Anja Bamberger
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Anja Bamberger: Wie gehen Jugendliche mit konfliktreichen Situationen auf Instagram um?
Um für sie unerwünschte Nutzungssituationen zu vermeiden, zeigen sich Heranwachsende mitunter sehr kreativ, indem sie eigene, in der App nicht vorgesehene Möglichkeiten ausloten, sich selbst vor Risiken zu schützen. So ein Ergebnis des aktuellen ACT ON!-Monitorings. Neben dem Einrichten mehrerer Accounts gehört das Verdecken von Gesichtern bei der Aufnahme oder Bearbeitung von Fotos dazu, oder die Angabe falscher Daten bei Registrierungsprozessen.
Instagram zählt zu den beliebtesten und häufig genutzten Social-Media-Apps Jugendlicher. Wenn sie dort etwas Negatives erlebt haben, greifen Jugendliche zum Selbstschutz auf die App-eigenen Funktionen wie Blockieren, Melden und Löschen zurück. Vor allem das Blockieren kritisch angesehener Accounts ist eine Standardreaktion Jugendlicher und wird sogar als essenziell angesehen, um die Nutzung von Instagram ihren Konditionen entsprechend anzupassen. Als problematisch einzustufen ist, dass Jugendliche die Verantwortung für negative Online-Erlebnisse in hohem Maße sich selbst zuschreiben, und die entsprechenden Risiken auf der Plattform als quasi naturgegeben hinnehmen. Die Jugendlichen reagieren häufig mit Vermeidung, um möglichst wenig Angriffsfläche etwa für Belästigungen, Bots oder unerwünschte Kontaktanfragen zu bieten. Positiv interpretiert kann dies – vor dem Hintergrund vorausschauenden Medienhandelns – auch als medienkompetent eingeschätzt werden. Um Jugendliche in Konfliktsituationen zu einem souveränen und selbstbestimmten Medienumgang zu befähigen, sind fortwährende Unterstü tzungsangebote und Präventionsmaßnahmen erforderlich, die neben individuellen Bewältigungsmechanismen auch strukturelles Wissen vermitteln.
Die Studie des Projekts ACT ON! des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis geht der Frage nach, wie Jugendliche unter dem
Blickwinkel von Teilhabe- und Schutzbedürfnissen mit der bildorientierten Plattform Instagram umgehen.