellt werden.Dafür haben wir Lösungen entwickelt:
• Flexibilität beim Workshop-Konzept: Um den vielseitigen Anfragen gerecht zu werden, haben wir einen Workshop-Baukasten
entwickelt, mit dem Workshops flexibel an die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Anfragenden angepasst werden können.
• Regionale Ansprechpartner*innen: Unser Trainer*innen-Netzwerk ist bundesweit und regional möglichst breit gefächert vertreten, um schnell auf regionale Workshopanfragen reagieren zu können. Die Vernetzung zwischen Anfragenden und Trainer*innen übernimmt firewall.
• Aktualisierung: Eine beständige Weiterentwicklung und Aktualisierung der Bildungsmaterialien sind ebenso notwendig wie eine
intensive Betreuung und stetige Fortbildung unserer Trainer*innen. Unser Wunsch ist es, dass aus den kurzfristigen Projektförderungen langfristige Strategieförderungen entstehen, und so viel Zeit bleibt, die gewonnen Erfahrungen einzubauen und weiterzuentwickeln.DIESE METHODE EMPFEHLEN WIR ALS BEST-PRACTICE-BEISPIEL SELBST EINMAL AUSZUPROBIEREN
Die Workshops von firewall sind an der Schnittstelle Medienpädagogik – diskriminierungskritische Bildung konzipiert. Unser Konzept fußt auf vier Säulen: eigenes Medienverhalten reflektieren, Hate Speech und Strategien erkennen, Handlungsoptionen kennen und üben, Digitaler Selbstschutz und Selbstverteidigung.Der Ausgangspunkt unserer Workshops ist die Selbstreflexion über das eigene (Medien-)Verhalten sowie eine Status-Quo-Analyse von Diskriminierungsformen im Internet und ihre Auswirkungen für angefeindete Personen. Das öffnet anschließend den Raum für eigene Positionierungen und das Üben von Zivilcourage, zum Beispiel durch das Melden von diskriminierenden Inhalten, das Schreiben von Gegenrede oder die Unterstützung der angefeindeten Personen.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Stephanie Häusinger
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Matondo Castlo: Rap, Rassismus, Rassismuskritik. Alles für die Jugend
Welche Bedeutung hat Rap in der Auseinandersetzung mit Rassismus? Wann kommt es zu Grenzüberschreitungen? Welche Wirkkraft hat Rap in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen? Diesen und weiteren Fragen gehen Mareike Schemmerling, Leiterin der Abteilung Praxis des JFF – Institut für Medienpädagogik, und Lorenz Narku Laing, Gründer und Geschäftsführer der Vielfaltsprojekte GmbH, in ihrem Gespräch mit Matondo Castlo nach.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Mareike Schemmerling, Lorenz Narku Laing
Beitrag als PDFEinzelansichtRebecca Wienhold: Medienpädagogik intersektional gedacht
Ausgangspunkt für diesen Beitrag ist ein Mädchenzentrum für Mädchen* of Colour, in dem seit Anfang 2022 ein medienpädagogisches Projekt umgesetzt wird. Das Projekt steckt noch in der Anfangsphase, dennoch habe ich als verantwortliche Medienpädagogin bereits erste Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Rolle Medienpädagogik zukünftig für meine feministische, rassismuskritische Mädchenarbeit spielen kann – und welche nicht. Aus diesen Überlegungen ergibt sich ein (kritischer) Blick auf ein überwiegend privilegiertes medienpädagogisches Verständnis, auf die Rolle pädagogischer Fachkräfte, aber auch auf potenzielle Chancen.
Literatur
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Hunt, Darnell/ Ramón, Ana-Christina (2021). Hollywood Diversity Report. Part 2: Television. www.socialsciences.ucla.edu/wp-content/uploads/2021/10/UCLA-Hollywood-Diversity-Report-2021-Television-10-26-2021.pdf [Zugriff: 01.09.2022]
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Kutscher, Nadia/ Lojewski, Johanna/ Klein, Alexandra/Schäfer, Miriam (2009). Medienkompetenzförderung für Kinder und
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Sow, Noah (2018). Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus. Norderstedt: BoD – Books on Demand.
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Autor: Rebecca Wienhold
Beitrag als PDFEinzelansichtBirgit Irrgang: Steckbrief: Schule ohne Rassismus. Filmprojekt an der Ulrichschule Augsburg
ZIELGRUPPE Junge Menschen im Förderschulkontext im Alter von 11 bis 14 Jahren
DURCHFÜHRENDE INSTITUTIONEN Medienstelle Augsburg des JFF e. V., Ulrichschule Augsburg
FINANZIERS UND PARTNER Das Vorhaben wurde im Rahmen von RISE gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie mit Mitteln der Stadt Augsburg (Amt für Kinder, Jugend und Familie) realisiert.
LAUFZEIT Mai bis September 2022
DIESE ZIELSETZUNG WIRD VERFOLGT
Ziel des Projekts ist es, sich über das Medium Film intensiv mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Eingesetzt wird dabei die aktive Medienarbeit als Methode der handlungsorientierten Medienpädagogik. Diese eignet sich für das Vorhaben in besonderem Maße, da die Jugendlichen motiviert werden, in Kleingruppen zielgerichtet für den eigenen Film zum Thema Rassismus zu recherchieren. Wichtig dabei ist, dass die recherchierten Inhalte und das Gelernte nicht auf einer abstrakten Ebene verweilen, sondern der Bezug zur Lebenswelt der Projektteilnehmer*innen hergestellt wird. Der Transfer, der sich durch eigene Interpretationen, Erfahrungen und Erlebnisse der Jugendlichen vollzieht, wurde in einem weiteren Schritt als Story in einem Film umgesetzt – ein kreativer Prozess, der die Gruppe maßgeblich motivierte. Ziel ist es dabei, das Medium Film zur eigenen Artikulation und als Sprachrohr aus der Sicht der Projektteilnehmer*innen auf das Thema Rassismus und Ausgrenzung zu verwenden.Die Jugendlichen sammeln dabei Erfahrungen im aktiven Umgang mit Medien. Dabei werden auch medienkritische Prozesse sowie das Erkennen von Wirkungsmechanismen im Film gefördert und verdeutlicht. Daher ist das Ziel, durch die Gestaltung eines Films in der Klassengemeinschaft neben der Vermittlung von inhaltlichem Wissen auch Medienkompetenz und soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft zu stärken sowie die Sprachkompetenz zu fördern. Die Präsentation der Ergebnisse ist mit einer Premiere im Kino angedacht. Dazu sollen auch die Familien, Freund*innen und Bekannte der Projektteilnehmer*innen eingeladen werden. Wichtig ist hier, mit Stolz die eigene Filmproduktion zeigen zu können und dabei im Selbstbewusstsein gestärkt zu werden.
DESWEGEN IST DAS VORHABEN EIN VORBILD FÜR ANDERE
Kindern und Jugendlichen im Förderschulkontext wird häufig wenig zugetraut. Die Teilnehmer*innen sind zudem oft selbst im Alltag von Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen. Das Projekt schafft eine Situation, die es ermöglicht, sich intensiv mit dem Thema Ausgrenzung und Rassismus zu beschäftigen sowie eigene Erfahrungen zu thematisieren und dabei auch ernst genommen zu werden. Das Medium Film wiederrum bietet die Möglichkeit selbst in Rollen zu schlüpfen und unterschiedliche Verhaltensweisen und Muster spielerisch zu erfahren. Am Ende steht ein fertiger Film, den die Kinder und Jugendlichen vor und hinter der Kamera bzw. im Trickfilmstil selbst gestaltet haben. Sie erleben dabei Selbstwirksamkeit und sie werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt.SO GESTALTET SICH DAS VORHABEN IM DETAIL
In drei Vorbereitungstreffen à 90 Minuten wurden die Kinder und Jugendlichen auf die Projekttage vorbereitet. Dabei wurden Szenen aus diversen, im Rahmen des Projekts RISE von jungen Menschen produzierten Filmen gezeigt (www.rise-jugendkultur.de/mediathek). Sie wurden gezielt als Diskussionsanreize eingesetzt, um zum Thema Rassismus ins Gespräch zu kommen und unterschiedliche Facetten deutlich zu machen.Zwei Klassen entschieden sich, Spielfilme umzusetzen. Dabei wurde mit Filmkameras gedreht. Eine Klasse setzte ihre Filmideen mit der Stopptrick-Technik um. Hier wurde mit Tablets gearbeitet. Die entsprechende Technik wurde bereits in einem Vorbereitungstreffen eingeführt und gemeinsam ausprobiert. Auch das Drehbuch wurde gemeinsam entwickelt. In insgesamt drei Projekttagen wurden dann die Filmideen umgesetzt. Dabei übernahmen die Schüler*innen alle Rollen vor und hinter der Kamera sowie das Basteln von Trickfilmkulissen, Filmschnitt und Filmmusik.
AUS DIESEN ERFAHRUNGEN, HÜRDEN, FEHLERN KÖNNEN ANDERE LERNEN
Wichtig ist, dass Arbeitsmaterialien bebildert und wenig textlastig ausgelegt sind. Eine einfache Sprache, ein angstfreies offenes und wertschätzendes Projektsetting sowie das Einfühlungsvermögen der Teamenden tragen zum Gelingen des Projekts bei. Die Jugendlichen haben in diesem Projekt die Möglichkeit, sich zu ihren eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus zu äußern. Daher ist es wichtig, Strategien vorzubereiten, wie diese Erfahrungen und entsprechende mögliche Konfliktsituationen in der Klasse von den pädagogischen Fachkräften aufgefangen werden können. Auch sollte genügend Zeit für die filmischen Ideen der Projektteilnehmer*innen eingeräumt werden. Zunächst wurden ausschließlich Ideen aus bereits existierenden Filmen reproduziert. Es dauerte daher eine Zeit, bis eigene Ideen, orientiert an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, reifen konnten.DIESE METHODE EMPFEHLEN WIR ALS BEST-PRACTICE-BEISPIEL SELBST EINMAL AUSZUPROBIEREN
Die Methode Weltferienlager von Compasito trägt dazu bei, dass sich Projektteilnehmer*innen mit eigenen Klischees und Vorurteilen sowie deren Herkunft auseinandersetzen. Die Methode fördert Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung. Dabei wählen die Kinder und Jugendlichen aus einer Liste aus, mit welchen Kindern sie in einem Zelt übernachten wollen. Sie kommen im Anschluss in einer Kleingruppe zusammen und diskutieren gemeinsam, welche Vorschläge die Gruppe in ihrem Zelt aufnimmt. Die Vorschläge sind Kinder aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit verschiedenen körperlichen Merkmalen. Wichtig ist im Anschluss die Reflexion, warum bestimmte Kinder ausgesucht wurden und warum bestimmte Kinder auch nicht gewählt wurden. Die Methode dient zum Einstieg in das Thema Rassismus und Diskriminierung. Wichtig ist allerdings, dass die Methode sehr achtsam angeleitet wird und gut vorbereitet ist, damit kein Rassismus reproduziert und verstärkt wird.Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Birgit Irrgang
Beitrag als PDFEinzelansichtAna-Nzinga Weiß: Journalismus – Rassismus – Diversität. Repräsentation von People of Color und Diversität als Perspektive im Journalismus
Thema des Artikels ist das Verhältnis von Rassismus und Journalismus in Deutschland. Auf Grundlage bisheriger Forschungsarbeiten werden im Artikel rassistische mediale Repräsentationen aufgezeigt. Im Fokus der anschließenden Diskussion steht die Forderung nach mehr Diversität in der journalistischen Produktion. Kern der Argumentation sind strukturelle Veränderungen, die Raum für einen egalitären Diskurs zwischen diversen sozialen Perspektiven in der journalistischen Berichterstattung schaffen.
Literatur
Ahmed, Sara (2012). On being included. Racism and diversity in institutional life. Durham, London: Duke University Press.
Balibar, Etienne (1991). Is there a „Neo-Racism“? In: Balibar, Etienne/Wallerstein, Immanuel (Hrsg.), Race, Nation, Class. Ambiguous identities. London: Verso, pp. 17–28.
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Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Ana-Nzinga Weiß
Beitrag als PDFEinzelansichtInterview mit Iva Krtalic vom WDR: Diversität im deutschen Mediensystem
Was bedeutet Diversität in Bezug auf Rassismus? Wie ist das deutsche Mediensystem in Hinblick auf Diversität aufgestellt und wie kann man bestehende Herausforderungen angehen? Im Interview mit Iva Krtalic hat Ana-Nzinga Weiß, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle Journalistik der Freien Universität Berlin, diese und weitere Aspekte des Themenfelds Diversität im deutschen Mediensystem besprochen.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Iva Krtalic, Ana-Nzinga Weiß
Beitrag als PDFEinzelansichtDawid Mohr: Steckbrief: Klappe gegen Rassismus
ZIELGRUPPE Junge Menschen von 10 bis 20 Jahren, Pädagog*innen
DURCHFÜHRENDE INSTITUTION(EN) Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Mecklenburg Vorpommern e. V. (RAA)
FINANZIERS UND PARTNER Land Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF),F. C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz
LAUFZEIT 2015 bis 2019
DIESE ZIELSETZUNG WIRD VERFOLGT
Der Filmideen-Wettbewerb Klappe gegen Rassismus verfolgte das Ziel, junge Menschen zu ermutigen, sich kreativ gegen Rassismus und Diskriminierung sowie für Vielfalt, Zivilcourage und Demokratie zu positionieren. Die Verbindung aus Antirassismus und Medienpädagogik hatte die Förderung eines kritischen Medienbewusstseins bei Jugendlichen zum Zweck, um gesellschaftliche Normen und Strukturen, die mit dem eigenen Leben zu tun haben, zu erkennen, zu hinterfragen und damit eigene Handlungen zu beleuchten und gegebenenfalls zu verändern.DESWEGEN IST DAS VORHABEN EIN VORBILD FÜR ANDERE
Durch die niedrigschwellige Herangehensweise über das Medium Film wurden junge Menschen erreicht, die sich zuvor kaum mit Rassismus und Diskriminierung auseinandergesetzt hatten. Neben der inhaltlichen Beschäftigung wurden die Jugendlichen durch das Erlernen filmgestalterischer Basics befähigt, Filme zu produzieren, die zum Nachdenken anregen und pädagogisch genutzt werden können. Klappe gegen Rassismus förderte so den Austausch von Jugendlichen aus verschiedenen Landesteilen und die Vernetzung von Medieneinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern.SO GESTALTET SICH DAS VORHABEN IM DETAIL
Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren entwickelten eigene Filmideen zum Wettbewerbsthema. Aus den Einsendungen suchte eine fachkundige Jury die zehn besten Ideen aus. Unter medienpädagogischer Begleitung und mit finanzieller Unterstützung setzten die Jugendlichen ihre Ideen um. Zum Auftakt jeder Staffel fand ein Workshop statt, der die Teams in die Grundlagen der Rassismuskritik und Drehbucherstellung einführte. Am Staffelende wurden die Filme bei einer feierlichen Premiere präsentiert, auf DVD veröffentlicht und bei Festivals eingereicht.AUS DIESEN ERFAHRUNGEN, HÜRDEN, FEHLERN KÖNNEN ANDERE LERNEN
Die Umsetzung der Filmideen war für die Medienpädagog*innen und Jugendlichen ein herausfordernder Prozess, da die Produktionsphase synchron zum Schuljahr lief und sehr straff getaktet war. Eine gute Planung des Wettbewerbsverlaufs und eine kontinuierliche Kommunikation mit den Medienpädagog*innen waren daher wichtig. Die Erwartungshaltung an die Filmergebnisse war eine weitere Hürde. Da der Großteil der Teilnehmenden aus einer weißen Perspektive sprach, fehlte die Betroffenenperspektive.Rassismus wurde eher aus einer Außensicht gezeigt und oft reproduziert. Das ist problematisch und muss thematisiert werden. Je nach Alter ist es jedoch nachvollziehbar: Zehnjährige werden eher das zeigen, was sie im Alltag hören oder in anderen Filmen sehen. Die Filme spiegeln also den damaligen Wissensstand der Teams wider und haben ihre Berechtigung. Die Medienpädagog*innen sollten hier miteinbezogen und auf problematische Darstellungen aufmerksam gemacht werden, um Mechanismen von Rassismus zu verstehen. So lässt sich Unmut in der Projektarbeit vorbeugen.
DIESE METHODE EMPFEHLEN WIR ALS BEST-PRACTICE-BEISPIEL SELBST EINMAL AUSZUPROBIEREN
Ausgehend von Gesprächen mit Jugendlichen und Schulen im Rahmen des Wettbewerbs haben wir von 2018 bis 2019 die Abschlussphase des Projekts unter dem Motto Klappe vor Ort! durchgeführt. Dabei wurden fünf der insgesamt 29 umgesetzten Filme für die pädagogische Arbeit aufbereitet. So entstanden 45- und 90-minütige Einheiten zur Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung. Parallel dazu führten wir an Schulen Filmdiskussionen und Workshops durch, um Jugendlichen beizubringen, Filmdiskussionen anzuleiten. Die Diskussionsimpulse aus den Workshops sind in die Handreichung eingeflossen. Die jeweiligen Inhalte, Übungen und Methoden sind auf die Rahmenlehrpläne der Schulen in Mecklenburg-Vorpommern abgestimmt und dienen als Diskussionseinstieg in die Themen Rassismus und Diskriminierung (www.klappe-auf-mv.de/angebote-fuer-paedagogen).Da uns die Ergebnisse darin bestärkten, dass das Konzept wirksam und die Auseinandersetzung mit Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wichtiger denn je sind, bemühten wir uns um ein Nachfolgeprojekt. Seit 2020 setzen wir im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! das Projekt Klappe auf! um. Es greift die Idee der Filmideen-Wettbewerbe sowie Workshops auf und ergänzt sie um den Punkt des Empowerments junger Menschen mit Rassismuserfahrungen in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Wettbewerb startete nach den Sommerferien 2021 (www.klappe-auf-mv.de/wettbewerb). Trotz Pandemie konnten insgesamt acht Filmteams ausgewählt werden, von denen schließlich sechs ihre Filmidee umsetzten. Parallel wurden unsere Workshopangebote landesweit von Schulen oder außerschulischen Bildungseinrichtungen nachgefragt. Zusätzlich zum Thema Rassismussensibilisierung bieten wir Workshops zu den Themen Filmen mit dem Smartphone und Fake News an. Das Projekt Klappe auf! läuft noch bis einschließlich 2024.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Dawid Mohr
Beitrag als PDFEinzelansicht
spektrum
Benedikt Aigner: Digital Divide und digitale Teilhabe im Alter – Perspektiven des Praxisprojekts ,Digitale Hilfe‘
Es gibt viele und unterschiedliche Perspektiven auf die Umsetzung der Forderung nach digitaler Teilhabe. Das Beratungsangebot ‚Digitale Hilfe‘ zu digitalen Frage- und Problemstellungen bewegt sich in diesem Spannungsfeld. In diesem Beitrag sollen neben diesem auch die Bedarfe und Lebenskontexte der Klient*innen des Projekts konkretisiert und im Zuge dessen Begriffe wie digitale Teilhabe oder Digital Divide näher betrachtet werden.
Literatur
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Ehlers, Anja/Heß, Moritz/Frewer-Graumann, Susanne/Olbermann, Elke/Stiemke, Philipp (2020). Digitale Teilhabe und (digitale) Exklusion im Alter. In: Hagen, Christine/Endter, Cordula/Berner, Frank (Hrsg.), Expertisen zum Achten Altersbericht der Bundesregierung. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen.
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Schweiger, Wolfgang/Ruppert, Anna-Katharina (2009). Internetnutzung im höheren Lebensalter – Lebensglück, Alterserleben und die unerkannte Problemgruppe ‚Männer‘. In: Schorb, Bernd/Hartung, Anja/Reißmann, Wolfgang (Hrsg.), Medien und höheres Lebensalter: Theorie – Forschung – Praxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 171–186. DOI: 10.1007/978-3-531-91900-3_13.
Thege, Britta/Köchling-Farahwaran, Juliane/Börm, Sonja/Dettmers, Stephan (2021). Wege aus sozialer Isolation für ältere Menschen im Kontext Neuer Medien. CONNECT-ED - Ein Projekt zur Verbesserung gesellschaftlicher Teilhabe. Wiesbaden: Springer VS.
van Dijk, Jan (2020). The Digital Divide. Cambridge: Polity Press.
Wagner, Ulrike/Gerlicher, Peter/Brüggen, Niels (2011). Partizipation im und mit dem Social Web – Herausforderungen für die politische Bildung. München: JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Benedikt Aigner
Beitrag als PDFEinzelansichtJulia Soglik/Thorsten Ziegler: Werkstattbericht medienpädagogischer Selbstlernkurse – Theorie, Design und Evaluation
Auf Basis eines Rahmenkompetenzmodells hat das Forschungsprojekt „KdfL“ moodle-basierte Selbstlernkurse erarbeitet und evaluiert, die zur Förderung medienpädagogischer Kompetenzen von angehenden Lehrpersonen beitragen sollen. Der Werkstattbericht beschreibt kurz das theoretische Fundament, stellt die Designvorgaben und -prinzipien der Kurse vor und fasst Ergebnisse der Evaluation zusammen.
Literatur
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Blömeke, Sigrid (2000). Medienpädagogische Kompetenz: Theoretische und empirische Fundierung eines zentralen Elements der Lehrerausbildung. München: kopaed.
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Herzig, Bardo/Schaper, Niclas/Martin, Alexander/Ossenschmidt, Daniel (2016). Schlussbericht zum BMBF Verbundprojekt M3K – Modellierung und Messung medienpädagogischer Kompetenz, Teilprojekt: Medienerzieherische und mediendidaktische Facetten und handlungsleitende Einstellungen. Paderborn: Universität Paderborn.
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Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Thorsten Ziegler, Julia Soglik
Beitrag als PDFEinzelansichtMel-David Tersteegen/Fabian Pieke: Gaming und Einflüsse von Gambling – Überschneidungen zweier Bereiche und die daraus resultierende Bedeutung
Ausgehend von der Tatsache, dass Gaming bei einem Großteil der Bevölkerung Anklang findet, wird sich im Artikel den Einflüssen des Gambling auf den Bereich des Gaming genähert. Um die Überschneidungen in Gänze zu verstehen, müssen zwei Bereiche analysiert werden. Andererseits wird Gambling per se in den Fokus gerückt, da glücksspielähnliche Elemente sowohl in den Spielen selbst als auch in Verbindung mit den Spielen bedeutsam sind.
Literatur
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Banz, Markus (2019). Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2019 und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. DOI: 10.17623/BZGA:225-GS-SY19-1.0.
Close, James/Lloyd, Joanne (2021). Lifting the Lid on Loot-Boxes Chance-Based Purchases in Video Games and the Convergence of Gaming and Gambling. Gamble Aware. London. www.begambleaware.org/sites/default/files/2021-03/Gaming_and_Gambling_Report_Final.pdf [Zugriff: 13.06.22]
Deutsche Presseagentur (dpa) (2021). Dota-WM The International soll im August stattfinden. ZEIT ONLINE. www.zeit.de/news/2021-05/12/dota-wm-the-international-soll-im-august-stattfinden?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F [Zugriff: 09.09.2022]
Dreier, Michael/Wölfling, Klaus/Duven, Eva/Giralt, Sebastian/Beutel, Manfred/Müller, Kai W. (2017). Free-to-play: About addicted Whales, at risk Dolphins and healthy Minnows. Monetarization design and Internet Gaming Disorder. In: Addictive Behaviors, 64, S. 328-333.
Fiedler, Ingo/Ante, Lennart/Steinmetz, Fred (2018). Die Konvergenz von Gaming und Gambling. Eine Angebotsseitige Marktanalyse mit rechtspolitischen Empfehlungen. Wiesbaden: Springer VS.
Game – Verband der deutschen Games-Branche e.V. (2020). Jahresreport der deutschen Games-Branche 2020. Berlin. www.game.de/wp-content/uploads/2020/08/game-Jahresreport-2020.pdf [Zugriff: 13.06.2022]
Hamburg Media School (HMS) (2021). Die Games-Branche in Deutschland 2018/19/20. www.game.de/wp-content/uploads/2020/12/Games-Studie_2018-20_HMS_2021-01-26_V3.pdf [Zugriff: 13.06.2022]
Illy, Daniel (2021). Symptomatik. In: Illy, Daniel (Hrsg.), Praxishandbuch Videospiel- und Internetabhängigkeit. Ätiologie, Diagnostik und Therapie. München: Elsevier, S. 3-13.
Li, Wen/Mills, Devin/Nower, Lia (2019). The relationship of loot box purchases to problem video gaming and problem gambling. In: Addictive Behaviors, 97, S. 27-34.
Liebe, Kai (2021). Die fünf teuersten Skins in CS:GO. Esports. www.esports.com/de/die-fuenf-teuersten-skins-in-csgo-181799 [Zugriff: 13.06.2022]
Macei, Joseph/Hamari, Juho (2018). eSports, skins and loot boxes: Participants, practices and problematic behaviour associated with emergent forms of gambling. In: New Media & Society, 21 (1), S. 20-41.
May, Olaf (2021). Die Gaming-Trends 2021. Berlin. www.bitkom.org/sites/default/files/2021-08/bitkom-charts-gaming-trends-23-08-2021.pdf [Zugriff: 13.06.2022]
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Meyer, Gerhard/Brosowski, Tim/von Meduna, Marc/Hayer, Tobias (2015). Simuliertes Glücksspiel: Analyse und Synthese empirischer Literaturbefunde zu Spielen in internetbasierten sozialen Netzwerken, in Form von Demoversionen sowie Computer- und Videospielen. In: Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 23 (4), S. 153-168.
Thomasius, Rainer (2019). Statement von Prof. Dr. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters am UKE, im Rahmen der Pressekonferenz „Geld für Games – wenn Computerspiel zum Glücksspiel wird“. Hamburg. www.dak.de/dak/download/statement-thomasius-2103384.pdf [Zugriff: 13.06.2022]
von Meduna, Marc/Brosowski, Tim/Hayer, Tobias/Meyer, Gerhard (2017). Social Gambling im Jugendalter: Ergebnisse einer Literaturanalyse, zweier Fokusgruppenmodule sowie einer Schülerbefragung im Quer- und Längsschnitt. Hamburg: Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Mel-David Tersteegen, Fabian Pieke
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medienreport
Günther Anfang: Die Kunst der Welt. Zu Gast in Kassel und Venedig
Den Anspruch, die Kunst der Welt zu präsentieren, teilen sich Kassel und Venedig: Die alle fünf Jahre stattfindende documenta in Kassel wie auch die im Zweijahresrhythmus durchgeführte Biennale in Venedig sind Weltkunstausstellungen, die den Stand der gegenwärtigen Kunst dokumentieren. Daneben gibt es nur noch die Art Basel, die als größte Kunstmesse des internationalen Kunstmarktes gilt, und vor allem den Verkauf gegenwärtiger Kunst zum Ziel hat. Aber zurück zu Kassel und Venedig. Wenn man die Wahl zwischen den beiden hat, ist man zunächst geneigt, das Ticket nach Venedig zu lösen, denn das etwas verschlafene Kassel ist wahrlich kein Reiseziel erster Wahl. Allerdings gilt die documenta seit Jahren als wichtigster Seismograph für aktuelle Kunst und legendäre Aktionen. Die Pflanzung von 7.000 Eichen durch Joseph Beuys auf der do-cumenta 7 oder die Präsenz von Ai Weiwei auf der documenta 12 belegen die außergewöhnliche Bedeutung dieser Kunstausstellung. Die Biennale in Venedig punktet allein schon aufgrund der Verortung in der Lagunenstadt und der attraktiven Ausstellungsflächen im Gelände. Und auch hier fand Legendäres statt, sowohl im kuratierten Teil der Arsenale als auch in den Länderpavillons der Giardinis. Künstler wie Christoph Schlingensief oder Ai Weiwei gaben sich im deutschen Pavillon ein Stell-dichein und veranschaulichten, was in Sachen Kunst gerade angesagt ist. Darüber hinaus ist die Biennale die älteste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst, da sie bereits seit 1895 alle zwei Jahre stattfindet. Schließlich gehören zur Biennale auch noch ein Musikfestival (seit 1930), die Filmfestspiele (seit 1932), ein Theaterfestival (seit 1934) und ein Festival für zeitgenössischen Tanz (seit 1999). Ganz zu schweigen von der Architekturbiennale, die seit 1980 regelmäßig in den geraden Jahren zwischen den Kunst-Biennalen stattfindet. Somit ist ein Abwägen schwierig, ob man nun nach Kassel oder Venedig fährt. Die Lösung: beide Kunstausstellungen besuchen!
DOCUMENTA FIFTEEN
Die documenta fifteen hatte einen schwierigen Start, der im Prinzip die gesamte Ausstellung überschattete. Der Antisemitismus-Eklat beherrschte nicht nur die Diskussion, was man in Deutschland und der Welt zeigen darf und was nicht, sondern auch, wer, wann, wo und wie Verantwortung übernehmen muss. Es war durchaus revolutionär, die diesjährige documenta von dem indonesischen Kollektiv Ruangrupa künstlerisch leiten zu lassen und den Blick der Kunstbetrachtung von der nördlichen auf die südliche Halbkugel zu lenken. Aber er war verantwortungslos, judenfeindliche Darstellungen einfach durchzuwinken. Angehörige des Jugentums als Blutsauger darzustellen mit blutroten Augen, Schläfenlocken und Vampirzähnen ist nicht nur im deutschen Kontext der Geschichte ein No-Go, sondern generell unzulässig.
Auch wenn sich die indonesische Künstlergruppe Taring Padi schließlich entschuldigte, die Generaldirektorin der documenta fifteen, Sabine Schormann, schritt viel zu spät ein, um den Skandal zu entschärfen. Das war auch deshalb schade, da damit der
Blick auf die vielen anderen künstlerischen Werke zu kurz kam. So zum Beispiel auf das des ostafrikanischen The Nest Collectiv, das mit seiner Installation Return to Sender – Delivery Details ein Statement zum Verhältnis zwischen Europa und Afrika abgibt. Afrika, das Europa als Müllabladeplatz für Altkleider und Computerschrott dient, schickt den Müll der Welt zurück nach Deutschland in die Karlsauen von Kassel. Hier liegt er nun, gut verschnürt und in Stoffballen aufgeschichtet, um einen Pavillon zu bilden. Im Innern kann man Videos sehen, in denen Afrikaner*innen berichten, was die Kleiderspenden aus deutschen Containern anrichten, wie die Lieferant*innen die afrikanische Textilindustrie zerstören und die kleinen Straßenhändler*innen und Ladenbesitzer*innen in Mitleidenschaft ziehen. Mehr als 30 Veranstaltungsorte sind auf dem documenta-Plan verzeichnet, mit mehr als 1.500 Künstler*innen und Aktivist*innen. Da gibt es viel zu entdecken, auch wenn einiges fragwürdig ist und als politische Aussage in der Agitation stecken bleibt. Hier wäre weniger manchmal mehr und eine bewusste und gezielte Auswahl besser gewesen.59. BIENNALE
Das Fehlen einer gezielten Auswahl kann man der 59. Biennale in Venedig mit dem verheißungswürdigen Titel The milk of dreams, angelehnt an das gleichnamige Kinderbuch der Surrealistin Leonora Carrington, nicht vorwerfen. Vielmehr ist die von Cecilia Alemani kuratierte Weltkunstausstellung ein Spiegelbild vor allem der weiblichen Sicht auf die Welt und die Kunst. Fast 90 Prozent der Küstler*innen sind weiblichen Geschlechts und was Alemani hier zusammengetragen hat, ist durchaus beeindruckend. Allein schon in den Hallen der Arsenale, einer ehemaligen Schiffswerft, finden sich unzählige Installationen, Gemälde, Plastiken und Objekte, die Besucher*innen in den Bann ziehen. Da reihen sich riesige Tontöpfe neben einer gigantischen Frauenskulptur ohne Augen aneinander, Wandgobelins neben Korbgeflechten und immer wieder beeindruckende Gemälde von Künstler*innen aus allen Teilen der Welt. Verstörend auch ein ganzer Saal, der mit Erde gefüllt wurde, aus dem nichts außer eine Stahltreppe wächst. Beeindruckend auch die Schwarz-Weiß-Bilder mit figuralen weiblichen Darstellungen oder die skurrilen Figuren, die aus einem Karnevalszug stammen könnten. Das braucht Zeit, um das alles verarbeiten zu können. Und das ist erst der Beginn einer traumhaften Reise durch die Milk of dreams, die sich in den Giardinis fortsetzt. 80 Länder stellen hier in ihren Pavillons die jeweils aktuelle Kunst des Landes aus. So zum Beispiel Frankreich, das der arabischen Künstlerin Zineb Sedira den Pavillon zur Gestaltung anvertraut hat. Im Inneren des Pavillons sehen wir verschiedene Filmkulissen – mit viel Musik und einer Kamera. Das Ganze steht unter dem Titel Les rêves n‘ont pas de titre / Dreams Have No Titles und erinnert an Casablanca und das große französische Kino. Auch Großbritannien zeigt, wo es seine Stärken in der Kunst hat, nämlich in der Musik. Im Mittelpunkt der musikalischen Installation der Künstlerin Sonia Boyce stehen fünf schwarze Sängerinnen, die in den Abby Road Studio seine Musikaufnahme machen. Eine davon ist Tanita Tikaram, die mit dem Song Twist in My Sobriety international bekannt wurde.
Da tut sich Deutschland etwas schwerer, seine Kunst zu präsentieren. Denn der geschichtsträchtige deutsche Pavillon ist immer
wieder Anlass, sich mit der deutschen Geschichte und dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Die Berliner Künstlerin Maria Eichhorn hat die Geschichte des Hauses recherchiert und dabei festgestellt, dass der 1909 hier errichtete Vorgängerbau, der Bayerische Pavillon, 1938 nicht beseitigt, sondern überformt und erweitert worden ist. Eichhorn hat die Übergänge beider Bauten sichtbar gemacht, und man begreift, dass das hier einst ein ganz angenehmer Ort gewesen sein muss, weniger einschüchternd, eher wie bei den Franzos*innen und den Brit*innen nebenan.Da bleibt nur noch, im russischen Pavillon vorbeizuschauen, der allerdings verbarrikadiert ist. Vor dem Gebäude kontrolliert ein Wachmann. Nach Kriegsausbruch in der Ukraine sagten die russischen Künstler*innen ihre Teilnahme an der Biennale ab – so bleibt er leer, nur außen kann man die Jahreszahl 1914 erkennen. Wenn das nicht bezeichnend ist. Auch in Kassel auf der documenta sind russische Künstler*innen nur schwer auszumachen. Sie wollen anonym bleiben, da sie gegen den Krieg Stellung beziehen. Und eine geplante gemeinsame Ausstellung von russischen und ukrainischen Künstler*innen musste abgesagt werden, da sie für Unmut bei einigen ukrainischen Künstler*innen gesorgt hatte. Damit ist das wenig Verbindende zwischen Kassel und Venedig der Krieg in der Ukraine. Er wirft auf beide Weltkunstausstellungen seinen Schatten, so unterschiedlich die Ausstellungen auch sind. Die documenta lief bis 25.09.2022. Die Biennale läuft noch bis 27.11.2022.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Günther Anfang
Beitrag als PDFEinzelansichtKatharina Stengl: Stray. Einmal Katze sein
BlueTwelveStudio/Annapurna Interactive (2022). Stray. Game für den PC (Steam; 26,99 €) und PS4/5 (39,99 €).
Einmal Katze sein – in dem Abenteuer-In-die-Spiel wird dieser Traum wahr. Stray1 ist kein typischer Katzensimulator des alltäglichen Lebens in einem mittelständigen Haushalt. Es ist die Geschichte eines kleinen rothaarigen Streuners inmitten einer dystopischen Welt. Von seiner Familie getrennt muss er uralte Rätsel lösen, um der verfallenen Cyberstadt zu entkommen. Gesäumt von Hindernissen, Gefahren, neuen Verbündeten und Freund*innen.Stray stand bereits vor Release auf Platz 1 der weltweiten Steam-Wunschlisten. Es ist das erste Spiel des Publishers Annapurna Interactive, das mehr als 62.000 gleichzeitig aktive Spieler*innen bei Steam vorweisen konnte. In der Third-Person-Perspektive wird die zerstörte Cyberstadt erkundet, begleitet von der fliegenden Drohne B12, die ihr Gedächtnis verloren hat. Die Aufbereitung dessen ist eine schöne Art, Spielenden die Hintergründe dieser dystopischen Welt näherzubringen. Die Steuerung ist für Anfänger*innen geeignet. Beispielsweise kann der Kater nicht abstürzen, was Spielenden Sicherheit verleiht. Geschmeidig bewegt sich der Streuner auf und über den Straßen der Stadt und lernt deren Bewohner*innen kennen. Die Droiden. Streicht man diesen roboterartigen Wesen mit einem Bildschirm als Kopf liebevoll schnurrend um ihre Beine, erscheint ein Herz auf deren Bildschirm. Auch andere katzentypische Verhaltensweisen kommen in dem Spiel nicht zu kurz. Man kann an Sofas und Teppichen kratzen, Gegenstände von Regalen werfen und sich in Kartons verstecken. Spielerisch wird die Welt erkundet und kleinere Nebenquests, wie Gegenstände sammeln, erfüllt. Zum Weiterkommen finden sich in den Dialogen mit den Droiden oft wichtige Hinweise. Doch nicht immer bleibt es friedlich. Folgt man der linearen Storyline, wird man im Untergrund von den Gefahren bereits erwartet ...
In einer ausgeglichenen Mischung gibt es kleine Verfolgungs- und sogar Kampfszenen, in denen man sterben kann. Das sind kurz eingeworfene Szenen, die für Abwechslung und Spannung sorgen. Viele dieser Szenen können auch mittels geschicktem Ausweichen und Schleichen gemeistert werden. Die Altersfreigabe von zwölf Jahren hängt mit der postapokalyptischen, oft düsteren und im Untergrund teilweise gruseligen Stimmung zusammen. Außerdem könnten die Rätsel für jüngere Kinder knifflig sein. Explizite Gewalt gibt es keine.
Stray ist eine rührende Geschichte mit herzerwärmenden Szenen – für jede*n Katzenliebhaber*in und Fans einer Cyberpunkatmosphäre. Es ist ein gelungenes und liebevoll gestaltetes Spiel über Hoffnung und Freundschaft in einer längst vergessenen Welt. Die Liebe zum Detail macht es besonders und führt zu einem einmaligen Spielerlebnis – für ganze acht bis zehn Stunden.
1Eine ausführlichere Rezension finden Sie unter www.merz-zeitschrift.de/rezensionen.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Katharina Stengl
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publikationen
Andreas Lange: Die Printing Natives als Modell für die Digital Natives
Mit dem Werk des Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann werden quasi ‚von hinten‘ die Möglichkeitsbedingungen der bürgerlichen Öffentlichkeit aufgerollt. Es soll der Erkenntnisgewinn des Vergleichs der Generation der Digital Natives mit der ‚Generation Luther‘ ausgelotet werden. Die Lektüre lohnt sich aufgrund der subtilen Verflechtung (kirchen-)historischen Detailwissens mit dem analytischen Gespür für die Verwicklung des Buchdrucks in große Modernisierungstendenzen: Gezeigt wird, wie die Hardware Buchdruck das Betriebssystem der gesamten Kultur umprogrammiert hat. Dazu werden die technisch-ökonomischen Bedingungen der ‚Emanzipation von der Handschrift‘ nachgezeichnet. Es waren die Goldschmiedekunst und die Glockengießerei, die um 1480 die notwendige technologische Infrastruktur für den Buchdruck vorhielten. Für die Logistik der Verbreitung von Büchern konnte man auf ein existierendes System der Handschriftenzirkulation zurückgreifen. Von Anfang an gingen betriebswirtschaftliche Erwägungen Hand in Hand mit kulturellen Aspekten. Die sich sukzessive beschleunigende Erhöhung der Auflagen und des Umsatzes der Druckereien und zunehmenden Verlage (S. 31) wurden dann katalysiert durch die ‚Türkenbedrohung‘ und die Nachfrage nach Ablassbriefen. Übergreifend entwickelte sich durch die Distribution von immer vielfältigeren Druckerzeugnissen nach 1480 ein gesellschaftlicher Kommunikationsraum (S. 28). Insbesondere die Kirchenvertreter*innen sahen eine willkommene Gelegenheit, den christlichen Glauben zu kommunizieren. Gleichzeitig befürchtete man, auch ketzerische Absichten könnten so leichter den Weg zu den Menschen finden. Eine besondere ‚Valorisierung‘ der Buchkultur ist auch nicht von ungefähr mit dem Namen Martin Luther verbunden. Der Reformator sah den Buchdruck als Basis nicht nur für den Glauben, sondern auch für Wissenschaft und Erkenntnis – von Sprache und Kultur überhaupt.
Eine weitere bis heute wirksame Strategie und damit Bedingung unseres modernen Verständnisses von Diskursen als permanenten Argumentationsliefermaschinen war das Schüren von Interessen für neue Bücher und Auflagen (S. 64). Das wiederum stellte einen Teil der übergreifenden Revolution des Zeitverständnisses in Richtung Linearität und Zukunftsorientierung dar. Diese Entwicklungen richteten die Startrampe auf, von der aus Luther seine Reformation zünden konnte. Diese markierte die Geburt eines neuen Formats der intellektuellen, kulturellen Auseinandersetzung, eines freien, „räumlich entgrenzten“ (S. 102) Diskurses. Luthers 95 Thesen wurden nicht, wie vormals, primär in räumlich-sozial geschlossenen Zirkeln der Eliten diskutiert, sondern verbreiteten sich über das neue Massenmedium wie ein Lauffeuer. Bald konnte er auf einer riesigen Welle von Interesse surfen.
Im Epilog bündelt der Autor die wuchtigen Bugwellen des Schlachtschiffs Buchdruck, die heute vor allem durch Soziale Medien noch weiter hochgepeitscht werden: Da ist die Beschleunigungswelle, die durch das notwendige publizistische Antworten auf Gegenargumente angetrieben wird; da ist aber auch die Enthemmungs- und Empörungswelle. Und da ist die Beteiligungswelle, durch die immer mehr Menschen an den kulturellen Diskursen partizipieren konnten, was auch zu Irritationen führte. Schlussendlich bleibt zu klären, wie diese Revolution der ‚Generation Luther‘ zur heutigen Medienrevolution steht. Hier ist der Autor versöhnlich-zuversichtlich. Ja, die neue Medienrevolution ist noch umwälzender und entgrenzender. Andererseits: „Und doch mehren sich die Zeichen, dass die digitale Medienrevolution die typographische nicht ablöst, sondern fortsetzt: Printmedien erweisen sich als attraktive Flucht- und Ruhepunkte, je unumgänglicher das Tagwerk im Internet zugebracht wird“ (S. 259). Aus unserer Erfahrung mit der ersten Medienrevolution können wir also den Umgang mit der Digitalität als Aufgabe auffassen, bei deren Bewältigung wir guttun, uns an unsere 500 Jahre Auseinandersetzung mit der ersten Medienrevolution zu besinnen.
Kaufmann, Thomas (2022). Die Druckmacher. Wie die Generation Luther die erste Medienrevolution entfesselte. München: C.H Beck. 350 S., 28 €.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Andreas Lange
Beitrag als PDFEinzelansichtJulian Erdmann: Aufsuchende soziale Arbeit in Games
Auf der ‚digitalen Straße‘ werden junge Menschen bislang noch nicht so aktiv begleitet wie vor Ort. Einen Beitrag, der hier Abhilfe schaffen könnte, bietet nun Fabian Wiedel. In seiner Dissertation entwickelt er auf theoretischer und empirischer Basis ein umfassendes Modell für aufsuchende Sozialarbeit im Gaming-Bereich mit besonderem Blick auf Videospielsucht. Dazu beschreibt er eindrücklich das Phänomen des exzessiven und pathologischen Gamings. Im theoretischen Teil beschreibt Wiedel Wege ebenso wie Lücken im Hinblick darauf, wie in verschiedenen Disziplinen mit Gaming im Allgemeinen und Videospielsucht im Speziellen professionell umgegangen wird. Die Ergebnisse des empirischen Teils speisen sich aus 20 Interviews mit Expert*innen aus den Bereichen Psychologie, Medienpädagogik und Gaming. Aus Theorie und Empirie wird dann ein umfangreiches Gesamtmodellkonzept zu Digital Streetwork im Bereich Gaming entwickelt.
Als Grundlage gibt Wiedel zunächst einen Überblick über die Theorie der mediatisierten Gesellschaft mit besonderen Fokus auf die Teilbereiche Gaming und Videospielsucht. Aufbauend auf die theoretischen Ausarbeitungen wird eine Handlungsvision für eine ganzheitliche Medienkompetenzvermittlung im Digitalen und für Digital Streetwork entwickelt. Im ersten von Wiedel entwickelten Modell werden medienpädagogische Akteur*innen in ihren Handlungsfeldern mit Kompetenzvorstellungen und einzelnen Werkzeugen bzw. Maßnahmen verbunden. Im zweiten Modell steht Digital Streetwork im Kontext der Videospielsucht im Vordergrund. Diese beiden Modelle wurden in der Folge mithilfe von Fachkräfte-Interviews empirisch überprüft, in und mit denen dann Bedingungen für Digital Streetwork im Gaming-Bereich herausgearbeitet werden sollten. Nach der Vorstellung des methodischen Vorgehens stehen die Ergebnisse der Fachkräfte-Befragung im Vordergrund, bevor schließlich ein Fazit gezogen wird. Die Ergebnisse werden in zwei Bereiche strukturiert: nach der gesellschaftlichen Bedeutung von Gaming und Videospielsucht und nach der Diskussion des Konzepts Digital Streetwork. Fokussiert wurden dabei Arbeitsweisen der Digital Streetworker*innen, Kontaktaufnahme und Beziehungspflege mit der Zielgruppe sowie organisatorische Rahmenbedingungen.
Das Fachbuch richtet sich insbesondere an Fachkräfte aus den Bereichen Medienpädagogik, Soziale Arbeit und Psychologie und spricht dabei Forschende wie auch Praktiker*innen an. Wiedel blickt umfassend aus verschiedenen Perspektiven auf Gaming und Videospielsucht. Auf fundierter theoretischer Grundlage entwickelt er mehrere komplexe Modelle. Dabei wird allerdings nicht in Gänze verständlich, wie sich das Modell der ganzheitlichen Medienkompetenzvermittlung mit einem präventiven und rehabilitativen Ansatz der Digital Streetwork verbinden lässt. Wie genau die Förderung von Medienkompetenz im Rahmen von Digital Streetwork aussehen könnte, wird nur in Teilen ersichtlich. Zudem findet eine dezidierte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Akteur*innen und verschiedenen Angeboten im Rahmen der Förderung von Medienkompetenz im Hinblick auf den Stellenwert der Medienpädagogik in der Modellbildung nur verkürzt statt. Es wird zwar ein Zusammenspiel verschiedener Akteur*innen gefordert, die einzelnen Akteur*innen in ihren jeweiligen Kontexten werden aber nur sehr knapp beschrieben. Hier wäre ein klarer und differenzierterer Fokus auf einige Akteur*innen in angemessener Tiefe zielführender gewesen. Die Ergebnisse der Arbeit sind aktuell, innovativ und im Hinblick auf eine Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit in einer mediatisierten Gesellschaft zukunftsweisend. Wiedel gelingt es, sein entwickeltes Modell fundiert mit den Erfahrungen von Expert*innen abzugleichen. So können zum einen die Bedeutung der Problematik Videospielsucht sowie Defizite in der existierenden Gaming-Pädagogik herausgestellt und zum anderen die Umsetzung von Digital Streetwork als Arbeitsfeld mit bestimmten Rahmenbedingungen als praxisnah beurteilt und dahingehend konzeptionell ausgestaltet werden. Wiedels Ergebnisse lassen sich weitestgehend auch auf andere Felder der online-gestützten Jugendsozialarbeit übertragen. Für die Notwendigkeit aufsuchender Sozialer Arbeit im Gaming-Bereich, aber auch darüber hinaus, bietet Wiedel insgesamt nicht nur eine sehr fundierte Begründung, sondern zugleich umfangreiche praktische Ansätze für die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte und die weitere Entwicklung dieses Handlungsfeldes.
Wiedel, Fabian (2022). Digital Streetwork. Zur Notwendigkeit einer aufsuchenden, psychosozialen Medienpädagogik bei exzessiver Internetnutzung am Beispiel des Gaming. München: kopaed. 413 S., 24,80 €.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Julian Erdmann
Beitrag als PDFEinzelansichtEric van der Beek: Überwachung, digitale Gewalt und die Architektur von Online-Räumen
Digitale Gewalt und Überwachung gehören zu den Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche mitunter in Online-Räumen machen. Der Ansatz der handlungsorientierten Medienpädagogik besteht darin, die damit verbundenen Risiken und Gefahren aus der Perspektive der subjektiven Aneignungsweisen zu verstehen und Heranwachsende zu einem souveränen und selbstbestimmten Umgang mit Medien zu befähigen. Ihre Maxime ist aber auch, sie vor potenziell entwicklungsgefährdenden Inhalten zu schützen und dabei ihre digitalen Teilhabeinteressen zu wahren. Francesca Schmidt setzt sich in ihrem Werk aus feministischer und intersektionaler Perspektive mit der Frage auseinander, wie Formen der Diskriminierung und Marginalisierung mit der Architektur des Netzes verwoben sind. Digitale Gewalt und Überwachung versteht Schmidt als Folge einer Netzpolitik, die den Prinzipien der De-Regulierung und Privatisierung folgt.
Im ersten Teil geht Schmidt auf ‚Konzepte & Geschichten‘ des Cyber- und Netzfeminismus und der Netzpolitik ein. Hier begründet sie die These, dass Technologie konstruiert und das Internet folglich ein hegemonialer Raum ist. Schmidt zeigt, dass das Netz als Artikulations- und Vernetzungsraum ein Potenzial für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen darstellt. Jedoch begünstigen der normativ-strukturelle Rahmen der Netzregulierung sowie die Internetgesetzgebung Exklusionsrisiken und Diskriminierungen im Internet. Im zweiten Teil stellt Schmidt ‚Feministische Netzpolitik im Einsatz‘ dar. Sie kritisiert, dass die Zugangsmöglichkeiten zur bürgerlichen Öffentlichkeit im Netz entlang sozialer, kultureller und ethnischer Grenzen ungleich verteilt sind. Mit der Idee einer reflexiven Öffentlichkeit entwickelt sie die politische Forderung, die Betroffenheit von Marginalisierung und Diskriminierung und deren strukturelle Bedingungen stärker in öffentlichen Diskursen zu betonen. Die Überlegungen zur digitalen Öffentlichkeit wendet Schmidt zunächst auf das Problemfeld der digitalen Gewalt an. Im Umgang damit fordert sie eine stärkere staatliche Regulierung und ein Verbandklagerecht zur Durchsetzung bestehender Gesetze. Sie zeigt aber auch auf, dass digitale Gewalt fern von der Gesetzgebung und den Absichten der Plattformbetreiber*innen zivilgesellschaftlich reguliert werden kann. Ansätze sieht Schmidt in der Mobilisierung von Gegenrede und Communitymanagement.
Danach wendet sich Schmidt dem Problemfeld der Überwachung zu. Sie argumentiert, dass die Voraussetzungen des algorithmischen Trackings und Cyber-Stalkings in den Algorithmen von Social-Media-Plattformen verankert sind. Dadurch bestehe die Gefahr eines sogenannten Chilling-Effects, also einer vorauseilenden Anpassung der individuellen Verhaltensweisen (Selbstzensur), die aus der Erwartung entsteht, dass man überwacht wird. Schmidt kann aufzeigen, dass digitale Gewalt und Überwachung tief in die Funktionsweise des Netzes eingeschrieben sind. Damit haben sie strukturelle Ursachen, die weit über die subjektiven Aneignungsweisen der Nutzenden hinausgehen. Die Medienpädagogik steht hier vor einem Dilemma. Die Verwirklichung von Teilhabeinteressen Heranwachsender kommt dort an die Grenzen, wo digitale Gewalt und Überwachung ihre Entwicklung gefährden kann. Die Maxime der Befähigung zu einem souveränen und selbstbestimmten Umgang mit Medien kann daher nur Teil der Antwort sein, was die Aufgabe der Medienpädagogik im Netz ist.
Aus den Ausführungen von Schmidt lassen sich meines Erachtens mindestens drei Aufgaben für die Medienpädagogik ableiten. Erstens müssen neben den Aneignungsweisen von Kindern und Jugendlichen die hegemonialen Strukturen der Online-Räume in den Blick genommen und die Interessen der Akteur*innen besser verstanden werden. Zweitens sind wir herausgefordert, anwaltschaftlich die Teilhabeinteressen Heranwachsender in diesen Räumen zu vertreten und an der Gestaltung von Regeln und Normen in Politik und Zivilgesellschaft aktiv mitzuwirken. Drittens brauchen wir in der Medienpädagogik eine reflexive Auseinandersetzung mit Überwachung und digitaler Gewalt als Prinzipien der Medienerziehung. Digitale Gewalt wird beispielsweise dort ausgeübt, wo Jugendschutzfilter den Zugang zu Inhalten versperren oder Medien zur Durchsetzung erzieherischer Sanktionen genutzt werden. Risiken durch Überwachung entstehen beispielsweise dort, wo der Umgang mit digitalen Medien durch Fachkräfte kontrolliert wird. Eignen sich Jugendliche in der aktiven Medienarbeit Social-Media-Plattformen als Identitätsspielräume und zur Artikulation ihrer politischen Interessen an, sind sie mit den Risiken von Überwachung und digitaler Gewalt konfrontiert. Die handlungsorientierte Medienpädagogik muss sich daher intensiv mit der Frage beschäftigen, wie hegemonial strukturierte Technologien mit den pädagogischen Zielen und Handlungsweisen verflochten sind.
Schmidt, Francesca (2021). Netzpolitik. Eine feministische Einführung. Opladen/Berlin/Toronto: Barbara Budrich. 188 S., 18,90 €.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Eric van der Beek
Beitrag als PDFEinzelansichtLisa Melzer: Karsch, Philip (2022). Schule und digitale Kommunikationskultur. Antinomien des Lehrer*innenhandelns zwischen Privatheit und Professionalität. Wiesbaden: Springer VS. 328 S., 69,99 €.
Die Corona-Pandemie hat in sehr vielen Schulen die Suche nach neuen Kommunikationskanälen beschleunigt. Innerhalb kürzester Zeit mussten Lehrkräfte ihren Unterricht ins Internet verlegen und auf Online-Lehre umsteigen. Dabei wurde schnell deutlich: Digitale Kommunikation verändert die Zusammenarbeit von Schüler*innen und Lehrer*innen auf eine Weise, die bisher aus (erziehungs-)wissenschaftlicher Sicht weitgehend vernachlässigt wurde. An dieser Stelle setzt die Dissertationsarbeit von Philip Karsch an, die 2020 entstand. Darin unternimmt Karsch den Versuch, darzustellen, vor welche Herausforderungen Lehrkräfte der Einsatz von Messenger-Diensten wie Whatsapp oder Telegram zur Unterrichtsgestaltung stellt und welche professionellen Aushandlungsprozesse damit zwangsläufig einhergehen. Gerade Fragen danach, welche Chancen aber auch Hürden mit digitaler Kommunikation verbunden sein können, werden in der Arbeit anhand von Ergebnissen leitfadengestützter Interviews mit Lehrer*innen aufgegriffen und diskutiert. Dafür wird zunächst im ersten Teil der Arbeit ein hermeneutischer Zugang gewählt, um Lehrkräfte in ihrer Rolle als „Informant*innen tatsächlich ‚zur Sprache‘ kommen zu lassen“ (S. 21). Den theoretischen Rahmen bildet dabei eine überblicksartige Darstellung des Konzepts der Mediatisierung im Anschluss an Arbeiten von Friedrich Krotz, um zu verdeutlichen, wie sich Kommunikationsformen und -räume durch die umfassende mediale Durchdringung aller Lebensbereiche verändern. Der zweite, empirische Teil der Arbeit liefert eine umfangreiche Einzelfallbeschreibung und -analyse. Daran anschließend werden fünf Antinomien (Spannungsfelder) vorgestellt, innerhalb derer Lehrkräfte gefordert sind, sich zu positionieren, wenn sie digitale Tools wie Messenger-Dienste zur Kommunikation einsetzen wollen.
Insgesamt schafft es Karsch, Leerstellen im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit Potenzialen aber auch Herausforderungen, welche der Einsatz von digitalen Kommunikationstools in schulischen Kontexten aufwirft, zu schließen. Dabei liefert der Autor zahlreiche Denkanstöße, die nicht nur Lehrkräften, sondern auch Pädagog*innen anderer Handlungsfelder dabei unterstützen können, sich intensiver mit dem Einsatz digitaler Kommunikationstools zu beschäftigen. Schließlich regt die Arbeit zur Diskussion weiterer spannender Fragen an, die sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis als Grundlage dienen können, um die pädagogische Arbeit im digitalen Raum weiterzuentwickeln und die Auseinandersetzung mit dem Wandel schulischer Kommunikationskultur durch digitale Medien voranzutreiben.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Lisa Melzer
Beitrag als PDFEinzelansichtKatharina Stengl: Reinike de Buitrago, Sybille (Hrsg.) (2022). Radikalisierungsnarrative online. Perspektiven und Lehren aus Wissenschaft und Prävention. Wiesbaden: Springer VS. 337 S., 69,99 €.
Radikalisierung ist ein gesellschaftliches und politisches Phänomen. Bei Betrachtung der Radikalisierung als einen Prozess mit individuellen Ursachen, Gruppendynamiken und Arten extremistischer Ansprache sowie Propaganda wird deutlich, welche Rolle Soziale Medien spielen. Sie dienen lange nicht mehr nur der Unterhaltung. Immer öfter werden sie zur Verbreitung (extremer) politischer Inhalte genutzt. Jugendliche sind besonders anfällig für sogenannte Radikalisierungsnarrative im Internet.
Der Sammelband vereint Wissenschaft und Präventionspraxis für einen weitreichenden Blick auf die Radikalisierungsthematik und Online-Medien. Der interdisziplinäre Austausch soll für ein besseres Verständnis sorgen. In zwölf Kapiteln werden sowohl Erfahrungsberichte zur Schnittstelle von Radikalisierung, Einfluss und Rolle der Sozialen Medien als auch diverse Perspektiven der Präventionsarbeit aufgezeigt. Einige Autor*innen stellen dar, welche Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen Radikalisierungsprozessen bestehen, wie in extremistischen Videos. Das Projekt VIDEOSTAR – Videobasierte Strategien gegen Radikalisierung versuchte durch eigene aufklärende Videos die Wirkung extremistischer Videos abzuschwächen. Die Ergebnisse des Präventionsprojekts werden im vierten Kapitel diskutiert.
Das Werk Radikalisierungsnarrative online bietet (medien-)pädagogischen Fachkräften aus Theorie und Praxis viele interessante Beiträge. Jedem ans Herz legen möchte ich den Beitrag ,Menschenverachtende OnlineKommunikation – Phänomene und Gegenstrategien‘, der über die Bedeutung von Medienkompetenz in der Präventionsarbeit gegen Radikalisierung im Internet informiert. Zur Zielgruppe der Publikation zählen außerdem Vertreter*innen aus Wissenschaft, Präventionspraxis und Sicherheitsbehörden.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Katharina Stengl
Beitrag als PDFEinzelansichtAnna-Clara Pentz: Schönhofer, Gerhard (2022). Ermächtigung durch Sichtbarkeit? Filmprojekte mit fluchterfahrenen Jugendlichen in Deutschland. Bielefeld: transcript. 352 S., 39,99 €.
In diesem Buch untersucht Gerhard Schönhofer, inwiefern partizipative Filmprojekte für fluchterfahrene Jugendliche tatsächlich deren Sichtbarkeit ermöglichen. Dabei hinterfragt der Autor kritisch, dass im Kontext solcher medienpädagogischer Workshop-Formate Sichtbarkeit mit Ermächtigung gleichgesetzt wird. Er zeigt anhand ethnografischer Methoden Spannungsfelder auf, die solche Bemühungen des ‚Eine-Stimme-Gebens‘ erzeugen können. Jedoch möchte er dabei nicht die Angebote diverser Initiativen und Akteur*innen als „fehlgeleitet, irrelevant oder gar überflüssig“ (S. 15) darstellen. Viel mehr geht es ihm darum, zu zeigen, welche Probleme bei Bemühungen zur Ermächtigung, Partizipation und Teilhabe entstehen können. Für Akteur*innen aus filmpraktischen Angeboten für Jugendliche mit Fluchterfahrung dient das Buch zur kritischen Auseinandersetzung mit medial konstruierten Blickregimen auf Migration. Es zeigt ferner auf, wie wichtig eine entsprechende Zielsetzung ist, damit nicht durch das Angebot per se ‚Othering‘ stattfindet. Welche Vorannahmen leitet die Akteur*innen, wenn sie ‚die anderen‘ sichtbarer machen und ihnen eine Stimme geben wollen? Dies ist eine von vielen Fragestellungen, mit denen sich Schönhofer auseinandersetzt. Der Ethnologe zeigt verschiedene Probleme und Gefahren von Filmprojekten mit Geflüchteten auf. Somit liefert die Publikation wichtige Anregungen nicht nur für die Konzeption entsprechender Projekte, sondern auch dazu, auf was es bei der Präsentation zu achten gilt.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Anna-Clara Pentz
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kolumne
Sophia Mellitzer: „Immer schön lächeln!“ – Whatsapp im Vorort
Kürbisse über Kürbisse. Kaum geht es auf Halloween zu, grinsen sie mir von überall her entgegen. Der Größe nach aufgereiht schmücken sie schon seit Wochen die heimischen Vorgärten und gammeln dem großen Tag entgegen. Allein auf dem Weg zur S-Bahn zähle ich 13 Stück. Im WhatsApp-Status überbieten sich meine Kontakte, wer die schönste Fratze geschnitzt hat. Manche posten sogar den Entstehungsprozess vom Aushöhlen bis zum Beleuchten – natürlich flankiert mit fröhlich lächelnden Kindern in perfekt aufgeräumten Wohnküchen. Nicht umsonst heißt diese Messenger-Funktion ‚Status‘. Ende Oktober dann der panische Hilferuf im Familienchat: „Wo gibt es noch Kürbisse?“. Auf dem Acker zum Selbstpflücken: nur noch matschige Reste. Im Supermarkt: alles ausverkauft. Beim Baumarkt: leider vergriffen. Im Nachbarort beim Großbauern gebe es noch welche, die rettende Info. Eine Diskussion entbrennt im Chat mit 257 Teilnehmer*innen: Ob es ethisch vertretbar sei, bei einem derartig dramatischen Kürbis-Mangel mehr als einen Kürbis pro Familie zu kaufen? Die Admins mahnen zur Besonnenheit „Kürbiskostüm, 1–3 Jahre, 5 €“ – schon wieder grinst mir digitales Gemüse entgegen.
Ach ja: Ich bin Admin von zwei der sechs örtlichen Flohmarkt-Gruppen und überprüfe täglich die Einhaltung der Gruppenregeln. Eine lautet „Crosspostings vermeiden!“. Taucht also dieses Angebot noch in anderen Gebrauchtwaren-Gruppen auf, schreibe ich die verkaufstüchtige Person freundlich an. Die Nachrichtenflut so gering wie möglich zu halten, lautet die Mission. Ping! Schon wieder lacht mich ein Kürbis an, dieses Mal in Muffinform. „Sollen wir einen Kuchenverkauf zu Halloween machen?“. Jetzt ist es der Elternbeirat-Gruppenchat des Kindergartens. Ein paar Tage später gebe ich freundlich lächelnd orange-schwarze Teigwunder an zahlungskräftige Familien weiter. Natürlich poste ich das Ganze auf Whats-App, damit alle an ihr Kleingeld denken. Und dann kommt der große Tag, der 31. Oktober. Nun wird im Familienchat gerätselt, welcher Ortsteil sich am besten für „Süßes oder Saures“ eignet. Es wird eine digitale Karte geteilt, in die sich alle eintragen können, die Trick-or-Treat-Besuch empfangen möchten. Im Süden heißt es, gebe es das „Horror-Haus“, da müsse man unbedingt hin. Mit Skeletten, Sound- und Lichtinstallationen, einem Friedhof und sogar einer Nebelmaschine. Das Haus liegt bei uns um die Ecke. Als ich um 19 Uhr ankomme, sehe ich das Haus vor lauter Schaulustigen nicht. Himmel, lesen die etwa alle den Familienchat mit? Ich jedenfalls stelle ein Foto unseres mittlerweile schief grinsenden, leicht verschimmelten Kürbiskunstwerks in meinen Status.Denn irgendwo habe ich gelesen, dass sich besonders Mütter mit dem Online-Teilen vom „perfekten“ Familienleben gegenseitig unter Druck setzen. Dem möchte ich als Vorort-Bewohnerin heute Mal etwas entgegensetzen.
Beitrag aus Heft »2022/05 Medien.Pädagogik und Rassismus.Kritik – Impulse einer Auseinandersetzung«
Autor: Sophia Mellitzer
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Kati StruckmeyerVerantwortliche Redakteurin
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