GAMEDESIGN FAQs

Fragen rund um das Aufgabenfeld von Gamedesigner*innen

Was machen Gamedesigner*innen?

Was steckt überhaupt hinter dem Berufsfeld Gamedesign? Viele denken dabei an die reine Programmierung oder das Design von Spielen. Doch dazu gehört viel mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist, weshalb eigentlich von Spieleentwicklern*innen gesprochen werden müsste, um der Komplexität des Berufs gerecht zu werden. Von der Idee eines Spiels bis zur Umsetzung ist eine Vielzahl von Schritten notwendig, die unterschiedliche Aufgabenbereiche beinhaltet. Gamedesigner*innen entwickeln Spielkonzepte (sog. Design-Documents), in denen alle spielrelevanten Inhalte erarbeitet werden. Der Begriff Gamedesign entstammt dem englischen Begriff des Spielkonzepts, den Design-Dokuments. Das bedeutet, dass das Design in Gamedesign nicht auf den Aufgabenbereich eines Designers*in anspielt, sondern auf die Aufgabe ein Spielkonzept zu entwickeln. Zum Spielkonzept zählen die Schaffung einer Spielvision und die Entwicklung einer Spielwelt mitsamt Charakteren, Spielprinzipien, Spielmechanismen, Spielzielen, Herausforderungen und Regeln. All diese Inhalte sollen den Spieler in den Bann ziehen. Deshalb ist es wichtig, den aktuellen Spielemarkt zu analysieren und nationale sowie internationale Trends und Technologien zu verfolgen. Die Grafik, das Layout, die Programmierung oder das Design des Spiels, also die finale Umsetzung des von dem/der Gamedesigner*in erstellten Spielkonzepts, übernehmen dann sogenannte Leveldesigner*innen, Programmierer*innen, Grafiker*innen oder Modeller. Das Spielkonzept wird zwischendurch von dem/der Gamedesigner*in mithilfe eines oder sogar mehreren Prototypen getestet, also mit einer Art Musterspiel. Es entsteht eine technisch einfache Spielversion des Spielkonzepts, durch die ein erster Eindruck entsteht, wie das spätere Gameplay, also das Zusammenspiel der Spielmechanismen, sein wird. Dieser Schritt ermöglicht die Prüfung und Verfeinerung des Spielkonzepts vor der eigentlichen Fertigstellung. So werden Unklarheiten, Fehler und Lücken im Spielkonzept aufgearbeitet, bevor die Entwicklung der Spielversion beginnt, die zum Verkauf vorgesehen wird. Erst nach der Optimierung des Spielkonzepts beginnen die anderen Akteure die finale Spielversion zu erstellen.

Der/Die Gamedesigner*in erschafft mit dem Spielkonzept also die virtuelle Welt, in der sich selbstgestaltete Charaktere bewegen, legt die Regeln des Spiels fest. Er/Sie ist weniger für die Programmierung selbst zuständig, wie zunächst von vielen angenommen wird. Trotzdem ist es wichtig, dass ein*e Gamedesigner*in auch andere Bereiche der Spielentwicklung handhaben kann, um ihre Hintergründe, Schnittstellen oder Kommunikationsprotokolle zu verstehen und so eine zielgerichtete Zusammenarbeit gewährleisten und das Spielkonzept erfolgreich umzusetzen kann. Um dieses Allround-Wissen zu ermöglichen sind in der Ausbildung bzw. dem Studium zum/zur Gamedesigner*in verschiedene Bereiche vorzufinden, wie bspw. Design, Animation, Programmierung und Projektmanagement.

Was alles zum Beruf des eines/einer Gamedesigners*in gehört, könnt ihr euch in diesem Video anschauen. Hier erzählen zwei Gamedesigner über ihren beruflichen Alltag und ihre Ausbildung.

Was ist eine Spielmechanik?

Die Spielmechanik umfasst die Möglichkeiten, die innerhalb des Spiels durchführbar sind. Durch die Ausgangssituationen im Spiel, die Reaktionen auf diese durch den/die Spieler*in und die im Spiel verankerten Regeln entsteht das Spielerlebnis. Mithilfe der Spielmechanik wird also der Ablauf des Spiels festgelegt und gesteuert, indem Möglichkeiten der Handlung für die Spieler gewährleistet werden. Zur Spielmechanik gehören u.a.:

(1) Bedienungsmöglichkeiten (Interface) – Wie kann der Spieler Einfluss auf das Spiel nehmen?
(2) Handlung und Level – Worum geht es in dem Spiel?
(3) Regeln des Spiels – Innerhalb welcher Regeln wird im Spiel gehandelt?
(4) Grenzen – Welche Grenzen sind im Spiel vorhanden, um den Spielprozess voranzutreiben?
(5) Interaktionsmöglichkeiten – Mit welchen Figuren und Gegenständen kann man interagieren?
(6) Moralische Spielentscheidungen – Welche Spielentscheidungen sind vorhanden, die die Moral des/der Spielers*in fordern?
(7) Grafik – Was nimmt der Spieler von den Spielerlebnissen wahr?
(8) Gegner – Wie werden die Gegner durch den Computer gesteuert?

Die Spielmechanik umfasst also zum einen die Fortentwicklung der vorhandenen Spielwelt und zum anderen Informationen, die der Spieler selbst eingeben kann (Bewegung etc.) sowie die Informationen, die der Spieler selbst vom Spiel erhält.

Was ist Narration?

Zur Narration zählen die Erzählweise und die Geschichte an sich. Also was passiert im Spiel und wie oder von wem wird diese Geschichte erzählt? Gibt es einen direkten Erzähler oder wird einem die Geschichte durch die Dialoge oder andere Stilmittel vermittelt. Die Narration ist nicht im jedem Spiel gleich stark ausgeprägt, da sie bei manchen Genres wichtiger ist, als bei anderen. Schauen wir uns beispielsweise Tetris oder Candy Crush an, sehen wir, dass es nur einen geringen bis gar keinen narrativen Anteil gibt. In anderen Spielen, wie zum Beispiel Life is Strange oder Final Fantasy, ist die Geschichte des Spiels hingegen sehr entscheidend. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Narration mit der Spielmechanik harmoniert, da die Narration durch die Spielmechanik gestärkt wird, wodurch der Spieler besser ins Spielerlebnis eintauchen kann.

Was ist ein Interface?

Unter Interface versteht man die Benutzeroberfläche eines Spiels. Dazu zählt beispielsweise die durch die Spielmechanik festgelegte Steuerung des Spiels oder eines Charakters. Das Interface dient also als Schnittstelle zwischen den kognitiven (manchmal auch körperlichen) Aktionen der Spielers*innen und der unmittelbaren Folgeaktion in der Spielwelt. Zum Interface gehören auch zusätzliche Informationen, meist Statusanzeigen, die dem/der Spieler*in visuell vermittelt werden und nicht direkt zur virtuellen Spielwelt gehören. Diese werden über ein sogenanntes Head-up-Display angezeigt. Die Informationen werden eingeblendet, damit der/die Spieler*in besser auf die jeweiligen Situationen reagieren kann. Dazu zählen beispielsweise Tipps mit wem man interagieren kann, die Anzeige, wie viele Leben man noch besitzt oder wie viel Zeit einem noch für ein bestimmtes Level bleibt. Das Interface beinhaltet insgesamt also alle Möglichkeiten, wie der/die Spieler*in Einfluss auf das Spiel nehmen kann.

Was ist ein Paper Prototyp?

Prototypen helfen im Gamedesign das Spielkonzept modellhaft zu testen. Der Prototyp beinhaltet dabei die spielrelevanten Inhalte, um zu überprüfen, inwiefern diese noch fehlerhaft sind und optimiert werden müssen. Dabei gibt es verschiedene Verfahren von Prototyping. Ein Verfahren, dass auch im Projekt game group eingesetzt wurde, ist das Paper-Prototyping. Es ist ein sehr preiswertes, schnell umsetzbares und technisch einfaches Verfahren, um die Bedienbarkeit eines Spiels zu testen. Denn die Entwicklung eines Spiels ist eine sehr komplexe Aufgabe und ein Paper-Prototyp kann bei diesem Schritt helfen, indem das gewünschte Interface zunächst einmal auf einem Blatt Papier skizziert oder dreidimensional gebaut wird. Der Vorteil ist also, dass in einem frühen Stadium der Entwicklung die Inhalte des Spiels von Test-Benutzern*innen getestet werden können, ohne zu diesem Zeitpunkt einen konkreten Programmcode entworfen zu haben. Dadurch wird die stetige Überarbeitung des komplexen Programmcodes verhindert und Fehler können bereits beim Paper-Prototyping entdeckt und beseitigt werden. Die Verwendung von Papier als Material des Prototyps garantiert neben den sehr geringen Anschaffungskosten auch eine hohe Flexibilität bei der Testphase, wodurch Softwareprojekte planbarer und durchführbarer werden.

Akteure und Aufgabenbereiche

Da die Entwicklung eines Spiels viele unterschiedliche Kompetenzen und Anforderungsbereiche erfordert und die Herstellung für eine große Masse angestrebt wird, ist es heutzutage oft nicht mehr möglich, dass nur eine Person ein komplettes Spiel ganz allein entwickelt. Deshalb wird in der Spielentwicklung zwischen unterschiedlichen Arbeitsbereichen unterschieden. Je nach Größe des Entwicklungsstudios übernehmen Mitarbeiter*innen dann auch zwei oder mehrere dieser Arbeitsbereiche. So agieren Gamedesigner*innen häufig auch als Produzent*innen. Insgesamt ist eine gute Organisation und Kommunikation innerhalb der Arbeitsbereiche unerlässlich. Folgende Bereiche gehören bei der Entwicklung eines Spiels dazu:

Produzent*innen

Produzenten*innen beschäftigen sich mit der Organisation und Finanzierung des Projekts. Das Einhalten von Vertragsvereinbarungen und die organisatorischen Produktionsschritte überwachen die Produzenten*innen genau. So vermeiden sie einen Vertragsbruch oder den zeitlichen Verzug bei der Entwicklung des Spiels.  Bei wichtigen und kritischen Entscheidungen nehmen sie auch direkten Einfluss auf das Spieldesign. Die Organisation der Spielveröffentlichung über den Publisher (Unternehmen, das Computerspiele vertreibt) wird außerdem von Produzenten*innen übernommen. Dazu zählt beispielsweise die Garantie dafür, dass der vereinbarte Erscheinungstermin für das Spiel eingehalten wird.

Grafiker*innen und Modeller*innen

Grafiker*innen erarbeiten die grafischen Inhalte des Spiels, die später von der Engine darstellt werden soll. Engine bezeichnet einen spezielles Programmiergerüst, das den Spielverlauf steuert und visualisiert. Die grafische Qualität und die Atmosphäre des Spiels sind die Teile der Spielentwicklung, die der/die Grafiker*in enorm beeinflussen kann. Dafür hat er auf die direkte Entwicklung der Spielmechanik eher weniger Einfluss.

3D-Spiele werden hingegen zum größten Teil von sogenannten Modellern grafisch erstellt. Mithilfe eines Modellierungsprogramms lassen sie dreidimensionale Objekte entstehen. Diese Objekte sind im späteren Spiel dann zum Beispiel Spielfiguren oder Ausrüstungsgegenstände. Bevor sich diese Modellierungen jedoch im Spiel so bewegen, wie wir es kennen, müssen sie animiert werden. Jeder Modeller spezialisiert sich auf einen bestimmten Aufgabenbereich. Dabei kann er sich zum Beispiel zwischen der Modellierung von Menschen, der Modellierung von nicht-lebendigen (statischen) Objekten oder der Animation der Modellierungen entscheiden.

Programmierer*innen

Das Spielkonzept, dass von dem/der Gamedesigner*in erstellt wurde, wird anschließend von Programmierern*innen in einen Programmcode umgewandelt. Dabei arbeiten Gamedesigner*innen und Programmierer*innen eng zusammen, weswegen es wichtig ist, dass Gamedesigner*innen die Sprache eines/einer Programmierers*in und seines/ihres Programms verstehen. Die Programmiersprache bei Computerspielen ist häufig C++, teilweise finden aber auch leichtere Programmiersprachen, wie Lua oder Python, ihren Einsatz. Vorteil an den leichteren Sprachen ist, dass Gamedesigner*innen und Leveldesigner*innen leichter einen direkten Einfluss auf die Spielmechanik erhalten. Neben dem eigentlichen Spiel entwickeln Programmierer*innen auch Tools, Plug-Ins oder andere kleine Programme, die für die Entwicklung oder die spätere Verwendung des Spiels benötigt werden.

Leveldesigner*innen

Wie der Name schon andeutet erstellen Leveldesigner*innen die Spielwelt innerhalb der verschiedenen Level. Neben der reinen geometrischen Gestaltung, achten sie stark auf die Beleuchtung und die klangliche Untermalung der virtuellen Spielwelt. Die Level gestalten sie mit sogenannten Leveleditoren. Häufig sind in den Level auch vordefinierte Ereignisse eingebunden, zum Beispiel das Verhalten eines Gegners oder die Belohnung, wenn man einen bestimmten Punkt erreicht. Deshalb greifen Leveldesigner*innen auch direkt in die Spielmechanik ein. Diese Daten werden dann mit einfachen Skriptsprachen (z.B. Lua oder Python) erzeugt.

Komponist*innen und Sounddesigner*innen

Damit die Spieler*innen komplett in die Spielwelt eintauchen und das Spielerlebnis in vollen Zügen genießen können, ist die Untermalung des Spiels mit Musik und Sounds sehr wichtig. Die technische Entwicklung ermöglicht es Komponisten*innen heutzutage viel aufwendigere und vielfältigere Musikstücke für ein Computerspiel zu schreiben. Früher wurden die Stücke meist digital erstellt, heute werden sie von echten Musikern*innen und teilweise sogar von einem ganzen Orchester eingespielt.

Sounddesigner*innen erstellen alle Klänge innerhalb der Spielwelt, wie Geräusche von Charakteren, Fahrzeugen oder Tieren. Dazu verwenden sie entweder reale Sounds oder sie designen die Geräusche selbst, wenn diese in der realen Welt nicht vorhanden sind (z.B. das Starten eines Raumschiffes)

Komponist*innen und Sounddesigner*innen erarbeiten also einen sehr wichtigen Schritt bei der Spieleentwicklung, indem sie Musik und Sounds erstellen, die die Stimmung im Spiel zusätzlich verstärken und so das Spielerlebnis positiv beeinflussen.

Autor*innen

In den letzten Jahren wurden Hintergrundgeschichten und realistische Charaktere in Computerspielen immer wichtiger. Deshalb haben Autor*innen in der Spielentwicklung verstärkt einen Platz gefunden. Gerade in Online-Spielen (z.B. Online-Rollenspiele) werden Autoren eingestellt, die die Aufgabenstellungen und Dialoge im Spiels verfassen. Vor allem bei Spielen mit einer sehr großen Anzahl von Spielern*innen ist eine lückenlose Spielgeschichte sehr wichtig, damit im Verlauf des Spiels keine Fehler bei der Spiellogik auftreten.

Betatester*innen

Betatester*innen testen die Betaversion des Computerspiels. Die Beta-Version ist eine Vor-Version des Spiels, die teilweise auch noch nicht vollständig ist. Beim Test dieser Version können die unabhängigen und anonymen Betatester*innen bereits kleine Programmier- oder Designfehler erkennen, die die Spielbalance des Spiels verändern oder zu Abstürzen führen können. Diese Fehler würden sonst erst in der Praxis nach der finalen Veröffentlichung des Spiels (Release) erkannt und behoben werden. Ein Betatest ist bei der Spielentwicklung daher sehr wichtig.

Projektmanagement/Organisation

Die Organisation und Prozessmanagement des Projektes sind bei der Spielentwicklung besonders wichtig, da viele unterschiedliche Arbeitsbereiche und dadurch viele Mitarbeiter*innen vorhanden sind. Deswegen ist es wichtig, dass ein*e Organisator*in alle Prozesse der Spielentwicklung im Blick hat. Dazu gehören:

(1) Steuerung der einzelnen Prozesse, z.B. durch Vorgaben oder Zeitfristen
(2) Überprüfung der Umsetzung – z.B. kann die Umsetzung verbessert werden?
(3) Kontrolle von wiederkehrenden Aufgaben – Was kann beim nächsten Mal besser gemacht werden und was war gut?

Marketing

In den Bereich Marketing fällt die Vermarktung des entwickelten Spiels, also die Aufgabe das Spiel so zum Verkauf anzubieten, dass es die potenziellen Käufer*innen anspricht. Dies sollte nicht erst geschehen, wenn das Spiel fertig produziert wurde. Bereits während des Entstehungsprozesses kann für das Produkt geworben werden. Eine Möglichkeit dafür sind kleine Trailer, die einen Einblick in das Spiel liefern und den möglichen Käufer neugierig machen. Je näher das Erscheinungsdatum (Release) des Spiels rückt, umso mehr Werbung sollte für das Spiel gemacht werden, damit es von möglichst vielen Menschen gekauft wird.

Communitymanagement

Die Nutzer*innen von Computerspielen kommunizieren und versammeln sich immer mehr online. Deswegen sollten auch Spieleentwickler*innen mithilfe eines guten Communitymanagements in Kontakt mit ihrer Online-Community bleiben. Sie bieten ihren Spielern*innen dadurch einen Raum, in dem sie sich über das Spiel austauschen und eine Gemeinschaft bilden können. Außerdem erfahren so auch die Spieleentwickler*innen, welche Rückmeldung ihr Spiel erhält und ob noch Fehler zu beheben sind. Im Gegenzug liefern die Spieleentwickler*innen ihren Spielern neue Informationen, wie beispielsweise die Bereitstellung eines neuen Updates, das bestimmte Fehler behebt oder neue Funktionen ermöglicht.

Durch die Entwicklung einer Online-Community können Spieleentwickler*innen also das öffentliche Gespräch über ihr Spiel erhöhen, ihre Zielgruppe erweitern, Weiterempfehlungspotenziale wecken und die Gemeinschaft ihrer Nutzer stärken.

 

Quellen: LMU - Medienwiki - Youtube - btk-fh - Wikipedia