A.B.K – YouTuber-Dossier

08.01.2018 | Forschung

Zeichnung eines Mannes mit Bart, der eine Baseballcap trägt. Die Zeichnung bildet den YouTuber "A.B.K." ab.

In der Monitoringstudie wurden im Sommer 2017 vierundzwanzig exemplarische Youtuberinnen und Youtuber analysiert, die in der Altersgruppe der Zehn- bis Vierzehnjährigen populär sind. Die Analyse-Ergebnisse werden im Short Report Nr. 4 vorgestellt. Hier im Blog finden sich Dossiers zu ausgewählten Youtuberinnen und Youtubern.

A.B.K

Wie viele Kanäle hat A.B.K mit welchen Genres/Schwerpunkten?

Viele Youtuberinnen und Youtuber betreiben mehrere mit einander vernetzte Kanäle gleichzeitig. Dafür kommen von Fall zu Fall unterschiedliche Gründe in Frage, z.B. unterschiedliche Zielgruppen oder auch unterschiedliche Kooperationspartner.

  • B.K: Genre Comedy, Schmähungen gegen andere Youtuber, seit 2007, 111.230 Abonnenten am 24.07.2017
  • A.B.K Backup: Unboxings, Aufzeichnungen aus einem Stream und Videos, in denen er sich parodistisch als neuer Lehrer vorstellt. Diesen Channel hat A.B.K nach eigener Aussage erstellt, weil er befürchte, dass sein Hauptchannel gesperrt werden könnte.

Wie ist sein Auftreten, wie könnte man seinen Stil beschreiben?

A.B.K‘s Selbstinszenierung hat vermutlich humoristischen Anspruch. Er stellt sich als „Kanake“ mit marokkanischem Migrationshintergrund dar, streut gelegentlich arabische Worte oder Sätze ein. Er verwendet oft Slang-Ausdrücke, sexualisierte Beleidigungen, Rassismen und Fäkalsprache. Häufig macht er sich grob abwertend über Videos anderer Youtube-Kanäle lustig, was zu Streitigkeiten mit diesen Youtubern führt. Dabei gibt er sich gelegentlich den Anschein ärgerlicher Erregtheit, die teilweise sehr überzeugend wirkt. In seinen Videos bleibt offen, ob es sich bei seiner Art der Selbstdarstellung um ein authentisches Auftreten handelt oder inwieweit er lediglich eine Rolle verkörpert, die das Klischee eines (spät-)pubertierenden Ghettobewohners mit schlechten Umgangsformen bedient, um durch die Verletzung von Benimmregeln und Streitigkeiten Aufmerksamkeit zu generieren. In vielen Passagen ist seine Selbstinszenierung hinsichtlich ihres Realitätsgehalts nur schwer einzuordnen, so auch dann, wenn er über seine persönlichen Verhältnisse spricht. Insgesamt fällt es schwer nachzuvollziehen, wie er sich in Bezug auf das von ihm inszenierte normverletztende Verhalten und seine Rolle positioniert. Seine Videos sind ohne Aufwand und mit schwankender Bild- und Tonqualität produziert. Als humoristisches Element sind gelegentlich Szenen aus TV- Sendungen in die Videos geschnitten.

Thematisierung von Youtuber sein, berühmt sein/berühmt werden

Er betont in einigen Videos, wie wichtig ihm der Gelderwerb durch YouTube ist und erwähnt, dass große Firmen wie Nintendo seinen Kanal aufgrund des „Kanaken“-Contents nicht zu Werbezwecken nutzen möchten. Er begründet seine Motivation mit YouTube Geld zu verdienen mit der schwierigen finanziellen Lage seiner Herkunftsfamilie. Gleichzeitig behauptet er, er wolle nicht „in diese Business-Schiene rutschen“, denn Geld verderbe den Charakter. Er sei – im Gegensatz zu anderen Youtubern – ehrlich und bitte um Spenden, während andere Youtuber sich dies nicht trauten und nicht zugäben, dass sie keine Lust hätten arbeiten zu gehen und lieber den ganzen Tag auf YouTube herumhingen.

Thematisierung der Vorbildrolle als Youtuber, der Verantwortung gegenüber dem (jungem) Publikum

Zur Vereinbarkeit seines YouTube-Kanals mit seiner Lehrerrolle äußert er sich dahingehend, dass die Schülerinnen und Schüler seine YouTube-Aktivität schätzen und er dadurch großen Einfluss auf die Heranwachsenden habe. Außerdem würden Heranwachsende mehr verstehen als man gemeinhin annehme und nicht alles nachahmen, was sie in den Medien sähen. So sagt er wörtlich: „Ich scheiß auf Vorbildfunktion, als ob Kinder so dumm sind und alles so ernst nehmen. Du [an DaniTheGreek gerichtet] denkst auch wegen Deutsch-Rap gehen Kinder jetzt auf die Straße und knallen sich gegenseitig ab.“ (Video „Fast ANGEZEIGT von Danithedick !!! | A.B.K“)

Welche Risiken sind bei ihm relevant?

Sein Kanal eignet sich weder in Bezug auf sein persönliches Auftreten noch in Bezug auf den respektlosen Umgang mit anderen Youtuberinnen und Youtubern als Modell für Heranwachsende. Da er in der Schwebe lässt, inwieweit seine rassistischen und sexistischen Äußerungen und schlechten Umgangsformen ironisch gemeint sind und wie er sich selbst zu rassistischen Haltungen positioniert, besteht ein gewisses Risiko, dass Heranwachsende diese Normverletzungen als legitimes Mittel zur Herstellung von Aufmerksamkeit, wenn nicht gar als legitime Position verstehen. Auch sein provokativer und abwertender Umgang mit anderen Kanalinhabern kann nicht als positives Modell dienen.

Was ist sonst noch an ihm besonders hervorzuheben?

Während des ACT ON!-Analyse-Zeitraums arbeitet A.B.K im Rahmen seiner Lehramtsausbildung an einer Realschule in Wuppertal, was er auch in seinen Videos thematisiert. In einem Video prangert er an, dass ein anderer Youtuber publik gemacht habe, an welcher konkreten Schule er arbeite. Er sieht darin eine Verletzung seiner Privatsphäre. Kurz nach Abschluss der ACT ON!-Analyse hat A.B.K ein Video veröffentlicht, in dem er beklagt, dass ihm seine Arbeit an der Schule aufgrund seiner YouTube-Aktivitäten gekündigt worden sei.

Wie ist er mit anderen Youtubern verbunden?

Er betreibt unter anderem ein Format, in dem er sich über andere – vorwiegend junge Youtuber – in beleidigender Weise lustig macht. Eine direkte Verbindung zu anderen Youtubern, beispielweise über Agenturen oder Netzwerke, ist nicht ersichtlich, jedoch scheint er mit anderen Kanälen hauptsächlich Streitigkeiten auszufechten (u.a. DaniTheGreek, ViscaBarca). Indem er damit die Aufmerksamkeit des Publikums der jeweils anderen YouTube-Kanäle gewinnen kann, nutzt er eine bekannte Strategie zur Generierung höherer Klickzahlen. Es ist nicht rekonstruierbar, ob und in wie weit die Streitigkeiten auf Absprachen zur gegenseitigen Popularitätssteigerung beruhen. Zumindest erwähnt A.B.K, dass unbekannte Youtuber ihn anbettelten, er möge ihre Videos kritisieren, damit sie bekannter würden.

Team ACT ON!