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2019

Jahresbericht 2018

Berichte über die Projekte aus Forschung und Praxis, sowie Informationen über die Publikationen des JFF aus dem Jahr 2018

Vorwort

Die Profession der Medienpädagoginnen und Medienpädagogen am JFF

Das Jahr 2018 war vielfältig und ereignisreich. Es gab politische Veränderungen in Deutschland: Die Parteienlandschaft veränderte sich und die Frage nach der Ausrichtung Europas und dem wirtschaftlichen und emotionalen Zusammenhalt der Staatengemeinschaft beschäftigte uns zunehmend. Es gab auch zentrale bildungspolitische Debatten: So wurde die Frage nach der Berechtigung der Kulturhoheit der Länder neu gestellt und in Bayern das G9 wieder eingeführt. Auch der Begriff der Digitalisierung war omnipräsent. Die Frage, ob Medienkompetenz nötig ist, scheint beantwortet, weiterhin wird aber intensiv diskutiert, wie die Förderung dieser möglicherweise vierten Schlüsselkompetenz flächendeckend umzusetzen ist. Die Anfragen für Projekte und Vorträge am JFF waren in knapp 70 Jahren Institutsgeschichte noch nie so zahlreich wie im Jahr 2018. Gründe dafür lassen sich zum einen in der langjährigen Erfahrung des JFF und der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion, aber natürlich auch in der recht soliden wirtschaftlichen Lage in Deutschland finden. Die Agilität, Flexibilität, Innovationsfreude und hohe Fachlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des JFF tragen aber sicher mindestens ebenso maßgeblich dazu bei, dass man es diesem Institut zutraut, Antworten auf drängende sozialwissenschaftliche, familien- und bildungspolitische Fragen zu finden.

Ein guter Grund für mich, im Rahmen des Vorworts einen Blick auf die Profession der Medienpädagoginnen und Medienpädagogen am JFF zu werfen. Kinder und Jugendliche für ein souveränes Leben mit Medien stark zu machen, bedeutet auf der einen Seite, Mut zu haben, mit starken Charakteren zu interagieren, und auf der anderen Seite, einen ganzheitlichen Blick auf ein souveränes Leben und auf ein Leben mit Medien zu haben. Dies sorgt für ein umfangreiches Anforderungsprofil für Medienpädagoginnen und Medienpädagogen. In sich wandelnden Zeiten, gesellschaftlichen Umbrüchen und herausgefordert von immer neuen Jugendkulturen gilt es, wertoffen und zugleich leitend zu agieren. Medienpädagoginnen und Medienpädagogen brauchen den intellektuellen und praktischen Austausch, um neue Konzepte zu entwickeln und Vorhandenes auf den Prüfstand zu stellen. Dabei liegt dem Fach nicht eine klar konturierte Disziplin zugrunde. Es bedarf natürlich bildungswissenschaftlicher Kenntnisse. Aber auch die Sozialpädagogik, Psychologie, Soziologie, Kommunikationswissenschaften, Fachdidaktiken, Informatik und weitere wissenschaftliche Disziplinen spielen eine wichtige Rolle. Ein beständiger interdisziplinärer Diskurs ist anstrengend, aber auch oft erkenntnisfördernd: Innovation entsteht an den Rändern der Disziplinen. Gespräche mit Fachleuten anderer Disziplinen helfen dabei, eigene Konzepte zu hinterfragen und verständlich zu formulieren, gesellschaftliche oder technische Entwicklungen offen und kritisch zu analysieren sowie ganzheitliche Ansätze für die medienpädagogisch-praktische wie wissenschaftliche Arbeit zu entwickeln. Medienpädagogik ist dabei keine simple Erweiterung und Spezialisierung der Pädagogik. Es ist im Kern eine erziehungswissenschaftliche Disziplin, die aber als eigene Wissenschaft ihre Grundlegung im interdisziplinären Austausch hat. Somit ist es schwer verständlich, dass das Fach nach wie vor ein Nischendasein fristet und es keine geschützte Berufsbezeichnung gibt. Dies zeigt, dass das Aufgabenfeld immer noch meist als freiwillige Leistung gesehen und letztendlich nachrangig eingeordnet wird. Gleichzeitig liegt genau darin auch die Chance für das Arbeitsfeld. Medienpädagogik lernt man nicht als Standardangebot, Medienpädagogin oder Medienpädagoge wird man meistens, weil es einen brennend interessiert. Viele Medienpädagoginnen und Medienpädagogen fühlen sich tatsächlich für ihre Arbeit berufen und üben sie mit Leidenschaft aus. Zu einem erfolgreichen Handeln in diesem Feld gehört natürlich Fachwissen, daneben aber muss viel Interesse vorhanden sein, sich ständig neuen Entwicklungen zu stellen, neue Herausforderungen anzunehmen und kontinuierlich an der Gestaltung dieses hochgradig dynamischen Feldes mitzuarbeiten. 

Gerade die immer neuen gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen sind es, die den Bedarf an interdisziplinärem Fachaustausch zentral wichtig erscheinen lassen. Algorithmen sind beispielsweise für die einen Machtinstrumente, für andere effizienter Programmcode oder Instrumente der Mensch-Maschine-Kommunikation und für eine zunehmend größere Gruppe sogar Akteure im sozialen Gefüge der Gesellschaft. Der interdisziplinäre Austausch – auch wenn er oft alles andere als leicht und selbstverständlich ist – ist aus Sicht des JFF die Basis für eine verantwortungsbewusste Gestaltung von Innovationsprozessen. Seit über zehn Jahren widmet sich daher eine Tagungsreihe des JFF explizit dem interdisziplinären Austausch zu medienbezogenen Fragen. Zu Themen wie „Kinderspiel in digitalen Lebenswelten“, „Zwischen Kindheit und Jugend“ oder „.medien ..konsum …kultur“ treffen sich jährlich Expertinnen und Experten unterschiedlichster Disziplinen, um sich über Verständnis, Definition und Handlungsnotwendigkeit zum jeweiligen Themenfeld aus wissenschaftlicher Perspektive zu verständigen. Im Jahr 2018 war es das Thema Kinderrechte und damit wieder ein Thema, das die Multiperspektivität deutlich macht. Wie die Balance im Dreieck Schutz, Teilhabe und Befähigung unter Berücksichtigung etwa des Kinderrechts auf Zugang zu altersadäquaten Informationen hergestellt werden kann, ist eine herausfordernde Frage, die auch hohe Relevanz für die Arbeit von Medienpädagoginnen und Medienpädagogen in der Praxis hat. Das JFF lebt den interdisziplinären Austausch und hat sich im Jahr 2018 insbesondere mit der Frage zur informatischen Bildung beschäftigt. Hierzu erschien eine viel beachtete Ausgabe unserer Zeitschrift merz | medien + erziehung.

Hervorheben möchte ich an dieser Stelle aber doch zwei für mich besonders faszinierende Entwicklungen. Die eine ist die zunehmende Durchlässigkeit der Grenzen zwischen außerschulischer und schulischer Medienarbeit, die aus meiner Sicht auch nötig ist, wenn es um Fragen eines guten Umgangs mit digitalen Medien durch Kinder und Jugendliche geht. Das JFF hat sich auf der Basis seiner Expertise in beiden Bildungsbereichen als kompetenter Partner für die Etablierung professioneller Zusammenarbeit über die Bereiche hinweg profiliert und wird zunehmend als Partner in Projekte miteinbezogen. So ist das JFF an Modellprojekten wie der Ausbildung von Wertebotschafterinnen und Wertebotschaftern oder auch dem Modellversuch Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken beteiligt. Die andere interessante Entwicklung ist die, dass das JFF aufgrund der ihm zugeschriebenen Expertise zunehmend auch in Forschungsprojekte eingebunden ist, die dazu dienen, Prozesse der Digitalisierung im Bildungsbereich politisch und institutionell zu gestalten. So ist das JFF etwa an Projekten wie dem FSM-Jugendmedienschutzindex, dem Gefährdungsatlas der BPjM oder Digitales Deutschland maßgeblich beteiligt. Unter dem Titel Digitales Deutschland wird recherchiert, welche Studien und theoretischen Modelle es zur Analyse medien- und digitalisierungsbezogener Kompetenzen der bundesdeutschen Bevölkerung gibt und auf welchen Annahmen hinsichtlich der Digitalisierungsprozesse diese beruhen. Am JFF laufen darüber hinaus derzeit viele modellhafte Projekte in den Bereichen gesellschaftliche Beteiligung, kulturelle Bildung, Medienerziehung in Familien, frühkindliche Bildung, Games oder auch Umgang mit Social Media, die weithin wahrgenommen werden, etwa das Festival KINO ASYL, die Studien Mobile Medien in der Familie, die Expertise und modellhafte Umsetzung von Blended-Learning-Angeboten, die Plattform webhelm.de oder Game Life! 

Das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im interdisziplinären Team am JFF ist beeindruckend groß. Ich möchte dem JFFMitarbeitendenteam und der Leitung für ihr wirklich herausragendes Engagement, für ihre Kreativität und ihre Professionalität danken, mit der sie den derzeitigen Rückenwind nutzen, um medienpädagogische Grundsätze als Leitlinien in die Gestaltung von Digitalisierungsprozessen im Bildungsbereich einzubringen und wirksam werden zu lassen. Es bleibt eine wichtige Aufgabe der Leitung und des Vorstands, das JFF strategisch so auszurichten und zu positionieren, dass es seine wichtigen und nun auch in der Breite stark nachgefragten Impulse und Beiträge auch mittel- und langfristig leisten kann. Das JFF wäre ohne seine Partnerinnen und Partner nicht das erfolgreiche JFF, wie wir es derzeit erleben. Eine kooperative Arbeitsweise an den gemeinsamen Aufgaben und Projekten ist mir persönlich und den Kolleginnen und Kollegen am JFF ein großes Anliegen. Allen, die uns ihr Vertrauen schenken, möchte ich danken und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Frank Fischer, Vorsitzender des JFF – Jugend Film Fernsehen e. V.

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