merz Wissenschaft – Call for Papers: Digitale Spiele

merzWissenschaft 2016 will wissenschaftliche Perspektiven auf digitale Spiele und das Spielen bündeln, die einen oder mehrere von drei Aspekten in den Blick nehmen: die für Kinder und Jugendliche relevanten Angebote, deren Aneignung durch Kinder und Jugendliche sowie die sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Aneignung. Beide Seiten, die Angebote wie die Aneignungsprozesse, sind rasanten Entwicklungen unterworfen. Auf der Angebotsseite stechen dabei vor allem die unterschiedlichen Plattformen und Spielgenres, die teils neuen Vertriebsformen und Geschäftsmodelle sowie die zunehmende Vernetzung, verbunden mit Speicherung und Übertragung von Daten, hervor. Aus medienpädagogischer Perspektive ist hier zum einen dasjenige Angebotsspektrum und dessen Strukturen in den Fokus zu rücken, das explizit an Kinder und Jugendliche adressiert wird. Zum anderen interessieren aber auch jene digitalen Spiele, die sich laut Entwicklern und Publishern primär an ein erwachsenes Publikum richten, aber dennoch von Kindern und Jugendlichen gespielt werden. Mit Blick auf die Aneignung durch Kinder und Jugendliche sind neben Nutzungssettings (z. B. gemeinsam oder allein, mobil oder stationär, online oder offline, unter Gleichaltrigen oder in mehrgenerationalen Konstellationen wie z. B. Familie) auch kulturelle Bezüge zu Fan- und/oder Konsumkulturen zu betrachten. Nicht zuletzt gilt es auch Kompetenzen in den Blick zu nehmen, die einen souveränen Umgang mit digitalen Spielen ermöglichen. Denn die Interaktion im Spiel ermöglicht die Gestaltung von Interaktionsräumen, die Auseinandersetzung mit Inhalten, Themen und Werthaltungen. Auf der gesellschaftlichen Ebene sind angesichts der Entwicklungen Fragen zu medienerzieherischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in den Blick zu nehmen, wie zum Beispiel Fragen zu Jugendmedienschutz und Datenschutz oder auch zu der Frage, inwiefern Kinderrechte (Recht auf Spiel, Recht auf Beteiligung etc.) auch digitale Spiele betreffen. Ferner erscheinen gesellschaftliche Diskurse über digitale Spiele und damit verbundenes Spielen auch in ihrer historischen Entwicklung hilfreich, um die Aneignung von digitalen Spielen durch Kinder und Jugendliche zu kontextualisieren.

merzWissenschaft 2016 lädt zur Einreichung theoretischer oder empirischer Beiträge ein, die sich mit digitalen Spielen und dem Spielen befassen, insbesondere im Hinblick auf Kinder und Jugendliche. Mögliche Fragestellungen umfassen dabei die folgenden Bereiche:

  • Normative Dimensionen pädagogischen Handelns: Die Digitalisierung verändert die Perspektiven auf das Spiel als Gegenstand der Auseinandersetzung in relevanten (Teil-)Disziplinen. Diskussionswürdig sind Begriffe von Spiel im Kontext digitaler Kultur und mediatisierter Welten sowie die Frage, ob oder inwieweit sich das Recht auf Spiel auch auf digitale Spiele anwenden lässt. Eine zentrale Frage in diesem Kontext ist, welche Herausforderungen für die Autonomie Spielender in vernetzten Spielwelten entstehen, ebenso für Bildung und Erziehung sowie für Kinder- und Jugendschutzsysteme?
  • Digitale Spiele in der Bildung: Spielen als eine wichtige Form der Weltaneignung hat seit jeher einen festen Platz in verschiedenen Bildungsbereichen, vor allem im Bereich der frühkindlichen Bildung. Hier schließt sich die Frage an, welche Bedeutung digitale Spiele in formalen und nonformalen Bildungskontexten haben? Inwieweit unterstützen digitale Spiele Lernprozesse? Welche Potenziale aber auch Limitationen liegen in der sogenannten Gamification, der Anwendung von Spielprinzipien auf andere Lebens- und Handlungsbereiche?
  • Digitale Spiele als Kommunikations- und Sozialräume: Die Medialität von Computerspielen ermöglicht nicht nur, sie als Erzählmedien zu charakterisieren, sondern eröffnet auch Kommunikations- und Sozialräume. Über die unmittelbaren Spielstrukturen hinaus bestehen weitere Sozial- und Kommunikationsräume, die primär der Interaktion von Spielenden dienen (z. B. Gilden, Clans, Communitys). Daraus ergeben sich verschiedene Fragen: Wie sind diese Räume strukturiert? Wie gestalten sich Prozesse der Inklusion und Exklusion in und rund um digitale Spiele? Inwieweit fungieren digitale Spiele als politische Systeme? Welche Bedeutung hat Spielen für die Interaktion in der Peergroup, aber auch in der Familie oder in intergenerationellen Settings?
  • Digitale Spiele als Teil der konvergenten Medienwelt: Digitale Spiele sind in vernetzte Strukturen der konvergenten Medienwelt eingebettet. Neben der Auseinandersetzung mit Kommunikation über digitale Spiele und Fankulturen stellt sich auch die Frage nach der Beschaffenheit von digitalen Spielen als Ausdrucksmittel und Mittel der Partizipation sowie nach ökonomischen Aspekten. Relevante Fragen sind hier: Welche Vertriebswege wählen die Anbieter? Welche Geschäfts- und Erlösmodelle verfolgen sie? Welche Konsequenzen für die Nutzenden sind damit verbunden? Sind diese für die Nutzenden durchschaubar?
  • Der gesellschaftliche Diskurs über digitale Spiele: Der gesellschaftliche Diskurs über digitale Spiele hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Er ist von unterschiedlichen Akteuren und konfligierenden Anspruchsbereichen geprägt. Zentral ist hier die Frage nach den Akteurinnen und Akteuren. Wie gelingt die Partizipation Spielender und welche Themen sind aus Perspektive der Community der Spielenden relevant (z. B. Gamergate)?

merzWissenschaft bietet ein Forum, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung in der Medienpädagogik zu fördern und die theoretische Fundierung der Disziplin weiterzutreiben. Hierzu lädt merzWissenschaft qualifizierte Beiträge aus verschiedenen einschlägigen Disziplinen zur Weiterentwicklung der medienpädagogischen Fachdiskussionen ein.

Erwünscht sind Originalbeiträge, die

  • empirisch oder theoretisch fundiert sind,
  • neue Erkenntnisse, Aspekte oder Zugänge zum Thema aufzeigen und dabei
  • explizit Bezug zu einem der skizzierten Teilbereiche oder einer Fragestellung herstellen bzw. eine eigene Fragestellung im Gesamtkontext des Calls konturieren.

Abstracts mit einem Umfang von max. 6.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) können bis zum 15. Februar 2016 bei der merz-Redaktion (merz@jff.de) eingereicht werden. Formal sollen sich die Beiträge an den Layoutvorgaben von merzWissenschaft orientieren, die unter www.merz-zeitschrift.de (→ über merz → für autoren) verfügbar sind. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Susanne Eggert, fon +49.89.68989.152

Termine im Überblick:

  • 15. Februar 2016: Abgabe der Abstracts an merz@jff.de
  • 11. März 2016: Entscheidung über Annahme/Ablehnung der Abstracts
  • 13. Juni 2016: Abgabe der Beiträge
  • 13. Juni – 22. Juli 2016: Begutachtungsphase
  • August/September 2016: Überarbeitungsphase (ggf. mehrstufig)
  • Endgültige Abgabe: 23. September 2016

Eine PDF-Version des call for papers können Sie hier herunterladen.

Link zum Call auf der Website der merz: http://www.merz-zeitschrift.de/?NEWS_ID=10639